Ich tue mich nicht nur schwer, das Meiste dessen, was aktuell als “links” bezeichnet wird, so zu akzeptieren. Was ich von Soizaldemokratie halte, muss ich hier nicht wiederholen. Tatsächlich haben auch die ganzen anderen Strömungen, deren Anhänger sich als links verstehen, den Begriff völlig zersetzt; den Rest gibt ihm die Wahrnehmung derer, die sich anderswo verorten. Die Konzepte sind schon immanent, in sich, widersprüchlich. Bestes Beispiel ist das Konglomerat von Rassisten und Sexisten, die sich ein “Anti-” davor pinseln und leider keine Ahnung haben, was das eigentlich ist.
Eine Ideologie, die jemanden wegen seiner Hautfarbe abwertet, ist rassistisch. Die ideologische Abwertung eines Geschlechts ist Sexismus. Dabei spielt es keine Rolle, ob die vorgeblich Minderwertigen oder Wertlosen Schwarze, Weiße oder Blaue sind, die Minderwertigen und Bösen Männer oder Frauen. Ausgebeutete kranke alte Menschen, die ihr Leben lang für ihre Familien gesorgt haben, als “privilegiert” zu brandmarken und ihnen eine Art Täterschaft zu unterstellen, weil sie Alteweißemänner® sind, ist widerwärtig. Begriffe wie “toxische Männlichkeit” “Manspreading”, “Mansplaning” und Ähnliches entspringen Hirnen, die aggressive Diskriminierung für gut und gerecht halten. Sie sind dasselbe wie Geschwafel über Hexen und Untermenschen.
Immer wieder gleicher
Was traditionell als links firmierte, führte Gleichheit im Schilde. Alle Menschen sollen gleich sein – niemand hat weniger Rechte, niemand ist minderwertig. Der Gipfel dessen, was diese Linke stets bekämpfte, waren Ideologien, die Angehörigen bestimmter Gruppen qua Geburt einen Makel zuordneten und sie deshalb herabstuften. Dieser Gedanke führt in der Konsequenz dazu, dass Hierarchien abzulehnen sind – in diesem Bezug hat die organisierte Linke in ihrer Geschichte schreckliche Fehler gemacht. Das, was sich heute so nennt, kriegt zum Teil gar nicht genug von Hierarchien und abgestufter Wertigkeit.
Andere ‘linke’ Gruppen, die sich anderen ideologischen Dogmen verschrieben haben, stehen im krassen Widerspruch zu den beschriebenen. Zwar haben sie nichts mit den o.g. Diskriminierungen zu schaffen, dafür pflegen sie ihre eigenen, etwa die Antideutschen, die sich besondere Meriten verdient haben durch ihre Vernichtungsphantasien wie den Einsatz einer israelischen Atombombe oder den infantil-zynischen Jubel über “Bomber Harris”. Deren Antinationalismus kippt teils ins Gegenteil, vor allem aber rechtfertigt er Massenmord – als Konsequenz aus dem Holocaust. Nazienkel at their best.
All diesen Strömungen ist – im Gegensatz zur Linken nach Marx – eine Unwissenschaftlichkeit gemein, die sie in Form von Pseudowissenschaft gar an die Unis gebracht haben. Satirische Beiträge sind hier nicht mehr von universitären zu unterscheiden, einzig das Resultat steht fest. Das hat die Katholische Kirche kaum besser gemacht. Das Weltbild ist geschlossen, Diskurs wird nirgends als solcher wahrgenommen. Man muss niemanden mehr überzeugen außer sich selbst. Es weht irgendeine Fahne über dem Camp (wie neuerdings bei “Extinction Rebellion”, die in unfreiwilliger Komik im NSDAP-Design daherkommt).
Wo der Feind steht
Bestimmend ist einzig die Identität, die wiederum ist geklaut. Man ist Anti, insofern ein Spiegelbild der Pros. Das Feindbild schweißt zusammen und die Soldaten der Bewegung wachen nicht einmal auf, wenn sie exakt dasselbe tun wie die Bösen, nur eben als die Guten. Was darf das Gute? Alles. Was tun wir mit dem Bösen? Wir vernichten es. Dies exakt ist übrigens der Erfolg von Moral mit ihrem Konzept von Gut und Böse, weswegen ich sie auch rundweg ablehne. Ethik wie gesagt ist die Wissenschaft der sozialen Ordnung.
Unter diesen Umständen muss ich darauf verzichten, links sein zu wollen. Aktuell ergibt der Begriff keinen Sinn. Er wird freilich dennoch weiterhin in aller Munde bleiben. Das Spiel ist auch zu lustig: Rechte erkennen ihrerseits in jedem verbohrten Deppen jener ‘Linken’ einen veritablen Feind, der ihre Reihen zusammenhält. Viel Feind, viel Ehr’, viel Identität. Dem allgemeinen Trend politischer Dekadenz folgend, hat sich auch hier die Herrschaft des Rückenmarks etabliert.
Tatsächlich nicht konsensfähig – wohlgemerkt in der sogenannten Linken – scheint das Prinzip zu sein, in dem ich das Urmotiv dessen sehe, was ich einmal unter dem Begriff verstanden habe: “Keine Herren, keine Sklaven”. Auf niemanden mehr herabblicken, niemanden bespucken, so ganz ohne Führer und Gefolgschaft soll es offenbar nicht sein. Dann am Arsch, Genossen, ohne mich!
Dezember 28th, 2019 at 14:59
Unterschreib ich sofort und zwar alles. Oder auch umgekehrt. Und dann doppelt. Ohne aber.
