Was hält eigentlich die Herrschaft beisammen, mithin seit ungefähr zweihundert Jahren die des Kapitalismus? Diese Frage kann vielleicht mehr zu einem guten Ende beitragen als Konstrukte einer Alternative. Dies sogar historisch, denn das Intermezzo des Staatssozialismus und seiner ‘kommunistischen’ Parteien wies nicht nur erschreckend viele Parallelen zur kapitalistischen Herrschaft auf, sondern ließ sich auch problemlos in diese umwandeln. “Meet the new boss, same as the old boss“, das kennen wir aus Russland, China, und eigentlich dem ganzen Ostblock.
Die tragenden Säulen sind systemübergreifend Warenwirtschaft und Lohnarbeit, im Kapitalismus kommt der unbedingte Zwang zur Geldvermehrung hinzu. Rainer Trampert schrieb dazu ergänzend: “Nach dem Marktgesetz ist alles Unproduktive dem Untergang geweiht.” Genauer in diesem Zusammenhang muss es heißen: Was keinen Profit erbringt, geht unter. Das gilt für Ideen, Konzepte, Unternehmen, Produkte und Menschen.
Mordmarkt
Dies wissend, drängt sich nicht nur auf, dass dieser “Markt”, seine “Wirtschaft”, kurzum der Kapitalismus, ein Monster ist. Am unteren Rand, der für sogenannte “Industrienationen” lange unsichtbar bzw, verschleiert blieb, sterben Menschen, millionenfach. Das konnte man in der Zentrale, bei “Uns geht’s gut” lange verdrängen. Nicht mehr verdrängen kann man, dass das Elend schon hier angekommen ist. Die Unterschicht, zum “Prekariat” umgedeutet, das irgendwie selbst schuld ist, hat keine Chance mehr aufzusteigen. Immerhin, sie müssen kaum hungern.
Nun, da die Ausgebombten hierher kommen, wird noch einiges mehr sichtbar. Verdrängen wird mörderisch, es werden Mechanismen in Gang gesetzt, die in der Sozialen Marktwirtschaft® unmöglich sind. Dass demnach an der Definition etwas nicht stimmt, muss durch infernalische Propaganda übertönt werden. Allen voran trommeln wie manisch die Sozialdemokraten, deren ‘Parteilinke’ Nahles persönlich die Opfer der Angriffskriege begrüßt, indem sie ihnen ihr Vermögen abknöpft und als erstes “Kürzungen” ankündigt für alle möglichen Fälle. Der Deutsche Arbeitslose sei schließlich auch bis aufs Hemd geplündert worden, dann sei das nur recht so.
Dies alles fußt auf der Lohnarbeit und der schlichten Tatsache, dass diese von beinahe allen Menschen akzeptiert wird. Es ist ein Kippbild. Wer jemals begriffen hat, dass Lohnarbeit Ausbeutung ist, zwangsläufig und immer, kehrt nie mehr zurück in die Gemeinschaft der Kapitalhörigen. Die oppositionellen Kommunisten mögen furchtbare Fehler gemacht haben, unter anderem dass sie sich gegen ein Zweckbündnis mit den Sozialdemokraten wendeten, aber eines hatten sie richtig verstanden; Dass diese mit ihrer Illusion vom ‘gerechten Lohn’ den Kapitalismus noch verteidigen, wenn der zum offenen Verbrechen übergeht.
Die letzte Konsequenz
Was wir in diesen Tagen an Verrat und Menschenverachtung von der SPD erleben, ist ebenso wenig ein ‘Auswuchs’ wie Superreiche und Hungertote, es ist die schlichte Konsequenz aus der Entwicklung des Kapitalismus. Angesichts von Krieg in Nordafrika und Elend in Südeuropa immer noch von ‘Wachstum’ zu schwafeln und Sätze rauszuhauen wie: “Wer Hilfe in Anspruch nimmt, muss sein ganzes Können, seine Arbeitskraft und – übrigens wie alle anderen auch – sein eigenes Vermögen einbringen.“, ist hemmungslos.
Sich ausbeuten zu lassen, ist ihnen nicht bloß Naturgesetz. Es ist so wichtig, dass dahinter alles andere zurücksteht. Recht, Gesetz, Mitgefühl, Verständnis, Vernunft, alles gut und schön, aber erst wollen wir mal hier unterschreiben, keine Ansprüche stellen und unsere Arbeitskraft in den Dienst des Profits stellen. Das war schon immer so, darum muss es immer so bleiben. Was die FDP und der Neoliberalismus für das Kapital geleistet haben – die aggressive Propaganda für den Primat des Profits, das hat die SPD für die Ausbeutung der Arbeitskraft beigesteuert. Die Hartz-Gesetze waren der endgültige Schulterschluss mit der Partei der Ausbeuter.
Die Lösung kann auf der Seite von Kritik und Einsicht nur die sein, Lohnarbeit endlich als das zu betrachten, was sie ist. Das ist das Ende aller Arbeiterparteien und der Anfang einer politischen Ausrichtung, die die Menschen und ihr Leben endlich nicht mehr unter die Knute des Profits stellt.
Februar 2nd, 2016 at 13:36
Aus dem Nebel des Schweigens von mir ein fettes Chapeau!!!!
Februar 2nd, 2016 at 13:39
Nahezu perfekt und wirklich zur rechten Zeit formuliert. Die “Linkischen” hätten auch ein Wenig Erwähnung finden dürfen, da sie als Stellvertreter der SPD nicht nur bereit stehen sondern auf ihre eigene Clientel wirkend längst kräftig mitwirken und -würgen.
Februar 2nd, 2016 at 13:44
Ich betrachte diese Partei ebenfalls als sozialdemokratisch.
Februar 2nd, 2016 at 17:01
@flatter
Ich schließe mich dem an was meine Vorredner meinten, die Sozialdemokratie erinnert immer mehr an die alte Zeit als ein Sozialdemokrat mal ausrief:
“Einer muss ja der Noske sein” – damals als Rosa Luxemburg/Karl Liebknecht ermordet wurden.
Diesmal gilt der Satz allerdings auch bei dem was Du geschrieben hast, die Sozialdemokraten sind heutige Noskes, die Flüchtlinge am Liebsten…..ergo, für mich persönlich, weder “sozial” noch “demokratisch”….
….soll heißen, eigentlich schon seit den Plänen zu Hartz IV, und der kompletten Agenda 2010….
