Hartz statt Hilfe
Posted by flatter under kollateralschaden , sozialzeugs[41] Comments
31. Mai 2017 16:39
Könnte Luthers Gott nicht stolz auf mich sein? Ich verbringe derzeit viele Stunden bei einer Affenhitze in einer Dachgeschosswohnung, um dort zu dilettieren, wobei ich das in der mir eigenen Überheblichkeit “renovieren” nenne. Bekanntermaßen lebe ich auf äußerst bescheidenem Niveau von Texten, die ich so vertexte, was jederzeit zu wenig zu werden droht, aber man hält sich so gerade über Wasser. Oft stelle ich mir vor, wie mein Leben als Leibeigener des JobCenters wäre.
Ich meine nicht nur die ganzen Gewaltphantasien, die mir das Fernsehen ersparen. Ich meine auch, wozu ich dann keine Zeit hätte. In irgendwelche Maßnahmen gepresst, zu sinnlosen Terminen geschickt, mit blödsinnigen Bewerbungen schikaniert oder gar in einen prekären Job gezwungen. Das ist schließlich zumutbar, denn alles andere ist der Lenz, der faule und muss sanktioniert werden; bestraft, bestraft!
Wichtig ist …
Da kannst du nicht mal eben sagen: Hört mal, meine Tochter hat einen sehr anstrengenden Job und obendrein gesundheitlich zu tun, da lasse ich sie doch nicht hängen und sehe zu, dass ihre Wohnung fertig wird. Sie wissen doch, die jungen Dinger, keine Zeit, keine Ahnung. Ich habe von beidem mehr oder weniger genug, da wäre ich doch mit Malerweiß getüncht, würde ich nicht helfen.
Ha! Da kann ja jeder kommen! Wenn Sie keinen wichtigen Grund haben …
Aber das ist ein wichtiger …
Ha! Da kann ja jeder kommen! Was ein wichtiger Grund ist, bestimmen wir! Ich kann auch nicht mal eben nach Hause gehen, weil ich … blablasülz, Pflicht, Ordnung, Vaterland. Amen.
… was Mehrwert schafft
Du kannst, wenn du Glück hast, vielleicht drei vier Minijobs machen, oder einen vollen mit Mindestlohn, dann nämlich kannst du renovieren lassen. Haha, kleiner Scherz. Als könnte sich das irgendwer leisten. Das Prinzip, das dahinter steckt, ist jedenfalls deutlich: Es interessiert niemanden, ob du arbeitest. Du sollst Mehrwert schaffen. Dazu stehlen sie dir, so sie können, jede Freizeit. Wichtig ist, was Mehrwert schafft. Alles andere sind Ausreden, ist Luxus, ist sogar unerwünscht.
Erwünscht hingegen dürfte sein, dass der Zwang zur Dienstleistung – auch auf Seiten privater Auftraggeber – die Kultur gegenseitiger Hilfe abwertet und zerstört. Ich bin wohl doch kein guter Lutheraner, denn der wollte, dass Menschen schuften, um Gottes Gnade zu verdienen und nicht um anderen eine Freude zu machen. Mehrwert, Wachstum, Gottes Gnade, das ist am Ende ein und dasselbe.
Zusammenfassung: Merkel macht einen guten Job. Alle sind zufrieden. Wir brauchen härtere Strafen.
Mai 31st, 2017 at 17:05
Warum muss ich bei deinem Text unweigerlich an die Textzeile einer alten frankfurter Punk Band namens Junge Front denken?
“Wer arbeitet hat auch Freizeit, das ist das alte Spiel.” ©1984
Mai 31st, 2017 at 17:17
“Zusammenfassung: Merkel macht einen guten Job. Alle sind zufrieden. Wir brauchen härtere Strafen.” … und mehr Überwachungskameras.
Juni 1st, 2017 at 00:03
Die
braun VerwelktenGrünen haben ein tolles Motto gefunden: “Wer anpackt für unsere gemeinsame Heimat, gehört dazu“.Heimat! Unsere! Anpacken! Wir nehmen auch schwarze Sklaven, da sind wir voll tolerant. Wer den Unterschied zur AfD sieht, hat wohl ne verdammt gute Brille.
Juni 1st, 2017 at 05:51
Boah ey, ich kotz im Strahl. Der unterschied zur AfD, sie spricht ihren Rassismus frank und frei aus.
