Es ist ein schwieriger Begriff, nicht zuletzt, weil er so einfach ist. “Was man sich so erzählt”, so die einfachste Umschreibung, das ist das Narrativ. Diese drei Beispiele hier finde ich recht gelungen. Sie zeigen, wie Inhalte überliefert werden, ohne dass dahinter etwas steckt, das “Wahrheit” beanspruchen könnte. Hier wird es jetzt kompliziert, denn das heißt keineswegs, ein Narrativ sei grundsätzlich unwahr. Da es sich um Erzählung handelt, vermischt sich fröhlich Wahres mit Unwahrem, einfaches mit Komplexem, am Ende fast alles mit fast allem. Obendrein ändert sich ein Narrativ ständig, obwohl es dabei extrem stabil sein kann.
Ich erlaube mir den Vergleich mit einem großen treibenden Schiff. Das kann man nicht einfach anhalten und in die Gegenrichtung schwimmen lassen. Man kann aber mit recht geringem Aufwand seine Richtung beeinflussen. Das ist dann auch wieder anders als bei der Ideologie oder ihrer Propaganda. Die hat großen Einfluss auf das Narrativ, das kann aber für die Ideologie auch nach hinten losgehen. Siehe die Irrungen und Wirrungen nach dem Zweiten Weltkrieg. Am Narrativ stricken alle ein wenig mit, es hat tausende Varianten. Das oben erwähnte Schiff kann man erhalten, auf dass es weiter schwimme, man kann es ausbauen, etwas anbauen, ein Loch hinein bohren, es zerlegen und wieder zusammen bauen. Ist es dann noch dasselbe Schiff? Solchen Fragen entzieht sich das Narrativ wie jeder exakten Definition.
Wer sind die Guten
Es gibt in den Narrativen wiederkehrende Inhalte, Motive, Bilder. Es sind diese, die große Wirkung entfalten, weil man daran anknüpfen kann und weil dadurch unpassende Bilder und Motive nur sehr schwer in die Erzählung eingebunden werden können. Sind etwa die Rollen der Helden und Schurken vergeben und die Geschichte oft genug wiederholt worden, lassen die sich nicht so leicht umbesetzen. Das ist übrigens ein Grund, warum das Christentum so erfolgreich war: Die Christen haben die Erzählungen der eroberten Religionen einfach übernommen. Die “christlichen” Feiertage sind fast sämtlich im Ursprung heidnische. Sogar Weihnachten war einst das Fest der Sonnenwende und hat nichts mit Christi Geburt zu tun.
Klassische Beispiele aus dem immer wieder aktuellen politischen Narrativ des Westens setzen auf der Figur des Bösen Russen auf. Hunderte Filmproduktionen befördern es; der Russe ist gefühllos, gedrillt, brutal. Gegen Ende des (quasi offiziellen) Kalten Krieges, im Jahr 1986, kam der äußerst erfolgreiche Film “Highlander” in die Kinos. Die Rolle des Schurken darin war mit einer Figur besetzt, von der erzählt wird, sie stamme aus einem russischen Dorf, in dem die Kleinkinder in eine Grube mit Wölfen geworfen werden. Dieser Typ ist ein Punk, während der ‘Gute’ ein adretter gebildeter Millionär ist.
In der Serie “Agent Carter” von 2015, die in den 40er Jahren spielt, stammt die (russische) Schurkin aus einem Lager, in dem kleine Mädchen nachts ans Bett gekettet und zu gefühllosen Killern gedrillt werden. Solche Stereotypen finden sich en masse in westlichen Unterhaltungsproduktionen. Das Interessante daran ist nicht bloß, dass es sie gibt, sondern die Unmöglichkeit der Umkehrung. Einen guten Russen kann man sich gerade eben noch vorstellen, das braucht ja auch die Geschichte von der Individualität in dieser Gesellschaft, aber man stelle sich vor, jemand käme mit der Story um die Ecke, in Amerika würden Kleinkinder Wölfen zum Fraß vorgeworfen. Solch absurde Brutalität wäre auch als Märchen schon “Antiamerikanismus”.
