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Oktober 2020


 
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Selbst in Kitschfilmen gilt, was jede brutale Diktatur zur Machtergreifung hervorbringt: Es gehe um ‘die Sicherheit’. ‘Sicherheit geht vor’. ‘Nationale Sicherheit’ ist die faschistische Formel für den ‘starken Staat’. Es werden innere und äußere Bedrohungen konstruiert oder aufgebauscht, um den Vertrag zwischen Staat und Bürgern heimlich aufzukündigen.

Irgendetwas, irgendjemand ist gefährlich und muss abgewehrt werden – gern eine Gruppe, die sich schon äußerlich unterscheidet. Es geht aber auch, sprichwörtlich, “abstrakt”. Die abstrakte Bedrohungslage® ist das Märchen ohne Inhalt: Das Böse ist da draußen, darum sind alle Regeln außer Kraft gesetzt. Der Staat behält das Gewaltmonopol, die andere Seite aber geht leer aus: Die im Tausch verbrieften Grundrechte werden nach Belieben ausgesetzt.

Im Film wird die “Republik” flugs in das “Imperium” umgewandelt. In solchen Märchen darf der Zuschauer auch noch ‘wissen’, dass der Imperator, dessen finsterer Plan in diesem Akt der ‘Sicherheit’ aufgeht, das inkarnierte Böse ist. In der Realität wurden Folter und staatlicher Mord ohne Urteil offiziell wieder eingeführt, für ‘Freiheit’ und ‘Demokratie’ – deren ‘Sicherheit’ eben.

Recht, Unrecht, Superrecht

In Hollywood hätte jeder an dieser Stelle zu Recht erwartet, dass da Schurken am Werk sind, in der Tagesschau muss das irgendwie als ‘Bündnistreue” und ‘wehrhafte Demokratie’ verklappt werden, als ‘Supergrundrecht Sicherheit’. Man hat sich wieder einmal daran gewöhnt und macht einen ‘Islamismus’ dafür verantwortlich – wie gesagt für den Umgang des Staates mit Grundrechten und in der Folge mit Menschenleben.

Es ist aber völlig unabhängig vom je gewählten Aufhänger, seien es ‘Clankriminalität’, ‘Islamismus’ oder Holländer auf der Autobahn. Der Umgang mit Kriminellen, zumal organisierten Schwerverbrechern, ist ein Problem der Kriminalistik und keines von Grundrechten. Leider verhält es sich so, dass auf dieser wie auf anderen Ebenen ein Grundgesetz – insbesondere aktuell – nicht mehr wert ist als Klopapier. Im Allgemeinen übrigens deshalb, weil es den Bedürfnissen des Kapitals im Weg ist.

Die Haltung der Repräsentanten gegenüber den Rechten der Bürger ist totale Ignoranz. Es ist längst Routine, darüber hinwegzustiefeln. Ohne nennenswerten Widerstand haben Menschen sich dem weltweit unterworfen – in der logischen Konsequenz komplementär in den islamisch dominierten Gesellschaften. Der Bürgerliche Staat scheitert auch deshalb und dreht immer wieder ins Autoritäre ab, weil der Dynamik der ‘Sicherheit’ kein ausreichender Widerstand entgegensteht. Das Kapital macht sich diese Dynamik zunutze und kennt seinerseits entsprechende Strategien, wie es auch vom daraus resultierenden Faschismus profitiert.

Nach der Blamage

Kurz zur Lage in Sachen Pandemie: Selbstverständlich bedienen sich die routinierten Gutsherren auch jetzt jeder Ermächtigungstechnik, die ihnen in den Sinn kommt. Sie interessieren sich nicht sonderlich für Rechtsstaatlichkeit. Unter anderen Bedingungen müsste Lauterbachs Attacke auf die Unverletzlichkeit der Wohnung etwa als politischer Amoklauf betrachtet werden. Es gilt aber auch hier, nicht Ursache und Wirkung zu verwechseln.

Es braucht kein Virus, um Grundrechte zu schleifen und sich dafür von Gerichten abwatschen zu lassen. Es ist in diesem Zusammenhang vielmehr für die Exekutive besonders unangenehm: Da sie ohne Vorbereitung eine komplexe Situation handhaben muss, werden die Unzulänglichkeiten besonders deutlich sichtbar. Sei es die Dreistigkeit, mit der die Verfassung ignoriert wird, der Dilettantismus des Managements oder die ethische Ignoranz. Die eingespielten Routinen der Verschleierung greifen hier nicht.

