Quelle: Pixabay
In meinem seltsamen Gespräch mit den Herren DeLapuente und Wellbrock gab es einige Situationen, in denen ich hätte ein Fass aufmachen können; dazu gehören insbesondere die Bemerkungen, in denen eine geradezu aufreizende Geschichtsvergessenheit zutage kam. “Das war ja eine ganz andere Situation” ist so ein Spruch und am anderen Ende die Hohlphrase “Wir leben ja im digitalen Zeitalter“. Genau – alles anders, der Goldfisch dreht wieder seine erste Runde und weiß nichts von der letzten. In den ersten 20 Minuten dieses Vortrags von Adorno gibt es hingegen bereits reichlich Stoff zum Staunen. Ich fasse das einmal zusammen:
“Aspekte des neuen Rechtsradikalismus” heißt der und ist von April 1967. Die NPD schickte sich damals an, sich im politischen Betrieb zu etablieren. Adorno stellt fest, dass Nationalismus in der politischen Landschaft im Grunde paradox sei, zwischen den Blöcken (NATO / Warschauer Vertrag) und in einem Europa, das sich gerade zur EWG (Vorläufer der EU) zusammenschloss. Er nannte die “Angst vor der EWG” als einen wichtigen Faktor der neuen Rechten. Warte: Nationalismus als Kraft gegen die EU? Eine militärische Großmacht als Feind im Osten? Das ist ja heute völlig anders.
Die Reaktion
Als anti-sozialistische Kraft, so Adorno, wendet sich die Rechte “statt gegen die Apparatur“, die die Lage verursacht, gegen einen ideologischen Feind. Die SPD mit ihrem “Keynesianismus” beschreibt er als “Bedrohung“, dass ihr “Expansionismus” die Mittelschicht durch Inflation bedroht. Heute besteht diese Bedrohung in dieser Form nicht, da ist der Sozialstaat, der den fleißigen Deutschen alles abnimmt, die Bedrohung. Den gab es damals noch nicht, weil er nicht gebraucht wurde.
1967 bestand vielmehr die Sorge, das “Ende der Vollbeschäftigung” stehe bevor, und “das Gespenst der der technologischen Arbeitslosigkeit” ging um, wodurch sich die Aufsteiger “potentiell überflüssig” fühlten. Adorno sah dies bereits kommen, bevor es überhaupt Arbeitslosigkeit gab. Seitdem gab es immer wieder Schübe, in denen sowohl die Arbeitslosigkeit sich verschärfte als auch fremdenfeindliche Tendenzen sich verstärkten. 1980 war es die erste Million Arbeitsloser, die die neoliberale Wende einleitete; vier Millionen Ausländer wurden zum Ventil in Form von Pogromen, die Zuwanderung sollte eingedämmt werden.
1990, als die DDR angeschlossen wurde, die nächste Welle. Morde und Pogrome gegen Asylbewerber und die Beschneidung des Rechts auf Asyl waren die Folge. Immer wieder wurden konkrete Probleme des Kapitalismus durch Ausländerfeindlichkeit ‘gelöst’. Aktuell ist die Parallele zu den von Adorno analysierten Zuständen bemerkenswert: Sofern es das Kleinbürgertum betraf, stellt der fest, dass “kleine Einzelhändler” durch die “Konzentration in Warenhäusern” bedroht waren und daher politisch nach rechts tendierten. Konzentrationsprozesse und ihre Folgen. Kennt man heute gar nicht mehr. Ach, falsch, es sind ja die Warenhäuser, die verschwinden.
Die nächste Runde
Den ländlichen Faschismus betreffend, sei die “subventionistische Struktur” (der EWG) keine Lösung. Zur Rolle der EU siehe oben. Faschismus sei “die Narbe” einer formalen Demokratie, die “ihrem Anspruch nicht voll gerecht” werde. Ökonomisch sei das verbunden einerseits mit der “Konzentrationstendenz“, andererseits mit der “Verelendungstendenz“. Darauf reagiere die Rechte mit der “Antizipation des Schreckens“, sie nähre sich “von Weltuntergangsphantasien” und schüre das “Gefühl der sozialen Katastrophe” – hier sei hinzugefügt, dass der Auslöser die Fremden sind, die das Land bedrohen.