Stimmt ja gar nicht
Es gibt eben Geschichten, die kann man nicht erzählen. Dafür ist es umso leichter, absurdes Zeugs zu verbreiten, wenn es eben in den großen Strom des Narrativs passt. Da gibt es Gute und Böse, Freundschaft und Feindschaft, Helden und Schurken. Die sind größtenteils produziert, aber man kann das nicht nach Belieben steuern. Ein Beispiel dafür ist die Umfrage nach den “besten Deutschen” für eine Fernsehshow des ZDF in 2014, die ‘passend gemacht’, sprich: manipuliert wurde. Der Versuch, das Narrativ einfach zu bestimmen, muss scheitern. Der Clou ist hier allerdings die Erzählung, es könne so etwas wie “beste Deutsche” oder “große Deutsche” überhaupt geben. Diese Kategorien eignen sich hervorragend zum Erzählen einer Geschichte, halten aber keiner Prüfung stand.
Das “Narrativ” bildet also Erzählstrukturen ab und diese haben konkrete Folgen in der Realität, die von der Erzählung nur gestreift wird. Dass es Narrativ ist, nicht Ideologie, Propaganda, Manipulation oder Herrschaftstechnik, liegt schlicht an der Perspektive. Wenn ich mich mit dem Narrativ befasse, dann mit der Erzählung, den Motiven, Handlungssträngen, Figuren. Danach erst stelle ich die Frage, in welcher Beziehung die Erzählung zur Wirklichkeit steht und was daraus folgt. Vor allem, wo die Erzählung, die wiederum von der Mehrheit der Anhänger des Narrativs mit Wirklichkeit verwechselt wird, im Widerspruch zu belegbaren Fakten oder der Logik selbst steht, lässt das oft deutliche Aussagen über die betreffende Gesellschaft zu.
November 25th, 2015 at 14:49
[...] Elaborate mit einem Bund fremder Federn zu adeln! Wenn jetzt noch in der Einleitung das Wörtchen »Narrativ« auftaucht, sollte der Drops gelutscht sein. Eine schönere Einleitung zu einem fortschrittlichen [...]
November 25th, 2015 at 16:06
hm, sind vorurteile dann teilmenge oder folge von narrativen oder beides?
bsp.: narrativ:”griechen sind selbst schuld an ihrer krise” -> vorurteil:”griechen sind faul”
das schlimmste am narrativ ist meines erachtens nicht einmal seine schwammigkeit oder dass jeder bewusst/unbewusst dran mitstrickt, sondern sein hang zur einfachheit. es ist einfach nachzuvollziehen und macht (zumindest bei nicht vorhandenem expertenwissen) sinn.
November 25th, 2015 at 16:55
Vorurteile sind teils fester Bestandteil von Narrativen, und Narrative fördern Vorurteile. “Faule Griechen” würde ich aber deshalb nicht als Teil des Narrativs betrachten, weil dieses Label noch keine Tradition hat. Das hat der Boulevard so rausgebrüllt, weil es die Propganda so braucht. Ich glaube nicht, dass wir in 10 Jahren noch von faulen Griechen sprechen.
Umgekehrt wird m.E. ein Schuh draus: In Stein gemeißelt ist die Geschichte von den fleißigen Deutschen; dadurch ist es auch so leicht, ‘faule’ Ausländer/Griechen/Neger/Hartzer zu identifizieren. Beim Hartzer bricht sich das, das ist eine Geschichte für sich, aber auch da ist es eben der ‘fleißige Deutsche’, von dem sich das Vorurteil ableitet (wenn auch in einem Salto).
November 25th, 2015 at 19:39
Interressant finde ich in diesem Zusammenhang die
Unfähigkeit der Mehrheit, Widersprüche im eigenen Narrativ zu erkennen.
Aktuelles Beispiel: Inzwischen ist es ja Konsens, auch in den Mainstream-Medien, dass der Irakkrieg von Beginn an ein Fehler mit schrecklichen Konsequenzen war. Diese Erkenntnis würde ich jetzt als ins Narrativ eingeflossen sehen. Auf der anderen Seite gehört zu der Erzählung der Terroristen, dass diese von Grund auf böse sind und scheinbar willkürlich ihre Religion plötzlich und auf tödliche Weise ernst nehmen (they hate our freedom).
