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Hier nahm die Diktatur ihren Ursprung

Heribert Prantl sorgt sich angesichts der Pandemie um das Grundgesetz. Wie so viele hat er leider nicht verstanden, dass die Zustände, die er kritisiert, nichts mit der Pandemie zu tun haben, sondern in derselben nur deutlicher hervortreten. Es mutet zudem seltsam an, dass er als Jurist Geltung und Einschränkung von Rechten nicht bloß verwechselt, sondern nicht im Gegenteil genauer erläutert. Insofern ist der Satz:

Das Wesen der Grundrechte ist jedoch, dass sie gerade in einer Krise
gelten müssen

schlicht überflüssig, da sie ja gelten. Es ist ein großer Unterschied, ob ein per Gesetz verbrieftes Recht, zumal kurzfristig, eingeschränkt wird oder ausgesetzt bzw. abgeschafft. Auch der Vergleich mit den Antiterrorgesetzen hinkt auf beiden Füßen. Es ist absurd, zu konstruieren, irgendwer wollte die aktuellen Einschränkungen über die Dauer der Pandemie hinaus aufrechterhalten. Gerade werden mit m.E. unkalkulierbaren Risiken Schulen wieder geöffnet. Prantl spielt hier auf der Klaviatur der Paranoia.

Kannnicht vs. Willnicht

Ich bin zudem der Ansicht, dass solche bizarren Prognosen nur einem Zweck dienen, nämlich eine bereits zerstörte Diskussion weiter zu zertrampeln. Wie wäre es, stattdessen die Rücknahme vieler Sicherheitsgesetze zu fordern und mit der Bewertung der künftigen Situation zu warten, bis sie eingetreten ist?

Wo er recht hat, das ist der Umstand der “Selbst-Kastration” der Parlamente. Die geht genau so über das notwendige Maß hinaus wie viele konkrete Maßnahmen aufgrund eines schon tragikomischen Dilettantismus, den Prantl ja auch benennt. Das ist die Exekutive, die wir haben, und dies die Legislative, die ihr gewählt habt. Letztere also kastriert sich freiwillig. Was daran aber bitte ist neu oder pandemiespezifisch?

Die totale Gesundheit

Das ist im Gegenteil Business as usual, die Konsequenz aus Fraktionszwang und Teflonpolitik. Das Europäische Parlament hat sich gleich als Quasselbude ohnmächtiger Restposten gegründet; in den nationalen Parlamenten wird halt vorn noch Mitbestimmung simuliert, wo die Entscheidungen auch längst hinten getroffen wurden. Okay, man könnte sie noch das Händchen heben lassen, aber wozu? Das kostet doch nur. Zudem sind die Parlamente formal ja dazu in der Lage, sich jederzeit wieder zu ermächtigen. Das ist von daher kein rechtliches Problem und keines einer Staatsverfassung, sondern das des Zustandes ihrer Repräsentanten.

Zum Schluss vergeigt Prantl noch seine sehr berechtigte Kritik am Gesundheitssystem und der neoliberalen Politik, die zu den untragbaren Zuständen geführt hat, indem er das in diesem Kontext unverständliche Statement abgibt:
Aber es ist eine Illusion, Krankheit und Schmerzen und Viren völlig entkommen zu können, sie völlig verschwinden lassen zu können.
Das ist inhaltlich so selbstredend, dass es ohnehin niemand fordert, und zudem die rhetorische Formel, mit der Neoliberale und Faschisten ihre ‘Freiheit’ einfordern, indem sie Menschen einfach sterben lassen wollen. Wenn er das nicht meint, sollte er es so nicht sagen.

 
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Vor Jahren ergab sich hier in den Kommentaren folgender Dialog:

Erzähl mir etwas, und ich vergesse es. Zeig mir etwas, und ich erinnere mich. Lass es mich tun, und ich verstehe.

Genau so funktioniert Religion, und da dürfen wir die ‘Praxis’ der neoliberalen nicht unterschätzen. Das Einüben in Ritualen wie Meetings, Redaktionssitzungen, Konferenzen etc. prägt das “Wissen” durch rituelles ‘Handeln’ ein. Dazu noch eine Spendengala hier und eine Beschimpfung des Plebs dort, fertig ist die perfekte Welt.

Heilige Messen

Das Ganze ist völlig richtig, aber zu eng gefasst. Dass die neoliberale Religion, zumal der Bibel Hayeks, mit allem ausgestattet ist, was so eine braucht, bis hin zu Priestern, die dort “Intellektuelle” genannt werden, hatten wir schon. Die Religiosität eingeübten und wiederholten Wissens geht aber viel weiter als organisierte Ideologien und ihre Propaganda.