Wenn man diese Zusammenhänge nicht sehen will, ist es halt “heute völlig anders”. Die Entwertung der Arbeit, die Konzentrationsprozesse, Automatisierung (“Rationalisierung”, “Digitalisierung”) und ein fatales Verhältnis von Kapital zu Arbeit sind Faktoren, die in den Büchern aus dem 19. Jahrhundert bereits erkannt und genannt wurden. Dieses Spiel wiederholt sich ständig, aber Kapitalhörige von liberal bis ‘sozialdemokratisch’ wissen nichts davon. Einige verzichten gleich ganz auf die Analyse und ergehen sich lieber in Phantasien, was sie nicht alles täten, wenn nur alle das Gute wollten.
April 29th, 2018 at 22:24
2 zitate:
1. nietzsche: die gleichseherei ist ein merkmal schwacher augen.
2. wenn jemand in zwei verschiedenen ereignissen eine ähnlichkeit sieht, ist ein kleiner philosoph in ihm am werk.
April 30th, 2018 at 07:31
Gemeinsamkeiten und Zusammenhänge nicht erkennen zu können (oder zu wollen) ist ein Merkmal von Ignoranz, Herr Nietzsche.
April 30th, 2018 at 08:15
Nehmen wir mal an, die kapitalistischen Verhältnisse sind ein Flickenteppich von hellen und dunklen Stellen, von Blutlachen hier und Wellnessoasen dort, von Armut und Reichtum, Depression und Überschwang, Glück und Verzweiflung – und dieser Flickenteppich befindet sich noch in ständigem Fluss wie ein Kaleidoskop, an dem viele Leute drehen, aber jeder in eine andere Richtung und in einem anderen Tempo.
Es finden sich daher genügend Belege und Tatsachen, die jede beliebige Meinung unterstützen. Mit dieser Annahme ist es fast unmöglich, irgendeinem nachzuweisen, dass er die Verhältnisse falsch sieht.
Was vielleicht möglich ist, ist die Perspektive zu finden und zu kritisieren, von der aus jemand seinen Flicken oder auch den Teppich ansieht.
Was noch möglich aber mühselig ist: so viel (wissenschaftlichen) Abstand zu suchen, dass der Flickenteppich seine Strukturen preisgibt und sich zu einem erkennbaren Mosaikbild zusammenfügt. Im Streit der Meinungen kommt auch das als weitere Meinung daher. Man lese nur die vielen Meinungen zum 200 Geburtstag des alten Marx.
Was bleibt? Tun ist wirkmächtiger als Worte.
April 30th, 2018 at 08:25
Man muss es nicht künstlich mystifizieren, nur weil es nicht ganz so offensichtlich zu durchschauen ist… :o)
Gerade erst im Spiegel war (wegen Marx) mal wieder zu lesen, dass der Kapitalismus gerade am Untergehen ist … oh Mann.
April 30th, 2018 at 09:14
@4
und du hast dich von der Überschrift blenden lassen! Der Artikel kommt zur gegenteiligen Schlussfolgerung.
April 30th, 2018 at 10:46
@Wal (3): Was soll das sein? Ein literarisches Plädoyer für totale Beliebigkeit? Das ist ernsthaft die Antwort auf eine Forderung nach Analyse?
Was ist das für ein intellektuell bedauernswertes, rhetorisch aber immerhin raffniertes Argument, für irgendetwas fänden sich “genügend Belege und Tatsachen“? Das ist die bedingungslose Kapitulation vor dem Geschwätz derjenigen, die ‘Argumente’ ohne jeden Zusammenhang stapeln, um einen Gegner damit zu erschlagen.
Ich rede hier von Kontext. Ich rede von Ansätzen, die nicht bloß aus dem eigenen Mikrokosmos daherquatschen, sondern die Wirklichkeit erklären. Dafür gibt es keine beliebigen Belege, sondern nur wissenschaftlich haltbare Plausibiität.
April 30th, 2018 at 11:31
Ich rede nicht gegen Analyse. Darum bemühe ich mich ständig. Ich rede gegen die Überheblichkeit, die alle anderen Meinungen für “dumm” erklärt, die der eigenen Analyse nicht folgen wollen.
Im übrigen ist dein Blog natürlich dein Mikrokosmos, aus dem Leute rausgemobbt mit “senil”, “intellektuell bedauernswert” usw. rausgemobbt (“erschlagen”) werden, die nicht deiner Analyse folgen wollen oder folgen können.
April 30th, 2018 at 11:40
Rede doch nicht von “Leuten”, wenn du dich meinst und von “rausgemobbt”, wenn du hier weiter kommentierst. Wenn du meinst, du darfst hier austeilen und man darf dir nicht adäquat antworten, versuch’s halt woanders.
