Die neoliberale Gehirnwäsche ist auf dem letzten Meter: Sie langweilen uns zu Tode. Lassen wir es, um es mit den Worten des großen Philosophen Horst Hrubesch zu sagen, einmal Paroli laufen: 1982 und 1998 wurden in Deutschland jeweils die Programme lautstark angepriesen. Ich werde das alles nicht zum drölften Mal wiederholen, nur so viel als Zusammenfassung: Alle werden reicher, wenn die Reichen reicher werden und ihr Geld reichlich ausgeben.
Schon der zeitliche Abstand zwischen dem Original (Lambsdorff-Papier) und der Wiederholung (Schröder-Blair-Papier) gibt zu denken. Wir belassen es auch hier bei der vereinfachten Darstellung: Kohl konnte das Konzept nicht durchsetzen. Es mussten wieder einmal die Sozen ran, um die Lohnabhängigen in den Staub zu treten. Nur sie konnten für die nötige Hoffnungslosigkeit sorgen.
Ich glaube an die Deutsche Bank
Tatsächlich wurde auch erst Anfang der 2000er die ganz große Propagandatrommel des Neoliberalismus ausgepackt. Insbesondere die Paukisten rund um die INSM haben Tag und Nacht das Tam-tam besorgt. Keine Talkshow ohne deren Botschafter, Alumni und Experten, Woche für Woche, Jahr für Jahr.
In dieser Phase ging Feynsinn an den Start, und es war insofern eine dankbare Zeit für die Bloggerei. Die Qualität, vor allem aber die Massierung der Propaganda war auf dem Höhepunkt und man konnte das täglich, je nach Geschmack, mit Empörung oder Sarkasmus kommentieren. Was von Seiten der Neolibs behauptet wurde, konnte man analysieren, widerlegen und genüsslich in der Pfeife rauchen. Ihre Semantik, ein einziger Orwellscher Zwiesprech, war stetiger Anlass, dem ein wenig Aufklärung entgegen zu halten.
Reicht.
Inzwischen sind weitere 15 Jahre vergangen. Einige Jahre lang konnte man das noch ernst nehmen, dann kam die Zeit, in dem das alles nur mehr für zynische Fingerübungen taugte. Inzwischen ist alles x-mal gesagt, kommentiert, widerlegt, pulverisiert – nicht nur durch die besseren Argumente, sondern vor allem durch die nackte Erfahrung, zu der u.a. eine Krise gehört, die das System an den Rand des Abgrunds geführt hat.
Dort war es das schlimmste Teufelszeug, das einzig diesen Irrsinn noch retten konnte: Staatliches Eingreifen, ‘Rettungsschirme’ und Konjunkturprogramme. Das wäre wohl spätestens der Punkt gewesen, an dem endgültiges Schweigen hätte herrschen müssen. Aber nicht mit den Rittern des Neoliberalismus, die ihre rostige Rüstung mächtig klappern lassen auf dem halb verwesten Gaul! Ihre treuesten Knappen, die Sozen, sind immerhin daran untergegangen. Vielleicht ist das ja ein Hoffnungsschimmer.
März 20th, 2019 at 20:28
Die Bloggerei mag zwar jetzt undankbarer sein, aber undenkbar ist sie glücklicherweise denn doch noch nicht. ;)
März 20th, 2019 at 21:15
Hab mich die letzten Tage hierdurch geqwählt. Hilft das weiter…?
Gestern nammitsch schaute der Frühling bei mir rein…, was ne schöne Stunde…
Will Kohl zurück. der war berechenbar, ne willn ne zurück, war die selbe S…
März 21st, 2019 at 00:01
“In dieser Phase ging Feynsinn an den Start,…”
Dafür, dass dies geschah, bedanke ich mich recht herzlich und auch dafür, dass Feynsinn bis zum heutigen Tag dabei geblieben ist und immer noch in der Lage ist, solch´ fulminante Texte zu schreiben. Chapeau!
März 21st, 2019 at 08:30
@langlode
Ein Bild, sofern es die Wirklichkeit abbildet, hilft mehr als 1000 Worte.
