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damalog


 
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Früher war alles besser. Vor fünfzehn Jahren etwa, das ist ein sehr gutes Beispiel. Vor fünfzehn Jahren war das Leben besser, was sich schon daraus ergibt, dass ich vor fünfzehn Jahren satte fünfzehn Jahre jünger, mithin noch keine vierzig, war. Nun gut, wer heute dreizehn ist, wird sagen: Was soll daran gut gewesen sein, wenn es mich noch gar nicht gab? Tja, Junge, frag einfach mal deine Eltern!

Vor fünfzehn Jahren war die Pandemie vorüber. Ja richtig, die Vogelgrippe. Hat nicht so recht demiet, dafür aber pan. Glück gehabt, kann man da aus heutiger Sicht nur sagen. Das war sicher nur der Probelauf für die Krönung heute. Sicher, fünfzehn Jahre brauchen sie in Deutschland dafür. Gegenargument: Es ist eine weltweite, und nirgends sonst brauchen sie fünfzehn Jahre für einen Flughafen. Unentschieden!

Was waren wir …

Tatsächlich haben sich damals in den USA Senat und Repräsentantenhaus für ein Verbot der Folter ausgesprochen, gegen den ausdrücklichen Willen des damaligen POTUS George W. Bush. Heute zeigt der amtierende noch schnell: Black lives matter. Deshalb lässt er so viele wie möglich auf die Schnelle noch beenden. Er bedauert nur, dass es nicht mehr mit dem Elektrischen Stuhl geklappt hat, das gab immer diesen feinen Bratengeruch.

Zurück also zu vor fünfzehn Jahren. Da bescherte Microsoft Afrika eine Windows-Sprache: Suaheli. Ist klar, damit die Infrastruktur fürs funny frische Chipsen schon mal da war. Jahaa, das hat der genau geplant. Beweis! Und wir waren Zeugen. Man muss nur zu einer beliebigen Zeit später immer gewusst haben, wie es früher gemeint war, dann weiß man alles. Sagt auch der Dings … der von Youtube!

Was gut ist: Ich lebe noch. Das gilt ja zumindest für zwei meiner Liebsten nicht mehr. Insofern war früher sowieso immer besser, weil noch mehr Menschen gelebt haben, die irgendwer gern mochte. Andererseits fragt sich, wann das alles angefangen hat. Also spätestens, mithin frühestens, vor dem Urknall war früher vielleicht dann doch nicht besser? Andererseits war das schön ruhig gewesen damals. Man weiß so wenig …

p.s.: Der Haken auf meiner linken Schulter meint, beim Urknall könne es noch gar kein Plusquamperfekt gegeben haben; das sei erst möglich, wenn die Vergangenheit ihre eigene Zukunft, mithin Vorvergangenheit wird. Macht nix. Ich mag Plusquamperfektse. Auch falsche Plusquamperfektse.

 
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ein Gastbeitrag von Greta Leo

My name is Loca. Mein Opa sagte immer zu mir: “Du hast doch ne Schraube, Loca!” Und so heiße ich jetzt. Ich habe auch immer eine dabei. Also ne Schraube. Das ist ganz praktisch. Sie kann sich ganz schön tief reinschrauben. Ich habe mich immer noch nicht dran gewöhnt.

Manchmal habe ich Trouble mit Leuten. Dann ist die Frage: “Zu dir oder zu mir?”. Also für die Schraube. Bei dir hat sie noch mehr Wirkung als bei mir. Selbst bei mir kommen die Tränen. Besser ist es, keinen Trouble zu haben. Besser, die Schraube bleibt in der Tasche.

Leute

Leute sind überhaupt komisch. Die meisten sind bipolar. Also wenn sie nicht noch eine Schublade drunter leben. Manche leben in einem Punkt. Mein Opa hatte mal einen Fernseher, da war das Bild schwarzweiß. Keine Farbe drin in seinem Leben. Und wenn man den Knopf drückte, zog sich das schwarzweiße Bild auf einen Punkt zusammen. Nur noch ein Punkt. Und dann nichts mehr.