Hier wurde btw niemand für “dumm” erklärt. Unhaltbare Vorwürfe sind inzwischen Standard in deinen Kommentaren. Die soll ich mir also anhören und dich dafür streicheln? Nimm dir nen Besen und kehre vor deiner Tür.
April 30th, 2018 at 11:56
Naja – “Intellektuell bedauernswert” ist schon nah dran an “dumm” – wenn auch auf einem höheren Niveau. :o)
April 30th, 2018 at 11:59
Das ist grundsätzlich richtig, aber wie immer beziehe ich mich auf das Argument und nicht auf den Sprecher. Wer diesen Unterschied noch immer ignoriert, nachdem ich das hier zum drölften Mal betone, hat keinen Grund, sich zu beschweren.
Wenn ich Scheiße rede, lasse ich mir das auch ankreiden. Das ist hier die Regel.
April 30th, 2018 at 12:55
flatter: Zum ersten Absatz Deines Textes und Deine nachfolgenden Gegenargumente: Dazu (“Links ist verantwortlich für Rechts”)hab ich hier auch schon einiges kommentiert, jedoch gab es bis heute nur Ignorantz und Schweigen, so dass ich auch jetzt keinen Anlass sehe, dem zuzustimmen, obwohl ich gerne möchte.
Aber..so gegen die Wand zu argumentieren und von einigen “Stammesälteren” im günstigsten Fall ironische Dreiwortsätze zu ernten, macht die Besucher bei feynsinn in letzter Zeit immer unattraktiver.
Zweitens empfinde ich es als unhöflich, wenn sich “Leute” hier herausnehmen, unter Abweichung von Thema inflationäre mit OTs in eine laufende Diskussion hineinzugrätschen. Da bist Du aus welchen Gründen auch immer tischgouvernantenmäßig inkonsequent.
April 30th, 2018 at 13:12
Ich bin hier auch nicht der Aufpasser im Turnraum. Es gibt Diskussionen, da versuche ich, einen roten Faden zu retten. Andere kommen erst gar nicht in Gang, wieder andere sind irgendwann um und enden in einer Art Chat. Auf eurer Seite könnt ihr hier etwas sagen und wieder gehen. Auf meiner Seite muss ich hier alles lesen und moderieren. Das ist ungleich anstrengender, und während sich einer hier über mich ärgert, schlage ich mich ggf. mit 50 anderen rum. Gefällt mir das? Wäre das ein relevantes Kritterium, gäbe es feynsinn schon seit Jahren nicht mehr.
Hier werden Argumente ausgetauscht. Aus den guten lernt man etwas, aus anderen nicht und die schlechten werden abgekippt, um irgendwie eine imaginäre Konkurrenz zu besiegen.
Ich beobachte nicht, wessen Argumente hier beantwortet werden und wessen nicht. Erfahrungsgemäß sind es sowohl irrelevante als auch überzeugende Argumente, die unbeantwortet bleiben. Wenn etwas für sich selbst spricht, ist es oft das letzte Wort. Ich brauche hier keinen Zuspruch und keine Bestätitgung, ich hoffe auf gute Argumente.
Das ist jetzt auch vorläufig meine letzte Erklärung dazu. Es ändert eh nix. Nach mehr als zwölf Jahren sollte klar sein, wie das hier funktioniert.
April 30th, 2018 at 15:15
Links zeigt mir den Feind, welcher rechts zu verorten ist. Rechts zeigt mir den Feind, welcher links zu verorten ist. Darüber hinaus? Nichts. Eine Mitte existiert gar nicht, da links und rechts viel zu eng beieinander liegen. Zwischen dieser Reibungsfläche wird alles zermahlen. Beide bedienen sich ja auch dieses lächerlichen Wettbewerbsmodells aus Klugscheissern, Besserwissern und Gernegrossen. Den Vorteil sehe ich aber ganz klar bei den Linken: Die Wettbewerbs-Verlierer bekommen bei denen wenigstens noch Trostpreise, von rechts bis zur Mitte hingegen nur Hohn und Spott, die kosten dem braven Steuerzahler wenigstens nichts.
April 30th, 2018 at 15:35
Vielleicht können wir dann zum Opener zurückkommen.
April 30th, 2018 at 15:52
Ist doch. Schreibst doch selber: “Dieses Spiel wiederholt sich ständig, aber Kapitalhörige von liberal bis ‘sozialdemokratisch’ wissen nichts davon.”
