Mai 2017
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kollateralschaden ,
sozialzeugs[41] Comments 31. Mai 2017 16:39
Könnte Luthers Gott nicht stolz auf mich sein? Ich verbringe derzeit viele Stunden bei einer Affenhitze in einer Dachgeschosswohnung, um dort zu dilettieren, wobei ich das in der mir eigenen Überheblichkeit “renovieren” nenne. Bekanntermaßen lebe ich auf äußerst bescheidenem Niveau von Texten, die ich so vertexte, was jederzeit zu wenig zu werden droht, aber man hält sich so gerade über Wasser. Oft stelle ich mir vor, wie mein Leben als Leibeigener des JobCenters wäre.
Ich meine nicht nur die ganzen Gewaltphantasien, die mir das Fernsehen ersparen. Ich meine auch, wozu ich dann keine Zeit hätte. In irgendwelche Maßnahmen gepresst, zu sinnlosen Terminen geschickt, mit blödsinnigen Bewerbungen schikaniert oder gar in einen prekären Job gezwungen. Das ist schließlich zumutbar, denn alles andere ist der Lenz, der faule und muss sanktioniert werden; bestraft, bestraft!
Wichtig ist …
Da kannst du nicht mal eben sagen: Hört mal, meine Tochter hat einen sehr anstrengenden Job und obendrein gesundheitlich zu tun, da lasse ich sie doch nicht hängen und sehe zu, dass ihre Wohnung fertig wird. Sie wissen doch, die jungen Dinger, keine Zeit, keine Ahnung. Ich habe von beidem mehr oder weniger genug, da wäre ich doch mit Malerweiß getüncht, würde ich nicht helfen.
Ha! Da kann ja jeder kommen! Wenn Sie keinen wichtigen Grund haben …
Aber das ist ein wichtiger …
Ha! Da kann ja jeder kommen! Was ein wichtiger Grund ist, bestimmen wir! Ich kann auch nicht mal eben nach Hause gehen, weil ich … blablasülz, Pflicht, Ordnung, Vaterland. Amen.
… was Mehrwert schafft
Du kannst, wenn du Glück hast, vielleicht drei vier Minijobs machen, oder einen vollen mit Mindestlohn, dann nämlich kannst du renovieren lassen. Haha, kleiner Scherz. Als könnte sich das irgendwer leisten. Das Prinzip, das dahinter steckt, ist jedenfalls deutlich: Es interessiert niemanden, ob du arbeitest. Du sollst Mehrwert schaffen. Dazu stehlen sie dir, so sie können, jede Freizeit. Wichtig ist, was Mehrwert schafft. Alles andere sind Ausreden, ist Luxus, ist sogar unerwünscht.
Erwünscht hingegen dürfte sein, dass der Zwang zur Dienstleistung – auch auf Seiten privater Auftraggeber – die Kultur gegenseitiger Hilfe abwertet und zerstört. Ich bin wohl doch kein guter Lutheraner, denn der wollte, dass Menschen schuften, um Gottes Gnade zu verdienen und nicht um anderen eine Freude zu machen. Mehrwert, Wachstum, Gottes Gnade, das ist am Ende ein und dasselbe.
Zusammenfassung: Merkel macht einen guten Job. Alle sind zufrieden. Wir brauchen härtere Strafen.
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politik[4] Comments 31. Mai 2017 11:04
Bescheinigte ich ihm just Inkompetenz und eine totalitäre Gesinnung, kommt der Mann mit einem ‘Gesetzentwurf’ um die Ecke, der dazu auffordert, sich mit dem Grundgesetz und einschlägigen Urteilen des BVerfG den Arsch abzuwischen. Es kommt also auch noch Fanatismus hinzu. Während man mit dieser Einstellung bei den Nazis deutscher Geheimdienste und ihrer Nachfolger gut aufgehoben sein mag, ziemt sich das keineswegs für einen Bundesminister. Herr Maas wird bald zurücktreten. Nicht wegen seiner Gesinnung, sondern wegen des Übereifers beim Marsch in den totalitären Staat, wie ihn Sozialdemokraten praktizieren, die offenbar die Krawatte zu eng geknüpft haben. Zu laut, zu plump, zu peinlich.
