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April 2014


 
udokiezIch tue mich nicht nur mit allem schwer, sondern hier besonders mit der fälligen Eloge zum lange feststehenden Preisträger 2014. Das kommt nämlich daher, dass die Würdigung unter anderem mangels Konkurrenz nicht genug Konfetti generiert. Ich weiß, das ist eigentlich Quatsch, denn seine Arbeit spricht für sich und ein Großteil der mangelnden Konkurrenz ist darauf zurückzuführen, dass die Suche nach ähnlich geilem Lesestoff auch dann relativ hoffnungslos wäre, wenn sich da draußen die geilen Schreiber und Schreiberinnen die Ellbogen gäben wie die Honks beim Anbieter elektronischen Gammelfleischs, wenn es ein neues Gameboxschmachtfonsuperpezehvolksdudelding gibt. Nix da. Niemand weit und breit.

Ich lese also, dass die Würdigung doch allmählich in Schwung kommt. Ich mag seine Schreibe. Ich mag seine Schreibe. Und es sollte nicht unerwähnt bleiben, dass ich seine Schreibe mag. Es mag eingewendet werden, er sei auch nur so ein Rantingking (bitte dieses Wort nicht so schnell lesen wie es mir gerade in den Kopf schoss. Eher mehrfach und dann auch mal laut lesen, sagt der Säzzer.). Ich aber sage: Nur ein Rantingking?! Seid doch mal einer! Für zwei drei Artikelchen. Seht ihr? Rantingking ist Qualitätstexten. Musst du erst mal draufhaben. Hat er. Ich liebe es.

Naja, und “nur” ist eh eine Frechheit. Der Mann kann auch ein Schnitzel schreiben. Die Aufmerksameren unter euch haben bemerkt, dass ich das auch über mich selbst schon gesagt habe. Gut, ist also nicht originell und müffelt vielleicht in dieser Hinsicht, aber ich gebe zu, dass es mir da an Selbstdingsgefühl nicht mangelt. Wer als Kind schon früh in eine Buchstabensuppe fällt, nimmt halt das Talent mit, und wenn man dann noch lernt, übt und tut, wird’s was. Wenn …

Ja, wenn zum Vertexten noch ein Denken kommt, das einen Charakter hat und sich mit dem Vertexten verwebt. Womit wir beim nächsten Punkt sind. Da, wo mir der Neid käme, wäre mir der nicht so fremd. Der Mann hat es nicht nötig, seine Leserschaft auf irgend eine Lichtung zu führen. Er hat seine Meinung, das kommt von “mein”, in dem Falle also sein. Er hat etwas zu sagen, egal ob es ums Fressen, ums Arbeiten oder die Schnöderia des Lebens und des Universums geht. Gern haut er’s uns um die Ohren, mal lässt er es lax raus, manchmal arrangiert er es fragil zu unseren Füßen. Macht damit, was ihr wollt. Ohne sein Blog wäre mein Leben ärmer.

So, reicht jetzt. Ich hoffe, du hast rote Ohren und den spontanen Drang, das zu relativieren und tiefer zu hängen. Oder – weil du eh lange wusstest, das es dich diesmal trifft, scheißt drauf und stopfst mir meine Arroganz in den Schlund, mit der ich es wage, deine Leidenschaft in einen Rahmen zu hängen. Egal, solange du weiter schreibst, denn wenn nicht, werde ich dich finden, deinen Müll trennen und dich mit dem Hund zum Bioladen schleifen. Verlass’ dich drauf, Kiezneurotiker!

 
und ich verlinke. Ein Interview mit Gabriele Krone-Schmalz über Journalismus wie er ist und nicht sein sollte. Was mir nur fehlt, ist eine tiefergehende Problematisierung des Phänomens der Personalisierung, das zwar in bezug auf Putin beschwingt die Hürde zum Irrsinn nimmt, aber ganz allgemein zum Niedergang politischer und daher journalistischer Diskurse und Kommunikation beiträgt.

Update: Dazu passt das hier von den “Querschüssen” (Thnx Vogel).

