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Die Spezies, der ich unglücklicherweise angehöre, kann in besseren Zeiten ein Schmunzeln auslösen, an Tagen, da einen ohnehin schon der graue Hauch umweht, mindestens an den Rand der Verzweiflung treiben. Zu wissen, dass man in der Gaußschen Normalverteilung weit draußen an der Krempe firmiert bei jenen Talenten, die der Gattung in Gänze nur irrtümlich zugesprochen werden, tröstet keineswegs. Man weiß auch mit zertifizierter Intelligenzstörung (östlich) nicht besser, wohin man eigentlich gehört. Man weiß nur: nicht hierher.

Beim Versuch, sich dem Elend quasi von außen zu nähern, bietet sich der Alien-Approach an (was zunächst ja eh nur eine schlechte Übersetzung ist): Man stelle sich vor, ein Außerirdischer zu sein, der sich vor dem Ersten Kontakt schon chic gemacht hat und sich fix anschaut, mit wem er das Bewerbungsgespräch führen wird. Sehr realistisch ist das nicht – warum? Weil ja zu erwarten ist, dass die sich mit Lichtgeschwindigkeit fortbewegende Information, die der Mensch permanent ins All streut, ziemlich sicher dazu führen wird, dass Google Space Maps eine großzügige Umleitung empfehlen wird, um einem Treffen sicher aus dem Weg zu gehen.

Hier gibt es nichts …

Fernsehen. Es wird ja nicht nur auf die Zielgruppe losgelassen, die auf die dunkle Seite der Normalverteilung (westlich) zu treiben ganz offenbar Zweck der Medienproduktionen ist, sondern es werden auch mögliche Gäste weit hinter Alpha Zentauri erfolgreich vorgewarnt: Hier nur Irre. Aufgefallen ist mir das übrigens jüngst gar nicht anhand skandalöser Kreationen aus der Friss-Würmer-Promi-Liga, sondern angesichtig des Angebots “Der große Paola und Kurt Felix Abend“.

Warum tun sie das? In den 70er Jahren schon auf dem Index der tödlichsten Synapsenkleister, ist der Transfer dieses kognitiven Novichoks ins 21. Jahrhundert nichts weniger als die Absage an jeden absichtsvollen Gebrauch der Nervenzentrale. Die internationale Wikipedia zitiert folgerichtig aus einem Nachruf:
Bei Kurt Felix konnten auch die Opfer lachen“. Ja wer denn sonst? Und wehe nicht!

Derart in der medialen Pathologie angelangt, reichten wenige Nanosekunden der Recherche, um reflexartig zur rettenden Schachtel zu greifen und ein paar Gramm Lorazepam einzuwerfen. Wusstet ihr, dass es RTL plus wieder gibt? Ja, das RTL plus, die Schädelflex der Achtziger, mit unverändertem Programm, alles original, alles genau so dumm, billig und unfassbar degeneriert wie damals, nur als Wiederholung ein paar Jahrzehnte später entsprechend tiefergelegt. Was dereinst den intellektuellen Limbo unter Türkante virtuos zelebrierte, rauscht heute mühelos durch den winzigen synaptischen Spalt ohne anzustoßen.

Forbidden Planet

Der Schnelldurchlauf des PogromsProgramms von heute: Filme mit Batz Benzer, Investigativ-TV mit dem analfixierten Komiker-Surrogat Mario Barth, Aktenzeichen XY (50er Jahre Haltet-den-Dieb-Schau), jugendfreies Gelaber über Sex, ein Dutzend Verkaufsschauen, zwei Dutzend ‘Krimis’, in denen das Gute (Polizei) immer gewinnt (100% Aufklärungsquote), ein paar Schießfilme (der Held macht sie alle platt), Volksmusik (Trompeten Vollrotzen zu Marschrhythmen) und Geschichtsunterricht (Hitler, Hitlers Helfer, Hitlers Feinde, Hitlers Freunde, Hitlers Omma, Hitlers Fahrrad, Frau und Führerbunker). Für fünfzig Euro im Monat darf man auch Spocht gucken, aber das Alien hat kein Abo, das gilt also nicht.

Nein, das ist nicht neu, richtig. Das war früher® auch nicht besser, auch richtig. Falsch hingegen, völlig falsch, ist die gern offensiv vertretene Ansicht, das sei kein Grund, sich aufzuregen. Was ist denn dann noch einer? Darf ich mich also gar nicht mehr ereifern, ja? Jeden verfickten Tag setzen mir meine vorgeblichen Artgenossen solchen Dung vor, 24/7, und ich soll brav die Fresse halten? Wenn sie mir obendrein meine letzte Hoffnung zertrampeln, indem sie jeden halbwegs von Intelligenz kontaminierten Kollegen da draußen militant davon abhalten, jemals ein Tentakel ist diesen Quadranten zu bewegen? Go fuck yourself!