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Juli 2016


 
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Es kommt mal wieder nicht so darauf an, also stelle ich mir hier mal einzwo Fettnäpfchen hin und hüpfe vergnügt hinein. Ich habe eben über gewisse Problemchen im Umgang miteinander gesprochen, unter besonderer Berücksichtigung geschlechtstypischen Verhaltens. Schade, dass hier keine Genderisten mitlesen, die würde ich sonst prophylaktisch ohne Essen ins Bett schicken. Das Ganze verquirle ich dann noch mit Ursachen von Terror und Amok, sofern sie nicht kriegsbedingt, sondern ein Syndrom verwöhnter Zivilisten sind, und das geht so:

Es muss furchtbar anstrengend sein, Mädchen unter Mädchen zu sein, wobei die Verweiblichung von Kindheit und Jugend obendrein voranschreitet. Du musst ständig aufpassen, was du sagst, wie du aussiehst, wie du dich bewegst und mit wem du umgehst. Ständig. Sobald etwas an dir zu einer negativen Wertung führen kann, wird es das auch. Hinter deinem Rücken werden sich Fronten bilden, du wirst zwischen diese Fronten geraten, oft ohne es zu wissen, und sobald du dort stehst, wird dich jemand anschießen. Dies ist das Signal für eine Phalanx von Weibern, dich feixend als Pfosten des Tages stehen zu lassen. Morgen ist dann die Nächste dran, und wenn du nicht Nerven aus Stahl hast, feixt du dann mit.

Der ehrliche Schlag in die Fresse

Die Jungswelt sieht hingegen so aus: Jemand geht dir auf den Sack. Wenn du nett bist, ignorierst du es. Er geht dir nochmal auf den Sack. Du tolerierst es vielleicht, gibst ihm aber zu verstehen, dass er das mit anderen machen soll. Beim dritten Mal spätestens wird entschieden, ob er das lassen kann oder man sich auf die Fresse haut. Okay, das macht man dann ab und zu. Wenn das durch ist und wir uns nicht unter echtem Abschaum befinden, tritt niemand auf den am Boden, und am Ende saufen die Hähne einen auf die klare Entscheidung.

Die Gesellschaft der Poser, Trickser und Intriganten hat das Sozialverhalten auf schlimmste Weise verweibert. Der offene Kampf ist verpönt, belohnt werden hingegen der verdeckte Krieg, der plumpe Anschein, die Fassade, das Mobbing. Als “Transparenz” gilt hier schon, wenn man nach vollzogener Strafe erfährt, welchen Vergehens man verdächtig war. Direkte Aggression hingegen, spontane offene Aktion, gilt als Gewalt. Selbst wer nicht auf hypothetisch mögliche Unsichtbare und ihre in Jahren der Maulwurfsarbeit erschlichene ‘Rechte’ vorab Rücksicht nimmt, ist ein brutaler Dominator. Triggerwarnung!

Gewalt wird in einem Maße aufgeschoben, angestaut, tabuisiert und in absurde Reglements sublimiert, dass es einfacher ist einen Atomkrieg zu entfachen als sich gegenseitig einer ehrlichen Antipathie zu versichern. Gewalt gibt es entweder als Verwaltungsakt oder als total enthemmte psychische Explosion. Es wird so lange Druck aufgebaut, bis einfache Kneipenschläger mit Anpassungsproblemen zu mordenden Bestien werden. Die Zivilisation hat den Bogen überspannt und ihr archaisches Erbe aufgeladen anstatt es zu zähmen. In der der denkbar übelsten Kombination hat sie männliche Brutalität und weibische Grausamkeit zu Terror und Amok kultiviert.

 
tt

Al Kaida muss sich neu erfinden. Selbst Al Nusra, der sympathische Terrorableger, der klingt wie ein Schokoriegel, wendet sich von ihr ab. Es wird nicht lange dauern, da gehen Osama selig die rechten Hände aus, und die nächste Krise des Journalismus ist fällig. Wird sie dann auch den Dax runterziehen?

Ich sehe das mit großer Sorge, obwohl andererseits im Zeitalter digitalen Islamismus’ auch Chancen zu sehen sind. Könnten doch auch gemäßigte Cyberrebellen vom IS lernen und mit modernstem Design den Milizenmarkt von unten aufrollen. „Chice Fahne, heiße Schlitten können nicht nur die Schiitten“, diesen Slogan haben Schulz and Foes für die nächste Saison ausgegeben. Ob Taliban, Jihadist oder ideologisch flexibler Freischärler, sexy soll es zugehen.