Vielleicht sollte ich noch einen alten Bekannten drauf setzen: Wie könnten sie denn davon etwas wissen, ausgestattet mit dem schwachen Erinnerungsvermögen eines Goldfisches (der ist auch wieder von Dir, bzw. vom Siebert)?
April 30th, 2018 at 15:59
Ggf. indem man ihn erinnert. Man fragt sich auch, was hier so als Bildung gilt. Meine Tochter (25, Abitur) und ich haben neulich konsterniert festgestellt, dass sie nichts wusste von den Morden und Pogromen in Rostock, Solingen, Mölln und Hoyerswerda. Da war ja kein Hitler dabei und kein Honecker, dann zählt das wohl irgendwie nicht. Das muss der Schüler nicht mehr wissen.
p.s.: wer ist Siebert?
April 30th, 2018 at 16:24
t zu viel. Christoph Sieber. Der hatte da mal was mit ‘nem Goldfisch im Programm.
Den Rest einer möglichen Antwort habe ich wieder gelöscht.
Ich hänge noch immer in diesem Loop: “Ggf. indem man ihn erinnert.”
April 30th, 2018 at 16:29
Aha. Nee, es gbt halt die Legende, ein Goldfisch habe kein Gedächtnis und wenn der im Glas schwimmt, sei für ihn jede Runde die erste. Ganz brauchbare Metapher.
April 30th, 2018 at 16:39
Ach was, ich schreibe das jetzt einfach trotzdem. Wenn man kotzen muss, sollte man nicht lange würgen, sondern nur noch pressen.
In der Schule lernt man lediglich Stoff (!) sowie die Interaktion seiner selbst in einer dynamischen Gruppe, weswegen es wechselnde Unterrichtsstunden gibt, in denen auch mal Stoff ausfallen kann. Wird der Stoff nicht nachgegeben, fehlt er. Das ist schlecht. Wie wenn man ein Buch nur in Kapiteln liest, diese aber willkürlich überspringt, gerade wenn es interessant und spannend werden könnte. Unnötig zu erwähnen, dass ich Informationen gänzlich anders zu Wissen mache, weswegen ich mit diesem Wissen auch niemanden an etwas erinnern kann, das er sowieso niemals wusste. In dieser Aufführung hier, genügt es nämlich lediglich die Kulisse zu verändern, ein bisschen mit Licht und Schatten zu spielen und voila, schon sieht eine Kugel nicht mehr rund aus.
Die Kernfrage bleibt jedoch: Was will der Opener? Irgend etwas will der doch. Worauf läuft der hinaus?
April 30th, 2018 at 16:54
Katze, ich als interlektuelle LED habe den Opener
als “alter Wein in neuen Schläuchen, im Westen nichts neues oder the same procedure at last year verstanden.
Vieles wurde prognostiziert, es trat ein, aber keine Sau interessierts und so sind wir scheinbar gezwungen oder verdammt, die selbe Scheiße immer und immer wieder zu erleben. Erinnert mich an Punxsutawney und die Welt ist auch so ein Dorf.
April 30th, 2018 at 17:01
@ Fluchtwagenfahrer
Dazu braucht es einen Aufsatz? Hätte nicht ein Satz genüge getan: “Wahnsinn ist, immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse dabei zu erwarten.”
April 30th, 2018 at 17:13
Nun, die nächsten beiden Opener habt ihr ja damit geschrieben ;-P
Klar kannst du das auch so kurz sagen, dann kommt aber der Volker und sagt: “Stimmt ja gar nicht”. So aber hat er schon mal den Beleg, dass es doch stimmt. Nicht irgend einen Beleg, sondern einen, der ihn ggf. dazu veranlasst, den Mund zu halten. Okay, auch das geht meist schief, aber wenn ich aufgebe, brauche ich diese Pillen. Die sind nicht gut für mich.
April 30th, 2018 at 17:46
Belege sind gut. Aber untauglich in der heutigen Zeit. Meist erfordert es Spezialwissen, um Belege als solche überhaupt zu erkennen und die Belegarten hinlänglich aufzuschlüsseln, da können nicht viele mithalten. Das Ganze dauert jedenfalls, zieht sich in der Erzählung hin und kann nur von einer verschwindend kleinen Minderheit überhaupt noch als informatives Wissen erfasst werden. Für manche sind es also gar keine Belege, sondern Kauderwelsch. Wenn die Autorität sagt: “Stimmt ja gar nicht”, dann stimmt’s auch nicht, egal was man da an Wissen oder Fakten glaubt vortragen zu können. Man setzt noch nach: “Das hat ja schon damals (so) nicht gestimmt”.