Der Kampf gegen Symptome wie Maskenpflicht hie oder Ausgangssperren (die es hier nie gegeben hat) dort ist daher einer gegen Windmühlen, wo die Drachen längst durch die Straßen marodieren. Das Zündeln an den Resten der Demokratie geht anders, hat viel früher angefangen und wird mit Corona nicht enden. Das Brett ist sehr viel dicker und der Bohrer arg kurz.

 
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Du kannst tun, was du willst, du bleibst, was du bist. Bist du arm, bist du unten. Bist du reich, bist du oben. Ambition und Leistung spielen keine Rolle. Das gilt im Zweifel auch ohne Geld, und das geht so:

Bist du arm und unambitioniert, bleibt dein Status niedrig. Sehr niedrig sogar, Leute wie du werden dann herangezogen, um den Mythos von der Leistungsgesellschaft zu zementieren. Arm, weil faul. Selbst schuld. Bist du arm und ambitioniert, kann dein Status steigen, allerdings nur zu einem Emporkömmling, der sich im Netz der Statusfallen verfängt. Allein schon, weil du, wo du nicht auffällst (etwa durch Akzent und Wortwahl), zwangsläufig unauthentisch bist und umgekehrt.

Mach, was du willst

Nimmt deine Ambition ab oder sinkt dein Status aus anderen Gründen (Pleite, soziale Probleme, Sucht), fällst du wieder auf ‘niedrig’ und man wird erkennen, dass dies eben Teil deiner Identität (als Armer) ist. Du wirst dich auch nicht dagegen wehren können, dass du selbst so denkst.

Bist du reich, ist es egal, ob du ambitioniert bist oder nicht. Es ist sogar eine Bestätigung deiner Noblesse, wenn du mit Faulheit und Verschwendung prahlst (Rich Kids on Instagram), weil du dir das eben leisten kannst. Verzichtest du auf Statusgehabe, gilt das als volksnah (auch wenn dir das kein Mensch abkauft, der selbst je arm war). Tust du irgendetwas für Geld, bist du gar Investor oder ‘self-made’. Wenn du dich beim Versuch lächerlich machst, die ‘Sprache der einfachen Leute’ zu sprechen, bist du ebenfalls ‘volksnah’.

Ich habe daher beschlossen, mich nur noch mit “Herrdoktor” ansprechen zu lassen. Bislang war das eher sperrig, vor allem bei den Jobs, die ich mache, aber das war zu kurz gedacht. Nicht etwa, weil dieses überflüssige Lametta für ein Arbeiterkind vielleicht wirklich eine Auszeichnung wäre, nein. Es ist wegen des genannten Gesetzes.

Endspiel

Da es nämlich gilt, hilft mir das ganze Brimborium nur auf eine Weise. Ich werde wie gesagt auf den Titel bestehen, werde gar nur noch diesen angeben und nicht mehr meinen Namen. Ich bin einfach “der Doktor”. Wer es wagt, sich dem zu verweigern, dem werde ich vom Skalpell über die Stalinorgel bis hin zum nuklearen Erstschlag des rhetorischen Rüstzeugs deutlich machen, dass er sich zu fügen hat.

Selbstverständlich, da ich nie reich war und niemals zur Upper Class gehören werde, durchschaut jeder Dödel die Lächerlichkeit des Vorhabens (wäre ich reich, würden sie wie selbstverständlich kuschen). Jeder wird erkennen, dass mein Oberstübchen schwer baufällig ist, und bald wird sich wer finden, der das soziale Abrisskommando ruft. Man wird mir kündigen und mich vermutlich ob Aussichtslosigkeit frühverrenten. Ich wusste doch, dass die Promotion für etwas gut war!

 
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Es ist nichts Neues daran, dass nichts zu hören ist von Intellektuellen oder vielmehr einer Intellektualität, die helfen könnte, in unsicheren Zeiten die Gedanken zu ordnen, Wege zu weisen, auf denen Lernprozesse stattfinden könnten und womöglich eine Basis schaffen, darüber zu kommunizieren. Es war selten nötiger als heute, aber woher soll es auch kommen?

In diesen Zeiten ist es nachgerade chic, die Basis des Wissens, Wissenschaftlichkeit, zu verleumden und Kommunikation als Duell zu betrachten, in dem der Eifer die Waffe der Wahl ist. Der vermeintliche Inhalt muss laut vorgetragen, täglich mehrfach wiederholt und Abweichler konsequent diskriminiert werden. Der Modus ist nicht die Aussage, sondern die Wertung.

