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April 2018


 
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Quelle: Pixabay

In meinem seltsamen Gespräch mit den Herren DeLapuente und Wellbrock gab es einige Situationen, in denen ich hätte ein Fass aufmachen können; dazu gehören insbesondere die Bemerkungen, in denen eine geradezu aufreizende Geschichtsvergessenheit zutage kam. “Das war ja eine ganz andere Situation” ist so ein Spruch und am anderen Ende die Hohlphrase “Wir leben ja im digitalen Zeitalter“. Genau – alles anders, der Goldfisch dreht wieder seine erste Runde und weiß nichts von der letzten. In den ersten 20 Minuten dieses Vortrags von Adorno gibt es hingegen bereits reichlich Stoff zum Staunen. Ich fasse das einmal zusammen:

Aspekte des neuen Rechtsradikalismus” heißt der und ist von April 1967. Die NPD schickte sich damals an, sich im politischen Betrieb zu etablieren. Adorno stellt fest, dass Nationalismus in der politischen Landschaft im Grunde paradox sei, zwischen den Blöcken (NATO / Warschauer Vertrag) und in einem Europa, das sich gerade zur EWG (Vorläufer der EU) zusammenschloss. Er nannte die “Angst vor der EWG” als einen wichtigen Faktor der neuen Rechten. Warte: Nationalismus als Kraft gegen die EU? Eine militärische Großmacht als Feind im Osten? Das ist ja heute völlig anders.

Die Reaktion

Als anti-sozialistische Kraft, so Adorno, wendet sich die Rechte “statt gegen die Apparatur“, die die Lage verursacht, gegen einen ideologischen Feind. Die SPD mit ihrem “Keynesianismus” beschreibt er als “Bedrohung“, dass ihr “Expansionismus” die Mittelschicht durch Inflation bedroht. Heute besteht diese Bedrohung in dieser Form nicht, da ist der Sozialstaat, der den fleißigen Deutschen alles abnimmt, die Bedrohung. Den gab es damals noch nicht, weil er nicht gebraucht wurde.

1967 bestand vielmehr die Sorge, das “Ende der Vollbeschäftigung” stehe bevor, und “das Gespenst der der technologischen Arbeitslosigkeit” ging um, wodurch sich die Aufsteiger “potentiell überflüssig” fühlten. Adorno sah dies bereits kommen, bevor es überhaupt Arbeitslosigkeit gab. Seitdem gab es immer wieder Schübe, in denen sowohl die Arbeitslosigkeit sich verschärfte als auch fremdenfeindliche Tendenzen sich verstärkten. 1980 war es die erste Million Arbeitsloser, die die neoliberale Wende einleitete; vier Millionen Ausländer wurden zum Ventil in Form von Pogromen, die Zuwanderung sollte eingedämmt werden.

1990, als die DDR angeschlossen wurde, die nächste Welle. Morde und Pogrome gegen Asylbewerber und die Beschneidung des Rechts auf Asyl waren die Folge. Immer wieder wurden konkrete Probleme des Kapitalismus durch Ausländerfeindlichkeit ‘gelöst’. Aktuell ist die Parallele zu den von Adorno analysierten Zuständen bemerkenswert: Sofern es das Kleinbürgertum betraf, stellt der fest, dass “kleine Einzelhändler” durch die “Konzentration in Warenhäusern” bedroht waren und daher politisch nach rechts tendierten. Konzentrationsprozesse und ihre Folgen. Kennt man heute gar nicht mehr. Ach, falsch, es sind ja die Warenhäuser, die verschwinden.

Die nächste Runde

Den ländlichen Faschismus betreffend, sei die “subventionistische Struktur” (der EWG) keine Lösung. Zur Rolle der EU siehe oben. Faschismus sei “die Narbe” einer formalen Demokratie, die “ihrem Anspruch nicht voll gerecht” werde. Ökonomisch sei das verbunden einerseits mit der “Konzentrationstendenz“, andererseits mit der “Verelendungstendenz“. Darauf reagiere die Rechte mit der “Antizipation des Schreckens“, sie nähre sich “von Weltuntergangsphantasien” und schüre das “Gefühl der sozialen Katastrophe” – hier sei hinzugefügt, dass der Auslöser die Fremden sind, die das Land bedrohen.

Wenn man diese Zusammenhänge nicht sehen will, ist es halt “heute völlig anders”. Die Entwertung der Arbeit, die Konzentrationsprozesse, Automatisierung (“Rationalisierung”, “Digitalisierung”) und ein fatales Verhältnis von Kapital zu Arbeit sind Faktoren, die in den Büchern aus dem 19. Jahrhundert bereits erkannt und genannt wurden. Dieses Spiel wiederholt sich ständig, aber Kapitalhörige von liberal bis ‘sozialdemokratisch’ wissen nichts davon. Einige verzichten gleich ganz auf die Analyse und ergehen sich lieber in Phantasien, was sie nicht alles täten, wenn nur alle das Gute wollten.

