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2018


 
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Die Bundesrepublik Deutschland ist antikommunistisch bis ins Mark. Die Paranoia vor den roten Horden hat ihre Geschichte geprägt wie kein zweites Motiv, was sich bis heute hält, nicht zuletzt in einer Art Phantomschmerz, der als antirussisches Ressentiment fortbesteht. Ein weiteres Detail dieses Ur-Narrativs hat Paul Schreyer aufgedeckt: Die Aversion der Gründer und Verfassungsväter® gegen direkte Demokratie verdankt sich ebenfalls dem Antikommunismus.

Ausgerechnet direkte Demokratie, auch dieses Orwellsche Motiv steht bereits am Anfang der Geschichte der BRD, sei “undemokratisch” – es könnte ja von Kommunisten missbraucht werden. Am Ende ist es immer Freiheit, Selbstbestimmung, die abgelehnt und unter der Hand zur kommunistischen Gefahr verklärt wird. “Demokratie” ist demnach die autoritäre Kontrolle der Stellvertreter über ihr Volk. Ich muss das einmal zum Anlass nehmen, ein wenig zu psychologisieren.

Mein Freund, der Boss

Es muss eine unmenschliche Leistung gewesen sein, den Holocaust und das Nazireich zu verdrängen. Die Einen wollten nichts davon wissen, weil sie Teil dieses Systems waren, die Anderen, weil sie entsetzlich versagt hatten. Gemeinsam war ihnen die vielschichtige Niederlage und eine – nicht zuletzt durch ausgerechnet die ideologisch verwobenen Kirchen geförderte – Autoritätshörigkeit.

Der Amerikaner war der neue Freund®, nicht unähnlich dem ‘Großen Bruder’, der künftig das Sagen hatte. Installiert wurde eine ‘Demokratie’ als Laufstall. Das Feindbild des Bolschewisten blieb intakt, nur die Jüdische Weltverschwörung verschwand unter einer Betondecke uneingestandener Scham.

Es blieb die alte Struktur, wie der Wiederholungszwang das halt mag, nur diesmal sollte der Feind endgültig besiegt werden. Das Trauma wurde zu allen Seiten hin in Mythen von Überwältigung eingewoben: Die Nazis waren demnach über das deutsche Volk hergefallen wie eine Räuberbande im Wald. Ein Argument für mehr direkte Demokratie wurde entsprechend begründet:

Bedrohtes Opfervolk

Wir sollten das Volk mehr in die Gesamtentscheidung einschalten. Hätten wir das vor 1933 getan, es wäre durchaus anders gekommen; es wäre nicht möglich gewesen, dass Hitler mit seinen etwas mehr als 40 Prozent die Mehrheit des Volks überrennen und sich durch ein Ermächtigungsgesetz dann nachher völlig in den Sattel setzen konnte.

Ein gewisser Willy Brandt hatte ebenfalls den Mythos vom Volk in Geiselhaft verinnerlicht, seine Angst vor dem Bösen, das weiterhin im Osten lauerte, steigerte sich aber zur Panik des nächsten Überfalls auf das arme Opfervolk:
Wenn wir die Bevölkerung zu einem solchen Referendum aufrufen, dann geben wir nach meinem Gefühl den Kommunisten die seltene Chance, über uns herzufallen …
Dass solche Sozialdemokraten gemeinsam mit Monarchisten, Kirchen, Altnazis und Erzkapitalisten eine neue Republik aufbauen konnten, liegt auf der Hand. Gemeinsam gegen einen Satan, den sie nur im Äußeren ertragen konnten. Ihr Deutschland kannten sie nur als Opfer.

 
Unsere Agentur für Nützlinge, Kleiderständer und Ekelrentner ANKE® sucht für die aktuelle Kampagne überparteilich mehrere

VOLLIDIOTEN

Sie sind ein Hirni, der so grunzverdöst dämlich durchs Leben marodiert, dass selbst der zweitdümmste Spacko auf dem Planeten sofort merkt: Da kommt ein Depp daher.
Sie sind versiert in allen Arten von Blödheit:
- nicht Wissen, wer Sie sind, wo Sie sind und mit wem Sie gerade sprechen
- gern die einfachsten Dinge Verwechseln, z.B. Freund und Feind, brutto und netto, links und rechts (Schuhe!)
- alles ungeprüft Weiterbrabbeln, was irgendwer im Fernsehen erzählt
- immer am falschen Ort zur falschen Zeit den falschen Witz Erzählen
- alles wörtlich Nehmen, sich immer angesprochen Fühlen und stets etwas völlig Unpassendes Antworten
- durch jeden Reifen Springen, den irgendwer hinhält, jede Aufgabe sofort Übernehmen und daran erbärmlichst Scheitern.