April 30th, 2018 at 18:06
Ich versuche halt zu vertiefen und bin überzeugt, dass das, was einmal in konsistentes Wissen übergeht, mehr taugt als der ganze täglich wechselnde Bullshit. Es ist das, was ich kann. Ich bin ja nicht das ZDF.
April 30th, 2018 at 19:33
Ich versuche den Vertiefungen zu folgen, die ja irgendwo hin führen müssten. Vielleicht zu einem (noch tieferen) Grund.
April 30th, 2018 at 20:54
Die Geschichtsvergessenheit heutiger “Denker” und “Akademiker” ist geradezu grotesk geworden. Es genügt bereits, ihnen ihre eigenen Texte, Zitate und Analysen von vor 10-20 Jahren vor zu legen. Allein das haben viele schon vergessen.
Was wurde Anfang 2000 nicht dramatisiert wegen dem “demografischen Wandel”, Deutschland würde “ergrauen” und “ergreisen”. Auch die “Globalisierung” war das Schreckgespenst und die Rechtfertigung für jegliche soziale Grausamkeit. Beide “Argumente” sind heute indessen fast vollständig aus dem öffentlichen Diskurs verschwunden.
Die gleichen, die vor 15 Jahren vor einem “ergrauten Deutschland” gewarnt haben, schreiben heute über “Überfremdung”. Ich kann das nicht mehr ernst nehmen.
April 30th, 2018 at 21:08
Sorry for OT – aber schaut doch mal dieses Bild hier an – sieht exakt aus wie die Präsentation eines neuen Smartphones. Und wieder wächst zusammen…
April 30th, 2018 at 23:02
#27
Oh Nein, nich schon wieder PowerPoint. Erst Collin Powell, dann Thereseas Geheimdienst, jetzt Bibi … Kammer dess nedd verbiede?
Btw.: Ich hatte das auch so wie Fluchtwagenfahrer verstanden und fand den Post – eben weil er etwas ausholte und erklärte – sehr gut. Das Finbgerhakel weiter oben iss bestimmt überflüssig, gehört aber dazu! Alles mit einem berühmten Satz zu erschlagen iss Mist, alles zum x-ten Mal erklären genauso. Unn nu? Mach weiter, flatter, genauso! *speichel_leck* ;-)
Mai 1st, 2018 at 00:04
@ Peinhart
Ich habe hier etwas dazu gefunden, dass man, nur so zum anfixen, mal über diese “schlüssigen Beweise” legen kann:
https://de.wikipedia.org/wiki/Beweis_(Logik)
Was sind das also für Beweise? Sind die schwach, stark oder irgend etwas anderes? Meine Wahrnehmung sagt mir, sie sind schwach. Da ich aber ahne, für welches Publikum sie angefertigt wurden, werden sie ihre durchschlagende Wirkung nicht verfehlen.
Mai 1st, 2018 at 01:53
@ Vogel
Ich bin irgendwie auch auf das obige Bild angesprungen. Katze im Goldfischglas, Fisch macht sich davon. Da habe ich mich hinreissen lassen. Mir ist auch klar, dass jemand wie ich nur die Finger von den Tasten lassen sollte. Das stiftet nur Verwirrung, wo sonst nur glasklar geschlussfolgert wird. Aber lass mal, ich lerne das auch noch irgendwann. Diesen Optimismus nimmt mir niemand.
Mai 1st, 2018 at 02:07
OT Damals wie heute; willst du ein aufstrebender Faschistenführer mit jeder Menge Ambitionen werden, lasse dich Von den Geheimdiensten anwerben und den Demokraten fürstlich entlohnen – Italian dictator Benito Mussolini ‘was recruited by MI5′
Mai 1st, 2018 at 11:30
…und ergehen sich lieber in Phantasien, was sie nicht alles täten, wenn nur alle das Gute wollten.
Hier mal wieder ein Paradebeispiel: Die Finanzdiktatur mit dem schönen Untertitel “Verpflichten wir Wirtschaft und Politik, der Menschheit zu dienen!” Money Quote – im wahrsten Sinne: “Um Missverständnissen vorzubeugen: Jedes Wirtschaftssystem ist auf eine effiziente Geld- und Kreditversorgung angewiesen.”