Dezember 28th, 2019 at 15:18
Ich nicht, habe aber leider grade wenig Zeit. Ist mit den “satirischen Beiträgen, die nicht mehr von universitären zu unterscheiden” sind, zufällig das hier gemeint?
shorturl.at/joxN9 (Blog eines Biologieprofs)
shorturl.at/nuyOQ (netzpolitik.org)
Dezember 28th, 2019 at 15:33
Das ist ein Beispiel. Wenn ich meine, dass sie nicht mehr zu unterscheiden sind, gilt das ebenso umgekehrt. So etwas zum Beispiel. Das ist komplett lächerlich.
Dezember 28th, 2019 at 15:35
Hab grad ein ellenlanges Geschwafel von mir hier wieder gelöscht.
Keine Herren keine Sklaven.
Mehr Agenda brauch ich nicht.
Und es ist auch überhaupt nicht schwer zu verstehen.
Und anzuwenden.
Ich glaub nur die meisten wollen das nicht.
Sie wollen Herren werden/sein und jaulen bloß wenn´s nicht klappt.
Muß irgendwie festverdrahtet sein, es ist zum Heulen.**
Aber die Klarheit deiner Worte ist immer eine Freude.
**was bedeuten würde,daß ich eine Art Mutant bin
@2 Kurzlinks funzen nicht bei mir???
Dezember 28th, 2019 at 17:42
@Andi: Dieser Blogartikel ist eine weinerliche Rechtfertigung für mehrere(!) Schwachsinnsartikel, die in einschlägigen Pseudowissenschaften veröffentlicht wurden. Als Ausrede hält her, dass “das System nicht perfekt” sei, und den Autoren wird vorgeworfen, dass sie nicht stattdessen die Bösen angreifen. Wäre ich in einem Institut, bei einer Zeitschrift oder irgeneiner Einrichtung, die so etwas nicht als kompletten Schrott erkennt, würde ich sofort meinen Hut nehmen. Diese Möglichkeit ist Menschen freilich nicht gegeben, die sich eben in einer Pseudowissenschaft eingerichtet haben. Das Normalniveau sogenannter “Geisteswissenschaften” noch zu unterbieten, und zwar um Dimensionen, ist eine reife Leistung. Warum verschenken wir nicht akademische Grade bei Kindergeburtstagen?
Der zweite Nicht-Link führt ins Nirwana. Btw: Wozu URL shortener, wenn man eh keinen Link draus macht?
Dezember 28th, 2019 at 18:17
Wenn doch aber die Herren partout Herren sein und andere versklaven wollen, wie kann ich dann, ohne diese Herren zu diskriminieren (bespucken, herabwürdigen), das Prinzip erfüllen? Ich will mich ja damit gar nicht zum Herrn der Herren machen, sondern nur der Sklaverei entgehen… Alternative wäre die “andere Wange”. Aber das wird hier nicht gemeint sein, oder?
Dezember 28th, 2019 at 21:18
Tschulligung. Zweiter Versuch:
1.) https://tinyurl.com/wqg9s7o
2.) https://tinyurl.com/qnpogws
Ich hoffe, jetzt funktionierts. Wie setzt man denn so einen Link wie in #3? Gibts da eine kurze Anweisung für Lernschwache?
Die gesamten Genderstudies und alles was im englischen Sprachraum so als “social justice” bezeichnet wird als Pseudowissenschaft und reaktionären Blödsinn abzustempeln (ich hoffe, ich unterstelle Dir hier nichts), kommt mir ein bißchen hart vor. Das würde ich bei Gelegenheit gerne diskutieren, muss mich aber erst mal einlesen, bevor ich noch Unfug schreibe.
Dezember 28th, 2019 at 22:42
Link: Schau in die Nutzungsbedingungen(unten)!
:)
PS zieht ihn euch rein, den Umweltsau-Skandal. Vom Feinsten.
“Sein Vater habe immer hart gearbeitet. “Er ist keine Umweltsau”, sagte Buhrow.”
Q-Medien entschuldigen sich, die Wahrheit gesagt zu haben…
Dezember 29th, 2019 at 00:27
So langsam ist das Thema aber auch ausgelutscht. Ich wünschte mir für den innerlinken Diskurs mehr Gelassenheit.
Die identitätspolitische Linke hat ihren Zenit mit den “Antideutschen” schon längst überschritten.
Über Alteweißemänner®, “toxische Männlichkeit” “Manspreading”, “Mansplaning” (zu denen es übrigens auch feminine pendants gibt) zu diskutieren ist für mich immer noch etwas völlig anderes als über Rassenkunde, völkische lehren und religiöse Dogmen. Diese Gleichsetzung halte ich, bei aller berechtigten Kritik an dieser “identitätspolitischen Linken” für völlig überzogen. Gelegentlich trifft der “alte weiße Mann” eben zu. Auch “Mansplaining” ist ein Phänomen was existiert. Problematisch sind solche Begriffe eben, weil sie leider immer wieder von egozentrischen individuen missbraucht werden. Im Gegensatz zu rassistischen, völkischen oder religiösen Lehren würde ich die Thesen der Identitätspolitischen Linken nicht gleich grundsätzlich. Viel eher sollte man ihre Relevanz in Frage stellen und am allerwichtigsten: Auf die ökonomischen Dimension der Themen eingehen. Man muss immer wieder deutlich machen, dass sich Antikapitalismus, Antifaschismus, Internationalismus und Feminismus einander bedingen und aufzeigen wo bei gewissen “linken” Strömungen fundamentale Widersprüche dazu bestehen (“Antideutsche”, “4th-wave-feminism”).