Ein Freund von mir heißt Terence. Ich nenne ihn so, weil er Tourette hat. Terence Tourette. Der kommt immer mit so‘m Zeug wie “Ficken!” und “Heil Hitler!” um die Ecke. Mit dem habe ich mich mal über die Bipolaren lustig gemacht. Diese Leute, die alles zwischen zwei Dinger pressen. Reich/arm, schlau/doof, geil/ungeil und vor allem natürlich gut/böse. Das ist dann ihre Welt. Ein Strich mit zwei Enden.

Punkt Komma Strich

Terence und ich, wir haben das mal durchgespielt: Die ganze Welt zwischen zwei Polen. Weil es naheliegt, haben wir Ficken und Hitler genommen. Alles ist entweder Ficken oder Hitler. Nehmen wir einen stinknormalen Tag: Aufstehen ist Hitler. Frühstücken ist Ficken. Arbeiten ist wieder Hitler. Feierabend ist natürlich Ficken. Und so weiter. Ganz einfach.

Tja, so denken sie da draußen. Die Leute sind zu einfach. Du findest kaum wen, der eine Fläche zusammenbringt, noch viel seltener wen, der einen Raum ausfüllt. Striche. Und Punkte. Ficken, Hitler, gut, böse. Wer braucht das? Kann man nicht auch ganz was anderes sein? Muss man dann Tabletten nehmen? Versteh’ ich nicht. Punkt.

 
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Während meine Mitschüler – ich war auf einer Gutenschule, nein, eben nicht einer guten Schule, sondern in einem Wort – (Wie ich dorthin kam, ist mir selbst nicht ganz klar. Mir wurde aber sehr schnell sehr deutlich gemacht, dass ich nicht dorthin gehörte.) – während die Anderen also mit ihren Reichtümern, teuren Klamotten, Weltreisen und Statussymbolen prahlten, blieb mir nur der Konter auf der Ebene, in die man sich nicht einkaufen kann. Je nach Charakter brachte mir das glühende Verachtung oder einen gewissen Respekt ein.

Was sie selbst (noch) nicht hatten, hatten die Eltern, klar. Es war Sommer, also ging es raus aufs Gewässer. Nicht jeder konnte mit einer elterlichen Yacht prahlen, aber irgend etwas Schwimmendes hatten alle, wenigstens ein kleines Motorboot.
Und was für ein Boot habt ihr, Erdmann?”, fragte mich einer der Verächter.
Ein Hausverbot, du Wurst.“, war die betont gelangweilt intonierte Antwort.

Pff …

Ohne Zynismus geht es nirgends, schon gar nicht auf der Schule der Doktoren-und Aktionärskinder, die es nicht hat verhindern können, dass ein paar Asis beigemischt wurden, schon wegen der Charity; man kümmerte sich ja. Meist um ausreichend Abstand, gern auch um Mobbing, was aber, wie sich herausstellte, aus dem Lacostehemd gar nicht so einfach war. Die Überlegenheit der ‘sozialen’ Stellung litt obendrein enorm unter einem Mangel an Bildung und Intelligenz. Für letztere konnten sie ja nichts, aber so gar nichts aus dem ehemaligen Privileg zu machen, ist dann schon ärmlich.

Sie ließen mich in Ruhe; brachte ja nichts. Auf ihre Parties war ich nicht eingeladen; machte ja nichts. Ich wollte eh nicht hin und machte mir später mit ein paar anderen Aussätzigen den Spaß, einfach trotzdem hinzugehen. Es gab meist großzügige Getränkespenden, wenn wir nicht lange blieben.

Try harder

Niemand kann behaupten, ich hätte mich nicht um Völker-, äh, Klassenverständigung bemüht. Nur das mit den Regeln ging mir nicht so ein. Das war irgendwie nach Dynastie eingeteilt, ich hätte mir aber schon gar nicht merken können, welcher Vater die längere Yacht und den dickeren Porsche hatte, und mit zwei Krokodilen auf dem hässlichen Poloshirt war man schließlich auch nix Besseres.

Aus heutiger Sicht finde ich diese Form vom Diskriminierung geil. Wenn es sonst nichts gab, worüber man sich hätte amüsieren können, reichte die einfache Annäherung an ein Exemplar dieser Charge, die nicht mal wusste, wie das mit dem Dissen funktioniert. Eine Ahnung bekamen sie dann und wann, wenn sie versuchten, zu mir aufzuschauen, um eine wichtige Erfahrung zu machen: Arroganz sieht nur von unten so aus.

