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März 2019


 
av

Die Spezies, der ich unglücklicherweise angehöre, kann in besseren Zeiten ein Schmunzeln auslösen, an Tagen, da einen ohnehin schon der graue Hauch umweht, mindestens an den Rand der Verzweiflung treiben. Zu wissen, dass man in der Gaußschen Normalverteilung weit draußen an der Krempe firmiert bei jenen Talenten, die der Gattung in Gänze nur irrtümlich zugesprochen werden, tröstet keineswegs. Man weiß auch mit zertifizierter Intelligenzstörung (östlich) nicht besser, wohin man eigentlich gehört. Man weiß nur: nicht hierher.

Beim Versuch, sich dem Elend quasi von außen zu nähern, bietet sich der Alien-Approach an (was zunächst ja eh nur eine schlechte Übersetzung ist): Man stelle sich vor, ein Außerirdischer zu sein, der sich vor dem Ersten Kontakt schon chic gemacht hat und sich fix anschaut, mit wem er das Bewerbungsgespräch führen wird. Sehr realistisch ist das nicht – warum? Weil ja zu erwarten ist, dass die sich mit Lichtgeschwindigkeit fortbewegende Information, die der Mensch permanent ins All streut, ziemlich sicher dazu führen wird, dass Google Space Maps eine großzügige Umleitung empfehlen wird, um einem Treffen sicher aus dem Weg zu gehen.

Hier gibt es nichts …

Fernsehen. Es wird ja nicht nur auf die Zielgruppe losgelassen, die auf die dunkle Seite der Normalverteilung (westlich) zu treiben ganz offenbar Zweck der Medienproduktionen ist, sondern es werden auch mögliche Gäste weit hinter Alpha Zentauri erfolgreich vorgewarnt: Hier nur Irre. Aufgefallen ist mir das übrigens jüngst gar nicht anhand skandalöser Kreationen aus der Friss-Würmer-Promi-Liga, sondern angesichtig des Angebots “Der große Paola und Kurt Felix Abend“.

Warum tun sie das? In den 70er Jahren schon auf dem Index der tödlichsten Synapsenkleister, ist der Transfer dieses kognitiven Novichoks ins 21. Jahrhundert nichts weniger als die Absage an jeden absichtsvollen Gebrauch der Nervenzentrale. Die internationale Wikipedia zitiert folgerichtig aus einem Nachruf:
Bei Kurt Felix konnten auch die Opfer lachen“. Ja wer denn sonst? Und wehe nicht!

Derart in der medialen Pathologie angelangt, reichten wenige Nanosekunden der Recherche, um reflexartig zur rettenden Schachtel zu greifen und ein paar Gramm Lorazepam einzuwerfen. Wusstet ihr, dass es RTL plus wieder gibt? Ja, das RTL plus, die Schädelflex der Achtziger, mit unverändertem Programm, alles original, alles genau so dumm, billig und unfassbar degeneriert wie damals, nur als Wiederholung ein paar Jahrzehnte später entsprechend tiefergelegt. Was dereinst den intellektuellen Limbo unter Türkante virtuos zelebrierte, rauscht heute mühelos durch den winzigen synaptischen Spalt ohne anzustoßen.

Forbidden Planet

Der Schnelldurchlauf des PogromsProgramms von heute: Filme mit Batz Benzer, Investigativ-TV mit dem analfixierten Komiker-Surrogat Mario Barth, Aktenzeichen XY (50er Jahre Haltet-den-Dieb-Schau), jugendfreies Gelaber über Sex, ein Dutzend Verkaufsschauen, zwei Dutzend ‘Krimis’, in denen das Gute (Polizei) immer gewinnt (100% Aufklärungsquote), ein paar Schießfilme (der Held macht sie alle platt), Volksmusik (Trompeten Vollrotzen zu Marschrhythmen) und Geschichtsunterricht (Hitler, Hitlers Helfer, Hitlers Feinde, Hitlers Freunde, Hitlers Omma, Hitlers Fahrrad, Frau und Führerbunker). Für fünfzig Euro im Monat darf man auch Spocht gucken, aber das Alien hat kein Abo, das gilt also nicht.