Dezember 29th, 2019 at 11:25
Vielleicht wäre es anzudenken, dass wir Alteweißemänner® uns freiwillig selbst vom Leben in den Tode befördern.
Damit unsere Nachkommenschaft nicht in die schwierige Situation kommt, uns in Lager zu zwingen und dann endlos über eine gewissensschonende Endlösung zu diskutieren wie anno dazumals.
Obwohl es schon den Anschein hat, dass viele selbstverortete Linke schon große Lust hätten in die Fußstapfen ihrer Ur-Großeltern zu treten. Da kommt die Lust an Selektion, Bewertung, Skalierung und wohlgemeinter Ausmerzung zum Vorschein.
Dezember 29th, 2019 at 12:36
OT: „Wir müssen alles dafür tun, dass wir Autoland bleiben“
#DieGrünen #Daimler #Kapital #SUV
Dezember 29th, 2019 at 12:46
@Viktor: Das Thema ist “die Linke”. Ich kann leider keine Umkehr erkennen bei der Tendenz zur Mythologie im Gegensatz zu seriösen wissenschaftlichen Ansätzen. sähe ich das falsch, könnte es mich nur freuen.
Begriffe wie “Mansplaining” sind aggressiv gegen Männer als solche gerichtet. Nicht nur, dass ich “Womansplaining” noch nie gelesen habe; es ergibt auch keinen Sinn, die damit gemeinte Laberei je mit dem Geschlecht zu verknüpfen. Ich kenne Kerle wie Weiber, die labern dich voll über Themen, in denen sie nicht annähernd so kompetent sind wie du selbst. Nervt, hat aber nix mit “Man” zu tun. Kenne ich aus beiden Richtungen..
Ich will aber vor allem nicht ewig darauf fokussieren, sondern ganz im Gegenteil darauf hinweisen, was sich bildet, wenn man aus Vorurteilen Gedankengebäude mauert. Ich will offenen Diskurs, bei dem erst am Ende herauskommt, womit man beim nächsten Mal anfängt und bei dem es nicht darum geht, einen Feind zu vernichten.
Dezember 29th, 2019 at 14:34
@flatter: TRIGGERWARNUNG! “Mansplaining” sowie “toxische Männlichkeit” sind meines Wissens gerade nicht aggressiv gegen Männer per se gerichtet. Es wird ja nicht behauptet, dass diese Verhaltensweisen biologisch determiniert sind, sondern dass sie gesellschaftlich gefördert oder als normal angesehen werden. Was mit den Begriffen kritisiert wird, ist nicht der Mann als solcher, sondern schädliche gesellschaftliche Vorstellungen von Männlichkeit (die im Übrigen zufälligerweise immer den Kapitalistenschweinen in die Hände spielen: ein echter Mann studiert nützliche Fächer wie Maschinenbau und Bauingenieurswesen statt Frauenfächer wie Genderstudies oder Literatur, er kann hart arbeiten, ist belastbar und fleißig, jammert nicht, etc.).
Ich glaube, Du springst hier vorschnell zu falschen Schlüssen, weil Du möglicherweise zu oft an irgendwelche Irren geraten bist (siehe #3). Es erinnert (in milder Form!) ein bißchen daran, wie der sonst doch recht vernünftige .tux über “Linke” schreibt. Da werden dann fürchterlichste Meinungen rausgehauen, die auf Karikaturen basieren, die man im Internet gesehen hat, anstatt dass man sich nochmal offen damit auseinandersetzt, ob die betreffende Gruppe nicht doch etwas hilfreiches beizusteuern hat.
Das würde ich gerne auch noch da lassen: “Nature” über die Probleme der Geschlechtsbestimmung https://tinyurl.com/yactjgbq
@l’Andratté: Danke für den Hinweis! Aber ich fürchte fast, das ist nicht “für Lernschwache” genug für mich. :)
Dezember 29th, 2019 at 16:18
Andi, wenn das Verhaltensweisen sind, die, wie ich beschreibe, kein Stück geschlechtsspezifisch sind, dann ist der Begriff sinnfrei und tendenziös. Ich wäre erfrreut, wenn man meine Argumente zur Kenntis mähme. Ist nun jeder ein Irrer, der sie verwendet? Mir wurscht, ich will Diskurs, und das bedeutet auch die Verwendung von Begriffen in einer Weise, die Kommunikation zulässt.
Echte Wissenschaftler denken in meiner Welt echt wissenschaftlich. Das können dann meinetwegen auch Rauhaardackel sein. Btw. arbeite ich seit Aeonen als Pädagogin, Erzieherin, Hausfrau und Mutter. Primäre Geschlechtsmerkmale haben darunter nicht gelitten.
Ich bin dafür, dass wir uns dann positiven Perspektiven zuwenden.
edit/p.s.: Ich häng’ noch einen dran, weil das zum Komplex gehört: Es gibt seit einigen Jahren eine furchtbare Tendenz zu Neologismen, gern Anglizismen, die in den Sprachgebrauch bestimmter Gruppen einziehen und über deren Benutzung sie sich definieren. Das ist nicht minder einem fruchtbaren Diskurs abträglich als die Feindseligkeit gegenüber anderen Gruppen. Das ist eine Strategie sprachlicher Abschottung, wozu auch diese Sternchenmalerei gehört. Fördert die Identitfizierung und engt den Diskurs so weit ein, dass man sich nur mehr zunickt oder anspuckt.
