Links

Februar 2016


 
rt

Über die Legenden und kindischen Vorstellungen von Geld, was es sei, in welchen Zusammenhängen es steht und was das mit den Einzelnen zu tun hat, könnte man vielbändige Werke schreiben. Ich möchte nur einige prominente Beispiele geben, unter anderem ein aktuelles. Alles beginnt mit der naiven Vorstellung, es gebe ‘eigenes’ Geld. Wer sagt: “Es ist mein Geld“, dokumentiert damit nur, dass er keine Ahnung hat. Der holde Geldfetisch, der Glaube, alles habe einen quasi natürlichen Preis oder man “verdiene” sein Geld, wird derweil nach Kräften gefördert von denen, die ein Interesse an dummen Bürgern haben.

Gern wird der Glaube bestärkt, es gebe praktisch eine große Portion Geld, von der alle ihre kleine(re) abbekommen. Eifrig schauen sich die Jünger dieses Glaubens um, wer von dieser Portion etwas abbekommt und nölen: “Alles von meinem Geld!”. Noch niemand, der je solche Sätze sprach, konnte mir auch nur eine vage Vorstellung davon vermitteln, was Geldschöpfung ist. Sie glauben wirklich und wirklich, dass jeder, der etwas abbekommt, die Portion der anderen verkleinert. Ob Politiker wirklich so dämlich sind, das auch zu glauben, wie der Herr Bundeswirtschaftsminister, oder so dreist lügen, ist die ewige Gretchenfrage.

Dumm wählt gut

Aktuell behauptet er, er höre immer wieder den Satz “Für die macht ihr alles, für uns macht ihr nichts“. Sehen wir davon ab, dass dieses neidische rechte Geschwalle ganz anderer Antworten bedarf und seine nationalen Sozialdemokraten nicht nur den Staat ausgehungert haben, sondern “Sparmaßnahmen” mit Absicht als Druckmittel gegen Arbeitslose einsetzen, dann bleibt immer noch der Unsinn, eine unvermeidliche Investition verhindere eine andere. Er wird wohl nicht meinen, man solle jetzt Massenunterkünfte für Deutsche bauen, also geht es eher um so etwas wie Infrastruktur.

Gabriel suggeriert in einem psychedelischen Salto Mortale, die Flüchtlinge seien ein möglicher Hinderungsgrund für andere Investitionen, die schon nicht getätigt wurden, als es noch gar keine Flüchtlinge gab. Das ist nicht nur infam, dahinter steckt auch dieselbe blöde Ansicht, man könne “jeden Euro nur einmal ausgeben”. Doppelt und dreifach falsch! Bitte nachschlagen unter “Wertschöpfung” oder sich fragen, wohin denn der Euro geht, wenn er “weg” ist. Ein Euro ist nie “weg”, du Idiot, er verweilt nur kurzfristig woanders. Was wiederum den für eine Investition angeht, ist die Sache ähnlich; gebe ich zwei Euro sinnvoll aus, ist der Gewinn doppelt so groß, oder, für den Staat, der Schaden durch marode Infrastruktur so vermeidbar wie der durch obdachlose Flüchtlinge.

Maultaschen feilhalten

Was kommt als Nächstes? Na klar, “die leben auf Pump, das macht die schwäbische Hausfrau auch nicht”. Letzteres ein ernsthaftes Argument des Bundesfinanzministers. In seinem Fall gehe ich von widerwärtigster Volksverblödung aus, denn er weiß es definitiv besser. Was macht die schwäbische Hausfrau, wenn sie Geld braucht? Sie erhöht halt die Steuern und Abgaben. Oh, der Vergleich hinkt ja! Schulden sind ohnehin nichts Schlechtes, was jeder Erstsemester in einem beliebigen Wirtschaftsstudium weiß. Ohne Schulden bräche die Wirtschaft sofort zusammen. Wieso sie dann eine “Schuldenbremse” beschlossen haben, fragt ihr? Ich kann nur spekulieren: Weil sie irre sind? Weil im Kleingedruckten eine Hintertür ist? Weil ihnen eure Verblödung echt was wert ist?

Bei all dem befinden wir uns übrigens noch streng auf dem Terrain der Glaubensgemeinschaft Soziale Marktwirtschaft. Das alles kann man wissen, ohne je eine ernstzunehmende Theorie studiert oder Marx gelesen zu haben. Davon kann ich ohnehin nur abraten, denn wenn man wirklich etwas über Geld, Wert, Wirtschaft und Kapital weiß, ist eine teure Karriere als Medikamentensüchtiger ziemlich sicher.

Fleißig bis zur letzten Kugel

Einen noch zum Schluss, den hatten wir vor vielen Jahren hier schon oft genug: Wir stehen im globalen Wettbewerb. Das ist ganz schlimm, denn darum müssen wir sparen und uns bescheiden, damit wir nicht aufgefressen werden von den Konkurrenten. Komisch eigentlich, denn der Wettbewerb heißt ja sonst immer “fair”. Nun sind wir zum Stolz der Stammtische obendrein abonnierter “Exportweltmeister”. Wer konkurriert also wen an die Wand? Wer müsste eigentlich mal ein bisschen Luft zum Atmen haben, die da draußen oder wir hier? Und: Was bedeutet das für die Löhne hier? Aha.