März 21st, 2019 at 09:17
flatter: Werden e-mails prinzipiell nicht beantwortet? Oder nur meine (2) nicht? Oder muss der Spam-Ordner gefüllt werden?
März 21st, 2019 at 10:11
Frage zum Verständnis:
“Paroli laufen lassen” heißt? “Revue passieren lassen” oder was?
März 21st, 2019 at 14:19
@altautonomer: Wahrscheinlich hast Du die Webseite nach dem Verlassen nicht wieder ordentlich für den nächsten Besucher nach oben gescrollt. Wer weiß…
März 21st, 2019 at 15:17
Nicht mal ein “nicht angekommen” von flatter.
Bei meinem e-Mail-account scrolle ich nicht nach oben, sondern klicke auf senden.
Fühle mich langsam verarscht.
März 21st, 2019 at 16:47
Wie soll ich “Nicht angekommen” auf etwas antworten, das nicht ankommt?? Da fuck?
p.s.: Oder falls du deinen Kommentar meinst, die lese ich nicht jede halbe Stunde.
März 21st, 2019 at 16:51
@lentrohamstalin: Da musst du Herrn Hrubesch fragen, aber ich nehme an, ja.
März 21st, 2019 at 18:42
Jo, @Wal: So wirds eher was. Noch die Verschuldungskurve drüber und dann nen versierten Buchhalter nach seiner Meinung gefragt…
März 21st, 2019 at 18:52
Hm, da haben wir ja statistisch betrachtet zwei Weltkriege verpasst.
März 21st, 2019 at 21:12
Zynismus des Tages – das ‘Starke-Familien-Gesetz’: Bettina Margarethe Wiesmann (CDU) erklärte dazu: »Die berufstätigen Eltern liegen uns vor allem am Herzen.« Auch Katja Mast (SPD) findet »den Leistungsanreiz, den das Gesetz enthält, sehr wichtig«. Denn bei mehr Arbeit auch zu niedrigen Löhnen gebe es länger Kinderzuschlag und somit mehr Geld. (_)
Und wieder dieser Würgereiz…
März 22nd, 2019 at 06:25
@ #13 Peinhart:
“Aaaaabeit muss sich wieder lohnen” – schon für die Kleinsten! Brainwash at it´s best. Mich wundert eigentlich schon länger, dass die Firmen noch keine unbefristeten Praktika eingeführt haben, die dann nach 5-10 Jahren in ein unterbezahltes Arbeitsverhältnis umgewandelt werden können, wenn sich der Praktikant durch besonderen Einsatz an Wochenenden und ohne Urlaub für sein Unternehmen “bewährt” hat.
Dafür würden die Politschranzen sicherlich 2,50 extra springen lassen! Welch Gewinn, NEIN, welch Reichtum(!) für junge Familien!
März 22nd, 2019 at 08:01
Bei meinen Recherchen zur Vorgeschichte der deutschen Revolution bin ich auch auf Folgendes gestoßen: Was der theoretische Kopf der SPD im beginnenden 20. Jahrhundert vom einfachen Volk hielt.
„Was weiß uns Kautsky … über die ‚deutsche Methode‘ des Massenstreiks zu sagen? Hier lehnt er vor allem mit Entrüstung jeden Hinweis auf die ausschlaggebende Wirkung der Nichtorganisierten ab. Wer bildet denn diese unorganisierte Masse? ruft er. Sie setzt sich zusammen aus kraftlosen, gedrückten, isolierten, verkommenen Elementen, aus unwissenden, gedankenlosen, in Vorurteilen befangenen oder gesinnungslosen Subjekten.“ R. Luxemburg, Ges. Werke 3, 308 (1913).
Kurz: Wer kein beitragszahlender Sozialdemokrat ist, ist ein Arschloch.
März 22nd, 2019 at 09:08
Was theoretische Köpfe über die Massen denken und wie sie mit ihnen umgehen sehen wir aktuell live und in Farbe.
Was die Massen aber, wie üblich, nicht davon abhält den Popanz auch noch zu bejubeln.
Die Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt hat die 16 Jahre alte schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg als Prophetin bezeichnet.