Dezember 29th, 2019 at 17:21
@Andi
Zum Thema Links setzen:
Wie nutze ich href.
Du nimmst ergo vorne dran einen Winkelpfeil links mit a dran, dann kommt nach einem Leerzeichen href= und in Anführungszeichen der eigentliche Link, der wiederum von einem Winkelpfeil nach rechts abgeschlossen wird. Dann kommt das oder die Wörter, welche Du als Klickediklick zu nutzen gedenkst und schliesst mit einem Winkelpfeil links, einem Slash /a und Winkelpfeil rechts den Referer ab. Da Du hier glücklicherweise nachbearbeiten kannst, kannst Du Links im Zweifel immer noch entfernen oder nachbessern. Schaue Dir einfach das Tag im Beispiel an und versuche dann Deine Links so zu setzen.
Möge flatter Nachsicht walten lassen bei Deinem Spielen.
Jetzt hoffe ich nur, dass ich hiermit den HTML-Editor nicht völlig aus der Bahn werfe, weil sich die Tags nicht maskieren lassen;-)
Zum Rest oder besser Hauptthema fällt mir leider gerade nüscht ein.
Dezember 29th, 2019 at 17:42
@14 (flatter)
Sie haben den entscheidenden Punkt offenbar nicht so ganz verstanden. Wie Andi in Beitrag No. 13 bereits anmerkte zielen Begriffe wie “toxische Männlichkeit” nicht auf das biologische Geschlecht, sondern auf gesellschaftliche Geschlechterrollen ab. Das ist ja genau das worum es bei “Gender-Studies” geht. Übrigens den Hinweis darauf, wie diese Geschlechterrolle des Mannes sich in die kapitalistische Produktionsweise einfügt ist genau das was ich mir mehr in diesem Diskurs wünsche.
Und es ist ja schön, dass Sie sich mit ihren rollentypischen Tätigkeiten wohl fühlen aber es gibt sehr viele Menschen die eigentlich lieber etwas anderes wollen. Dies wird ihnen aber aufgrund vorherrschender Rollenvorstellungen (und nicht zuletzt aufgrund der ja tatsächlich existierenden biologischen Unterschiede) erschwert. Ziel linker Politik sollte es doch sein, dass alle Menschen “frei nach ihren Bedürfnissen und nach ihren Fertigkeiten” leben können und nicht in irgendwelche Rollen gepresst werden, weil diese für ökonomisch sinnvoll gehalten werden (was sie ja nicht einmal immer sind). Entsprechende politische Maßnahmen sind daher zu begrüßen, wobei man natürlich offen darüber diskutieren kann inwiefern die Änderung grammatikalischer Konventionen dabei hilfreich ist und ob es nicht andere, bessere Wege gibt diese Ziele zu erreichen.
Was Ihre Sprachkritik angeht, stellen Sie sich vor – ich bin auch kein Freund von Anglizismen und deutsche sehr gerne Fachbegriffe ein – die übrigens auch in naturwissenschaftlichen Disziplinen oft Englisch sind. Das ist aber nicht immer so leicht wie man denkt. In der Wissenschaft wird, wie der Name schon sagt, Wissen geschaffen und da ist die Bildung neuer Wörter eben unabdingbar. Da das Englische aufgrund des historisch-politischen Hintergrunds unvergleichbar reich an Vokabeln und darüber hinaus auch die global gängige Universalsprache ist, dominiert das Englische nicht nur als Geschäfts- sondern auch als Wissenschaftssprache.
Was aber eigentlich viel wichtiger ist: Die Grenzen zwischen Wissenschaft und Kapitalinteressen geleiteter Geschäftemacherei verschwimmt kontinuierlich – und das genau so in den Industrienahen MINT Studiengängen, wie auch in den Sozial-, Geistes- und Humanwissenschaften (einschließlich “Gender-Studies). Das zunehmend mit unsauberen Methoden gearbeitet wird, ist bei weitem kein Phänomen was sich auf einen bestimmten Bereich oder gar Studiengang beschränkt. Auch unsere geschätzten Ingenieure müssen die Qualität ihrer Arbeit dem vorherrschenden wirtschaftsideologischen und interessenpolitischen Umständen anpassen.
Dezember 29th, 2019 at 18:00
@flatter – Ich sehe eine gewisse Übereinstimmung mit dem, was in diesem Artikel dargelegt wird. Eine ‘Diskurshegemonie’ innerhalb dessen, was sich öffentlich als ‘links’ präsentiert bzw präsentiert wird. Also weniger ein Problem der ‘Linken an sich’ als ein allgemeines der ‘Öffentlichkeit’ überhaupt.
Dezember 29th, 2019 at 18:32
Ich bezweifle, dass man das auseinanderhalten kann. Wo ist das “an sich” und wo das Resultat der Hegemonie? Wenn man überhaupt so etwas wie ein halbwegs autonomes Denken entwickeln will, dann geht das m.E. nur mit einem sehr bewussten Sprachgebrauch und eben in einer Strutkur, die sich selbst hinterfragt. Wer macht das?