Man benötigt übrigens keine Flüchtlingsthematik um zu erkennen wie mörderisch, menschenverachtend, und familienzerstörend der Kapitalismus sein kann – ich kann es nicht oft genug erwähnen, nur wer Erbe wird, und Streit mit den Miterben hat, auch wegen der Pflege des überlebenden Ehegatten (= der Witwe des an Krebs verstorbenen)…erkennt wie menschenverachtend der Kapitalismus sogar im ganz normalen Alltag sein kann….ich weiß von was ich schreibe, da ich schon seit beinahe 10 Jahren in so etwas feststecke, und es geht nicht einmal um ein riesiges Erbe….in einem winzigen Familienunternehmen….bin bald wieder “Hartzie”, da ich hier bald aus dem Geschäft gedrängt werde, und mein Verdienst so gering ist, dass ich automatisch in Hartz IV lande….
Gruß
Bernie
Februar 2nd, 2016 at 17:14
@Bernie – Die Sozialdemokratie ist mE so etwas wie Nebensache. Die Hauptsache ist, einen Verdienst in Geld haben zu wollen ;)
Februar 2nd, 2016 at 17:16
Die Metapher des Eimers eröffnet tatsächlich allerhand Möglichkeiten.
Hier sehe ich einen, der oben immer die selben oder auch neue Erkenntnisse hinein schüttet, wohl wissend, dass sie mangels Boden unten ungenutzt wieder herauslaufen. Der wohl auch langsam erkennt, dass der Eimer oben trotzdem überläuft.
Die Lohnarbeit abschaffen. Ist sicher möglich. Theoretisch auf jeden Fall.
Hier baut sich nun der schier unüberwindliche Wall namens „Verteilungsgerechtigkeit“ auf. Wer als erster die Krone dieser Mauer erklommen hat, schaue sich um. Ich spare mir die Beschreibung dessen, was sich da anbahnt, was da also zu sehen sein wird, eingedenk der Jahrhunderte lang aufgesogenen Erfahrungen der Menschlein, die den neuen Weg suchen.
Auch suchen die nicht alle. Die meisten klettern einfach nur mit.
Aber lassen wir das Verteilungsproblem weg. Überspringen wir es, da wir einmal auf dem Sprung sind.
Gehen wir den „Kap.“ an mit der Entwicklung und Verbreitung einer Lehre von den Dingen, die niemand braucht.
Gemeint sind nicht der 227. Joghurtbecher in Kühlregalreihe 9. Gemeint ist vordergründig nicht die Überflusswelt einer übersteigerten Gebrauchsgüterindustrie mit dem Gipfel Obsoleszenzproduktion. Nicht das Anlage“produkt“ der Bank. Und auch nicht der Kühlschrank, der, überwacht vom Car im Stau, seinen Füllbedarf an den supersupersten Lieferservice meldet.
Aber beginnen kann man schon mit einem einprägsamen Pranger für unnützen, Arbeitslohn oder eben Lohnarbeit fressenden Plunder und Schnellschrott.
Gemeint ist eigentlich das paradoxe Ungeheuer der Millionen und Abermillionen computerisierter „Arbeitsplätze“, die die letztmögliche Effizienz erspüren, erschaffen, überwachen sollen indem sie menschliches Erleben und damit das wirkliche Leben unmöglich machen,- wenn nicht ganz kaputt. Zu entwickeln wäre eine Lehre, die aufzeigt, dass kaum etwas ineffizienter sein kann als solcherart Effizienz.
Februar 2nd, 2016 at 17:50
“Zu entwickeln wäre ein Lehre, die aufzeigt, dass kaum etwas ineffizienter sein kann als solcherart Effizienz”
Lehre entwickeln? Äh, wie bitte?
Es gibt sogar ‘ne knackige Analyse, falls jemand seinen eigenen Augen allein nicht trauen will/ kann/ möchte…
Ja, lassen wir das Verteilungsproblem weg, dieses ergibt sich nämlich erst und nur aus der Erstellung.
… Lohnarbeit.
Februar 2nd, 2016 at 18:21
@Wat.
Stimmt auch wieder, und was der Verdienst an Geld haben wollen aus Menschen macht, dass erlebe ich, wie man nicht oft genug erwähnen kann, aus eigener Hand.
Ich hatte mal eine zweitälteste Schwester, die sich um meine Mutter gekümmert hat, und auch hier im Geschäft ausgeholfen hat – als es meiner Mutter noch einigermaßen gut ging. Tja, was soll ich sagen, seit die – mit über 50 Jahren – noch einmal eine Umschulung abgeschlossen hat benimmt die sich wie der sprichwörtliche “Arsch”.
So eben wurde mir mal wieder mit Geschäftsauflösung gedroht, von der, und auch damit, dass die mir (ich mache die Sache eigentlich für meine Mutter, was die aber nicht wahr haben will) nicht mehr helfen kann – beim Führen des Geschäfts.
Darauf angesprochen, dass man ja mir die Geschäftsführung übertragen könnte, und ich dies frühzeitig wissen sollte, da ich ja dann alles vor dem Saisonbeginn Mitte März regeln könnte – z.B. eine Minijobberin als Putzfrau anzustellen – reagierte die gar nicht, und erst später, dann geben wir das Geschäft halt auf….
…es ist zum Verzweifeln….und ich warte nur ab, dank Hartz IV, bis die mir kündigen. Selber kündigen, so blöde bin ich – wegen der Sperrzeit beim Arbeitsamt – eben nicht.
Oder wird es als Wichtiger Grund für die Umgehung einer Sperrzeit anerkannt wenn man angibt “Familienunternehmen zerstritten”?
Ich glaube kaum…
Trauriger Gruß
Bernie
PS: Manchen Gästen zu liebe würde ich das Geschäft gerne weiter führen, aber wenn es eben nicht geht, dann geht es eben halt nicht mehr – die dürfen sich dann bei meinen Geschwistern bedanken. Übrigens, die Geschäftsauflösung überlasse ich denen, dass habe ich mal klar gestellt, denn wenn ich am Bewerben bin kümmern mich solche Winzigkeiten eben nicht mehr – da gebe ich denen dann die Retourkutsche wie es so schön heißt….
Apropop 50 Jahre, das Unternehmen wäre bald auch reif für ein Jubiläum, aber dank Mitgeschwistern und -erben, wird daraus in 3 Jahren eben nix mehr….Mein Vater dreht sich nicht nur im Grabe herum, der rotiert regelrecht…hab’s mal im Streit einer Schwester, die Pfarrsekretärin ist, genauso an den Kopf geworfen…Ratet mal….der ist egal….tja, da sieht man wieder was für manche Kirchenoffizielle Christentum heißt….die IS könnte es nicht besser machen….