Betrachtet man diese beiden vorherrschenden Meinungen, müsste man die zweite ganz schnell relativieren und den Terrorismus als Symptom (und dann als Ursache) der Kriege erkennen.
Das meine ich mit Widersprüchen innerhalb des Narrativs.
November 25th, 2015 at 20:25
Juhu. Ich gehöre mit meiner Geistesleistung mal zur Mehrheit. Für mich ist Terrorismus nämlich ganz sicher keine Ursache von Krieg, eigentlich nicht mal so richtig das Symptom.
Oder ich verstehe schon unter Terrorismus und Krieg was anderes @rams
@flatter – Für mich ist ja ein Narrativ (so in meinem inneren Verständnis) auch ‘nur’ die große Erzählung als dem Kitt, der alles irgendwie zusammenhält bzw. zusammen zu halten versucht.
Vielleicht muß ich mich noch mal lesen schicken in Deine Seitenleiste zur Kategorie Narrativ… (vor allem zu “Narrativ ## 1 – 10″)
November 25th, 2015 at 21:02
OT: Falls wir irgendwann über den Begriff “unveräußerlich” diskutieren sollten: Frankreich setzt nach Anschlägen Menschenrechtskonvention teilweise aus
November 25th, 2015 at 21:22
Der Narr ist nicht etwa weg, er steckt im Narrativ.
November 25th, 2015 at 21:38
yes, @Wat. yes, “…als dem Kitt, der alles irgendwie zusammenhält bzw. zusammen zu halten versucht”.
Wenn ichs runterbreche steht dort…Geld… .
November 25th, 2015 at 22:17
Zumindest der Geldfetisch ist ein wichtiger Bestandteil, siehe “Schwäbische Hausfrau” und die anderen Märchen der Wirtschaftskompetenten.
November 25th, 2015 at 22:20
Die ‘linke’ TAZ macht jetzt Angaben zu Bombenopfern in Syien – allerdings nur angebliche über russische Bomben.
November 26th, 2015 at 08:13
@flatter: Den bösen Amerikaner oder Europäer gibt es im Film sehr wohl. Schau dir mal die Bruce Lee oder Chakie Chan Filme an. Die bösen dort sind meist “weiße Teufel” aus dem Westen oder Japan. Ebenfalls ein Narrativ, aber einer aus einem anderen Blickwinkel.
November 26th, 2015 at 09:12
Ich denke, ein Narrativ unterscheidet sich vom simplen Vorurteil dadurch, dass ein Narrativ einen oder mehrere Erzähler hat und Adressaten, auf die das Narrativ „gemünzt“ wird.
Das ergibt allerdings eine Kakophonie von Narrativen zu einem Thema. Beispiel:
Narrativ von Tsipras: „Europa als Wertgemeinschaft“ – seid lieb zu mir!
Narrativ von Scheuble: „Europa als Kapitalgemeinschaft“ – wir verschenken unser Geld nicht!
Narrativ von Merkel: „Europa als Wertgemeinschaft“ – syrische Flüchtlinge sind uns willkommen (andere Flüchtlinge nicht! In welche Werte passen die nicht?).
Narrativ von Merkel: „Europa als Flüchtlings-Opfer“ – Lieber Erdogan hilf uns aus der Klemme!
Narrativ der Besorgten: „Europa als Wohlstandsburg“ – wir sind selber arm genug! Wir brauchen keinen Import von Armut.
Narrativ von Hollande: „Europa als Festung“ – wir stehen gegen auswärtige Feinde im Krieg!
Narrativ der Wirtschaftsfachleute: „Europa als chronisch Kranker“ – Wir schaffen zu wenig Kapital!
Und so geht es fort. Wer will, der kann googeln „Europa als“ und findet noch hundert weiter Narrative von Europa und über Europa. Ein Narr, der alle Narrative glauben will und glauben kann.
