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Heute wollen wir einen kleinen Vergleich wagen zwischen nichts und nichts, Medien und Medien, ganz viel Luft (heiß) und lernen dir Kultur. Eingangsfrage: Welcher berühmte Dichter sagte: “Im Hennessy für meine Enemies und lasse deine Family verbrennen an ‘nem Waldrandparkplatz” sowie “Bitch”, “Bitch”, “Bitch” und äh … “Bitch” – und warum kennt ihr den Text nicht?

Wir schalten kurz um in die Hochkultur. Anzug, Kostümchen oder Galakleid, Krawatte. Wir sind belesen und wissen, wozu die kleine Gabel da gut ist. Parat? Okay, los geht’s noch mal, weil’s so schön wardabei zuzusehen, wie einer Sechsjährigen bei vollem Bewusstsein gleichzeitig mit kochendem Schwefel die Netzhaut ausgebrannt und irgendein Schwanz in den Arsch gerammt wird, und danach verblutet sie halt mit weit geöffneten Augen auf einem Parkplatz.

Unterschiedliche Parkplätze

Wo ist jetzt genau der Unterschied? Ganz einfach: Sie hat nicht “Auschwitz” gesagt und der von ihr geklaute und versilberte Text wurde zuvor von keinem Ethikrat gecheckt. Der aufmerksame Analytiker fragt sich zudem, was die bloß mit Parkplätzen haben. Ist das wieder so ein Szenespeak, den ich nicht raffe? Man weiß es nicht. In dem Text von oben sind übrigens noch viele andere süße Sachen wie etwa: “Fick’ eure Mütter auf Tour, diese Rapper sind alle Behindi-Fotzen” (beliebiger Serviervorschlag). Ich habe mit dieser Klientel gearbeitet. Was glaubt ihr, welche Beschäftigung die meisten beim Beruferaten bezüglich meiner Mutter getippt haben?

Nun, ist das also korrekt, wenn die Mütter Fotzen, die Weiber Bitches und überhaupt alles Fickifickischeiße ist? Keine Ahnung. Verkauft sich das? Yeah! Wurde das deshalb ausgezeichnet? Yeah. Haben die anderen Stricher der Kulturindustrie auch dafür ihren Pokal gekriegt? Ja-doch! Hat auch nur einer dieser Geiger den millionenfach publizierten vermeintlichen Aufruf zum Terror bemängelt bevor irgend ein Twitterheini Anstoß an einer infantilen Provokation nahm? Nope. Jetzt wird übrigens der Preis abgeschafft und statt einer Jury und eines Ethikrates gibt es künftig – eine Jury. Alles wird gut!

Das vermutlich nichtjüdische Kind von Parkplatz zwei hingegen war derweil temporibus illis (“damals” in der Sprache der Theatergänger) nur Anlass zu einer Debatte über Urheberrechte. Der gehobene Rezipient weiß um die Virtualität der dargestellten Personen und dass es sich ohnehin nur um eine Provokation handelt, die jederzeit durch die künstlerische Freiheit gedeckt ist. Die junge Autorin ist aus gutem Hause und kennt ihren Katechismus.

p.s.: Nach wie vor kante ich hier alles raus, was glaubt, das sei jetzt ein prima Anlass für antijüdisches Gesabbel. säzzer