Terror 11.0

Die ganze Welt von Rebellion bis Terror jetzt auch im Look der großen Modehäuser! Schrapnel No.5, ein erster Versuch, Fashion und Beauty im Land der blutrot aufgehenden Sonne zu etablieren, wurde noch als westlich dekadent abgelehnt, aber sie bleiben dran, die Kreativen Bellizisten. AnaÏS AnaÏS wurde zum ersten großen Erfolg eines Duftstoffes, der sich bei der einfachen Offensive ebenso bewährte wie bei der Belagerung oder als ganz besondere Note bei der öffentlichen Hinrichtung. Neueste Trends hier: Der Dripping Blood Massacre Eyeliner von Schwanzkopf und die Deep Darknet Blue Tönung von A Lap on Fire.

Terrorexperten der westlichen Wertegemeinschaft sind ebenso begeistert wie viele Vertreter der demokratischen und rechtsstaatlichen Allianz, die nicht nur eine Hoffnung für dauerhaften Frieden in der Region in dieser neuen Friedensmission sehen, sondern auch einen potenten Absatzmarkt. Bundesaußenstürmer Steinmeier zeigte sich allerdings besorgt und stimmte dem in einer kämpferischen Rede nur mit großen Bauchschmerzen zu. „Wenn wir die Zukunft von Frisuren und Makeup abhängig machen, sehe ich Probleme auf uns zukommen. Es muss klar sein, dass die unverbrüchliche Freundschaft zu unseren transatlantischen Partnern auch dann bestand hat, wenn die Frisur einmal nicht sitzt“, rief er vor mehr als dreizehn begeisterten Sozialdemokraten aus.

Nach Medienberichten ließ Vladimir Putin in einem Akt unfassbarer Aggression ein volles Wodkaglas zurückgehen, als er von der neuen Strategie des gehassten Gegners erfuhr. Gut informierte Kreise lassen die Vermutung zu, dass sich der russische Autokrat weiter radikalisieren will. Er soll sich laut Agenturberichten ein von Hackern verschlüsseltes Internet beschafft haben. Warum Putin so wurde, wie Sie bald ihr eigener Chef werden und wo Sie die günstigsten Angebote finden, lesen Sie jetzt auf biento.

 
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Okay, das ist schon so etwas wie das Ceterum Censeo der Dilettanten, von denen ihr uns regieren lasst: Wir brauchen mehr Überwachung aller Bürger, da die Täter alle aktenkundig waren. Wir brauchen mehr Aktenkunde, denn nur so lässt sich nie wieder ein Anschlag verhindern. Wir brauchen außerdem härrtere Strrafen, denn Selbstmordattentäter und Selbstmord-Amokläufer haben furchtbare Angst vor diesen Strafen. Wir müssen den Terror dort bestrafen, wo er keimt, nämlich im Nahen Osten, wo endlich der Sieg errungen werden muss. Mehr Militär, mehr Waffen, mehr Krieg.

Wir müssen mehr verbieten, brauchen schärfere Gesetze, denn wer sich illegal eine Waffe besorgt hat, dem muss das verboten werden. Wir müssen Messer verbieten, Äxte, Sägen, Rucksäcke, Feuerzeuge, Benzin, Nägel, Schrauben, Nagellackentferner, ach was Nagellack, selbstverständlich Radikalisierung, mithin Schriften, Videos, Texte, Internet. Sowieso Ausländer raus. So viel wie immer und vorab.

Kommen wir nunmehr zu Fragen, die nicht diskutiert werden, weil sie nicht ins religiöse Weltbild der Feindrechtler und ihrer verblödeten Presseheinis passt:
Warum sprengt sich ein junger Mann in die Luft, erschießt sich ein anderer, lässt sich der nächste erschießen? Was führt dazu, das ist exakt die richtige Frage, “dass ein Amoklauf wie eine valide Handlungsoption aussieht“?.

Optionen

Ich überspringe einmal die Option, Menschen einfach nicht mehr zu bombardieren, womit ein Großteil des Jobs getan wäre. Für die Zukunft ist das der heiße Tip, für den es sogar überwältigende Mehrheiten gibt. Da wir uns aber bereits in die Bredrouille gemordet haben, sind die Entwurzelten und Traumatisierten eben hier. Wie wäre es da mit … Integration? Auch hier wieder ein Sprung, denn man hätte das alles kommen sehen und sich vorbereiten können. Stattdessen kam das Merkel und meinte, mal eben eine Gesellschaft einladen zu müssen, für die es weder Tische noch Stühle gab.