Sie beherrschen darüber hinaus schmerzfrei die Disziplinen Sockenschuss, Pfeil im Kopf, Vollmeise und Dachstuhlbrand sowie alle Defekte an Keks, Murmel, Rassel und Waffel. Ihr eklatanter Mangel an Latten am Zaun und Tassen im Schrank ist sprichwörtlich, sie haben keine Nadel mehr an der Tanne, es fehlen sämtliche Fledermäuse in Ihrem Turm. Ihr kognitiver Kahlschlag ist Premiumklasse.

Wir bieten Ihnen:

- Permanente Aufmerksamkeit Ihrer Peergroup, 24/7-Rundumversorgung mit Mikrophon, Kamera und Cloud.
- Begleitung durch ein engagiertes Rudel williger Claqueure, das u.a. ihre Morgentoilette, Ihren Vollrausch und Ihren desaströsen Benimm frenetisch feiert.
- Viel Raum um Zeit, um Ihre Unterschrift zu üben. Edding, Lippenstift und Fingerfarben willkommen. Die Beherrschung des Alphabets und ggf. korrekte Reihenfolge der Buchstaben ist erwünscht, aber nicht notwendig.
- Alle Kanäle: YouTube, Facebook, Twitter, Instagram, CNN, Rhein-Herne und Datteln-Hamm.
- Professionelle Begleitung: Schneider, Visagist, Chauffeur, Blindenhund und Coiffeur (schwer drogensüchtig).
- Alle Formen der Allmacht: Grandiostität, Befehlsgewalt, Personalwesen und Bestimmer im Turnraum.

Die Stelle als Vollidiot – gern auch in Teilzeit – wird mit dem üblichen Pomp und Salär für Monarchen vergütet, Grundgehalt der Besoldungsgruppe A 911. Bewerbungen bitte mit Jagd- und Merkbefreischein, Zeugnis der geistigen Rollstuhlreife, des Hochstuhlabschusses sowie ggf. der einschlägigen Diagnosen an Ihr

Team ANKE® 2020

 
bs

Die Welt könnte friedlicher sein. Ich sage das übrigens nicht, wie der Haken auf meiner linken Schulter mir unterstellt, weil ich gestern einmal mehr unfähig war zu moderieren. Immer nämlich, wenn das siebte Bier dem dritten Whisky begegnet, eskaliert das hier. Ich versuche seit Jahren herauszufinden, wie ich das verhindern kann, aber es gibt wohl Konstellationen, die einfach nicht funktionieren. Da muss Zivilisation mühsam zurückgewonnen werden. [Er meint wohl vor allem "Mineralien". Tzis. säzzer]

Es gibt ‘Argumentationen, die werden ähnlich unappetitlich, wenn man sie ein zweites Mal betrachtet. Neulich schrieb ein charakterloser rechter Hanswurst etwas wie: es sei “Demokratie”, wenn die Mehrheit Menschen von Staats wegen töten wolle, dies dann auch zu tun. Ein wirklich beachtlicher Clusterfuck der Widerwärtigkeit. Die Behauptung, “Mehrheit” sei identisch mit Demokratie, ist schon frech, dient aber dazu, gerade noch unter dem Radar einzufliegen. Daran anzuflanschen, nur die unbedingte Erfüllung des Mehrheitswillens sei “Demokratie”, ist schon dreist, aber das mit politisch extremen Inhalten zu verquirlen, ist eines totalitären Arschlochs würdig.

Wegfeiern

Es sei dabei darauf hingewiesen, dass einer der beliebtesten Schlager der Rechtsextremen “Todesstrafe für Kinderschänder” ist. Der Versuch besteht darin, in einem scheinbar konsensfähigen Bereich dafür zu sorgen, dass Menschen wieder für lebensunwert erklärt und folgerichtig auch vernichtet werden. Das wäre der Fuß in der Tür. Der ‘Vorschlag’ oben geht noch einen entscheidenden Schritt weiter und legt die Hand gleich an die gesamte Zivilisation, die in Rechtsdingen “Verfassung” heißt. Die ist dem sadomasochistischen Herrenmenschen zwangsläufig ein Dorn im Auge.