Nehmen wir einmal unsere Freunde, die Hardcore-Covidioten: Mancher fragt sich, wie man so einen unfassbaren Humbug glauben kann, und die Antwort liegt bereits in der Frage. Die Strukturen sind religiös, und hierbei ist es nicht das Wichtigste, dass sich ein Hokuspokus verbreitet und an die Stelle der Vernunft setzt – das wäre keine hinreichende Erklärung.

Die Frage ist vielmehr, wie der Hokuspokus dort hinkommt und sich festsetzt, womit wir bei dem oben sind. Es bilden sich Gemeinden. Die Mitglieder finden zunächst aus Unzufriedenheit zueinander, die sie miteinander teilen. Was sie keineswegs teilen, sind die Erklärungen dafür, die sich nämlich gern widersprechen: Covid19 existiert nicht, es wurde von der CIA ausgebracht, es ist harmlos, es wird über Funkwellen verbreitet.

Die Gemeinde

Die Gemeinsamkeiten bestehen darin, dass man Schuldige sucht und findet und dass man sich Geschichten dazu erzählt. Diese haben eine hier bereits mehrfach dargelegte Struktur: Es gibt Helden, Opfer, Autoritäten und Schurken. Dass sich trotz der offensichtlichen Widersprüche und Banalitäten eine Art Einigkeit einstellt, liegt an der gemeinsamen Ausübung der Rituale.

Man identifiziert sich, ein Innen und ein Außen. Es gibt das Gute, das Böse und jeweils Besetzungen für die entsprechenden Rollen. Es gibt feste Rituale (Demonstrationen), lose Zusammenkünfte (Social Media) und Feiertage. Man bestätigt sich gegenseitig im Glauben, identifiziert und verflucht Ketzer oder hält Gericht über sie. In den Strukturen der Leugner sind diese Elemente besonders stark vertreten.

Das heißt derweil keineswegs, dies sei charakteristisch für diese Gruppe(n). Ähnliches findet sich bei vielen anderen, durchaus auch bei solchen, die sich den Kampf gegen die Covidioten zur Mission gemacht haben. Die Gefahr, solcher Religiosität zu verfallen, besteht immer und überall, auch hier im Blog. Das Einzige, das dagegen hilft, ist kritisches, wissenschaftliches Denken. Beides muss gegeben sein. Wer hingegen vorrangig argumentiert, um seine Meinung zu verteidigen, ist schon auf dem Weg in die falsche Richtung.

 
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Einen feinen POTUS haben wir da einmal mehr. Alles mit Gendersternchen, Diversitity und GLBTIQRSTVW. Wow. Okay, ein paar Hunderttausend schwarze Strafgefangene, noch mehr aus der Unterschicht und insgesamt fast zweieinhalb Millionen Knackis. Ein fantastisches Geschäft, für das Mr. Biden eine Menge getan hat.

Überhaupt, die Geschäfte: Auch das mit dem Militär und sowieso die holde Finanzwirtschaft erfreuen sich des Erfolgs Bidens, der 36 Jahre lang als Senator von Delaware die Interessen einer absurden Steueroase in den USA vertreten hat. Biden verkörpert alles, was Trump und seine Anhänger brauchen, um ihre hysterischen Fantasien bestätigt zu sehen. Nachgerade rührend übrigens, dass jemand wie Bernie Sanders gegen dieses Establishment überhaupt ins Rennen ging.

Strategische Wirklichkeit

Das Problem der Kaste einfacher und mittlerer Millionäre, die in den USA die politischen Funktionäre stellen, ist, dass sie zwangsläufig in den Konflikt geraten, entweder sich oder ihre Wähler zu repräsentieren. Der Spagat bei dem Versuch, das beides in Einklang zu bringen, braucht schon einen begnadeten Rhetoriker wie Obama, und selbst der hat das kaum hinbekommen. Die anderen müssen auf einem Niveau lügen, das jedem sofort auffällt, der nicht fest im Glauben an seine Partei steht.

Das ist es, was Trumpisten “Fake News” nennen, weil es eine Parallelwirklichkeit abbildet, mit der sie nichts zu tun haben. Also wenden sie sich einer eigenen zu; einer, die ihnen von pathologischen Lügnern und deren Wahnvorstellungen geboten wird und ihnen wenigstens zum Schein schmeichelt. Der Kitt für die Rechten steht schon immer tonnenweise bereit: Nationalismus, Fremdenhass, Feindrecht. Gemessen an der Ausprägung seines Narzissmus hat Trump sogar moderat davon Gebrauch gemacht.

Es geht ums Gewinnen, darüber noch um Profit. Da ist jedes Mittel recht. In den USA kann man das Ganze noch beinahe ungeschönt beobachten. Wie soll irgendeine Instanz einer solchen Gesellschaft ein anderes denn strategisches Verhältnis zur Wahrheit haben? Wahr ist, was uns nutzt, im Zweifelsfall, was den anderen schadet. “Public Relations”, die Beziehungen zur Öffentlichkeit, sind die Basis für die Produktion von Geltung, ehedem Wahrheit, in der jede Lüge willkommen ist. Es zählt allein der Erfolg.