 
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Heute wollen wir einen kleinen Vergleich wagen zwischen nichts und nichts, Medien und Medien, ganz viel Luft (heiß) und lernen dir Kultur. Eingangsfrage: Welcher berühmte Dichter sagte: “Im Hennessy für meine Enemies und lasse deine Family verbrennen an ‘nem Waldrandparkplatz” sowie “Bitch”, “Bitch”, “Bitch” und äh … “Bitch” – und warum kennt ihr den Text nicht?

Wir schalten kurz um in die Hochkultur. Anzug, Kostümchen oder Galakleid, Krawatte. Wir sind belesen und wissen, wozu die kleine Gabel da gut ist. Parat? Okay, los geht’s noch mal, weil’s so schön wardabei zuzusehen, wie einer Sechsjährigen bei vollem Bewusstsein gleichzeitig mit kochendem Schwefel die Netzhaut ausgebrannt und irgendein Schwanz in den Arsch gerammt wird, und danach verblutet sie halt mit weit geöffneten Augen auf einem Parkplatz.

Unterschiedliche Parkplätze

Wo ist jetzt genau der Unterschied? Ganz einfach: Sie hat nicht “Auschwitz” gesagt und der von ihr geklaute und versilberte Text wurde zuvor von keinem Ethikrat gecheckt. Der aufmerksame Analytiker fragt sich zudem, was die bloß mit Parkplätzen haben. Ist das wieder so ein Szenespeak, den ich nicht raffe? Man weiß es nicht. In dem Text von oben sind übrigens noch viele andere süße Sachen wie etwa: “Fick’ eure Mütter auf Tour, diese Rapper sind alle Behindi-Fotzen” (beliebiger Serviervorschlag). Ich habe mit dieser Klientel gearbeitet. Was glaubt ihr, welche Beschäftigung die meisten beim Beruferaten bezüglich meiner Mutter getippt haben?

Nun, ist das also korrekt, wenn die Mütter Fotzen, die Weiber Bitches und überhaupt alles Fickifickischeiße ist? Keine Ahnung. Verkauft sich das? Yeah! Wurde das deshalb ausgezeichnet? Yeah. Haben die anderen Stricher der Kulturindustrie auch dafür ihren Pokal gekriegt? Ja-doch! Hat auch nur einer dieser Geiger den millionenfach publizierten vermeintlichen Aufruf zum Terror bemängelt bevor irgend ein Twitterheini Anstoß an einer infantilen Provokation nahm? Nope. Jetzt wird übrigens der Preis abgeschafft und statt einer Jury und eines Ethikrates gibt es künftig – eine Jury. Alles wird gut!

Das vermutlich nichtjüdische Kind von Parkplatz zwei hingegen war derweil temporibus illis (“damals” in der Sprache der Theatergänger) nur Anlass zu einer Debatte über Urheberrechte. Der gehobene Rezipient weiß um die Virtualität der dargestellten Personen und dass es sich ohnehin nur um eine Provokation handelt, die jederzeit durch die künstlerische Freiheit gedeckt ist. Die junge Autorin ist aus gutem Hause und kennt ihren Katechismus.

p.s.: Nach wie vor kante ich hier alles raus, was glaubt, das sei jetzt ein prima Anlass für antijüdisches Gesabbel. säzzer

 
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Der Begriff “Heimat” oder Abwandlungen davon gehören definitiv in die politische Debatte – wobei mir weniger aufgeladene Synonyme lieber wären. Den Kern der rechten Heimatbesoffenheit bildet aber durchaus eine Kritik – ein sich Abgrenzen von dem, was Politik mit unserem Zuhause anstellt. Das kann wütend sein oder kitschig, rückwärtsgewandt und fremdenfeindlich; es kann aber auch bedeuten, dass man sich für das Bedürfnis nach einem Minimum an Ruhe und Geborgenheit einsetzt, das niemandem mehr bleibt, wo der Kapitalismus die Menschen zu reinen Funktionsträgern degradiert.

Ich habe neulich noch die Geschichte gehört von einem Fußballprofi, es mag in den 70ern gewesen sein, der im Stahlwerk gearbeitet hat und dort auch gar nicht weg wollte. Vielleicht ebenfalls eine Legende, aber es deutet an, was sich hinter dem Komplex “Heimat” verbirgt. Man gehört dazu. Man kennt sich aus, hat sein Standing, ist ein Teil davon. Man wird geboren, lebt und stirbt irgendwo. Niemand macht es einem streitig. Dafür stellt sich mancher sogar freiwillig vor einen Hochofen.