Diese irre Erzählung folgt dabei der Mär vom emsigen Deutschen, dessen Fleiß eben alle anderen in den Schatten stellt. Darauf ist er so stolz, dass er immer viel arbeiten muss, wenig für sich beansprucht und eifrig darauf achtet, dass die weniger Fleißigen ja nicht mehr bekommen. Der Deutsche ist ein neidischer Sklave, ein Gottesgeschenk fürs Kapital. Er ist dabei ungebrochen nationalistisch und liebt Hierarchien. Wie das regelmäßig in Rassismus mündet, dazu mehr im nächsten Teil.

 
rm

Ich möchte zur Illustration (man mag es auch Infotainment nennen) hier gelegentlich konkrete Beispiele geben für das, was das Narrativ ausmacht, die Inhalte der großen Erzählung, teils anhand aktueller Äußerungen, teils anhand von ‘Weisheiten’, die man sich so überliefert. Ich hatte eineige bereits hier erwähnt bzw. verlinkt und möchte gleich aus diesem Artikel zitieren:

Klassische Beispiele aus dem immer wieder aktuellen politischen Narrativ des Westens setzen auf der Figur des Bösen Russen auf. Hunderte Filmproduktionen befördern es; der Russe ist gefühllos, gedrillt, brutal.”
Dieses Muster des Kalten Krieges, der seinerseits die ideologische Fortsetzung des heißen ist, hält sich bis heute:

Brutal, eiskalt, rachsüchtig

Unsere Schwäche ist das Mitgefühl. Wenn wir das Bild eines Kindes sehen, das tot an einen Strand bei Bodrum liegt, lässt es uns nicht kalt, sondern weckt den Wunsch, das Elend zu lindern.[...]
Zeigen Putin und seine Leute ausnahmsweise Gefühlsregungen, dann sind diese fast immer infantil: Es geht bei ihnen stets um Kränkung und Zorn wegen mangelnder Beachtung, nie um Empathie und Nachsicht
.”

(“Spiegel Online”, dafür gibt es hier keinen Link.) Dieselben kalten Krieger, die solche Stereotypen für Journalismus halten, werfen derweil den bösen Russen vor, diese “drohten” mit einem Kalten Krieg. Das Narrativ darf gern absurd sein, wenn es die Rollenverteilung damit festigen kann.

Jetzt sollen ausgerechnet die rechtslastigen Geheimdienste der BRD nach Belegen suchen, dass Russland die westliche Demokratie durch Propaganda destabilisiert.

Als wäre das nötig, wo Qualitätsjournalisten wie Reinhard Mohr bereits wissen:
Hier sind “russophile Überzeugungstäter wie Matthias Platzeck, altkommunistische Linkspartei-Funktionäre und berufsmäßige Putin-Propagandisten wie Krone-Schmalz” am Werk (No Link, no!), die die “Fakten leugnen” wie:

Fast lückenlose Beweiskette

Für Putins Regime ist die planvolle Dekonstruktion aller Gewissheiten in diesen Kriegstagen ein probates Mittel, alte Mythen zu platzieren, Verantwortung zu leugnen und alle Schuld anderen aufzuladen. Sein Rache- und Eroberungsfeldzug in der Ukraine ist ein einziges Versteckspiel, ein Verwirrspiel im Namen seiner chauvinistischen Machtansprüche.

Man könnte jetzt jemanden damit beauftragen, diese Sprache zu analysieren, (vergeblich) nach Sachbelegen im Text zu suchen, Formulierungen wie “so gut wie lückenlos belegten Abschuss der Passagiermaschine MH17” oder “Fakten des unerklärten russischen Krieges” mit den Gesetzen der Logik konfrontieren. Man könnte solche Beträge auf psychologische Muster wie Projektion untersuchen oder wenigstens virtuell eine andere Perspektive einnehmen, dann wäre man auf dem Weg einer sachlichen Betrachtung und genügte eventuell rudimentär den behaupteten Ansprüchen journalistischer Arbeit.

Aber es geht hier nicht um Wahrheit, Fairness oder Qualität. Es geht darum, die Geschichte weiter zu erzählen. Dass so dumpfe Propaganda dabei herauskommt, ist den Zeiten geschuldet und dem Eifer der wohl weniger talentierten Erzähler. Dass ihnen solche Skripte nicht krachend um die Ohren gehauen werden, liegt am Narrativ: Der Russe halt. Dem ist alles zuzutrauen. Der freut sich, wenn wir leiden. Der führt immer Übles im Schilde.

 
fuboSchon im Mai letzten Jahres hieß es: “Facebook-Mitglieder müssen künftig noch seltener das soziale Netzwerk verlassen.“. Dieses Ziel, das schon durch die alberne Warnung beim ‘Verlassen’ von Facebook verfolgt wird, ist nicht das letzte. Künftig sollen User Facebook gar nicht mehr verlassen. Das Angebot “Mobile Publishing” holt im aktuellen Schritt Inhalte von Verlagen direkt zu Facebook, und zwar aller Verlage, die sich darauf einlassen.

Während das Google-Internet sich zum Feind der Verlage entwickelt hat, die dort keinen ausreichenden Profit erzeugen, lockt Facebook mit Gewinnbeteiligungen und der Möglichkeit, sich innerhalb des Angebots selbst zu vermarkten. Wie man hört, ist das aber erst der Anfang. Ein kürzlich freigesetzter Entwickler von FB berichtet, dass man dort nur noch über einen überschaubaren Zeitraum Teil des Internets sein will. Man sei groß genug, auf veraltete Techniken wie Hyperlinks zu verzichten.