Für oder gegen uns

Die Teilnehmer an dieser korrupten Veranstaltung sind Parteigänger, nichts anderes. Sie sind dafür, solange sie bei der Stange gehalten werden, und dagegen, wenn das misslingt. Diskurs, Wahrheit, Abwägen sind keine Kriterien, sondern Teil des Rituals. In der Krise des Kapitalismus zerbricht auch noch die letzte Bastion der Verständigung, der Interessenausgleich. Lediglich Koalitionen sind noch optional, als möglichst kurzfristiger strategischer Vorteil.

In der durchkapitalisierten Welt sind die Vereinzelten immer Konkurrenten; das schließt Solidarität völlig aus. Am Ende haben Maggie Thatcher und ihre neoliberal-faschistischen Gewährsleute recht: Es gibt keine Gesellschaft. Sie wurde planmäßig zerstört. Was bleibt, sind eben Koalitionen. Oben die der Profiteure, unten die der Filterblasen, in denen man sich gerade noch darüber einig ist, wer nicht dazugehört und darum als minderwertig gilt.

Bis auch die platzt, weil man sich umschaut, mit wem man sich da zusammengetan hat. Das Endstadium ist wahlweise Isolation oder die primitive spontane Zusammenrottung mit einem Mob als Ersatzbefriedigung in der unausweichlichen Deprivation. So ein Pogrom ist in der Not durchaus eine Erleichterung. Auch diesen Prozess kann eine Pandemie übrigens unerhört beschleunigen.

 
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Ich habe einen guten Gewinn gemacht mit meinen Wetten. Sleepy Joe wird die Wahl gewinnen – wenn auch nicht annähernd so deutlich, wie sog. “Demoskopen” das prognostiziert hatten – und bald wird das von mir vorausgesagte Minimalziel des US-Bodycounts die Viertelmillion überschreiten. Ihr wisst schon: Das “mit”, nicht “an” Virus, das nicht existiert und von Bill Gates ausgesetzt wurde. Man kann ja auf alles wetten, solange Nevada nicht ausgezählt ist.

Was lernt uns das? Amorica ist immer einzwo Schritte voraus, und was Trump kann, können andere beinahe auch: Zum Beispiel das Proletariat an die Superreichen binden. Reaktionäre hatten es schon immer mit Nation, Pomp und Tamtam, sodass sie sich bei sog. “Wahlen” auf die systematisch Verblödeten verlassen können – solange die keine Alternative finden. Und da kommt mit Schwung und Schwang unsere ehemalige ‘Linke’ ins Spiel, die einen ratlos hinterlässt mit der Frage: “Wer wählt das eigentlich noch?”

Kann weg

Im Amerikaland mag der ‘Erfolg’ der Democrats zwei Ursachen haben: Die Besetzung des rechten Despoten mit einem halbirren Unsympathen, der die halbe Nation in Angst vor einer Machtübernahme durch Bauern und Hillybillys versetzt hat, sowie die Wahlenthaltung der Teile der Unterschicht, die sich mit ihrem Elend abgefunden haben. Nur so kann der Teil, der sich zumindest noch in erreichbarer Nähe zur Mittelschicht wähnt, genug Leute für den Erfolg des senilen ‘Liberalen’ an die Urne (Ha, Doppeldeut!) bringen.

Gucken wir uns das adäquat für Deutschland an, fällt Folgendes auf: Die Rechtsliberalen, Reaktionäre und Faschisten haben lose eine Zweidrittelmehrheit. Bis zu einem Drittel fällt für rechte Sozen (SPD, Grüne) ab, die, vergleichbar mit den Democrats, imperialistisch (NATO), neoliberal und arbeiterfeindlich unterwegs sind. Das wachsende Proletariat besteht für sie aus selbstverschuldet Dummen und Faulen. Sie verwechseln Einkommen mit Leistung und vertreten eine religiöse Ideologie, in der jeder kriegt, was er verdient.

Die extreme Linke in den Parlamenten besteht aus traditionellen Sozialdemokraten und extremistischen Mittelschichtskindern, die ersichtlich schon auf dem Sprung ins Establishment sind, nur halt ein bisschen schwul und schwarz. Das können die anderen aber auch längst. Wer soll das wählen?

Da geht noch was

Schließlich: Trumps Stärken, sein Narzissmus und die Irrationalität, die sich in dieser Ausprägung nur ein vermeintlich sehr mächtiger Führer leisten kann, sind hierzulande noch nirgends besetzt. Man müsste aber ein Idiot sein, zum Beispiel einer, der sich dauernd die Birne an seiner Mittelschichts-Glasglocke stößt, sähe man die Gefahr nicht. Die Faschisten, die es schon auf ein Viertel der Wähler gebracht haben, schaffen das trotz des Elends in ihrer Chefetage.