Herren und Diener

Werfen wir einen Blick zurück, wir hatten das auch schon hier, auf so ein ‘Damals’ und einen Kommentar dazu:

Das Jahr 1933 ist die große Zeit des deutschen Opportunismus, noch bevor die entsprechenden Gesetze erlassen oder gar bekannt wurden, beeilen sich viele Intellektuelle, dem autoritären Regime zu gefallen.”

Nun, “Intellektuelle”, das ist auch eine Kategorie, ein Begriff, den jeder in der Gemütlichkeit seiner Vorstellungskraft mit Inhalt füllen kann. Für den Einen sind das Geistesgrößen, denen man folgen kann, die man zumindest aber zitieren kann, um selbst wie eine zu wirken; für den Anderen vielleicht feindliche Spinner unwürdiger Herkunft, die den Menschen die Köpfe verdrehen, um so ihre finsteren Pläne umzusetzen.

In den Frühzeiten der Republik hatten wir gelegentlich immerhin solche mit Substanz, etwa Adorno oder Marcuse, womit wir auch gleich bei der fälligen Reaktion sind, die heute im Internet u.a. von einem kommt, der es chic findet, unter dem Label des Zyklon-B-Herstellers zu firmieren. Da heißt “jüdisch-bolschewistisch” jetzt “kulturmarxistisch” (welch ein schwachsinniger Begriff), sonst ändert sich nix. Aber was hatten die eigentlich zu sagen? Vielleicht mal selber lesen.

Kein Widerstand

Am anderen Ende der Nahrungskette ist der Intellektuelle nur mehr Funktion. Er forscht und reflektiert nicht, er verkündet. Er dient. Er folgt Glaubenssätzen. August von Hayek ist eine Standardreferenz der Neoliberalen. Seine im Kern faschistische Religion wird von Adepten dieses letzten Aufgebots kapitalistischer Wortverwurstung als “Wissenschaft” bezeichnet. Das ist absolut kein Grund, sich von dieser abzuwenden, sondern vielmehr, daran zu erinnern, was Wissenschaft bedeutet.

Es ist keine Übertreibung zu sagen, dass wenn erst einmal der aktive Teil der Intellektuellen zu einem bestimmten Set an Glaubenssätzen bekehrt ist, der Prozess der allgemeinen Akzeptanz dieser Sätze nahezu automatisch und unwiderstehlich verläuft.

Was noch nicht einleitend bereits eingeordnet wurde an diesem Satz, ist vor allem die Formulierung “der aktive Teil der Intellektuellen“. Wer von dieser quasi definitorischen Religionsausübung abweicht, ist im – hier zulässigen – Umkehrschluss nämlich nicht aktiv. Wie kommt das? Weil eben alle “bekehrt” sind, und wer nicht bekehrt ist, nicht mehr ist. Exakt so wurde das ja auch jeweils gehandhabt.

Was bleibt

Es ist auch infolge dieser unfassbaren Dekadenz einer sogenannten “Ökonomie” erklärbar, warum es so leicht fällt, “Wissenschaft” zu diffamieren. Was die Ökonomie anbetrifft, so hat das, was noch Niveau hat (und nein, Freunde, ich meine nicht die Flassbecks), keine politische oder mediale Repräsentanz. Diese Arbeit ist nicht nur schwierig und frustrierend, sie ist auch pfui, eben wegens Mauerstacheldraht®.

Die Redlichkeit, der organisierte Zweifel, die Mühe und Akribie, die uns etwa in den Stand setzt, 13,8 Milliarden Jahre in die Vergangenheit zu schauen, diese Kunst, den Irrtum als ständigen Begleiter zu akzeptieren und stets seine Überwindung anzustreben in dem Bewusstsein, zuverlässig auf den nächsten zu stoßen, gilt nichts in der Welt der Lautsprecher und Rechthaber. Ganz Gallien? Nein. Es soll da noch Nischen geben.

 
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Wenn ein Nazi Amok läuft, ermitteln und analysieren stets die Besten der Besten der Besten. Das sieht dann ungefähr so aus. Man weiß nichts, man kennt nichts, man hat nichts gesehen und kennt sich auch gar nicht so aus in der Szene. Also außer mit denen, die am Schreibtisch nebenan sitzen.