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journalismus ,
kunstlyriklamauk[14] Comments 29. Mai 2017 15:18
Die Lahmarschigkeit der hiesigen Medien lässt sich kaum mit den Klimawandel erklären. Einfach die Redaktionsräume ins Erdgeschoss (Altbau) verlegen, und schon wären die Temperaturen auch ohne Klimaanlage so, dass ein Gehirn arbeiten kann. Okay, das ist keine hinreichende Bedingung.
Es macht schon lange keinen Spaß mehr. Wer Feynsinn noch aus den Tagen seiner Weltherrschaft kennt, als ein paar launig dahergebloggte Zeilen reichten, um Präsidenten zu stürzen, weiß, dass hier einmal täglich Kommentare zu lesen waren über alles, was da draußen passierte und berichtet wurde. Nun, inzwischen ist egal, was passiert, man weiß schon vorher, was berichtet werden wird. Vermutlich haben sie die Artikelchen schon auf Halde liegen und ziehen sie morgens nur noch raus. Lediglich Namen und Datum werden geändert.
Nichts Böses im Guten
Schulter an Schulter mit ihren kondebilen politischen Klappbetten kippen sie so etwas hier aus: Da wird die tapfere Frau May zitiert, wie sie Tag für Tag für die Sicherheit der Briten kämpfe, während der Linksradikale Corbyn sie lieber alle sterben ließe. Die FAZ lässt dabei den einzig spannenden Part lieber weg, dass May nämlich Corbyn implizit vorwarf, Terrorismus zu entschuldigen.
Tatsächlich hat Corbyn nicht nur ausgesprochen, was jeder wissen kann, dessen Hirn nicht mit Atlantikwasser gewaschen wurde, dass nämlich die Kriege (Irak, Libyen) unter britischer Beteiligung solchen Terrorismus erst hervorgerufen haben. Selbst die eigenen Geheimdienste wussten und wissen das. Sie wissen auch, dass Attentäter sich gern filmen lassen, ehe sie sich in die Luft sprengen. Frau May und ihresgleichen antworten darauf mit mehr Krieg und mehr Kameras und erhalten dafür die ungeteilte Zustimmung der patriotischen Presse.
Man könnte all das stattdessen auch öffentlich diskutieren, bestünden Meinungsvielfalt® und Pluralismus® nicht bloß noch in unterschiedlichen Kürzeln unter der Abschrift der Agenturmeldung. Leider sind auch Plausibilität und Schlüssigkeit keine Kriterien mehr, auf die die Märkte® reagieren. Die knallharte Konkurrenz um die schnellste Abschrift lässt dergleichen gar nicht mehr zu.
Zusammenfassung: Merkel hat recht. Weiter so! Putin ist schuld.
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geostrategie[65] Comments 25. Mai 2017 13:31
Sitzt ein Pferd auf dem Baum und strickt sich ein Fahrrad, kommt der Wärter vorbei und sagt: “Hier ist Grillen verboten!”; sagt das Pferd: “Wieso, ist doch erst sieben Uhr?”
Ein quasi beliebiger Artikel zu Syrien: Die NATO ist der Anti-IS-Koalition beigetreten, dem Bündnis gegen die Terrormiliz IS. Inhaltlich von dem da oben kaum zu unterscheiden, nur weniger lustig. Ach ja, und die Leser fühlen sich informiert, was wirklich hohe Kunst ist. Erklären Sie eine beliebige Aussage aus dem Artikel, einschließlich aller Begriffe. Aua!
Fangen wir mal mit “Terrormiliz” an. Mir fällt dazu absolut nichts ein. Ein nicht stehendes Bürgerheer mit Terror? Was soll das sein? Ein Haufen, der sich aus Resten alter Armeen, Verbrecherbanden und bewaffneter Fanatiker aller Länder zusammensetzt ist eine “Miliz”, aha. Spätestens angesichts der Finanzierung und der Bewaffnung (beides durch NATO-Partner und Ölscheichs) ist das wohl eher eine Söldnertruppe. Ihre Ziele sind diffus; angefangen mit regionalen Kämpfen über die Landesverteidigung (Libyen; Irak) bis hin zur Guerilla (Afghanistan, Syrien), endend bei dem Versuch, einen (ey, was ein Zufall, so heißen die ja!) islamischen Staat zu begründen. Alle waren Sie Hurensöhne der USA, jetzt sind sie Feinde.