Ich frage mich immer wieder, und es fühlt sich an wie eine Gummiwand, wie eigentlich wenigstens die wichtigsten, rudimentären Errungenschaften der Kultur erhalten, besser natürlich noch ausgebaut werden können. Ist es die ‘Decke der Zivilisation’, die so dünn ist oder sind es eher bestimmte Formen der Zivilisation, die die Schweinehunde von der Kette lassen? Wieso, das scheint mir zudem eine zentrale Frage zu sein, muss eigentlich der Mensch durch ‘Strafen’ an seine Gesellschaft gebunden werden? Wo sind die Feiern, in denen wir uns über gegenseitigen Respekt freuen? Wäre das nicht ein viel besserer Weg, den braunen Dreck wegzufegen?

 
sr

Eigentlich hatte ich erwogen, hier einiges zu berichten über meine guten Erfahrungen mit Zivilcourage. Zum Beispiel wäre da wohl dieser Nachbar gewesen, der immer seine Mülltonne vor unser Haus stellte, und da müsse man ja nicht immer nach neuen Gesetzen schreien. Einfach eine alte Autobatterie in seine Tonne gedrückt und das Ordnungsamt angerufen, schon weiß er, dass man wehrhaft ist. Geendet hätte das mit meinem neuen Job im “Facebook-Löschzentrum“. Mann kan ja doch viel gutes Tun! Aber das, so dachte ich dann, macht keine Laune. Immer diese Tristesse, wer will das denn lesen?

Inspiration kriegst du aber nicht bei der Tanke. Das andere gute Zeugs schon, aber Inspiration … bei mal wieder gefühlten vierzig Grad im Schatten des Frigidärs ein rares Gut. Also liest du wieder Telepolis und schüttelst. Weil du längst HWS hast, halt mal die Ärmchen, die Beinchen, das Haupthaar. Kannst du auch gleich mal wieder die Purple auflegen, Highway Star soll es sein [Achtung Achtung! Der Link geht zu YouTube, einem Dienst von Google. Die haben Cookie, Script, LSO, Ad und Zetera. Wer nicht will, klicke nicht! Niemals! Nachher habt ihr Daten. Und die eure. Ihr seid gewarnt. säzzer]. Immerhin ein bisschen Laune.

Macht doch keinen Spaß …

Also Telepolis lesen und das wieder einleveln. Wie kommt das eigentlich, dass wir uns so schlecht erinnern? Vielleicht weil wir immer nur von denselben erinnert werden? Etwa an die kürzlich so dringend notwendige Maßnahme im Krieg gegen Killer-Russland? So viel heiße Luft, in der das Novitschok wabert, das tödlichste aller Gifte, die bisher von allen Opfern überlebt wurden.

Wie war noch die Begründung? Sinngemäß: Wir haben keinen Anlass zu der Annahme, die Überzeugung, eine Folgerung als endgültig widerlegt zu betrachten, derentwegen wir uns der Auffassung anschlossen, eine andere Wahrheit als die zum gegebenen Zeitpunkt erwogene für plausibler zu halten als jene, die zur alternativlosen Beschuldigung Putinrusslands geführt hat, sei aufzugeben. Teile einer möglichen Neubewertung des Falles, zumal unter Berücksichtigung von Fakten, deren Fehlen unsere wie bereits dargelegt weiterhin bestehende Überzeugung nicht minder stützt als diese, zumal nachgereicht, könnten die Bevölkerung verunsichern. La le lu.

Kann nicht jeder

Was PR-Profis wie die allseits erfolgreichen Berufsdilettanten May und Johnson aus der Hüfte ziehen, ist derweil nicht für Hinz, Kunz und Poroschenko zur Nachahmung empfohlen. Die Virtuosen der unfreiwilligen Satire konnten bislang mithilfe ihrer Westalliierten das Narrativ immer noch so auf der Auslinie kompletter Torheit balancieren, dass wenigstens die sehr Alten und geistig Schwachen bei der Fahnenstange gehalten wurden.

