Freiheit, Vernunft, Individualität – am Arsch!
Posted by flatter under kollateralschaden , sozialzeugs[35] Comments
18. Jul 2016 20:06
An Tagen, an denen es für die beginnende Altersweisheit zu heiß ist, beschleicht mich regelmäßig die Verzweiflung. “Gamification” ist so ein Phänomen, das löst in mir die ganze Batterie der Wünsche aus. Ich wünsche ihnen, dass sie für den Rest der Ewigkeit auf Wesen ihrer eigenen Intelligenz angewiesen sein werden. Nein, schlimmer: Ich wünsche ihnen, dass sie in einer Welt leben müssen, in der alle so beschränkt sind wie sie selber und in der es auch nichts gibt, dass jemand mit einem höheren Grad an Orientierung geschaffen hat. Sie sollen in einer exklusiven Gesellschaft von Idioten leben, in der ihnen niemand mehr den Arsch abwischt.
Was hilft’s, wir müssen das analysieren. Es lassen sich also Massen von Smartfonnutzern dazu abrichten, virtuellen Tierchen hinterher zu rennen, was zu entsprechenden Ansammlungen führt. Du kannst ihnen sagen, dass ein übermächtiger Staat alles über sie weiß, ihre Kommunikation speichert und zensuriert, dass ein paar Kilometer weiter das nackte Elend herrscht und langsam auf sie zu kriecht, das interessiert sie einen Dung. Aber wenn in ihrem verfickten Streichelbrett ein mies gezeichnetes Comictier sich anschickt zu erscheinen, rennen sie meilenweit dafür, massenhaft und wie die Lemminge. Ach ja, zu gewinnen gibt es auch was. FACE. PALM!
Dingsbums befiehl …
Okay, das war noch nicht die Analyse. Was sind das für Menschen, was zeichnet sie aus? Am Ende dasselbe wie die Zyniker, die sie umher laufen lassen: Sie hinterfragen nicht für einen Cent den Sinn ihres Handelns und ebenso wenig die Konsequenzen. Sie sind, da hat Fefe völlig Recht mit seinem Vergleich, Befehlsempfänger, die sich von einer Maschine vorgeben lassen, was sie tun sollen und glauben, das sei gut für sie. Ich will gar nicht hören, welche irren Ausreden aus solchem Gewürm kommen, wenn man sie darauf aufmerksam macht.
Er hat “Gewürm” gesagt, wie die Nazis! Ja, was soll ich denn machen, wenn Vertreter einer Spezies mit dem Potential zu Verstand und Vernunft sich benehmen wie Amöben? Wir streiten uns, so wir politisch, sozial, oder geisteswissenschaftlich denken, um Konzepte von Vernunft, Individualität und Freiheit, und eine Masse von Sprallos bittet ersichtlich darum, von irgendwem oder irgendwas möglichst sinnfreie Befehle zu erhalten, ohne eine Sekunde über die Folgen nachzudenken. Was Gamification repräsentiert, ist dabei dasselbe, was in der großen Masse zumindest schlummert: die Sucht nach starken Männern, das anbeten von Autorität, die dümmlichen Vereinfachungen, Stereotypen, Vorurteile, die allesamt nur der Flucht dienen – vor den Mühen, sich als Individuum in der Welt zu orientieren.
Endgegner Auschwitz
Die Katastrophe besteht nun darin, dass auf dieser Individualität und deren blöde wiederholten Behauptung das ganze Konzept von Demokratie und bürgericher Gesellschaft fußt. Die Lebenslüge der kapitalistischen Gesellschaft und ihrer Freiheit findet inzwischen Ausdrucksformen wie Hammerschläge in die Fresse. Kann das dann vielleicht auch mal jemand zur Kenntnis nehmen? Erinnert sich wer:
“Die einzig wahrhafte Kraft gegen das Prinzip von Auschwitz wäre Autonomie, wenn ich den Kantischen Ausdruck verwenden darf; die Kraft zur Reflexion, zur Selbstbestimmung, zum Nicht-Mitmachen“ ?
Gibt es vielleicht einen Zusammenhang zwischen dem Wildbrand politischer Brutalität, der entsetzlichen Dummheit unkritischer Konsumenten und dem völligen Versagen bürgerlicher Bildung? Ich rede hier nicht von romantischen Vorstellungen von Menschwerdung, sondern von einer weiteren Form, in der der Kapitalismus sich selbst in seinen Grundfesten zersetzt. Die übelsten vorzeitlichen Tyranneien konnten die Freiheit nicht annähernd so gründlich zerstören.