Die bösen guten Bösen
Kurzer Einschub: Was ist eigentlich aus Al Kaida geworden? Weg. Nichts mehr von da. Die Älteren erinnern sich: Das war doch dieses Terrornetzwerk. Immer, wenn einer seinen Ausweis am Tatort deponiert und sich in die Luft gesprengt hatte, war er al Kaida. Die haben wir wohl besiegt. Jetzt ist da der IS. Aber! Da sind doch auch unsere gemäßigten Rebellen®, also diejenigen, die Jugendlichen vor laufender Kamera die Köpfe abschneiden, aber Assad nicht leiden können. Die waren übrigens früher mal al Kaida (also die Bösen).
Davor waren sie Nordallianz (also die Guten). Wer sich jetzt fragt, was an denen “gemäßigt” ist, hat die erste Frage verschnarcht: Gegen was “rebellieren” Afghanen eigentlich in Syrien? Oder Iraker? Libyer? Oder die Unterstützer aus Saudi-Arbien und den USA? Ach ja: Die rebellieren gegen die Politik, die sie bewaffnet hat und die ihre Heimat in Schutt und Asche gelegt hat. Sie rebellieren im Auftrag derer, die das angezettelt haben und kämpfen gegen ihre Landsleute, die von denselben Leuten bewaffnet wurden. Rebellion! Hat da wer “Rohstoffe” und “Handelswege” gesagt? Du bist raus!
So, und jetzt tritt also die NATO ihrer eigenen Koalition bei. Das geht nämlich so: Bislang waren nicht alle NATO-Staaten dabei. Diese Koalition besteht aus den Willigen von Saudi-Arabien (aka Gründer und Unterstützer von Al Kaida bis IS), einigen Ölbohrinseln und NATO-Staaten. Ihr wisst schon; Die NATO, in der der eine (Türkei) dem anderen (Deutschland) Einreiseverbot erteilt hat.
Präventive letale Notwehr
Die Koaltiion ist (schon völkerrechtlich) ein Nichts. Kein UNO-Mandat, keine bindenden Verträge, keine gemeinsame Rechtsgrundlage, keine gemeinsamen Interessen. Türkei bombt Kurden, USA bombt, wen sie treffen. Hie will einer Assad stürzen, dort mit ihm verhandeln, und die meisten wollen Gasfelder und Pipelinewege unter ihre Kontrolle bringen. Alle eint eigentlich nur eines, dass nämlich die bösen Russen nicht auch noch das Gas von dort unten kriegen, weswegen auch die meisten deren Kumpel Assad umpumpen wollen. Wir sehen also: Rebellion, Friedensmission, Menschenrechte gegen die Bösen®.
Nun, was haben wir bis hierher vergessen? Vor allem das Wichtigste: Was ist die NATO? Richtig, das sind Guten aka “Verteidigungsbündnis”. Ihr Territorium verteidigen, heißt das. Was aber genau verteidigt die NATO jetzt in Syrien? Na, aufgepasst? Richtig: Ihre Freiheit und die USA. Seit 2001. Man stelle sich nur einmal vor, es hätte diese saudi-arabische Verbrecherbande nicht gegeben, die vor 16 Jahren den ewigen Verteidigungsfall am Ground Zero ausgelöst hat. Die Saudis, unsere letzten echten Freunde in der arabischen Welt!
Womöglich würde man Meldungen misstrauen, in denen es heißt, Deutschland verteidige seine Bürger, indem es hilft, einen ganzen Subkontinent in die Steinzeit zu bomben. Man fände es seltsam, in einem Dutzend Kriege zu kämpfen, und zwar stets auf beiden Seiten, und zwar um Menschenleben zu retten. Schon die gewerblichen Reisen von Rüstungsgütern in ihre Anwendungsgebiete würden womöglich kritisiert. Da ist man doch froh, dass sich die Deutsche Industrie und ihre Politiker so tapfer der internationalen Verantwortung® stellen dürfen. Danke, Osama!
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politik[13] Comments 21. Mai 2017 19:49
Wenn man das Grundgesetz, die Menschenrechte, die Parlamentarische Demokratie, kurz: das sozial-juristische Konzept, in dem wir leben, so auslegt, dass es vor Gewalt- und Willkürherrschaft schützen soll, haben wir mit Heiko Maas einen Verbrecher gegen diese Ideen im Amt des Justizministers, dessen kriminelle Energie erst erschöpft sein wird, wenn die Bürger gegenüber dem Staat gar keine Rechte mehr haben und der – sowie von ihm beauftragte Konzerne – die Untertanen dressiert, angeleint und mit Maulkörben versehen haben.
