2020
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theorie[37] Comments 12. Feb 2020 13:45

Da wird mir immer schwindlig. Wie muss es erst Lesern ergehen, die sich zurecht über die Dreistigkeit von Amtsträgern erregen und dann hier zu lesen kriegen, das sei alles irrelevant. Wir müssen reden. Nicht zuletzt über erstens die allgemeine Entwicklung und zweitens über die Personalie Friedrich Merz – um dann noch meine zähe Kritik am Humanismus durchzukauen. Kommt, das kriegen wir hin!
Augenrollen! Ist POTUS Trump noch ein Beispiel oder so etwas wie das Gegenteil – der Beleg dafür, dass man immer mit allem rechnen muss und im nächsten Moment schon mit dem Gegenteil? Ich möchte hier eine alte These gelten lassen: dass das System nicht zufällig korrumpiert, sondern programmgemäß und dass mit fortdauernder Krise das Zerbröseln der Säulen ‘normal’ ist. Trump ist Symptom dafür, dass der Extremismus der ‘Mitte’ die Hülle der Zivilisation absprengt. Es geht um Macht. Die wird für viele umso attraktiver, je rücksichtsloser und absurder sie genutzt wird.
Der schon wieder
Gesittet hingegen geht es noch im deutschen Vaterland zu, das gehört sich so und hat es als Vorbild bis nach Hollywood geschafft – in der Figur von Hans Landa, dargeboten von Christoph Waltz. Dies als Stimmungsbild. Bei uns sind sie adrett und sachlich, bar hinderlicher Emotionen, wenn es darum geht, die allseits geschätzten schmerzhaften Entscheidungen® zu treffen. Der Ton ist ruhig, der Anzug sitzt, ein calvinistischer Hintergrund von großem Vorteil. Juristenfamilie, nicht weit vom Stamm, bestens vernetzt. Karriere vorprogrammiert. Willkommen bei Bundeskanzler Friedrich Merz!
Passend ist diese ‘Personalie’ schon, weil sie sich bei allem Ehrgeiz, der seine Nähe zur Eitelkeit nicht verbergen kann, daherkommt, als sei sie keine. Es geht nie um ‘ihn’, sondern immer ums Ganze, Wohlstand, Arbeitsplätze, Vaterland. Was er nicht weiß: Er ist tatsächlich nicht mehr als ein Produkt, austauschbar, aber man nimmt am liebsten die, deren Züchter man kennt. Beste Hard- und Software, man weiß genau, welches Dann auf ein Wenn folgt.
Was hinten rauskommt
Ich finde diese Beispiele sehr geeignet für den Grundgedanken, dass es keine Personen gibt, die Einfluss haben auf die relevanten Entscheidungen in Politik und Wirtschaft. Es sind die Rahmenbedingungen, innerhalb derer Spielräume schon immer eng sind und sich weiter verengen. Clowns wie Trump sind nur scheinbar ein Gegenbeleg. Was sie vielmehr belegen, ist dass der ganze Zinnober und die Masken verzichtbar sind. Da erhebt sich einer über alle Regeln, zuerst die des Anstands, und was ändert es? Nach dem adretten eloquenten Schwarzen ein alter weißer Trampel. Wo ist der Unterschied jenseits der Ästhetik?
Nur ein Humanismus, der sich nie von seinen religiösen Wurzeln hat befreien können, kann hier suggerieren, irgendeine Instanz ‘Mensch’ hätte einen entscheidenden Einfluss auf den Lauf der Welt. Was sind die Wechsel von Bush zu Obama zu Trump gegen die Kontinuität von Guantanamo und den Krieg gegen den Teil der muslimischen Welt, der sich nicht mit Dollars hat kaufen lassen? Was ist Warren Buffet in Zeiten einer Sturmflut von Kapital auf der verzweifelten Suche nach Profit? Was sind sogenannte “Sozialisten” in einer vollautomatischen Produktion? Der Mensch – das Maß aller Dinge?
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politik[42] Comments 07. Feb 2020 19:57

