Ich genieße weiterhin in dieser Mischung aus Schauer und Faszination, wie sich der Kollege Kay Sokolowsky mit den Niederungen des Parteipersonals kontaminiert, halte aber weiterhin einen gewissen Ekelabstand von derlei Versuchen. Ganz prinzipiell will ich aber noch einmal die vom Verein Empörten quasi erniedrigen.
Als ein fader Typ mit Doppelnamen und einer drögen Tante an seiner Seite eine ‘Wahl’ gegen eine Irrelevante und den großen Minister ‘gewann’, versammelten sich auf der Empore zunächst, wie es der Kult verlangt, die Braven und Korrupten. Ein weiterer Tiefpunkt, ach was, ein Untergang, stellten die neuen Parteimaskottchen doch alles infrage, was in den vergangenen Jahrzehnten zur Beruhigung der Märkte und ihrer Eigentümer beigetragen hatte. Und obendrein die Große Koalition!
Revolution …
Kurz darauf, als die vermeintlichen Revoluzzer bereits alle Lampen geputzt hatten, hallte es von der Gegentribüne: “Verrat!” Aus der SPD. Da keimte Hoffnung auf – hätten sie wirklich endlich das V in “SPD” gefunden? Wüssten sie plötzlich, wo sie waren? Keine Sorge, so viel Erkenntnisschock muss da nicht verdaut werden. Morgen setzen sie wieder auf die Basis®, ihren treuen Dackel, mit dem der Schwanz ‘Fraktion’ so lustig wedelt und warten auf den nächsten guten Mann®.
Dabei hatten sie zuletzt bereits zwei, die auf dem Weißen Pferd eingeritten waren. So viel Scherz muss sein, wie sonst soll man sich über so etwas wie Hannover hinweg trösten? Aber zurück zum Thema: Die wilden Rebellen, Reformer der Reformer (ja, lieber George, wir sind völlig durcheinander mit den Wörtern, bedeutet “Reform” doch längst Reaktion und Unterdrückung, aber als Gegensatz zur Revolution passt er noch so gerade), jene der Linken® also, drohten eine Koalition zu verlassen. Nicht, sich gegen das Kapital zu wenden; auch nicht, irgendetwas an den Machtverhältnissen zu ändern. Nur halt: Mal nicht gleich ganz und gar im politischen Rektum des Kapitals zu verschwinden.
… und Realismus
Kaum waren die Rebellen also an der innerparteilich-innerparteilichen ‘Macht’, stellten sie aber fest: Keiner da. Nix los. Nicht mal Teil eines Teils des Gesetzgebungsverfahrens, seinerseits Nebenschauplatz eines Unterausschusses der realen Macht. Macht man denn da? Guckt ein Stüfchen höher, wo die Fraktion sitzt, in jener Anstalt, deren Insassen zumindest das Gefühl einer Entscheidungskompetenz spazieren führen dürfen. Hat sich denn da geändert? Aha, nix. Oder doch: Von oben schallt es herab: „Schnauze, oder wir verprügeln eure Frauen und Kinder!“
“Blöd”, erkennt der neue Unterchef vom Unterchef. Machen wir denn da? Rebellion? Ach nee, haben wir ja gerade, deshalb stehen wir ja hier. Und sonst? Erst mal die Lage beruhigen, um neue Kraft zu schöpfen. Vielleicht ein paar Lampen putzen. Und ein paar Plakate kleben, auf denen vor den bösen roten Horden gewarnt wird. Gute Idee, das sorgt für Konsens, und Konsens war ja immer schon der Weg.
Dezember 5th, 2019 at 16:36
Ja, ist schon voll Moppelkotze, so ‘ne SPD.
Dezember 5th, 2019 at 16:57
Hielt die Abbildungen auf dem Bild erst für 2 Handgranaten. Würde auch passen, so als Blindgänger oder Rohrkrepierer.
Dezember 6th, 2019 at 06:42
Ein Paradebeispiel sozialdemokratischen Denkens, das sich ‘den Sachzwängen stellt’, ohne irgendetwas auch nur halbwegs grundlegend in Frage zu stellen. Ich bin ehrlich gesagt nach dem Überfliegen der ersten drei Absätze direkt zum Fazit gesprungen, glaube aber kaum, etwas substantielles verpasst zu haben. Nur meine Nerven geschont.
Dezember 6th, 2019 at 07:03
Die Sozen taugen nur noch als Test des medialen Patellarsehnenreflex, dann aber mit extrem hohem Unterhaltungswert.
Kaum träumen zwei, einer breiten Öffentlichkeit völlig unbekannte Parteimitglieder, von nackter Verzweiflung auf den Vorsitz gespült, vom Parteiprogramm kurz vor Gerhard Schröder, schon geht es los.
