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Dezember 2019


 
Watch this (YT, schlimme Musik, oma- und frauenfeindlich).
Ich erwarte die Hinrichtung aller Verantwortlichen.

 
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Ich tue mich nicht nur schwer, das Meiste dessen, was aktuell als “links” bezeichnet wird, so zu akzeptieren. Was ich von Soizaldemokratie halte, muss ich hier nicht wiederholen. Tatsächlich haben auch die ganzen anderen Strömungen, deren Anhänger sich als links verstehen, den Begriff völlig zersetzt; den Rest gibt ihm die Wahrnehmung derer, die sich anderswo verorten. Die Konzepte sind schon immanent, in sich, widersprüchlich. Bestes Beispiel ist das Konglomerat von Rassisten und Sexisten, die sich ein “Anti-” davor pinseln und leider keine Ahnung haben, was das eigentlich ist.

Eine Ideologie, die jemanden wegen seiner Hautfarbe abwertet, ist rassistisch. Die ideologische Abwertung eines Geschlechts ist Sexismus. Dabei spielt es keine Rolle, ob die vorgeblich Minderwertigen oder Wertlosen Schwarze, Weiße oder Blaue sind, die Minderwertigen und Bösen Männer oder Frauen. Ausgebeutete kranke alte Menschen, die ihr Leben lang für ihre Familien gesorgt haben, als “privilegiert” zu brandmarken und ihnen eine Art Täterschaft zu unterstellen, weil sie Alteweißemänner® sind, ist widerwärtig. Begriffe wie “toxische Männlichkeit” “Manspreading”, “Mansplaning” und Ähnliches entspringen Hirnen, die aggressive Diskriminierung für gut und gerecht halten. Sie sind dasselbe wie Geschwafel über Hexen und Untermenschen.

Immer wieder gleicher

Was traditionell als links firmierte, führte Gleichheit im Schilde. Alle Menschen sollen gleich sein – niemand hat weniger Rechte, niemand ist minderwertig. Der Gipfel dessen, was diese Linke stets bekämpfte, waren Ideologien, die Angehörigen bestimmter Gruppen qua Geburt einen Makel zuordneten und sie deshalb herabstuften. Dieser Gedanke führt in der Konsequenz dazu, dass Hierarchien abzulehnen sind – in diesem Bezug hat die organisierte Linke in ihrer Geschichte schreckliche Fehler gemacht. Das, was sich heute so nennt, kriegt zum Teil gar nicht genug von Hierarchien und abgestufter Wertigkeit.

Andere ‘linke’ Gruppen, die sich anderen ideologischen Dogmen verschrieben haben, stehen im krassen Widerspruch zu den beschriebenen. Zwar haben sie nichts mit den o.g. Diskriminierungen zu schaffen, dafür pflegen sie ihre eigenen, etwa die Antideutschen, die sich besondere Meriten verdient haben durch ihre Vernichtungsphantasien wie den Einsatz einer israelischen Atombombe oder den infantil-zynischen Jubel über “Bomber Harris”. Deren Antinationalismus kippt teils ins Gegenteil, vor allem aber rechtfertigt er Massenmord – als Konsequenz aus dem Holocaust. Nazienkel at their best.

All diesen Strömungen ist – im Gegensatz zur Linken nach Marx – eine Unwissenschaftlichkeit gemein, die sie in Form von Pseudowissenschaft gar an die Unis gebracht haben. Satirische Beiträge sind hier nicht mehr von universitären zu unterscheiden, einzig das Resultat steht fest. Das hat die Katholische Kirche kaum besser gemacht. Das Weltbild ist geschlossen, Diskurs wird nirgends als solcher wahrgenommen. Man muss niemanden mehr überzeugen außer sich selbst. Es weht irgendeine Fahne über dem Camp (wie neuerdings bei “Extinction Rebellion”, die in unfreiwilliger Komik im NSDAP-Design daherkommt).

Wo der Feind steht

Bestimmend ist einzig die Identität, die wiederum ist geklaut. Man ist Anti, insofern ein Spiegelbild der Pros. Das Feindbild schweißt zusammen und die Soldaten der Bewegung wachen nicht einmal auf, wenn sie exakt dasselbe tun wie die Bösen, nur eben als die Guten. Was darf das Gute? Alles. Was tun wir mit dem Bösen? Wir vernichten es. Dies exakt ist übrigens der Erfolg von Moral mit ihrem Konzept von Gut und Böse, weswegen ich sie auch rundweg ablehne. Ethik wie gesagt ist die Wissenschaft der sozialen Ordnung.

