Gesetz von der Erhaltung des Status
Posted by flatter under kunstlyriklamauk[12] Comments
27. Okt 2020 18:27
Du kannst tun, was du willst, du bleibst, was du bist. Bist du arm, bist du unten. Bist du reich, bist du oben. Ambition und Leistung spielen keine Rolle. Das gilt im Zweifel auch ohne Geld, und das geht so:
Bist du arm und unambitioniert, bleibt dein Status niedrig. Sehr niedrig sogar, Leute wie du werden dann herangezogen, um den Mythos von der Leistungsgesellschaft zu zementieren. Arm, weil faul. Selbst schuld. Bist du arm und ambitioniert, kann dein Status steigen, allerdings nur zu einem Emporkömmling, der sich im Netz der Statusfallen verfängt. Allein schon, weil du, wo du nicht auffällst (etwa durch Akzent und Wortwahl), zwangsläufig unauthentisch bist und umgekehrt.
Mach, was du willst
Nimmt deine Ambition ab oder sinkt dein Status aus anderen Gründen (Pleite, soziale Probleme, Sucht), fällst du wieder auf ‘niedrig’ und man wird erkennen, dass dies eben Teil deiner Identität (als Armer) ist. Du wirst dich auch nicht dagegen wehren können, dass du selbst so denkst.
Bist du reich, ist es egal, ob du ambitioniert bist oder nicht. Es ist sogar eine Bestätigung deiner Noblesse, wenn du mit Faulheit und Verschwendung prahlst (Rich Kids on Instagram), weil du dir das eben leisten kannst. Verzichtest du auf Statusgehabe, gilt das als volksnah (auch wenn dir das kein Mensch abkauft, der selbst je arm war). Tust du irgendetwas für Geld, bist du gar Investor oder ‘self-made’. Wenn du dich beim Versuch lächerlich machst, die ‘Sprache der einfachen Leute’ zu sprechen, bist du ebenfalls ‘volksnah’.
Ich habe daher beschlossen, mich nur noch mit “Herrdoktor” ansprechen zu lassen. Bislang war das eher sperrig, vor allem bei den Jobs, die ich mache, aber das war zu kurz gedacht. Nicht etwa, weil dieses überflüssige Lametta für ein Arbeiterkind vielleicht wirklich eine Auszeichnung wäre, nein. Es ist wegen des genannten Gesetzes.
Endspiel
Da es nämlich gilt, hilft mir das ganze Brimborium nur auf eine Weise. Ich werde wie gesagt auf den Titel bestehen, werde gar nur noch diesen angeben und nicht mehr meinen Namen. Ich bin einfach “der Doktor”. Wer es wagt, sich dem zu verweigern, dem werde ich vom Skalpell über die Stalinorgel bis hin zum nuklearen Erstschlag des rhetorischen Rüstzeugs deutlich machen, dass er sich zu fügen hat.
Selbstverständlich, da ich nie reich war und niemals zur Upper Class gehören werde, durchschaut jeder Dödel die Lächerlichkeit des Vorhabens (wäre ich reich, würden sie wie selbstverständlich kuschen). Jeder wird erkennen, dass mein Oberstübchen schwer baufällig ist, und bald wird sich wer finden, der das soziale Abrisskommando ruft. Man wird mir kündigen und mich vermutlich ob Aussichtslosigkeit frühverrenten. Ich wusste doch, dass die Promotion für etwas gut war!
Oktober 27th, 2020 at 20:01
Jawoll, Herrdoktor!
PS – Für Scharlach gibt es aber keine Frühverrentung :o
Oktober 27th, 2020 at 22:14
Aber wenn’s psyscho ist …
Oktober 27th, 2020 at 22:19
Geht immer.
Aber rote Zunge (optisch) ist bäh :P
Oktober 27th, 2020 at 22:40
Sind die nicht immer rot?
Oktober 28th, 2020 at 08:09
Darius: Nein.
flatter: Habs 1990 versucht und auf Dullidulli gemacht. Nur raus aus der Tretmühle. Aber gegen die Psycho-/Gefälligkeitsgutachter der Rentenversicherung und der Sozialgerichte hast Du keine Chance.
Oktober 28th, 2020 at 10:12
” Ich werde wie gesagt auf den Titel bestehen, werde gar nur noch diesen angeben und nicht mehr meinen Namen.” Ach wärst Du mit Deinen Talenten (gemeint sind nicht die Zahlungsmittel) doch rechtzeitig in die Politik abgewandert. Dann würden Dich die journalistischen Stiefellecker sogar mit “Herr Minister” oder “Herr Staatssekretär” anreden. Steht noch über dem Dr., siehe Merkel und Co.
Ich erinnere mich an einen der ersten Filme mit Helge Schneider, in dem er in einer Szene sagte: “Heute habe ich mich mal schick gemacht.” Er trug ein weißes T-Shirt mit der Aufschrift “Arztsohn”.
Oktober 28th, 2020 at 16:25
@altauto (5): Ich setze auf den Mollath-Effekt. Außerdem arbeite ich mit (Wer denkt denn an die …) Kindern, da ist eher Handlungsbedarf. Hattest du denn damals auch stets gefährliche Gegenstände anbei? So eine Axt kann recht überzeugend wirken, ganz zu schweigen von einer Kettensäge.
Oktober 28th, 2020 at 17:16
Ich hätte einen Staubsauger…
Oktober 28th, 2020 at 17:24
Wenn du mit ihm sprichst und ihn zweimal täglich im Park ausführst, kann das reichen.
Oktober 28th, 2020 at 17:42
mein gutachten war bisher zu meinen “gunsten”; aber sexuellen missbrauch inna kindheit können se auch nicht so einfach zur seite wischen.
Oktober 29th, 2020 at 14:20
Nix Neues, Chronistenpflicht halt: Tomasz Konicz zur Bräune in der Polizei.
Oktober 29th, 2020 at 18:10
Bullen im Solarium?
Brauchen die nicht, die sind schon braun.
Nee, aber Ernst beiseite, wem das als neu erscheint, der muss arg jung sein. Früher gab es halt noch keine rechten Chatgruppen, welche auffliegen konnten.