Kurz noch eine Parallele: Dieselbe Politik, die sich einen Dung für Menschen interessiert, dafür um so mehr für die geostrategischen Interessen der westlichen Geldwertegemeinschaft, hat es als opportun betrachtet, sich auf Erdogan einzulassen. Prima, jetzt paktieren wir also mit einem eiskalten Diktator. Das ist nicht nur für sich ein Schlag ins Gesicht, es steht auch in Verbindung mit der schon traditionellen deutschen Blödheit, sich Fremde ins Land zu holen und dafür zu sorgen, dass sie fremd bleiben.

Wir haben allein fast 3 Millionen Menschen hier, die Wurzeln in der Türkei haben. Wir haben sie hierher geholt, um die Löhne schön knapp zu halten und Drecksarbeit zu machen; dafür haben wir sie in Ghettos leben lassen. Sie haben sich dennoch sehr weitgehend integriert. Sie, nicht wir, obwohl es ein Prozess auf Gegenseitigkeit sein sollte. Was wissen wir nun von ihnen? Wie steht es um den Kontakt des Establishments zu diesem Teil der Bevölkerung? Oh! Jetzt liegt es in der Luft, dass ein Teil von denen auf einen anderen losgeht. Wissen wir nicht, denn wir kennen sie nicht und wir wissen nichts von ihnen.

Sowas von sowas

Und weil sich eben keiner, der sich in die Marmorhallen tragen lässt, sei es als Erbe oder als Funktionär und Lobbydiener, Gedanken um Menschen und deren Probleme macht, kennen sie nur ihr Business und das, was es gefährdet. So sagen sie es auch: Das sind Gefährder, Gefahren, Kriminelle. Denen kommt man eben mit Härte, Gewalt und Verboten. Heute lockt man sie her, morgen will man sie schon wieder abschieben.

Das alles schließt an den ebenfalls schon traditionell eifersüchtigen und unsolidarischen Umgang an, auf den die Menschen regelrecht gedrillt werden. Man ist etwas Besseres, immer, und dazu muss jemand schlechter sein; durchgefallen, ausgeschlossen, besiegt, abgewertet. Womit sich der Kreis schließt: Wer sich immer und immer wieder als Verlierer erlebt in einer Gesellschaft, die nur die Siegerpose erlaubt, wer sich permanent bewerben muss und dessen Hochglanzbroschüre ihn immer noch zu schlecht aussehen lässt, was hat der für Optionen?

Die Reaktionen der so dressierten Nationalbürger sind in diesem Zusammenhang verständlich. Sie erwehren sich der fremden Gefahr. Sie sorgen dafür, dass ihr Teil vom Kuchen namens “Neid” nicht den Anderen zufällt. Sie tun etwas, wo jene, die ihnen das eingeimpft haben, nur schwätzen, und sie haben erfolgreich verinnerlicht, dass erst das Ego kommt und dann der Mensch. Blöd nur, dass die Lage damit außer Kontrolle geraten ist, nicht mehr beherrschbar. Selbst das Prinzip Divide-et-impera trägt nicht mehr. Es bleibt das nackte “Divide” mit seinen wenig überraschenden Folgen.

 
udowahrAlles muss man selber machen. Alles. Es ist nicht nur heiß, schwül oder beides, mein Leben scheiße und die Handkreissäge, die mir leihweise zuflog, ein 7,5-Kilo-Monster (Danke, P., damit kann man sicher super ein paar Bretter und Latten mal eben kürzen. Wenn man sich vorher eine verfickte Werkbank baut!), ich muss jetzt auch noch eine Eloge schreiben. Warum? Weil dieser Stony nicht mehr als das hier anzubieten hat:

Genau genommen bin ich schon damit überfordert auf den Punkt zu bringen, warum es mir ‘gefällt’.

Sind wir hier beim Mädchenabend oder was? Schatz, aber es ist soo süüß! (Nein, ich bin nicht frauenfeindlich, ich bin Sexist aus Erfahrung. Sexismus ist übrigens eine Wissenschaft, nicht so ein Punktesystem für Gemoppel wie diese Gender-Astrologie.) Wo waren wir eigentlich? Soll das vielleicht ein Zusammenhang sein? Nein; vielleicht lest ihr bitte mal sinnentnehmend, es ist eine Eloge.