Unter diesen Umständen muss ich darauf verzichten, links sein zu wollen. Aktuell ergibt der Begriff keinen Sinn. Er wird freilich dennoch weiterhin in aller Munde bleiben. Das Spiel ist auch zu lustig: Rechte erkennen ihrerseits in jedem verbohrten Deppen jener ‘Linken’ einen veritablen Feind, der ihre Reihen zusammenhält. Viel Feind, viel Ehr’, viel Identität. Dem allgemeinen Trend politischer Dekadenz folgend, hat sich auch hier die Herrschaft des Rückenmarks etabliert.

Tatsächlich nicht konsensfähig – wohlgemerkt in der sogenannten Linken – scheint das Prinzip zu sein, in dem ich das Urmotiv dessen sehe, was ich einmal unter dem Begriff verstanden habe: “Keine Herren, keine Sklaven”. Auf niemanden mehr herabblicken, niemanden bespucken, so ganz ohne Führer und Gefolgschaft soll es offenbar nicht sein. Dann am Arsch, Genossen, ohne mich!

 
Januar: Die Schuldenbremse tritt in Kraft. Das ist der glorreiche Sieg der Schwäbischen Hausfrauenhirne über jede Form ökonomischen Sachverstands. Selbst Marc Beise würde sich im Grabe drehen. Keine Schulden bei Nullzins, keine Investitionen der öffentlichen Hand, das ist Teufelszeug! Lang lebe das Schlagloch, hoch das digitale Mittelalter!
Ihren hundertsten Geburtstag feiern nicht Isaac Asimov und DeForest Kelley. He‘s dead, Jim, he‘s dead! In den USA werden J. Edgar Hoover zum 125. Statuen errrichtet. Zur Feier des Tages feuert die Nationalgarde Salutschüsse – zwischen die Augen der jüngsten Whistleblower. Hail First America! Der „Brexit“ wird auf Juli verschoben.

Februar:
Am 75. Jahrestag der Bombardierung Dresdens fordert die AfD die Revision des Westfälischen Schandfriedens und Deutschland in den Grenzen von 1142. Ein CDU-Spacko findet auf Twitter, dass sei „ein interessanter Ansatz, den man in einer Demokratie diskutieren darf“. Eine linke Zeitung aus Zittau findet das „skandalös“. Don Dingsbums twittert um 5:45 zurück.
Schalttag, Valentinstag, Ananas. Wahlen in Hamburg. Scholzomat verliert sein Amt an einen Hut von den Nazihanseln. Er macht die Bundespartei dafür verantwortlich und fordert Neuwahlen.

März:
Chuck Norris wird 80. Die Sonnenfinsternis vom Dezember wird vorverlegt. Als es auch nach Abzug des Mondes dunkel bleibt, schreit Gott verzweifelt immer wieder: „Es werde Licht!“ Norris dazu: „Ich habe immer noch kein ‚Bitte!‘ gehört“.
Zum 250. Geburtstag Hölderlins wird überall seine Kacklyrik in ödesten Geschwurbel über den Klee gelobt. Jeder näselnde Langweiler, der sich für einen Literaturkenner hält, schwafelt sich um Kopf und Kragen. Der Umsatz von Kiffzeug steigt dramatisch an, hilft aber auch nicht.

April:
Zum 100. von Richard von Weizsäcker zeigt Guido Knopp „Helden der Wehrmacht“ in Spielfilmlänge. Alle Schulen in Deutschland übertragen live.
Helmut Kohls 90. wird zum Desaster. Annekramp Karre-Gretlbauer verwechselt ihn in ihrer Eloge mit Heiner Geißler. Im Tumult zwischen Rücktrittsforderungen und der Selbsternennung Friedrich Merzens zum Parteiführer auf Lebenszeit entkommt Wolfgang Schäuble mit einem Koffer.
Anlässlich seines 75. Todestages zeigt ZDF History „Hitlers Omma sein Friseur“ und „Hitlers letzte Skatrunde – der dritte Mann im Führerbunker“. Ein Meisterwerk.

Mai:
Noch ein Fünfundsiebzigster: Jahrestag der Beendigung des Zweiten Weltkriegs. Eine dreitägige Parade von Paris bis Berlin findet ohne den russischen Diktator und mutmaßlichen Drahtzieher Putin statt. Moskau habe nichts beizutragen, so der designierte Bundeskanzler Flip am Tor.
Am 300. Geburtstag des berühmten Baron von Münchhausen schweigt die Republik.Manche Vorbilder bleiben ungefeiert.