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Quelle: Wikimedia Commons / Colin Smith

Vorab eine Bemerkung zu den Kommentaren: Es kommt vor, dass ich einen überlese oder gar mehrere. Höfliches nachfragen hilft da eventuell, es kann zwar auch sein, dass mich ein Kommentar nicht besonders interessiert und ich kann auch nicht jeden beantworten, aber manchmal geht mir einer durch wie zum Beispiel der hier. Die Frage darin: “inwiefern ist z.B. die Menschenwürde nicht auch bloß eine “festgelegte Wahrheit?” Kommunikationsbeschränkungen kann man ja auch in dem Fall ausfindig machen.
Das Thema ist hier ein Dauerbrenner, derzeit ist auch ein anderer Strang damit befasst, man könnte es vielleicht die “Autosuggestion des Bürgertums” nennen.

Ich verdamme das – im Gegensatz zu anderen Linken – keineswegs, im Gegenteil finde ich die Zielsetzungen, die sich sowohl in der bürgerlichen Revolution als auch in dem Versuch, Menschenrechte zu verfassen, manifestieren, ungemein wichtig. Da unterscheidet sich mein Denken grundlegend von streng ‘materialistischen’ Sichtweisen. Der Mensch setzt sich Ziele, das macht ihn aus, und wenn er damit aufhört, hört damit gleichzeitig alles auf, worüber wir hier diskutieren, nämlich Theorie, Politik, Ethik, das Leben des bewussten Universums. Die Antwort auf die Frage der Landratte ist von daher, dass es eben nicht bloß eine festgelegte Wahrheit ist, sondern ein Ziel, die Vorstellung eines Zustandes, wie er sein soll. Dass tatsächlich die bürgerliche Gesellschaft in Form der kapitalistischen ‘Demokratien’ noch immer von Menschenrechten schwafelt und sich der überprüfbaren Wirklichkeit dabei nicht schämt, liegt nicht an der Zielbestimmung.

Soll das alles sein?

Zielbestimmungen wie die Menschenrechte, die bürgerliche Freiheit und andere sind unerlässlich für die Bildung eines Common Sense, der an historischen Schnittstellen den Stand des Bewusstseins markiert. Dieses ist eben nicht bloß durch den Stand des materialen Sein bestimmt, wenn es sich selbst (und) eine Welt entwirft. Es sind gern Versprechungen, deren Einlösung gar nicht vorgesehen ist von denen, die sie in die Welt setzen. Sie können aber immer nur in Form von Widersprüchen den Kurs wenden; Orwell brachte es auf den Punkt: „Pigs are more equal“. Die Sprache bricht ebenso zusammen unter der Gewalt der Herrschaft wie die Idee vom Paradies, das für alle geschaffen werden sollte. Das Missverständnis ist immer ein doppeltes: Dass das Versprechen so gemeint war und dass der Bruch des Versprechens alternativlos sei.

Insofern bestimmt das “Sein” – die Form der Herrschaft und ihrer (Produktions)bedingungen – das Bewusstsein. Das Bewusstsein aber, wenn es eben nicht mehr mit den herrschenden Zuständen zu versöhnen ist, bestimmt die Frist dieses Seins. Zwar kann man den Wandel im Bewusstsein der Menschen ebenfalls als Wirkung der Herrschaft betrachten, es bleibt aber an genau diesem Punkt dem Bewusstsein vorbehalten, die Ketten zu sprengen und die Widersprüche gegen jene zu verwenden, die sich zu spät von ihren Lügen distanzieren. In der aktuellen Situation des sogenannten “Westens” befinden wir uns in der Phase, in der noch ausreichend materieller Wohlstand und eine Propaganda, die noch als glaubwürdige in die Köpfe gepflanzt wurde, auf himmelschreiende Widersprüche treffen. Die Propaganda degeneriert zusehends, das wird nicht ohne Wirkung bleiben.

Der bürgerliche Staat, dessen Verteidiger sich gemeinhin wirklich einbilden, was da auf dem Papier steht, sei schon darum wahr, ist ein in seinen Grundzügen oft ungemein ehrlicher, wachsamer und kluger Versuch, das Versprechen einer gerechteren Welt zu etablieren. Er ist umso blöder, je weniger sich noch wer um seine Substanz schert und den Versuch aktualisiert. Natürlich ist einer seiner Grundwidersprüche der, dass es eine unausgesprochene wirtschaftliche Basis dieses Experiments gibt, mit deren Kollaps auch das Staatsmodell scheitert. Wer aber darum alle Ideen, die Milliarden in den Bann zogen und noch immer ziehen, ebenfalls verwirft, hat nicht kapiert, dass der Mensch immer wieder zum Barbaren wird, weil er sich das Bewusstsein vom Sein und dessen Verwaltern vernebeln lässt.