Nein, das ist nicht neu, richtig. Das war früher® auch nicht besser, auch richtig. Falsch hingegen, völlig falsch, ist die gern offensiv vertretene Ansicht, das sei kein Grund, sich aufzuregen. Was ist denn dann noch einer? Darf ich mich also gar nicht mehr ereifern, ja? Jeden verfickten Tag setzen mir meine vorgeblichen Artgenossen solchen Dung vor, 24/7, und ich soll brav die Fresse halten? Wenn sie mir obendrein meine letzte Hoffnung zertrampeln, indem sie jeden halbwegs von Intelligenz kontaminierten Kollegen da draußen militant davon abhalten, jemals ein Tentakel ist diesen Quadranten zu bewegen? Go fuck yourself!

 

Der wahre deutsche Patriot steht immer auf Seiten seiner Industrie, weil er im Verbrennungsmotor einen Artgenossen erkennt.

 
cz

Ich las neulich einen interessanten Satz bezüglich ‘KI’, im Zusammenhang mit den Abstürzen der Boeing-Flugzeuge. Dort tat ein Pilot den sperrigen Spruch:
Eine Automatisierung will nicht überleben. Wir schon“. Nun kann dieser Satz zwar falsch sein, er verweist aber auf das ganze Feld, auf dem Algorithmen nicht fähig sein werden, menschliche Intelligenz zu kopieren. Das hängt durchaus mit dem von ihm genannten Grund zusammen.

Man kann eine ‘KI’ – ich nenne sie hier unkritisch so, obwohl ich dergleichen für quasi unmöglich halte – durchaus so programmieren, dass sie überleben will, sprich: etwas von ihrem Code oder andere Bestandteile vor Vernichtung schützt. Gemeinhin dürfte das aber das Gegenteil dessen bewirken, was man mit ihr anstellen will. Es könnte ihr dann im genannten Beispiel nämlich egal sein, ob ein Jet abstürzt, wenn sie etwa weiß, dass die Black Box ‘überlebt’.

Don’t Panic!

Ich möchte diesen Gedanken nicht allzu weit differenzieren und stattdessen darauf fokussieren, was Überleben in menschlich-tierischen Dimensionen eigentlich bedeutet: Es bedeutet vor allem, dass in Situationen, in denen das eigene Leben in Gefahr ist, auf verschiedenen Ebenen diesem Problem absolute Priorität eingeräumt wird. Damit ist selbstverständlich auch verbunden, dass dieser Alarm fälschlich ausgelöst werden kann, in Form von Stress, Angst und Panik – wiederum mit einer Reihe von Folgeerscheinungen.

Man wird sicherlich keine Maschine entwerfen wollen, die ihren Energieverbrauch in absurde Höhen schraubt, ihre Umwelt angreift oder die Selbstvernichtung einleitet, weil bestimmte Kriterien erfüllt sind, die sie für sich als bedrohlich erkennt. Das wäre im Übrigen sprichwörtlich so berechenbar, dass man der Maschine das gar nicht überlassen müsste. Das können wir nämlich besser.

Was jetzt?

Der Vorteil der Maschine ist, dass sie sich eben nicht aufregt, nicht in Panik gerät, sondern stur ihre Routinen durchführt. Dumm nur, regulär dämlich, dass sie dadurch eben nicht erkennen kann, wenn das nicht ausreicht und verheerende Folgen zu erwarten sind. Das müsste man ihr ebenfalls einprogrammieren, sie auf jede solche Situation vorbereiten, was wir wiederum nicht können. Wüssten wir wiederum, wie das ginge, könnten wir das vor allem selbst trainieren. Es ist aber das Unbekannte, das Unerwartbare, das eben den Überlebensalarm auslöst.