Jetzt geht es ums Ganze. Köpfe müssen rollen, Posten neu besetzt werden. Die Richtigen ans Ruder, am besten ein starker Mann! Lindner schwächelt, aus dem Hintergrund könnte Kubicki schießen. Kemmerich ist nicht zu halten. Wer ist Kemmerich? Kramp-Karrenbauer hat ihre Autorität verspielt. Welche Autorität? Können Walter-Borjans und Esken Vorsitz? Welcher Partei überhaupt? Droht im März der Merz? Worüber lacht Habeck? Und wo ist schon wieder Behle, wenn er dringend gebraucht wird?
Habe ich eigentlich schon einmal nach einer Analyse gefragt? Einer Situationsbeschreibung wenigstens? Der Benennung eines Problems, wenn schon nicht dessen Lösung? Ja? Dauernd, penetrant und wiederholt? Und warum macht das dann niemand? Wir schalten kurz um auf die letzten Zuckungen der besseren Zeiten, unmittelbar vor der Zombieapokalypse: Es ward der wunderbare Spruch: “Universe is such a strange place (Das Universum ist so ein seltsamer Ort)”. Es war in Star Trek, Urheber der HoloDoc, das Hologramm eines medizinischen Notfallprogramms. Er erschien zunächst stets mit der Aufforderung: “Bitte nennen Sie die Art des medizinischen Notfalls! (“Please state the nature of the medical emergency)!”.
Hängt sie!
In einer zeitgemäßen, zumal deutschen Serie müsste er nach Schuldigen fragen, harte Konsequenzen fordern (die niemals folgen) und aus der Situation den für ihn größten Vorteil schlagen. Dabei winkte ihm der größte Erfolg, wenn das Schiff brennend und die Crew halbtot auf ein Schwarzes Loch zu taumelten. Ich weiß, dass die Analogie spätestens in dieser Szene aufhört, eine zu sein, aber wer will sich denn noch mit der Realität befassen, die für eine halbwegs seriöse Fiktion einfach nicht mehr taugt?
Das Desaster in einem der fünf neuen Schrottländer könnte im Rahmen dessen, was hier als “Politik” firmiert, nicht größer sein; mit nur einem wenig Abstand betrachtet, ist es aber nicht einmal ein Problem. Es ist eine bescheuerte Debatte um irrelevante Personen, symbolische Handlungen und Symptome, derer es nicht mehr bedurft hätte, um die Krankheit zu diagnostizieren.
Da ist kein Monster …
Ohne in eine raffinierte Differenzialdiagnose einzusteigen, also auf einem Niveau, das auch solche Mediziner erreichen, deren Eltern sie durch das Gymnasium gepeitscht und in den Kittel gezwungen haben, lässt sich doch erkennen: Das politische System ist in einer unumkehrbaren existenziellen Krise. Alle Korrekturen sind mithin darauf angewiesen, dies zu (an)erkennen und sich auf die Suche nach Ursachen und Alternativen zu begeben.
Dem steht freilich im Wege, dass die ökonomischen Grundlagen, sprich, der fucking Kapitalismus und die damit einhergehende Krisenverschärfung aka “Parlamentarische Demokratie” nicht ausgesprochen, nicht angesprochen und schon gar nicht infrage gestellt werden dürfen. Allein deshalb wären sie schon nicht zu retten. Ich sitze also im Restaurant am Ende des Universums und schaue der Welt beim Untergang zu. Mal sehen, was danach kommt.

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kollateralschaden[29] Comments 03. Feb 2020 16:21