Juni:
Zu Ernst Albrechts Neunzigstem ruft seine Tochter das KSK nach Brüssel, um einen fingierten Anschlag auf das Atomium zu verüben. Niemand schert sich einen Dung um das Stück Schrott. Glück gehabt, Uschi!
Es wird über 40 Grad – in Tal-und Muldenlagen. Egal, der alte Mann ist trotzdem schon wieder rattig und kompensiert durch Bergetappen auf geschmolzenem Asphalt.

Juli:
Deborah Harry wird 75. Fünfundsiebzig! Deborah Harry! Leck mich am Arsch, wie lange hab ich eigentlich noch?
Hans-Peter Uhl fordert die Vorratsdatenspeicherung.
Ronald Pofalla erklärt die Fußball-Europameisterschaft für beendet.
Der „Brexit“ wird auf den Tag der Eröffnung des BER verschoben.

August:
Zum 125. Todestag von Friedrich Engels fordern Ex-Bundespräsident Gauck, August Steinmeier und Norbert Walter-Borjans „Nie wieder Diktatur, nie wieder Krieg gegen die Freiheit“. Weil einige Mitglieder der Partei „die Linke“ an einer Trauerstunde um die Mauertoten nicht im Bundestag erscheinen, fordert Hans-Georg Maaßen deren Verbot, und zwar rückwirkend bis 1945. Die Partei „Die Partei“ fordert daraufhin die Hinrichtung von Hans-Georg Maaßen. Der Vorstand der Partei „die Keine Partei“, neu gegründet von Olaf Schlz und Friedrich Mrz, fordert ein Ende der Forderungen. Pofalla findet das gut (like!).
Zum 100. Geburtstag von Charles Bukowski verbrennen die Grünen eine Kritische Gesamtausgabe seiner Werke. In einigen Stadtteilen Berlins wird der Name „Bukowski“ verboten. Heinz Buschkowsky führt eine Gegendemo von 1200 Alkoholikern an, die Bioläden in Prenzlauer Berg mit Leberwurst attackieren.

September:

Bei den Kommunalwahlen in Nordrhein-Westfalen holt die SPD fast sieben Prozent. Walter Dingens-Bumsjans und Marlene Eckes-Edelkirsch zeigen sich erleichtert. „Mit der Sozialdemokratie ist wieder zu rechnen“, twittern sie auf Twitter. Niemand antwortet darauf.
Der Kaiser wird 75. Franz Beckenbauer haut zur Feier des Tages sechs Dinger in die Torwand, säuft eine Gallone Weißbier auf ex und tanzt nackt Polka. Er kann sich an nichts erinnern und ist weiterhin prozessunfähig.
Zum 50. Todestag Jimi Hendrix‘ spielt der säzzer einen Blues.

Oktober:
Zur Eröffnung des BER kommen Gäste aus aller Welt. Allerdings müssen sie mit der Bahn anreisen. Die Eröffnungsrede hält Hartmut Mehdorn, der verspricht: „Wir werden schon sehr sehr bald Boom, Waam. Sobald sämtliche Gebäude entsorgt und neu aufgebaut sind, werden wir mit den neuen Landebahnen beginnen.“
Der Brexit kommt. England heißt ab sofort „Hongkong Nordwest“. Der Rest Großbritanniens ist bereits unabhängig.
Am 30. Jahrestag der Deutschen Wiedervereinigung warnen die Partei-und Fraktionsführungen der demokratischen Parteien der BRD vor Kommunismus, Sozialismus und Diktatur. Die Volksrepublik China kauft alle deutschen Flughäfen.

November:
Donald Trump wird wiedergewählt. Sein Gegner, ein zynischer Milliardär, der versprochen hatte, Russland zu erobern, beschuldigt China, Russland und den Iran. Die genauen Vowrürfe nennt er nicht, diese seien geheim.
Anlässlich des 200. Geburtstages von Friedrich Engels warnen u.a. Ex-Bundespräsident Gauck, August Steinmeier, Andreas Scheuer, Andi Borg, Norbert Walter-Borjans, ZDF, ARD und FIFA vor Diktatur, Krieg und Unfreiheit.
Bundesweit werden Bezieher von ALG II zu Arbeiten auf dem Gelände des BER verurteilt. Nur Bayern macht nicht mit; von hier aus werden Arbeitskräfte für die Sanierung der Asse vermietet.

Dezember:
Die totale Sonnenfinsternis über dem Pazifik fällt aus (siehe oben). Greta Thunberg verklagt Chuck Norris und gewinnt. Thunberg-Witze haben Hochkonjunktur. Kleine Kinder haben Angst. Mütter auch. Väter betrinken sich. Lecker.
An Lemmy Kilmisters Fünfundsiebzigsten gibt Disaster Area ein Konzert im Alphaquadranten. Ich kippe einen Gin Tonic und werfe mir das Handtuch über. Was war das für ein Albtraum; macht‘s gut und danke für nichts!