Am Scheideweg

In einem vertraulichen Bericht heißt es, Inhalte würden dann in einem eigenen Protokoll (die Rede ist von einem ctp-”content transfer protocol”) ausschließlich über die eigenen Server verteilt. Die Nutzer greifen so direkt auf die internen Datenbanken zu, die ihrerseits auf die genutzten Medien und Formate optimiert werden. Auf diese Weise werden Inhalte schneller ausgeliefert, schneller abgelegt und vor allem besser katalogisiert. Dem Anbieter stehen die Inhalte sofort wohl sortiert zur Verfügung, der Nutzer erfreut sich weiterhin kostenloser Angebote in optimaler Qualität.

Eine Anbindung externer Inhalte, Links auf Inhalte im Internet oder ein Zugang aus dem Netz sind dann nicht mehr möglich. Zunächst werden handelsübliche Browser das neue Design noch abbilden können. Dazu liefert der Konzern im nächsten Schritt ein eigenes Plug-in aus, danach wird es eine völlig neue Software geben. Abgeschlossen sei dieser Prozess, wenn das Soziale Netzwerk auf eigener lizenzierter Hardware installiert wird. Bis dahin werden sich die User bereits entschieden haben, was ihnen mehr wert ist: das neue All-in-One-Netzwerk oder “das alte chaotische Internet“.

 
gz

Originaldatei: ©Raimond Spekking / CC BY-SA 4.0 (via Wikimedia Commons)

Kollege Pantoufle (Ja, schreit doch “Inzucht”!) bedauert heute tränenreich das Schicksal des gemein nützlichen Konzerns RWE, dessen “Terraforming” in Garzweiler und anderswo tausenden von Menschen die Freude einer neuen Heimat bescherte, denn, so das Bundesverfassungsgericht: “Mit dem Abbau von Braunkohle wird ein gesetzlich hinreichend bestimmtes und ausreichend tragfähiges Gemeinwohlziel umgesetzt”.

Was mag das gewesen sein, dieses Ziel des Gemeinwohls? Die Dividende? Der Aktienkurs? Deutsches Kohlendioxid für den Weltmarkt? Der größte Parkplatz seit Caesar’s Palace? Inzwischen liegt die gerade aus der Kruste gekratzte Braunkohle wie Blei auf der Halde. Braucht kein Mensch, ist schädlich, bringt nix ein. Wenn das doch nur vorher jemand geahnt hätte! Schlagzeilen macht derzeit allerdings nur das Gejammer der Kämmerer, deren Kommunen als Teilhaber von RWE Teilhaber der Verluste sind. Was werden wir garantiert als nächstes hören? Dass RWE, dieser Mitmonopolist der Strommafia, ein Staatsbetrieb sei – und der Staat kann nicht mit Geld umgehen. Wetten das?

Alles in Ordnung

Die ganzen geschmierten Lokalgrößen, die vor Ort jene Privatisierungen umgesetzt haben, von denen das Wohl aller so ungemein profitiert, haben sich im übrigen alle selbst korrumpiert, na klar! Oh, ich höre gerade, dass es in Deutschland gar keine Korruption gibt, umso besser. Also: Die waren von Anfang von der guten Sache überzeugt. So wie sie bald alternativlos die verschuldeten Konzerne wieder ganz übernehmen werden. Seht ihr? Das Sprichwort stimmt. Die können einfach nicht mit Geld umgehen – verticken profitable Unternehmen, werfen eimerweise Geld in Pleitebanken und übernehmen grundsätzlich nur solche Unternehmen, die heillos in der Kreide stehen.

Tja, liebe Kinder, das ist wieder einmal so ein Auswuchs® der besten aller Welten aka Soziale Marktwirtschaft®. Man müsste eigentlich nur die Steuern von den richtigen einnehmen und die Casinos schließen, dann wären die schlimmen Nebenwirkungen der Kapitalitis wie weggeblasen. Schwups, wären sie weg, die Auswüchse® wie

Korruption, Kriege um Rohstoffe und regionale Vorherrschaft, Verschleudern von Staatseigentum, Landgrabbing, Naturzerstörung, Steuerflucht, Staatspleiten, Armut, Superreichtum, Hunger, Waffenhandel, Rechtsbeugung, organisierte Kriminalität, Flucht, Wasserknappheit, Ausbeutung, Sklaverei, Diskriminierung, Rohstoffverschwendung, Kinderarbeit, Massenarbeitslosigkeit, Gentrifizierung, Überschuldung, Inflation, Deflation, Geheimverträge, Vertreibung, Totalüberwachung, Propaganda, Feindrecht und die paar anderen, die mir nicht so spontan einfallen. Das kriegt man alles hin mit gutem sozialdemokratischem Reformwillen. Dafür muss man nicht das große Ganze infrage stellen!

p.s.: Machen Sie auch mal eine Liste; man weiß nicht, wo man anfangen und aufhören soll.

 
bl

Früher wird auch immer später. Nicht nur, dass die Technik sich hier und da rasant entwickelt hat – ich wage bei der Gelegenheit übrigens die Prognose, dass nützliche Fortschritte in den kommenden 20 Jahren kaum mehr zu erwarten sind – es ist auch die Kapitalflut, die binnen kürzester Zeit alles hinfort spült, was auch nur so aussieht als hätte es Sinn und Zweck. Das betrifft vor allem das Internet, das WWW und Träume von Freiheit und Unabhängigkeit wie die um Blogs.