Dazugehören

Es war in früheren Jahren den Karrieristen und bestimmten Berufen vorbehalten, geschäftlich nicht nur unterwegs zu sein, sondern auch regelmäßig den Wohnort zu wechseln. Diesen Deal konnte man eingehen oder nicht, die Meisten betrafen derlei Möglichkeiten gar nicht. Nomadentum (und Monadentum; Witz für Auskenner) war ein selbst gewähltes Schicksal, das mit höherem Einkommen vergolten wurde, und selbst diesen Menschen blieb die Möglichkeit, irgendwann zurückzukehren. Man hatte gemeinhin einen Beruf, einen Betrieb und Kollegen, die man kannte.

Inzwischen verlangt uns die große Maschine längst totale Mobilität ab, und zwar ohne Gegenleistung. Im Gegenteil wird gerade den Arbeitenden Armen vorgeschrieben, was sie zu arbeiten haben, wohin sie dafür zu gehen haben und dass sie das auch gegen minimale Bezahlung müssen. Wer in einer Großstadt wohnt, die nicht gerade verkommt, wird aus der Innenstadt vertrieben, und selbst an den Stadträndern arbeitet man hauptsächlich für den Vermieter. Wer dieses Elend noch nicht erlebt, der weiß, dass es ihm droht. Das ist Gesetz, das sagt sogar die Partei für Soziale Gerechtigkeit®.

Millionen hinterlässt das frustriert, wütend, ängstlich und mit dem diffusen Bedürfnis nach ein bisschen sozialer Sicherheit. In dieses Bedürfnis grätscht die Rechte mit Bildern von stolzen Deutschen in schöner Landschaft hinein, die sich gegen die fremde Bedrohung wehren. Diese wiederum hat eine Hautfarbe. Das ist konkret, das kann man anfassen, darin kann man Frust und Wut kanalisieren. Was es nicht kann, ist die Wirklichkeit begreifen und die Bedürfnisse auch nur annähernd real befriedigen.

Welches Problem?

Die Linke hat hier überhaupt keine Konzepte. Die pseudolinken Kinder der besser situierten Mittelschicht kämpfen für eine ideale Welt, in der ihre Probleme durch Vorschriften und Verbote gelöst werden sollen. Diese Probleme betreffen die überwältigende Mehrheit der Menschen gar nicht. Zu den Bedürfnissen der Mehrheit aka Unterschicht, die sich in den o.g. Bildern und Scheinlösungen äußert, fällt ihnen schlicht überhaupt nichts ein. Dabei wären gerade regionale Konzepte, greifbare Solidarität und ein konkretes Miteinander eine politische Ebene, auf der man etwas bewegen kann, und zwar nachhaltig.

Was fehlt, sind sowohl Ideen als auch vor allem Organisationen. Arbeitervereine, Gewerkschaften, Betriebsräte, waren darauf angewiesen, dass sie vor Ort und allgemein abbildeten, was sich in der Unterschicht tat. In einer Welt voller Betriebe mit festen Belegschaften waren sie eine Macht. Als Tarifdealer in einer abstrakten Arbeitswelt, in der sich niemand mehr (aus)kennt, sind sie nur ein Rad unter vielen. Ihre Vertreter wohnen auch nicht mehr nebenan, sie haben ein Büro in der Stadt.

Es braucht gegen den Druck in die Vereinzelung neue Formen der Begegnung und der sozialen Bindung. Man muss sich treffen und miteinander sprechen. Der Trend geht hingegen in die Eiswüste einer Isolation, die uns als “Digitalisierung” auch noch wie ein Segen verkauft wird. Die Pseudolinken verbieten derweil das Rauchen in Kneipen, damit die Asis in ihren Käfigen bleiben. Ich ahne dennoch in diesem Sog einen Ansatz zum Gegenteil. Wir können nicht allein leben. Diese Einsicht bricht sich auch und gerade Bahn im Gedusel um “Heimat”. Ein Gegenkonzept muss Formen gegenseitiger Fürsorge anbieten, die nicht in “Sozialreformen” besteht, sondern in konkreter gegenseitiger Unterstützung.

 
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Es gibt Bereiche, wo ich eigentlich meinen wollte, dass es eine breite Einigkeit geben müsse in politischen Fragen. Nicht ganz ohne Komik, ist der Unterschied zwischen Rechten und Linken in einigen Belangen die Vorstellung davon, was eigentlich real ist. Im Ergebnis sind sie dann aber wieder einer Meinung, obwohl sie in völlig unterschiedlichen Welten leben.

Zum Beispiel Zuwanderung: Da ist der Eine in Panik (oder tut zumindest so), dass wir alle unterwandert, überfremdet und umgefickt werden, während der Andere meint, es gebe da gar kein Problem. Das führt in aller Regel auch zu sehr unterschiedlichen Vorstellungen davon, was zu tu sei. Aber eben nicht immer.