November 26th, 2015 at 11:01
Schönes Beispiel: „Und tatsächlich hat es ja wichtige Veränderungen gegeben, etwa wenn wir an die Agenda 2010 denken. Nicht zuletzt wegen der damaligen Reformen hat sich die deutsche Wirtschaft von der Finanzkrise schneller erholt, als das in vielen anderen Industrieländern gelungen ist. Dabei ist die Balance zwischen marktwirtschaftlichen Anreizen und sozialen Sicherungsmechanismen erhalten geblieben. Und während uns bis vor einem Jahrzehnt noch hohe Arbeitslosigkeit alarmierte, freuen wir uns nun über Beschäftigungsrekorde.”Quelle
November 26th, 2015 at 11:35
OT: Die bayrische Polizei hat neue Fashion-Berater eingestellt: Bildchen
November 26th, 2015 at 11:41
@Thelonious:
Deshalb spreche ich von Narrativ des Westens oder vom Deutschen Narrativ. Die Rusen werden das selbstverständlich ganz anders sehen. Im übrigen sind einzelne Gegenbeispiele in dem Fall keine Widerlegung. Dass obendrein das Narrativ bröckelt, hatten wir bereits festgestellt.
November 26th, 2015 at 11:52
@frosch: Wenn wir jetzt einzenen Personen je ein eigenes Narrativ zuordnen, hat der Begriff jeden Sinn verloren. Btw. kann man die Namen anderer richtig schreiben, auch wenn man sie nicht mag.
November 26th, 2015 at 12:14
@flatter(#16): Zu spät (kleiner Scherz), den Begriff hat sich die Psychologie doch längst gekrallt. Überschneidungen zu/mit dem MCN mag es ja geben, Gleichsetzen (alles eine Suppe) ist freilich kontraproduktiv.
Artigen Dank für deine (trenn)scharfen Ausführungen zur Thematik.
November 26th, 2015 at 12:22
Naja, so gesehen gibt es dann Spezialisten wie diesen Flip Flop Gabriel, die haben ein Morgen- und ein Abendnarrativ (Leitet sich vielleicht von gleichnamigen Gebeten ab ;-)
November 26th, 2015 at 14:27
OT: Neues aus Polen: “Wir befinden uns am Rande der Gesetzlosigkeit”
Und die in Schweden so: Die Politikerin, die um Flüchtlinge weint
November 26th, 2015 at 14:41
Fast OT: Beinahe hätte ich Lobo für den Spruch “Wir finden die Nadel im Heuhaufen nicht, wir brauchen mehr Heu” gelobt, aber der stand schon 9 Tage vorher bei golem und im Heise-Forum.
November 26th, 2015 at 14:52
@flatter: Suchst Du nicht einen Job? Saudi Arabia advertises for eight new executioners as beheading rate soars
November 26th, 2015 at 15:04
Geht das auch in Heimarbeit? Sonst werde ich lieber Drohnenpilot.
November 27th, 2015 at 01:00
etwas ot
Wenn man so will, ich muss das mal rauslassen, dann wurde im juni 1934 der ‘historische kompromiß’ zwischen (arischem) deutschem großbürgertum und der deutschen variante des faschismus geschlossen: in ihn brachte die nsdap die liquidierung der sa, als des unruhestiftenden ‘sozialrevolutionären versprechens’ des nationalsozialismus ein, um die gesellschaft zu “befrieden”, das kapital zufriedenzustellen, während die deutsche bourgeoisie wissend und ‘stillschweigend’ zustimmend ihre klassengenossen jüdischen glaubens, nebst seiner ‘einfachen’ glaubensgenossen, der bereits 1933 eingeleiteten wirtschaftlichen vernichtung und der schließlichen ermordung auslieferte.
Warum ich das hier schreibe:
Ich bin gerad mit Karl Kraus durch “Die dritte Walpurgisnacht” gejagt; was für ein text, 1933 geschrieben, welch tempo – und hier zu finden.
Nach dem krieg entstand die große lügenerzählung des, in der eigenen wahrnehmung, ‘zusammengebrochenen’, nicht etwa befreiten Deutschland, die große volkserzählung des “davon haben wir nichts gewusst” (gern auch in der version des davon hat man nichts gewusst) – bar jeder scham und wir machen das, wovon wir nichts gewusst haben ja doch auch wieder gut (widerwillig und zu teuer sollte es auch nicht werden).
Nein, “davon hat man nichts gewusst” – wovon?, na, davon und dieses davon sagt nichts anderes aus, als das man von allem gewusst hat.