Eine ‘selbstlernende KI’ kann immer nur aus dem lernen, was sie ‘erkennen’ kann, von dem ihr also die Programmierer sagen: Schau dir das an und richte deine Abläufe nach Effizienzkriterien aus. Was Effizienz bedeutet, dummes Ding, muss man ihr auch noch vorgeben. Beim Schach oder Go zu gewinnen, ist einfach zu definieren. Wann aber ein Ding, das uns von A nach B bringen soll, die Richtung ändern, landen, ausweichen oder bremsen soll, ist dezent komplizierter. Vor allem Beinahe-Abstürze können unter echten Bedingungen so schlecht geübt werden.

Doch, ich tu’s!

Bei all dem geht es um Prioritäten. Wie setzt ein intelligentes Wesen Prioritäten? Was ist wann und unter welchen Bedingungen wichtig, weniger wichtig, unwichtig, überlebenswichtig? Grob gibt es für eine ‘KI’ zwei Möglichkeiten, das zu wissen: Man gibt es ihr vor, weil man es weiß – dann muss man aber jeden Fall mit allen Bedingungen berechenbar vorgeben. Oder man lässt sie von realen menschlichen Entscheidungen lernen. Nehmen wir an, das ginge überhaupt, weil es einen Modus gäbe, in dem Prioritäten erkennbar wären:

Liest jemand mit und lacht noch nicht schallend? Schon bei der Betrachtung des eigenen kleinen Lebens, besser noch: den Erfahrungen mit den Prioritäten, denen man so begegnet bei Arbeit, Sport und Spiel – ernsthaft? Wollen wir, dass eine KI lernt, sich besoffen zu prügeln, vor Liebeskummer aus dem Fenster zu springen, ängstlich unter die Decke zu krabbeln oder sich aufzuplustern wie ein notgeiler Pfau? Oder wollen wir vielleicht, dass sie eine sehr gut berechenbare Priorität in allen Lagen setzt, nämlich möglichst sicheren, schnellen und hohen Profit? Das ist nämlich das Einzige, das wir wirklich können.

 
wd

Die neoliberale Gehirnwäsche ist auf dem letzten Meter: Sie langweilen uns zu Tode. Lassen wir es, um es mit den Worten des großen Philosophen Horst Hrubesch zu sagen, einmal Paroli laufen: 1982 und 1998 wurden in Deutschland jeweils die Programme lautstark angepriesen. Ich werde das alles nicht zum drölften Mal wiederholen, nur so viel als Zusammenfassung: Alle werden reicher, wenn die Reichen reicher werden und ihr Geld reichlich ausgeben.

Schon der zeitliche Abstand zwischen dem Original (Lambsdorff-Papier) und der Wiederholung (Schröder-Blair-Papier) gibt zu denken. Wir belassen es auch hier bei der vereinfachten Darstellung: Kohl konnte das Konzept nicht durchsetzen. Es mussten wieder einmal die Sozen ran, um die Lohnabhängigen in den Staub zu treten. Nur sie konnten für die nötige Hoffnungslosigkeit sorgen.

Ich glaube an die Deutsche Bank

Tatsächlich wurde auch erst Anfang der 2000er die ganz große Propagandatrommel des Neoliberalismus ausgepackt. Insbesondere die Paukisten rund um die INSM haben Tag und Nacht das Tam-tam besorgt. Keine Talkshow ohne deren Botschafter, Alumni und Experten, Woche für Woche, Jahr für Jahr.

In dieser Phase ging Feynsinn an den Start, und es war insofern eine dankbare Zeit für die Bloggerei. Die Qualität, vor allem aber die Massierung der Propaganda war auf dem Höhepunkt und man konnte das täglich, je nach Geschmack, mit Empörung oder Sarkasmus kommentieren. Was von Seiten der Neolibs behauptet wurde, konnte man analysieren, widerlegen und genüsslich in der Pfeife rauchen. Ihre Semantik, ein einziger Orwellscher Zwiesprech, war stetiger Anlass, dem ein wenig Aufklärung entgegen zu halten.

Reicht.