Als ich eben las, dass jetzt alle Deutschen, weil eben EU-Bürger und die auch alle, Fingerabdrücke in ihren Personalausweisen haben müssten, wegens Schutz vor Terror, ist mir mal wieder der Kitt aus der Brille gefallen. Uns kann man ja alles erzählen. Der Rechte weiß hier schon, dass die Lügenpresse im Dienst des linksversifften Establishments Märchen erzählt; der Linke seinerseits weiß, dass er einmal mehr unter Wert verarscht wird.

Wir machen alles mit

Die Erfinder des War On Terror selbst haben gar keine Personalausweise, und so sehr auch ihr Volk resigniert hat im Angesicht der Überwachung, würde es sich doch bewaffnet und gespornt zum nächsten Regierungsgebäude begeben, behelligte man es mit derart Unerhörtem. Aber wir sind ja noch zweimal dööfer als die Amis oder wie? Wenn jetzt also alle Bürger der EU noch enger überwacht werden, hilft das gegen ischlamischtische Terrorischte? Ernsthaft?

Der Rechte erkennt sogleich: Wieder einmal müssen wir, das Volk, bluten für die Taten der Ausländer. Die haben ja gar keinen Personalausweise, die werden also verschont. Und ganz faktisch hat er da ja recht. Was soll der Scheiß? Ich lasse mich nicht behandeln wie einen Verbrecher, auch nicht wie einen ständig Tatverdächtigen. Ich sehe zwar, dass auch der Moslem wieder mal nix dafür kann, weil er einmal mehr als Schreckgespenst missbraucht wird, aber ich lasse mich von meinem ‘eigenen’ Staat trotzdem nicht zum Untersuchungsgefangenen auf Freigang machen.

Die Liberalen müssten ohnehin dagegen sein, weil doch irgendwie noch mit Bürgerrechten im Bunde? Die grün Angehauchten erst recht, die ja da noch liberaler sein wollen. Wer also kann überhaupt noch dafür sein? Wer beschließt so etwas? Und warum lassen wir uns das gefallen? Wer auch nur seinen Daumen hergibt für diese Scheiße ohne dagegen aufzubegehren, hat es ja nicht besser verdient.

 
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Vor sieben Jahren bereits schrub ich Unerhörtes. Da ging es noch gar nicht um den Gift-Assad; ich weiß auch gar nicht mehr, um welchen Gift-Machthaber es ging. War es der Irre von Tripolis? Der Hitler von Bagdad? Der Taliban-Kaiser von der Mordallianz? Wer soll sich noch erinnern, wohin wir wann unsere Brunndenbohrpanzer, Friedensschießpistolen und Handelswegwerfmunition verklappt haben? Verantwortung! Zitat:”

Unsere Freiheit in Ouagadougou

Erst geht es jetzt erst mal nach Tripolis, dem Libyer in den Arsch treten. Der Deutsche stellt sich da etwas sperrig an und ist nicht immer zufrieden damit, irgendwen zu erschießen, weshalb er noch immer den Ami vorschickt, der ihm dann konkrete Ziele vorgibt.

Das spart dann eigentlich auch Munition, was der NATO doch entgegenkommen sollte. Der Ami aber weiß: Kann man nicht genug von haben, dem entsprechend ist sein Schussverlauf wie beim Schlussverkauf: “Alles muss raus”, danach gibt’s neu. Neue Munition, neue Ziele und immer das Eine: Freiheit! Freiheit von dem Feind, dem heidnischen. Jeder kann mitmachen.

Jeder? Im Prinzip ja. Der Heide muss, wenngleich selten so recht klar ist, ob als Ziel oder Schütze. Ziel muss er sein, Schütze kann er sein, wenn’s ein guter Hurensohn ist.

Vor dem Gefecht ist vor dem Geschäft

Der Christenmensch wiederum muss können, da wird jetzt differenziert. Wer sein Arbeitszeug in Ordnung hält und genügend davon vorhält, ist Vollmitglied, die anderen können zwar auch müssen, dürfen aber künftig nur, wenn sie auch können wollen. Der Rest geht in die zweite Liga. Wie bei Euro Nord und Euro Süd gibt es dann NATO Mord und NATO müd. Für alle gilt dann: Dabeisein ist alles, aber Mitreden darf nur, wer können kann. Das Nähere regelt der Commander in Chief.

Internationale Verantwortung übernehmen, für die Freiheit einstehen, die Handelswege sichern. Wer kann dazu schon nein sagen? Der Demokrat in Uniform weiß: Vor dem Gefecht ist vor dem Geschäft. Afghanistan war nur keine Übung, der Ernstfall kommt jetzt erst. Da machen wir mit, da müssen wir hin, das wollen wir auch. Wir sind nämlich nicht nur Papst, wir sind jetzt auch Freiheitsmedaille. Und das mit Recht, denn alles, was zugrunde geht, ist wert, dass das, was hier entsteht, auch stets an alle Fronten geht.