Zwei aktuelle Beispiele kritisiert die FAZ, gemeinhin nicht im Verdacht, dem Anarchismus das Wort zu reden. Aktuell geht es einmal nicht um überbordende Überwachung, zu der ich bei Burks eine lustige Liste finde, die nur bis 2008 geht. To be continued. Es geht vielmehr um das Ziel der unselig dusseligen “Fake News”-Fakedebatte, nämlich Äußerungen zu zensurieren, positiv wie negativ. Allein der Satz “Es wird zu wenig gelöscht” ist schon entlarvend.
Dieser schlimme schlimme Hass
Ausdrücklich vor dem ordentlichen Urteil, ob etwas legal ist oder nicht, soll zum Löschen von Inhalten gezwungen werden, was ausdrücklich Zensur ist, die noch von den Medien selbst vorgenommen werden soll. Da war Preußen ja noch besser, wo der Zensor wenigstens vom Hofe bestellt wurde. Die Hetze des Herrn Minister könnte einer kitschigen Dystopie entstammen: “Hass im Netz ist der wahre Feind der Meinungsfreiheit“. Ah ja, und da wir also den “wahren Feind” festgelegt haben, sind die anderen Feinde unvermeidlich und fliegen unter dem Radar oder wie? Doof wie Jar Jar Binks und plump wie Goebbels.
Nun, wer schon mit dem Doppelklick überfordert ist und einen PC-Monitor nicht von einem Fernseher unterscheiden kann, der macht sich’s halt wiedewiedewie es ihm gefällt. Blogs, Facebook, Twitter, Whatsapp? Alles Rundfunk, wenn ihr mich fragt. Der Heiko schaltet den Computer ein und findet das Erste Programm nicht. Da muss ein Dekret her! Sofort muss auf jede Frage, die wer eingibt (so er wenigstens eine Suchmaschine findet) subito die Antwort der ARD erscheinen. Dann ZDF, RTL und so weiter. Vielleicht noch FAZ und Welt, aber auf gar keinen Fall diese Hassverschwörer!
Selbst die FAZ wird hier deutlich: “Die Idee klingt ziemlich irre und zeigt, dass die Sozialdemokraten das Internet doch noch nicht so ganz verstanden haben oder – es mit Macht umbiegen wollen“. Treffer, versenkt. Rein meinungstechnisch, versteht sich, denn der Krawattenhalter im Amt, diese atemberaubende Mischung aus Inkompetenz und totalitärer Gesinnung, sitzt nach wie vor stabil. Er weiß nicht, was er tut und er versteht überhaupt nicht, was sie alle gegen ihn haben. Woher kommt bloß dieser ganze furchtbare Hass?
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journalismus ,
netz[19] Comments 17. Mai 2017 13:19
Ein täglicher Offenbarungseid der Nützlinge aus Journaille und Politik ist die Verwendung des Begriffs “Cyber” und eigentlich alles, was mit Internet zu tun hat. Sehr großes Tennis aktuell der Satz: “IP-Adressen sind aus dem Internet nicht mehr wegzudenken.” (tagesschau.de). Ja wahrlich, telefonieren ohne Telefonnummern, das gibt es praktisch nicht mehr. Selbst die Postzustellung ohne Anschrift gehört der Vergangenheit an.
“Cyber” hat exakt eine Funktion: Verblödung. Cyber klingt nach Magie, Mythos, Unheimlichem. Darknet, Blackjack, finsteres Tal. Cyber ist “Angriff”, “Terrorist” und Hui Buh. Ganz schlimm auch der Missbrauch des Begriffs “Hacker”. Ich habe hier einmal versucht, “hacken” zu erklären. Im Fernsehen und am Kabinettstisch ist es “hacken”, wenn DDoS-Attacken gefahren werden oder jemand Mails mit Malware verschickt.