In einer Kanzelrede in der evangelischen Salvatorkirche in Duisburg verglich sie die Schülerin mit dem sozialkritischen Propheten Amos, der im achten Jahrhundert vor Christus im Nordreich Israel wirkte. Amos geißelte die sozialen Missstände seiner Zeit als Missachtung der Gebote Gottes und sagte ein Strafgericht voraus.
Wer will schon einem Propheten widersprechen?
Und heute das von Greta herself :
„Ich bin eigentlich gegen die Nuklearenergie. Aber laut Weltklimarat kann sie tatsächlich ein kleiner Teil einer großen, neuen CO2-freien Energielösung sein.“
Das wird dann der alternativlose Ausstieg vom Ausstieg vom Ausstieg. Diesmal dann aber mit höheren Weihen.
März 22nd, 2019 at 14:16
@Wal: Komisch, ich ziehe daraus einen gegenteiligen Schluss ;-)
@BerndH60: Was will man von den Kniefälligen erwarten? Hetze gegen Minderwertige und Mythologie halt.
März 24th, 2019 at 16:32
#3 hat recht! Thnx, flatter.
März 25th, 2019 at 10:03
Netter Text über Ludwig Erhard: Fürther Geschichtslegenden (pdf, 9 S.)
[..] Der Historiker Karl Heinz Roth kam schon 1995, nachdem er neu aufgefundene Schriften Erhards ausgewertet hatte, zu dem Ergebnis: „Der Erhard-Mythos ist ein Gemisch aus Verdrängung, Verschweigen, Schutzbehauptungen und Halbwahrheiten [...] Sie [die aufgefundenen Dokumente] verweisen auf einen Ökonomen, der die Kriegswirtschaft der NS-Diktatur rückhaltlos bejahte und es sich zur Aufgabe machte, ihre Strukturen binnenwirtschaftlich und annexionspolitisch zu effektivieren“.
Da freut man sich doch gleich, wenn die Schwachmaten der insm mal wieder irgendetwas fordern wie z.B. „Jetzt in Ludwig Erhards Fußstapfen treten“
Ich glaube ja, die insm würde Hitler wählen.
März 25th, 2019 at 10:19
Hallo R@iner,
Das sind ganz nette biografische Details, aber es entsteht dadurch der Eindruck, dass L. Erhard irgendwas zu entscheiden hatte. Erhard war nur der gebildete Lakai, der im Auftrag der Siegermächte sicherstellen sollte, dass „revolutionäre Erschütterungen wie 1918/19“ nach 1945 ausblieben.
Von 1945 bis 1949 hatten die Siegermächte die völlige Entrechtung der Werktätigen durch die Nazis Eins zu Eins fortgesetzt: Kein Streikrecht, keine Meinungsfreiheit, keine politische Betätigung, Zwangsbewirtschaftung der Lebensmittel und aller Industriegüter. Erst als klar war, dass die demoralisierten und ausgehungerten Arbeiter und Soldaten zu keinem Protest und zu keinen eigenständigen Aktionen fähig waren, erst dann wurde Herr Erhard aus dem Hut gezaubert und
samt Schuldentilgung den Deutschen als „Retter in der Not“ präsentiert.
März 25th, 2019 at 10:21
@Rainer #19 – Wissen wir doch: wenn es brenzlig wird, zieht sich der Liberalismus auf seine Grundposition, das Eigentum, zurück und verneint alle anderen Freiheiten – was man dann Faschismus nennt und nicht mit seiner nahezu beliebigen ‘Folklore’ für die nützlichen Dumpfbacken verwechseln sollte.
März 26th, 2019 at 08:38
@Wal: Ich weiß nicht, warum Du ausgerechnet mich immer darauf hinweist. Vorbilder und Idole sind doch nur dazu da, dass man sie vom Thron stößt.
Ich kann eh nur Paco de Lucía leiden. :-)
Ja, äh, und sorry: Auch Marx interessiert mich nur am Rande.
Bin weder Fräulein, weder schön,
Kann ungeleitet nach Hause gehn.
Aber wer weiß schon am Ende, aus welchen Puzzlestücken das eigene Weltbild besteht.