Warum, warum …

Ich muss mir also nicht nur aus den Fingern leiern, warum mein jüngstes Opfer preiswürdig ist, es also verdient hat, wenn der eine oder andere Troll demnächst auch ein Ründchen bei ihm freidreht und er von der Vereinigung der Blogwarte in die Querfront berufen wird. Ich muss mir alles selbst einfallen lassen, weil derjenige, der den Preisträger vorgestellt hat (wobei der wie immer eh schon feststand), nix dazu beiträgt. Ich sag mal so: Es wird schwierig, auf den Punkt zu bringen, warum es mir ‘gefällt’.

Na klar, er hat Stil. Schreibe. Findet man nicht so oft hier draußen, eher … ach sucht doch selbst! Dann diese, soll man es “Themenauswahl” nennen? Ich meine, wenn man hier liest, weiß man im Februar ja schon, was im April kommt, ööde! Bei ihm komme ich nicht ganz dahinter. Mag ich. Poliddisch ist er auch, aber anders. Nicht so wie die üblichen Verdächtigen, von denen einer nach dem anderen aus dem Geschwader ausschert und vor den Atlantikwall klatscht oder sonstwie verblödet.

Fokussierter, aber immer knapp daneben fokussiert. Früher nannte man das auch “essayistisch”, nur war das dann immer so geschwätzig, wo er dich damit stehen lässt, dich zu fragen, was jetzt genau? Hat er vielleicht von diesem Brecht; was sind wir kultiviert! Und dann noch für den Rest Blicke aufs Leben, die einen ähnlichen Effekt hinterlassen. Wundern statt nicken, das schont die HWS. Was einzig stört, ist dass es mal wider Berlin ist, Berlin sucks. Schreibt doch mal was aus Bielefeld oder Dingolfing!

So ähnlich halt. Mehr geht heute nicht. Ist aber vielleicht besser als ihm in die Fresse zu rotzen. Wer’s wirklich besser kann oder wenigstens motivierter ist, wohlan! Sag’s ihm, aber sei lustig, beim Oliver ist nämlich Radikale Heiterkeit angesagt.

 

Mit großer Sorge

auf bento

demokratisch und rechtsstaatlich

gemäßigte Rebellen

transatlantische Partnerschaft

Verschwörungstheorie

unverbrüchliche Freundschaft

Putin [Prädikat, Objekt] …

(Immobilien-, Kredit-, Staatsschulden-, Banken-, Euro-) Krise

Die [Zahl, Superlativ Plural] …

Big Data

Verantwortung übernehmen

Anti Doping Agentur

Präsidialsystem

Bedrohung von Links

im Zeitalter digitaler …

Hilfskredite

[Substantiv] X.0

ein fremdenfeindlicher Hintergrund konnte nicht ermittelt werden

(Terror-)Experte

Sparpaket

Pokemon

Antiterrorgesetze

westliche Wertegemeinschaft

meistgesuchte Terrorist / rechte Hand

… hat sich zu [...] bekannt

Menschenrechtsfrage angesprochen

nach Medienberichten

endlich verständlich

gerechte Löhne

mit großen Kopf- / Bauchschmerzen

hate speech / Morddrohungen aus dem Internet

Gender Studies

Cyber-

#[irgendein Blabla]

(im Internet, selbst) radikalisiert

sich neu erfinden

… to be continued

 
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Ich habe immer wieder betont, dass es nicht zielführend ist, bei jeder Gelegenheit von “Faschismus” oder “Wirtschaftsfaschismus” zu reden, wenn Kollegen sich aufregten. Inzwischen kann ich mich schon beinahe selbst nicht mehr hören, aber wie soll man es denn bezeichnen, wenn in einem Land jeden Tag drei Terroranschläge gegen bestimmte Bevölkerungsgruppen stattfinden und das bestenfalls von der Öffentlichkeit ignoriert wird? Es ist derweil bekannt, dass Staatsangestellte dabei aktive Hilfe leisten und die rechtsextremen Strukturen erst aufgebaut haben, aus denen sich die eifrigsten Täter rekrutieren.

Zur Mordlust gesellt sich derweil die Schaulust, und wenn man schon zuschaut, kann man auch mitsingen. Deutschland den Deutschen, Ausländer raus! Der ‘rechte Rand’ weiß sich – zumindest regional – gut integriert in die Mitte der Gesellschaft. Faschismus? Ach, das ist doch nur ein Aspekt. Die Mehrheit ist doch gar nicht so.