Was die Ukraine dann hingelegt hat, ist aber ein derart blutiger Slapstick, dass selbst Splatter-Fans angewidert abschalten. Das muss ganz schnell vergessen werden, sonst stellt noch jemand Vergleiche an. Wie ich höre, greift der russische Krake nach Georgien. Guckt euch das mal an, wir brauchen dringend härtere Sanktionen.

 
xx

Die Zeiten sind trübe, wenn man sich nicht mit dem Wetter und der Fußball-WM bescheidet. Bin ich Kulturpessimist? Alles übertrieben? Was ist denn besser geworden für die Menschheit? Ich Pessimist bin Optimist, weil mich der Verzicht auf das Vergasen ganzer Bevölkerungsgruppen nicht zufrieden stellt, ja, nicht einmal das schon Jahrzehnte währende Glück, im zivilisatorisch höchst entwickelten Teil des Planeten keine Hungerrevolten und Schießereien auf den Straßen zu erleben, macht mich nicht ansatzweise glücklich – und da lugt er wieder schelmisch hervor, der Pessimist, der Optimist, der es nicht lassen kann, nachzudenken.

Der Westler lebt auf einer Scholle des Glücks, die vor sich hin schmilzt. Schon immer haben wir ignoriert, wer ‘unseren’ schon zur Marke gewordenen ‘Wohlstand’ bezahlt. Öl, Bananen, Baumwolle, Mineralien, Kaffee, Kakao et cetera sind keine Luxusartikel; wir haben einen Anspruch darauf. Wer das Zeugs unter welchen Umständen produziert, hat hier immer nur die Radikalen interessiert, und selbst die interessieren sich immer weniger. Derweil wächst uns das Elend entgegen: Afrika war neulich noch in Griechenland, jetzt sind es die Italiener, deren Faulheit® unseren Wohlstand® gefährdet.

Überall Feinde

Wir führen seit 17 Jahren Krieg. 17. Jahre. Krieg. Schon bemerkt? Weiß wer wofür oder wogegen? Nun, wir müssen ja nicht in den Bunker. Unsere Kinder liegen nicht tot auf der Straße. Weil wir so fleißig sind und so hart für unsere Menschenrechte® kämpfen. Deshalb ging es uns noch nie so gut®. Die Kriege, die der Westen führt, sind zahlreich (Afghanistan, Irak, Libyen, Syrien, Somalia); Iran droht der nächste Kriegsfeind zu werden, mit zu erwartendem Flächenbrand im Nahen Osten. Mit Gewalt wird Russland von der NATO umzingelt, ausgerechnet Krisenherd Georgien soll aufgenommen werden. Der Dritte Weltkrieg gegen Russland ist endlich wieder so wahrscheinlich wie im Kalten Krieg.

In Deutschland sind Naziparolen wieder im Bundestag angekommen, in Ungarn und Polen sind Faschisten an der Regierung. Deutschland kennt derweil keine zwei Meinungen mehr. Von der CSU bis zu den Grünen sind sie alle stramme Atlantiker, noch gegen die AfD, aber schon gegen Flüchtlinge und in diesem Zusammenhang regelmäßig offen rassistisch. Innenpolitisch tut sich nichts; Neid ud Projektion richten sich gegen die Ärmsten: Flüchtlinge und Arbeitslose. Solidarität erlebe ich in Kleingruppen und beim Fußball, wobei Letzterer auch nicht ohne Feindbild auskommt. Immer noch besser als Feindbild ohne Solidarität.

Besser geht’s nicht

Journalismus findet nicht mehr statt. Die verkrusteten Seilschaften der gehobenen Mittelschicht gehen mit ihresgleichen aus der politischen Nomenklatura ins Bett. Sie lassen sich diktieren, was sie berichten dürfen, Interviews müssen ‘autorisiert’ werden, man geht in dieselben Clubs, schon am Anfang der Karrieren. Man kennt sich, man teilt das Gefühl, etwas Besseres zu sein. Man ist sauber und anständig, lebt in der besten aller Welten und verteidigt diese gegen Verschwörungstheoretiker und Radikale.