Einmauern, das Pack, und Ruhe ist!
Ich bin sicher, da wird eine Menge übertrieben – was die akute Lage nicht besser macht. Die Medienindustrie hobelt sich nicht nur einen auf der Gruselharmonika, sie greift wie immer alles auf, aus dem sich ein wenig Affekt, Empörung, Betroffenheit quetschen lässt. Einzelfälle werden an die so produzierte Öffentlichkeit gezerrt, umso höher, je abstruser das Verhalten der Irren sich gestaltet, die man da vorführen kann, Es bedarf dabei – weniger noch als allgemein schon üblich – auch keiner Fakten; Gerücht reicht völlig aus, ‘Berichte’ Einzelner, die gar nicht prüfbar sind
Wovon redet der Mann? Von der neuen Pest zunächst. Obwohl jeder weiß, dass die Grippe gefährlicher ist – wenn auch nicht für den einzelnen Infizierten, wird das Kranzvirus behandelt wie eine Mischung aus Ebola und Schnupfen – tödlich und unentrinnbar ansteckend. Es ist weder noch. Dazu hatte ich mich bereits in ausreichender Länge geäußert. Es kommt jetzt aber ein Aspekt hinzu: Die Metaebene lässt sich nämlich auch noch ausschlachten.
Herrenrasse bedroht
Alles, was irgendwie chinesisch sein könnte, vor allem jeder, der irgendwie asiatisch aussieht, ist vermeintlich verdächtig. Herrlich! Die dümmsten Vollidioten unter den zeitgemäßen Rassisten geraten in den Fokus – als Story über das Böse, das “Dastutmannicht”. Wie dämlich sind sie aber auch – ein Effekt, der gern mitgenommen wird: das Besserwissen der Anderen – dass sie nicht erkennen, was sie da tun! Alle Asiaten zu verdächtigen, ist (mathematisch) wie alle Menschen zu verdächtigen, nur dass die® halt anders, ähnlich, alle gleich, eben aussehen wie diese verkeimte Rasse eben aussieht. Wohl ungewollt aktuell ist daher diese wunderbare Anleitung zum Faschismus.
Die Gelegenheit, auf eine vermeintlich homogene Gruppe herabzublicken, ergibt sich hier gleichermaßen für die Rassisten wie für das genau so abgerichtete restliche Konsumentenvolk, das sich von Medien zur Freakshow bitten lässt. Guckt euch das an, was für Idioten! Das sind bei anderer Gelegenheit diejenigen, denen man unter denselben Bedingungen zustimmt, so lange es eben das Urteil über Gruppen betrifft, denen man nicht angehört. Mit solchen Affekten und Konditionierungen lässt sich Aufmerksamkeit, sprich: Profit machen. Man könnte die Angelegenheit auch sachlich betrachten, als lösbares medizinisches Problem. Wie langweilig!
So wie es die andere mit dem Umstand befasste Industrie tut, ganz kühl und kalkulierend: Die Pharmaindustrie, deren Vertreter sich den Scharen derer anschließen, die Satiriker und Literaten endgültig überflüssig machen. Es gibt ein Recht auf Profit, soundso muss eine Marge aussehen bei der und der Investition, so berechnet sich auch der Preis fürs Leben. Wir wollen aber mal nicht so sein, ein paar Glückliche lassen sie am Spiel teilnehmen. Lebensnotwendige Medizin per Lotterie oder eben gegen Cash – für Millionäre. Das Perverse daran ist das Normale daran. Gemeinhin kann sich etwa ein Bundesbürger das Überleben leisten. In anderen Teilen der Welt hingegen sterben sie massenhaft an unseren Eigentumsrechten. Aber wen interessieren schon Afrikaner? Das ist Alltagsrassismus, millionenfach tödlicher.

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politik[16] Comments 31. Jan 2020 14:12