Ich bin ein Spätstarter der Generation Dotcom, vielleicht auch zweite Generation, das geht ja inzwischen in wenigen Jahren von einer zur nächsten. Anfang bis Mitte der Nullerjahre etablierten sich Blogs in deutscher Sprache, deren ‘erfolgreichste’ Betreiber, also die mit der höchsten Reichweite, großenteils noch heute bekannt sind (wenn sie noch aktiv sind). Techies und Journalisten, die eben vor den anderen da waren und etwas zu sagen hatten. Eine der großen Anlaufstellen für Diskussionen und Selbstreferenz war die inzwischen verwaiste Blogbar von Don Alphonso, an der man sich fröhlich feierte, vors Bein trat oder eine großartige Zukunft ausmalte.

Generation Keinezeit

Ich habe damals in einer der Diskussionen gesagt, man solle einmal 10 Jahre abwarten, dann könne man sagen, wo die Bloggerei steht, was sie kann, was sie nicht kann und wohin die Reise geht. Das war vor etwa zehn Jahren, und inzwischen kann man das ziemlich deutlich sehen. In einer Veranstaltung an einer Uni habe ich junge Frauen, die sich für Bloggerinnen hielten, weil sie sich Klamotten anziehen und davon Fotos machen können, die sie dann mit drei Standardsätzen bejubeln, gefragt, wie sie das zehn Jahre lesenswert gestalten wollten. Die Reaktion war geradezu empört. Wie man auf die Frage kommen könne, was in zehn Jahren sei. Das ist schon einer der wesentlichen Unterschiede: Ein Morgen gibt es nicht mehr.

Unabhängigkeit war ebenfalls vorgestern. Wie sie sich dem Kapital zur Verwertung anwanzen, diese eingefleischte Nuttigkeit, ist das furchtbare Gegenteil all dessen, was wir uns vorgestellt hatten. Beauty, Reise, Fashion, man möchte kotzen. Alles, was man verticken kann, so kritiklos, seicht und nichtssagend, dass es sich dem Kommerz eben so anschmiegt wie dem hirnfreien Konsum, treu wie Herpes. Ach, wie schön, ach wie neu, das muss ich auch haben! Da muss ich unbedingt mal hin, jetzt pauschal und inklusive einheimischer Begleiterin noch günstiger! Längst sind das auch die “Blogger”, die von den Massenmedien und ihren verkeimten PR-Formaten noch wahrgenommen werden. Den Rest, die alten Männer, haben sie bei SpOn und FAZ verklappt, wo sie brav das jeweilige Verlagsspektrum mit heißer Luft befüllen und selbst damit noch qualitativ ziemlich weit vorn liegen.

Höraufmitderlaberei

Umso mehr belustigt es mich, wenn ich (gern übrigens nicht einmal hier in den Kommentaren, sondern in den laissez-faire moderierten Spalten der Nachbarschaft) lese, dass ich hier die Weltrevolution verhindere, weil ich partout den Zusammenschluss, die vereinigte Linke, nicht zur obersten Direktive mache. Bloß weil ich vor Jahren einmal einen Wahlaufruf verbrochen und mich an einem lustigen Kongress beteiligt habe, werde ich wohl immer noch verwechselt mit einem, der Partei machen will. Nein, auch dazu taugt es nicht.

Es scheint, als wolle eigentlich niemand so recht unabhängige Blogs. Es scheint, denn das ist nur der Chor derer, die etwas zu meckern haben; schlimmstenfalls derer, die sich eine Vorstellung machen und der freien Meinung® sind, jene Blogger, als deren Qualitätsleser sie wirken, hätten gefälligst umzusetzen, was demnach das Richtige ist. Willkommen wäre stattdessen schon die simple Erkenntnis, dass der Vorwurf “Ihr redet ja nur” zutrifft. Dazu reicht es aber nicht bei exakt denen, die ihn so gern erheben. Ja richtig, ich rede nur. So wie es mir einfällt und so wie ich es mag. Mit denen, die mich vorwärts bringen. Und wisst ihr, wie ich das nenne? Unabhängigkeit.

 
mn

Eine für mich maßgebliche Person echauffierte sich jüngst über etwas, das womöglich “Argument” sein möchte oder “Aussage”, aber selbst zum überpinselten Klospruch kaum taugt, nämliches in Bezug auf “Flüchtlinge” und uns arme Deutsche, die wir so schwer zu leiden haben: “Wir sind voll” wollte da wer meinen, und sie kommentierte das mit: “Was denn? Musstest du ein Zimmer abgeben? Kommst du auf der Straße nicht mehr durch? Was redest du da?!