Ich verweise bei der Gelegenheit noch einmal auf die Quellen zu meinem Buch und die Erweiterung, da findet man immer reichlich Belege für die kameradschaftliche Struktur unserer Behörden. Denen muss man immer wieder, auch ganz aktuell, sogenannte “Kompetenzen” zubilligen, um ihrer Phantasie vom autoritären Staat noch näher zu kommen.

Wo der Daumen links ist

Unsere Faschisten in den Polizeien und ‘Diensten’ müssen sonst nämlich immer bei schlechtem Wetter auf die Straße und vor dem Frühstück Linksextremisten die Tür eintreten. Was ihr Meinungsfreiheit nennt, ist schließlich Wehrkraftzersetzung und muss erbarmungslos verfolgt werden.

Aber auch gegen die Nazis in der Polizei wird jetzt knüppelhart ermittelt, wenn sie … linkes Zeugs per WhatsApp lesen. Wohlgemerkt: nicht selbst versenden, sondern gesendet bekommen, und zwar als Satire. Wusste ich’s doch, diese Nazis sind in echt linke Weiber. Die muss man nur zackig rauskärchern, dann ist alles wieder gut.

Fefe hat völlig recht, ich zitiere: “Jedenfalls drängt sich bei dermaßen vollständigem Totalversagen noch eine weitere Erklärung auf: Dass die absichtlich verkackt haben, weil sie kein Interesse daran hatten, die ganzen Nazis ernsthaft zu bekämpfen. Welchen besseren Weg dafür kann es geben als die schwächste Anklage aufzubauen, die man sich ausdenken kann, damit das vor Gericht krachend scheitert.” Läuft!

 
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Einer meiner Lieblingsaufreger ist die holde Projektion, die Kunst also, stets das in anderen zu finden, was man an sich selbst nicht leiden kann, oder auch die, eigene Empfindungen anderen unterzuschieben, um mehr Aufmerksamkeit zu bekommen. Hierbei besonders beliebt: “Aber wer denkt denn an die Kinder??!!11!”

Die armen Kleinen mit den großen Kulleraugen, sie leiden. Worunter denn so? Na unter allem, was mir auf den Sack geht: Geschwindigkeitsbegrenzung, Maskenzwang, Rauchverbot, Erbschaftssteuer. Die Armen! Es ist soo traurig! Wer da nicht zur Waffel greift, hat kein Herz. Und vermutlich auch kein Vanilleeis.

Bei Kindern darf auch das ganz große Besteck raus: Weinen, Kratzen, Beißen, Angst und Schrecken, Geigen und Posaunen. Nichts ist verboten, alles muss raus. Das Leiden der Lütten muss ein Ende haben. Dafür werden wir kämpfen bis zum Tod oder Endsieg.

Der Kampf

Die Erwachsenen hingegen haben sich gefälligst … ja, was eigentlich? Zu disziplinieren? Doch eher nicht, das wäre nämlich unrebellisch. Auf jeden Fall irgendwie zu beweisen, ihren Mut zur … ja, was eigentlich? Dummheit?

Von Angst ist die Rede, von Panik gar. Menschen, die sich diszipliniert verhalten und gewisse Maßnahmen befolgen, würden aus Angst so handeln. Uuhuhuu! Es ist zwar ein schwaches Argument, aber nach sieben Monaten durchaus ein valides, dass mir noch niemand begegnet ist, keine Menschenseele, die aus Angst Partys meidet oder den MNS befürwortet. Die machen das ganz unverkrampft. Übrigens auch und gerade Kinder. Mit einer vierstelligen Zahl von denen habe ich aktuell zu tun.

Nun haben wir hier schon mehrfach die Feststellung getroffen, dass Opferrolle und Heldenpose zu den wichtigsten Instrumenten derjenigen gehören, die anderen ständig Angst unterstellen. Ob es sich da wohl um eine weitere Projektion handelt? Was ist nämlich Angst:

Freiheit
® in Angst

Angst ist der vergebliche Fluchtversuch, die erfolglose Beschwichtigung der Übermacht, die Reaktion auf Ohnmacht. Innerhalb der angstbesetzten Reaktion empfindet sich der Ohnmächtige als Opfer, in der vermeintlichen Verarbeitung überhöht es eine vermeintliche Opferrolle oder erhöht sich in eine Projektion der Macht hinein, vom Helden bis hin zur Identifikation mit dem Aggressor.