Februar 2nd, 2016 at 20:56
Selber kündigen fällt aus, auch die Zustimmung zu einer Aufhebung des Vertrages. Gibt definitiv eine Sperre und Hartz4 füllt das Minus durch die Sperre nicht auf…
Februar 2nd, 2016 at 21:32
@Bernie
Der Zustand “Familienunternehmen zerstritten” kann aufgrund der mobbingähnlichen Situation am Arbeitsplatz ohne weiteres die Diagnose einer Anpassungsstörung ergeben. Auf Grundlage dieser Diagnose ist der Hausarzt berechtigt, das vom Amt bereitzustellende Formular “Kündigung aus medizinischen Gründen” auszufüllen. Damit gilt bei eigener Kündigung keine Sperrfrist.
Is jetzt ni so das Ding, so etwas rauszufinden aber manchmal lebt es sich mit klaren Feindbildern doch etwas leichter…
Februar 2nd, 2016 at 21:59
Danke, wieder was gelernt, Anpassungsstörungen… tz tz tz.
Februar 2nd, 2016 at 22:21
Bei der Herausgabe des Formulars tun sich manche Amtsmitarbeiter extrem schwer (nach deren Wunsch sollte man das Attest nämlich gern selbst bezahlen), aber spätestens ab Chefebene gab’s immer eins. Wann die das Ding aber kippen und allenfalls der Lager- äh..Amtsarzt darüber entscheiden darf, bleibt abzuwarten.
Und wenn wir schon mal bei Besserwisserei sind (und das alles ohne Geld): es heißt nicht Burn out, es heißt nicht affektive Störung, es heißt nicht und niemals Depression (es sei denn man will Rente) – es heißt immer Anpassungsstörung. So etwas geht nach Definition wieder spurlos weg und kein doofer Versicherer oder Gutachter kann einem da ‘nen Strick draus drehen.
Februar 3rd, 2016 at 10:35
Ja richtig, wirklich grausam, diese Russen, machen medizinische Experimente mit Heimkindern! (via fefe)
Februar 3rd, 2016 at 11:21
Gewerkschaften heute: DGB kündigt Honorarkraft nach gewerkschaftlichen Aktivitäten!
Februar 3rd, 2016 at 11:33
Ja, lassen wir das Verteilungsproblem weg, dieses ergibt sich nämlich erst und nur aus der Erstellung. … Lohnarbeit.
Einspruch. Die ‘individuelle Teilhabe an den Früchten gesellschaftlicher Produktion’ war, ist und wird sein ein Problem aller menschlichen Gesellschaften. Richtig ist nur, dass das Verteilungsproblem kein Ansatz sein kann, uns aus den Widersprüchen des kap. Systems zu befreien, und dass es unter dessen Vorzeichen natürlich immer auf die Lohnarbeit verweist.
Nach dem Wegfall derselben stellt es sich sogar in doppelter Weise: es ginge um die ‘gerechte’ Verteilung sowohl der gesellschaftlich notwendigen Tätigkeiten wie deren Früchten. Das kann aber – und da sind wir wieder mitten in unserem guten alten ‘Arbeitsstreit’ – nicht mit einer Überhöhung und Glorifizierung dieser Tätigkeiten einhergehen, sonst landen wir wieder nur in Produktivismus und Konsumismus, siehe dazu auch diesen Artikel. Insofern finde ich es auch gut, dass der Hausherr den Opener nicht nur mit ‘Zur Hölle mit der Lohnarbeit’ überschrieben hat. Tätigkeiten ‘gesellschaftlich’ oder überhaupt ‘notwendig’ zu nennen impliziert ihre Lästigkeit und das Bestreben, sie so weit wie möglich zu reduzieren.
Der im übrigen auch mit einer richtigen und wichtigen Feststellung endet: “Das Neue kann nicht einfach die Fortsetzung des Alten sein; es entfaltet sich erst nach dem Bruch mit ihm.” Vor allem all jenen in’s Stammbuch, die sich den Bruch offenbar nur dann vorstellen können und wollen, wenn was fixfertiges Neues vollständig vorliegt, wie zB mal wieder hier. Was allerdings eher die Garantie dafür wäre, dass es eben nichts Neues, sondern nur die Fortsetzung des Alten in neuen Gewändern wäre.
Februar 3rd, 2016 at 15:12
OT: … Die neue Ökonomie … definiert die Natur der menschlichen Gesellschaft nicht nach dem Bild des Immanuel Kant, sondern nach dem des Philipp Rösler: Jeder ist zu jeder Zeit mit jedem in Konkurrenz. Nicht Gleichheit und Solidarität ist das Ziel des Menschseins, sondern Ungleichheit und Sieg. Demokratie ist keine Form der Verwirklichung von Gerechtigkeit, sondern von Marktmacht. …
Der Kapitalismus hat sich 80 Jahre weitergefressen, hat die Familien gesprengt, die Heimaten, die Treue. Unsere Kinder lernen nicht, um Kultur zu erfahren und weiterzugeben, sondern um ihr “Potenzial” zu entwickeln. Das Geld hat sich aus der Ökonomie verabschiedet und ein eigenes Sonnensystem gegründet. Jedermann ist für sich selbst verantwortlich. Niemand für den anderen.
Da kommen viele nicht mit, eine Welt vollendeter Konkurrenz produziert Verlierer in unvorstellbaren Massen. Die meisten von ihnen lungern da draußen in den Weiten umher, heißen “Ausländer” und verschleißen ihre Hoffnungen an den goldenen Pforten zum Paradies unseres Werbefernsehens. Ein paar haben wir auch hier. …
Aus Fischer.
Hätte noch vor ein paar Jahren nicht für möglich gehalten, sowas mal bei einem deutschen Bundesrichter zu lesen.
Februar 3rd, 2016 at 18:43
@Peinhart(15)
“Insofern finde ich es auch gut, dass der Hausherr den Opener…”
Na, irgendwie mußte er Dich ja wieder mal hierher kriegen, wenn Du schon auf den Vernunft-Opener nicht reagiert hast. Arbeit geht immer. ;)
Ich weiß nur nicht, ob ich grad ‘streitsüchtig’ genug bin.
… über was zu streiten, wo mal nichts zu streiten ist.
Denn – die Herstellung entscheidet über die Verteilung. Da beißt doch die Maus keinen Faden ab.
Ist in der Herstellung Eigentum drin, kann’s bei der Verteilung auch nur über Eigentum laufen…
… wenn nicht, dann nicht.
… und zwar auf beiden Seiten der ‘Gleichung’ nach dem gleichen Prinzip.
Subsumiert unter der Produktionsweise.
Ein Argument sieht da genau wie aus?
Februar 3rd, 2016 at 20:55
Sie haben sich zur Reinigung des Aufzugs entschlossen. Gefahr! Hohe Unternehmensgewinne: Goldman Sachs kommen Zweifel am Kapitalismus
Das finde ich jetzt nicht in Ordnung, dass man die von den Kokain-Lieferungen ausnimmt.