 
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Wie auch allgemein in der ‘historischen’ Betrachtung des Nationalsozialismus in Deutschland ist der Blick auf die Vorgeschichte verseucht vom gängigen Narrativ. “Weimar”, so ist der wabernde Konsens, wurde durch zu viele Kleinparteien und die Extremisten von links und rechts® entdemokratisiert. (Zur Extremismustheorie hier ein kurzes Video). Das ist keine Analyse, es ist lediglich eine Behauptung, die den Mythos bedient von der guten Demokratie der Mitte, die nur von außen bedroht werden könne.

Falscher geht gar nicht. Was Weimar an Demokratie zu bieten hatte, konnte nicht standhalten gegen die Angriffe von innen – Wehrmacht, Polizei, Gerichte und die mangelnde Autorität des Rechtsstaats. Sobald die wirtschaftliche Situation, in diesem Fall sowohl für das Kapital als auch für die Menschen, instabil wurde, wurde aufgeräumt mit der “Quasselbude”, und der längst vorbereitete Putsch musste nur noch losrollen.

Déjà vu

Diese Aspekte sind es, die zu einem Vergleich mit der aktuellen Entwicklung zwingen. Es springen nicht nur die Faschisten aus der Deckung auf die Bühne und erzielen gewaltige Wahlerfolge. Nicht minder werden die Faschisten im Staatsdienst mutiger und besetzen mit ihrer Machtgier die Stellen, an denen der Rechtsstaat bereits ausgehöhlt wurde. Außenpolitisch wurden die Menschenrechte geradezu aufreizend zu einer Frage der kulturellen, westlichen Identität. Muslime, Afrikaner, Russen und Chinesen sind Feinde; im Zweifel “gesetzlose Kämpfer”, die gefoltert und ohne Urteil hingerichtet werden.

Innenpolitisch sind die Bürgerrechte das Papier nicht mehr wert. Jeder darf überwacht werden, und zwar von allem, was irgendwie staatlich ist – Geheimdienste, Kriminalämter, Polizeien und Zoll. Aus dem unbedingten Schutz der Privatsphäre wurde das Gegenteil – jeder ist jederzeit verdächtig.

Nicht nur, dass man vor solchem ‘Rechtsstaat’ keinen Respekt haben kann; es wurde damit ein unerschütterliches Fundament für die nächste Diktatur gelegt. Alle Instrumente sind da. Zu dumm, dass von den Geheimdiensten über die Bundeswehr bis hin zu den Polizeien die gesamte Exekutive Spielwiesen für Nazis sind. Tag für Tag ‘Pannen’, ‘Skandale’ und ‘Einzelfälle’, nicht zuletzt unter ‘Elitesoldaten’ und in SEKs, und jetzt das:

Ein bisschen verrannt

Die Ermutigung der Faschisten durch deutsche Gerichte geht wieder genau so los wie dereinst. Faschistische Terroristen, zum Mord bereit – nachdem ihre Kumpane bereits zugeschlagen haben – können sich auf den Rückhalt durch Gesinnungsgenossen in Roben verlassen. Zitat aus der Aufforderung, fleißig weiter einen faschistischen Umsturz vorzubereiten: (danke, R@iner):

Das Gericht sah das alles etwas anders. Es nahm Marko G.s Reue ab und dass er sich bei der Vorbereitung auf einen Tag X verrannt habe. Waffen und Munition seien zwar „teilweise unsystematisch aufgefunden worden“ und Marko G. habe sich auch nach der ersten Durchsuchung 2017 illegalerweise Behördenmunition beschafft, das sei allerdings „in einem deutlich geringerem Umfang als zuvor“ gewesen. „Das ging schon in die richtige Richtung“, so der Richter. [..] Auch dass die Nordkreuz-Gruppe ein Kassenbuch zum gemeinsamen Munitionskauf führte, spreche gegen kriminelle Energie. „Wer Straftaten plant, der schreibt es nicht so einfach auf.“ [..] Zu Gunsten des Angeklagten wertete das Gericht auch, dass es ein großes mediales Interesse an dem Prozess gegeben habe. Zusammen mit den erheblichen Sicherheitsmaßnahmen könne da sehr schnell der Eindruck einer Vorverurteilung entstehen.”