Ein ganz interessantes Thema reißt Epikur heute an, er nennt es “Angst und Macht”. Man könnte sicher mehrere Bücher darüber schreiben. Meine Erfahrung mit dem Schlimmsten hat mich unter anderem gelehrt, dass erstens die Ängste des Alltags plötzlich sehr klein werden und zweitens selbst der Tod eine Herausforderung ist, der man sich stellen kann. Ich schrieb den Artikel damals nach Uenas Krebsdiagnose, dem ersten in einer Reihe von Todesurteilen.
Der Angst, zumal wenn sie Gewissheit wird, aufrecht zu begegnen, ist für mich eine der wichtigsten Fähigkeiten – oder zumindest Bemühungen. Sich klein zu machen, endet in der totalen Ohnmacht. Deshalb reagiere ich auch – übrigens auch schon vor dieser Erfahrung – allergisch auf Versuche, Menschen klein zu machen oder zu halten. Dies ist auch Verbunden mit der Konstruktion von ‘Safe Spaces’. Die Illusion von Sicherheit ist kaum besser als die Forderung danach. Eine ‘sichere’ Gesellschaft ist organisierte Paranioa. Die Menschen aka Bürger werden darin infantilisiert – wie die Kinder muss man sie schützen (am Ende vor sich selbst), behüten, bewachen und bevormunden.
Kniet nieder
Der Gipfel dieser perfiden Strategie hat eine Formel: “Ein Teil dieser Antworten würde die Bevölkerung verunsichern.” Eine so kranke Ansage kann nur von einem Innenminister kommen, insbesondere einem deutschen. Hintergrund war die Absetzung eines Fußballspiels wegen angeblicher Terrorgefahr. Wie ein kleines Kind, das von seinen Propellereltern vor der Wirklichkeit ‘geschützt’ wird, deren Wirkung davon nicht beeinflusst wird und für die jede Begründung dem Unheimlichen weicht, spielt hier ein Minister dieses Spiel gleich mit der gesamten Bevölkerung.
Diese besteht freilich aus erwachsenen Menschen, gegenüber denen er sich zu verantworten hat. Geheimniskrämerei im Angesicht einer – wie es ja wörtlich heißt – “abstrakten Bedrohungslage” setzt die Behörden, die solchen Spuk für überwachungsstaatliche Maßnahmen benutzen, in den Stand, jegliche Kontrollen zu umgehen. So wurde bislang noch jede Diktatur aufgezogen. Der staatliche Übervater reißt die Handlungskompetenz an sich, um eine finstere Bedrohung abzuwenden. Dass de Maizière es fertigbringt, von einer drohenden Verunsicherung zu faseln, die er damit erst auslöst, ist der Dummdreistigkeit geschuldet, die fehlende Kompetenz durch Eifer kompensiert.
Dergleichen findet in der Regel deutlich subtiler statt, nicht nur ‘politisch’, sondern auf vielen Ebenen. An der Schnittstelle zum Alltag der Massen hat der Staat ein Angstregime errichtet, das mit dem Namen “Hartz” verbunden ist. So schwierig es ist, dem zu widerstehen, so notwendig ist es, denn hier sprießt der Keim der Diktatur besonders gut. Solidarität tut Not, und vielleicht ist der Tod der SPD eine Chance dazu. Es kann ja nicht nur Arschlöcher wie die von der AfD geben, die gegen die Angst eine Hasskultur entwickeln.
p.s.: Nette Comedy zur zitierten und ähnlichen Pressekonferenzen (YT, ZDF).
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kunstlyriklamauk[30] Comments 27. Jan 2020 18:25

Abb.: SPD-Undercover-General Aikan al Barjan
Ich war am Wochenende im Fußballmuseum des FC Bayern München. Sehr interessant. Ich stand gerade in der Ecke, in der das Siegtor per Elfmeter der EM 1976 durch Uli Hoeneß gefeiert wird, als ich bemerkte, dass der Husten zurück ist. Ich dachte eigentlich, ich hätte die Bronchitis überwunden, aber es war offenbar doch noch nicht soweit. Alles spricht dafür, dass es etwas anderes ist: Corona (hier bitte schlimm dissonantes Gedudel einfügen)! Ich weiß nicht, wie lange ich noch habe.
Dabei hatte ich bislang alles überlebt: Vögelgrippe, Schweinegrippe, SARS und EHEC. Ich habe alles, was man braucht: Schutzimpfung, Schluckimpfung und Schluckschutzdämpfung, Tamiflu, Tetracyclin, Isocillin und Sulfonamid. Alles vergebens, jetzt ist es aus. Die Chinesen kommen und rotten uns aus mit ihren Viren. Das kann Putin und seinen Hackern ja nur bestens gefallen. Und dem Iran natürlich. In diesen Zeiten müssen wir fest zu unseren Bündnispartnern stehen.
Bald ist es geschafft
Die Verräterpartei hat derweil endlich einen Strohhalm gefunden, den sie zur Rettungsweste aufblasen kann (gebrochene Metaphern jetzt zum Sonderpreis bei Feynsinn – beim Kauf von dreien gibt es eine gratis!!). Als Gegenpol zur Christlichen Union werden sie Muslimische Partei. Erwischt hat sie dabei der Auschwitzkritiker und wissenschaftliche Rassologe Tilo Sarrazin, der damit ein grandioses Eigentor in den Knick genagelt hat. Püntes verpennt wie immer den Trend und ist in Sachen Konservativismus auf der Überholspur Richtung 70er Jahre unterwegs. Wer ist Püntes? Wo ist Behle? Hier werden die wichtigen Fragen gestellt.
Nachdem ich seit nunmehr einem Jahr außerordentlich hohen Kontakt zu werktätigen Menschen und – schlimmer noch! – ihren verkeimten weichverwöhnten Kackbratzen von Blagen – habe, komme ich zu dem Schluss, dass das kein Stück besser ist als im richtigen Leben (Internet). Damit bestätigt sich nur, was jeder Alien weiß, der beim Passieren der Milchstraße kurz einmal den hiesigen Rundfunk reindreht: Ich hasse doch – alle Menschen! Leider fehlt mir die Todesdröhnung Kill-o-Zappadoing, um den Planeten schnell mal amtlich zu desinfizieren. Aber das erledigt ihr ja eh gerade selber. Macht mal hinne!
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journalismus[11] Comments 24. Jan 2020 19:29