Das Potential einer Ideologie, die selbst Massen hinter einer grotesken Fehlbesetzung wie Höcke zusammenbringt (von Witzfiguren wie von Storch u.ä. ganz zu schweigen), hat noch reichlich Luft nach oben. Das Potential einer Mehrheit, für die sich niemand interessiert, deren systematische Verblödung den Boden bereitet hat, wartet nur auf einen charismatischen Narzissten, der ihr den Trump macht. Dann wird man sehen, wie weit diese ‘Demokratie’ bereits erodiert ist.

 
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Es ist nichts Neues daran, dass nichts zu hören ist von Intellektuellen oder vielmehr einer Intellektualität, die helfen könnte, in unsicheren Zeiten die Gedanken zu ordnen, Wege zu weisen, auf denen Lernprozesse stattfinden könnten und womöglich eine Basis schaffen, darüber zu kommunizieren. Es war selten nötiger als heute, aber woher soll es auch kommen?

In diesen Zeiten ist es nachgerade chic, die Basis des Wissens, Wissenschaftlichkeit, zu verleumden und Kommunikation als Duell zu betrachten, in dem der Eifer die Waffe der Wahl ist. Der vermeintliche Inhalt muss laut vorgetragen, täglich mehrfach wiederholt und Abweichler konsequent diskriminiert werden. Der Modus ist nicht die Aussage, sondern die Wertung.

Herren und Diener

Werfen wir einen Blick zurück, wir hatten das auch schon hier, auf so ein ‘Damals’ und einen Kommentar dazu:

Das Jahr 1933 ist die große Zeit des deutschen Opportunismus, noch bevor die entsprechenden Gesetze erlassen oder gar bekannt wurden, beeilen sich viele Intellektuelle, dem autoritären Regime zu gefallen.”

Nun, “Intellektuelle”, das ist auch eine Kategorie, ein Begriff, den jeder in der Gemütlichkeit seiner Vorstellungskraft mit Inhalt füllen kann. Für den Einen sind das Geistesgrößen, denen man folgen kann, die man zumindest aber zitieren kann, um selbst wie eine zu wirken; für den Anderen vielleicht feindliche Spinner unwürdiger Herkunft, die den Menschen die Köpfe verdrehen, um so ihre finsteren Pläne umzusetzen.

In den Frühzeiten der Republik hatten wir gelegentlich immerhin solche mit Substanz, etwa Adorno oder Marcuse, womit wir auch gleich bei der fälligen Reaktion sind, die heute im Internet u.a. von einem kommt, der es chic findet, unter dem Label des Zyklon-B-Herstellers zu firmieren. Da heißt “jüdisch-bolschewistisch” jetzt “kulturmarxistisch” (welch ein schwachsinniger Begriff), sonst ändert sich nix. Aber was hatten die eigentlich zu sagen? Vielleicht mal selber lesen.

Kein Widerstand

Am anderen Ende der Nahrungskette ist der Intellektuelle nur mehr Funktion. Er forscht und reflektiert nicht, er verkündet. Er dient. Er folgt Glaubenssätzen. August von Hayek ist eine Standardreferenz der Neoliberalen. Seine im Kern faschistische Religion wird von Adepten dieses letzten Aufgebots kapitalistischer Wortverwurstung als “Wissenschaft” bezeichnet. Das ist absolut kein Grund, sich von dieser abzuwenden, sondern vielmehr, daran zu erinnern, was Wissenschaft bedeutet.

Es ist keine Übertreibung zu sagen, dass wenn erst einmal der aktive Teil der Intellektuellen zu einem bestimmten Set an Glaubenssätzen bekehrt ist, der Prozess der allgemeinen Akzeptanz dieser Sätze nahezu automatisch und unwiderstehlich verläuft.

Was noch nicht einleitend bereits eingeordnet wurde an diesem Satz, ist vor allem die Formulierung “der aktive Teil der Intellektuellen“. Wer von dieser quasi definitorischen Religionsausübung abweicht, ist im – hier zulässigen – Umkehrschluss nämlich nicht aktiv. Wie kommt das? Weil eben alle “bekehrt” sind, und wer nicht bekehrt ist, nicht mehr ist. Exakt so wurde das ja auch jeweils gehandhabt.

Was bleibt

Es ist auch infolge dieser unfassbaren Dekadenz einer sogenannten “Ökonomie” erklärbar, warum es so leicht fällt, “Wissenschaft” zu diffamieren. Was die Ökonomie anbetrifft, so hat das, was noch Niveau hat (und nein, Freunde, ich meine nicht die Flassbecks), keine politische oder mediale Repräsentanz. Diese Arbeit ist nicht nur schwierig und frustrierend, sie ist auch pfui, eben wegens Mauerstacheldraht®.