Und hier euer Disclaimer: Nein, ein Bewusstsein kann an den Verhältnissen heute nichts ändern. Es sollte aber gerade deshalb den Anspruch haben, dass sich das ändert.

 
buta14

Ich habe im Laufe des Vormittags ein paar Mal in die Bundestagsdebatte reingehört. Es war grauenhaft. Das dämliche Gesülze aus allen Fraktionen ringt mir Verständnis ab für die Praxis, ‘Reden’ lieber nach Mitternacht beim Präsidium zu hinterlegen und damit für ‘gehalten’ zu erklären. Worthülsen in einer Menge, die kein Pferdemagen mehr verdaut.

Die einen schwafeln “Arbeitsplätze, Arbeitsplätze, Wachstum Wachstum Wachstum“, die anderen (Lötzsch) fordern eine “Regulierung der Märkte“. Lötzsch, die sich an Diskussionen über die Zukunft des Kommunismus beteiligt, hat ein genau so naives Bild von einer ‘Marktwirtschaft’ wie der Rest der Sprechpuppen. Demnach gibt es keinen Kapitalismus, der auf die Klippe zufährt, sondern nur böse regulierungsbedürftige “Finanzmärkte“. Schmerzen!

Dann werden ‘Bündnistreue’ und ‘Vertragstreue’ sowie ‘Völkerrecht’ beschworen, das ganze verlogene Gelaber der Atlantiker, die sich neuerdings auch in der PdL austoben dürfen. Als sei man nicht im Bunde mit dem widerlichsten Völkerrechtsbrecher des Planeten. Als sei Putins ‘Imperialismus’, den man ihm in einem Atemzug andichtet wie man Russland zur “Regionalmacht” erklärt, nicht ein müder Abklatsch des US-Imperialismus.

How to fuck the EU

Überhaupt: Wie können diese Lallbacken es wagen, treudoof einem ‘Partner’ zu folgen, der es sich herausnimmt, seine Geheimpolizei alles, aber auch alles abschnüffeln zu lassen? Der die Frechheit besitzt, der Regierungschefin des “wichtigsten Partnerlandes” nicht einmal mitzuteilen, was man über sie jahrelang im Geheimen angesammelt hat? Die Machtübernahme der Geheimdienste im Rücken, werden geostrategische Ritte auf der Rasierklinge zu Fragen einer Treue in Partnerschaft, einer Art Staatenehe verklärt, in der der Herr es seiner Schlampe in alle Löcher stopft wann und wie es ihm einfällt?

Oh, war das jetzt unseriös? Warte mal, da gab es doch diesen anderen Präsidenten, der sich dabei erwischen ließ, als er sich von seiner Sekretärin einen blasen ließ, korrekt? Das war dann – nach dessen nämlicher Ethik und auch juristisch betrachtet – “kein Geschlechtsverkehr”. Nach derselben Logik ist es auch kein Voyeurismus, kein Rechtsbruch und eben nicht zu beanstanden, wenn der aktuelle seiner ‘Partnerin’ ins Bett und aufs Klo folgt. Mit wem seine Politpornographen ihre abgefuckten Streifen drehen und was sie draus machen, werden die Darsteller genau dann erfahren, wenn es an der Zeit ist, das gilt auch für Frau Merkel. Habe ich das so richtig verstanden?

Das ist offenbar aber alles kein Grund irgendwelche Schlüsse zu ziehen. Bis die ‘Dienste’ es anders entscheiden, dürfen sie also Reden halten, in denen “Alles ist gut“, “die Partei hat immer recht” und “es lebe die nordatlantische Völkerfreundschaft” vorkommt. Wer das oft und laut genug singt, kriegt ein Leckerli, und wer es nicht singt, wen kennt, der es nicht singt oder in den Verdacht gerät, es nicht mehr singen zu wollen, dem wird aus seiner Akte vorgelesen. Laut. Von der bündnistreuen atlantischen Boulevardjournaille.

 
Was ist ein Troll? Ich habe schon sehr lange vor, hier einmal zu skizzieren, was eigentlich einen Troll ausmacht und worin dessen Techniken bestehen. Derzeit sehe ich kein Ereignis, nach dem sich jemand persönlich angesprochen fühlen könnte, woran mir etwas liegt, denn sich angesprochen Fühlen ist die große Domäne der Trolle.