Es ist alles geölt, gewischt, gewichst, gewienert. Der Müll wird pünktlich abgeholt, die Straße gefegt, alles hat seine Ordnung. Der Staatsschutz weiß stets alles und sieht jedes Übel kommen. Die abstrakte Bedrohungslage ist stets hoch, konkret herrscht totale Ordnung. Keine Änderung in Sicht, keine erwünscht. Deutschland ist Vorbild in der Welt. Hätte ich noch vor irgendetwas Angst, ich wäre außer mir.

 
xx

Mir fällt kein Thema ein, das alles irgendwie ‘Linke’ halbwegs in dieselbe Richtung bewegen könnte, wie das, was als “Wohnungsnot” bekannt ist. Wohnen ist nicht nur “Menschenrecht”, es ist so absolut selbstverständlich, dass eine Gesellschaft, die das Recht, sich irgendwo ein Dach über den Kopf zu leisten, infrage stellt, sich eigentlich mit einem Knall ins Weltall verabschieden müsste.

Schon, dass wir von “Recht” sprechen müssen, ist vielschichtig falsch, denn Tatsächlich geht es um das Gegenteil. Es soll Menschen verboten werden zu wohnen. Der Grund, auf dem ihr Haus steht, die Wände, das Dach, das alles gehört irgendwem, und dessen Recht ist es, darüber zu verfügen. Was ist das für eine Welt? Wenn es dem Eigentümer gefällt, Grund und Häuser zu kaufen, um beides verrotten zu lassen, dann erfährt er dafür jeden Schutz durch Behörden und Polizei.

Dies spielt sich nicht zufällig ab in Gebieten, in denen besonders vielen Menschen verboten wird zu wohnen, wo sie wohnen. Sie haben einfach nicht die Mittel, um die Profiterwartungen der Eigentümer zu befriedigen. Selbst wem es bereits in Fleisch und Blut übergangen ist, man müsse ‘bezahlen’ für ein ‘Recht’ auf Wohnung, kann das nicht mehr gutheißen. Wenn Menschen ohne rationalen Grund massenhaft auf die Straße gesetzt werden, muss man einschreiten. Sogar meine Freunde, die Sozialdemokraten.

Mehr als alles

Deren Vertreter aber unterstützen nicht bloß ein System, in dem das Recht auf Profit höher angesiedelt ist als das zu leben. Sie halten es für erstrebenswert, “bezahlbaren Wohnraum” zu schaffen – solche Kapitalprojekte also, in denen das Maximum aus den Abhängigen gequetscht wird, aber eben nicht mehr als das Maximum. Dazu geben sie seit Jahrzehnten den Profiteuren Geld, damit diese noch mehr Profitobjekte schaffen. Wie durch ein Wunder hat dies die Probleme aber Jahr um Jahr nur vergrößert.

Was da also in den Parlamenten sitzt, hat wie immer kein Interesse an Veränderung. Darüber reden – ja sicher, und so tun als ob – na klar! Dennoch fliegen Hunderttausende raus, aus ihren Wohnungen, ihren Stadtteilen, ihrem Leben. Jeden Tag erleben die Opfer dieser Praxis ihre dramatischen Niederlagen. Selbst schuld, weiß der Experte für Eigenverantwortung, sie könnten sich ja besser qualifizieren, mehr verdienen und sich mit mehr Erfolg für die Eigentümer krummlegen.

Der Widerspruch zwischen Anspruch und Wirklichkeit dieser Gesellschaft, Recht als Unrecht, bizarr falsche Prioritäten, Opfer als Täter, Täter als Opfer – auf diesem Spielfeld ist das alles zum Greifen nah. Kapitalismus, der seine falschen Versprechungen mit äußerster Brutalität bricht und offenbart, welchen Wert die Grundbedürfnisse von Kindern, Alten, Jungen, Frauen und Männern haben. Man muss kein Revolutionär sein, um dagegen mit allen Mitteln aufzubegehren. Ein wenig Gefühl für Anstand würde reichen.

 
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Was wäre ich ohne mich? Vermutlich eine Ansammlung von Marotten, Eigenschaften und kultivierten Routinen, die ein sich als vermeintlicher Chef aufführendes sogenanntes “Ich” zusammen zu halten versucht. Also eigentlich würde sich nix ändern, bis auf den Glauben an eine ‘Identität’, aber das ist etwas für Philosophen, die falschen obendrein, also lassen wir das.

Als richtiger säge ich weiterhin fröhlich an dem Ast, auf dem mein innerer Möchtegern-Chef es sich gemütlich gemacht hat. Heute mithilfe des hassenswerten Machos, Antifeministen, selbstverliebten Journal-Befüller und im Nebenberuf Juristen Thomas Fischer. Der hat nämlich mal wieder Probleme, und ich kann ihm helfen.