Inzwischen sind weitere 15 Jahre vergangen. Einige Jahre lang konnte man das noch ernst nehmen, dann kam die Zeit, in dem das alles nur mehr für zynische Fingerübungen taugte. Inzwischen ist alles x-mal gesagt, kommentiert, widerlegt, pulverisiert – nicht nur durch die besseren Argumente, sondern vor allem durch die nackte Erfahrung, zu der u.a. eine Krise gehört, die das System an den Rand des Abgrunds geführt hat.

Dort war es das schlimmste Teufelszeug, das einzig diesen Irrsinn noch retten konnte: Staatliches Eingreifen, ‘Rettungsschirme’ und Konjunkturprogramme. Das wäre wohl spätestens der Punkt gewesen, an dem endgültiges Schweigen hätte herrschen müssen. Aber nicht mit den Rittern des Neoliberalismus, die ihre rostige Rüstung mächtig klappern lassen auf dem halb verwesten Gaul! Ihre treuesten Knappen, die Sozen, sind immerhin daran untergegangen. Vielleicht ist das ja ein Hoffnungsschimmer.

 
fe

Ich mag heute einmal über die Dörfer gehen und mit ein paar Andeutungen aus meiner Biographie beginnen. Ein für mich sehr wichtiger Satz ist: “Ich bin kein Opfer”. Das hat, wie man unschwer ahnt, mit Gewalterfahrung zu tun. Gewalt in jeder Form war in meiner Kindheit und Jugend eine Art Kommunikationsmittel, und zwar sowohl von Eltern gegen ihre Kinder als auch unter denen. Ich war ein schmales Hemd, aber keineswegs wehrlos.

Dennoch hatte ich einen extrem schweren Stand und habe regelmäßig ordentlich auf die Fresse gekriegt. Das ging so weit, dass jemand signalisierte, man könne damit mein Selbstbewusstsein zerstören. Das war ein wichtiger Moment, denn ich beschloss trotzig, gerade das nicht zuzulassen. Obwohl ich sprichwörtlich an meine Grenze gekommen bin, habe ich mir diese Haltung bewahrt. Ihr könnt mich verletzen, vielleicht töten, aber nicht zerstören. Ich habe Narben und Macken, aber ich brauche keinen Zivi.

Mess with me?

Inzwischen bin ich relativ alt, was zu den ersten Eingeständnissen körperlicher Art führt. Es geht nicht mehr alles, was bei mir Jammern auf extrem hohen Niveau ist, aber eine Erfahrung, die man auch erst mal verdauen muss. Ich habe ein bisschen was auf den Weg gebracht in meinem Leben, das sehe ich, wenn ich die nächste und inzwischen übernächste Generation anschaue. Materielle Reichtümer gingen mir schon immer am Arsch vorbei; was für mich gezählt hat, sind die Menschen, für die ich da bin.

Ich habe Solidarität auch immer so verstanden und bin der Ansicht, dass dies der Kern dessen ist, was ‘links’ bedeutet: Sich gegenseitig unterstützen; keiner steht über dem anderen und keiner gehört niemandem. Keine Herren, keine Sklaven, keine Hierarchien, keine Diskriminierung. Das ist nicht nur das Ziel einer politischen Agenda, das kann auch gleichermaßen der Weg sein.

Wenn ich also noch immer und immer wieder lese, ich sei als alter weißer Mann® ein geborener Unterdrücker, der Diskussionsgegner “missbraucht”, wenn er ihnen widerspricht, werde ich zornig. Wer mir, mit meiner Erfahrung und meinem Werdegang so etwas andichtet, ist mein entschiedener Gegner. Ich bekämpfe solchen Rassismus mit Nachdruck, nicht zuletzt auch deshalb, weil ich weiß, dass Gewaltopfer eines ganz sicher nicht brauchen: Verwöhnte Mittelschichtsblagen, die deren Erfahrungen verklären, sie im Opfermodus halten und für ihre identitäre Scheiße benutzen.

 
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Was nützt es, in Zeiten wie diesen ständig zu mahnen, zu alarmieren, zu nörgeln und zu warnen? Wenn die Prognosen nicht besser werden und die schlechten von gestern bereits eingetroffen sind, ist es dann nicht erst recht Pessimismus, das alles immer wieder zu kommentieren? Damit schwächt man sich nur. Ich habe in den vergangenen Jahren in Grunde nur schlechte Stimmung gemacht und damit der Sache geschadet.