Na, klingelt da was? Ihr seid Opfer, ohnmächtig gegenüber dem Ungreifbaren, Spielball unsichtbarer Mächte? Ihr versteht die Gesetze nicht, nach denen mit euch verfahren wird, empfindet euch als der Willkür Anderer ausgeliefert: euren Chefs, Behörden, Eigentümern und ihrem Inkasso, Gerichten …

Aber jetzt ist endlich Schluss damit! Rettet die Kinder, verhindert die Diktatur, eint das Volk, kämpft für die Freiheit! Nieder mit der Maske! Wer da nicht mitmacht, hat halt die Hosen voll. Feiglinge. Opfer. Systemlinge. Erkennen die Gefahr für die Freiheit nicht. Ähm … welche Freiheit war das noch gerade? Die, auf notwendige Hygiene zu verzichten?

 
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Beginnen wir mit der Erklärung des Begriffs “Clusterfuck”: Es ist wie eine Matroschka-Puppe. Egal, in welche Tiefen der Begriffsverstümmelung du vordringst, du stößt immer auf die nächste. So ist das, wenn Trolle texten, und eine der Bestleistungen dieser Fraktion ist das vermeintliche Hannah-Arendt-Zitat: “Kein Mensch hat das Recht zu gehorchen“.

Das fängt augenscheinlich damit an, dass Gehorsam kein Recht ist, sondern unmittelbar eine Pflicht, und zwar eine unbedingte, die Unterwerfung unter eine Autorität ohne Recht auf Widerspruch oder Zuwiderhandlung. Das Komplementär zum Gehorsam ist der Befehl, dessen Nichtbefolgung traditionell ein schweres Verbrechen darstellt, das adäquat die Todesstrafe nach sich zieht. Wie absurd, ein “Recht” darauf zu konstruieren.

Schlafschafe, Buckeldackel

Zudem hat dieser Kalenderspruch Konjunktur ausgerechnet in Kreisen, die entweder direkt eine Restauration des Kaiserreichs fordern oder mit solchen Gestalten Seit’ an Seit’ dasselbe kindische Rebellentum zelebrieren. Gar nicht zufällig blüht in dieser Landschaft der Rassismus, denn damit kann man wunderbar beide Seiten des Widerspruchs leben: Der Befehl wird zum Volkswillen, womit die Tat kein Gehorsam mehr ist, sondern Folklore, und alles Falsche tun automatisch die, die nicht dazugehören. Einem Anderen zu dienen – Volk, Ideal oder Überzeugung – ist Verrat. Dazu haben sie kein Recht.

Des Trolls Domäne ist die Projektion. Er verschafft sich Aufmerksamkeit und dem Gegner Empörung, indem er ihm vorwirft, das zu tun, was der Troll in Potenz verbrät. Auf seiner Seite ist jede Unterwerfung unter Autorität oder Ideologie Akt der Rebellion; folgt der Gegner aber seiner Überzeugung, so kann das nur die Tat des Wurms ohne Rückgrat sein, der vor der Elite buckelt und damit seinesgleichen verrät. Diese Haltung bedient das ideologische Grundmuster des Feindrechts, und so betrachtet man denn auch die Anderen: als Feinde.

Dass ausgerechnet diese Trolleria Hannah Arendt zitiert, ist eher unvermeidlich als zufällig, denn die große Geste, Emphase, Tamtam und Trara sind ihr Metier. Symbole werden aufgebläht wie ein sterbender Stern, egal welche. Kein Text ohne bedeutungsschwangere Zitate, keine Rede ohne Heldenpose. Kontext ist der Trick der Feindsender. Wer dazugehört, weiß, wie es gemeint ist. Wen interessiert da die Geschichte, der ein vergewaltigter Satz entstammt?

Sieg oder Tod

Der zitierte ist absurd und wird verständlich paradox, wenn man ihn zwischen Eichmann und Kant plaziert. So hieß es denn auch im Original: “Kein Mensch hat das Recht zu gehorchen bei Kant.” Eichmann, den Arendt damit meinte, hatte seinen Vernichtungseifer als alternativlosen Gehorsam deklariert und sich damit ausgerechnet auf Kant berufen. Genau diese Masche aber, sich der persönlichen Verantwortung durch Verweis auf Gehorsam zu entziehen, ist das Gegenteil dessen, was Kant im Kategorischen Imperativ formuliert.

Das war es, was Arendt damit sagte. Es gibt kein Recht, sich auf Gehorsam zu berufen, um die eigene Tat einem Anderen zuzuschreiben. Das bedeutet nicht, dass man bei Rot über den Damm hüpfen muss, um sich als freier Bürger zu identifizieren. Genauso wenig, wie die “Freiheit der Andersdenkenden” bedeutet, dass du der Andere bist und alle dir zustimmen müssen.