Kapuzenpulli aus Moskau gefunden
Nennt man jemanden einen “Mechaniker”, wenn er mit dem Schraubenschlüssel Scheiben einschlägt? Ist es “reparieren”, wenn wer damit droht, mir die Radmuttern zu lockern? Nur weil einer Kenntnisse und Werkzeuge aus dem Bereich Computer und Netzwerk nutzt, ist er noch lange kein “Hacker”. Die meisten sind Verbrecher oder gelangweilte Randalierer. Von denen gibt es tausende, vielleicht Millionen, während echte Hacks selten bleiben und meist keine Schäden anrichten.
Wie dumm die Autoren von “Hacker”- Und “Cyber”-Berichten sind, lässt sich gar nicht hoch genug einschätzen. Sie haben in der Regel null Ahnung, wovon sie reden und ersetzen diese durch geradezu religiösen Glauben. Dieser wiederum befähigt sie, die dümmstem Gerüchte und Propagandalügen zu verbreiten. Sie kennen die Guten und die Bösen, und sobald ihnen wer zuraunt, die Bösen hätten gecybert, singen sie “Putin”, “Assad”, “Nordkorea”. Jeder Verdacht, der die abonnierten Bösen trifft, wird breitgetreten. Niemand hält es für nötig, sich so weit mit der Materie zu beschäftigen, dass er wenisgtens erkennt, wenn er kompletten Schwachsinn faselt. Der Leser weiß ja auch nicht mehr, und das soll auch genau so bleiben.
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politik ,
theorie[176] Comments 14. Mai 2017 17:17
Die Frage, wie denn Gesellschaft beschaffen sein muss, in der die Gemeinschaft (Politik) über die Lebensverhältnisse bestimmen kann, ist drängend. Unser Problem mit der erweiterten Sozialdemokratie liegt darin, dass sie es ausschließlich innerhalb des Systems versuchen will, in dem es nicht möglich ist. Das liegt u.a. eben daran, dass sie sich diese Frage nicht stellt. Der Ansatz, es zu versuchen, ist ja im Kern durchaus löblich. Sie wollen politisch die Rahmenbedingungen bestimmen, wie weit der Kapitalismus gehen darf, auf dass er ihnen diene.
Der reißt freilich jede Grenze ein, jeden Zaun und jede Mauer. Das ergibt sich nicht nur aus der verbotenen Theorie, die als einzige bislang den Kapitalismus als ganzen erfasst hat; es ist auch empirisch-historisch immer und immer wieder belegt worden. Wir leben gerade wieder diesen Beleg. Es wäre daher ein möglicher Weg, diese Frage zu diskutieren: Was muss eine Gesellschaft können, wie muss sie organisiert sein, was darf sie nicht sein, damit sie ihre Lebensbedingungen, vor allem die Produktionsweise und die Organisation der Verteilung bestimmen kann?
Keine Arbeit für kein Geld?
Ich will da auch gern ganz offen einsteigen. Wenn das Problem ist, dass die große Verwertungsmaschine ihre Eigendynamik den Gesellschaften aufzwingt, wenn ‘Politik’ infolge dessen den Sachzwängen (“alternativlos”) solcher Ökonomie nur noch hinterher rennen kann, wie könnte dann eine Gesellschaft aussehen, die von diesen Zwängen frei wäre? Die Lösung kann dabei allerdings – diese Einschränkung halte ich für selbstverständlich – nicht die sein, dasselbe zum drölften Mal zu versuchen und zu glauben, es käme diesmal zu einem anderen Ergebnis.
Wir kommen um einen neuen Versuch derweil schon allein deshalb nicht herum, weil die Entwicklung der Technik uns dazu zwingt. Das Verhältnis von lebendiger Arbeit zu Kapital, die technische wie ökonomische Produktivität, macht Menschen zunehmend überflüssig. Mit Verlaub, aber jeder Halbidiot muss inzwischen kapieren, dass Verteilung und Beteiligung in Form von Lohnarbeit nicht mehr funktioniert.
Wohl auch deshalb ist die Sozialdemokratie noch sturer, noch fanatischer als eh und je. Seitdem sie sich vom Proletariat abgewendet hat und nur noch den nützlichen Rest für lebenswert betrachtet, der “etwas leistet”, schmilzt ihr das Klientel gegen null zusammen. Es sei denn, sie wandelte sich zur Partei der Maschinen. Dass diese Maschinen wiederum nichts anderes sind als Kapital, versuche ich ihnen schon gar nicht mehr zu erklären.