“Denn der Nationalsozialismus hat die Presse nicht vernichtet, sondern die Presse hat den Nationalsozialismus erschaffen. Scheinbar nur als Reaktion, in Wahrheit als Erfüllung. Jenseits aller Frage, mit welchem Humbug sie die Masse nähren – sie sind Journalisten. Leitartikler, die mit Blut schreiben; Schwätzer der Tat. … Die Tat hat sich einmal der Phrase entwunden und daß diese ihr weiter aufgestülpt bleibt, hat nichts mehr zu bedeuten; es ist nur noch grotesk. Dem Geist kann sie nichts mehr antun. Nimmt man aber die »Gleichschaltung« als politischen Eingriff, so bedeutet sie nur die eigene letzte Möglichkeit der Presse, die letzte Stufe, über die sie vermöge ihrer Konstitution nicht gelangen kann, welche von Natur die Prostitution ist.” (Karl Kraus)
November 27th, 2015 at 08:49
@oblomow: Danke für den Hinweis. Interessant fand ich auch, was Varoufakis hierzu vor ein paar Tagen sagte: Europe is Kaput. Long live Europe! – Slavoj Žižek, Yanis Varoufakis and Julian Assange – full event (yt, Start bei 1:35:06 h, Gesamtspieldauer ~1:57 h)
Žižek am Ende: Keiner kann seit wikileaks mehr sagen, er habe von etwas nichts gewusst. Das Argument werde ich mal ausprobieren.
November 27th, 2015 at 09:13
Wesentlich wichtiger als die Frage: „Was haben wir gewusst?“ ist die Frage: „Was haben wir unterstützt?“
Was mich mitnimmt: Regierungen und Staaten geraten zunehmend in Konflikt – innerhalb Europas, Europa gegen außerhalb (Russland, Türkei, Syrien, und viele mehr), außereuropäische gegeneinander (China gegen Japan, USA gegen China und gegen Russland etc.)
Und immer mehr Leute, die ich für vernünftig gehalten habe, meinen, sie müssten in diesen staatlichen Streitigkeiten Partei ergreifen und die eine unsympathische Figur gegen die andere unsympathische Figur verteidigen.
Das beginnt bei Varoufakis (hoffentlich richtig geschrieben, sonst hole mich mir wieder einen Tadel des Hausherrn!), geht über Putin und reicht bis Assad.
Ich denke, die vermeintlich schwächere Kriegspartei zu unterstützen, ist keine Maßnahme gegen den Krieg, sondern eine Beteiligung am Krieg.
November 27th, 2015 at 09:17
@frosch: Um zu wissen, was man unterstützt, muss man zunächst Informationen über die Zusammenhänge haben. Die Forderung nach Informationen, also Transparenz in Politik und Wirtschaft, ist nichts anderes als die Forderung nach “Wahrheit”. Das Beharren auf Intransparenz ist der Kampf um das Recht, die Unwahrheit verbreiten zu dürfen.
Du kannst im Leben alles erreichen.
November 27th, 2015 at 09:34
Ja, Transparenz statt Geheimniskrämerei ist ein wichtiger Punkt. Ich nehme das mal in meinen Weihnachtswunschzettel auf. Und wirklich gut finde ich, wenn wir Transparenz nicht nur gegen “die Politik”, sondern auch gegen “die Wirtschaft” verlangen. Es ist ein und dieselbe Dunkelkammer.
November 27th, 2015 at 10:36
In den letzten Tagen wird meiner Beobachtung nach ein neues Narrativ aufgebaut, das da lautet: Der Terror und die Angst davor lähmen die Wirtschaft.
November 27th, 2015 at 11:26
Der Zeichner El Roto heute im El País: Bild
“Die ökonomische Krise ist in die militärische Phase übergegangen. Setzen Sie die Helme auf!
OT: Argentinien bekommt Regierung der Bosse
[..] Wie aus der am Mittwoch vorgelegten Kabinettsliste hervorgeht, soll der frühere J.P.Morgan-Manager und Zentralbankpräsident Alfonso Prat-Gay das Haushaltsministerium führen. Den Posten des Energieministers übernimmt der frühere Chef von Shell Argentinien, Juan José Araguren. Der einstige Deutsche-Bank-Manager Nicolas Caputo, ein Jugendfreund des Präsidenten, soll das Finanzministerium leiten. Ein Banker, der ehemalige Präsident der Banco Ciudad, Federico Sturzenegger, wird den Vorsitz der Zentralbank übernehmen [..]