Ick bin schon da

Denn bei aller Freundschaft zu grundgesetzwidrigen Angriffskriegen, bei denen Deutschland auch weiterhin gern symbolisch mitkämpfen wird, weiß auch der Freiheitsnobelpreisträger: Wenn die NATO bombt, muss die Bundeswehr nicht viel deutsches Kriegsmaterial mitbringen. Das haben wir längst voraus exportiert. Unsere Handelswege sind eurer Nachschub. Also Ball flach halten, Mr. President!

” (Zitat Ende.) Wo hatte eigentlich Gaddafi sein Gas? Oder hatte der Embryos? Wir wissen es nicht. Was wir noch wissen, ist: “Weißer Phosphor ist eine konventionelle Munition, keine chemische Waffe.” Ah, wir erinnern uns nicht? Das war der Kommentar des Pentagons zu der im Irak eingesetzten Massenvernichtungswaffe. Die war freilich demokratisch legitmitert und wurde von den USA eingesetzt, so wie Clusterbomben oder die Mutter des Terrors.

Während wir also viel von Menschenrechten, Machthabern, Putin und Giftgas hören, werden unsere anderen schönen Waffengattungen schmählich verschwiegen, als wären wir nicht stolz auf unsere Verantwortung® an der Heimatfront, aka “Exporte”. Wir hören von Weißhelmen, jenen scheuen Helden, die regelmäßig Sekunden nach einem Giftgasangriff® auftauchen, Farbfotos twittern und dann spurlos verschwinden. Wir hören vieles und sehen manches, aber eines fiel mir auf neulich: Hat man jemals in der Tagesschau das Wort “Geostrategie” gehört? Aha.

 
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Auf meiner Mission zur Vernichtung der ‘Menschheit’ als Quelle, Grund und Lösung der großen irdischen Probleme möchte ich ihr heute einmal an die Moral gehen. Wie schon oft gesagt, ist Ethik die Wissenschaft von der sozialen Ordnung, während Moral ein Sammelsurium ethischer Vorstellungen, Regeln und Befindlichkeiten ist, das ich deshalb rundweg ablehne. Moral ist Ethik von Idioten für Idioten. Wie in ihren großen Systemen, die noch mit Gespenstern angereichert sind, den Religionen, fällt Moralisten nicht einmal auf, dass es völlig unvereinbare Moralen gibt, die allesamt dieselbe Legitimität haben. Sie schaffen ‘das Gute’ als Paradoxon.

Wie so vieles, das man genau deshalb eigentlich nicht diskutieren kann, findet Moral am Ende auf einer persönlichen Ebene statt. Es werden Personen bewertet und gerichtet, und wenn eine gut organisierte Gesetzgebung das nicht verhindert, am Ende stets nach persönlichen Befindlichkeiten. Zwischen Twitter, dem Lynchmob und einer halbwegs zivilisierten Bürgerlichen Gesellschaft steht die bewaffnete Polizei. Wenn sie dazwischen steht und das Lynchen nicht gleich selbst als ihre Aufgabe betrachtet.

Geht doch nicht!

Wenn man es bis auf das letzte Untergeschoss herunterbricht, bleibt eine heikle vermeintliche Instanz: das Gefühl, nennen wir es das für Gerechtigkeit. Aber gibt es das wirklich? Ich habe mir gestern einen alten Hollywood-Streifen angeguckt, in dem das Publikum mit dem großen Hammer auf die rechte Seite getrieben wurde. Der Gute war aber auch so was von gut, während die Bösen – na klar: folterten, was die Peitsche hergibt. Völlig grundlos, versteht sich, sonst macht sich noch wer geschäftsschädigend Gedanken.

Das (ausgerechnet) sind dann Szenen, die einem den Glauben an so etwas wie ein universales Gerechtigkeitsgefühl einimpfen. Da muss sich doch jeder aufregen. Das ist so furchtbar ungerecht! Nun frage ich mich an dieser Stelle, ob nicht sogar dieser Rest einer Moral komplett konstruiert ist. Dazu müssen wir jetzt allerdings noch zwei Aspekte aus dem Weg räumen, die den Gedanken schwer machen: Erstens die typischen Szenerien aka das Narrativ. Natürlich ist das Opfer des bösen eine ‘schöne’ Frau (als Folteropfer passend gespielt von einem prominenten Hungerhaken). Die Bösen sind hingegen irre böse und haben selbstverständlich schlechte Zähne.

Oder doch?