Die demokratische Mitte

Das dachten die Türken vielleicht auch bis letzte Woche. Die Mehrheit der Demokraten aller Länder hatte es recht eilig, den mit Mehrheit demokratisch gewählten Präsidenten zu unterstützen. Der räumt jetzt auf, hat binnen Stunden die Richterschaft und Staatsanwälte gesäubert, jetzt ist der Rest dran: Militär, Verwaltung, Hochschulen. Die “Akademiker”, so schreibt ein Medium vom anderen ab, dürfen ihr Land nicht mehr verlassen. So wie ich das verstehe, geht es um die Mitarbeiter der Hochschulen, nicht um Akademiker allgemein*, aber sei’s drum. Die Türkei ist eine Diktatur, Punkt.

Wo sind die Konsequenzen? Der Abzug der Bundeswehr und anderer NATO-Verbände? Der Rausschmiss aus der NATO? Diplomatische Isolation? Wirtschaftssanktionen? Die Tagung des UN-Sicherheitsrats? Wenn nicht jetzt, wann dann? Die Verlogenheit der politischen Kaste und ihrer Begleitmusiker ist tatsächlich unerträglich. Aktuelle Beispiele aus dem Alltag: Ein Schwätzer wie Trump, der lügt, wenn er ausatmet, meine Bundestagsabgeordnete, die gleich ihre ganze Biographie erlogen hat, wen wundert’s?

Widerstand!

Es gibt da Prioritäten, die gehen uns nichts an. Wir können wählen, wen wir wollen oder auch nicht; es geht nur um Macht, Geld, Pöstchen. Das ist nicht neu, völlig richtig. Es nimmt nur inzwischen wieder Formen an, die wir vor zwanzig Jahren noch für unmöglich gehalten hätten. Menschen werden entrechtet, gefoltert, verschleppt, ermordet. Nicht von denen, die wir Terroristen nennen, sondern von unseren Herrschern, ihren Partnern und einem braunen Mob mithilfe unserer Nachbarn. Das ist schon in Ordnung so. Das ist Demokratie. Das haben wir frei gewählt.

Aber ist gibt ja Widerstand: Einige gehen auf die Straße, weil sie nicht einsehen, dass sie belogen und betrogen werden. Sie zweifeln an einer “Demokratie”, in der es keine Werte mehr gibt und in der die Gewählten grundsätzlich etwas anderes tun als sie zuvor versprochen haben. Sie zweifeln auch an Medien, in denen überführte Lügen dennoch weiter verbreitet werden. Diese ‘Widerständler’ sind dieselben, die applaudieren, wenn fremde Menschen im Schlaf angezündet werden.
Ich will hier weg.

*Update: Da lag ich wohl richtig. Inzwischen heißt es: “Der türkische Hochschulrat hat nun allen Universitätslehrkräften und Wissenschaftlern Dienstreisen ins Ausland verboten.” Es seien 15000 Mitarbeiter und 1600 Dekane und Rektoren entlassen worden. Vermeintliche Erdogan-Gagner werden auch im Ausland verfolgt. [via] Eine totale Säuberung ist im Gange, aber vermutlich im Rahmen von Demokratie und Rechtsstaat . In den Lagern, die bald gebaut werden, wird es auch vegane Küche geben, und das Gas ist biologisch abbaubar.

 
la

An Tagen, an denen es für die beginnende Altersweisheit zu heiß ist, beschleicht mich regelmäßig die Verzweiflung. “Gamification” ist so ein Phänomen, das löst in mir die ganze Batterie der Wünsche aus. Ich wünsche ihnen, dass sie für den Rest der Ewigkeit auf Wesen ihrer eigenen Intelligenz angewiesen sein werden. Nein, schlimmer: Ich wünsche ihnen, dass sie in einer Welt leben müssen, in der alle so beschränkt sind wie sie selber und in der es auch nichts gibt, dass jemand mit einem höheren Grad an Orientierung geschaffen hat. Sie sollen in einer exklusiven Gesellschaft von Idioten leben, in der ihnen niemand mehr den Arsch abwischt.

Was hilft’s, wir müssen das analysieren. Es lassen sich also Massen von Smartfonnutzern dazu abrichten, virtuellen Tierchen hinterher zu rennen, was zu entsprechenden Ansammlungen führt. Du kannst ihnen sagen, dass ein übermächtiger Staat alles über sie weiß, ihre Kommunikation speichert und zensuriert, dass ein paar Kilometer weiter das nackte Elend herrscht und langsam auf sie zu kriecht, das interessiert sie einen Dung. Aber wenn in ihrem verfickten Streichelbrett ein mies gezeichnetes Comictier sich anschickt zu erscheinen, rennen sie meilenweit dafür, massenhaft und wie die Lemminge. Ach ja, zu gewinnen gibt es auch was. FACE. PALM!