Der “Spiegel” hat ein geheimes! Netzwerk! enttarnt!, das auf Facebook mit Fake-Profilen arme Sünder, scheue Rehe und unschuldige arglose Nutzer manipuliert!!1! Puutiin! Uuhuhuhuu! Lässt auch keine drei Zeilen auf sich warten. Sie sind überall, die Schergen aus dem Darknet, die im Auftrag! des Bösen (Putin, Putin, Iran, China, Hacker) unsere schöne Demokratie mit Informationen zerstören.
Dabei knüpfen sie Kontakte, und zwar “offenbar“! – immerhin kann das ehemals um Nachrichten bemühte Magazin also darauf verweisen, eingeräumt zu haben, dass das ganze Getöse und Gefasel nicht etwa auf Informationen beruht, sondern – tadaa! auf Gerüchten. Offenbar, mutmaßlich, wie man aus Kreisen erfuhr, bla, blabla, blablabla.
Dessen Name nicht genannt …
Der Hammer, unerhört: Die Fake-Gestalten, die sich sich selbst ausdenken, erzählen Geschichten. Erfinden irgendwelche Hintergründe, die gar nicht stimmen, Charaktere, die nicht existieren, Ereignisse, die nicht stattgefunden haben, und zwar um dadurch authentischer zu erscheinen. Dieser Putin! Als nächstes (Trump wurde auch kurz erwähnt) kommt dann Erdogan, dann verschwindet der knallhart recherchierte Tinnef gnädig hinter einer Bezahlschranke; gerade rechtzeitig, ehe der Kopf totgelacht und -fazialpalmiert ein letztes Mal auf die Tastatur sinkt.
Die rundgelutschten Stereotypen böses Internet®, Fake News®. böse Böse® (PutinTrumpErdoganKim) sorgen bereits dafür, dass der Niveaulimbo unter der Türkante virtuos gelingt. Die schon aufreizende Distanzierung vom eigenen Geschwätz (offenbar®) liefert gleich das Geständnis dazu; fertig ist der dreiste Versuch, mit billigen Schauergeschichten Lesern die seriösen Medien® als Zuflucht vor dem bösen Wolf anzudienen.
Aber, Freunde, in diesem brutalen Brandanschlag auf harmlose Schädelbewohner akribisch die Methoden eines gewissen Claas Relotius auszubreiten, um sie Hui Buh in die Schuhe zu schieben, das ist so bescheuert, das knackt sogar den Bunker meines Oberstübchens, das statt von Hirnhaut längst von fingerdicker Hornhaut umsäumt wird. Ist nicht euer fucking Ernst. Hört auf, Leute, was soll denn dann Rosenmontag erst von euch kommen?
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kunstlyriklamauk[7] Comments 21. Jan 2020 19:41