Juni 1st, 2017 at 07:01
@#3 – Sehr schön, dann wissen wir, passend zum Thema hier, ja auch gleich, wer so alles nicht dazu gehört. Natürlich ist das ein mieser, verlogener Spruch. Aber wegen ‘Heimat’? Ich weiss nicht, ob es so schlau ist, den Rechten solche Begriffe immer so einfach zu überlassen, ja ihnen geradezu aufzudrängen.
Juni 1st, 2017 at 08:08
ziemlich OT, nicht völlig – und e bissi lustisch, gell!
“… dass geringe körperliche Attraktivität (z.B. geringer Brustumfang relativ zu Taillenumfang) bei Männern mit Vorliebe für Umverteilung einhergeht. Dummerweise kam bei der aktuellen Studie heraus, dass das nicht so ist.” und dann wieder ernst:
“In dem Beitrag „Signifikanz: Die Lebenslüge der empirischen Wirtschaftsforschung“ hatte ich vor kurzem beschrieben, welche Tricks von empirischen Sozialforschern angewendet werden, um aus Nichts eine Zeitschriftenveröffentlichung zu machen.” Ei der Dauß, wer hädd dess gedenkt?
Juni 1st, 2017 at 10:27
@Peinhart: Warum soll ich so einen “Begriff besetzen”? “Heimat” verweist unweigerlich auf Herkunft. Dies wiederum mit dem politischen Urteil über Zugehörigkeit zu verknüpfen, ist genuin rechter Inhalt.
Juni 1st, 2017 at 10:35
@Vogel: Härings Kritik bleibt auf der halben Strecke stecken. Es macht m.E. keinen Sinn, Signifikanzniveaus hochzusetzen. Das macht eine Scheinkorrelation nicht besser, wenn die ‘Theorie’ bereits als Bullshit entlarvt ist.
Juni 1st, 2017 at 10:40
“In der Partei würden alle »von Winfried Kretschmann bis Claudia Roth« hinter dem Plan stehen, sagt Ko-Spitzenkandidatin und -Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt bei der Präsentation.”
Klimaschutz mit Kretsche is klar. Darum gibts auch kein Tempolimit, wie es die SPD bereits vor Jahren auf ihrem Parteitag beschlossen hat, bisher aber wegen Kompromissen mit dem Koalitionspartner nicht umsetzen konnte. Haha!!
Die Nützlichkeit eines Menschen wird zu Rechtfertigung seines Aufenthaltes in Deutschland.
Und natürlich sind fremde Kulturen für Frau Roth eine Bereicherung, gemeint sind Speisen und Folklore.
Juni 1st, 2017 at 11:32
@flatter #7 – Entspricht nicht meinem Begriff von Heimat, siehe zB ‘Wahlheimat’. Er wäre dann genau entgegen dieser Herkunftseinschränkung zu ‘besetzen’, als Ort, an dem man sich ‘heimisch’ fühlt.
Juni 1st, 2017 at 22:18
flatter schrub: >>Ich bin wohl doch kein guter Lutheraner, denn der wollte, dass Menschen schuften, um Gottes Gnade zu verdienen-<<
Das stimmt nicht. Luther vertrat die Auffassung, dass, um Gnade zu erlangen, der Glaube allein reiche. sola fide, sola gratia.
Juni 1st, 2017 at 22:46
War er nicht sogar der Auffassung, dass selbst Glaube nur eine notwendige, aber noch keine hinreichende Bedingung sei? Dass man sich Gnade vielmehr gar nicht ‘verdienen’ könne, sondern sie eben reine Gnade Gottes sei? Das öffnet natürlich hinten ein Scheunentor… mehrere sogar.
Juni 1st, 2017 at 23:05
OT – Laut offizieller Teilnehmerliste der Bilderberger ist Jens Spahn nicht nur zu finden, er scheint darüber hinaus überhaupt der einzige deutsche Politiker zu sein, der dort gelistet ist. Oder hab ich was übersehen?
Juni 1st, 2017 at 23:30
@#11+#12: Die Frage ist mehr als interessant.
Luther:
“Der Mensch ist zur Arbeit geboren wie der Vogel zum Fliegen”
“Gott will keine faulen Müßiggänger haben, sondern man soll treulich und fleißig arbeiten, ein jeglicher nach seinem Beruf und Amt, so will er den Segen und das Gedeihen dazu geben”
Ungeprüft von hier.
Die Arbeitsethik ist hier als Pflicht (vor Gott) schon angelegt, obwohl das tendenziell dem Konstrukt von Gottes Gnade (die nach meiner Lesart quasi unerreichbar ist) widerspricht. Aber so ist das mit den Narrativen.
Juni 1st, 2017 at 23:34
@13: Die haben eh ne seltsame Auswahl. Zuletzt war da Norbert Röttgen gelistet. Wollen die denn mit dem Loser?