Wenigstens hier scheint der Stoff noch anzukommen: Großeinsatz in Flensburg: Polizei räumt autonomes Kulturzentrum mit Wasserwerfern
Und mal ehrlich: Wer braucht schon ein Kulturzentrum, wenn es doch nebenan die Eintrittskarte für Helene Fischer für schlappe 120 Euro gibt?
Februar 3rd, 2016 at 22:43
Wenn dann das Kapital und sein -ismus mal abgeschafft sein wird: Welche Mechanismen zu einer vertikalen Schichtenbildung werden sich dann die Menschen wohl einfallen lassen?
Februar 3rd, 2016 at 22:48
Es ergibt/ ergäbe sich aus der dann folgenden Produktonsweise (dem Produktionsverhältns).
Was sich Menschen da für eine ‘einfallen’ lassen, besser, wie sie da handeln – daraus resultiert dann, ob und inwiefern es dann vertikale Schichtenbildung gibt.
Schichten wären sogar vergleichsweise egal, Klasse(n) wäre entscheidend.
Februar 3rd, 2016 at 23:19
Das ist ggf. Definitionssache. Schichten finde ich auch scheiße.
Februar 5th, 2016 at 11:37
Ein linkes ‘Strategiepapier‘, das ich unterschreiben könnte, und andere hier vermutlich auch. Oder wat…? ;)
Die ‘real existierende Linke’ allerdings entfernt sich immer mehr davon*, wie ja auch im Text selbst schon richtig dargestellt. Ich werd’s mal bei den NDS einreichen…
*Es scheint Ausnahmen zu geben, die sich dann aber doch wieder recht widersprüchlich lesen: “Der Sozialstaat der Zukunft muss vor allem der Selbstermächtigung und demokratischen Selbstbestimmung neue Wege eröffnen. Im Kern muss es dabei um die einklagbare staatliche Gewährleistungsverantwortung gehen [...]” – wie denn jetzt? Der Widerspruch mag sogar auflösbar sein, aber leider wurde da nicht nachgehakt.
Februar 5th, 2016 at 12:16
“Keinesfalls kam es zu einer Eindämmung des Finanzkapitals noch gar zu jener phantastischen „Rückkehr zur Realwirtschaft“, obwohl diese inzwischen quer durch das gesamte politische Spektrum gebetsmühlenartig gefordert wurde. Doch das lag keineswegs am mangelnden politischen Willen, sondern schlicht und einfach daran, dass die ökonomische Grundlage dafür nicht mehr existierte. Angesichts der exorbitanten Produktivität, die ihrerseits aus der kapitalistischen Widerspruchsdynamik resultiert, kann die Selbstzweckbewegung des Kapitals nicht mehr durch die Vernutzung von Arbeitskraft in der Produktion in Gang gehalten werden, sondern hängt auf Gedeih und Verderb von der Akkumulation des fiktiven Kapitals ab.”
Mal ne ernsthafte Frage: Das ist im Kern das, was ich hier (einfacher) zu erklären versuche. Ist mir das halbwegs gelungen?
Februar 5th, 2016 at 13:16
Ich denke schon, bzw ‘im Prinzip ja’. Theoretisch hast du dich allerdings für mein Dafürhalten ein bisschen zu sehr auf die ‘tendenziell fallende Profitrate’ versteift. Das ist eine argumentative und ‘wahrnehmungstechnische’ Achillesferse dieser, ich sach ma, ‘Verkürzung’. Denn das steht in einem auf den ersten Blick offensichtlich scheinenden Widerspruch dazu, dass insbesondere die Großen durchaus noch klotzig ‘verdienen’, teilweise ja sogar mehr denn je.
Nur dass das, was sie da so an ‘Vermögen’ akkumulieren eben in erster Linie nur noch rein fiktiv ist. Man kommt, und da bin ich eben durchaus Anhänger dieser ‘Wertkritik’, diesem scheinbaren Widerspruch nur dann wirklich auf die Spur, wenn man von einer stagnierenden oder gar schrumpfenden ‘Gesamtwertmasse’ ausgeht und seinem Ersatz durch aberwitzige Verschuldungskaskaden, deren ‘Beibringung’ nur noch utopisch ist, was inzwischen ja längst auch deren Protagonisten dämmert, siehe diesen auch schon mal von Rainer verlinkten Artikel. Die Beschwichtigung des Herrn Blankfein (wieso muss ich da immer an Alfred E. Neumann denken?) – “wir wursteln uns durch” – klingt auch nicht mehr wirklich überzeugt.
Kurzum, der Unterschied zwischen monetärer Ebene, die ja auch die des Profits ist, und ‘Wertebene’ ist mE entscheidend. Was durchaus lästig ist, weil eben mit mehr trockner Theorie verbunden. Aber ansonsten dürfte sich eben so mancher denken: “Fallende Profite? Ich seh eher das Gegenteil. Aber dafür ein gewaltiges Verteilungsproblem… Geld ist doch genug da!” Nur dass eben ‘Geld’ und ‘Wert’ mitnichten dasselbe ist, und heute weniger denn je.
Februar 5th, 2016 at 13:41
“Rein fiktiv” ist allerdings auch nicht richtig, man kann damit ja einkaufen (Flughäfen, Inseln, verbriefte Pommesbuden). Vielleicht habe ausgerechnet ich die Profitraten überbetont, aber ich versuche ja immer, dieses Marxem mit dem Verhältnis von Kapital zu Verwertungsmöglicheiten (‘Realwirtschaft’) zu übersetzen. Ein dickes Brett, und es bleibt das Ärgerlichste, dass die Keynesisten sich ein zweites vor den Kopf nageln, wenn du durchs erste fast durch bist.
Februar 5th, 2016 at 19:18
“Rein fiktiv” ist allerdings auch nicht richtig, man kann damit ja einkaufen (Flughäfen, Inseln, verbriefte Pommesbuden).
Stimmt natürlich, und dürfte auch eins der zentralen Motive hinter ‘Landgrabbing’ uä sein. Das fiktive Zeug hat dann halt sozusagen der Verkäufer in den Fingern, der dann wiederum damit agieren kann. Das Ganze gleicht längst einer Art ‘Reise nach Jerusalem’, und wer beim nächsten Signalton – der nächsten ‘Krise’ – damit in der Luft hängt, hat verloren. Es sei denn natürlich, er wird ‘gerettet’, und man kann den leeren Platz kraft Gesetz noch mal dem berühmten ‘Steuerzahler’ bzw seit neuerem auch ‘Einlegern’ zuweisen. Das Bargeldverbot lässt grüßen…
Februar 5th, 2016 at 20:33
@Peinhart #24: Ja, mmh, wenn Du Ideen hast, wie man diese Theorie ‘volkstümlich’ aufbereiten kann, dann her damit.