 
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Neulich titelte tagesschau.de: “Anwerbestrategie – Deutschland braucht dringend mehr Zuwanderung von qualifizierten Fachkräften“. Ich frage mich ja immer, woher sie so etwas wissen. Wie sie das rauskriegen – außer, dass sie ja alles rauskriegen. Ich ahne aber, dass sie es tun wie immer: Nachplappern, was irgendwelche Think Tanks, Lobbyisten und Halbgescheiten aus den ebenso ‘informierten’ Redaktionen ihnen flüstern.

Denn die Alternative müsste sich irgendwie bemerkbar machen. Ein einziger, winziger eigener Gedanke: Was habe ich da eben geschrieben? Was bedeutet das? Wie kommt es dazu? Nein? Nein. Nichts davon. Also muss ein anderer die Arbeit machen, in dem Fall wieder ich. Bleibt alles an mir hängen; unbezahlt, geduzt und abgehangen. Fangen wir also an:

Chancengerechtigkeit

“Deutschland braucht …” – was ist das für ein Deutschland? Die Alpen? Die Ostsee? Meine Frau und ich? Nope. Was dann? Sie sagen es nicht, wir ahnen es aber, es wird wohl ‘die Wirtschaft’ sein. Nehme ich einmal zugunsten des Schreibers an, denn sonst wird es ja völlig absurd. Also eine Wirtschaft Deutschlands. Wieso braucht sie das? Weil wir sonst hungern müssen? Weil alles zusammenbricht? Kindeswohlgefährdung? Nope.

Der Exportweltmeister braucht Sklaven, und zwar billige. Es reicht nämlich nicht, den tollsten Niedriglohnsektor Europas zu haben und ihn stetig auszubauen. Es reicht auch nicht, Jobs unattraktiv zu machen, weil man partout nicht den Preis zahlt, den jemand mindestens erwartet, wenn er einen annehmen soll. Es reicht auch nicht, Menschen par Hartz-Regime in Jobs zu zwingen. Das ist alles noch zu teuer.

Ich könnte …

Also muss man die Arbeitskosten noch weiter drücken – indem man am besten überhaupt niemanden mehr ausbildet. Die Unis kaputtspart und die Studiengänge verhunzt, so dass man das Gros der Absolventen nicht mehr brauchen kann, für Ausbildung generell nichts mehr investiert und noch den Staat totspart, der dann aber einspringen soll. Da gibt es nur noch eine Lösung: Einfach fertig ausgebildete Leute aus den Ländern rankarren, die sich das leisten, obwohl sie vom diesem “Deutschland” ständig an die Wand konkurriert werden.

Das ist alles so asozial, dass ich gar nicht so viel Hals habe, wie mir dabei anschwillt. “Deutschland braucht”. “Dringend”. Ja nee is klar.

 
sarrazEinmal noch, kommt, weil er es so gern möchte! Dieser Nuhr hat wieder eine Gelegenheit wahrgenommen, sein fürchterliches Mimimi abzulassen, weil sein unqualifiziertes Blabla die Resonanz erregt hat, auf die es abzielt. Ein Typ, dessen Witze so schlecht sind, dass er allein für das, was er “Pointe” nennt, schon ein paar Wochen Waterboarding verdient hätte, heult rum, weil er kritisiert wird. Niveau: Greta macht keine Heizung an, wenn es kalt ist. Wenn es dann aus dem Wald zurückschallt, sieht Nuhr “keinen Respekt für Andersdenkende“. Was andersdenkt er denn so?
 

Seine Welt besteht aus doofen Moslems, faulen Griechen, Internet-Schmarotzern und Dieben, die gegen ACTA sind, hässlichen runzeligen Weibern, die keiner will (im Gegensatz zur “Bombe” “aus gutem Hause”) und die man trotzdem besteigen muss. Er präsentiert Gegensätze wie hie die Studierten und dort die Doofen, die “mit 23 in die vierte Klasse gehen“, hie die “Hochbegabten” und dort die “Idioten“, die “alle dieselbe Note” kriegen. Wir werden alle gezwungen, Fußballspiele “der Transsexuellen” zu gucken, weil die Linken in ihrem Wahn “absolute Gerechtigkeit” wollen, ergo die “absolute Diktatur“.

Paranoia

Diese paranoide Wahnvorstellung ist deckungsgleich mit denen eines Thilo Sarrazin, der seine Seilschaften genutzt hat, um in höchst dotierten Jobs zu dilettieren, Haushalte vor die Wand zu fahren und Bücher zu publizieren, in denen er einem Millionenpublikum seine faschistischen Phantasien unterbreiten konnte. Der Tenor dieser Hetze: Man dürfe das alles nicht mehr sagen. Jeden Tag stand der Mann vor Mikrophonen und Kameras, vertickte seinen Dreck an alles, was für rechtsextremen Dung zugänglich ist und behauptete gleichzeitig, man dürfe das nicht sagen.