Zweitens die Einschränkung solcher moralischer Solidarität, die abrupt endet, wenn es Angehörige solcher Gruppen betrifft, die leichterdings abgewertet werden – Schalker, Juden, Moslems, Schwarze, Kommunisten oder Nazis, je nach Geschmack. Die sind gern Freiwild, und es gäbe ja auch keine Lynchmobs oder KZ, wenn ein Gerechtigkeitsgefühl keine überlegene Konkurrenz hätte – so es das überhaupt gibt. Womit wir bei der zentralen Frage sind. Ich schätze, dass selbst ein rudimentäres Gefühl für Moral ein bloßes Konstrukt ist. Es gibt kein menschliches Sensorium für eine universelle Moral.

Was es gibt, sind persönliche Empfindungen, die sowohl anfällig sind für eine Identifikation mit Tätern wie Opfern als auch für grob unterschiedliche Regelauslegung. Die folgt aber jeweils persönlichen Erfahrungen, Prägungen und Stimmungen. Es ergibt sich hier ein Problem, das unabhängig von der konkreten Gesellschaftsform und ihrem Regelwerk zu lösen ist: Der Impuls drängt zur Tat, ist aber dumm und schafft auf der Ebene der Ethik nur Probleme, wo sie eigentlich gelöst werden sollten. Tatsächlich bin ich daher der Ansicht, dass jegliche Rücksicht auf moralische Empfindungen und Instanzen abzulehnen ist.

“Stimmt das wirklich?”, fragte der Volontär den Redakteur, womit seine Probezeit prompt beendet war.

 
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Es ist atemberaubend, wie durchsichtig die Propaganda ist, wenn es gegen Russland geht. Die Technik ist dieselbe wie bei den Trollen, die sich in Foren und Kommentarspalten tummeln. Es ist mithin nicht nur so, dass diejenigen, die sich ständig über angebliche “Fake News” echauffieren, selbst betriebsbedingt hektische Copy&Paste-Falschmelder sind; sie bedienen sich inzwischen der billigsten Strategien, um Gegner an die Wand zu quatschen.

Eine der häufigsten Trolltechniken ist die Projektion. Man wirft dem Feind vor, was man selbst bis zum Exzess betreibt. NATO-Regierungen und -medien haben sich wiederholt bei Vorverurteilungen und Falschbeschuldigungen erwischen lassen. Der kriegslüsterne Spiegel-Titel “Stoppt Putin jetzt!” steht noch Jahre danach ohne jede Faktenbasis da. Diplomatisch ein Unding, hätte in Zeiten des ersten Kalten Krieges niemand den Mund derart voll genommen. Seit G.W. Bush verzichtet der Westen jedoch auf jede Raison und stellt Putin® dar, als sei er der Teufel selbst.

Wahrscheinlich kein Zweifel

Die Anschuldigungen sind äußerst aggressiv, dabei könnte Russland das Ganze als “Innere Angelegenheit” abtun. Selbst wenn es einen Grund gibt, einen Doppelagenten zu töten, der zuvor freigelassen worden war, ist das wohl eher kein Grund, nach dem Bündnisfall zu schreien, wie die “Zeit” es sich dennoch nicht hat nehmen lassen. Da will sich offenbar jemand ein Sarajevo basteln. Gut, dass Russland sich davon nicht provozieren lässt. Wie danken es ihm der POTUS und seine Q-presse?
Die Vorwürfe: immer dreistere boshafte Aktivitäten der russischen Regierung – überall in der Welt.”

Nach dem Motto “Es bleibt schon etwas hängen” werfen sie fortgesetzt mit Dreck, um dann den schmutzigen Lumpen zu beschimpfen. Dabei sind sie sich auch nicht zu blöd, den unbewiesenen Beweis als Mittel einzuführen, der das Widerlegen aller Zweifel durch die schlichte Behauptung ersetzt: “Es gebe keinen Zweifel an der Täterschaft Russlands. Beweise hierfür wurden öffentlich jedoch bisher nicht vorgelegt.” Wie kann man das dann so zitieren? Man ist geneigt nach einem Funken Anstand zu fragen, aber hier geht es nicht um Ehre und Moral, sondern um Krieg und Frieden. Fürwahr: boshaft und dreist.

Mord überlebt

Nachdem also Russland durch Behauptung und Verdacht bereits als verurteilt galt, wurde zunächst Boris Johnson, auf den sich alle vorsichtshalber schon einmal berufen, beim Lügen erwischt. Die angebliche Aussage des Giftlabors, es gebe keinen Zweifel, war das exakte Gegenteil der Wahrheit. Wie reagiert die Journaille?
Der vergiftete Ex-Doppelagent Sergej Skripal ist nicht mehr in kritischem Zustand. Die Vorwürfe gegen Russland werden lauter.” Wie können die denn “lauter” werden, wenn von zweifelloser Täterschaft bei einem “Mord” bereits die Rede war? Dazu passt auch:

Die rund 100 Varianten [des Giftes "Novichok"] gehören zu den tödlichsten Nervenkampfstoffen, die jemals hergestellt wurden.” Aha, deshalb haben die beiden Opfer das Attentat auch überlebt, richtig? Tödlicher geht nicht, denn es sind die Russen. Passt nicht? Egal, wir haben noch einen:
Man sehe ein “Muster russischen Verhaltens”, das immer wieder völkerrechtswidriges Vorgehen zeige.” Der Fall der Skripals hat mit Völkerrecht zwar herzlich wenig zu tun und schon gar nicht mit anderen, meist widerlegten Vorwürfen gegen Russland, aber viel Wiederholung hilft viel.