In Januar 2005, mithin vor 15 Jahren, existierte dieses Blog noch gar nicht. Wieso eigentlich nicht? War ich nicht schon immer da? Also hier? nein, hier! Ach, egal. Ich stöbere mal wieder. “Auf den Tag genau vor ….” ist das Thema, und nämlich “… 13 Jahren” schrub ich einen der Sätze, die der Nachwelt ungelesen hinterlassen wurden. Selber schuld, bescheuerte Nachwelt, nimm das:
“Vor allem aber war Existenzialismus ein -ismus mit schwarzen Rollkragenpullovern, Gauloises rauchen und Filme gucken, die keinen Spaß machen.” Hättest du dir jetzt ein Philosophiestudium sparen können. Überhaupt: Wer will einen Bachelor in Philosophie? Absurd!
“… 10 Jahren” hat ein Internetverbrecher (klarnamenlos, anonym, aus dem Darknet) einen Kommentar hinterlassen mit Hinweis auf ein Youtubedingsbums, das nicht nur die Finanzmarktbankensubprimeeurokrise erklärt, sondern gleich auch schon mal den Klimawandel. Aliens versklaven uns erst und klauen uns dann unsere Meere. DANKE MERKEL!!!!¹¹¹° Die SPD hat damals übrigens vorgeschlagen, Alien-Weltherrschaft höher zu besteuern.
Das war vor Jaahren
“… vor sieben Jahren” war ich noch in der aufklärerischen Phase und habe meine Mitbürger über die Gepflogenheiten des deutschen Wahlrechts informiert:
“Wenn die Erststimme verloren geht, unleserlich wird oder aus anderen Gründen nicht gewertet werden kann, insbesondere aufgrund höherer Gewalt, klimatischer Störungen oder eines schweren Ausnahmefehlers, kommt die Zweitstimme zum Einsatz. Sie muss anders sein als die Erststimme, denn wenn die gewählte Partei selbst ausfällt (zum Beispiel durch Verbot oder Sterbefall), muss eine Vertretung gewährleistet sein.”
Heute würde ich das verständlicher formulieren. Und dann an mir rumspielen.
Einen Punkt auch für 2014: “Nun ist es schon dem Irrsinn schmiegsam nahe, Kindergärten als “Sozialleistungen” zu bezeichnen.” Dezent. Gnädig. Was bin ich doch ein geiler Typ gewesen manchmal. Hoffentlich habe ich an mir … das sind ürigens die Nachwehen der just überstandenen Bronchitis, die aus dem Tourettekeller die Reste von der nächsten Überschwemmung ange … äh, -schwämmt haben. Also mit dem Schwamm. Mit dem Schwamm anschwemmen. Keine Ahnung, warum. Muss ich das denn immer wissen?! Zitiert wird derzeit von einer Parallelinstanz der hiermit beschäftigten Neuronen ein Satz, der sowohl in “Schweigen der Lämmer” als auch in “Clerks” vorkommt. Und du kennst den auch noch, du Ferkel!
Mindestens so erotisch auch 2017: “Es dauerte aber nicht lange, bis der Reflex, das industriell perfektionierte ‘Argument’ und das virtuose Spiel der professionellen Lügner mit den Hormonen der Massen neue Dimensionen erreichten.” Party im synaptischen Spalt! Neurotransmitter in Lingerie. Sadomaso im zerebralen Bordbistro. Tempo, Tempo Tempo! Ich brauche jetzt dringend ein Bier.

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politik[32] Comments 16. Jan 2020 18:34