Juli 18th, 2016 at 20:59
Schön und treffend geschrieben. Unsere Hoffnung kann derzeit nur darin liegen, dass der multipel durch die Dörfer geschleppte Hype in ein paar Wochen wg. Überdruss oder der nächsten mageren Schweine-App einschläft. Alles andere ist pure Illusion.
Nicht dass ich es nicht versucht hätte, über Jahre hinweg. Mit meinen Kurzen kann man hervorragend und stundenlang über Politik, Wissenschaft und Philosophie diskutieren. Den Pokemon-Kram machen sie dennoch (Aaarrrgh!!!) mit – Datenschutz hin oder her.
Vielleicht fehlt uns ja zumindest zeitweise die hedonistisch fatalistische Haltung für “Scheißegal, wer meine Daten will, kriegt sie eh.”
Juli 18th, 2016 at 21:24
Worauf ich meinen Hass dabei noch gar nicht gerichtet habe, ist diese Kloake einer Journaille. Hier der passende Spon dazu:
“Alle spielen “Pokémon Go”, bento stellt Ihnen sechs Wege vor, wie sie damit auch noch Geld verdienen.” Abfackeln, Umnieten, was sage ich, hatespeechen!!11!¹
Juli 18th, 2016 at 21:51
Gamification – Eingang in die selbstverschuldete Unmündigkeit. Auch derjenigen, die sich von Big Data und seinen Algorithmen vor allem eins verprechen: bestens auf ihre Konsummöglichkeiten zugeschnittene Bedürfnisse. Sie würden es natürlich andersrum formulieren wollen, tut aber nichts zur Sache.
Machen wir uns nichts vor – das Projekt Aufklärung ist erstmal gescheitert. ‘In der Breite’ sowieso, weil Aufklärung immer gegen Herrschaft steht, auf Herrschaft aber nicht verzichtet werden will – »Es ist und bleibt das Recht des Volkes, in freien Wahlen zu bestimmen, wer es regiert«, mehr aber ist nicht drin in einer Demokratie, die den Erhalt der besitzenden Klasse schon immer mitgedacht hat. Man lese nach bei zB James Madison. Damit ist sie aber auch immer schon ‘in der Spitze’ korrumpiert, ‘instrumentell’ gedacht halt. Vernunftanwendung, die der Herrschaft dient.
Verzweiflung ist gar kein Ausdruck.
Juli 19th, 2016 at 00:00
Es gibt in der Bevölkerung eine große Angst vor der Freiheit des Selbstdenkens und Handelns. Das sollen bitte der Chef, Politiker und/oder die Medien übernehmen.
Ich kenne reihenweise Menschen, die durch frühzeitige Rente oder Krankheit keiner Lohnarbeit mehr nachgehen können. Anstatt aber die neu gewonnene Befreiung -vom Joch der Lohnarbeit- mit sinnvollen, erfüllenden und befriedigenden Tätigkeiten zu füllen, fallen sie allesamt in Depressionen, weil sie sich ihr Leben lang nur durch die Lohnarbeit definiert und komplett verlernt haben, ihr Leben aktiv zu gestalten.
Fremdbestimmung und Selbstentfremdung gelten heute als Stützpfeiler der Freiheit.
Juli 19th, 2016 at 00:05
@flatter
Schon mal angesehen, die Poke-Mongos (Trisomie 21…, ich weiß)? Meine Lebensabschnittsteilzeitgefährtin hat gerade ein “Enton” gefangen, und ich habe das noch nicht… :-( Ich muss nochmal in den Park an den See, da sollen sie gehäuft vorkommen.
Ansonsten empfehle ich den c’t uplink dazu (aktuell auf heise.de zu finden).
Es ist doch nichts anderes als eine weitere Ausdrucksweise einer Gesellschaft, die dem Ende nicht nur entgegensieht, sondern es herbeischafft.
Ich hab dann lieber Spass jetzt. Der Kampf ist längst verloren.
Europa implodiert, Pokemons überall, Poke-Stops in Syrien, eine Arena im Irak…was soll’s?
“Aufklärung”…? Frag mal einen unter 40, was das ist! Ja, meistens mit Kondom.