Die Redlichkeit, der organisierte Zweifel, die Mühe und Akribie, die uns etwa in den Stand setzt, 13,8 Milliarden Jahre in die Vergangenheit zu schauen, diese Kunst, den Irrtum als ständigen Begleiter zu akzeptieren und stets seine Überwindung anzustreben in dem Bewusstsein, zuverlässig auf den nächsten zu stoßen, gilt nichts in der Welt der Lautsprecher und Rechthaber. Ganz Gallien? Nein. Es soll da noch Nischen geben.

 
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Die Spaßdemokraten haben neulich bereits halbgar beschlossen, dass sie jetzt, wo es verifiziert, paraphiert und ratifiziert ist, dass eine Koalition aus sogenannten Grünen, Linken und eben jenen auf Jahrzehnte hinaus keine fünfunddreißig Prozent mehr zusammenbringen wird, genau diese anstreben wollen, und zwar so lange, bis das wieder realisierbar erscheint.

Das ist schon denkwürdig bräsig und kann auch nicht mehr als wetterbedingt durchgehen, aber es geht selbstverständlich noch blöder, denn wir sind bei der Ess Pee Dee. Antreten soll damit nämlich nach dieser zerebralen Verzichtserklärung Olaf Scholz, der das selbst dann nicht wollte, wenn es ginge. Zudem hat die Paddei sich jüngst gerade selbst zerlegt, weil sie nicht wollen könnte, was die Scholzens im Sinn haben. Und was sagt die Q-Journaille dazu?

Super-Typ

Seit der Corona-Krise ist Olaf Scholz einer der beliebtesten Politiker Deutschlands” – offenbar überwindet dieses raffinierte Ding die Blut-Hirn-Schranke. Erst bei den Probanden, dann bei dem Journaill. Ich habe heute im Radio gehört, Scholz habe in Sachen Corona Hilfen in Milliardenhöhe gewährt. Wie hat er das gemacht? Hat er das entschieden? Kommt das aus seinem Koffer? Hat er das gespendet?

Wie kann man so verblödet sein und solche Maßnahmen, an denen zwei Dutzend Instanzen beteiligt sind, ernsthaft einer Person zuordnen? Wie kann man vor allem diese Verblödung auch noch viral gehen lassen? Nuja, der Big Spender ist jetzt also Kanzlerkandidat® und will eine Regierung führen. Ist klar. Ich bin übrigens auch Kanzlerkandidat und wäre bereit, mehrere Regierungen zu führen. Und ein Feuerwehrauto. Und eine blonde Eisprinzessin.

Nackte Kaiser

Unsere Kuhmedien müssen Scholzofon, eine Figur wie aus dem Kasperletheater, jetzt nachgerade glorifizieren, denn sonst bliebe ihnen ja nur ein Blick in die Realität, der wiederum eine Lächerlichkeit dieses Szenarios offenbaren würde, in deren Schlund sie gleich mit verschwänden. Selbst die nüchterne Analyse bleibt ihnen so verwehrt, dass nämlich dieser Akt alternativlos ist und der politischen Physik, in diesem Fall einer Loser/Loser-Konstellation, folgt.

Abgesehen davon, dass die Neoliberalen/Seeheimer nach der Installation des Gesamtkunstwerks Esken/Spässken sich in ihrer Trutzburg „Fraktion“ eingeigelt haben, um wie immer das Gegenteil dessen zu tun, was eine sogenannte ‘Basis’ fordert, deren Ohnmacht neuerdings gar durch zwei Vorsitzende repräsentiert wird, haben beide Seiten etwas davon.

Rock’n Roll Titanic

Jeder weiß, dass Scholzens Chancen auf das angestrebte Amt so groß sind wie die eines Kindes aus einer Hartz-IV-Familie auf eine gute Schulbildung und anschließende Karriere als Topmanager. Soll er doch den Kandidaten geben, dann wird er das nächste Gesicht des Untergangs und kann anschließend die Tantiemen in der Freien Korruption Wirtschaft kassieren.

Ihm selbst kann dabei gar nichts passieren. Egal wie seine Niederlage ausfällt, niemand erwartet etwas anderes. Sollte er tatsächlich ein paar Krümel mehr abstauben als der letzte Versager, kann er das sogar als Erfolg verbuchen und anschließend die Tantiemen in der Freien Korruption Wirtschaft kassieren. Verlieren kann eigentlich ganz geil sein, wenn man sich einmal daran gewöhnt hat.