#26: Eine Freundin von Brot für die Welt meinte, dass dieses Landgrabbing auch zur Diversifikation von Nahrungsmittelanbauflächen in Zeiten sich ändernder klimatischer Bedingungen dient. In irgendeinem arabischen Land sei das auch so schriftlich als Ziel fixiert worden. Wenn es interessiert, dann frage ich nach, welches das war. Katar? Ich weiß es gerade nicht.
Februar 5th, 2016 at 21:07
Ja, das katarische Königshaus kauft was nich niet- und nagelfest ist, die letzte Erwerbung war das Land der Massei…
Bargeld, wenn die Welt vollständig privatisiert/kpitalisiert ist, ja dann bleibt als letztes nur der Schein in deiner Börse…
Fällt mir nebenbei ein dass es Marco Polo war der feststellte, dass die Chinesen einen Weg gefunden hätten aus Papier Gold zu machen. Die ältesten Geldscheine, nicht Banknoten, stammen aus dem Reich der Mitte. Sozusagen das erste fiktive Kapital, in Wert gesetzt durch das kaiserliche Siegel…
Februar 6th, 2016 at 16:52
@Peinhart(22)
Mit der Herleitung auf Krisis bin ich im ganzen überhaupt nicht konform. Ein bisken hat ja @flatter schon gestreikt.
Ich streike noch etwas darüber hinaus: Der Verwertungszwang bleibt trotzdem bestehen, Geld aus dem Nichts gibt es nicht und das Kapital hat sich noch nie dafür interessiert, ob Menschen verhungern.
Noch nichts von ‘nachwachsenden’ Kapitalisten gehört? Schlagwörter: Suche nach neuen Geldquellen, wenn der LohnJob weg ist, Kleinbürgertum etc.
Mit den Schlußfolgerungen kann ich dann allerdings gut leben – soll mir ja egal sein, wie jemand zu diesen kommt…
… und ist mir auch absolut wurscht.
@flatter – Die Profitraten kann ‘man’ nur dann überbetonen, wenn ‘man’ vergißt, daß das nicht für einzelne Betriebe gilt sondern das Gesamtkapital. Ich denke mal, daß das das ‘schwere’ beim ollen Rauschebart ist, daß da mit dem Verständnis von Betriebswirtschaft allein nichts zu wuppen ist.
Danke, daß Du in letzter Zeit mehr auf Ausbeutung gehst, das ist zwar auch nicht leicht(er) zu erklären, wenn jemand seine einfache Reproduktion wenigstens noch gebacken kriegt und die manchmal gefühlt sogar mehr als nicht ausgebeutet zu werden – aber da kann ‘man’ ja dann mE mit Waren- vs Nicht-Äquivalentwirtschaft versuchen zu (er-)klären.
Wie sagte Pispers: Zu Hause kriegen die Kinder ja auch nicht das Abendbrot nach den Schulnoten…
Februar 6th, 2016 at 18:42
@Wat. – Ich streike noch etwas darüber hinaus: Der Verwertungszwang bleibt trotzdem bestehen, Geld aus dem Nichts gibt es nicht und das Kapital hat sich noch nie dafür interessiert, ob Menschen verhungern.
Ja sicher. Ich wüsste jetzt aber wieder nicht, wer da wo ‘wertkritisch’ anderes behauptet hätte…?
@Rainer – Ich bringe da meistens nur dieses olle Gedankenspiel von der ‘menschenleeren Wirtschaft’. Das reicht zumindest meistens aus, um zu erklären, warum der Kap. (ich mag auch nimmer ausschreiben) nicht mehr funktionieren kann mit ‘zuwenig Arbeit im System’.
Februar 6th, 2016 at 20:21
@Peinhart(30)
Und da ist das ‘Behauptete’ mE auch – nämlich da, wo es heißt oder meint, daß der Kapitalismus nicht mehr funktionieren kann mit ‘zuwenig Arbeit im System’.
Macht er doch prima – daß er für uns funktioniert, war nicht sein ‘Plan’ und ist damit auch nicht seine Schranke…
Februar 7th, 2016 at 09:43
Nein, das macht er eben nicht prima, das steuert gleich auf eine ganze Reihe weiterer ‘Krisen’ bzw ‘Crashs’ zu. 2008 ist mitnichten ‘gegessen’, das war nur ein Vorbote. Denn wie du ganz richtig schrobst – der Verwertungszwang existiert weiter, und man kann ihn nur eine Zeitlang mit, ich sach ma, ‘Buchungstricks’ foppen.
Das ist längst ein Kartenhaus, in dem bei laufendem Betrieb immer mehr innere Karten, auf denen längst schon wieder andre stehen, getauscht bzw erneuert werden müssen. Und auch die Dysfunktionalität für unsereiner kann er nicht unbegrenzt auf die Spitze treiben. Auch das Fundament – die Ausbeutung von Mensch und Natur – knirscht bereits in allen Fugen.
Offenbar ist hier unsere Wahrnehmung bzw die Interpretation derselben recht verschieden.
Februar 7th, 2016 at 10:26
@Peinhart(32)
Ja, sieht so aus, daß unsere Wahrnehmung und dadurch vielleicht (?) Interpretation verschieden ist.
Ich hab’ ja schon ein paar mal vorsichtig (genug?) versucht, den Unterschied, den ich in der Herangehensweise meine zu sehen aufzuschreiben…
Nun versuche ich es noch einmal anders und bin hoffentlich wieder vorsichtig genug, aber trotzdem verständlich.
Hab ja nichts davon, wenn sich jemand durch die Darlegung meiner Auffassung in persona verletzt fühlt, denn das möchte ich trotz der mir immer mal wieder durchkommenden Ungeschicklichkeit eigentlich vermeiden.
Dieser ganze Wertkritik-Ansatz ist für mich aus proletarischer Sicht ziemlich für Tonne, das ist ein Ansatz aus der Sicht von Bürgerlichen.
Natürlich funktioniert der Kapitalismus prima. Für den einzelnen Kapitalisten funktioniert er nicht, das stimmt und für alle anderen so und so nicht. Aber für das Kapital, klasse.
Unterlegene im Konkurrenzkampf gab’s immer.
Es sind auch immer neue Kapitalisten ‘nachgewachsen’.
Und dafür war es und wird es auch in Zukunft egal sein, ob da vorher der s.g. Streichholz rangehalten wurde, eine Blase platzte oder neue Verwertungsmöglichkeiten auf der Erde erschlossen.