Ich muss in den Park! Ich will auch einen Enton…
Juli 19th, 2016 at 02:45
dude, warum gehst du davon aus, dass der mensch nicht auf die alte masche hereinfällt, ist doch auch nur ein tier. köder am haken, möhre am stock, luder im wald, pokemon im dumbphone – eine stringente linie.
face it: babys nuckeln an nippeln, schweinebabys, hundebabys, menschenbabys. Y the F gehst du trotz aller kontraindikationen immer noch davon aus dass der homo sapiens immer und per se INTELLIGENT ist?! das menschsein muss man sich verdienen, man wird nicht als solcher geboren, sondern als säugetier. wenn nur mehr leute endlich den derzeitigen forschungsstand ernst nehmen und ihre intellektuellen tiraden daran anpassen würden …
Juli 19th, 2016 at 08:35
Aus den Tiefen meiner Seele nach oben gespült, dieser Text.
Ich sehe auf meinen Radtouren in den letzten Tagen immer öfter junge Menschen nebeneinander her gehend und auf ihr Smartphon starrend. Kein Interesse an der Umgebung, keine Kommunikation miteinander.
Juli 19th, 2016 at 09:15
@epikur 00:00 and all
Richtige Richtung!
Ich denke diese Art der Gamification ist nur die Fortsetzung und Perfektionierung dessen was seit dem Altertum passiert. Wie viele von uns gehen Jobs nach deren Sinn sowohl für uns persönlich, wie für unsere Mitmenschen zweifelhaft ist. Zuerst war der Lohn für dieses Sinn entleerte Schaffen, das was zu beißen auf dem Tisch stand, dann kamen versprechen dazu man könne sich ein Auto und nen Urlaub in Italien leisten und heute reicht es aus die Menschen mit der Aussicht auf die neueste iPhone Version, den Pokemons oder Augmented Reality Spielen zu ködern. Ein evolutionärer Prozess also, der mit immer geringerem Einsatz immer höhere Wirkung erzielt.
Schlimmer finde ich im Moment die Projekte, denen ich zwangsweise ausgesetzt bin (Egoist!). Handfesseln die aus Gründen der angeblichen “Volksgesundheit” unsere Daten weiter geben sollen. Die Abschaffung des Bargelds. Dem legalen Datenklau im Internet. Und andere Ideen wie unsere Freiheit per Gesetzt eingeschränkt werden kann.
Selbst die Schrecklichbilder auf Zigarettenpackungen sehe ich in diesem Zusammenhang als Versuch die Freiheit der Menschen, dieses mal mit schwarzer Pädagogik ein zu schränken.
So greift alles ineinander. Nicht einmal geplant. Ich bin da kein Verschwörungstheoretiker. Dinge entwickeln und verstärken sich. Aber die Evolution scheint in Richtung Menschheit als Ameisenstaat zu gehen. Wir finden es entsetzlich. Die Menschen in hundert Jahren fragen sich womöglich: “von was hamm die damals überhaupt geredet?”
Juli 19th, 2016 at 09:33
@6. altautonomer: Wohne im ländlichen Raum – ach was, mitten in der Pampa im Bergischen Land in der Nähe eines Pferdehofs. Schon mal einen Reiter gesehen, dessen Pferd bei gutem Wetter durch eine Traumlandschaft trabt, während er/sie oben drauf ins Smartphone starrt? Sehe ich öfter.
In der Clique meines Nachwuchses werden Beziehungen knapp per WhatsApp beendet. Bei einem aktuellen, unerwarteten Todesfall bleiben Chat und SMS nicht mehr stehen. Hilfloses Geschwätz ohne Besinnung. Ich habe empfohlen, das Teil zumindest einen halben Tag auszuschalten, zur Ruhe zu kommen und dann ein Treffen zu organisieren. Ernte völliges Unverständnis, z.T. auch von den anderen Eltern. Hoffe nur noch, meinen Kids soviel Urteilsvermögen mitgegeben zu haben, dass sie irgendwann von selbst drauf kommen.
Juli 19th, 2016 at 09:44
@ninjaturkey (8)
Eine Freundin arbeitet in einem Schulhort mit Kindern im Alter von 6-12 Jahren. Viele Kids dort haben schon ein eigenes smartphone. Nachdem sie Videos gemacht hatten, wie sie andere Kinder mobben und sich Porno- und Gewalt-Inhalte im Web angeschaut haben sowie sich zu nichts anderem mehr begeistern ließen, haben die Erzieher daraufhin sämtliche smartphones im Hort verboten. Dann gab es einen Aufstand der Eltern. Begründung: “Aber bei einem Notfall kann ich mein Kind ja gar nicht erreichen!” Daraufhin meinten die Erzieher, dass sie ein Bürotelefon haben, und es früher auch alles geklappt hatte.