 
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Ein Beamter des Verteidigungsministeriums erweist sich als offenbar rechtsextrem (aus der Abteilung “Alles kriegen die raus”), und ich lese, das Ministerium sei “alarmiert“. Wie ist ein Ministerium alarmiert? So wie in “Spock, roter Alarm!”? Eher wohl wie ich, wenn ich nicht gar so spät aufstehen möchte, aber liegen bleiben kann. Dann klingelt der Wecker. Alle neun Minuten. Ich kann das Ding problemlos zehnmal in den Schlummermodus hämmern, mich umdrehen und wieder einschlafen. Gute Nacht, liebes Verteidigungsministerium, schlaf’ schön!

Aber wir haben ja den Verfassungsschutz (nur echt mit doppeltem “SS”), der beobachtet die Rechtsextremen penibel. Damit die Schützer das nicht nur beim Rasieren und Zähneputzen tun, besuchen sie jetzt häufiger die Kameraden in Polizei und Ministerien. Zur Bundeswehr dürfen sie ja nicht, aber da passt der MAD auf. Nun soll mal keiner sagen, das wäre kein Riesenerfolg, oder hat jemals wer was von Linksextremen da gehört?

The Evil Is Always …

Der Goldfisch kreist derweil sirrend in seinem Glas, das Murmeltier fährt mehrmals täglich ins Büro und Putin ist schuld®. So unkompliziert kann Außenpolitik sein, und wenn sie es nicht ist, tritt die oberste Direktive in Kraft. Diese nebulösen Verstrickungen und Unklarheiten sind nämlich das Markenzeichen Putins. Sieht man’s mal wieder!

Was zu tun ist, wissen aber der ‘Westen’ und alle seine Guten®. Zum Beispiel der Habeck Robert, der weiß: Dem Vladimir seine Pippeliene muss weg! Da kommt nämlich böses Gas raus. Doppelt böses böses Gas. Das hilft nur dem Teufel, der damit die Umwelt kaputtmacht und die Hölle finanziert. Und damit wir ihn bestrafen können, vergiftet er persönlich viertklassige Oppositionelle, um ihre Bekanntheit zu steigern. So ein Hund!

Kein Asyl für …

Was wir hier nicht haben, ist Corona. Dies ist ein goldfisch- und murmeltierfreundlicher Webauftritt. Das Corona-Murmeltier besetzt nach dem drölften Suizidversuch wegens Burnout einen wertvollen Platz auf der ‘Intensiv’. Der Goldfisch musste an den Flossen kupiert werden, weil die aus seiner Umdrehungsgeschwindigkeit resultierende Zentrifugalkraft die Elektronen aus dem Fisch geschleudert und ihn in einen Neutronenstern verwandelt hätte.

Was will der alte Mann mit dem Physikfetisch damit sagen? Er liest jeden Tag gefühlt einhundertsiebenundvierzig Mal, und zwar ganz und gar unfreiwillig sowie deplaziert unter Artikeln, in denen es um etwas völlig anderes geht, dieselbe Scheiße von denselben Covidioten, die sie eben schon zehn hoch elf!! Mal bei anderen unpassenden Gelegenheiten ins Netz gerotzt haben.

Dass Blödheit, so sie ein gewisses Maß überschreitet, die Unfähigkeit involviert, mal die Fresse zu halten, ist ja bekannt; wer aber bietet diesen Opfern kognitiver Evakuierung immer noch eine Plattform dafür? Hört auf damit, Gutmenschen, nicht jeder Flüchtling sollte aufgenommen werden. Wer der Erkenntnis willentlich und wiederholt davonläuft, hat hier kein Recht auf Asyl.

 
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Nach dem Tod des MAD-Chefs Herbert Feuerstein wurde Marianne Rosenberg sein Nachfolger. Aber kann eine Frau den Militärischen Abschirmdienst leiten? Diese Frage ist nicht nur sexistisch, sie ist auch dumm. Spätestens seit Marine Le Pen und Alice Weidel wissen wir, dass Frauen Männern in nichts nachstehen. Ihre Berufung wurde parteiübergreifend begrüßt. Die Bundesirgendwasmitlabern der Grünen fand lobende Worte, formulierte aber auch klare Forderungen:

Dass eine Frau es auf diesen Posten schafft, ist mehr als höchste Zeit. Die Bundeswehr und die Geheimdienste insgesamt müssen weiblicher werden. Zudem erhoffen wir uns von der Neuen, dass die Berichte an die parlamentarische Kontrollkommission bald nicht mehr geschwärzt werden. Es geht auch ohne Rassismus. Man kann Akten auch mit anderen Farben unleserlich machen.