Juni 1st, 2017 at 23:57
mit den ratschlägen luthers für das praktische alltagsleben bin ich nicht so vertraut,, mein interesse galt einst im jahre meiner examensprüfung 1977 der theologie luthers, die sehr stark an der von paulus orientiert ist, die wiederum eine abgrenzung zur jüdischen religion darstellt, in der der gedanke der gnade gottes durch gute werke bestimmend sein soll. sich die gnade verdienen durch gute werke fällt als vorstellung unter den begriff der werkgerechtigkeit, die sich eng berührt mit selbstgerechtigkeit. was das tun der guten werke betrifft, so macht paulus deutlich, dass dies unmöglich ist (römer 7,15ff.)
paulus formuliert hier eine tragik, die an ödipus erinnert: man will das gute tun, bringt aber nur das böse zustande (vereinfacht gesprochen).
in der jesuanischen verkündigung wird gerade der sünder mit freude und mit offenen armen empfangen (der verlorene sohn) und der, der nur eine stunde arbeitet, erhält den gleichen lohn wie der, der 8 stunden gearbeitet hat.. . das ist das skandalon im neuen testament.
der artikel in der zeit verkehrt die lehre luthers, der sich streng an der schrift orientiert hat, in ihr gegenteil.
außerdem wäre es doch absurd, zu behaupten, wer seine arbeit verrichtet, wird von gott missbilligend betrachtet.
gott liebt den sünder und er hasst den braven nicht.
PS.: was in der ZEIT steht, ist stets mit vorsicht zu genießen.
Juni 2nd, 2017 at 00:40
Meine bisherige Lektüre Luthers widerspricht in jedem Buchstaben einer Gnade Gottes, die auch nur erreichbar wäre. Ich sehe es überhaupt nicht so, dass Luther sich “an der schrift orientiert hat“, zumal diese, wie wir wissen, vieldeutig ist. Wie würde es sich u.a. erklären, dass sich die Menschen den Fürsten zu beugen hätten, wenn Gott die einzige Autorität wäre? Die aufständischen Bauern haben sich doch tatsächlich mehr an der Schrift orientiert als Luther selbst. Wir werden das in diesen Thread freilich nicht auflösen können.
p.s.: “außerdem wäre es doch absurd, zu behaupten, wer seine arbeit verrichtet, wird von gott missbilligend betrachtet.”
Das ist nun aber ein so was von falscher Umkehrschluss. Es geht darum, dass, wer seine Arbeit nicht verrichtet, keine Gnade zu erwarten hat. Dabei hat Luther nur den ersten Schritt getan und “Müßiggang” verdammt.
Juni 2nd, 2017 at 10:12
@flatter #13 – Dennoch erstaunlich, das angesichts der ausgewiesenen Themen – ua ‘Trump-Regierung’ und ‘Richtung der EU’ – nur ein einziger Vertreter der ‘europäischen Hegemonialmacht’ eingeladen wurde. Sehr lustig übrigens auch das Thema ‘Arbeit, Einkommen, unrealistische Erwartungen’…
Juni 2nd, 2017 at 10:24
Ich denke, BB ist auch reichlich überschätzt. Für den ‘Westen’ ist die Atlantikachse wichtiger, und vielleicht haben sie auch Grund, gegenüber RDW (Rest der Welt) eher zu mauern derzeit?
Juni 2nd, 2017 at 10:28
ich denke mal, es geht nicht um müßiggang, der geheiligt werden soll. wenn, in der sprache christlicher theologie, gott den sünder liebt und diesen 99 gerechten vorzieht, dann heißt das eben nicht, dass er arbeit missbilligt.
und wie ist das mit dem verlorenen sohn? was hat der gearbeitet? und was ist mit den arbeitern im weinberg, bei denen die, die am wenigstens gearbeitet haben, genau soviel bekommt wie die, die am längsten gearbeitet haben.
man sollte luther, den jungen, nicht verwechseln mit der pietistischen arbeitsethik des 18. jhr.
ich empfehle ein älteres werk: walther von löwenich, luther und der neuprotestantismus, in dem es auch ein kapitel gibt über lessing.
was ich meinte mit dem, was du einen falschen umkehrschluss nennst: es gibt eine stelle irgendwo bei luther, an der sagt:
wo man sich liebt, freut man sich schon über eine kleine aufmerksamkeit; wo liebe ist, muss man diese nicht durch große geschenke beleben. muss man nicht, kann man aber. die quantität von geschenken zaubert jedoch nicht die liebe herbei.