 
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Schon vor Jahr und Tag schrob ich: “Jahrelang über ihre Verhältnisse gelebt haben … na, wer? Richtig: Wir. Die Menschheit. Total verschuldet, diese Menschheit. Sie muss endlich sparen. Aber damit das nicht ganz so offensichtlich wird, teilen wir sie in Teilmengen. Heute im Sonderangebot: Die Franzosen. Haben die über ihre Verhältnisse gelebt, diese Franzosen, o là là! Sagt wer? Richtig, die Allexperten [einer deutschen] Wirtschaftsreaktion.

Aber nehmen wir die Schalmei kurz auf und pusten hinein. Wenn also alle über ihre Verhältnisse gelebt haben, und zwar seit Jahrzehnten, und wenn das zufällig die Jahrzehnte waren, in denen der Neoliberalismus seine Klaue in die Weltpolitik geschlagen hat, mit ihrwisstschonwas: Deregulierung, niedrigen Spitzensteuersätzen, Privatisierungen, Sozialabbau und Permanentjubel über die Großartigkeit dieser Ideen, dann folgt daraus? Richtig: Deregulierung, niedrige Spitzensteuersätze, Privatisierungen, Sozialabbau und Permanentjubel über die Großartigkeit dieser Ideen. Sparprogramme! Schlanker Staat!”

Warte nur ein Weilchen

Ich zitiere das, weil es ohnehin an der Zeit ist, das Steinchen ein paar Monate nach vorn zu werfen und weil das HbB (Hetzblatt beim Bäcker) heute dröhnt, “Renten” seien “in Gefahr”. Aha, dachte ich, das sind die ersten Vorläufer, die Vorbereitungen. Unsere Systemrelevanten werden schon mal eingeölt, damit man sie nach Einsatz der Impfstoffe so richtig schön durchfisten kann. Mohr, Schuldigkeit, am Arsch!

Eine Besonderheit der Allkoalition unserer Krisenparteien liegt in der jetzt noch alternativloseren Verwaltung des siechenden Zombiekapitalsimus. Da schmiegt sich nämlich Keynes eng an Hayek und sie tanzen den Apocalypso. Die Bordeauxroten kommen uns mit dem Gassenhauer der 20er Jahre (ja, alles kommt wieder!) aka “Steuererhöhung” für, na klar, Reiche. Und vielleicht, weil das schon immer gelogen war, kommen die jetzt sogar wirklich, weil im Gegenzug Billionen-Subventionen das Karussell auf Touren bringen und dieselben Kassen sofort wieder auffüllen.

Noch immer jootjejange

So viel für die kurze Frist. Es nützt aber wenig, einen Rasen zu düngen, der nicht mehr da ist. Hunderttausende Pleiten sind nicht ohne schwere Axthiebe in die Eigentumsordnung zu managen, für die sie gemacht werden. Hier könnte man sicher sagen, man lässt sterben, was sowieso bald tot ist. Ein Leben ohne Kleinbetriebe ist auch viel übersichtlicher. Aber:

Tzia. Hat das mal wer durchgerechnet? Er würde wohl auf ein Problem stoßen, das kein Mathematiker der Welt lösen kann, ist es doch sprichwörtlich “unkalkulierbar”. Na ja, Hauptsache, wir haben schon die Lösungen parat, die noch nie funktioniert haben. Es bleibt also absurd. Steigen Sie zu, fahren Sie mit, investieren Sie jetzt!

 
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Der Tag der Befreiung® geht mir, um ehrlich zu sein, am Arsch vorbei. Wie in meinem Buch erläutert, wurden Verdrängung und Kontinuität irgendwann in Form einer neuen Rhetorik ersetzt durch eine raffiniertere Heuchelei. Hauptautor war Richard von Weizsäcker und Depp vom Dienst Philipp Jenninger, der nicht kapieren wollte, dass die Nazis eine kleine Bande waren, die das ganze Volk in Geiselhaft gehalten hatte. Stattdessen ging er auf alle Deutschen los. Fail!

Ich will mich daher mit Wichtigerem befassen, weil es nicht aufhört, aktuell zu sein, weil die erbarmungslosen Propagandisten der Ausbeutung den Rand nicht halten wollen. Für Deutschland war es der 09.09.1982, als Schluss war mit Lustig. Fortan hatte der Arbeiter wieder das Maul zu halten, und wer unnütz ist, gilt wieder als Schmarotzer. Das neoliberale Fanal erklang, namens “Konzept für eine Politik zur Überwindung der Wachstumsschwäche und zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit” aka Lambsdorff-Papier.

Stillgestanden!

Jetzt fällt einer womöglich vom Glauben ab, und sei es nur kurzfristig, strategisch oder was weiß ich, aber er (an)erkennt eben als Präsident seines Landes, dass etwas gewaltig schiefläuft in der Zivilisation, die nicht bloß ihre wirklich Systemrelevanten verleugnet, sondern eben deshalb die Existenz aller aufs Spiel setzt. Er deutet an, da müsse sich etwas ändern, vielleicht gar etwas reformiert werden.