Das ist womöglich die einzige Weise, damit adäquat umzugehen. Die Schwätzer abzukanzeln wie Schulkinder, denn man kann durchaus auf deren dunkle Ahnung bauen, dass sie dummes Zeug labern. Was wäre auch die Alternative? Unterstellte man eine von Vernunft geprägte Diskussion, könnte man Argumenten mit ebensolchen begegnen. Beispiel: Es wird gemeckert, jetzt falle überall der Sportunterricht aus, weil die Asylanten da wohnen. Vernünftig wäre es, die Zahl der belegten Sporthallen abzugleichen mit der Gesamtzahl der Hallen, regionale Verteilung, Lösungen, Ausweichhallen et cetera. Vernünftig wäre es, den Ausfall von einigen Schulstunden in Relation zu setzen zu der Gefahr, dass tausende Obdachlose durch die Landschaft zögen.

Quatsch mich nicht voll

Ankommen würde aber, dass man relativiert und somit die Situation beschönigen wolle. Gutmensch! Das Problem besteht ja schon darin, dass unsinnige Behauptungen sehr kompakt daherkommen, ohne jedes Wissen am besten funktionieren und die Antwort jeweils in einen Vortrag mündet. Dabei begibt man sich selbst noch aufs Glatteis, weil man ggf. Informationen braucht, die man gerade nicht hat. Du verlierst genau deshalb immer, weil die Schwätzer ohne Informationen auskommen, dir aber abverlangen mehr zu wissen als die Wikipedia – es sei denn, du weißt es wirklich, dann glauben sie dir einfach nicht.

Die bessere Antwort ist also die hier: “Ach, deine Kinder (wirkt am besten, wenn er gar keine hat) haben keinen Sport mehr? Der ist vom Lehrplan gestrichen? Was machen sie denn jetzt mit den ganzen Sportlehrern?” Beinahe vernünftig die Variante: “Ja, wie viele Sporthallen sind denn belegt? Gibt es keine Ausweichmöglichkeiten?” Dann läufst du aber sicher in das Messer der Allwissenheit, den jeder weiß, dass das fast alle sind; zum Beweis kennt man dann sogar eine, wo ganz furchtbare Verhältnisse herrschen (weil die 500 Flüchtlinge, die Säue, ihr Quartier nicht sauber halten können, dabei haben die sogar 10 Toiletten!).

Womit wir bei Zahlen sind, bei Relationen, Erfahrungen, halt bei dem, was Wissen schafft und nicht nur Blabla. Schade, dass Zahlen eine Art vom Magie sind, die dem ebensolchen Denken der Menschen folgen. Zahlen und Relationen entstehen aus Meinungen, nicht etwa umgekehrt. Umgekehrt ginge etwa so:

Eins zwei drei viele

Allein im Ruhrgebiet wuchs die Bevölkerung zur Jahrhundertwende (1900) binnen zwei Generationen von etwas über 500.000 auf über 3 Millionen an. Binnen 70 Jahren verzehnfachte sie sich. Bis 1910 wanderten allein 500.000 Polen ein. Umgerechnet wären das heute achthundert Millionen Einwanderer, davon vielleicht achtzig Millionen Syrer.

Noch einmal gab es einen Peak des Zuzugs, als Gastarbeiter kamen, allein 1,5 Millionen Türken und ca. 600.000 Italiener zwischen 1960 und 1980. In der BRD erhöhte sich der Anteil der Ausländer von 1,2% 1960 auf 4,9% 1970. Seitdem gibt es keine Deutschen mehr. Wir sind ausgestorben, weggefickt und unter die Knute des Islam gezwungen worden. Niemand spricht mehr deutsch, es gilt die Scharia und Freitags werden wir zum Döner gezwungen. Am schlimmsten ist es hier an der Ruhr. Uns haben sie so durchrasst, dass es uns am Arsch vorbei geht.

Dieser kleine Zahlensalat soll aber wie angedeutet nur als Hinweis darauf gelten, dass es völlig sinnlos ist, mit Informationen zu argumentieren. Wer das nicht wahrhaben will, mag sich einfach hier umschauen (Danke R@iner!). Seht ihr? Die Mehrheit der Besorgten und Sorglosen weiß es einfach besser als die Wirklichkeit.

 
ln

Kollege Pantoufle wirft fahrlässig mit Konfetti um sich, weil ein paar Physiker behaupten, es sei jetzt aber endgültig irre wahrscheinlich, dass sie Gravitationswellen nachgewiesen hätten. Ich bin ja der Ansicht (womit ich ausdrücklich nicht den Kollegen meine), dass Leute, die sich noch nie mit Gravitation befasst haben, dergleichen nicht lesen müssen und schon gar nicht schreiben dürfen. Sonst kommt dabei herum, dass es ein deutscher, ein deutscher ein deutscher!!! Laser war, der das gemessen hat. So kommt der Laser zum Leser. Ich halte die bisher bekannt gewordenen Fakten für wacklig – sprichwörtlich. Zudem meldet der “Spiegel” das, was immer ein Indiz für eine Ente ist, und erblödet sich der Forderung eines “schnellen” Nobelpreises. Das hat sich ja schon bei Obama bewährt.

Ich kommentierte heute, ich sei früher immer Hintertorwart oder Ball gewesen, wenn Fußball gespielt wurde. Hier möchte ich ergänzen, dass ich dereinst mit meiner ersten Freundin am Strand lag, in den Sternenhimmel schaute und über die Rotverschiebung im Spektrum sich entfernender Lichtquellen sinnierte. Eine dieser Geschichten ist möglicherweise wahr, zumindest signifikant wahrscheinlich.