Da möcht man sich schon gar nimmer fragen, was der Autor sich darunter vorstellt, “den Übergang zu einer postkapitalistischen Ordnung durch Reformen einzuleiten.” – zurück zur ‘realwirtschaftlichen Marktwirtschaft’(TM). Dahin also, wo wir herkommen und wo es aus irgendeinem Grunde nicht so weiterging wie hier gewünscht…
Es gibt immer noch ausgesprochen lesenswerte Artikel dort – aber leider auch immer mehr Mist im 357sten Aufguss.
Mai 1st, 2018 at 15:14
Es gibt in diesem Artikel durchaus einige Interessante Gedanken zum Thema. Nur dieser ‘Stil’! Vermutlich soll das möglichst niemand verstehen.
Mai 1st, 2018 at 19:08
@flatter
Naja, – zugegeben, der Stil ist nicht einfach. (Obwohl, – ich mag das Verschwurbelte, – aber das ist mein Problem :-) Trotzdem, – das ist wie Marx. Der ist auch nicht einfach. Auch Adorno nicht. Fromm, hat den Bogen raus gehabt, – und schon haben sich die Esoteriker drauf gestürzt und daraus einen phsychologischen Gewürzkuchen gebacken. Kann man sehen, wie man will. Dabei wäre es eigentlich die Psychologie gewesen, die darauf hätte hin deuten können, dass man assoziieren muss, um nicht Klischees und den Erwartungshaltungen daran zu erliegen. Das ist wie der Spruch; Geschichte wiederholt sich, – mit dem Konterpart, – sie wiederholt sich niemals exakt so, wie bereits schon mal geschehen. Aber es gibt menschliche Eigenarten, die sich ununterbrochen wiederholen, – egal wo sie sich gerade befinden.
Mai 1st, 2018 at 19:18
Der Stil ist ja nicht kompliziert; er ist einfach schlecht. Diese ewigen Substantivierungen, die Wortungetüme schaffen und den Satzbau ruinieren, sind einfach überflüssig. Wenn Burks das liest, kriegt der nen Herzinfarkt.
Mai 1st, 2018 at 19:22
Ja, – Gott. Wenn’s aber doch stimmt? Was nutzt uns da das Gehabe der deutschen Recht- und Romanschreibung? Außerdem halt ich nichts von Burks Schulmeisterei.
Mai 1st, 2018 at 19:29
Es geht nict um Gehabe, es geht darum, dass das niemand mehr liest und versteht. Dann kann man es auch auf dem Klo aufsagen.
Mai 1st, 2018 at 19:35
Ok, – ich versteh dich ja, und das ist ein Problem. Aber sach das auch Marx und Adorno, oder deren Nachkommen. Außer dir (und das ist jetzt beileibe keine Schleimerei) hab ich noch keinen getroffen, der sich die Mühe gemacht hat, dass allgemeinverständlich auszudrücken) Natürlich ist das ein Problem, aber das haben wir alle an der Backe, – und ich, (das ist jetzt meine ganz eigene Einstellung), bin überhaupt nicht überzeugt davon, dass es besser wird, wenn man das Problem darüber löst, allgemeinverständlich zu schreiben. Das macht es nur denen leichter, einfaches auch einfacher missbrauchen zu können). Mit einer gewissen Vielfalt der Ausdrucksweisen, werden wir doch noch leben können, – oder? Das kann andere nur dazu animieren, sich auch mal außerhalb der gerade gängigen Formate am Laufen zu halten. (Sorry, wegen den Berichtigungen, ich hab ständig die Wahl im Bereich von 1.5-3.5 Dioptren.)
Mai 1st, 2018 at 19:52
Ich ‘sage das’ auch Marx und Adorno; als ich bei Letzterem das Wort “irrevokabel” las, dachte ich. “Richtig. das ist eine irre Vokabel”, heißt es doch schlicht “unwiderruflich”. Allerdings haben die beiden Genannten vornehmlich im Dienste ihrer Gedanken formuliert, und wenn man sich darauf einschwingt, passt die Sprache auch zum Inhalt – mit Abstrichen, das leugne ich keineswegs. Ich ärgere mich aber vor allem, wenn ich sehe, dass das Gegenteil der Fall ist und eher einfache Gedanken furchtbar sperrig formuliert werden. Es ist auch nicht schön, es klingt nicht schön, es ist einfach lausig und könnte mit ein wenig mehr Mühe deutlich besser sein.
Dein letzter Satz könnte von mir sein, nur die Zahlen sind größer ;-)
Mai 1st, 2018 at 20:42
Deutlich besser ist das mE hier gelöst. Passt auch insofern zum Thema, als zumindest implizit deutlich wird, dass die ‘verblüffenden Parallelen’ zwischen Rechtsradikalismus (und -populismus) sowie Islamismus keinesfalls nur oberflächlich sind, sondern im Gegenteil den Kern der Sache betreffen.