Lenin entflieht seinem Mausoleum um den “Soffjetkommunismus” in Deutschland zu etablieren.
Dezember 6th, 2019 at 08:21
Richtig schmutzig wird es, wenn die beiden neuen Hoffnungsträger für den kommenden Parteitag den Entwurf einen Leitantrages vorstellen, in dem den die designierten Parteivorsitzenden Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans ein Tempolimit von 130 km/h auf Autobahnen fordern, was die Bundestagsfraktion vor wenigen Wochen noch komplett abgelehnt hat. Das ist aber nicht alles.
Wäre Volksverdummung ein Straftatbestand, würde die Staatsanwaltschaft sofort gegen Borjahns und Esken ermitteln, denn bereits auf dem Bundesparteitag im Oktober 2007 wurde dies schon beschlossen und ist bis heute gültig. Jetzt wollen die beiden sich mit diesem Placebo profilieren. Was für ein Pack.
Dezember 6th, 2019 at 09:15
Das wichtigste vom Bundesparteitag auf einen Blick: Foto
Dezember 6th, 2019 at 10:37
@R@iner: das sind doch nur die Sponsoren..nicht die Bestimmer…momentmal
Und warum denke bei Sponsor an Sporen(Andromeda-Tödlicher Staub..),diese Sporne beim Reiten und Suspensorium aka Tiefschutz ?!
Und der Böhmermann hat endlich gestanden,warum er diesen Aufriss veranstaltet hat…
Er wollte Olaf Scholz als Groko-Partei-vor-(aus)sitzenden verhindern…!
Das die beiden Borjans/Eskens nicht eine weitere Groko verhindern könnenwollen werden ist klar…
Wenn aber genügend Widerstand geleistet wird,bin ich guter Hoffnung, das man ne Groko nur unter grössten Mühen zustande bekommt.
Und sehr sehr sehr fragil ist!
Denke es wird sehr interessant werden…
Ok, es wird kein “House of Cards” werden oder “Yes,Minister”…
Wir söllten üns in Bescheidenheit üben und der Dönge, die da kömmen mögen,harren.
Dezember 6th, 2019 at 11:09
:-D
Dafür, dass sich die “alte Tante” in den letzten 20 Jahren so für die Industrie und Wirtschaft abgewirtschaftet hat, sind das aber ziemlich wenige Sponsoren und Förderer da auf dem Plakat.
Wahrscheinlich sind die meisten von den Bevorzugten schon abgesprungen, als sich die Mitgliederzahl und Wählerschar halbiert sowie das Ansehen der Partei gen 20% tendiert hat.
Damit kann man sich nunmehr wieder in einem Selbstfindungsprozess dem eigentlichen Klientel widmen, bis man endlich wieder in einer Position ist, seine “Macht”anteile meistbietend verscherbeln zu können, wie dunnemals beim alten Gas-Gerd.
Dezember 6th, 2019 at 11:35
R@iner, #6:
Wie jetzt? Der Seeheimer Kreis sponsort eine Veranstaltung, bei der die SPD kraft ihrer designierten neuen Vorsitzenden, wenn man der veröffentlichten Meinung glauben mag, vom kommunistischen Übel überrollt wird? Demnächst wird alles enteignet, die Supermärkte sind leer und vom Reichstag weht die rote Fahne mit Hammer und Sichel. Und die Seeheimer finanzieren das mit? Andererseits scheint das Tableau nicht vollständig. Putin fehlt!
Ich bin verwirrt.
Hingegen: AWO? Das verstehe ich. Förderungstradition. Soziale Sachen, und sowas.
Dezember 6th, 2019 at 16:07
Es fehlt auch die Bertelsmann-Stiftung…Friede Springer…die Burda…
Ich denke einerseits gibt es Meinungsvielfalt..
andererseits dient diese einem “Teile und Herrsche”…
Und von diesen Teilern und Herrschern gibt es unterschiedliche Qualitäten.
Die einen haben Dusel und sind dumm und erfolgreich,die anderen sind planvoll,intelligent und erfolgreich.
Aber niemand hat das absolut immer funktionierende Erfolgsrezept oder das ensprechende Personal.
Ist meine persönliche Anti-Vverschwörungs-Anti-Theorie ;-)
Und vergesst nicht HanlonsRazor!