Die ist ja noch lange nicht durchkapitalisiert, nicht einmal in der Fläche…
Wir hier leben nur nicht mehr im s.g. Zentrum, das ist immer mehr woanders.
Einen Kapitalisten interessiert der Wert soweit es Profit meint und mich interessiert Wert soweit es mein Arbeitsergebnis ist, meine (Lohn-)Arbeit ist, die von vornherein einem anderen gehört und damit der darin enthaltene Mehrwert Ausbeutung ist.
Und die Ausbeutung klappt doch nach wie vor prima, daß dazu immer weniger Menschen gebraucht werden: Ja und?
Stützt doch eher meine These, daß die Arbeit nicht extra abgeschafft werden muß, weil das der Kapitalismus schon ganz toll selber hinkriegt.
Daß es statt dessen um die Befreiung der Arbeit geht….
… weil es dann keine Lohnarbeit mehr geben kann.
Wir haben hier also zwei verschiedene (Ausgangs-)Blickrichtungen: Die nach den Verwertungsmöglichkeiten – und die – was diese Verwertung für die, mit denen das ‘geschieht’ bedeutet.
Resets und Teil-Resets gibt es, seit es Kapitalismus gibt – als solcher hat er sich davon aber nicht beeindrucken lassen.
Februar 8th, 2016 at 11:54
@Wat. – Und die Ausbeutung klappt doch nach wie vor prima, daß dazu immer weniger Menschen gebraucht werden: Ja und?
Ich setze einfach mal da an. Auf der einen Seite haben wir Kapital, das in seiner Geldform ohne weiteres ‘unendlich’ wachsen kann. Zu seiner ‘realen’ Verwertung aber braucht es ‘lebendige Arbeitskraft’, die Mehrwert schafft. Selbst wenn die Ausbeutungsrate auf 100% steigen sollte – Zwangsarbeit total und ohne Lohn – ist dieser Faktor aber limitiert. Der Arbeitstag lässt sich nicht unendlich verlängern. Wenn immer mehr insbesondere wertproduzierende Arbeit durch Maschinen ersetzt wird, geht sich das Ganze also irgendwann nicht mehr aus. Nichts anderes sollte ja auch das von mir angeführte Gedankenexperiment zeigen.
Das heisst freilich nur, dass es eine logische Grenze für den Kapitalismus gibt, nicht schon, wo diese liegt und ob wir bereits in ihrer Nähe oder sogar schon drüber raus sind. Und diese Grenze bedeutet ebenfalls auch nicht das Ende der Ausbeutung, nur dass diese dann nicht mehr in einem kapitalistischen Verhältnis stattfinden kann sondern in irgendeine Form von Neofeudalismus münden müsste. Oder schon gemündet ist…
Februar 8th, 2016 at 18:18
@Peinhart(34)
Nicht jedes Geld ist Kapital, nur solches Geld kann zu Kapital werden, was zur Verwertung in den (Lohn-)Arbeitsprozeß eingebracht wird/ eingebracht werden kann.
Das mal vorweg, um dem Satz von Dir mit dem ‘unendlichen’ Wachsen von Kapital in Geldform mit/nach olle Rauschebart was entgegen zu setzen.
Der Bäcker an der einen Ecke macht zu, die Kette kommt – der PC-Laden kommt und macht zu, dann kommt der nächste und holt sich noch nen paar Subventionen ab, daß Hartzies den PC für meinetwegen 7 Euronen oder so bekommen können…
Imperialismustheorie/ Monopoltheorie bitte beerdigen.
Nun sind außer der Kette in meinem Beispiel alle anderen keine Kapitalisten, noch nicht; so wenig daß sie das werden, kann jemand sagen, daß sie es nicht werden.
Deine Beispiele sind nur Gedanken-Experimente. Kapital agiert global, bis das so weit ist, global wohlgemerkt… haben wir keine Umwelt mehr, die Kapitalismus mit sich machen lassen könnte.
Was bringen uns denn diese ganzen im gefühlt Millionen Jahren eintreffenden Dinge, wenn es uns heute schon nicht gefällt.
Und in Europa wird’s nicht mehr besser, woanders aber schon – Völkerwanderung? Und diesmal laufen wir mit weg?
Oder die AWT doch da packen, wo Marx ansetzt?
Die Wertkritik hat das ganze doch total verschlimmbessert.
Ausbeutung wird solange nicht enden und ggf. nur andere Formen annehmen, solange die “Befreiung der Arbeit” so verpönt unter ‘Euch’ ist, wie sie es ist.
Aber noch eins ist sicher – Produktivkräftestand auf rückwärts drehen geht noch weniger, als ihn nach vorn pushen.
Februar 9th, 2016 at 10:19
In dem, wo anzusetzen und was zu tun wäre, sind wir ja wohl nach wie vor recht einig, das zeigt deine Zustimmung zu dem oben verlinkten Text ebenso wie meine zum Bochumer Programm.
Ich versuchs also nochmal mit diesem Punkt ‘Arbeit’. Mir geht es um die Befreiung des Menschen bzw der menschlichen Gesellschaft von der Arbeit als sozial konstituierender Faktor. Der Stand der ‘Produktivkräfte’ ist längst ein solcher, dass ‘Arbeit’ eben nicht mehr der zentrale Inhalt menschlichen Lebens sein müsste, angesichts des Doppelcharakters derselben – sie sind zB umwelttechnisch eben auch Destruktivkräfte – auch sogar nicht mehr sein dürfte.
Das heisst nicht weniger, als dass wir ‘frei’ sind, eine Gesellschaft nach anderen Kriterien sozial zu gestalten als denen, was und wieviel einer ‘arbeitet’. Das heisst selbstverständlich immer noch nicht, dass der ‘tätige Stoffwechsel mit der Natur’ eingestellt werden könnte, aber dass wir nicht mehr gezwungen sind – und für meine Wenigkeit auch nicht mehr gezwungen sein wollen – uns an diesem Fetisch ‘Arbeit’ auszurichten.
Natürlich muss das organisiert und verteilt werden, aber eben nach Kriterien, die gerade nicht mehr im Bereich der ‘Arbeit’ selbst liegen, sondern ausserhalb, wie zB Gerechtigkeit, Solidarität etc. Wir haben es schlicht nicht mehr nötig, uns von der Arbeit ‘knechten’ zu lassen. Das können – und müssen wir natürlich – sozusagen nebenbei erledigen.
Und deshalb kann es für mich eben nicht um die Befreiung der Arbeit gehen – was soll ich denn mit einem befreiten Abstraktum…? Es schon wieder über mich herrschen lassen? Kern und Ziel einer künftigen Gesellschaft soll für mich nicht ‘Arbeit’ sein – sondern eben ‘disponible Zeit’…
Februar 9th, 2016 at 11:01
@Peinhart(36)
Für mich soll das nicht nur Ziel sein; es ist mein Ziel.