Ihre Währung ist Aufmerksamkeit. Sie sind damit äußerst geizig und gehen am liebsten gar nicht auf jedwede Inhalte ein, sondern benutzen lediglich deren Substanz, um ihre eigene Agenda zu setzen. Sie gieren ihrerseits nach Aufmerksamkeit, erregen diese mit allen Mitteln, und dabei ist ihnen selten etwas zu peinlich.

Der Troll muss nicht unbedingt ein Rüpel sein, da er aber keinerlei Interesse an einer kultivierten Diskussion hat, tritt er ggf. auch so auf. Grundsätzlich aber gilt: rüpelhaft ist der Troll ebenfalls nur, wenn er sich davon Aufmerksamkeit verspricht. Der typische Rüpel hingegen, der einem vor die Füße göbelt und sich dann verzieht, ist eigentlich kein Troll.

Trolle können sogar – aus Gründen siehe oben – recht höflich sein, wenn es der Sache dient. Sie können sich einschleimen, dass es nur so glitscht, denn einerseits versuchen sie gern, das Publikum zu spalten, andererseits ist unerwünschte Nähe ebenso unangenehm wie rüpelhafte Distanz. Das provoziert so schön. Generell ist ihnen das Kommunizieren auf der persönlichen Ebene am liebsten. Sie bewerten die Kommentare anderer – negativ wie positiv – weil diese Anmaßung herrlich nervt.

Währung Aufmerksamkeit

Sie gieren nach der Empörung der anderen, deshalb ist die Projektion eines ihres Lieblingsmittel. Kaum etwas lässt einen so spontan aus der Haut fahren wie ein Vorwurf, der nicht nur unzutreffend ist, sondern vor allem denjenigen selbst träfe, der ihn erhebt. Ein Troll bringt es ohne jede Scham fertig, in jedem Satz “Scheiße” zu sagen und dann den höflichsten Diskutanten zurechtzuweisen, weil dieser fluche. Ein Troll kann heute das Gegenteil von dem erzählen, was er gestern sagte und wirft anderen vor, sie widersprächen sich. Für seine Belege sind ihm falsche Zitate ebenso lieb wie das Wiederholen wirrer Thesen, deren Urheberschaft er wiederum am liebsten denen vorwirft, denen sie völlig fern liegen.

Was im Posting steht, ficht keinen Troll an. Worum die Diskussion geht, ist ihm egal. Wenn er ein Lieblingsthema hat, wird er es unterbringen, immer. In einem Beautyblog fühlt sich der klimaskeptische Troll ebenso wohl wie im Forum des Fußballvereins oder einem politischen Blog. Der erlogene Klimawandel hat sowohl etwas mit Lippenstiften zu tun als auch mit der Abseitsregelung oder dem Handelsabkommen. Ja sicher, denn der Troll ist jetzt da, das ist dann wohl Beweis genug.

Er wiederholt seine Thesen auch gern zum Hundertsten, denn ignorantes Wiederholen verärgert alle anderen. Das Thema oder die Leitlinie eines Forums ist für ihn nur insofern relevant als dass er Thesen vertreten kann, die garantiert niemand der Stammbesucher akzeptieren kann. Je deutlicher diese eine Haltung ablehnen, je klarer sie etwas für widerlegt halten und je deutlicher sie das bereits erledigt haben, desto attraktiver ist es für den Troll, eine bestimmte Ideologie zu vertreten.

Wenn es so gar nicht weitergeht mit dem Lieblingsthema oder der Troll zu faul oder einfallslos ist, geht er halt gleich auf die persönliche Schiene. Er ist der einzige, der etwas wissen kann, spricht beliebig anderen oder gleich allen deren Qualifikation ab oder wertet sie als ohnehin komplett unwert ab. Doppelt gewonnen: Damit kann er nur recht haben und bringt seine Gegner ziemlich sicher auf die Palme. Schlagen die dann zurück, egal in welcher Form, bringt er seine letzte Lieblingswaffe in Stellung: die Opferrolle.

Der Andersdenkende

Wer dem Troll sagt, was er ist, ihn in die Schranken weist, seine Angriffe pariert, ihm womöglich gar aggressiv begegnet (oder ihn als Moderator vor die Tür setzt), ist natürlich ein Aggressor, Diskursnazi, Zensor oder Mobführer. Der Troll selbst ist natürlich der Kritiker und Mahner, dem nur deshalb übel mitgespielt wird, weil er als einziger die Wahrheit sieht, weil er der ‘Andersdenkende’ ist, den man mundtot machen will, weil man seine Weisheit nicht erträgt.