Manchmal denke ich, wir leben in einem Irrenhaus voller bespaßungssüchtiger, infantiler Amöben. Und das fängt schon bei den Kids an.
Juli 19th, 2016 at 10:08
Ich habe die Geschichte von Suarez gelesen (also Daemon und Darknet sind eine zusammenhängende Story auf zwei Bücher gesplittet). Die Beschreibung der Gamification und was Fefe schreibt ist nicht ganz korrekt. Grossteil der Personen in den genannten Büchern tun es mitnichten freiwillig (zumindest anfangs) und das ist ein sehr relevanter Unterschied zu Pokemom Go oder Ähnlichem. Das quasi erschreckende ist, dass der Grossteil der in den Büchern beschriebenen Geschehnisse mit entsprechender finanzieller Ausstattung schon heute möglich wären. Man kann darüber streiten, ob die in Darknet gezeichnete Gesellschaftsordnung besser oder schlechter ist. Zumindest ist der Autor ein wenig naiv im Bezug auf menschliches Verhalten, Wirtschafts- sowie Gesellschaftsformen. Die Ideen sind trotzdem nicht schlecht und erzeugen zumindest vielleicht (so meine Hoffnung) bei vielen ein “über den Tellerrand hinaussehen” Effekt.
Ich befasse mich mit IT seit ich ca. 10 Jahre alt war (also knapp 22 Jahre nun -> jetzt wisst ihr mein Alter *OMG*) und arbeite auch in dem Bereich. Nicht nur technisch, sondern auch im Bezug auf Politik, Gesellschaft, Soziales, usw. Viele Entwicklungen gefallen mir nicht, aber oft ist es die pauschale Panik vor neuer Technologie so wie es schon immer war. Also die Apologeten gab es quasi auch schon zur Zeit als das Telefon erfunden wurde (“Brief ist persönlicher”, “Menschen treffen sich nicht mehr sondern rufen nur an”, usw.). Deshalb kann ich nicht anders als flatter ein wenig zu relativieren.
Ja, Smartphone und Co. sind natürlich weitere Katalysatoren für die Isolierung und noch weniger echter zwischenmenschlicher Kommunikation, aber das wäre vermutlich auch ohne dem passiert. Ich habe irgendwie das Gefühl, dass allgemein einfach die Misanthropie ansteigt. Keine Ahnung woran das genau liegt. Vielleicht dadurch, dass wir in klassischen Medien sowie Internet soviel Grausamkeit des Menschen mitbekommen wie nie zuvor. Damals gab es min. genauso viel wenn nicht mehr Grausamkeit, aber sie war eben nicht sichtbar oder gefühlt weit weg.
Übrigens, der Zwang zu gesellschaftlichen Konventionen kann auch unschöne Formen annehmen. Heute haben wir eine explodierende Anzahl an Singles und gescheiterten Beziehungen. Damals sind viele Paare oft auch aus gesellschaftlichem Zwang zusammengeblieben (sei es durch Ehegelöbnis, Druck der Familie&Gemeinde, Religion, Status, usw.).
So, nun noch ne Zusatzinfo zu Pokemon Go. Der Hype kommt eigentlich durch den Namen und die Viecher. Das Spielprinzip gibt es schon in besserer und umfangreicherer Form und heisst “Ingress”. Wer sich bisschen informiert hat weiss ja schon, dass dahinter Niantic steckt und die haben nun einfach das gleiche Prinzip in abgewandelter Form und Joint Venture mit Nintendo umgesetzt.
Juli 19th, 2016 at 10:13
@epikur: Trotz allem neige ich nicht dazu, die Schuld für diesen Irrsinn (allein) bei den Anwendern zu suchen. Gerade die jungen Leute stecken in einer scheiß Situation in Bezug auf Ausbildung, Beruf usw. während von in allen Medien aus allen Rohren zugeschüttet … (AAAAaaaaaahhh…. gerade im WDR5, “Topthema” Pokemon…)
…time passes…
Sender gewechselt. Ich glaube, es ist klar geworden, was ich meine.