Härtere Strafen®

Ich kann das nicht, weil ich “Boston Legal” in zwei Sprachen komplett absolviert habe oder erstaunliche Erfolge bei der angewandten Lektüre von Gesetzen und Urteilen habe, sondern weil ich gelernt habe, dass das Flugzeug “Mensch” durchaus besser dran ist ohne seinen gleichnamigen Piloten. Wie immer biete ich keine Komplettlösung an, sondern wieder nur Analyse – das Zeug, das einem so bitter schmerzlich jeden Spaß an Allmachtsphantasien nimmt.

Wenn Fischer sich also über den Mob echauffiert, der härtere Strafen fordert, indem er sich an dem diesem zuarbeitenden Personal abarbeitet, wird das Elend nur zu deutlich: Was interessieren den aufgeklärten Geist angebliche ‘Motive’ eines zu verurteilenden Täters? Wie kann ein sogenanntes “Strafmaß” sich danach bemessen, was jemand angeblich wollte?

Ach Göttchen

Nun, das Strafrecht, eine der Säulen der Vermenschlichung Gottes (oder andersherum: Apotheose), es will ‘gerechte’ ‘Strafen’ finden für “Täter” (früher “Sünder”, so auch heute noch in öffentlichen Beschwichtigungsritualen sogenannten Journalismus’). Es will die ‘Schwere’ einer ‘Schuld’ feststellen, hat sich mithin ausgerechnet als Korinthen scheißende Instanz für Regeln voll und ganz der Mythologie verschrieben.

Wie schon bei anderen Gelegenheiten, empfehle ich auch hier wieder dringend, dieses depperte Menscheln einzustellen und entweder zur meinetwegen auch christlichen Scharia zurückzukehren oder sich endlich weltlich zu geben anstatt eine halbseidene Religiosität aufrecht zu erhalten. Will heißen: Was Täter und Opfer angeblich denken, fühlen und wollen, ist irrelevant. Die Tat ist zu beurteilen, nicht der Täter.

Das wusst’ ich nicht …

Liegt einer Tat etwa eine Gefahr inne, ist es egal, ob ich diese ignoriere, bagatellisiere oder mit voller Absicht herbeiführe (btw.: „heraufbeschwören“ ist auch so ein Omm-Omm; als gehe es da um Geister). Ich fahre gegen den Nachbarproll mit Zweihundert durch die Fußgängerzone, hoffend, dass er es nur auf Hundertneunundneuzig bringt? Wen interessiert es, ob ich dann damit rechne, dass ein Passant als Gulasch unter meinem Scheibenwischer landet? Ist es wirklich besser, wenn ich nachweisen kann, echt so dämlich zu sein, dass es mich überrascht?

Zum Thema “Vergewaltigung” werde ich mich in diesem Kontext nicht äußern, denn es ist kontraproduktiv, ein Problem wie das des Strafrechts ausgerechnet anhand von Tatbeständen zu erläutern, die als Ausnahme der Ausnahme dazu eben nicht taugen. Selbst wenn es gelänge, ließe es sich nicht auf andere Delikte übertragen. Daher will ich es bei der Frage belassen, was denn gewonnen ist, wenn man die Tat nicht wirklich objektiv, nämlich als Tat und nicht als Sünde eines Täters beurteilt?

 
jg

Bürgerliches Recht im Allgemeinen ist eigentlich eine rationale Veranstaltung. Man kann sich seiner als Instrument bedienen, wenn man kann, sofern nicht Dinge dazwischen kommen wie aggressiver Lobbyismus oder eine Dekadenz, die unsere Zeit leider auszeichnet. Dazu später mehr. Wie man sich des Rechts sicher nicht bedient, hat Tom Wellbrock demonstriert, nebst einer inzwischen schon notorischen Ignoranz, die mir gegenüber stets in eine Art Intellektuellenhass umschlägt. Es ist egal, was ich sage, ich werde sofort als ‘Theoretiker’ nicht nur etikettiert, sondern diffamiert. Nun bin ich deswegen nicht beleidigt, es ist nur zu vermerken, dass diese gute deutsche Tradition auch bei den Landmirabellen gepflegt wird.