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kapital ,
kunstlyriklamauk ,
politik[51] Comments 11. Mai 2017 12:41
Chuulz! Allüberall in den Vorstandsspitzen sah ich soziale Gerechtigkeit® sitzen. Beginnen wir mit etwas Tröstlichem: Wie erwartet, war der “Schulz Hype” ein mediales Strohfeuer, eine plumpe Kampagne, der nur eingefleischte Spezialdemokraten auf den Leim gehen konnten. Was der Messias wirklich will, unendlich verständlich jetzt aus Ihrer Gebetsmühle: “So viel Markt wie möglich“.
Die Parteilinke Nahles [Lacher vom Band] hat zwar nicht gesagt, ein Grundeinkommen halte die Menschen von dem Wunsch ab, schlecht bezahlte Arbeiten zu tun – diese krasse Falschmeldung des Kuhjournalismus (DLF), die zunächst fleißig abgeschrieben wurde (wozu auch den O-Ton lesen?) kann aber nicht darüber hinweg täuschen, dass sie es dennoch meinte. Ganz große Akrobatik. Was sie ‘alternativ’ vorschlägt, ist ein bürokratischer Rohrkrepierer, der wie immer diejenigen begünstigt, die es nicht wirklich brauchen. Dass Nahles “kein Geld vom Staat” wolle, ist der nächste obszöne Witz.
Immer mehr Faulpelze
Es kann nie genug Zwang, Schikane, Quälerei geben, um Arbeitslose für die Sünde ihrer Existenz büßen zu lassen. Dafür sorgen traditionell ebenfalls ‘Sozialdemokraten’, nämlich in der Sklavenzentrale der ‘Agentur’, aktuell Detlef Scheele. Lest das; die Inquisition geht weiter. Pünktlich springt auch der Kriminelle Hartz wieder mit tollen neuen Ideen aus dem Busch. Morgen auch Frankreich und übermorgen die ganze Welt.
Die Grundidiotie der Sozen ist bekanntermaßen das Zwangsverhalten, Kapitalismus um jeden Preis zu verteidigen und in diesem Rahmen die Liebe zu den Menschen zu propagieren. Die Basisblödheit ihres Neoliberalismus ist wiederum die, Arbeitslosigkeit auf die Motivation und das Verhalten von Arbeitslosen zurückzuführen. Das eine folgt logisch aus dem anderen und ist eben die gängige Form des Narrativs, sprich “Eigenverantwortung” aka selber Schulz schuld. Schuldige wiederum müssen bestraft werden – zumindest die mit dem selbst verschuldet geringen Einkommen.
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narrativ[17] Comments 09. Mai 2017 14:16
Bundesarchiv, B 145 Bild-F073603-0035 / Schaack, Lothar / CC-BY-SA 3.0
Am 10.11. 1988 hielt Bundestagspräsident Jenninger eine Rede zur Feierstunde im Bundestag, die ihn sein Amt kosten sollte. Drei Jahre nachdem die Rede Weizsäckers als Jahrhundertrede bejubelt worden war, erfuhr Jenninger, wie man in Deutschland nicht sprechen durfte. Was er formulierte, war freilich an Ungeschick schwer zu überbieten, da er seine indirekte Rede nicht ausdrücklich kenntlich gemacht hatte.