Sucht der Islamismus das ‘Revival des Allgemeinheitsstandpunkts’, der durch verdorbene und korrupte Eliten im Stich gelassen worden sei, durch den Bezug auf Gott bzw Allah, setzt ‘Rechts’ an dieser Stelle eben (wieder) auf Nation und Volk. Wir haben es aber im Grunde mit der gleichen Denkfigur aus dem gleichen Anlass zu tun – finis modernae sozusagen…
Edith möchte noch ergänzen, dass die beiden sich natürlich auch in ihrer ‘Ausschliesslichkeit’ ähneln – was dem einen die ‘Ungläubigen’, sind dem anderen die ‘Ausländer und Migranten’. In diesem Sinne ist auch der Titel ‘Finale des Universalismus’ gerechtfertigt.
Mai 1st, 2018 at 21:19
Die Sozialdemokratie hingegen setzt einfach auf ‘bessere Eliten’. Damit bleiben sie zwar gewissermaßen ‘im Rahmen’, haben aber genausowenig verstanden.
Mai 1st, 2018 at 21:49
Hmm, – naja. Das ist das Seltsame. Selbst bei 4 Dioptrien, wird das jetzt nicht besser oder schlechter allgemeinverständlicher. (Bitte nicht böse sein, – aber, – ich wollte nur darauf hin weisen :-) Aber ich beherrsche noch die Kunst, – des mich Hineindenkens. Eine durchweg sinnvolle Eigenschaft)
Mai 1st, 2018 at 22:40
Weder ist es also möglich das Spiel zu verändern, um so vielleicht bessere Spieler zu erhalten, noch ist es möglich die Spieler zu verändern, will man zu einem deutlich besseren Spiel gelangen. Das heisst aber nicht, dass sich die jeweiligen Verfechter nicht ein andauerndes Tauziehen liefern würden. Und ständig klärt man sich gegenseitig auf.
Mai 1st, 2018 at 22:59
“Weder ist es also möglich das Spiel zu verändern …” stimmt so nicht. Unter den aktuell gegebenen Bedingungen ist es nicht möglich, aber die verändern sich. Nehmen wir mal den großen Rahmen: Kapitalismus ist ein Wimpernschlag in der Geschichte. Muss einen nicht interessieren, ob es ein Leben danach gibt (zumal, wenn es nicht das eigene ist), aber mich interessiert es.
Mai 1st, 2018 at 23:12
@ flatter
Ja. Es gibt ein Leben nach dem Tod. Nur das es eben nicht das eigene ist.
Mai 1st, 2018 at 23:46
@ flatter
Wenn also die Veränderung der aktuell gegebenen Bedingungen nicht möglich ist, sich Veränderungen aber sowieso mit der Zeit ergeben, dann braucht man doch nichts weiter zu tun als gar nichts. Im Grunde gibt es uns also gar nicht.
Sicher kann man schon jetzt Wege dorthin beschreiten. Aber wird man diese Wege auch beschreiten? Oder wird man andere gehen? Also jene Wege, vor denen man immer gewarnt hat.
Mai 2nd, 2018 at 00:03
Selbstverständlich ist “die Veränderung der aktuell gegebenen Bedingungen” möglich, nur eben nicht jetzt.
Ob man “die Wege beschreiten” wird, ist unsicher, nur hat der Weg, der jetzt gerade gegangen wird, ein absehbares Ende. Mich interessieren halt Wege, die nicht vor derselben Wand enden, also versuche ich sie zu finden und ggf. zu zeigen. Der Fisch, der da aus dem Glas springt, ist nicht der erste und nicht der letzte. Nur: Wenn sie nicht springen, ändert sich nichts – was auch unmöglich ist. Die Frage ist nur, ob irgendwann einer springen wird, der überlebt.
Mai 2nd, 2018 at 00:17
Ich drück’ jedenfalls beide Daumen. Mehr kann ich nicht tun.
Mai 4th, 2018 at 14:20
Ich hätte da noch einen zum ‘modernen Subjekt’, ein Folgeartikel zu dem bereits in #40 verlinkten. Bei diesem hier musste ich, insbesondere in den ‘allgemeinen’ ersten drei Abschnitten, noch häufiger an Sahlins denken.