Dezember 6th, 2019 at 16:18
zum gemeinen sozialdemokraten passt doch inzwischen ein titel aus der fussballfachliteratur: tritt drauf, der zuckt noch. was den ‘armen träger’ awo angeht, mit dem verein habe ich meine ganz speziellen erfahrungen im kindergartenbereich gemacht, geh mich ab. dass diese organisation und ihre funktionärskaste sich in frankfurt jetzt selbst niedermacht, freut mich ungemein – nach neue heimat nun die awo und als nächstes dann die gewerkschaften und das beste daran: die sozialdemokratie und ihre organisationen sind dabei sich vollständig selbst zu zerlegen – zuschauen, staunen, popcorn und mehr bier.
Dezember 6th, 2019 at 16:22
Noch mehr? *bölp*. Hartes Geschäft!
Dezember 8th, 2019 at 08:49
Die Antifaschistendarstellerin Saskia Esken und auch einige Nachfolgeredner entblödeten sich nicht, zu behaupten, die SPD sei schließlich auch ein Bollwerk gegen Rechts. Wir erinnern uns: Niemals eine GroKo mit der CDU/CSU hieß es noch nach der Wahl 2017. “Auf die Fresse” sollte es geben. Dann meinte aber ein in Stein gemeierter Bundespräses, aus nationaler Verantwortung für Deutschland sei dies doch das Gebot der Stunde und schon kippte auch die Basis um. Wohl wissend, dass damit die Position der größten Oppositionspartei an die AfD mit all den daraus resultierenden Parlamentsprivilegien aufgegeben wurde. Was für ein Bollwerk.
Dezember 8th, 2019 at 22:14
Mir iss im Rahmen der Alarmmeldungen letzter Woche (sinngem. “sPD hat falsch gewählt, Untergang des Abendlandes steht unmittelbar bevor!”) erst heute aufgefallen, wo bei mir der Film gerissen ist: Erstmal Brandt (1969) “Mehr Demokratie wagen” – das war gut. Dann Schmidt (1980) “Wer Visionen hat, der sollte zum Arzt gehen!” – das war’s!
Jezz geht das wieder los: Einerseits wird die Anti-GroKo-Trommel gerührt, andererseits will die sPD regieren (weil nur wer regiert …) *kotz* Neue Führung wählen und gleich mit der Demontage beginnen – und die Medien “lüsternd” mittendrin. “Wolle Verarschung kaufe?”
“Die Grausamkeit empört, aber die Dummheit entmutigt!” (Albert Camus)
Dezember 8th, 2019 at 22:36
“In Sachen sPD” stolpere ich gerade noch über den anderen Saftladen: Groko-Stress für den DGB-Vorsitzenden
Dezember 9th, 2019 at 08:08
OT – Zwei lesenswerte Artikel über Technik und ihre Entwicklung im allgemein und besonderen, die sich eben nicht nur auf die Technik beschränken.
Die SPD…? Nun ja… hier wird sie kurz, aber recht treffend gewüdigt: “Der neuen Parteiführung ist das Kunststück gelungen, im Liegen umzufallen.”
Dezember 9th, 2019 at 09:25
Basierend auf den hehren Worten des ehemaligen Bundeskanzlers G. Schröder meine Meinung zur SPD:
Politik der operativen Hektik
Politik der ruhigen Hand
Politik der geistigen Windstille
Dezember 9th, 2019 at 10:00
Frau Esken hat noch am 17.10.2019 im Bundestag gegen ein Tempolimit gestimmt.
Faltisch gibt es übrigen keine GroKo mehr. Das ist schon lange eine Minderheitenregierung.
Dezember 9th, 2019 at 12:28
Ohne jeden inneren Zusammenhang mal zwei weitere Abstimmungen:
“Abschaffung der Sanktionen bei Hartz IV und Sozialhilfe”, 28. Juni 2018, Esken dagegen
“Verlängerung der Ferkelkastration ohne Betäubung”, 29. November 2018, Esken dafür
Das muß dieses soziale Gewissen und diese Empathie sein, die die neue Führungsspitze auszeichnet. Die lange Liste ihrer Zustimmungen zu Militäreinsätzen lasse ich aus Platzgründen mal weg.
Und achja:
“Änderung des Parteiengesetzes (PartG)” (Mehr Staatsknete für die Parteien), 15. Juni 2018, Esken dafür
Aber wie der Hausherr schon schrieb: die verlogene Sozialposerei, das aktuelle selbstgefällige Pseudo-Revoluzzertum und das selbstbegünstigende Politikgeschäft der SPD ist eklig und man sollte es nur noch aus größtmöglicher Distanz mißbilligend zur Kenntnis nehmen.
Dezember 9th, 2019 at 21:37
@vochel, hast ja nen bloch uffjemacht. Heut nimmi, ich schau murne ma rei…
Dezember 23rd, 2019 at 22:49
@langlode44
schaun merr ma, ob’s da ‘was zu kommentieren gibt? Danke für Neugierde ;-)