Dingsbums befiehl …

Okay, das war noch nicht die Analyse. Was sind das für Menschen, was zeichnet sie aus? Am Ende dasselbe wie die Zyniker, die sie umher laufen lassen: Sie hinterfragen nicht für einen Cent den Sinn ihres Handelns und ebenso wenig die Konsequenzen. Sie sind, da hat Fefe völlig Recht mit seinem Vergleich, Befehlsempfänger, die sich von einer Maschine vorgeben lassen, was sie tun sollen und glauben, das sei gut für sie. Ich will gar nicht hören, welche irren Ausreden aus solchem Gewürm kommen, wenn man sie darauf aufmerksam macht.

Er hat “Gewürm” gesagt, wie die Nazis! Ja, was soll ich denn machen, wenn Vertreter einer Spezies mit dem Potential zu Verstand und Vernunft sich benehmen wie Amöben? Wir streiten uns, so wir politisch, sozial, oder geisteswissenschaftlich denken, um Konzepte von Vernunft, Individualität und Freiheit, und eine Masse von Sprallos bittet ersichtlich darum, von irgendwem oder irgendwas möglichst sinnfreie Befehle zu erhalten, ohne eine Sekunde über die Folgen nachzudenken. Was Gamification repräsentiert, ist dabei dasselbe, was in der großen Masse zumindest schlummert: die Sucht nach starken Männern, das anbeten von Autorität, die dümmlichen Vereinfachungen, Stereotypen, Vorurteile, die allesamt nur der Flucht dienen – vor den Mühen, sich als Individuum in der Welt zu orientieren.

Endgegner Auschwitz

Die Katastrophe besteht nun darin, dass auf dieser Individualität und deren blöde wiederholten Behauptung das ganze Konzept von Demokratie und bürgericher Gesellschaft fußt. Die Lebenslüge der kapitalistischen Gesellschaft und ihrer Freiheit findet inzwischen Ausdrucksformen wie Hammerschläge in die Fresse. Kann das dann vielleicht auch mal jemand zur Kenntnis nehmen? Erinnert sich wer:

Die einzig wahrhafte Kraft gegen das Prinzip von Auschwitz wäre Autonomie, wenn ich den Kantischen Ausdruck verwenden darf; die Kraft zur Reflexion, zur Selbstbestimmung, zum Nicht-Mitmachen“ ?

Gibt es vielleicht einen Zusammenhang zwischen dem Wildbrand politischer Brutalität, der entsetzlichen Dummheit unkritischer Konsumenten und dem völligen Versagen bürgerlicher Bildung? Ich rede hier nicht von romantischen Vorstellungen von Menschwerdung, sondern von einer weiteren Form, in der der Kapitalismus sich selbst in seinen Grundfesten zersetzt. Die übelsten vorzeitlichen Tyranneien konnten die Freiheit nicht annähernd so gründlich zerstören.

 
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Bilduelle: Wikimedia Commons / Colin Smith

Ich wollte dieser Tage ohnehin schon einen weiteren Abgesang anstimmen, hielt mich aber zurück. Heute hat Erdogan seinen Marsch in die Diktatur einen großen Schritt vorangebracht, jener Partner in unverbrüchlicher Freundschaft zu den USA und dem gemeinsamen Militär, der demokratisch gewählte. Demokratisch gewählt wie Kaczynski, Orbán, Poroschenko. “Demokratisch” reimt sich immer häufiger auf faschistisch.

Innenminister Friedrich, er ist wahrlich nicht der Einzige, war aber quasi der oberste Rechtshüter, hat seine faschistische Gesinnung eisklar auf den Punkt gebracht, als er vom “Supergrundrecht Sicherheit” sprach. Exakt dies ist der Weg, den Diktatur und Faschismus immer genommen haben. “Sicherheit”, nichts anderes als ein Synonym für Militär und bewaffnete Schwadronen, wird über alle anderen Rechte gestellt. In den ‘westlichen Demokratien’ gab es dafür breite Zustimmung,

Ewiger vs. Heiliger Krieg

Es wird ein unverhohlen als “ewig” deklarierter Krieg gegen einen angeblichen Terror geführt. Einige zig Tote in Europa durch Anschläge, für die Menschen verantwortlich gemacht werden, deren Angehörige, Bekannte, Landsleute von europäischen Armeen und ihrem Großen Bruder zu Millionen abgeschlachtet werden. Den ursächlichen Krieg, wie immer geboren aus Lügen, wollte und will niemand in den Völkern, deren Kriegstreiber “demokratisch” legitimiert sind. Was ist das aber für eine Demokratie, in der die überwältigende Mehrheit ihre Machthaber nicht einmal vom Kriegführen abhalten kann?