Prompt springen sie aus dem Busch, die Inhaber des Patentes auf Reformen®, die seit knapp vierzig Jahren genau das predigen, von dem jetzt jeder Depp erkennen kann, dass es nicht richtig ist. Es springt einem ins Gesicht, wer auf wessen Kosten lebt und wohin das führt. Und was fällt den Neoliberalen ein? Macron sei jetzt “kein Reformer” mehr. Weil er nicht dazu kommt, in Frankreich die Renten dem Kapital zu übereignen, was ja bei uns auch kolossal geklappt hat.

Die Kollegen in der Schweiz wiederum warnen (Achtung! Achtung!) vor dem siebenunddreißigsten Linksrutsch® der längst rechtsliberalen und zu Recht marginalen deutschen ‘Sozialdemokraten’. Warum? Weil der Chef-Büchsenspanner Kahrs keine Lust mehr auf seine eignen Intrigen hat. Ist ja auch keiner mehr da, den man wegmobben müsste, weil er nicht auf Kurs wäre. Was da noch steht, erledigt sich gerade selbst. Immerhin keine dumme Ratte, die das Schiff dann doch noch verlässt.

Fortschritt!

Was von der Herrlichkeit des neoliberalen Regimes übrig bleiben wird, ahnen wir bereits mit Blick auf die Trümmerlandschaften, in denen es am heftigsten gewütet hat. Die brunzdummen Faschisten erkennen dort sofort den Feind, der sie in diese Lage gebracht hat: Kommunisten mit ihrem Corona. Angewandte Dystopie mit Vorbildcharakter.

Hierzulande glauben sie wohl noch, alles werde gut, ja vielleicht sogar besser. Da wird das Fleisch der Schwachen eben von den Starken gefressen und die Sklaven werden sich prügeln um einen Herrn, der ihnen Brot verspricht. Und weil das Deutschland ist hier, werden sie alle friedlich bleiben und sich Jahr um Jahr mit weniger begnügen. Ein geniales Konzept, und so innovativ! Ich freue mich auf die anstehenden, echten Reformen®.

 
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Die FDP war schon immer meine Lieblingspartei. Als das alles begann, ich also mein Interesse für Politisches entdeckt hatte, wurde Helmut Schmidt gegangen, woran der auch von mir unterzeichnete Krefelder Appell einen gewissen Anteil hatte. Entscheidender dürfte freilich Genschers Schwenk gewesen sein, dem die historische Leistung gelang, die SPD zu verraten und mit Kohl ins Bett zu gehen. Das war ganz schön eklig.

Sie haben dann auch nicht lange gefackelt und – das ist Deutschland hier – das neoliberale Halali nicht nur geblasen, sondern gründlich verschriftlicht, im sog. “Lambsdorff Papier“. Graf Otto von L. war Kohls Wirtschaftsminister, ein ausgesprochen verlässlicher Lieferant seiner reichen Klientel und der erste unter vielen FDP-Nasen, die der kleine Mann von der Staße® nur zu gern gebrochen hätte. Damals trauten sie sich noch nicht, so einen zum Vorsitzenden zu machen. Dann kamen aber Kinkel (“Partei der Besserverdienenden”), Gerhardt, Westerwelle und Lindner. Ja, das Röschen auch, aber den können wir vergessen.

Die Besten der Besten

Sie lieben Kapital, und unsere Armut kotzt sie an. So weit, so frei® und demokratisch®. Sie machen im Grunde einen guten Job, denn ihre Gegner hassen sie mit Fug und Recht und ihre Klientel wird fürstlich bedient, von vorn, von hinten und ins Knie. Aber. Sie vergessen gern und derzeit offenbar endgültig, dass die FDP eine politische Partei ist. Um also ihren eiskalten Klüngel erfolgreich betreiben zu können, sollten sie in der Lage sein, sich zu verhalten wie eine.

Tzia. Während das Schwiegersöhnchen an der Spitze damit ausgelastet ist, sich uneingeschränkt geil zu finden, fällt der Rest der Bande allenfalls auf, wenn wieder einmal wem der erschlichene Doktortitel aberkannt wird. Dass politische Optionen – Basis eben für jede Propaganda – gelegentlich erkannt und wahrgenommen werden müssen, weiß dort niemand mehr. Während nämlich in anderen Sessel- und Pöstchenvereinen die Gemütlichkeit immerhin noch einen Wert hat, tun sie bei den ‘Freien’ ihren Dienst nur mehr aus Überzeugung – aus der, qua Geburt etwas Besseres zu sein.