Im vorliegenden Fall gibt Wellbrock eine Petition ein, die den Bundestag darauf festlegen soll, Kriegseinsätzen nur noch zuzustimmen, wenn die Bevölkerung zuvor über die Grenzen von Verwaltungseinheiten abgestimmt hat. Er weiß das nicht, denn er verwendet den juristischen Begriff “Volksbefragung” in völliger Unkenntnis darüber, was er bedeutet. Zudem kann man den Bundestag auch nicht auf ein Abstimmungsverhalten festlegen. Darauf hingewiesen, erweist er sich als wenig dankbar. Das Bemühen, so wird festgestellt, ziele ja auf Zustimmung ab, ähnlich einer Demonstration. Eine virtuelle Demo von Ahnungslosen, die einem Schmarrn zustimmen – Hauptsache, es wird nicht theoretisiert.

Dekadent

Dieser Umgang mit rechtlichen Dingen muss dem Laien zugestanden werden, er sollte sich dann allerdings mit Publikationen dazu und dem eingewobenen Stolz zurückhalten, es sei denn, Fremdschämen wäre ihm ein Indikator für Erfolg. Damit, und das ist leider überhaupt kein Scherz, begibt er sich aber unmittelbar in Konkurrenz zu welchen, die ihm turmhoch überlegen sind, allen voran der POTUS und sein Team. Debilität als politische Ressource, wie tragisch genial! Desaströse Grammatik, unkontrolliertes Getippe und Stammtischniveau generieren demnach – Zustimmung. Kann also klappen.

Wo das alles endet, ist dann noch weniger witzig. Der Rechtsstaat ist auf einer Flanke bereits derart ruiniert, dass er keinem noch so geringen Anspruch mehr gerecht wird. Er lebt nur mehr davon, dass Volk sich ihm noch reichlich beugt, sei es aus Furcht oder weil es nicht Besseres kennt. Da, wo er am dringendsten gebraucht würde, ist er verrottet und stinkt über den Marktplatz. Der nicht enden wollende Skandal um die Geheimdienste und ihre Verbrechen ist um eine weitere Anekdote reicher.

Obszön

Es ist obszön, was sich der tiefe Staat herausnimmt und erbärmlich, was sich diejenigen bieten lassen, die ihn kontrollieren sollen. In bester Trollmanier lässt sich der Ausschuss in einer Anhörung erzählen: “Das Ihnen zu sagen, erlaubt mir das Gesetz über das Parlamentarische Kontrollgremium nicht.” – in dem das glatte Gegenteil steht, nämlich:

Es [das Kontrollgremium] kann Angehörige der Nachrichtendienste, Mitarbeiter und Mitglieder der Bundesregierung sowie Beschäftigte anderer Bundesbehörden nach Unterrichtung der Bundesregierung befragen oder von ihnen schriftliche Auskünfte einholen. Die anzuhörenden Personen sind verpflichtet, vollständige und wahrheitsgemäße Angaben zu machen.”.

Möglicherweise ist ihnen das aber zu gefährlich. Zumindest Zweien, die sich anschickten, ihren Job ernst zu nehmen und damit drohten, ihn zu tun, ist es nicht gut bekommen. Die Herren heißen Tauss und Edathy und ‘gelten’ seitdem als “pädophil”. Man möge beschließen, dass Mitglieder dieses Gremiums künftig vor der Aufnahme ihrer Arbeit auf solche Schwachstellen überprüft werden. Das wäre doch einmal eine Petition.

Original Bild oben (bearbeiteter Ausschnitt): Immanuel Giel (by Wikimedia Commons), CC BY 3.0

 
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Wie der Zufall es will – für Feynschmecker: die Koinzidenz – sprechen eher politisch motivierte Einzeltäter jüngst häufiger über Fußball. Okay, da war dieser unerhört irrelevante Kotau zweier Fußballer vor ihrem Sultan, der ein in Fachkreisen nicht unbekanntes Missverhältnis zum Ausdruck brachte zwischen dem Genie dieser Herren in dem ihnen eigenen Metier und dem in Bezug auf allgemeinere Bildungsangelegenheiten. Geschenkt!

Selbstverständlich wird auch wieder die Gelegenheit wahrgenommen, unliebsamere Themen unterzugraben – „Burying“ heißt diese Kunst und wird auch diesmal wieder zu einer Welle von Gesetzen führen, die während einer WM stickum durch den Bundestag gekickt werden. Sollte dies erstmals nicht der Fall sein, verrät es immerhin das Nichts, das wir von dieser Gröko erwarten dürfen.