Sie entsprach in keiner Weise dem Kultus, mit dem der Holocaust im Land der Täter abgefeiert wird. Es ist Trauermiene anzulegen, die Opfer sind zu bedauern und es herrscht Schweigen zu der Frage, wer die Täter waren, warum sie es taten und was aus ihnen wurde. Als Einstieg hier eine der Phrasen, die dem untalentierten Redner anzurechnen sind:
„Und was die Juden anging: Hatten sie sich nicht in der Vergangenheit doch eine Rolle angemaßt – so hieß es damals -, die ihnen nicht zukam? Mussten sie nicht endlich einmal Einschränkungen in Kauf nehmen? Hatten sie es nicht vielleicht sogar verdient. In ihre Schranken gewiesen zu werden?“
Wer denkt was
Jenninger wurde vorgeworfen, man könne das als sein Denken interpretieren, als Zustimmung zu nationalsozialistischem Gedankengut. Isoliert betrachtet, müsste man das wohl, aber im Zusammenhang verbietet sich dergleichen. Jenninger fuhr an der nämlichen Stelle fort:
„Und vor allem: Entsprach die Propaganda – abgesehen von wilden, nicht ernst zu nehmenden Übertreibungen – nicht doch in wesentlichen Punkten eigenen Mutmaßungen und Überzeugungen?“
Es ist zu ahnen, dass dieser Vorwurf an die Deutschen, das sei ihr Denken gewesen und sie hätten dem zugestimmt, das politische Kernproblem war. Kein Entrinnen, keine Ausrede wie die Weizsäckers, da habe eine kleine Bande von Mördern das ganze Volk missbraucht. Jenninger hat diesbezüglich Tacheles geredet:
„Die zwangsweise Umsiedlung aller Juden […] wäre vermutlich auf Zustimmung gestoßen. [...] Wahr ist aber auch, dass jedermann um die Nürnberger Gesetze wusste [...] und dass die Deportationen in aller Öffentlichkeit vonstatten gingen. […] »Das Wesentliche wurde gewusst.« [...] Am Ende standen die Juden allein. Ihr Schicksal stieß auf Blindheit und Herzenskälte. [...] Viele ermöglichten durch ihre Gleichgültigkeit die Verbrechen. Viele wurden selbst zu Verbrechern.“
Die Deutschen und ihr Führer
Das ist im Rahmen des Narrativs das Unerhörte, der Skandal. Jenninger wich von der Linie des verführten Volkes ab. Er durchbrach den Burgfrieden zwischen den Funktionären aller Parteien, Fraktionen und Vereinigungen rechts von den Linksextremen. Hätte man diese Sicht der Dinge zugelassen, wäre man nicht umhin gekommen zu fragen, wo denn alle diese Verbrecher geblieben waren und wie aus der Überzeugung und der Zustimmung der Vielen so schnell eine demokratische Gesinnung werden konnte. Jenninger lieferte auch folgendes ab:
„Die meisten Deutschen – und zwar aus allen Schichten: aus dem Bürgertum wie aus der Arbeiterschaft – dürften 1938 überzeugt gewesen sein, in Hitler den größten Staatsmann unserer Geschichte erblicken zu sollen.“
Dies wurde Jenninger als Lobeshymne auf Hitler angekreidet. Tatsächlich durchbricht diese Ansicht das Narrativ von der Kluft zwischen der bösen Führung und den verführten Deutschen. Würde man das akzeptieren, sähe man die Blutspur, die aus dem Führerhauptquartier in die entlegensten Dörfer und wieder zurück führte. Es hätte bedeutet, andere Erklärungen zu finden und zu akzeptieren. Erklärungen, die kein Ende der Geschichte im Mai 1945 zugelassen hätten.
Eine der wichtigsten Kritikerinnen Jennigers war Marion Dönhoff, Herausgeberin der „Zeit“. Was sie ihm vorwarf:
Große Gefühle
„Aber weder spricht er von dem Leid, das die Überlebenden und Hinterbliebenen empfinden, noch von der nie zu tilgenden Schande, die die Deutschen mit dem planmäßigen Mord an sechs Millionen Juden auf sich geladen haben. Der Redner hielt vielmehr ein deplaciertes pseudohistorisches Kolleg, in dem vor allem von den Deutschen vor und nach 1945 die Rede ist.“
Was die Schande anbetrifft, war Jenninger hingegen sehr deutlich:
“An Auschwitz werden sich die Menschen bis an das Ende der Zeiten als eines Teils unserer deutschen Geschichte erinnern. Deshalb ist auch die Forderung sinnlos, mit der Vergangenheit endlich Schluss zu machen. Unsere Vergangenheit wird nicht ruhen, sie wird auch nicht vergehen.”
Von den Deutschen zu reden, ist aber deplaziert. Dies ist ein Leitmotiv des Narrativs in Bezug auf den Holocaust, auf den Punkt gebracht. So will es das Regelwerk der großen Erzählung:
„Er vermittelte keinerlei Empfindung. Da nützt es denn auch nichts, dass die Rede im Nachlesen weniger Emotionen auslöst. Es bleibt die Frage: Wie kann ein Politiker, der doch weiß, wie heikel dieses Thema ist, so bar jeden menschlichen Gefühls reden?“
Es geht um Gefühle. Wärme. Eine heimelige Atmosphäre, in der gemeinsam der Opfer einer mythischen Macht gedacht wird und aus der man mit einem guten Gefühl nach Hause geht. Emotionen sind anzuregen, nicht Fragen. Es geht um ein Gemeinschaftsgefühl, nicht um Wissen. Gedenken soll kein “Kolleg” sein; es ist eine Heilige Messe.