Tiefer geht immer

Die gemeinsame Kommission der Innen-und Wirtschaftsminister berät derweil hinter verschlossenen Türen das brisante Thema: “Führt Bananenmangel zu mehr Bandenkriminalität?” Eingeladen sind unter anderem Abu Ibn Clan und die Neuköllner Tauchsidos. Chaka! Unserem Korrespondenten war das “zu blöd”. Er hat stattdessen eine grippekritische Randgruppe gegründet und Minderheitenschutz beantragt.

Leute, die Vorurteile haben, sind Idioten. Alle. Man erkennt sie schon an der schiefen Fresse und dem Sabber im Mundwinkel. Ekelhaft. Mein Cousin ist so einer, und dann wird er auch noch pampig, weil ich ihn frage, ob er vielleicht mein Auto reparieren kann. Er arbeitet beim Opel. Schreit der mich an: “Ich bin da in der Verwaltung!” Na und? Hat man da keine Zeit mehr für Freunde und Verwandte? Arschloch.

Und noch tiefer …

Die ehemaligen Blogger Don Barks und Al Funso haben beim betrunkenen Fotografieren ihrer Fußnägel am Tegernsee versehentlich eine Männerrechtsbewegung losgetreten und können sie nicht mehr kontrollieren. Seit gestern Nacht ziehen unter dem Motto “Doch heißt doch!” finstere Kapuzenheinis mit Pechfackeln und Mistgabeln um sächsische Frauenhäuser. Der Vermieter hat umgehend den Schwarzen Block angerufen, der aber durch Exkurse über Maskenpflicht und Dönerverzehr im Plenum aufgehalten wurde. Die Polizei konnte daher auch noch nicht eingreifen.

Hier noch kurz eine Produktwarnung: Nivea U ist nur für untenrum. Wenn es oben juckt, braucht du Schampoing. Hab ich auch welches, aber vergessen wie das heißt. Irgendwas mit Kopf und Hals oder so. Nimm das ruhig, kauf irgendwas. Mach ich auch so. Ich kauf irgendwas. Guck einfach mal da am Rand, da steht immer, was man kaufen soll. Dann gehörst du auch zu den Coolen.

 
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Doch, ich mag Humor, auch freiwilligen. Wenn gerade keine Schadenfreude aufkommen will, kann man auch mal über etwas anderes lachen. Wir sind ja keine Spießer. Heute gefällt mir beinahe gut: das Manneken Pis; trägt es doch Schwarzrotgold wegen irgendwas mit Neunundachtzig. Daraus wurde, wie wir wissen, irgendwas mit Neunzig und Staatsakt, kurz darauf irgendwas mit Zweiundneunzig und Pogrom. In zwei Jahren feiern wir dann wieder, nur mit Jogginghose prepissed® und Hitlergruß. Wirsing, das Volk!

Schade, dass es die Sowjetunion nicht mehr gibt, aber sie musste ja untergehen mit einem Heini wie Gorbatschow, der dem Fluch der späten Geburt erlag und die schöne Gerontokratie abgeschafft hat. Inzwischen muss der Oberrusse sogar OB-Werbung machen: Tauchen, Reiten, Judo oder auch halbnackt mit einem Monsterkarpfen. Was für ein Mann, leck’ mich fett! Da ist der Neid programmiert, denn …

Verheißung einer großen Nation

… was haben wir hier (Westen)? Der Capo di tutti capi ist alt, fett und krank, jetzt auch noch am Leibe. Der Hoax hat ihn erwischt; prompt schickt er den imperialen Leibarzt vor, um dem Imperator aber so etwas von allerbestem Zustand zu bescheinigen, dass Nachfragen, ob er wohl für den gesunden Teint ein Portiönchen Sauerstoff extra bekomme, mit einem souveränen Schwitzen am Stirnrand abgetan werden. Fast wie damals im Osten, nur dass man dort für die mutige Nachfrage ein paar Jahre Urlaub an der Nordostgrenze bekommen hätte.