Auf Sie!

Man konnte halt nicht anders, denn die anderen sind böse. “Somit komme man zum Schluss, dass der Angriff “höchstwahrscheinlich ein Anschlag des russischen Staates war, und deshalb mussten wir alle gemeinsam reagieren.” Auf einen Verdacht hin muss man völkerrechtlich reagieren? Nachdem bereits hinreichend deutlich wurde, was von den ‘Schlüssen’ und Berichten aka Lügen westlicher Geheimdienste zu halten ist, die die Giftkarte seit Irak schon rituell ausspielen, wenn sie einen Blankoscheck brauchen?

George W. Bush hat die Geheimdienste ermächtigt zu tun, was sie wollen. Sie überwachen ihre Völker total, sie lügen und intrigieren. Letzteres ist ihr Geschäft, seit es sie gibt, aber eines hat sich geändert: Ihre Auswürfe werden ungefiltert durch die Presse und gewählte Politiker an die Öffentlichkeit gebracht. Ausdrücklich wird dabei auf jegliche Belege verzichtet, das sei halt geheim. Diese Methoden des Mobbings und der Schwarzen Pädagogik sind offizielle Politik und werden von willigen Lohnschreibern zur alternativlosen Moral verklärt. Wer dabei nicht mitmacht, ist Putinversteher®.

On Top moralisiert hier eine Macht, die seit Jahrzehnten fast ununterbrochen Angriffskriege führt, regelmäßig auf Basis später nachgewiesener Lügen. Das Morden machen sie sich auch nicht schwer. Während es ein schlimmer Verstoß gegen das Völkerrecht sei, wenn Russland angeblich einen Spion liquidiert, ermordet die NATO bei hellichtem Tag ‘Feinde’, die sie selbst bewaffnet hat und anbei gern ein paar Dutzend “Kollateralschäden” wie eine Hochzeitsgesellschaft oder zivile Bunkerinsassen. Ups! Im Kampf für das Gute® hat das Völkerrecht halt Pause..

p.s.: Zu Fakten und Hintergründen: Craig Murray, via Kay Sokolowsky

 
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In der Einsamkeit meiner feuchten Kemenate, wissend, dass auch das längst verstaubte Telefon eigentlich abgemeldet werden könnte, implodiert der ehemals gewitzte Geist. Er liest seine eigenen Texte, von früher®. Selbstverständlich waren auch die besser. Dieser Wortwitz, diese Dichte, diese Inspiration! Sie verhalten sich zu den Resten des verkommenen, in Suff und Drogenrausch mutwillig zertrampelten Talents wie ein frischer Frühlingssalat zu der gärenden Pampe, die auf dem Boden der Biotonne wenigstens Einzelliges hervorbringt.

Er ist jetzt investigativ, weiß, wer mit wem. Der Dehm, der Dehm! Hat er nicht schon Jeppsen und damit eigentlich Elsässer, mithin Glocken-Adolf? Der mit den Autobahnen? Da ist doch ein Hang, das gehört doch zusammen! Hat Dehm am Ende Autobahnen gebaut? Ist er verantwortlich für den Dieselskandal? Und warum hilft ihm die Evangelische Kirche nicht?

Nafri in den Kofferraum

Nur Dieter Bohlen ist ihm beigesprungen, Solidarität unter Popstars, und hat ihm den Gassenhauer “Acht Stricher im Strich Achter” gewidmet, eine Hymne der Leitkultur, die das Zeug zur nationalen hat. Es ist alles drin: Autos, Weiber, Bumsbomber und Schlauchsaufen. Nimm das, Twitter – der Bohlen, einer von uns! Quer ist die Front und eckig die Hex; bist du nicht willig, dann brauch’ ich die Flex. Das Hakenkreuz wird übrigens häufig missinterpretiert. Viele sehen in ihm ein hinduistisches oder buddhistisches Sonnensymbol, dabei ist es ein rechtwinkliges Autobahnkreuz auf der Suche nach Anschluss. Das macht es mir auch so sympathisch.