Schon oft wurde hier festgestellt, dass Sozialdemokratie gescheitert ist, weil sie beim Versuch, Kapital und Arbeit zu ‘versöhnen’, am Ende immer zum Kapital steht. Das ist aber gar nicht so, weil sie irgendwie böse oder moralisch korrupt wäre, nicht einmal ihre Bosse. Es liegt in der Struktur der Sache. Nun ist es leider so, dass Sozialdemokraten die Sozialdemokratie am wenigsten verstehen. Ihr Grundirrtum macht sie zu einer politischen Witzfigur.
Zwischen Arbeit und Kapital steht nach Ansicht der Sozen der Staat. Ein weiterer furchtbarer Irrtum. Wenn man sich gerade aktuell umschaut, wird das sehr deutlich. Die Nationalismen von den USA über die Türkei, Ungarn bis hin zu Deutschland weisen darauf hin, was der moderne Staat eigentlich ist, nämlich vornehmlich ein nationales Vehikel zur Vertretung von Interessen, die wiederum zuerst die des Kapitals sind. Leuchtende Beispiele dafür: die Politik “America First” mit Frackinggas, Schwerindustrie, Strafzöllen und ‘Sanktionen’, aber auch die ‘Deutsche Autos zuerst’-Politik der Bundesregierungen.
Schland First
Dass ein Feigenblatt namens “Klimapaket” noch kritisiert wird, weil es “der Wirtschaft” schade, versteht sich von selbst. Deutschland über alles; unsere schönen Exporte verteuern sich! Die Kumpanei bei Manipulationen in der Autoindustrie, ständige Flugbegleiter der Bundesregierung aus der Industrie – es gibt erstens keine Unabhängigkeit des Staats vom Kapital und zweitens schon gar keine Gegnerschaft.
Die aber wäre Voraussetzung für die Kontrolle des Staates über Wirtschaft, für das Einhegen® derselben, für wirksame Regulierungen. Das kapiert die Sozialdemokratie aber nicht, dass es hier die Strukturen sind, die Machtverhältnisse, die Bedingungen für das Mögliche und Unmögliche, die jedwede Kontrolle verhindern. Sie glauben lieber an den Weihnachtsmann, es fehle nur der politische Wille®, man müsse diesen nur herstellen. Unsinn. Selbst wenn ihn alle Beteiligten hätten, würde das noch immer an den Strukturen scheitern.
Immer dieselbe Wand
Die Kontrolle der Wirtschaft durch den Staat kann nur funktionieren, wenn dieser jene an sich reißt. Ein autoritärer Staat, wie ihn Steinzeitkommunisten fordern, kann das, und selbst der holt sich die Pest ggf. durch den Außenhandel ins Haus. Ein politisches Vehikel, das Kapitalismus ausdrücklich fördert und aus ästhetischen Gründen umbenennt (soziale Marktwirtschaft®, my ass!) wird aber durch das Kapital kontrolliert, nicht umgekehrt. Das zeigt nicht zufällig alle Erfahrung.
Deshalb ist Sozialdemokratie gescheitert, und zwar zum drölften Mal. Ihr könnt das endlich zur Kenntnis nehmen und euch überlegen, was daraus folgt; welcher Strukturen es bedarf, um politisch wenigstens die furchtbarsten Entwicklungen verhindern zu können – oder ihr könnt das tote Pferd “man müsste nur wollen” weiter reiten, getreu dem Motto: Ich bin ein Teil von jener Kraft, die stets das Gute will und stets das Böse schafft.

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politik[16] Comments 14. Jan 2020 15:18

Foto: Bundesarchiv, B 145 Bild-F054975-0011 / Gräfingholt, Detlef / CC-BY-SA 3.0
Tomasz Konicz benennt einige schwere Symptome des Zerfalls einer Parlamentarischen Demokratie in den USA. Er nennt es “Oligarchie im Panikmodus” oder auch, präziser, das Entgleiten der “Kontrolle über den politischen Prozess“.
Es war mir selbst bereits aufgefallen, dass in hiesigen Medien offenbar niemand ein Problem darin sieht, wenn für die vorgeblich ‘linke’ Variante des US-Establishments ein Milliardär ins Rennen gehen will. Die Netzwerke der Superreichen funktionieren zwar intern offenbar noch gut, sie verlieren aber den Anschluss an die Mittelschicht, die bislang in ihrem Sinne das Geschäft besorgt hat. Konicz bringt es auf die Formel, dass die sich nicht mehr einfach kaufen lässt.
Jeder gegen jeden
Derweil findet in den Institutionen, namentlich hier der Justiz, der faschistische Putsch bereits statt. Die unter den rechten (GOP/Republikaner) schon immer gepflegte Tradition, Richterposten mit ideologischen Handlagern zu besetzen, vollzieht sich derzeit mit immensem Druck. Juristische Qualifikation ist eher hinderlich; Fanatismus ist gefragt. Dass sie damit einen massiven, unversöhnlichen Konfikt mit der großen Mehrheit der Bürger heraufbeschwören, ficht sie nicht an.
Während also die rechte Säuberung im Staat bereits läuft, ist es eine andere Schicht derselben Ideologie, die aggressiv mit “Bürgerkrieg” droht für den Fall, dass sich dem jemand entgegenstellt. In dem Maße, in dem sie die Mittelschicht verliert, bindet die dem Faschismus nicht abgeneigte Oligarchie den niedersten Plebs an sich, religiöse wie politische Eiferer, die durch keinerlei Beziehung zu Aufklärung, Rechtsstaat oder Kultur gebremst werden. Diese amerikanischen Taliban warten nur darauf, dass sie endlich den Befehl hören, alles Moderne und Unchristliche zu vernichten.
Krise? Welche Krise?
Die im Establishment als nachgerade linksradikal geltenden Sozialdemokraten wie Bernie Sanders sind in diesem Stadium eine letzte Hoffnung auf ein bisschen politische Stabilität; sie aber haben keinen Rückhalt in den verkrusteten Machtstrukturen. Industrie, Militär und Oligarchie betrachten sie als Feinde. Der Teil des Volkes, der sich nicht durch sie repräsentiert fühlt, ebenfalls, angereichert durch eine Paranoia, die der amtierende Präsident in ungeahnten Dimensionen befeuert.
Zu glauben, dieses Pulverfass könne ein “Bündnispartner” sein, fällt nur Menschen ein, die das Märchen des westlichen Narrativs auch dann noch mit der Wirklichkeit verwechseln, wenn der POTUS ihnen persönlich den Totalen Krieg erklärt. Da kann man nix machen, das sind doch die Guten®. Alles andere ist Antiamerikanismus. Derweil sorgt Amerika selbst dafür, dass von ihm nichts übrig bleibt, dem noch jemand folgen könnte. Wir brauchen wohl wieder einen eigenen Führer.
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kunstlyriklamauk[24] Comments 07. Jan 2020 15:16