… wohlwissend, daß ich mir die hier schon anfangen ‘muß’ zu holen, um sie dort ‘richtig’ zu haben.
Von wo hole ich mir die ab? Also ich von (meiner) Arbeit, noch habe ich ja nen LohnJob.
PS – Was ich wohl nicht verstehe(n werde), warum Du Dich so um die/’meine’ Formulierung drückst, richtig dagegen ‘ankämpfst’. Denn der Inhalt Deiner Ausführung und Begründung unterscheidet sich mitnichten von meiner.
Mich hat Marx aber möglicherweise weniger geärgert und ich wollte ihn auch nie dort ‘erweitern’, wo er das wesentliche schon gesagt hat.
Februar 9th, 2016 at 21:07
“Kern und Ziel einer künftigen Gesellschaft soll für mich nicht ‘Arbeit’ sein – sondern eben ‘disponible Zeit’…”
disponible time als Kernziel menschlicher Gesellschaft ist natürlich auch blöd; dann hätten die Arbeitslosen ja dieses Ziel schon erreicht. Was nützt Menschen Freizeit, wenn es ihnen ansonsten physisch und psychisch dreckig geht. Ein vernünftiges gesellschaftliches Ziel kann nur das gute Leben aller Einzelnen sein. Hierzu ist sowohl notwendige reproduktive Arbeit als auch disponible time eine Voraussetzung.
Februar 10th, 2016 at 19:15
@jialing(38) – Du hast es auf den Punkt gebracht:
“disponible time als Kernziel menschlicher Gesellschaft ist natürlich auch blöd; dann hätten die Arbeitslosen ja dieses Ziel schon erreicht.”
Dankeschön.
Februar 11th, 2016 at 08:33
Da steht “als Kernziel menschlicher Gesellschaft“.
Wenn das Ziel menschlicher Gesellschaft freie Liebe sein sollte, dann ist das bisexuelle, nicht monogame Individuum (oder was auch immer man nun unter freier Liebe verstehen mag), das dafür jedoch gesellschaftlich gestraft wird (in einigen Teilen der Welt ja tatsächlich gesetzlich so festgelegt, in anderen vllt eher durch Diskriminierung), dann hat dieser eine “Abweichler” eben nicht das Ziel schon erreicht, da es ja (notwendigerweise) ein gesellschaftliches ist.
Februar 11th, 2016 at 09:27
Hm… und wenn dann alle arbeitslos sind, wäre das gesellschaftlich.
Dann haben ja alle ganz viel disponible Zeit und sind dem Ziel ganz nahe.
Falls jemand meint, Ziel menschlichen Lebens ist der Tod, denn der kommt ja immer – wäre das schon mal ganz fix erreicht.
Februar 11th, 2016 at 09:41
Ich danke ebenfalls. :) Wenn diese Gesellschaft ihre Langzeitarbeitslosen bewundern und beglückwünschen würde, könnte man darüber reden. Tatsächlich schlägt ihnen aber noch mehr Verachtung entgegen als ‘Asylsuchenden’ sowie ‘Sinti und Roma’ (so jedenfalls eine ‘Studie’ von der ich kürzlich las oder sah). In einer ‘Kultur der Arbeit’ – befreit oder nicht – wird sich da auch so schnell nichts ändern, auch eine ‘befreite’ dürfte sich da weiter in Produktivismus ergehen, in der weiteren Anhäufung von Arbeitsprodukten, die mE ihren Warencharakter dann auch höchstens oberflächlich abstreifen würden. Höchstens dass sie dann in Umsonst-Läden ‘holt mich hier raus’ um die Wette schreien.
Was ich wohl nicht verstehe(n werde), warum Du Dich so um die/’meine’ Formulierung drückst, richtig dagegen ‘ankämpfst’. Denn der Inhalt Deiner Ausführung und Begründung unterscheidet sich mitnichten von meiner.
Hm, könnte ich dich das dann nicht auch frägen…? Im übrigen haben wir auch noch ein paar Differenzen, was die Beurteilung der gegenwärtigen Lage angeht. Ich bin durchaus der Meinung, dass der Kapitalismus ‘arbeitstechnisch’ fertig hat, dass wir auf die ‘Durchkapitalisierung’ der restlichen Welt lange warten können. Die Einschränkungen, die ich in meinen Beiträgen weiter oben gemacht haben, betreffen nur die Tatsache, dass ich (oder eben die ‘Wertkritik’) das (natürlich) nicht ‘beweisen’ kann. Ich halte die Indizien aber für ziemlich überzeugend. Und wie gesagt, es scheint auch den ‘Playern’ selbst inzwischen zu dämmern. ‘Realinvestitionen’ in Mehrwertproduktion zunehmend nada.
Wichtiger als diese Differenzen ist oder wäre zwar, dass wir uns zunächst mal für die selben konkreten Ziele einsetzen, aber ganz unbedeutend ist das, was sich da in unterschiedlichen Formulierungen spiegelt, eben auch nicht.
Februar 11th, 2016 at 10:01
@Wat. #41 – Die Notwendigkeit ‘reproduktiver Tätigkeiten’ wird von mir (oder eben der ‘Wertkritik’) nie nicht keinesfalls in Frage gestellt, siehe dazu auch wieder die Beiträge weiter oben. Aber schon bei der Frage, wer wen ‘bestimmt’, dürften sich die Geister wieder scheiden. Nicht die Art, wie wir diese organisieren sollte die Gesellschaft, sondern umgekehrt die Gesellschaft, unsere Entscheidung, wir zusammen leben wollen, sollte die Organisation der notwenigen Tätigkeiten bestimmen.
Februar 11th, 2016 at 10:06
@Peinhart(42)
Nein, ganz unbedeutend ist es wirklich nicht.
Produktivismus kann doch nur (wieder) entstehen, wenn die ‘da’ Arbeitenden nicht selbst darüber entscheiden, welches Produktionsergebnis das bringen soll.
Meinst Du denn ernsthaft, daß jemand von sich aus für einen glorreichen Soz./ Komm./ Nachkapitalismus arbeitet?
Nee, ohne daß diesen (sorry) Quark jemand der die Macht dazu hat (und die soll ja nach meiner Auffassung niemand mehr kriegen) proklamiert, findet das auch nicht statt.
Du arbeitest jetzt und in Zukunft mE zur Deiner Bedürfnisbefriedigung.
Und wenn Du dann nur das tust, wozu Du Willens bist, dann ist die Arbeit frei; nicht weg.