Womit wir beim Kern der Sache sind: Merkels Plan, Deutschland umvolken zu lassen, ist ein grandioses Ablenkungsmanöver. In Wahrheit will sie mehr. Als die Wiedervereinigung uns die Kanzlerin bescherte, war das der endgültige Sieg der Autobahn. Schon Schröder hatte vom VW(!)-Manager Hartz den Boden bereiten lassen, den Rest besorgt der Soli, bis heute unter dem besonderen Schutz von Merkel und ihren unauffälligen Helfern – aktuell ausgerechnet Alexander Dobrindt. Wer diesem Herrn nagelneue Ost-Autobahnen gibt für seine “konservative Revolution”, weiß, was er tut. Zufall?!

Dehm seinerseits, und da schließt sich der Kreis, will eigens einen Afrikaner(!) im Kofferraum nach Deutschland geschleust haben – über die Autobahn! Dass unsere Qualitätspresse sich einmal mehr bestenfalls über “Flüchtlinge” auslässt, ist der Beweis: Niemand soll erfahren, wer die wahren Herrscher sind und was sie planen. Dabei tun sie, was sie immer taten, und jedes Kind, weiß, woran man sie erkennt: Sie bauen Autobahnen.

 
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Es ist schlechte ‘abendländische’ Tradition, das Chaos zu beschwören und so zu tun, als müsse alles getan werden, um dieses zu verhindern. Kein Zufall, dass solches Chaos gern als ‘links’ markiert wird (“Anarchie”, “Chaoten”, “Rot-Grünes Chaos”). So will es das Narrativ, aber wie so oft liegt die Wirklichkeit auf einer ganz anderen Seite. Was immer man ‘Linken’ an Großübeln vorwirft – “Mauer und Stacheldraht”, “Stasi-Methoden”, “Diktatur”, “Stalinismus”, sind Errungenschaften einer strengen hierarchischen Ordnung. Auch der Nationalsozialismus hat im Übrigen nicht durch Chaos gewirkt, sondern durch eine perfekt geordnete, bestens organisierte Mordmaschinerie.

Schon hier bricht die Erzählung, aber es wird nicht besser, wenn man sie mit ihrer vorgeblichen Ethik konfrontiert: Es ist ja nicht das Problem, dass sich Linke mit der Ordnung schwertun. Eine zeitgemäße Linke sieht die Widersprüche in der ‘Ordnung’ des Kapitalismus und des ihn schützenden Bürgerlichen Staates. Sie widersetzt sich der strengen Ordnung, versucht sich in Modellen von Freiheit, die auch Unsicherheit in die Ordnung bringen und bricht mit liebgewonnenen Gewohnheiten.

Versteh’ ich nicht

Dagegen liefert die Rechte ein einfaches Weltbild, nimmt Partei für die, die dazugehören, erklärt die Anderen im Zweifelsfall zum Feind und befürwortet eine Gesellschaft, die durch Oben und Unten, am Ende durch Befehl und Gehorsam geprägt ist. Wo die Linke durch große Toleranz zu instabilen Verhältnissen tendiert, hält es die Rechte mit Übersichtlichkeit, Stabilität und “Null Toleranz”. Man muss hier der Rechten vorhalten, dass sie die Widersprüche ignoriert, die sie damit z.T. selbst schafft und nicht der Linken, dass sie nach Lösungen sucht.

Ganz unbezweifelt ist aber erstens der Erfolg der stabilen, intoleranten Struktur von Gesellschaften. Es beherrschte nicht zufällig ein ‘Kommunismus’ dieses Schlages über Jahrzehnte die Hälfte der Welt. Ihn zeichnete aus, dass er den horrenden Widerspruch nicht einmal wahrnahm: den eines ‘Kommunismus’, der über die Menschen herrscht. Zweitens ist kein Erfolg eines Modells zu erwarten, das den Menschen ein dauerhaftes Leben in instabilen Verhältnissen abverlangt. Etwas, das ich nicht einmal erfassen kann, werde ich nicht verteidigen, das gilt am Ende noch von meiner eigenen Freiheit. Derweil sammeln sich ‘Identitäre’ und sonstige Reaktionäre, die an etwas glauben und dafür töten würden.

Es ist daher anzunehmen, dass eine alternative Gesellschaft entweder so alternativ nicht sein wird und der Staatssozialismus wieder im Rennen ist als etwas, das zumindest ein paar Jahrzehnte Stabilität gebracht hat. Oder aber, was mir ein Anliegen ist, es finden sich Ideen und die dazugehörige Praxis, die Identität, Stabilität, Zugehörigkeit und einen möglichst unkomplizierten Alltag versprechen. Dabei ist das Versprechen nicht minder wichtig als die Praxis, denn heute verteidigen rechte Halbgescheite unbewusst das System, das ihnen längst über den Kopf gewachsen ist. Sie erkennen auch den Widerspruch nicht, dass ihre Heile Welt ihren eigenen Kollaps in sich trägt, der schneller käme, als wenn alles beim Alten bliebe. Aber sie sind eben überzeugt.