P.S.: Es war einfacher der Berichterstattung zur Fußball-EM zu entgehen, als diesem aufgeblasenen Revival eines 20 Jahre alten Timeburners.
Juli 19th, 2016 at 10:41
bei solchen verhaltensweisen, analog zb zu den apple-jüngern, die nen tag vor release des neuesten gadgets vor den shops zelten, frage ich mich, wie das eigentlich mit der selbstwahrnehmung und der verwerfung des bisherigen lebens aussieht. ist die völlig offline und das bisherige leben beendet?
hat das möglicher weise ähnlichkeiten mit drogenabhängigkeit im endstadium, wo einem alles andere egal ist?
Juli 19th, 2016 at 12:28
Es geht doch darum, »die Leeren« mit etwas aufzufüllen, das sie vorübergehend befriedigt und gleichzeitig bei der Stange hält. Läuft, würd’ ich sagen …
Juli 19th, 2016 at 13:02
@14. kedakmedien: Da werden die “Leeren” bis zum Erbrechen mit Nichtigkeiten gefüllt (nicht nur im Smartphone, auch in TV, Radio, Boulevard…)
Zu meiner Zeit (ACHTUNG: Oppa erzählt vom Kriech!) hatten wir diese Leeren natürlich auch und mussten sie mangels Angeboten selbst füllen. Das nennt man rückblickend Kreativität und Initiative (die Eltern nannten das damals “Scheißideen”).
Und wahrscheinlich hätten wir auch am Smartphone gehangen – es gab nur (zum Glück) noch keines.
Juli 19th, 2016 at 13:09
@umdenker: zum hype: das hast du auch in vielen anderen bereichen vorher gehabt. es gab schon lange vor whatsapp messenger, soziale netzwerke vor facebook usw.
immer fingen die nerds mit sowas an. dann kam geschicktes marketing und alle normaluser sprangen auf. ein problem: die müssen das dann immer gleich alle machen und auch exzessiv, ohne sich damit auch nur im geringsten auf ner metaebene zu beschäftigen. die posten dann ohne sinn und verstand, verschicken nacktfotos, rennen wegen pokemons vor autos etc.
Juli 19th, 2016 at 14:21
OT: Ich überlege mir, ob ich mich selbst radikalisieren® soll. Dann könnte ich vielleicht für den Meistbietenden eine Flagge malen, damit die mein Tun für sich beanspruchen können.
Bald auch hier: Putin® steuert mich!!1!
(Sueddeutsche nervt auch nur noch)
Juli 19th, 2016 at 14:55
Ich hätte gerne was mit Zukunft. Islamfreundlich, aber nicht antizionistisch. Demokratische Elemente (Hammer? Sichel?), konservativ und biologisch abbaubar sollte es natürlich auch sein! Malst Du auf Jute? Ironisierter IS wäre auch ganz nett, aber nicht Bedingung. Rot sollte sie sein – das fällt im Moment nicht so sehr auf.
Selbstverständlich würde ich mich sofort mit Deiner Radikalisierung anschließen, aber ohne Fahne keine Solidarität. Das verstehst Du sicherlich!
Wo kann man sich denn hier in die Bieterliste eintragen? Ich erwarte mit angehaltenem Atem Deine ersten Selbstmordattentate, die ich – gegen geringen Aufpreis – auch auf Flugzetteln in der Fußgängerzone verteilen und preisen würde.
Allāhu akbar, wie man so sagt
Juli 19th, 2016 at 15:53
Hm. “Selbstmorattentat mit Zukunft” – das könnte doch schon ein prima Slogan sein.
Juli 19th, 2016 at 16:08
Vor allem Ratten, die taten, tuen dann ;)
Juli 19th, 2016 at 16:47
@ 5
Kann nicht folgen. Was heißt das, muss in den Park, Enton füttern? Schreibt man die jetzt in der zweiten Silbe mit o?
Kann da nicht mitreden. Meine auch, ich muss nicht. Auch nicht, um angeblich ja bloß mal gucken zu wollen, wogegen ich da eigentlich bin. Das könnte “denen” so passen. Nur Parzival, der reine Tor, bleibt sauber.
Schönes Wetter heute.