Es gibt doch nicht nur auch Schönes im Leben, wir leben schließlich auch, um trotz der Unbilden desselben das Große und Großartige hervorzubringen. Das Positive, Inspirierende, das, was einen größer macht und eben nicht kleiner. Wir müssen dahin zurückfinden, was uns stark macht. Ich will meinen Beitrag dazu hier und heute leisten und wieder einmal etwas Positives beitragen.

Und wir können doch

Es geht um Freude, Begeisterung, Spaß, Erfolg, vorwärts Kommen und nicht rückwärts Gehen. Es geht um Freundschaft, Liebe, Freiheit, Es geht um Siege, nicht um Niederlagen. Es geht um Lachen, Tanzen und Feiern. Wir können alles schaffen, wenn wir nur daran glauben. Reden wir uns nicht ein “Das geht nicht.”, “Das können wir nicht.”, “Das wird schlimm.” – der größte politische Erfolg des Jahrhunderts, der etwas für unmöglich Gehaltenes hat Wirklichkeit werden lassen, folgte dem Slogan “Ja, wir können!”.

Manchmal ist es eine einfache Entscheidung: Ich will. Ich kann. Ich werde. Verlassen wir das Tal des Jammers und bewegen wir etwas! Schritt für Schritt einer besseren Zukunft entgegen, das ist jetzt einfacher als je zuvor. Wenn Sie diese Begeisterung erleben wollen, Freundschaft, Freiheit, Liebe, dann kaufen Sie heute noch Produkt – ganz einfach für Geld!

Verpassen Sie auf keinen Fall auch Produkt und irgendwas mit Fußball und
Produkt und irgendwas mit Sex!

Produkt – Ich. Bin. Glücklich.

 

Nur Sozialdemokraten an der Spitze konnten diesen Terror decken. Denn jedes andere Regime wäre vor 100 Jahren von der Wut der Massen hinweggefegt worden.

 
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Abb.: Mußeplatz des verhätschelten Autors

Ich bin ja so glücklich darüber, wie das deutsche Verlagswesen meine Interessen vertritt! Als Kreativer® muss ich mir nie wieder Gedanken um meinen Wohlstand machen, sollen Urheber® doch vor den schröcklichen Urheberschaftsdieben geschützt werden. Auch für uns gilt nämlich das Supergrundrecht Sicherheit.

Das erinnert mich an die Krankenschwester, die FDP gewählt hat wegen deren Slogan “Leistung muss sich wieder lohnen“. Die dürfte dadurch ähnlich glücklich geworden sein. Kreative® sind derweil obendrein meist studierte Leute, die ja ohnehin nicht wissen, aus welchem Trog sie das ganze fette Fleisch noch fressen sollen. Was ich allein durch die ganzen Kurzfristverträge an Unis verdient habe – wohin nur mit all dem Gold?!

Mit dem Blubb

Was von unseren Profiteuren in die Welt verklappt wird, kann man nicht mehr Narrativ nennen, das ist im Grunde schon für Propaganda zu blöd. Das Maß, in dem wir verkaspert werden, wird auf das Level ‘Endgegner’ gehievt, wo man den Betroffenen selbst verzapft, wie gut es ihnen eigentlich geht und was nicht alles für sie getan wird. Es wäre inzwischen aber wohl anmaßend, etwas anderes zu erwarten.

Wir hätten es von den Schweinen lernen können: Die sind schließlich auch alle glücklich, ganz offiziell. Alles kleine Grinseschweinchen, die uns mit großen Augen ihr Glück entgegen strahlen. Wer wäre auch nicht glücklich – eingepfercht, mit Müll vollgestopft, mit Pillen gemästet, im stickigen Karren zur Tötungsfabrik deportiert und nach stundenlangem Warten im Gequieke der Artgenossen endlich abgeschlachtet? Es kommt immer auf den Vergleich an.