 
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Wer fängt schon eine Geschichte in der Mitte an? Der Systemträger vom Feynsinn. Als ich Mitte/Ende der 90er wieder einmal nach Berlin kam, war ich beleidigt. Die Leute dort, allen voran das Jungvolk, sahen genau so aus wie in der Provinz. Damals hielt man es irgendwie für hip, sich Bierkisten unter die Turnschuhe zu kleben.

Schuhe mit meterhohen Sohlen, die auch vom männlichen Teil der Bevölkerung getragen wurden, um zu dokumentieren, dass sich inzwischen alle wie die Hohlfrüchte dem Modediktat unterwarfen, um nicht nur vollendete Konsumentenverblödung nach außen zu tragen, sondern sich dabei auch noch die Knochen zu ruinieren.

Konsumgut

Musikalisch war der Rap-Hop hip, kaum zwanzig Jahre nach dessen Ursprüngen. Seitdem übrigens in Endlosschleife. Jeder Mensch ist ein Nigger. Yo, bro! Die zweite Generation Weißbrot skandierte auf die Frage “Do you remember the days of slavery?” ein piepsiges “Yeah!”. Dann heim zu Muttern, Bütterkes schmieren lassen und Zähneputzen.

Das war nicht mehr mein Berlin. Seit den frühen 80ern bin ich regelmäßig dort gewesen, in den gutenalten® Zeiten, als die Mauer noch stand, mehrfach jährlich. Berlin roch schlecht, sah alt aus und war im Winter ungeheuer deprimierend. Schlimm! Kiffen. Egal. Mehr kiffen. Cool! Im Sommer regierte der Hundekot und die Sonne ging nie unter. Tag? Nacht? Wen interessiert das? Damals so:
Die Tanzfläche kocht, hier trifft sich die Scene … “, heute:
Hier marschiert der nationale Widerstand!”.

In den 90ern zog der Rauch Richtung Prenzlberg. Geile große Altbauwohnung, die Miete ein Spottpreis. Drei Monatsmieten Kaution, drei Monatsmieten Courtage, dazu noch tausend Mark schwarz auf die Hand des kriminellen Arschlochs von Makler. Kaufmännisches Risiko. Man weiß ja eventuell, wo der Wichser wohnt. Ein Wunder, dass es so wenige Tote gab. Tzia, die Ossis waren dann bald schon mal raus aus dem Zentrum. Ausgevolkt. Für eine Handvoll Spätzle.

Am Ende

Womit auch geklärt ist, dass das nicht besser wurde. Ebay und Subventionen haben aus Trödel-Kreuzberg ein Schandmal aus Glas und Stahl gemacht. Die Fassaden im Osten sahen schon bald aus wie lackierter Spielplatzsand. Aus der Reichstagsruine wurde ein Glaspimmel und am Spreebogen klotzt Kohls Waschmaschine ein Loch in die Erdkruste. Im Café Einstein lecken sich die Adabeis gegenseitig die Rosetten. Früher abgefahren, heute angekommen.

Der einzige Trost besteht in der Eroberung der Stadt durch Touristen und Zuwanderer. Kaum ein Wort Deutsch in Mitte, nur beim Bäcker plärrt ein alter Sack etwas von “Armes Deutschland!”. Welch ein Opfer, was für ein reaktionärer Idiot!

 
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Ich hab mal Bock auf ne neue Kategorie. Sie heißt “damalog”, wie in “damals und gelogen” und besteht aus verfremdeten Erinnerungen, die eine Atmosphäre wiedergeben sollen. That’s Entertainment, vielleicht ein bisschen besser als Fußballspiele aus den 90er Jahren.

Der junge Mann – das war und ist bis heute keine Kunst: jung zu sein, ich war es schließlich damals auch – hatte schon viel gekifft. Also nicht nur am nämlichen Tage, sondern generell, und er konnte unmöglich noch mehr kiffen, um mich zu ertragen. Nicht, weil er es nicht rein technisch gekonnt hätte, sondern weil es erstens keine Veränderung seines Zustands bewirkt und zweitens, selbst wenn, nicht ausgereicht hätte.