März 26th, 2019 at 09:42
@R@iner
Ich “weise ausgerechnet immer dich” auf was hin??
Du hast den biografischen Text über L.Erhard zustimmend hier reingestellt. Ich fand an dem Text (nicht an dir) was zu kritisieren.
Was Erhards lakaienhafte Rolle im Nachkriegsdeutschland mit (d)einem Interesse an Marx zu tun hat, erschließt sich mir nicht.
Die damalige Sorge vor “revolutionären Erschütterungen” entstammt diesem Text.
März 26th, 2019 at 10:24
@Wal: Ach so, dann war’s ein Mistverständnis. Ich hatte den Eindruck, Du unterstellst mir, mich an den Taten und Unterlassungen von Charaktermasken abzuarbeiten und denen damit eine Macht zuzugestehen, die sie tatsächlich nicht haben.
März 26th, 2019 at 22:38
“Jörg Hofmann, Vorsitzender der IG Metall, warnt: Die Klimaschutzpolitik vernichte viele Arbeitsplätze.”
Was sollen wir mit einem Planeten ohne ausreichenden Profit? Da muss man radikal sein!!11!
März 26th, 2019 at 23:50
Der offenkundige Wahnsinn ist absolut gesellschaftsfähig. Normal eben.
März 27th, 2019 at 00:29
Mist, ich habe keinen Führerschein, soll ich mir trotzdem einen SUV kaufen damit die Leute Aaaaabeit haben?
März 27th, 2019 at 00:32
Besser ‘ne neue Maus, die produziert ständig Doppelklicks, schlecht dressiert, das Viech.
;)
März 27th, 2019 at 16:45
@21 – Wie um diese ‘Wahlverwandtschaft’ noch einmal zu bestätigen, bricht demnächst unser höchst liberal gesinnter Wirtschaftsminister zu einem Wirtschaftsanbahnungsbesuch bei den frisch installierten Faschisten in Brasilien auf. Mit dem erklärten Schwerpunkt ‘Sicherheitstechnologie’. Sehr christlich.
April 1st, 2019 at 11:15
Für die Strafkürzungen wirbt auch Rainer Schlegel, Präsident des Bundessozialgerichts (BSG). In einem am 25. März in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) erschienenen Interview warnte er: Falls Karlsruhe die Sanktionen für menschenunwürdig erklären sollte, »kann jeder Mittellose eine Grundsicherung vom Staat verlangen – und zwar bedingungslos«. Dies sei nicht zu rechtfertigen und bedeute »faktisch ein bedingungsloses Grundeinkommen«. Ferner dürften sich die höchsten Richter »nicht in die staatliche Gewaltenteilung einmischen«, wetterte Schlegel. Denn die Umsetzung der Sanktionen falle »in die Kompetenz des Gesetzgebers, nicht der Gerichte«. (_)
Insbesondere der zweite Teil irritiert doch etwas… Sollte tatsächlich der Präsident eines Bundesgerichtes das ganze Konzept ‘Rechtsstaat’ und die Rolle des BVerfG darin derart miss- bzw überhaupt nicht verstanden haben?
April 1st, 2019 at 14:03
Der Präsi vom Bundessozialgericht sollte eigentlich froh sein, wenn die Sozialgerichte entlastet würden. Letztendlich fahren die
SG unterbesetzt Doppelschichten um die Sanktionen zu prüfen und in der überwiegenden Zahl der Fälle zu kassieren.
Wenn Karlsruhe mit Alledem nichts zu schaffen hätte, hätte das Bundesverfassungsgericht die Klage längst abweisen können.
Ich verstehe deshalb nicht, was der Mann möchte. Um die Konsequenzen erfassen zu können, muss man nicht Präsident des BSG sein.
Schwarzarbeit bei vollem Sanktionsausgleich und hoch die Tassen auf die europäische Freizügigkeit.
Es wäre einfacher gewesen, die Zumutbarkeitsregeln im SGB II zu streichen.
Man muss sich schon sehr sicher um das Ergebnis aus Karlsruhe sein wenn man noch immer an den Agendascheiß der Nuller glaubt.