Volxspocht

Kollege Sokolowsky schreibt gar über den endlich absolvierten Abstieg des HSV und ich echauffiere mich ernsthaft über die unerhörte Dummheit, das Genie eines Mario Götze nicht zu erkennen. Herr Löw hat ganz erstaunliche Kenntnisse über die Techniken autoritären Gehabes, umso weniger von den Ressourcen infrage kommender Mitarbeiter. Es bleiben ja genügend übrig, an denen nicht einmal er zweifelt oder die beides können – Kicken und Ärsche lecken. Aber auch das soll mir nur als Einstieg dienen.

Ich bin tatsächlich nicht nur fanatisierter Beobachter der Auftritte eines bestimmten Vereins, ich gehe inzwischen auch wieder gelegentlich ins Stadion – übrigens nicht zu den Spielen meines ‚Fanvereins‘, sondern ein paar Klassen darunter, wo die Jungs noch nicht so gedopt sind, das man mit dem Gucken nicht mehr nachkommt. Ich tue dies, weil es im Grunde die Konsequenz dessen ist, was ich beim Gros der Patienten dieser planetarischen Station beobachte im Hinblick darauf, was sie für ‚Politik‘ und ‚Diskussion‘ halten.

Ich stehe mit einem Freund auf der Tribüne (ein Fan sitzt nicht); einer der Unsrigen legt, vom Gegner bedrängt, eine ansehnliche Flugeinlage hin. Wir machen den Herrn Schiedsrichter darauf aufmerksam, dass der Gegner ein blöder Wichser® ist und daher auf Freistoß zu erkennen. Zu unserer Überraschung folgt der Schiri dieser Aufforderung. Kurzer Blick zum Nebenmann, der sagt: „Das war gar nichts, was ein Idiot!“, weiter geht‘s.

Wie es sich gehört

Wir haben immer recht. Wir foulen nie, wir zeigen die nötige Härte. Der Gegner ist ein Treterverein von Pussies, die sich dauernd fallen lassen. Gewinnen wir, gehört sich das so; gewinnt der Gegner, war‘s der Schiri, unerhörtes Glück, Niedertracht oder – der Regelfall – all dies und Schlimmeres. So geht Fußball, wenn du Fan bist. Das kommt von „Fan“ wie „Fanatiker“.

Auf der Tribüne ist das geil. Vor dem Fernseher ist es anstrengend, strukturiert aber den Abend und lässt Gefühle zu, die sonst unerwünscht sind. Und wisst ihr was? Man kann trotzdem eine Wissenschaft draus machen, von wegen Systeme, Personal, Geschichte, Trainingsmethoden etc.. Hier kann ein Mann noch ein Mann sein und sogar eine Frau kann ein Mann sein. Keiner fragt, woher du kommst, es sei denn, du verläufst dich in der Kurve.

Wo ich genau dieses Gehabe gar nicht brauche, muss ich nicht sagen, oder? Tja, aber Fußball diffamieren – ihr Wichser!®

 
Ich droh’ dir, Dobrindt, mit dem Drohbrief hier
und denen, die doof sind, droh’ ich so wie dir:
Ich dreh’ euch ‘ne Nase und drück’ auch die Daumen,
verdreh’ euch die Köpfe und schüttel’ die Pflaumen,
ich grab’ euch ne Grube und stell’ euch ein Bein
und ihr fallt auf eure Suppe selbst herein.

Warum droh ich dem Dobrindt,
ob nicht and’re auch so sind?
Holz’ gegen Scholz, keil’ gegen Heil,
wend’ mein Feuer gegen Scheuer und hab’ Spaß mit dem Maas?

Ob der Schröder öder
oder Söder blöder
Oder Seehofer eh doofer
wär’ oder was?

Was weiß ich, warum wer,
wie das kam, wie das kam?
Mag ja stimmen, doch die Stimmen
bestimmen so’n Kram.

Die sind drin in meinem Kopf
und müssen dringend da raus,
drum droh’ ich dem Dohbrindt,
also mach’ dir nix draus!

Ob die Merkel das merkt,
ob den Trump das bestärkt,
der Erdogan sich eher so an
den Putin ran wanzen kann,

ist mir doch mal Latte
den von Anfang an hatte
ich nur das eine Ziel
und man ahnte es schon:
es war diese bil-
lige Alliteration.

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