Ich war derart in Selbstmitleid versunken, beziehungsweise in einem sowohl unübertrefflich überflüssigen als auch mimosenhaften Leid über, ja was denn schon, wen schon, eine Frau, deren ‘Liebe’ mir fehlte wie dem Hund, der es nicht anders kennt, die Schläge seines Menschen, von dem sich zu befreien er keine Option sah – wie ich selbst, der aber verdammt nochmal reichlich Möglichkeiten dazu gehabt hätte.

Blues

Naveen also öffnete die Tür nach dem zweiten Klingeln, mutmaßlich seiner anerzogenen Höflichkeit geschuldet; dass er, obwohl trotz gewohnheitsmäßig enormem THC-Levels eigentlich bemerkenswert alerten Wesens, nicht nur ahnend, wer da auf der Matte stünde, wenig motiviert war zu öffnen, äußerste sich wie zum Beweise, in den Worten: „Ach, du schon wieder!“

Naveen und ich hatten einiges an gemeinsamer Vergangenheit, nicht nur aktuell, was seine dann doch aktuelle Abneigung gegen den Freund erklärte. Er war Musiker, ich war Griffbrettwichser, was zu einigen legendären Sessions geführt hatte. Legendär vor allem für mich, letztlich aber auch ein klitzekleines bisschen für ihn, hatte doch mein dilettantisch schlampiges Spiel hier und da einen exzellenten Saxophonisten, der dann und wann hinzustieß, dazu inspiriert, jeden meiner Fehlgriffe aufzugreifen, in Sekundenbruchteilen zu kopieren, zu variieren und am Ende seiner Einlage so darzubieten, wie ich es eventuell eigentlich zu spielen gedachte, mangels Talent und Ausbildung aber nicht imstande war.

Freunde

Ansonsten hatten wir halt das, was wir hatten: Weiber, Suff, Drogen, bescheuerte Ideen und noch legendärere wissenschaftliche Dialoge, die sich durch eine quasi literarische Qualität auszeichneten. Die Reihenfolge der Gedanken war dabei nämlich kreativ wie der Blues, den wir zusammen spielten: Während du so vor dich hin dozierst, verlierst du ständig den Faden, wenn du gekifft hast. Erstaunlicherweise haben wir den aber immer wieder aufgenommen, und was der Physiker (er) und der Philosoph (ich) derart zustande brachten, war eines Preises würdig. So eine Art „Dein Hirn hat trotzdem noch funktioniert und du hast sogar was gelernt“-Nobelpreis.

Er war ein genialer Drummer, mit dem ich trotzdem spielen durfte, vermutlich, weil er genauso schlampig war wie ich, nur mit viel mehr Talent und Übung. Wir waren Freunde. Irgendwann ist er irgendwo hin gegangen. Keine Ahnung, was er heute macht. Ich habe seit Jahren keinen Joint mehr geraucht. Die Frau war auch scheiße, ich kann mich kaum mehr an sie erinnern. Seltsam. Damals erschien das alles irre wichtig.

 
mb

Ich war schon als sehr junger Kerl recht aufmerksam und gegen den Strich gebürstet. In meiner Siedlung lebten einige nicht ganz irrelevante Leute, daher war es ganz selbstverständlich, dass die Stasi allgegenwärtig war. Sehr lustig zu beobachten, wie sich einige bemühten, unauffällig zu wirken, während andere das genaue Gegenteil taten. Am besten gefiel mir aber, dass die Geschichte offenbar so eine Art Kreiswichsen war. Jeder beobachtete jeden.

Ich galt als aufmüpfig, daher taten die meisten so, als ignorierten sie mich. Ein paar waren auch von der appellierenden Sorte. Sie sprachen gern von Sozialismus, meiner Zukunft und beides in Kombination. Ich war nicht sonderlich interessiert. Das musste sich eines Tages ändern, dals ich ganz offen gefragt wurde, ob ich kooperieren wolle. Ich bat mir Bedenkzeit aus.