Es ist vollkommen sinnlos, Trolle zur Raison bringen zu wollen. Sie maßen sich stets an, alle anderen zu bewerten, sind aber nicht bereit, sich mit ihrem Verhalten auseinanderzusetzen. Es ist sinnlos, ihnen ihre Widersprüche vor Augen zu führen, denn dafür sind sie blind. Wenn es ihnen nicht ohnehin egal ist, mäandern sie von einem Thema zum nächsten. Trolle diskutieren nicht. Nie. Trolle trollen. Es gibt nur ein Mittel für Kommentatoren, mit solchen Psychos umzugehen: Ignorieren. Für Moderatoren ist rechtzeitiges Bannen ein Muss, auch wenn man dadurch ewigen Zorn auf sich ziehen mag und sie noch wochenlang den Spamfilter vollkritzeln oder versuchen, das Spiel woanders fortzuführen.

Natürlich bedient sich nicht jeder Troll immer aller dieser Techniken. Aber das sind im Großen und Ganzen die Mittel, die sie anwenden. Wer so etwas hier treibt, fliegt raus. Leider wissen die Betroffenen diese Gnade selten zu schätzen, denn hier können sie schmerzlos erfahren, wofür ein Arschloch ihrer Sorte in jeder Kneipe ordentlich was in die Goschn kriegt. Probiert’s doch einfach mal aus!

 
Eine Kollage von K. Shwittas

Wir arbeiten engstens mit unseren amerikanischen Verbündeten zusammen.
Deutsche Bürger werden nicht überwacht.
Wir haben davon nichts gewusst.
Ich habe die Vorwürfe geprüft.
Der Datenschutz wird zu 100 Prozent eingehalten.
Zwei Datensätze sind an die USA übermittelt worden.
Der Präsident hat der Kanzlerin versichert, dass die Vereinigten Staaten ihre Kommunikation nicht überwachen und nicht überwachen werden.
Der Einsatz ist fokussiert, zielgerichtet, rechtsstaatlich.
Wir haben davon nichts gewusst.

Wir arbeiten engstens mit unseren amerikanischen Verbündeten zusammen.
Russland verletzt das Völkerrecht. Das ist inakzeptabel.
Wir arbeiten engstens mit unseren amerikanischen Verbündeten zusammen.
Das haben wir nicht gewusst.
Wir dachten, unsere amerikanischen Verbündeten fliegen Angriffe in Afrika.
Der Einsatz ist fokussiert, zielgerichtet, rechtsstaatlich.
Von Angriffen in Pakistan haben wir nichts gewusst.
Ich habe die Vorwürfe geprüft.
Die Kanzlerin steht im engen Austausch mit dem amerikanischen Präsidenten.

Der deutsche Außenminister steht im engsten Austausch mit seinem amerikanischen Amtskollegen.
Davon haben wir nichts gewusst.
Wir sind im Widerstand. Dabei arbeiten wir engstens. Auch die Kanzlerin.
Unsere Freiheit am Hindukusch muss familienfreundlich verteidigt werden.
Der Einsatz ist fokussiert, zielgerichtet, rechtsstaatlich.
Die deutsche Verteidigungsministerin arbeitet dabei engstens mit dem amerikanischen Amtskollegen zusammen.
Davon hat sie nichts gewusst.
Wir fühlen uns umfassend informiert. Es wurde uns bestätigt, dass die amerikanischen Amtskollegen uns nicht engstens überwachen.

Es ärgert mich, dass man sofort und ohne genaue Kenntnis jede Verdächtigung gegen unseren amerikanischen Verbündeten in die Welt setzen kann.
Unter Freunden muss man Klartext reden können.
Dieser edle Zweck, Menschenleben in Deutschland zu retten, rechtfertigt, dass wir mit unseren amerikanischen Freunden und Partnern zusammenarbeiten.
Aus Sicherheitskreisen verlautet.
Es wurden 45 Anschläge verhindert.
Es wurden mindestens 12 Anschläge verhindert.
Es wurden Anschläge verhindert.
Es wurde engstens verhindert.