Die militanten Extremisten in den Regierungsämtern überwachen ihr Volk nicht nur, sie wollen es auch aktiv disziplinieren und auf den Rahmen einer gültigen Gesamtmeinung festlegen. Der aktuelle Justizminister macht ganz offen Gebrauch von der Gesinnungsknute:
Das entschlossene Vorgehen der Ermittlungsbehörden sollte jedem zu denken geben, bevor er bei Facebook in die Tasten haut“, sagte er, nachdem ohne Rechtsgrundlage vornehmlich geschlossene Kommunikation vermeintlicher Extremisten zu Haussuchungen geführt hat. Eine Maßnahme, die alle einschüchtern soll, die ihre abweichende Meinung deutlich ausdrücken.

Von vornherein war mir klar, dass es unerheblich ist, dass sich da kleine Naziköppe polternd ihre Parolen um die Ohren gehauen haben. Es ist ihr Recht, das zu tun, und wenn wir es ihnen nehmen, verurteilen wir uns selbst. Wer’s noch brauchte, bekam prompt einen Geschmack davon, wie Meinung unverzüglich auch auf der anderen Seite unterdrückt wird, so es die Linke betrifft – mit freundlicher Unterstützung der US-Schnüffler.

Wie war das damals

Wie konnte das nur passieren damals®? Täglich hört man hier das leise Klicken, wenn ein Mechanismus in den anderen greift, das leise Schnurren, wenn gut geölte Zahnräder langsam anrollen. Freundschaft zu Erdogan, Freundschaft zu Bush, Obama und zur Not auch Trump, Seit’ an Seit’ mit dem radikal islamistischen Saudi-Arabien gegen den Terror®. Im Nachbarland herrscht jahrelang Ausnahmezustand, wider jeden Sinn, gegen ‘Terror’ polizeibekannter Krimineller, unter einem “Sozialisten” mit Friseur für 10000 Euro. Der schickt jetzt mehr Bomber in den Orient, für den Frieden.

Überwachung, Bankenrettung, Austerität, Gängelung, noch ein Krieg. Wir sind dagegen, aber wie immer dabei, und am Ende ist irgendwie Putin schuld. Das nennen sie “Demokratie”. Das ist nicht meine Logik, das ist nicht meine Sprache, das ist nicht meine Welt. Aber ich bin auch nicht gefragt. Gefragt ist die am besten verblödete Hälfte, die sich im Interesse des mächtigsten Zehntausendstels von den Noskes das täglich kleinere Übel®eintrichtern lässt. Zur Not zündet man halt einen Reichstag an.
Hoffentlich geht die Bundesliga bald wieder los!

 
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Die Nebenstelle des Verfassungsschutzes AfD spaltet und spaltet sich. Nachdem die Herrenreiter Henkel und Co. den Steigbügel für die Storchs und Petrys erfolgreich gehalten hatten, kommen allmählich die Pegidisten und kurzhaarigen Sakkoträger zum Zuge. Wie schon bei der NPD, werden die nicht lange das Reichszepter halten und alsbald die Jungs mit den hohen Lackschuhen und dem blanken Oberstübchen “die Fahne hoch” halten.

Auch hier dürfen wir bald wieder Wetten abschließen, wer das Rennen macht: Der Neonazi-Flügel vielleicht (Ja ja, der lustige Vogel, der nur einen Flügel hat und immer im Uhrzeigersinn flattert)? Es ist auch wirklich nicht leicht, die Rechtsaußen der Rechtsaußen passend zu betiteln. Hatten wir aber schon, geht prima: “Rechte Rechte” oder einfach “Hitleristen” sind bewährte Kategorien. Dass ein -ismus gemeinhin auf eine Theorie verweist, ist so weit in Ordnung, die “Theorie” dieser Charge bescheidet sich in Attitüde, Uniform und Stechschritt, und ein Buch kennen sie auch. Wie viele der ABC-Schützen von der Standspur der Reichsautobahn mögen wohl “Mein Kampf” als Kopfkissen benutzen?