Wir haben z.B. im grün-sozialdemokratischem Sprktrum, teils darüber hinaus, eine Ersetzung des Begriffs “Geschlecht” durch “Gender”, ohne dass sich eine maßbegliche Bedeutungsverschiebung ergeben hat. Kaum jemand derer, die “Gender” sagen, leugnet, dass es biologische Geschlechter gibt. Es ist der Kotau vor der Hegemonie, man passt sich halt an ohne lange zu fragen. An den Unis und auch in den Schulen breitet sich Unsicherheit aus, weil einem jederzeit die Rechthaber eine Gardinenpredigt halten können. Moralisch kommt man dagegen so wenig an wie gegen das Leiden Jesu. Diskurs findet so nicht mehr statt. Diese vorauseilende Buckelei vor einem schrägen linken Biedermeier ist skurril. Das ist dasselbe Milieu, das sich einmal gegen Prüderie aufgelehnt hat. Hier sind psychologische Effekte am Werk, die deutlich über eine ‘Meinungshoheit’ hinausgehen und denen man nur mit Vernunft beikäme.
Derweil ist an einer anderen Front, wo Menschen verrecken, damit andere die Claims für ihre Profite abstecken können, Moral derzeit offenbar nicht gefragt. Das ist mit dem Hinweis auf den bösen weißen Mann bereits abgedeckt, und wenn wir nur artig Sternchen malen, Plastik vermeiden und Batterieautos fahren, wird das schon alles besser, denn wenn es den Herren gutgeht, dann auch den Sklaven.
Dezember 29th, 2019 at 18:46
@Viktor: Die Konstruktion einer “Männlichkeit”, die nichts mit biologischem Geschlecht zu tun hat, ist aus meiner Sicht mit Verlaub Schwachsinn, vor allem aber ist das in der Herabwürdigung des Mämnnlichen keineswegs konsistent. Was da gemeint ist in den Kommunikationen, sind Männer – diese sozialen Konstrukte mit dem Gebimse im Schritt. Das Nähere regeln das Mobbing und die kleinen Machthaber vor Ort. Ich habe aber jetzt auch genug zu dem Komplex gesagt, der hier eben nicht im Mittelpunkt stehen soll.
Was Wissenschaft anbetrifft, so meine ich nicht eine Kaste erfolgreich sozial Selektierter in Kittel und mit Titel, sondern überprüfbares, anschlussfähiges und reversibles Wissen, das zu neuen Erkenntnissen führt. Das kann man korrumpieren, dann hat es sich aber bereits ob der Vergewaltigung eigener Prinzipien disqualifiziert. Man kann Pseudowissen zur Macht verhelfen, aber nicht zu objektiver Geltung. Der Apfel fällt nicht nach oben.
Es gibt einen groben Unterschied zwischen Begriffsarbeit und Wortdesign. Erkennt man meist daran, das binnen Kurzem eine ganze Sammlung auf den Markt geworfen wird, die alle dasselbe aussagen und einer Überprüfung nicht standhalten. Der ganze Scheiß ist eine Glaubensfrage und wird sich in ein paar Jahren erledigt haben, weil er zu nichts führt.
Dezember 29th, 2019 at 20:56
Ich bezweifle, dass man das auseinanderhalten kann.
Je länger das so läuft, desto weniger. Noch kann man sagen, dass zb auch ‘Traditionslinken’ in der SED-Nachfolgeorganisation deutlich weniger mediale Präsenz gewährt wird als den zahlreichen Flachpfeifen. Irgendwann wird es sie dann gar nicht mehr geben. Dasselbe an den Unis.
Dezember 29th, 2019 at 21:04
@siewurdengelesen: Ah, jetzt hab ich das verstanden, denke ich. Danke!
@flatter: Mit welcher Leichtfertigkeit Du hier wissenschaftliche Forschung aus Biologie, Soziologie, Psychologie als “unwissenschaftlich” abtust, ohne Dich offenbar mit der entsprechenden Primärliteratur auseinandergesetzt zu haben, finde ich schon erstaunlich. Du bist doch sonst nicht so dogmatisch? Ich glaube, Du verteufelst hier einen ganzen Zweig der linken Bewegung, nur weil Du Dich noch nicht eingehend mit ihm beschäftigt hast. Schaus Dir doch mal wenigstens an; lauter nette Leute, und alle Antikapitalisten! Aber ich lass es jetzt mal; ist ja Dein safespace hier.
Dezember 29th, 2019 at 21:22
Ja nee ist klar. Ich kann es nicht leiden, wenn jemand mit Unterstellungen arbeitet. Du weißt nichts darüber, womit ich mich befasst habe und glaubst ernsthaft, das sei ein Argumnent. Ich “verteufele” auch nichts. Ich habe nichts dagegen, wenn Erkenntnisse aus “Biologie, Soziologie, Psychologie” genutzt werden, aber sehr wohl, dass sie pervertiert werden. Ich habe sehr deutlich erklärt, wie bestimmte Strategien genutzt werden, um Identität zu stiften und einige Beispiele genannt, wie das gemacht wird. Da ist nichts “dogmatisch”, das ist alles konkret. Mit den konkreten Argumenten hältst du dich nicht auf und kommst mir stattdessen mit diesem Geschwafel ad hominem. Überrascht mich nicht, ist dennoch ärgerlich. Wenn du dich also weiterhin lieber mit Personen als mit Argumenten beschäftigen willst, empfehle ich Twitter.
Dezember 30th, 2019 at 09:14
“Mit welcher Leichtfertigkeit Du hier wissenschaftliche Forschung aus Biologie…”
hohoo, wo kommt denn hier auf einmal die biologie her, andi? war nicht alles “gesellschaftlich” begründet?!?
“Was mit den Begriffen kritisiert wird, ist nicht der Mann als solcher, sondern schädliche gesellschaftliche Vorstellungen von Männlichkeit”
jaja.