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journalismus ,
politik[12] Comments 06. Mai 2017 13:39
Ein grausames Experiment zieht der Kapitalismus da mit seiner Mittelschicht durch, indem er ausprobiert, wie laut es in der Echokammer werden muss, bis es für immer still bleibt. Es ist nicht zielführend zu fragen: “Wieso merken sie das nicht?”. Ein krudes Beispiel aus der letzten Woche: Im WDR Radio ging es um die Reaktion auf ein sogenanntes “Duell” zwischen Hannelore Kraft und Armin Laschet im NRW-Wahlkampf. Eine Umfrage hatte ergeben, dass 52% der Zuschauer Kraft als Gewinnerin sahen und 35% Laschet.
Der Gesprächspartner des Moderators erzählte dann, “die Profis“, die Kommentatoren der Medien, sähen aber beide Gleichauf. In der Folge bestätigten sich die Sprecher gegenseitig, dass Laschet eigentlich gewonnen habe, weil er ja überraschend “auf Augenhöhe” mit Kraft gewesen sei. Die Frage kam überhaupt nicht auf, ob die ‘Journalisten’ da vielleicht eine gefärbte Sicht der Dinge hätten. Sie sind ja “Profis”, Experten, und die haben immer recht.
Lauter ist lauter
Ein besonders trauriges Beispiel ist auch Kollege Misik, der ultimativ auf die Seite der Alternativlosen gewechselt ist. Wer Macron nicht unterstützt als “Linker” ist “dumme Linke” (stupid left). Nichts gelernt aus Brexit, Trump, Erdogan, Orbán und Kaczyński, und je weniger sie es kapieren, desto lauter krakeelen sie. Eine eher leise Stimme ist daher die von Sibylle Berg, die das Problem immerhin an der Oberfläche erkannt hat. Sie ist leise, weil sie Selbstzweifel äußert. Hier droht die Gefahr der Einsicht.
Es brodelt, und zwar gewaltig. Während es den “Nützlichen Idioten” allerdings um Inhalte geht, entgeht ihnen vollends, dass die Substanz des Parlamentarismus, den sie verteidigen wollen, das Gelaber ist. Ob links, rechts, reaktionär oder pseudorebellisch, sie tun ja nichts. Europas Jugend ist bereit, sich einer Revolte anzuschließen. Solange keiner vorangeht, können sie gefahrlos solche Töne spucken. Mal sehen, wer wirklich losmarschiert, wenn der Führer ruft.
Dieser Führer ist weder Le Pen noch Trump. Erdogan ist so einer, dort, wo er ist. Zu allem entschlossen, mit einem Haufen schäumender Idioten hinter sich, aber immerhin auch gegen die andere Hälfte der Türken. Was lernen wir daraus? Dass wir immer schön auf 50% Zustimmung setzen, schon immer am besten wussten, was richtig ist und auf jeden Widerstand mit mehr Härte® reagieren? Prima, dann muss der Diktator sein Bett gar nicht mehr selbst beziehen.
Bewährte Werte
Der deutsche Volkstribun ist derweil wieder unter Kontrolle, Gott sei Dank. Hauptsache kein Linker! Die Spezialdemokratie hat ihre Sprache wiedergefunden und übersetzt soziale Gerechtigkeit® wieder in aktuelles Neusprech (jetzt seit 35 Jahren!). “Linke Umverteilungslogik®”, “globale Wirtschaft®“, “echtes Angebot an die Mitte®” “wirtschaftspolitischen Realitätsschock“, “ideologiefrei über wirtschaftspolitische Themen sprechen” – so kennen wir sie. Chuuulz!
Zum Schluss noch ein kleiner fieser Hinweis auf die westlichen Werte. Ihr wisst schon: Das sind Terroristen. Die muss man alle … Guantanamo, Abu Ghreib, Wien, Berlin – gelebte Demokratie. Das Supergrundrecht Sicherheit® hat viele Gesichter. Sein Markenzeichen ist der Stiefelabdruck.
p.s.: Oh, fast vergessen: Putin ist schuld®.
Einhundert Mal schreiben und drölf Avemaria!
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