Ich hatt’ einen …

Man könnte den Verfassungsschutz fragen, der reichlich vertreten sein dürfte im Bund der Kameraden. Fragt sich erstens, wie laut sie das Horst-Wessel-Lied mitsingen. Sind sie bei den “Hitleristen” oder geben sie den Schäubleschen “geläuterten Patrioten” und Gelegenheitsantisemiten? Gibt es dazu Seminare, auf denen sie lernen, die Hacken zünftig zusammen zu knallen, ohne dabei den Boden der freiheitlich-demokratischen Grundordnung zu verlassen? Und was machen sie zweitens, wenn die AfD auseinander bricht? Wieder die NPD pushen? Oder doch weiter die Filiale? Müssen sich die in Stadt und Land bekannten Geheimagenten dann für eine Seite entscheiden, die einen noch lauter singen und die anderen ihre Reichskriegsflagge umsiedeln?

Wir gedenken bei der Gelegenheit der Kameraden aus FAP, EAP, DVU, REP, Statt- und Schillpartei, die je zu ihrer Zeit für die braune Füllung der hohlen Waffel gesorgt haben. Einst unkte ich, es könne eine Art FPD erscheinen, ähnlich der FPÖ. womöglich unter der Leitung des eisernen Kämpfers für Rechts und Ordnung, dem Ex-Generalbundesanwalt von Stahl. Dann kam es anders, nämlich genau so: Henkel, Lucke, Storch, Petry, Höcke. Die neoliberalen Zündstufen wurden pünktlich nach dem erfolgreichen Abheben abgesprengt; übrig blieb der faschistische Kern. Denken von vorgestern im Gewand von heute, dem man nur mehr mit den Texten von gestern begegnen kann. Was sollst du dazu auch noch sagen?

 
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Habe ich gelacht! Ein brauchbarer Texter hätte etwas dazu Passendes und Wirksames geschrieben. “Rauchen ruiniert die Frisette und macht doofe Flecken ins Taschentuch” vielleicht. “Rauchen macht Päckchen mit ekligen Bildern auf den Tisch”. Was soll das? Meine Freunde, die Grünen Gesundheitsnazis, finden das sicher ganz groß. Warum? Weil sie so gern Dinge verbieten, und wer es sich nicht verbieten lässt, gehört halt angeprangert. Da, eine Rauchersau! Sie wollen die Menschen erziehen, zu gesundem Leben, Arbeit und Ordnung, aber glauben sie ernsthaft, durch diesen Mist ließe sich irgendwer vom Quarzen abhalten?

Einmal aus dem Extremen berichtet: Als ich feststellte, dass meine Tochter raucht, habe ich ihr gesagt, dass sie nicht ein bisschen qualmen kann, sondern sich dafür entscheidet, ihr Leben lang Kohle für Kippen rauszuhauen. Dass das nicht gesund ist, wüsste sie ja. Das nenne ich “Aufklärung” und Respekt vor dem Menschen, den es betrifft. Nicht- und Exraucher hingegen, die sich solchen Quatsch ausdenken, wollen Leute gängeln und bestrafen. Bah, die haben Spaß! Uneinsichtig sind die. Die müssen diszipliniert werden!

Wie ekelhaft!

Das andere Extrem war der Raucherclub einer Palliativstation. Menschen auf der letzten Meile, die nicht bereuten und gemeinsam ihr Pfeifchen schmauchten. Pfui Satan! Selbst an der Schwelle zum Tode wollen sie nicht gestehen und in den Schoß der gesunden Allgemeinheit zurückkehren. Was sind das nur für Menschen? Wie kann man sie nur zu ihrem Besten zwingen? Wenn nicht mit Argumenten, dann eben mit sozialer Kontrolle.

Das geht wie immer auf dem erprobten Pfad des Divide-et-impera. Kein Raucher wird wegen dieses Ästhetischen Terrors aufhören zu rauchen. Man setzt daher auf Biomütter und andere Moralapostel, die angewidert fragen werden, wie man denn etwas so Ekelhaftes nur anderen zumuten könne (die Kinder, die KINDER!!). Als hätten die Raucher darum gebeten, mit derlei Kunst beschenkt zu werden. Immer dasselbe: Sie sind schuldig, denn sie könnten ja aufhören. Die Raucher werden diese Absurdität zurückweisen. Es wird emotional werden. Ziel erreicht.

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