Dezember 30th, 2019 at 11:40
Auch dieser Thread scheint zu bestätigen: Einer ‘Linken’ ist es weiger wichtig, ob der Kapitalismus täglich Menschen tötet, als “schädliche” Männlichkeit anzuprangern, weil ein Kerl breitbeinig in der Straba sitzt. Man muss halt Prioritäten setzen.
Dezember 30th, 2019 at 17:23
@DasKleineTeilchen
“Natürliche” (einschließlich biologische) und gesellschaftlich begründete Umstände koexistieren und stehen sogar in einer Beziehung zueinander. Das dürfte ja wohl kaum jemand ernsthaft bestreiten, auch (oder viel mehr vor allem) nicht Linke. Zur Erinnerung.
Und “jaja” ist sowohl inhaltlich wie auch stilistisch ein wirklich großartiges nicht-Argument. Ich weis ja nicht woher Sie kommen, aber mir wurde mal beigebracht dass es sich dabei um ein Synonym zu LMA² handelt.
@flatter
Ihrer Aussage und Bedenken was die Setzung von Prioritäten angeht stimme ich Ihnen sogar zu. Nicht zustimmen kann ich Ihnen bei Ihren pauschalen Be- und Verurteilungen “der Linken” bzw. was Sie dafür halten oder was sich dafür ausgibt. Sie überpriorisieren die Rolle der Identitätspolitischen Linken, so wie diese es selbst und ihre rechten Gegenstücke es tun – wobei letztere (und das ist ein entscheidender Unterschied) mit einem völlig anderen Gesellschaftsideal.
Die Gleichsetzung der zugegeben in der Tat problematischen Ansätzen dieser identitätspolitischen linken mit Alt- oder Neunazis (“Konglomerat von Rassisten”) ist für den innerlinken Diskurs genau so schädlich. Und ja, ich weis das ist auch durchaus in die andere Richtung häufig der Fall. Generell geht mir diese ganze Selbstbeschäftigung -sektierung und -zerfleischung innerhalb der Linken gehörig auf den Senkel. Und schon mal vorbeugend: Gegenseitige Schuldzuweisungen darüber wer angefangen hat oder schlimmer ist helfen nicht weiter.
Und noch etwas zum Thema Doppelmoral über die Sie sich so gern empören: Sie wollen auf der einen Seite, dass man Ihnen keine Unterstellungen macht, unterstellen ihrerseits aber gleichzeitig am laufenden Band Dinge. Wie passt das zusammen?
Dezember 30th, 2019 at 18:09
Erstens: ich sehe keine Linke, nirgends. Mit dem, was sich so nennt, kann ich nicht arbeiten. Ausnahmen bestätigen diese Regel,
“Schuldzuweisungen” kenne ich nicht. So wie Moral lehne ich auch Schuld ab, sodass auch
“Doppelmoral” doppelter Unfug ist.
Ebenso sehr wie Unterstellungen liebe ich abstrakte Vorwürfe (“Selber”, “du doch auch” “dududu”). Ich habe niemandem etwas unterstellt. Es wäre doch sehr einfach, eine zu benennen, wäre da eine. Aber ich bin sicher, da ist keine.
Dezember 30th, 2019 at 19:16
@flatter
Tja, manchmal sieht man auch nur das (nicht) was man (nicht) sehen will.
Dafür, dass Sie Schuldzuweisungen “nicht kennen” und Moral “ablehnen” (=Amoralismus befürworten?) triefen Ihr “Versuch über die ‘Linke’” sowie folgende Kommentare in der Diskussion dazu nur so von Schuldzuweisung und moralischer Empörung.
Auch die Behauptung Sie haben niemanden etwas unterstellt ist in Hinblick auf ihre Beiträge nachweislich falsch. Wir können das auch gerne einzeln durchgehen (aber nicht mehr dieses Jahr). Möglicherweise verstehe ich Sie ja auch einfach nur völlig falsch.
Lieber wäre mir aber eine klare, konkrete, konstruktive Darlegung dessen wie Sie sich eine politische “Linke” vorstellen oder wünschen, zu der Sie gerne gehören würden.
Andernfalls reiht sich ihr Beitrag auf seine Art auch nur in die lange Liste destruktiver linker selbstzersetzung ein, der Sie ja partiell durchaus kritisch bis ablehnend gegenüberstehen.
Dezember 31st, 2019 at 01:05
Wie gehabt nicht ein einziger konkreter Hinweis auf eine Unterstellung oder “Schuldzuweisung”, ein Blabka von “nachweislich” ohne auch nur den Versuch eines Nachweises. Wir sind hier nicht bei Twitter. Das ist nicht mein Niveau.
Ich verzichte da oben auf ein Label “links”, kannst du wenigstens das zur Kenntnis nehmen? Was ich nicht sehe, kann ich auch nicht “zersetzen”. Ich halte diese Vorstellung von einer “Linken”, der ‘wir’ irgendwie alle angehören, für albern. “Wünschdirwas” ist nicht mein Planet. Wenn du dich nicht auf meine Perspektive einlässt, ist es unvermeidlich, dass du mich “völlig falsch verstehst”. Eher so gar nicht.
Dezember 31st, 2019 at 09:38
@Viktor: Ich sehe es wie flatter. Die Begriffe “links” und “emanzipatorisch” sind in meinem Kopf untrennbar miteinander verknüpft. Nicht links ist daher für mich jeder Versuch, den Leuten etwas “überzuhelfen”. Parteien und “der Staat” sind für mich daher definitiv keine Quellen linken Daseins.