Dann eben nicht

Was dabei rauskommt, sieht man allenthalben: ‘Jamaika’ im Bund war nicht gut genug. Dafür ist man zu sexy. Mit SPD und Grünen? Haha, guter Witz! AfD? Da kriegt man ja dreckige Hände, trotz aller inhaltlichen Übereinstimmungen. Die Linke? Ohgottogott! Nicht einmal in Thüringen und nicht für einen Tag. Wir sind ja gern wichtig und würden dafür auch wieder regieren, aber doch nicht mit denen, denen oder gar denen!

Und so geht sie dahin, die Herrlichkeit. Das wird übrigens kein bisschen besser. Auch nicht bei den Grünen. Die folgende Generation ist durch Verwöhnung derart verblödet, die können gar nichts mehr. Ach doch: Jammern und Safespaces fordern, während der Rest der Welt auf der Flucht aus rauchenden Trümmern ist. Was bleibt, ist eine CDU/CSU, die gar nicht merkt, dass es nichts mehr gibt, was noch zu konservieren wäre und ihr revolutionärer Arm. Da wird schon etwas zusammenwachsen. Und wenn man sich daran erst einmal gewöhnt hat, kann irgendein Brüning wieder die Schlüssel übergeben.

 
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Der Rechtsextremismus (bessere Hälfte des Evoliure – Extremismus von links und rechts) ist so gut wie besiegt. Auf “Halle” reagiert das empörte Volk mit Lichterketten und Gottesdiensten! Dann können wir uns ja wieder ganz dem Linksextremismus zuwenden. Der Volksjournalismus Springerscher Tapferkeit prescht bereits vor und verhaftet die Schuldigen. Eimer bereithalten!

In der Nachbarschaft hat sich das Niveau ebenfalls zu Schutz und Trutz im Matsch eingegraben und rückt der bösen Linken® mithilfe neutraler Rechtsaußen auf den Pelz. Die Bedrohung durch den um sich greifenden Marxismus ist nicht hoch genug überzubewerten. Derweil erkennt die intellektuelle Speerspitze des linken® Bloggertums, dass Luther – wie Goethe und Marx – nur wegen übertriebener politischer Korrektheit als Antisemit gilt. Wenn der Heini noch einmal behauptet, er hätte mein Buch gelesen …

Der Täter

Ceterum Censeo: Es gibt keinen Schuldligen vor einem rechtskräftigen Urteil. Der Verdächtige, besser: der Typ, der auf den Filmen von der Tat zu sehen ist, war nichtantisemitisch” oder “rechtsextremistisch” motiviert. Jedenfalls nicht ausschließlich, ebenso wenig wie Ischlamischte® islamistisch motiviert sind. Das ist Stammtischniveau.

“Motiv” bedeutet Beweggrund. Was bewegt einen Täter zur Tat? In solchen Fällen zumeist eine beachtliche psychische Störung. Wären Antisemitismus, Islamismus oder Extremismus hinreichende Motive, würden die Menschen sich täglich massenweise ermorden. Dass also ein Irrer Amok läuft, ist kein Hinweis auf “wachsenden Extremismus”. Ebenso wenig aber macht ihn das zum Einzeltäter®.

Der Rechtsextremismus muss auch gar nicht wachsen. Die stillen Morde und täglichen Verbrechen gegen Schwache und Minderheiten sind viel mehr Symptom als der sensationelle Fall, mit dem die Medien jetzt ihr Geschäft machen. Sie zeigen überdies, dass Juden eine Opfergruppe unter vielen sind. Wer sich näher damit befasst, weiß ohnehin, dass sie Gegenstand extremer Verschwörungstheorien sind, die wiederum mit bestimmten Gruppen und psychischen Dispositionen zusammenhängen.

Die Schreibtische

Der Hass der Rechten ist ebenso banal wie die Auswahl der Opfer durch ihre Gewalttäter. Er ist selbstverständlich eingebettet in eine Atmosphäre, die solche Taten begünstigt oder hemmt. Die Abwertung von Menschen als in letzter Konsequenz lebensunwürdige wiederum ist vielschichtig – und in der Tat eng mit rechten Ideologien verbunden. Der Neoliberalismus ist eine der aggressivsten davon, aber er trägt immerhin Anzug und Krawatte.

Die rechte Infrastruktur wiederum ermutigt potentielle Gewalttäter ungemein. Sie besteht dabei nicht nur in Landstrichen irgendwo im Osten, in der Negerklatschen verbale Folklore ist (Opfer finden sich allerdings nicht so leicht, der Migrantenanteil tendiert gegen Null), sondern vor allem in den Netzwerken von Faschisten in Polizei, Bundeswehr und vor allem den ‘Diensten’. Rechter Terror wird von diesen geradezu aufreizend gedeckt. Wenn rechte Spinner glauben, der Staat im Staate warte nur darauf, einen faschistischen Umsturz zu unterstützen, können sie sich leider auf reichhaltige Fakten berufen.