November 27th, 2015 at 11:58
Unerwünschte Narrative: Türkische Regierung beginnt, Kinderbücher zu zensieren
Ein Kommentator dort schreibt: Bücher sind jetzt nicht mehr in der Stadtbibliothek zu finden
November 27th, 2015 at 13:02
@frosch: Nein, was ich heute heftig tadele ist die Ausssage, Russland sei ein außereuopäisches Land.
November 27th, 2015 at 14:34
Kann man so sehen. Immerhin entfallen auf das geografische Europa 23 Prozent von Russlands Fläche. Wenn Russland ein Teil Europas ist, dann bitte die Türkei auch.
November 27th, 2015 at 14:46
Muss man so sehen, zumindest politisch und davon reden wir hier. Liegt Moskau vielleicht in Afrika? Obendrein ist es genau das Ziel dieses NATO-Narrativs, so zu tun, als sei Russland außerirdisch. Ich empfehle hier einen Blick in die Geschichte.
November 27th, 2015 at 15:29
Ich weiß ein bisschen was von Geschichte. Hinzu kamen zehn Jahre in Asien. Von daher weiß ich: Die “Idee (das Narrativ?) Europa” wird sehr überschätzt. Sowohl von denen, die sich an diese Idee klammern, wie auch von denen, die unbedingt “dazu gehören” wollen.
Europa ist kein Kontinent, sondern eine Halbinsel des Kontinents “Eurasien”.
November 27th, 2015 at 16:33
Genau, es geht hier um Geologie. Nichts ist so wichtig wie die Geologie.
November 27th, 2015 at 16:49
Mal ein Tadel von mir: “Eurasien” ist nicht Geologie, sondern Geografie.
November 27th, 2015 at 17:46
Hey Jungs – aneinander vorbei reden ist hier mein Part… jedenfalls regelmäßig wenn ich mich mit @Peinhart und @Amike über Arbeit zoffe :P
Ich denke mal, daß wir hier wahrscheinlich nicht darüber reden brauchen, daß Rußland genauso kapitalistisch/imperialistisch ist wie Deutschland oder die Türkei.
Was aber ins ‘Auge springt’, daß da mal wieder ein böserer Bube sitzt als bei unseren narrativ-’verherrlichten’ offiziellen Freunden…
Ich krieg schon bei “unseren” Schluckbeschwerden.
November 27th, 2015 at 19:22
@frosch: Du hast aber wirklich von nix ne Ahnung und zu allem ne Meinung. Chapeau!
November 27th, 2015 at 20:13
Peepshow: “Der Status Quo krümmt den Raum.” Geiler Satz. Ist von mir; ihr wisst, was ich gerade tue … aaaah!
Eigentlich auch schon ein Text zum Narrativ, hier vor 2 Jahren.
November 28th, 2015 at 08:39
In diesem Zusammenhang auch ist auch interessant, dass das Gedächtnis in einer Beziehung sich wie ein RAM mit verseuchter Versorgungsspannung verhält: Bei jedem Abruf besteht auch die Gefahr oder Möglichkeit, dass es sich verändert. Das Erzählen einer Geschichte verändert den Erzähler.
http://www.psychpaed.uni-kiel.de/freedownloads/zaunbauer/8_2_VergessenFalscheErinnerungTeil2.pdf
November 28th, 2015 at 21:41
Völlig belanglos und OT: @flatter #22: Dein Wunsch wird wahr und Ziele markieren oder gar die Raketen abfeuern musst Du auch nicht – eigentlich jedenfalls: Air Force hires civilian drone pilots for combat patrols; critics question legality
[..] It cites a Predator missile attack that killed 15 civilians in central Afghanistan in February 2010. Although the military piloted and operated the drone, the decision to fire a Hellfire missile “was largely based upon intelligence analysis conducted and reported by a civilian contractor.” [..]