Mir ist dabei völlig klar, dass ich ohne Erringen der Hegemonie noch 1000 Jahre warten muss, damit die Verhältnisse sich ändern. Das ist mir aber irgendwie scheißegal.
Wenn die Ideen einer anders gearteten Produktionsweise und deren Umsetzung nicht von denen bestimmt wird, die die Prozesse durchführen, dann – so lehrt (jedenfalls mich) die Geschichte – ist jede “von oben” verordnete “Revolution” nur kurzlebig und bringt den Menschen außer Leid rein gar nichts.
Die Partei, die Partei, die hat immer Recht ♫ kannste schon machen, aber dann wird’s halt Kacke, weil die “Stellung zu den Produktionsmitteln” sich so nicht verändert oder: Nach dem Enteignen kommt halt das Aneignen. Und da läuft dann ständig etwas falsch.
Warum? Weil auch “Linke” die meisten Menschen für zu blöd halten, ihre Reproduktion selbst zu organisieren.
Dezember 31st, 2019 at 12:25
@R@iner
Tut mir leid, aber es gibt Leute die es sich schlicht nicht leisten können 1000 Jahre zu warten damit die Verhältnisse sich ändern. Von der Hoffnung darauf kann man nicht leben. Im Gegenteil: Sie hat eher etwas Opiumhaft religiöses und steht einer positiven Entwicklung im Weg.
Nur weil “Die Partei, die Partei, die hat immer Recht ♫” dem in dieser Zeile postulierten Anspruch nicht gerecht wurde, bedeutet das im Umkehrschluss nicht automatisch “Die Partei, die Partei, die hat niemals Recht ♫”
Mir ist klar, dass der autoritäre Charakter von Regimen die sich auf linke Philosophen berufen haben Widersprüche erzeugt hat die entweder offiziell zur totalen Aufgabe dieser Ideale (Nordkorea) oder zum Zusammenbruch (UDSSR+Sateliten) geführt haben. Das heisst aber nicht dass man eine Partei, sei sie nun revolutionär oder reformistisch, nicht auch basisdemokratisch organisieren kann.
Und wenn diejenigen, welche die Produktionsprozesse durchführen auch die Produktionsweise bestimmen sollen, so müssen diese das auch wollen und können. Das entsteht aber nicht einfach so irgendwann aus dem Nichts heraus und steht zudem fundamental den Interesse der herrschenden Klasse entgegen die ihrerseits über ein Informationsmonopol verfügt, welches die Menschen zu willigen Drohnen erzieht, die nichts hinterfragen und brav für die Herren des Systems arbeiten. Und sobald es Kriselt schaffen es selbst tot geglaubte Feindbilder von anno dazumal wieder die arbeitenden gegeneinander auszuspielen anstatt eine von ihnen getragene Veränderungen auszulösen.
Angesichts des technischen Fortschritts bieten sich Möglichkeiten der Vernichtung und Kontrolle von Menschen die zu irreversiblen Schäden globalen Ausmaßes führen können.
Aus der Geschichte kann man auch was anderes Lernen:
Große Veränderungen (auch erfolgreiche und positive) kommen nicht von alleine wie von Geisterhand, sie werden von Menschen organisiert und durchgeführt und auch gegen Widerstände von anderen Menschen, und auch mit moralisch fragwürdigen Mitteln die im Widerspruch zu dem stehen was erreicht werden soll. Das lässt sich nicht vermeiden. Man sollte aber versuchen solche Widersprüche aus Theorie und Praxis, aus Idealvorstellung und Realität möglichst schnell zu überwinden, anstatt an ihnen festzuhalten (genau das ist ja im “Ostblock” geschehen)
Dezember 31st, 2019 at 13:48
Das ist eines der größten Probleme aller emanzipatorischen Ansätze, dass sie gegenüber den autoritären die Macht ablehnen, deren Mittel einen ungeheuren Vorteil im Kampf um den Einfluss aufs ‘Sein’ bieten. Während das auf der einen Seite eben der Widerspruch ist, kann die andere sich konsistent darstellen und obendrein dem Gegner jeden umvermeidlichen Widerspruch als moralische Verfehlung vorwerfen. Ein weiterer Grund, Moral in die Tonne zu treten.
Dezember 31st, 2019 at 14:58
Aus der Geschichte lernen, na, dann mal zu.
70 Jahre Sozialismus?
http://archiv.feynsinn.org/?p=14740#comment-53266
Demokratischer Zentralismus
http://feynsinn.org/?p=2628#comment-20789
Staatsozialismus
http://feynsinn.org/?p=3975#comment-29861
http://feynsinn.org/?p=3975#comment-29913
Ein Ansatz
https://marx-forum.de/sozialismus/Bochum.pdf
Bis nächstes Jahr!
Dezember 31st, 2019 at 14:59
@llen einen guten Rutsch ins Neue Jahr!
Dezember 31st, 2019 at 15:13
Was Wat. sagt – dito (& cheers)!
Dezember 31st, 2019 at 15:35
Ich schließe mich ebenfalls an und äußere den vermessenen Wunsch, dass das nächste besser werden möge…
Januar 2nd, 2020 at 19:53
Was Wat. sagt – dito (& cheers)!