[update: Siehe auch hier. Semantisches Lego zur Rechtfertigung des nächsten Angriffskrieges.]

 
fluch

Als ich heute las, der Berliner Fluchhafen werde auch bis 2017 nicht fertig, müsse vielleicht komplett neu gebaut werden, verbuchte ich das als einen weiteren Versuch, die Nachrichtenpsychose fest im Volkshirn zu verankern, die einmal im Jahr wenigstens die Frage zulässt, ob das jetzt bitte ein Scherz sein soll oder nicht. An allen anderen Tagen hegt man nicht einmal solche Hoffnung. Der BER, das ist bekanntlich inzwischen Mehdorns Baustelle, denn wenn etwas wirklich völlig verhunzt werden soll, wenn man nach der Fassungslosigkeit durch die Depression hindurch immer noch überrascht werden will, wie entsetzlich sich Missmanagement noch steigern lässt, nachdem alle undenkbaren Pannen bereits mehrfach verbraucht sind, dann muss man schon den Mehdorn holen.

Wie viele Milliarden das Ding noch kosten soll, hat mich noch nie interessiert. Schon gar nicht die Prognosen dazu. Jeder, der sich noch an irgendein Großprojekt erinnert, die Elbphilharmonie oder Stuttgart21 zum Beispiel, kennt das Spiel. Vom Doppelten zum Zehnfachen, das ist reine Geschmacksfrage. Dabei sind Korruption und Folgekosten noch nicht einmal eingerechnet. Mehdorn ist eh nicht geizig. Kohle ist satt da, zumindest um Posten doppelt zu besetzen, denn wer ihn kritisiert, fliegt raus. Ich meine: Da laufen eh viel zu viele rum, die noch von irgendwas eine Ahnung haben. Wie sieht das aus, wenn der Chef nur hohl aus der Wäsche schwafelt [youtube] und alle anderen mehr wissen? Eben, geht gar nicht!

Das Lustige an der ganzen Nummer ist nicht zuletzt, dass der BER irre wahnsinnig nötig ist, deshalb hatte man ja die zweidreivier achtneunzehn Milliarden übrig. Spätestens 2011 brauchte Berlin den vierten Flughafen, weil die Weltstadt sonst ruckzuck zum Dorf verkümmern würde. Nun, dafür ist jetzt eigentlich bereits gesorgt. Kann man dann nicht doch einen Freizeitpark draus machen? Ich habe übrigens kürzlich gehört, dass ständig Dampfwalzen über die Rollfelder fahren müssen, damit der auf Belastung ausgelegte Asphalt nicht platzt. Fünf Jahre dampfwalzen – dann kommt zwar eh die neue Decke drauf, aber hey, das sind Arbeitsplätze!

Alles durcheinander

Inzwischen frage ich mich allerdings, ob die paar tausend Millionen und das damit angezettelte Skandälchen nicht auch nur ein Ablenkungsmanöver sind. Ihr erinnert euch: Vor kurzem haben wir erfahren, dass wir total überwacht werden, von den NATO-Gestapos von NSA bis CIA, BND bis BKA. Alles Schnee von gestern, denn jetzt schreiten wir Seit’ an Seit’ gegen den Iwan. Hatte das vielleicht irgendwem gefehlt, das Kriegführen gegen Ostasien und Ozeanien? Et voilà! Unsere Granden mahnen China derweil tapfer zur Einhaltung der Menschenrechte.

Nicht gemahnt wird freilich der Friedensnobeldrohnenpilot, der Guantanamo-Menschenrechtler, der ganz nebenbei jüngst erfahren hat, dass seine CIA noch ganz andere Methoden der Vernichtungsfolter anwendet als die schon bekannten alternativen Befragungsmethoden®.

Okay, China richtet noch mehr Menschen pro Kopf hin als Texas, wenn auch nicht wesentlich. Dafür sind das erheblich weniger Schwarze, das zählt also doppelt. Andererseits sind das alles Menschen, die von einem brutalen Regime in juristischen Verfahren verurteilt wurden. Solche Grausamkeit ist sicher nicht zu vergleichen mit Kollateralschäden bei großflächig angelegten Exekutionen per Drohne, Hubschrauber oder Clusterfuckbombe. Der Chinamann stellt sich gern ein bisschen dämlich an mit den Menschenrechten und wirft das alles durcheinander.

Nein, ich sehe nur eine Chance, die Welt ins Lot zu bringen und zu verhindern, dass wir in genau der abgefuckten Psychodiktatur landen, die Orwell in “1984″ beschreibt. Wir müssen einen damit beauftragen das umzusetzen, von dem wir ganz sicher wissen, dass er selbst eine eng verfilzte Mafia von mehr als hundert Geheimdiensten zugrunde richten kann. Obama darf eh nicht mehr antreten, so here is what: Mehdorn for President!