Vorwärts immer, rückwärts nimmer

Ich wollte aber auf etwas ganz anderes hinaus, nämlich auf die sogenannte “Wissenschaft” der Politologie. Was die so an Wissen schafft und ausspuckt, ist mit signifikantester Wahrscheinlichkeit peinlicher Blödsinn, die Systemtapete in den geschlossenen Räumlichkeiten eines psychotischen Paralleluniversums. So ungefähr wie “Being John Malkovich”, nur mit Sigmar Gabriel anstelle von John Malkovich. Vor einigen Jahrzehnten trug ich einmal die Idee vor, soziale Systeme, zumal politische, müssten redundant sein, wenn sie nicht zwangsläufig im Innern zuwuchern und als Schwarzes Loch enden sollen. Will heißen: Eine Gesellschaft, die ihre Entwicklung und deren Prozesse nicht revidieren kann, wird instabil und zerstört sich selbst.

So weit, so Idee. Keine große, sondern historisch fast beliebig nachweisbar, das, was wir gerade wieder erleben und sowieso banal. Wo, frage ich mich jetzt, bleibt also die wissenschaftliche Forschung zu der Frage, wie sich Gesellschaft so formieren kann, dass sie fatale Prozesse erkennt, revidiert und korrigiert anstatt wie doof ins Verderben zu laufen? Man lacht sich ja tot, wenn man aus diesem Blickwickel so etwas wie Kapitalismus betrachtet. Ach, ihr meint, genau deshalb fragt sich das niemand an den Brutstätten solcher ‘Wissenschaft’? Na gut, ich geh’ dann mal wieder hinters Tor.

 
Pressekonferenz, Jung&Naiv

Hat jemand Lust auf dümmliches Gestammel? Komm, wir gehen in die Bundespressekonferenz, das kostet nicht einmal Eintritt. Alle Jahre wieder sei daran erinnert, dass dort eigentlich nur drittrangige Redaktionsmöbel abgespeist werden, während das Relevante „geheim“ in Hinterzimmern kolportiert und auf atlantische Stromlinienform gebracht wird. Dennoch werden die Sprechpuppen im Pressehaus gelegentlich zum Tanzen gebracht, wenn auch immer durch denselben Spielverderber.

Die Regierungssprecher mäandern hier wieder virtuos von einer Plattitüde zur nächsten. Dieses gelangweilt daher genäselte Gebrabbel hat nur mehr den Zweck, Schlagwörter zu wiederholen (“Anti-Isis-Koalition”, “Erfolg”, “Beitrag”). Krieg und Zerstörung? Iwo! Die Herren legen sich eine superlativ primitive PR zurecht und basteln für die Verblödeten draußen im Land eine Realität daraus.

Für bis zu 100% Anti-Isis-Effekt

“Anti-Isis-Koalition”, das sind die Guten, weil Isis die Bösen sind. So einfach ist das. Logisch auch, dass nicht jeder dazugehören darf, und wer nicht dazugehört, ist “nicht hilfreich”. Dass “Isis” schon gar nicht definierbar ist, dass sich dieser militanten Völkerwanderung ständig mal wer anschließt, mal wer abspringt und das Konglomerat vom Westen ins Leben gerufen wurde, darf man jedenfalls schon nicht wissen. Schon gar nicht, wer bei denen dazugehört, woher sie kommen und warum die meisten von ihnen in irgend einem Gestern noch bei den Guten waren, hilfreich und edel, weil Feind eines Feindes.

Am besten gefällt mir aber das Label “syrische Opposition“. Wait, war nicht “Isis” auch mal syrische Opposition? Oder sind die für Assad? Also nur die Guten® in der Opposition sind mit “Opposition” gemeint, die gemäßigten Schlächter halt. Das sind derzeit alle mordenden Schweinehunde, die nicht für Isis, aber gegen Assad sind – außer den Kurden, die sind noch mal extra, weil unsere türkischen Freunde (sicherstes aller Drittländer) die noch ein bisschen massakrieren wollen. Morgen kommt die Schublade mit den neuen Etiketten, bis dahin bitte keine weiteren Fragen, Herr Nervensäge, Verzeihung, Herr Jung!

 
as

Ich bin nur ein einfacher Philosoph und habe das mit der Moral nie verstanden. Ethik hatte für mich immer etwas mit Ordnung zu tun, die nach meiner naiven Vorstellung schlüssig sein sollte. Daraus könnte man dann praktikable Vereinbarungen ableiten. Moralisten sind da auf einem anderen Niveau. Mithilfe ihrer Weisheit kommt man mit Überlichtgeschwindigkeit voran und landet an Orten, wo noch nie zuvor ein Mensch gewesen sein wollte.

Terror an der Kaufhauskasse

Ich lese heute von “Plänen der Bundesregierung, im Antiterrorkampf Barzahlungen über 5.000 Euro zu verbieten.“. “Im Antiterrorkampf, ja sicher! Im Antiterrorkampf geht alles. Koks, Bachblüten, Bluna, wer bietet mehr? Im Antiterrorkampf gehen Stasi, Abu Ghraib und Notstand bis zum Armageddon, warum sollte man da nicht das Bargeld verbieten? Am besten verbieten sie doch gleich Verbrechen, wieso kommt da keiner drauf? Hallo? Verbrechen dienen nur dem Terror!
Aber! Wer denkt, die sind doch komplett bescheuert da oben, gibt’s da nicht was von Bürgerbewegt? Gibt es! Hier: Transparency International schlägt vor, die Grenze bei 1000 Euro zu ziehen statt bei 5000. Jawoll! Am besten versieht man Bargeld mit Chips, die sich entzünden, sobald eine bestimmte Summe überschritten wird. Der Besitzer kann ja nur ein Terrorist sein. Ist böse, gehört ausgemerzt. So geht Moral.