Juli 19th, 2016 at 17:45
Das Werkzeug ist ja nicht die Tat und wenn die Amöboiden nicht durch ihre Smartphones in Verblödung zerflössen, dann halt durch was Anderes. Seit 1971 habe ich mehr oder weniger eng mit IT gearbeitet. Was heute alles ganz einfach als Fertigprodukt geliefert wird hätte ich damals nicht für möglich gehalten, als CPM und Interpreter/Compiler noch ein Riesenfortschritt im PC-Bereich war. 8bit!
Mit dem Aufkommen der GUI’s wurde der Computer zunehmend amöbencompatibel – aber es ist doch die ganze technische Infrastruktur unserer Welt: Türen öffnen und schließen von selber, Kloschüsseln Spülen selbsttätig … usw. usf.
Die überwiegende Zahl der Menschen nimmt dieses ganze Verhalten als magische Wirklichkeit. Sie haben keine Ahnung von den technischen Prinzipien, durch welche unser Alltag geschmiert wird. Inzwischen ist der technische Entwicklungsstand auf einem derart komplexen Niveau, dass man dies auch kaum jemandem verübeln kann.
Die Menschen leben also zunehmend in magischen Zusammenhängen. Alles ist möglich. Nichts zum Verwundern.
Juli 19th, 2016 at 17:58
@flatter – ‘Sichern Sie Ihre Zukunft durch ein Selbstmordattentat!’ – ist auch nicht viel dämlicher als ‘Du kaufst keinen Bausparvertrag, du kaufst Freiheit’. Oder ‘Die wichtigsten Überstunden machst du nicht in der Firma, sondern zuhause’. Die ‘rapide Selbstradikalisierung’ indes scheint eine Variante der spontanen Selbstentzündung zu sein. Und gerade die Wahrnehmung solcher Werbesprüche gibt einem ja oft schon das Gefühl, ganz kurz davor zu stehen.
@maguscarolus – Zeit, mal wieder Günther Anders zu lesen – der Mensch als Geschöpf seiner Produkte…
Juli 19th, 2016 at 18:14
@flatter – nein. Fehlanalyse. Ich würde dir schlechten Respekt zollen, wenn ich dir bei offensichtlichem Irrtum trotzdem beipflichten würde. Also:
Die Pokemon-Go-Spieler sind in erster Linie Spieler. Ich kann das beurteilen. Ich bin erstens auch Spieler, und zwotens immun gegen Pokemon-Go. Mein Spiel ist ein völlig anderes, nämlich das „Gedicht für Prozessoren“, wie eine uralte c‘t einmal die Hackerei charakterisiert hat. Also begründet sich meine Kompetenz auf beides: Innensicht und Distanz.
Die Burschen, die mit Handy-Kamera durchs Gestrüpp hecheln, jagen nicht dem „wirklichen Leben“ hinterher. Sondern sie haben die gleiche Besessenheit wie der Tetris-Spieler bei level 590 mit der stillen Bitte zum Herrgott, es möge aufhören, er müsse längst zu Bett sein, aber der verflixte nächste Level hätte gerade neu …
… was ist verkehrt am Spiel? Ganz einfach, die Sucht. Aber die ist heilbar, notfalls durch Pleite (bei Spielsucht). Das ist im Einzelfall vielleicht traurig. Aber es taugt zur Menschen-, aber nicht zur Gesellschaftsanalyse.
Nochmal, nein: Pokemon kommt und geht wieder. Unsere realen Probleme sind real, nicht virtuell oder Pokemon-Go.
Juli 19th, 2016 at 19:44
Sehe ich entschieden anders, denn sie lassen sich von ihrem Spiel vorgeben, wann sie wo zu sein haben und geben den Programmierern die Macht, Lemminge auszusenden. Das Problem ist nicht, dass sie etwas tun, sondern in wechem Kontext und mit welcher Konsequenz – und dass sie davon nichts wissen wollen. Das kann ich weder mit Skat noch mit Quake vergleichen.
Juli 19th, 2016 at 19:53
mein Sohn ist auch ganz heiß dieses Dingens aufs Handy zu bekommen. Mein Großer hat es wohl auch nicht geschaft, da das Handy, vom Vater gekauft schon nicht mehr up to date genügt.
Vielleicht sollte ich meinem Junior das Köpfungsvideo
von einem Kind zeigen?
Ich rede lieber.
Juli 19th, 2016 at 20:16
@Wolf-Dieter Busch – Menschen- und Gesellschaftsanalyse lassen sich nur schwer auseinanderdividieren, wenn überhaupt. Und wenn Menschen massenweise in’s Virtuelle abdriften, dann ist das auch wieder ein ganz reales Problem. Für den Einzelnen, die Gesellschaft und nicht zuletzt für das, was als Realität ‘zurückbleibt’.