Mai 6th, 2018 at 16:29
Und hier wäre noch ein lesenswerter solcher, mit noch stärkerem Bezug auf den bzw die Dualismen westlichen Denkens. Interessant auch, wie der Autor mit Nietzsches Kant-Demontage umgeht. ;)
Edith möchte da gleich noch mal diese passende Polemik nachreichen…
Mai 6th, 2018 at 18:19
Letzteres hantiert mit einem merkwürdigen Gleichheitsmodell. Das kann man weniger polarisiert und konkreter besprechen. Für den anderen hatte ich noch keine Zeit.
Mai 7th, 2018 at 11:37
Verblüfflich koinzidenziös fand ich im zweiten den Hinweis auf Stirner, der sich ja auch auf die Problemstellung des ersten bezieht:
“Stirners Philosophie weist im Kern, unter Abzug aller Polemik, auf Praxis: nach der Aufklärung gelte es, um wirklich den viel beschworenen Ausgang aus der „Unmündigkeit“ zu schaffen, auch das „Jenseits in Uns“ zu beseitigen.” (Wikipedia)
Und natürlich nicht nur darauf, sondern auch auf die hiesige ‘Moralverhandlung’ und die Möglichkeit einer ‘aufgeklärten Ethik’. Vielleicht sollte man das doch mal lesen…?
Mai 7th, 2018 at 13:23
“Gott und dieses selbstherrliche Ich – sie haben ganz offensichtlich den Platz getauscht.” Was hier “Ich” heißt, meinte ich neulich mit dem Menschen.
(edith folgt)
Mai 11th, 2018 at 13:54
Noch deutlicher geht es in dem Aufsatz Glanz und Elend des Antiautoritarismus von Robert Kurz zur Sache (und wird Stirner nebenbei gleich mit erledigt);
Ganz offensichtlich schleppt der Antiautoritarismus das unaufgelöste Problem des Verhältnisses von Individuum und Gesellschaft mit sich herum, das klassische Problem des bürgerlichen Denkens überhaupt, das aus diesem Dualismus niemals herauskommt. Ausgangspunkt ist immer das bereits ausgeformte moderne Individuum, als wäre dieses vom Himmel gefallen. Dieses Individuum steht seiner eigenen Gesellschaftlichkeit fremd und äußerlich gegenüber, schließlich sogar feindlich in dem Maße, wie die staatlichen und bürokratischen Institutionen im Laufe des 19. und 20. Jahrhunderts immer mehr bedrohlich anwachsen und das Ich der Individualität zu verschlingen scheinen. Es kommt dem bürgerlichen Denken nicht in den Sinn, daß dieses Individuum keine fraglose Voraussetzung ist, sondern vielmehr selber ein historisch-gesellschaftliches Konstrukt, das erst mit der Verallgemeinerung der Warenproduktion durch den Kapitalismus und damit der Herausbildung des Geldes zur totalen und allgemeinen Verkehrsform der Gesellschaft überhaupt entstanden ist.
Stirner will den falschen Abstraktionen des christlichen Gottesglaubens ebenso zuleibe rücken wie der falschen Abstraktion des Menschen in der Feuerbachschen Religionskritik, um beim vermeintlich wirklich Konkreten, Leibhaftigen, Faßbaren, nämlich dem eigenen Ich zu landen. Er merkt nicht, daß gerade dieses die äußerste und dürrste Abstraktion überhaupt ist. [...]
Der unaufhörliche Dualismus des bürgerlichen Denkens pendelt so ständig zwischen der Abstraktion der Gesellschaftlichkeit und der Abstraktion der Privatheit des Individuums hin und her und kann beides nicht miteinander versöhnen [...].
Wir hätten damit für den ‘modernen’ Dualismus das Bild des völlig losgelösten Individuums einerseits und eines ebenso frei schwebenden Allgemeininteresses andererseits, konstituiert und vermittelt durch die ‘unhinterfragbare’ und ‘unhintergehbare’ Ware-Geld-Beziehung. Sahlins, um darauf zurückzukommen, scheint mir zu meinen, dass wir diese ja eigentlich ‘unhaltbare’ Denkfigur auch deshalb – und ohne auf das ‘Mittelnde’ zu stossen – schlucken, weil sie in den traditionellen Dualismen wie ‘Geist und Materie’ etc zwar vielleicht nicht angelegt, aber doch schon sozusagen ‘exemplarisch’ vorgezeichnet ist.
Man könnte vielleicht auch sagen – ich lese gerade ‘Dialektisch denken’ von Richard Sorg – dass wir zu sehr ‘logisch’ und eben zu wenig ‘dialektisch’ zu denken gewohnt sind.