“Andersdenkende” sind die, die vom Mainstream abweichen. Paranoiker wie Nuhr und Sarrazin wähnen sich in einer Welt, in der sie eine verfolgte Minderheit darstellen. Verfolgt von der herrschenden Linken, die alle Wörter verbietet. Diese Opfer sind obendrein meist Millionäre, wirklich privilegiert und mit unbegrenztem Zugang zur Öffentlichkeit. Werden sie bestraft für den Mist, den sie verzapften? Kommen sie ins Gefängnis, werden sie verprügelt? Nein, sie ernten Widerspruch – wie unfassbar respektlos!

Echoverleihung

Wenn dann obendrein ein Pausenclown, dessen Geplapper einen halbwegs respektablen Intellekt quält und nach Kräften beleidigt, in seiner beeindruckenden Ahnungslosigkeit von den Themen, zu denen er schwadroniert, sich zu der Aussage versteigt: “Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal die Fresse halten“, ist das eine eindringliche Bitte um Prügel.

Was am Ende bleibt an Repsektlosigkeit, sind vielleicht irgendwelche Zuschriften von Honks, die einen mit “Arschloch, Penner, Wichser” begrüßen und Dinge androhen, deren Beschreibung sie womöglich aus billigen Gruselromanen abgetippt haben. Kenne ich. Hatte ich in diesem meinem Webauftritt zu Hunderten. Schön ist anders, aber was zur Hölle hat das damit zu tun, was ich darf und was ich nicht darf? “Halt’ die Fresse, Nuhr!“, sagt der böse Mann hier, und selbstverständlich wirst du weiter plappern, ohne dass dir wer was tut. Schade eigentlich.

Bildquelle oben: Wikimedia Commons / Richard Hebstreit

 

… zweimal Kassieren, indem man die selbst verbreitete Propaganda in Form von ‘Meinungen’ wieder einholt und noch einmal veröffentlicht.

 
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Heute vor 71 Jahren wurde die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte verabschiedet. Ein knappes Jahr darauf entstand die NATO, sicherte sich dieses Label und das Recht, sich die Stiefel damit abzuwischen.

Als die USA den Krieg in Vietnam begannen (Menschenrechts-Tags: einige Millionen Tote, Agent Orange, Napalm, Phosphor), haben sie sich noch keine Unterstützung ihres ‘Verteidigungsbündnisses’ gesichert. Die Organisation der westlichen Massenmedien war auch noch nicht so bestellt, dass man dieses Massaker als “Verteidigung” hätte deklarieren können. In dieser Hinsicht hat sich einiges zum Schlechteren gewendet.

Das Böse

Im Kampf gegen das Böse ging ihr in den späten 80er bis frühen 90er Jahren der Kommunist als Feind aus. Es musste also ein neuer her, um weiterhin weltweit und vor allem in öl- und gasreichen Regionen Krieg führen zu können. Zudem wurde nicht lange gezögert: Schon 1988 der erste Krieg gegen Irak, der diesmal propagandistisch vorbereitet wurde, vor allem durch die Brutkastenlüge [zur Propaganda als Kriegsbegleitung siehe hier]. Kurz darauf wurde mit Jugoslawien eine weitere Front eröffnet. Der Grüne Außenminister sprach davon, ein “Auschwitz” müsse “verhindert werden“. Auslöser dieses Krieges war überdies die Anerkennung der Unabhängigkeit eines Teils Jugoslawiens durch den Vorgänger im Amt. Die Erben der Nazis halfen dabei, wieder Serbien zu bombardieren – gegen Auschwitz.

Ein Geschenk des Himmels war dann 2001 der Anschlag auf das WTC. Seitdem sind Muslime der neue Feind, und wie der Zufall es will, besteht die öl- und gasreichste Region der Erde ausschließlich aus muslimischen Staaten. Zwischen den Nahen Osten im Süden, China im Osten und der ehemaligen Sowjetunion im Norden liegt Afghanistan. Pech für dessen Einwohner. Strategisch und für den Transfer von Gas nicht unwichtig, war es bereits für einen Stellvertreterkrieg zwischen den USA und der SU missbraucht worden. Nach “9/11″ und bis heute ist es in einem absurden, bald 20-jährigen Krieg das Testgebiet für die Angriffskriege der NATO.

Verteidigung

Das Wichtigste am Ereignis “9/11″ war der konstruierte Bündnisfall. Weil Kriminelle in New York einen Terroranschlag begingen, hat die NATO Afghanistan besetzt. Dies wurde als “Verteidigung” verkauft; in Deutschland vom besagten Grünen Minister, der von “Aufbau” sprach und seinem SPD-Kollegen im Kriegsministerium, der “unsere Freiheit am Hindukusch verteidigen” wollte.