Angela I

Dann lese ich: “Merkel zündet Wendelstein 7-X” [...] Die Maschine soll Atomkerne verschmelzen.”. Merkel persönlich zündet die Kernfusion, soso. Dacht ich’s mir doch, die Sonne der Uckermark, der Stern unserer Heimat, Licht unserer Tage! Erinnert mich schwer an Korea seine Kims, aber was die können … Moral braucht höhere Wesen, und wenn Merkel ihre Heiligsprechung überspringt, ist das nur groß und gerecht.

Gleichheit? Mir doch egal!

Der Sonnenkönig von nebenan schrumpft derweil zum roten Zwerg*. Ihr erinnert euch? Der hahaha “Sozialist” Hollande, der mit dem Versprechen in den Palast gestolpert war, er wolle die Reichen bis aufs Blut besteuern, der neulich den Notstand für immer® ausgerufen hat? Der will jetzt Terrorbrüdern die Staatsbürgerschaft aberkennen. Das war einmal der karge Lohn für die ausgebeuteten Kolonien, dass Zuwanderer Franzosen werden durften. In Frankreich ist das Konsens bis an den Rand des Rechten. Von dort kommt dann auch der Applaus:
Dem Front National ist es recht, dass damit Franzosen mit Migrationshintergrund ins Visier geraten. ‘Wir müssen uns jener entledigen, die nur nach dem Pass, aber nicht im Herzen Franzosen sind‘ “ Frankreich den Herzfranzosen, Passfranzosen raus! Moral weiß immer, wer die Guten sind. Den meisten liegt’s im Blute.

Verhaftungsauschluss

Na und wenn Moral eines kann, dann das Recht biegen, bis es passt. Ihr wisst ja, dass ganz zufällig herauskam, dass Julian Assange Frauen vergewaltigt hat, was die zufällig feststellten, als er gerade ins Fadenkreuz der CIA geriet, der Verräter. Geht uns allen doch mal so: Da vögeln wir besoffen rum, paar Tage später kommt ein Scheck aus USA mit Hinweisen zur Bewertung der nämlichen Nacht und schon fällt es uns wie Wimperntusche aus den Augen: Wir wurden missbraucht. Für vier Jahre Zoo hat das schon gereicht, jetzt ist Showdown:
Sollten die Vereinten Nationen bekanntgeben, dass ich meinen Fall gegen das Vereinigte Königreich und Schweden verloren habe, werde ich die Botschaft Freitagmittag verlassen, und werde mich festnehmen lassen, da es keine realistische Möglichkeit der Berufung gibt“, so Assange. Bitterkomisch sein Wunschtraum: Alle Versuche, ihn festzunehmen, sollten eingestellt werden. Kommt vielleicht hin. Höhere Moral tritt gern durch frühes Ableben in Erscheinung. Gesundheit!

Gendermarie

Mit dem eisernen Besen werden bei Yahoo ganze Abteilungen von Männern befreit. Wäre das umgekehrt, was hätten wir einen Skandal am Hals! Die Weiber sind also auch nur Arschlöcher, meint der ungehobelte Säzzer, und zwar, wenn man sie tun lässt, was sonst Männer tun in der Welt des Kapitals. Moral ist jetzt, wenn das ausgleichende Gerechtigkeit ist. Moral ist, wenn die einen die Guten sind und die anderen selbst schuld. Moral ist, wenn Frauen, die sich in der Männerwelt benehmen wie Männer Männer sind und dann, genau dann, böse®. Moral ist gerechter Lohn und Frauenquote. “Kapital” ist nicht Moral. “Kapital” ist kommunistisches Zeugs, und das ist böse®.

The Internet is for …

Moral ist selbstverständlich vor allem Porno. Porno ist der Teufel, und mit dem kennt sich niemand besser aus als Moral. Moral kann Teufel und Moral kann Vergleich, alle Achtung:

32 Prozent der Unter-25-Jährigen sagen, dass das Anschauen von Pornos “normalerweise oder immer falsch” sei, mit 56 Prozent sind aber deutlich mehr der Meinung, dass es “normalerweise oder immer falsch” sei, wenn man Müll nicht recycelt.
Das ist Moralistik. Da komme ich nicht mehr mit. Man muss seine Grenzen kennen. Nur eines verstehe ich:
Dabei werden auch gerne schon mal nackte Brüste, selbst bei stillenden Frauen, von den Betreibern sexueller Netzwerke zensiert.
In sexuellen Netzwerken werden Brüste zensiert, auch beim Stillen. Klar. “Sexuelle Netzwerke!” Wenn man sonst nix im Kopp hat, ist eben alles Sex.