Juli 19th, 2016 at 20:22
@23 Peinhart
Nun, man darf ja auch noch eigene Ideen und Erkenntnisse haben, auch dann, wenn jemand Anderes ein Buch in geschliffener Sprache darüber gedrechselt hat.
Juli 19th, 2016 at 20:25
@maguscarolus – Ich bitte doch sehr darum! Das sollte ein Hin-, kein Zurechtweis sein.
Juli 19th, 2016 at 20:49
Nun, irgendwann im Leben beschleicht den Menschen die Erkenntnis, wohl nicht mehr alles Vorhandene lesen zu können. Denken möchte er aber immer noch. Danke für den Hin-Weis.
Juli 19th, 2016 at 20:57
OT – Alles neu macht die May. Mieser Kalauer, aber leider angebracht.
@maguscarolus – Die zwei Bände seines Hauptwerks ‘Die Antiquiertheit des Menschen’ lohnen sich wirklich.
Juli 20th, 2016 at 01:38
So langsam nervt die Polemisierung und Polarisierung, die ich hier in den Kommentaren, aber auch im Artikel, lese.
Wenn Flatter in @25 schreibt, “sie lassen sich von ihrem Spiel vorgeben, wann sie wo zu sein haben und geben den Programmierern die Macht, Lemminge auszusenden.”, ist das eine radikale Sicht, die aber auch die Unkenntnis über das Spiel bezeugt.
Das Spiel gibt doch gar nicht vor, wo ich zu sein habe. Das ist sachlich schlicht falsch. Das Spiel kann Dich begleiten, da, wo Du gerade bist. Das Spiel gibt Programmierern genau null Macht, denn die setzen eine Idee in einer Programmiersprache um. Zu kurz gedacht. Wenn es so wäre, gäbe es Google und Nintendo die Macht. Und genau das tut es. Nix Neues.
Die, durchaus berechtigte und nötige, Kritik sollte m.E. ganz woanders angesetzt sein. Was passiert mit den durch das Spiel erhobenen Daten, vor allem den Bewegungsprofilen? Wer kontrolliert diese? Keiner.
Doch ist das neu? Es ist eine neue Variation der Datenerhebung, gegen die sich nur noch wenige wehren.
Nicht schön, dass es so wenig Gegenwehr mehr gibt, aber auch nicht sinnig, sich pauschalisiert gegen etwas zu stellen, was da ist. Ich denke, dass es mehr Sinn macht, sich mit den Herausforderungen auseinanderzusetzen und die Auswirkungen kritisch zu diskutieren…, mit Hinz und Kunz, Meier und Müller, Schmidt und Lehmann…, im Park, beim Pokemon fangen…
Denn DA redest Du plötzlich mit Menschen, die sich noch nie einen Gedanken gemacht haben über ihre Daten, die Folgen des Preisgebens derselben und kannst vielleicht mehr erreichen als wenn Du abschätzig auf sie herab blickst und sie mit “Amöben” vergleichst.
Und wenn die Realität ersmal da is, musse halt kucken wasse machs…is so wie et is…et het immer noch jutjejange…
Juli 20th, 2016 at 03:16
@32 Schwako – du sprichst Datenschutz an.
Mein Verhältnis zu Datenschutz leitet sich ab aus den Dystopien von George Orwell sowie aus dem Erbe des 1000jährigen Reichs (Sortierung der Juden mit Hollerith): was ich tu und wo ich bin, geht den Staat nichts an.
Als ich vor Urzeiten zur Regelanfrage für Lehramtsanwärter geladen wurde, staunte ich nicht schlecht über die Details meiner SHB-Aktivität aus Studentenzeiten. Seit dem weiß ich, wie man sich mulmig fühlt.
Bei Google & Co ist mir das gleiche von Herzen Wurscht. So lange sie es nur für eigene (Werbe-)Zwecke verwerten. Bewerben dürfen sie mich bis zum Umfallen.
Juli 20th, 2016 at 10:30
@Schwako: Ach so, der Central Park begleitet die Händies, na klar! Relativität, ne?
Juli 20th, 2016 at 12:12
Kapitalismus, fuck yeah! Pokemongo schafft Arbeitsplätze®!!¹!