Im Anschluss wurde der Irak überfallen (bis heute eine unbekannte Zahl an Opfern, ebenfalls siebenstellig), nach einer Lüge über angebliche Massenvernichtungswaffen, die nachher dem Urheber selbst (General Powell) peinlich war. Sorry für die Massenvernichtung! Dies war der Auftakt zur Zerstörung eines Großteils der Region.

Die Guten®

Es folgten die “Flugverbotszone” in Libyen, das seitdem ein Failed State ist, Unruhen in Ägypten nach dem Sturz des vom Westen gehätschelten Diktators und weiteren dilettantischen Eingriffen, die Bewaffnung von so erschaffenen Warlords und ihren Horden gegen Syrien, aus denen der IS hervorging und die Bewaffnung weiterer Horden, um diesen zu bekämpfen sowie aktive Kriegsführung der NATO auf unterschiedlichen Seiten (USA vs. Türkei). Eine Orgie von Tod und Gewalt, ein grandioses Geschäft für die Rüstungsindustrie und zumindest der Erfolg, dass Öl und Gas nicht von anderen kontrolliert werden.

Dies ist eine hektische Zusammenfassung nur der Highlights, der aktuellsten und wichtigsten Leistungen unseres Verteidigungsbündnisses. Bei uns sind das die Guten®, die mit den Menschenrechten®, die Weltpolizei®, die uns beschützt. Angesichts solcher Schizophrenie soll sich noch irgendwer wundern, wenn Experten wie Trump und Johnson die politische Kultur repräsentieren? Ich kann mir keine passenderen vorstellen.

p.s.: Die Methoden, Folter, Mord, Vergewaltigung und Entführung, habe ich nicht explizit erwähnt. Das sind die Mittel des Krieges. Wer anderes erwartet, müsste schon glauben, die würden für die Menschenechte geführt (Hashtag #fuckinforvirginity).

Update: Jetzt 735 Milliarden Dollar im US-Haushalt, um Frieden und Menschenrechte herbei zu bomben.

Update 2: Gute Ergänzung: Telepolis vom August 1999.

 
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Ich genieße weiterhin in dieser Mischung aus Schauer und Faszination, wie sich der Kollege Kay Sokolowsky mit den Niederungen des Parteipersonals kontaminiert, halte aber weiterhin einen gewissen Ekelabstand von derlei Versuchen. Ganz prinzipiell will ich aber noch einmal die vom Verein Empörten quasi erniedrigen.

Als ein fader Typ mit Doppelnamen und einer drögen Tante an seiner Seite eine ‘Wahl’ gegen eine Irrelevante und den großen Minister ‘gewann’, versammelten sich auf der Empore zunächst, wie es der Kult verlangt, die Braven und Korrupten. Ein weiterer Tiefpunkt, ach was, ein Untergang, stellten die neuen Parteimaskottchen doch alles infrage, was in den vergangenen Jahrzehnten zur Beruhigung der Märkte und ihrer Eigentümer beigetragen hatte. Und obendrein die Große Koalition!

Revolution …

Kurz darauf, als die vermeintlichen Revoluzzer bereits alle Lampen geputzt hatten, hallte es von der Gegentribüne: “Verrat!” Aus der SPD. Da keimte Hoffnung auf – hätten sie wirklich endlich das V in “SPD” gefunden? Wüssten sie plötzlich, wo sie waren? Keine Sorge, so viel Erkenntnisschock muss da nicht verdaut werden. Morgen setzen sie wieder auf die Basis®, ihren treuen Dackel, mit dem der Schwanz ‘Fraktion’ so lustig wedelt und warten auf den nächsten guten Mann®.

Dabei hatten sie zuletzt bereits zwei, die auf dem Weißen Pferd eingeritten waren. So viel Scherz muss sein, wie sonst soll man sich über so etwas wie Hannover hinweg trösten? Aber zurück zum Thema: Die wilden Rebellen, Reformer der Reformer (ja, lieber George, wir sind völlig durcheinander mit den Wörtern, bedeutet “Reform” doch längst Reaktion und Unterdrückung, aber als Gegensatz zur Revolution passt er noch so gerade), jene der Linken® also, drohten eine Koalition zu verlassen. Nicht, sich gegen das Kapital zu wenden; auch nicht, irgendetwas an den Machtverhältnissen zu ändern. Nur halt: Mal nicht gleich ganz und gar im politischen Rektum des Kapitals zu verschwinden.