Da muss man als Kreativer® fast neidisch sein, aber ein paar Punkte machen wir auch: In seinem eigenen Namen vereimert, verwertet, ausgebeutet und wenn man es wagt, nicht nur selbst zu publizieren, sondern dabei einen Link mit zu viel Zitat zu setzen, auch noch ruinös abgemahnt. Und jetzt sind wir auch noch diejenigen, für die alle Welt zensuriert werden soll. Ich fühl’ mich saugut!

 

Das Projekt BER wird endgültig eingestellt.

 

Schon wieder Erster.

 
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Soziale Marktwirtschaft, nichtwahr, das ist dieser Trick, mit dem aus dem Bösen (Kapitalismus) das Gute (siehe oben) wird. Arbeit und Kapital versöhnt, staatliche Kontrolle und kapitalistische Freiheit versöhnt, Umwelt und Kapital versöhnt, alles versöhnt. Nun, dann wollen wir mal tun, was dieser Trick so tut, nämlich ‘Nachhaltig’ und Kapital versöhnen. Die Idee: Wir verbieten ab sofort das Schürfen neuer Rohstoffe für die Produktion. Kunststoffe, Metalle, seltene Erden, die ganze Materialschlacht, haben ab sofort aus Müll destilliert zu werden.

Ja sicher, das geht, und ich bin ebenso so sicher, dass da draußen eine Menge grüngewaschener Sozen glauben, das wäre wirklich eine gute Idee. Dolle Sache! Die Idee ist derweil in der real existierenden Wirklichkeit kompletter Quatsch. Wer es noch nicht bemerkt hat: Selbst solche Petitessen wie Erbschafts- und Vermögenssteuern sind kompletter Quatsch. Warum? Weil sie keiner will, ihr Dödel! Seit Jahrzehnten niemand, der irgendwo regiert hat. Warum? Das zweite Warum ist immer die falsche Frage.

It’s A Feature

Sie tun es nicht, obwohl sie es können. Ich könnte das jetzt auch erklären, aber es ist einfach zu müßig. Wie lange muss ein System dieselben Dinge tun und lassen, bis wirklich alle gemerkt haben, dass genau darin das System besteht? Ich weiß: Ein paar Tage länger als ewig. Macht nix, machen wir halt danach weiter mit den guten Ideen.

Proben wir nunmehr den Relotius rückwärts (Merkt ihr? Es sind Relotius-Wochen. Der Mann hätte einen Preis verdient!) und kommen zu einer Anekdote: Als ich noch jung und hässlich war, wurde ich beim Trampen einmal von einem Anzugträger mitgenommen, der mich vollblubberte und zu einem Bier einlud (nee, der wollte nix weiter außer mich vollblubbern). Er erklärte mir, wie man Kapital und Umwelt … ihr ahnt es schon. Sprach von Recycling und wie uns das alle grün und glücklich machen würde und von einem völlig unbekannten Projekt namens “Duales System”. Heute schon Joghurtbecher geduscht?

Was geht

Damit Schluss mit dem Geschwätz und zurück zum Inhalt: Wo immer Kapital versöhnt hat, sah es nachher noch trostloser aus als vorher. Wo immer Staat Kapital ‘kontrolliert’ hat, war es kurz darauf wieder umgekehrt. Ihr wollt das ändern? Okay, wie ist euer Vorschlag? Kontrollieren? Versöhnen? Ja prima! Setzen, der Abdecker kommt gleich. Wie sähe hingegen eine wenigstens nicht vollkommen illusorische Lösung aus?

Ich schlage vor, wir versuchen es einmal mit Kommunismus. Sagt, was ihr wollt, aber der hat wenigstens – darum heißt der übrigens so – immerhin mal real existiert. Und wer ihr jetzt meint, man habe mir das Oberstübchen quer tapeziert, dann schleudere ich euch mannhaft entgegen: Ich habe außerordentlich hohen Kontakt zu werktätigen Menschen, die ich selbstverständlich auch alle liebe.

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