C’mon, mach halt schon mal eine Liste der Leute, die Du nicht leiden kannst. Auf den Anreiz kommt es doch schließlich an.
Good news: US-Geheimdienst NSA stoppt die eigene Vorratsdatenspeicherung
Privat kann es halt besser.
Ach ja: Sky Pilot – Eric Burdon and The Animals [Video original]
November 28th, 2015 at 22:07
@ R@iner
Warte auf den Tag, an dem das die Aufgabe von ganz gewöhnlichen Videospielern ist, die sich gegenseitig zu einem immer höheren Highscore anspornen.
November 28th, 2015 at 22:08
Narrativ ist die Kurzfassung von “Weitersurfen, hier gibt es nichts lesenswertes!”
Synonyme sind “Diskurs”, “Paradigmen” und “Epistemologie”
Nachtrag: Womit ich nicht konsequent war, ich weiß.
November 28th, 2015 at 22:12
@matrixmann: Gibbet schon als Film: Ender’s Game
November 28th, 2015 at 23:47
@Bill: Nein, keines dieser “Synonyme” richtet den Fokus auf eine Erzählstruktur.
November 29th, 2015 at 01:48
@R@iner: Irgendwann frag ich Dich mal, wie du das mit den Songs machst… :)
November 29th, 2015 at 09:27
Als “Deeskalation”:
Oben hatte ich geschrieben:
“Regierungen und Staaten geraten zunehmend in Konflikt – innerhalb Europas, Europa gegen außerhalb (Russland, Türkei, Syrien, und viele mehr), außereuropäische gegeneinander (China gegen Japan, USA gegen China und gegen Russland etc.)”
Das hatte ich schlampig formuliert. Ich verbessere das wie folgt:
Regierungen und Staaten geraten zunehmend in Konflikt – innerhalb der EU, EU gegen Nicht-EU (Russland, Türkei, Syrien, Afrika und viele mehr), Nicht-EU-Länder gegeneinander (China gegen Japan, USA gegen China und gegen Russland etc.)
November 29th, 2015 at 10:48
OT: Raul Zelik zur aktuellen Situation von Podemos: Problematischer Populismus
November 29th, 2015 at 14:44
Hihi, ich las eben, jemand sei ein “christlicher Freigeist”. Ist das so etwas wie kritischer Faschist? Anarchistischer Staatspräsident? Kommunistische Zentralmacht?
November 29th, 2015 at 16:21
@ # 48 R@iner
Auch OT:
“Die neue Linkspartei Podemos, die seit Monaten im Abwind war und sich in der letzten Umfrage von “El País” von 14,1 auf 17,0 Prozent gesteigert hatte, kletterte jetzt um weitere 0,1 Punkte und kommt mit 17,1 Prozent auf Platz vier./er/DP/he Quelle: dpa-AFX”
Es besteht also ein wenig Hoffnung & wer die Börseninfos liest ist immer hochaktuell informiert. ;-)
November 29th, 2015 at 19:54
@ Manfred Peters
Wäre ich lehrer, ich bin keiner, bemerkte ich zu deinem kommentar und bemerke es so nur als “nutzloser adliger”: dein kommentar verfehlt das thema des artikels von Raul Zelik (und wohl auch R@iners intention): es geht nicht um prozente. Vielleicht solltest du Zeliks artikel noch einmal lesen und insbesondere auf den 3. absatz und auf das unter “Regierungs- statt Hegemoniewechsel” stehende achten. Sollte auch die partei, die sich Die Linke nennt tun – mehr richtung Die Partei gehen, um das “politisch-repräsentative Feld” nicht aufzugeben und dabei eines eben nicht zu tun: ernsthaft mitspielen wollen. Za vashe zdorovie! (und da dann gern auch mal “viele” prozente)
Februar 23rd, 2016 at 13:21
[...] teils anhand von 'Weisheiten', die man sich so überliefert. Ich hatte eineige bereits hier erwähnt bzw. verlinkt und möchte gleich aus diesem Artikel [...]
September 30th, 2016 at 12:39
[...] funktionierende Weg, die tatsächlichen Mechanismen des Denkens zu benutzen – Weltsichten, Frames, Metaphern, Emotionen, Bilder oder persönliche Geschichten. Jedoch hat bei der [...]