… und Realismus

Kaum waren die Rebellen also an der innerparteilich-innerparteilichen ‘Macht’, stellten sie aber fest: Keiner da. Nix los. Nicht mal Teil eines Teils des Gesetzgebungsverfahrens, seinerseits Nebenschauplatz eines Unterausschusses der realen Macht. Macht man denn da? Guckt ein Stüfchen höher, wo die Fraktion sitzt, in jener Anstalt, deren Insassen zumindest das Gefühl einer Entscheidungskompetenz spazieren führen dürfen. Hat sich denn da geändert? Aha, nix. Oder doch: Von oben schallt es herab: „Schnauze, oder wir verprügeln eure Frauen und Kinder!“

“Blöd”, erkennt der neue Unterchef vom Unterchef. Machen wir denn da? Rebellion? Ach nee, haben wir ja gerade, deshalb stehen wir ja hier. Und sonst? Erst mal die Lage beruhigen, um neue Kraft zu schöpfen. Vielleicht ein paar Lampen putzen. Und ein paar Plakate kleben, auf denen vor den bösen roten Horden gewarnt wird. Gute Idee, das sorgt für Konsens, und Konsens war ja immer schon der Weg.

 
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Es gibt einige Begriffe in der deutschen Sprache, die man als Fusionen betrachten muss. Dazu gehört etwa Gutebutterein Wort, wie wir von Jochen Malmsheimer wissen. Ein weit berühmteres aber, das hier bereits mehrfach gewürdigt wurde, ist Härterestrafen, auch Härterestrafen®. Auf einem – man stelle sich das vor! – Treffen deutscher Innenminister; ja, das gibt es, ich weiß, das ist die Steigerung von Nosferatu mal John Carpenter im Billigglanze einer Geisterbahn auf der Dorfkirmes, auf einem solchen Treffen also ist Härterestrafen die Hymne des intellektuellen Analverkehrs, zu dessen Zweck sich die Hilfssheriffs dort einfinden.

Nun haben sie neulich ein Unterthema gefunden, das ihnen relevant deuchte, wohl, weil es zischt und qualmt, nämlich “Pyro”, das Abbrennen bunt qualmender Dinger in Fußballstadien, um den Raum über der Rasenfläche durch eine Melange der Vereinsfarben undurchsichtig zu gestalten, was den Verursachern interessanter erscheint als das Gekicke der dafür entgoltenen Fachkräfte. Das muss bestraft werden, hart bestraft, ach was, noch härter! Zu Beginn solcher Konferenzen wird obligatorisch “Braveheart” gezeigt, ein Film, den ich nie gesehen habe, darüber aber gelesen, dass er durch “schier endlose Folterszenen” zu begeistern weiß.

Auf der Flucht erschossen

Alsbald, vielleicht nach der ersten Runde Fisting (oral), wird durchgeatmet. Die Hilfskräfte (Staatssekretäre, Hostessen, Nachhilfelehrer) unterrichten die hohen Herren über den Umstand, dass die Peinlichen Strafen abgeschafft wurden und selbst die Todesstrafe vom dreckigen Besatzerregime unterbunden wird. Sogar in Hessen wurde sie 2018 abgeschafft. Das ist jedes Mal eine große Enttäuschung, sodass die Probanden des Trosts bedürfen, diesmal in Form einer wirklich originelle Idee:

“Pyro” soll durch den Entzug des Führerscheins bestraft werden. Also nicht den zum Führen von Explosionswaffen, sondern den Lappen fürs Auto. Wer nämlich am Wochenende in einer Fankurve eine Fackel schwenkt, ist eine Gefahr für den Straßenverkehr. Logisch. Auch wenn man gar keinen hat – zack, weg das Ding! Ich bin sehr zufrieden mit den amtlichen Sadomasochisten und ihrem Reformeifer in Sachen Sündenfall und Buße. Das darf aber nicht das letzte Wort sein, daher hier noch enige weitergehende Vorschläge:

Wer in der Kneipe raucht, verliert den Anspruch auf Lohnersatzleistungen. Trifft immer die Richtigen. Schwarzfahrern wird die Krankenversicherung gestrichen. Boom! Schulschwänzer kriegen keine Rente. Bang! Blau machen am Arbeitsplatz? Kinder ins Heim. Bamm! Köter kackt auf die Straße? Exkommunikation. Yeah! Radau auf der Demo? Lebenslänglich Einzelhaft. Zack, Boom, Bang! Ich habe da noch einiges im Köcher, das machen wir dann aber erst nach ein paar klitzekleinen Reformen am Grundgesetz. Immer für Sie da!

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