Was die Beurteilung der ggw Lage betrifft. Ich meine mich zu erinnern, daß die Wertkritik schon lange vor dem großen Boom in Asien ihre Gedanken verbreitete…
Februar 11th, 2016 at 10:13
“Aber schon bei der Frage, wer wen ‘bestimmt’, dürften sich die Geister wieder scheiden. Nicht die Art, wie wir diese organisieren sollte die Gesellschaft, sondern umgekehrt die Gesellschaft, unsere Entscheidung, wir zusammen leben wollen, sollte die Organisation der notwenigen Tätigkeiten bestimmen.”
Tja, dann bleib beim Bewußtsein bestimmt das Sein – Ich favorisiere weiter umgekehrt. Unser Handeln bestimmt unser Denken.
Ich weiß nicht (mehr), wie oft wir das hier schon hatten. Wie oft ich schrieb, daß es zwischen Handeln/Denken bzw. Sein/Bewußtsein eine Dialektik gibt, ich komme aber beim besten Willen nicht davon ab, daß mein Sein der wesentliche Ausgangspunkt ist.
Und ohne Sein alles andere keinen Sinn (für mich) macht.
Februar 11th, 2016 at 11:07
Und wie immer bin ich da eher bei Peinhart; ich vermute, dass der Grund einfach der ist: Zum “Sein”, also zu den Produktionsbedingungen, gehört immer die Planung, und damit bist du automatisch beim Bewusstsein. Es werden (gemeinschaftliche) Entscheidungen getroffen? Schon wieder ‘Bewustsein’. Die Möglichkeiten des einen und die Umsetzung durch das andere bestimmen die Verhältnisse, umso mehr, je weniger Arbeit überhaupt noch eine Rolle spielt. Das Spezielle am Kap. ist auch, dass er Arbeit und Verwertung zu so gewaltiger abstrakter Dominanz entwickelt hat, dass er gleich das ‘Bewusstsein’ durch Systemzwang okkupiert hat. In einer Phase, in der reale Arbeit auch hier immer weniger relevant ist, regiert der nackte Zwang.
Februar 11th, 2016 at 11:35
Ich habe mir überlegt, daß ich das auch so stehen lassen kann/könnte. Denn in dem, was zu tuen ist/wäre, hätte ich mit Peinhart ja so etwas wie weitestgehende Übereinstimmung. Ich denke, das ist schon mehr, als ‘man’ gemeinhin ‘erwarten’ kann. Übereinstimmung im Denken brauch es nicht und soll es nicht und kann es nicht geben. Wäre schön, ja – aber eigentlich vom Anspruch her – eher so was wie unsinnig und… langweilig ;)
Oder woll’n wa noch nen Büschen?
Ich bemerke bei mir aber, daß ich mich da immer noch nicht ‘klein’ kriege… und dann wäre ein weiteres Reden als Diskussion zu bezeichnen wohl unlauter.
Februar 11th, 2016 at 11:38
Wenn wir dich nicht klein kriegen, wer dann? ;-P
Februar 11th, 2016 at 11:40
:P
Ich mich selber.
Februar 11th, 2016 at 13:18
Ich habe mir überlegt, daß ich das auch so stehen lassen kann/könnte.
Ich denke auch. Denn auch die Differenzen sind jetzt ganz gut rausgearbeitet. Und ich möchte mich nochmals und ausdrücklich für das sperrige Sparring bedanken. :)
@Amike – Mail…?
Februar 11th, 2016 at 14:50
Danke. Bitte. Gleichfalls. :)
Februar 11th, 2016 at 16:19
Ach, jetzt sind sie wieder alle harmonisch, natürlich ohne mich, pff …
Februar 11th, 2016 at 16:35
Du warst so ruhig, hatte ich wohl mit Harmonie verwechselt – bäh :o
Februar 11th, 2016 at 17:16
Du bist doch immer der große Dunkle im Hintergrund. :p
Februar 11th, 2016 at 18:03
Jaja, dunkle Materie und Hintergrundrauschen. So wie damals, als ich immer Hintertorwart sein durfte.
Februar 11th, 2016 at 18:08
Wie jetzt – noch hinter’m Netz…?
Februar 11th, 2016 at 18:10
Klar, an guten Tagen. An schlechten war ich der Ball.
Februar 11th, 2016 at 18:42
Ok @flatter (46) – Der nackte Zwang regiert. Wie kriegen wir den weg – die einen sagen nicht mehr so und die anderen anders, sie sagen gleiches/ähnliches.
Sehen als Ursache aber a) die Arbeit selbst und (die anderen) b) die Bestimmung über die Arbeit.
Da ich “b)” immer noch ‘anhänge’, meine ich ergänzen zu müssen, die verbleibende, aus Notwendigkeit Überleben wollen zu müssen, Arbeit.
Denn “work” und “labour” sind für mich immer noch “Lohnarbeit” und “Arbeit”.
Btw. ich mach nicht den Ball, aber ein Platz hinterm Netz hätte was.
Februar 11th, 2016 at 19:22
Dem Dilemma da oben kann man ggf, engtgehen, indem man sich zuerst darüber einig wird, dass das Produkt der Tätigkeit nicht enteignet wird und niemand von den Entscheidungen über das Notwendige ausgeschlossen wird. Das ist nämlich der erste Schritt. Wenn sich daraus ergibt, dass quasi organisch das Problem “Arbeit” verschwindet, umso besser. Für einen Übergang muss man darauf achten, dass keine Hierarchien entstehen, daher meine Sorge um “Korruption”. “Arbeit” war bislang immer Gegenstand von Herrschaft, Zwang und Unterdrückung. Eine befreite Arbeit’ wäre so anders, dass sie vielleicht auch den Begriff ablegen würde, weil sie in andere Differenzierungen eingebettet wäre. Aber diese sprachliche Entwicklung wäre eine infoge der sozialen.
Februar 11th, 2016 at 19:50
Die Einigung darüber, was notwendig ist, scheint mir die Grundvoraussetzung, aus der sich dann im nächsten Schritt ergäbe, wie das zu machen ist.
Wo das gemeinsam als notwendig ‘Festgelegte’ im einzelnen (noch) nicht zu machen ist, kann es eben nicht stattfinden.
Damit wäre da doch der eigentliche Zwang des einen über den anderen raus, oder nicht? Daß Essen zuerst kommt, dürfte auch dem größten Trottel/ Egomanen in Nullkommanix klar sein.
Einstweilen ist da noch Eigentum drin, nämlich derer, die das für sich als Notwendigkeit definiert haben und nicht nur derer, die da gemacht haben…
Käme keine Einigung über die/ welche auch immer Notwendigkeit zustande, fände überhaupt nichts statt.
Gar nichts – ist ja kein Füreinander da.