Juni 2nd, 2017 at 10:41
Man sollte auch den jungen Kretschmann/Schröder/Dingsbums nicht mit denen verwechseln, die später einflussreich waren. Bibelzitate finde ich äußerst unangebracht. Ich kenne sie alle, und ich kenne viele von denen, die sie ständig im Munde führten, während sie sprichwörtlich wehrlose Opfer gequält haben. Es gibt von Luther klare politische Aussagen und ein deutlich formuliertes Menschenbild. Beides würde man wohl eher alttestamentarisch nennen müssen.
Juni 2nd, 2017 at 11:00
für mich liegt eine teuflische verkehrung schon darin, dass ich parts of luther verteidige, bin ich doch der antichrist persönlich ….
man müsste sich auf die herausarbeitung der widersprüche seiner person verständigen können —
“der junge” war eine anspielung auf eriksons buch:
http://www.suhrkamp.de/buecher/der_junge_mann_luther-erik_h_erikson_46711.html
Juni 2nd, 2017 at 11:04
Ach ja, der Ödipus … ist ja sowas wie der frühe Putin, woll?
Juni 2nd, 2017 at 16:21
Soville nachzuholen hier, und keene Zeit.
Was eene falsch gewählte (ich wars nich) Grafikkarte alles anrichten kann…vill Schaden warsch…
Juni 2nd, 2017 at 19:21
Hättste was gesacht, ich hab hier nen Dutzend Grakas.
Juni 2nd, 2017 at 20:04
“In Bremerhaven soll Anfang 2018 ein Pilotprojekt zur Bekämpfung der Langzeitarbeitslosigkeit starten. Statt einfach nur zu Hause rumzusitzen, sollen Hartz-IV-EmpfängerInnen entgeltfrei in Firmen aushelfen oder öffentliche Grünanlagen pflegen. Ziel ist es, sie durch Arbeit in die Gesellschaft zu integrieren.” (taz/Nachdenkseiten)
Juni 2nd, 2017 at 20:50
Wie jetzt – der eine Euro auch noch gestrichen…? Das werden ja geradezu paradiesische Zeiten…
Juni 2nd, 2017 at 20:55
@Nro. 25: Kann der Pause durchaus was positives abgewinnen, kam mal wieder zum lesen.
Sollte Pflichtlektüre sein, so ab Klasse 9 sag ich mal. Auch Tolstoi war dabei, `Der Morgen eines Gutsbesitzers`.
Hab mir ganz fest vorgenommen am Sonntag mal 4 Wochen `Sächsische Zeitung` stichprobenartig zu zerpflücken, das wird ein Spass…
Juni 2nd, 2017 at 21:07
@ Peinhart
Arbeit macht eben doch frei. Wer nicht arbeitet ist demnach unfrei, heisst Faultier, Parasit oder Asozialer. Ist Verfügungsmasse.
Juni 2nd, 2017 at 21:28
@klaus baum: Ich weiß ja gerade nicht, wo bei dir die Ironie anfängt. Ich lese sie schon in dem Satz, wir hätten “einen Disput” gehabt. Verstehe ich etwas falsch?
Juni 3rd, 2017 at 09:31
@flatter, sorry, jetzt habe ich ein wort benutzt, von dem ich nicht so genau weiß, was es bedeutet.
eben mal bei google geguckt. ich weiß doch, was disput bedeutet: streitgespräch, kontroverse.
aber so unterschiedlicher meinung sind wir nicht: wir betrachten den gegenstand aus unterschiedlichen blickwinkeln.
Juni 3rd, 2017 at 11:35
@klaus baum: Das war vielleicht gerade mal der Ansatz eines Disputs. Solltest du das ernst gemeint haben, nimm doch bitte folgendes zur Kenntnis:
Ich bin noch gar nicht dazu gekommen, meine Argumente vorzubringen. Es ist hanebüchen zu behaupten, ich ließe deine nicht gelten und ich bin nicht “Linke”.