*p.s.: Der Säzzer besteht auf die Anmerkung, dass nach dem Hertzsprung-Russell-Diagramm zwar drei Viertel aller Sterne rote Zwerge seien und das eigentlich keine exakte Kategorie, dass aber nur braune Zwerge noch düsterer funzeln. Was immer er damit sagen will …

 
ss

Was hält eigentlich die Herrschaft beisammen, mithin seit ungefähr zweihundert Jahren die des Kapitalismus? Diese Frage kann vielleicht mehr zu einem guten Ende beitragen als Konstrukte einer Alternative. Dies sogar historisch, denn das Intermezzo des Staatssozialismus und seiner ‘kommunistischen’ Parteien wies nicht nur erschreckend viele Parallelen zur kapitalistischen Herrschaft auf, sondern ließ sich auch problemlos in diese umwandeln. “Meet the new boss, same as the old boss“, das kennen wir aus Russland, China, und eigentlich dem ganzen Ostblock.

Die tragenden Säulen sind systemübergreifend Warenwirtschaft und Lohnarbeit, im Kapitalismus kommt der unbedingte Zwang zur Geldvermehrung hinzu. Rainer Trampert schrieb dazu ergänzend: “Nach dem Marktgesetz ist alles Unproduktive dem Untergang geweiht.” Genauer in diesem Zusammenhang muss es heißen: Was keinen Profit erbringt, geht unter. Das gilt für Ideen, Konzepte, Unternehmen, Produkte und Menschen.

Mordmarkt

Dies wissend, drängt sich nicht nur auf, dass dieser “Markt”, seine “Wirtschaft”, kurzum der Kapitalismus, ein Monster ist. Am unteren Rand, der für sogenannte “Industrienationen” lange unsichtbar bzw, verschleiert blieb, sterben Menschen, millionenfach. Das konnte man in der Zentrale, bei “Uns geht’s gut” lange verdrängen. Nicht mehr verdrängen kann man, dass das Elend schon hier angekommen ist. Die Unterschicht, zum “Prekariat” umgedeutet, das irgendwie selbst schuld ist, hat keine Chance mehr aufzusteigen. Immerhin, sie müssen kaum hungern.

Nun, da die Ausgebombten hierher kommen, wird noch einiges mehr sichtbar. Verdrängen wird mörderisch, es werden Mechanismen in Gang gesetzt, die in der Sozialen Marktwirtschaft® unmöglich sind. Dass demnach an der Definition etwas nicht stimmt, muss durch infernalische Propaganda übertönt werden. Allen voran trommeln wie manisch die Sozialdemokraten, deren ‘Parteilinke’ Nahles persönlich die Opfer der Angriffskriege begrüßt, indem sie ihnen ihr Vermögen abknöpft und als erstes “Kürzungen” ankündigt für alle möglichen Fälle. Der Deutsche Arbeitslose sei schließlich auch bis aufs Hemd geplündert worden, dann sei das nur recht so.

Dies alles fußt auf der Lohnarbeit und der schlichten Tatsache, dass diese von beinahe allen Menschen akzeptiert wird. Es ist ein Kippbild. Wer jemals begriffen hat, dass Lohnarbeit Ausbeutung ist, zwangsläufig und immer, kehrt nie mehr zurück in die Gemeinschaft der Kapitalhörigen. Die oppositionellen Kommunisten mögen furchtbare Fehler gemacht haben, unter anderem dass sie sich gegen ein Zweckbündnis mit den Sozialdemokraten wendeten, aber eines hatten sie richtig verstanden; Dass diese mit ihrer Illusion vom ‘gerechten Lohn’ den Kapitalismus noch verteidigen, wenn der zum offenen Verbrechen übergeht.

Die letzte Konsequenz

Was wir in diesen Tagen an Verrat und Menschenverachtung von der SPD erleben, ist ebenso wenig ein ‘Auswuchs’ wie Superreiche und Hungertote, es ist die schlichte Konsequenz aus der Entwicklung des Kapitalismus. Angesichts von Krieg in Nordafrika und Elend in Südeuropa immer noch von ‘Wachstum’ zu schwafeln und Sätze rauszuhauen wie: “Wer Hilfe in Anspruch nimmt, muss sein ganzes Können, seine Arbeitskraft und – übrigens wie alle anderen auch – sein eigenes Vermögen einbringen.“, ist hemmungslos.

Sich ausbeuten zu lassen, ist ihnen nicht bloß Naturgesetz. Es ist so wichtig, dass dahinter alles andere zurücksteht. Recht, Gesetz, Mitgefühl, Verständnis, Vernunft, alles gut und schön, aber erst wollen wir mal hier unterschreiben, keine Ansprüche stellen und unsere Arbeitskraft in den Dienst des Profits stellen. Das war schon immer so, darum muss es immer so bleiben. Was die FDP und der Neoliberalismus für das Kapital geleistet haben – die aggressive Propaganda für den Primat des Profits, das hat die SPD für die Ausbeutung der Arbeitskraft beigesteuert. Die Hartz-Gesetze waren der endgültige Schulterschluss mit der Partei der Ausbeuter.

Die Lösung kann auf der Seite von Kritik und Einsicht nur die sein, Lohnarbeit endlich als das zu betrachten, was sie ist. Das ist das Ende aller Arbeiterparteien und der Anfang einer politischen Ausrichtung, die die Menschen und ihr Leben endlich nicht mehr unter die Knute des Profits stellt.