Dafür muss man – so viel Demokratie® muss sein – hier schon geheime Videos irgendwo hochladen von Massakern an der Zivilbevölkerung heldenhaften Schlachten im Kampf für die Freiheit. Der Verräter, dem wir diesen ruchlosen Angriff auf die Integrität unserer Verbündeten zu verdanken haben, schmachtet seit mehr als acht Jahren in unterschiedlichen Formen der Gefangenschaft, die schrittweise verschlimmert wird, bis er einige Jahrzehnte später um seine Hinrichtung betteln wird. Da wollen wir dann mal gnädig sein.

Kurzum: Zu feiern gibt es immer was in den stolzen Ländern der stolzen Nationen mit ihren stolzen Völkern und Präsidenten. Schon kurz nach Mitternacht bin ich heute Nacht im Stechschritt an die Pissrinne marschiert und kriege seitdem die Spasmen kaum mehr unter Kontrolle. Ich bin das Volk! Ich bin zwei Öltanks und ein Deutschlandlied. Ich bin ein Bügeleisen und ich lüge nicht!!11!

 
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Bundesarchiv B 145 Bild-F041446-0036 / Reineke / CC-BY-SA 3.0

Nein, es geht nicht um Kandidatendarsteller wie Habeck oder irgendwas mit SPD. Es geht um solche, die den ersten Filter passieren. Solche, die Chancen haben – weil sie von der “Union” sind. Während “Einiges Russland” nur acht Jahre den Ministerpräsidenten und vier Jahre den Präsidenten stellte, hat die CDU bereits knapp 51 Jahre Kanzlerschaft hinter sich, davon die letzten 15, und schickt sich an, auch die nächsten vier zu amtieren. Und so weiter und so weiter.

Die anstehenden Wahlen zum Parteivorsitz entscheiden also auch über die nächste Kanzlerschaft. Zur Wahl stehen Röttgen, Merz und Laschet, und die schauen wir uns jetzt einmal kurz an. Beginnen wollen wir mit dem Verlierer aus dem Siegerland, Norbert Röttgen. Niemand ist so gestählt in Niederlagen, von der NRW-Wahl bis hin zum Ministeramt, aus dem er als Einziger in der Geschichte der Partei entlassen wurde – wohl nicht zuletzt auf Betreiben Horst Seehofers. Aua. Der Wähler kennt ihn auch als “Norbert Wer?”. Können wir streichen.

Mäntel, Hüte, Bahnhof

Alle Sehnen schmerzen, derweil ich die Buchstabenfolge “Friedrich Merz” (Puh, geschafft!) tastatiere. Wer ihn nicht hasst, hat kein Herz. Von solchen Leuten gibt es einige mit sehr viel Einfluss, die ihn uns glatt bescheren könnten. Es wäre furchtbar, möglich, aber auch unwahrscheinlich. Allein die Konkurrenz spricht für ihn. Merz dürfte allerdings schwer führbar sein und ist mit seinen Ambitionen in der Partei schon in besseren Zeiten gescheitert. Als Kanzler würde er vermutlich den Scheuer Andi zum Wirtschafts- und Finanzminister machen, dessen legendären Verhandlungsgeschicks wegen.

Bleibt Armin Laschet, immerhin Ministerpräsident auf ehemaligem SPD-Territorium, das wiederum alle drei Kandidaten beheimatet. Laschet ist der perfekte Hut, den man halt auf einen Stock hängt, den dann jeder grüßen kann. Ein sicherer Kanzler und bei seinem Profil der ideale Trockenreifen. Problem: Zwar ist die nächste Wahl schon gelaufen, aber wenn dies und das schiefgeht, könnte bei der übernächsten ein kleines Grünes Männchen zur ernsthaften Konkurrenz heranwachsen. Ein übersichtliches Risiko, verwachsen talentfreie CDU-Chefs doch unerhört schnell mit ihren Amtssesseln.

Nun, da wäre allerdings noch … der Söder Markus. Wenn er will, kriegt er den Job. Er würde auch sicher der erste CSU-Kanzler werden, wo seine Vorgänger Franz-Josef Strauß (Pitbull-Syndrom) und Äh..dmund “Bahnhof” Stoiber (Oderbruchlandung) noch scheiterten. Zudem: Als Baumliebhaber und Klimaschutz-Darsteller ist er jüngst durch seine Absage an Verbrennungsmotoren (Gruß an die Motorenwerke!) zum Wunschonkel Grüner Hybrid-SUV-Kunden avanciert. Er wäre ja töricht, seinen Hut nicht über den Ring zu stülpen. Und wäre das Personal nicht ohnehin irrelevant, er müsste nicht einmal ein schlechter sein.