Juni 3rd, 2017 at 13:09
mit LINKE sind verschiedene personen gemeint, mit denen ich im laufe der jahre versucht habe zu argumentieren, u.a. mit rüdiger heescher von attac oder mit jens berger.
aspekte contra luther hast du schon vorgebracht, sonst hätte ich ja nicht reagieren können. auf die positiven bzw. inhaltlichen aspekte, die ich vorgebracht habe, und zwar aus der sicht sytematischer theologie, bist du gar nicht eingegangen, z.b. auf paulus röm 7,15ff
Juni 3rd, 2017 at 13:29
Ja, aber zwischen “Aspekte vorbringen” und einen Disput haben sehe ich einen enstcheidenden Unterschied. Mich wurmt vor allem der Vorwurf, “Andere Argumente, die in Luther etwas Positives sehen, zählen nicht.” Bei mir zählt jedes valide Argument. Wenn ich dennoch anderer Meinung bin, gewichte ich sie anders. Im Übrigen ging es hier nie um die Person Luthers, schon das ist ja eine tendenziöse Interpretation. Zudem lasse ich mich äußerst ungern subsumieren, auch wenn du irgendeinen Zusammenhang zwischen Rüdiger Heescher und mir sehen möchtest.
Juni 3rd, 2017 at 13:33
nein, möchte ich nicht.
Juni 3rd, 2017 at 14:31
es war nicht meine absicht, dich zu wurmen. möglicherweise war ich gewurmt, dass ich das gefühl hatte, du bist auf meine argumente nicht eingegangen. dabei vermeinte ich, deine klugheit zu ehren, indem ich widerspruch einlegte gegen deine these, keine arbeit, keine gnade.
Juni 3rd, 2017 at 17:50
Darüber kann man ja diskutieren. Es ist diesbezüglich ja kein Geheimnis, dass andere Protestanten, aber auch und gerade die Evangelische Kirche, auf Basis von Luthers Lehre und Institution Arbeitsethiken aufgesetzt haben. Drüben Calvin, Begründer der kapitalistischen Ideologie (da habe ich Weber kaum etwas hinzuzufügen) und hüben eben jener fanatische Sadomachismus, der m.E. eben nahtlos an Luthers Gottes- und Menschenbild anknüpft. Dessen Lehre schlug am Ende auch in Antirationalismus um. Vernunft ist demnach die “Teufelshure” und “Teufelsbraut”, die sich gegen Gottes Willen richtet. In Verbindung mit den anderen zitierten Sätzen ergibt das ein Menschenbild, das totale Unterwerfung verlangt, eben auch und gerade durch Arbeit. Alles andere führte vom Weg ab und wäre ein Zweifel an Gottes Autorität. Wir könnten also darüber streiten, ob der Glaube (fide) eben durch Unterwerfung seinen wahren Ausdruck erfährt. So ergäbe das Sinn.
p.s.: Meine Grundargumentation ergänzt das Problem so, dass durch den Wegfall der Beichte die Gewissheit der Gnade als Absolution verschwindet und so (psychologisch) das Sündenbockprinzip reetabliert. Irgendwo muss der Druck ja raus.
Juni 3rd, 2017 at 19:09
“Gott muß mich lieben, daß er mich so straft.” – Ödön von Horvath
Ansonsten der hinweis auf einen älteren artikel von klaus baum:
https://klausbaum.wordpress.com/2013/04/10/eine-anmerkung-zu-pantoufles-kritik/
und dort den kommentar von Klaus @reinplatzer vom 11.04. um 12:40
Juni 3rd, 2017 at 19:46
Guter Hinweis. Im Kern der Auseinandersetzung: “gezielt eingesetzte Nicht-Differenzierung“. Hier muss ich Klaus vorwerfen, dass er sich meinen Differenzierungen teils regelrecht entzieht. Ich rede von Lutheranern, Luther und der Evangelischen Kirche, wo ich es jeweils meine. Ich versuche, stringent zu argumentieren und die jeweiligen Einflüsse aufs Narrativ, die Arbeitsethik und die Massenpsychologie aufzuzeigen.
Mitunter scheint es mir, als versuche Klaus, seine Arbeit zu verteidigen, wo sie entweder gar nicht zur Disposition steht oder nicht zu verteidigen ist (dazu müsste ich sie lesen).
Juni 4th, 2017 at 21:18
ein kleiner nachtrag nur: mir geht es nicht um die verteidigung meiner arbeit, sondern um die meiner wahrnehmung.
Juni 5th, 2017 at 19:49
Austerity and the Production of Hate by Jon Burnett
The Violence of Austerity collects the voices of campaigners and academics to show that rather than stimulating economic growth, austerity policies dismantled the social COOPER T03205systems that operated as a buffer against economic hardship, exposing austerity to be a form of systematic violence.
This article, by Jon Burnett, highlights the troubling way that the government has manipulated public discourse to turn the population against some of Britain’s most vulnerable people. Burnett contends that the ‘scrounger’ and anti-migrant rhetoric espoused by politicians and their media mouthpieces is indivisible from austerity politics, helping to sustain it by obscuring its effects. [..]
Everywhere the same shit.