Das verwirrte den Offizier, der noch ein paarmal nachhakte; ich gab ihm aber zu verstehen, dass ich weder wüsste, was ein guter Sozialist sei noch viel Pflichtgefühl verstünde. Ich müsse einfach nachdenken, und wir verabredeten uns für einen Folgetermin. Als wir uns wiedersahen, fragte ich, ob ich Mitarbeiter werden könne. Nicht irgendein Spitzel, der doofe Fragen beantwortet, sondern eben hauptamtlich. Ich hatte ohnehin wenig Lust zu arbeiten, und die Idee schien mir einige Probleme gleichzeitig zu lösen.

Karriere

Beim ersten Gespräch mit seinem Vorgesetzten wusste ich schon wesentlich mehr über Sozialismus, Pflicht und all diesen Kram. Schließlich besuchte ich eine Schule und hatte das oft genug gehört. Nicht gar so schwierig. Außerdem hatte ich technisch einiges drauf. Kurzum: Sie konnten mich trotz gewisser Bedenken gebrauchen. Also habe ich ein paar Jahre gefrickelt und gemacht und mir den großen Apparat von innen angeguckt, bis Helmut kam und die Meisten von uns entlassen wurden.

Ich habe trotzdem Freunde, und die haben mich natürlich gefragt, wieso und warum. Ich sei doch gar nicht so, blabla. Dabei ist meine Karriere eigentlich selbsterklärend. Wie gesagt, bin ich mit den Kollegen, Zuträgern und Beobachtern groß geworden, Was machst du dann also? Schlägst ihnen die Tür vor der Nase zu, legst dich mit ihnen an, verbaust dir alle Optionen und wirst trotzdem bespitzelt? Wo ist der Sinn?

Oder du machst dich zum Spaten, lässt dich abhorchen, wirst dann erst recht bespitzelt und hast nichts davon? Uncool. Alternative: Du guckst dir das von innen an, lernst die Leute kennen, die dich bespitzeln und die Leute, die du bespitzelst, weißt, wen sie bespitzeln und man respektiert sich gegenseitig. Ab und zu ein Zückerchen, nichts zu Intimes, und wenn jemand ein Problem hat, kannst du dir überlegen, ob du es ausnutzt oder hilfst.

Abschaum

Meistens hat man sich geholfen, denn wir waren ja nicht blöd. Das macht die Arbeit leichter, und es ist immer besser, jemand schuldet dir was als umgekehrt. Kurzum: Ein schräges Theater, in dem die Rollen klar verteilt sind. Ab und an, wenn ein Fetter wen auf dem Kieker hatte und der das Spiel nicht verstand, flogen Späne. Da hielt man sich raus, so gut man konnte. Meistens kannte jemand wen, der wen kannte und konnte noch rechtzeitig warnen. Wenn wer die Warnung nicht ernst nahm … tja.

Dann kam wie gesagt Helmut, Birne, der Kanzler der Einheit und das, was der Westen so “Dienste” nennt. Ein paar von uns sind übernommen worden, darunter vor allem Wendehälse, aber auch ganz harte Jungs, die zum guten Schluss noch mal die Nazis abschnorcheln mussten. Habe ich nie verstanden, das Motiv. Wieder andere haben der Bundesregierung ein paar Sachen aus dem Archiv gezeigt, damit sie keinen Stress machen. Trotzdem sind viele wegen – man fasst es nicht – Landesverrats verurteilt worden. Das hat das Verfassungsgericht dann aber später zurückgenommen. Hatten wir auch nicht anders erwartet. Verbindungen eben.

Für die Westpresse sind wir seit Jahrzehnten der schlimmste Abschaum, während sie von ihren eigenen Leuten nichts wissen wollen. Ich bin ja nicht leicht zu ekeln, aber von denen würde ich keinem die Hand geben. Übrigens auch nicht den ganzen Schleimern, die gar nicht genug Dreck über Freunde und Kollegen auskippen konnten. Wo du die überall triffst, das glaubst du gar nicht. Ich habe immerhin etwas mitgenommen aus der Sache: Man macht sich einfach keinen unnötigen Stress, und was man weiß, das weiß man. Damit kommst du auch als Arsch der Woche zumindest jederzeit zu einem Job. Das ist ja alles, was bei euch zählt.