Januar 2nd, 2020 at 19:55
@victor: ich bin jezz ma so vermessen; kannste dir wenigstens dat duzen hier in diesen tiefen zulegen, genosse? nicht daß dich das automatisch empathischer macht, aber die geste wär gegenüber uns vollproleten schon n anfang…
Januar 3rd, 2020 at 02:40
@DasKleineTeilchen
Steht zwar nicht in den Nutzungsbedingungen, aber kann ich gerne machen. Auch wenn ich so den leisen verdacht habe, dass es sich bei den hier verkehrenden weniger um Vollproleten als vielmehr um Vertreter des (zu mindestens Bildungs-) bürgertums handelt. Aber die duzen sich ja heutzutage auch vermehrt, sei es um ihre progressivität zur Schau zur stellen oder um die Illusion einer egalitären Gesellschaft zu pflegen. Ich habe diese Seite übrigens bei einer akademischen Lehrperson an einer Uni kennen gelernt, bei meinem Versuch von meiner bisher tatsächlich proletarischen Laufbahn abzuheben. Ich habe allerdings schnell festgestellt, dass an der Uni auch viel Proletariat ausgebildet wird. Oder warum soll mein erster akademischer Abschluss “Bachelor” heißen, wo ich doch schon einen Gesellenbrief habe. Und wenn ich dran denke, dass danach der “Meister” kommt, dann hätte ich mir das Abi ja echt sparen können… Nun ja, ich schweife ab.
Doch wo ich schon mal von meinen Uni-Eindrücken berichte kann ich auch wieder auf das eigentliche Thema hier zurückkommen: Die übertriebenen Horrorvisionen von Sprachverboten, und Nazi-ähnlichem Terror durch sich als “links” bezeichnende, allmächtige und insbesondere in den Humanwissenschaften vertretene ganz und gar unwissenschaftlich arbeitende, totalitäre Dogmatiker kann ich so nicht bestätigen. Dafür eine Menge netter und offener Menschen von denen ein paar vielleicht ein klein wenig in Elfenbeintürmchen aufgewachsen sind, aber auch eine solide Anzahl junger Leute die ich als angehendes akademisch ausgebildetes Proletariat bezeichnen würde, ganz ähnlich dem was ich aus der Lehre kenne. Antideutsche (“Bomber Harris”) habe ich dort noch keine kennen gelernt und über Themen wie “toxische Männlichkeit” “Manspreading”, “Mansplaning” wird zwar diskutiert, und womöglich auch etwas zu viel, aber es wird nicht zur Herabwürdigung anderer oder für Hexenjagden verwendet. Diese Darstellung der Realität kenne ich bisher nur von sehr konservativen und extrem rechts eingestellten Leuten, die sich einer “linken Meinungsdiktatur” ausgesetzt sehen, sobald man sich an der Verwendung von Begriffen wie “Neger” stört.
Januar 3rd, 2020 at 10:46
Ein gar nicht mal so ganz dummer Beitrag von diesem Varoufakis, auch wenn nicht nur der Titel erstmal nur einen ‘anderen’ Kapitalismus suggeriert. Ich weiss nicht recht, ob das ein Anfang sein könnte…
Januar 3rd, 2020 at 11:48
Es gibt keine rechtsradikalen Handwerker. Weder mein Bäcker noch mein Metzger ist rechtsradikal.
Januar 4th, 2020 at 12:22
Aus einer Pohrt-Rezension: “Ausgesprochen interessant für die Jetztzeit sind jene Passagen, in denen Pohrt den Zerfall der politischen Bewegung der 60er und 70er Jahre, verbunden mit dem Aufkommen der Alternativen beschreibt und kritisiert. Es lassen sich Mechanismen erkennen, die nicht nur in den kleineren oder größeren Politzirkeln jener Zeit zum Absterben der Widerständigkeit führten, sondern auch noch den heutigen Jargon der Diskriminierungssensibilität prägen – wobei die tatsächlichen Scheußlichkeiten und Ungerechtigkeiten der Gesellschaftsordnung unberührt geblieben sind. »Ausdruck dieses Mechanismus«, schreibt Pohrt in »Nutzlose Welt«, »ist auf Gruppentreffen der fürsorgliche Ton, die ausbeuterische Anteilnahme, wenn, weil keinem was Vernünftiges einfällt, schließlich dazu aufgefordert wird, reihum einmal mit eigenen Problemen herauszurücken.«
»Weil solche Kameraderie die Menschen nicht bestätigt, wo sie sich wehren, sondern wo sie wehrlos leiden – nichts wollen, nichts wissen, nichts können und nichts tun –, herrscht grenzenlose Bereitschaft zu menschlichem Verständnis, und schon daran zu kratzen ist tabu. Milde Rücksichtnahme produziert eine Atmosphäre wie im Altersheim. In solchermaßen wattiertem Verkehr kann sich kein Widerstand entwickeln, wird doch auch niemand wirklich ernst genommen.« Bekanntlich hat sich der wattierte Verkehr inzwischen zum Idealbild des Linksbürgertums entwickelt, ohne einen Blick auf die gänzlich unwattierte Grundlage der eigenen gesellschaftlichen Existenz zu werfen. Jeder soll sich aussprechen dürfen, nur folgen soll daraus nichts mehr. Vom eigenen Denkvermögen einen besseren Gebrauch zu machen, dürfte auch einer Politik zuträglich sein, die eine Emanzipation vom Diktat des Tauschwerts anstrebt.”
Januar 29th, 2020 at 06:48
[...] Verklebung Flatter von Feynsinn bringt es auf den Punkt, wenn er sagt, dass die Abwertung eines Menschen aufgrund der Hautfarbe [...]