Am Anfang war der Kaffee. Auch im 21. Jahrhundert glauben viele Menschen noch an höhere Wesen, aber muss es die Bibel sein? Fake News von Anfang an. Okay, ein Buch fängt mit Wörtern an, so viel ist wahr, aber das Leben? Das Universum? “Am Anfang war das Wort“?!
Sagen wir es einmal ganz einfach: Der Tag fängt am Morgen an. Dabei macht es überhaupt keinen Unterschied, ob es sich um einen Schöpfungstag oder einen Mittwoch handelt. Es ist auch komplett wurscht, ob der Morgen am Morgen oder am Mittag beginnt; das Einzige, das nicht zur Debatte steht, ist der Kaffee.
Hmm …
Alles andere ist Beiwerk. Der Eine braucht seinen Bademantel, die Andere ihre Zigarette, irgendwer Brötchen, Croissants, Müsli, Honig, Zeitung, Sex oder Fernsehen. Ich ahne, dass bereits an dieser Stelle die halbe Nation beleidigt ist. Ist euch eigentlich schon einmal aufgefallen, dass es immer die Nation ist, die beleidigt ist? Komisches Ding, so eine “Nation” und sicher nicht meins.
Ich rede vor allem von Teetrinkern: “Wer denkt denn an die Teetrinker?” Hoo, Brauner! Hier muss niemand jemanden schlechtmachen von wegen Nichtraucher, Teetrinker, Schattenparker. Mit all dem kann man leben. Es ist gar nicht nötig, jeder Nation eine Gegennation an die Front zu stellen – Kaffee gegen Tee, Mann gegen Frau, Schwarz gegen Weiß, Amiga gegen Atari. Wo ist da der Sinn? Also, Teetrinker: Euer Kaffee ist halt Tee. Das heißt keineswegs, dass damit §1 außer Kraft wäre. Ohne Kaffee ist alles nichts.
Selbstverständlich und dementsprechend entstanden diese Zeilen auch erst nach dem Kaffee. Vor dem Kaffee ist vor dem Wort. Immer. Das ist Regel null. Wer steht denn auf und fängt sofort an zu plappern? Ernsthaft: Es gibt Leute, die mögen einen, Leute, die mögen einen nicht und Leute, denen man egal ist. Alles verhandelbar, so lange eines klar ist: Vor dem Kaffee Schnauze halten. Laber’ mich nicht vor dem Kaffee an, du wirst nicht mögen, was du dann erlebst. Denn das könnte durchaus biblisch werden.

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