Direkte Demokratie ist Bolschewismus
Posted by flatter under narrativ[11] Comments
18. Jun 2018 13:32
Die Bundesrepublik Deutschland ist antikommunistisch bis ins Mark. Die Paranoia vor den roten Horden hat ihre Geschichte geprägt wie kein zweites Motiv, was sich bis heute hält, nicht zuletzt in einer Art Phantomschmerz, der als antirussisches Ressentiment fortbesteht. Ein weiteres Detail dieses Ur-Narrativs hat Paul Schreyer aufgedeckt: Die Aversion der Gründer und Verfassungsväter® gegen direkte Demokratie verdankt sich ebenfalls dem Antikommunismus.
Ausgerechnet direkte Demokratie, auch dieses Orwellsche Motiv steht bereits am Anfang der Geschichte der BRD, sei “undemokratisch” – es könnte ja von Kommunisten missbraucht werden. Am Ende ist es immer Freiheit, Selbstbestimmung, die abgelehnt und unter der Hand zur kommunistischen Gefahr verklärt wird. “Demokratie” ist demnach die autoritäre Kontrolle der Stellvertreter über ihr Volk. Ich muss das einmal zum Anlass nehmen, ein wenig zu psychologisieren.
Mein Freund, der Boss
Es muss eine unmenschliche Leistung gewesen sein, den Holocaust und das Nazireich zu verdrängen. Die Einen wollten nichts davon wissen, weil sie Teil dieses Systems waren, die Anderen, weil sie entsetzlich versagt hatten. Gemeinsam war ihnen die vielschichtige Niederlage und eine – nicht zuletzt durch ausgerechnet die ideologisch verwobenen Kirchen geförderte – Autoritätshörigkeit.
Der Amerikaner war der neue Freund®, nicht unähnlich dem ‘Großen Bruder’, der künftig das Sagen hatte. Installiert wurde eine ‘Demokratie’ als Laufstall. Das Feindbild des Bolschewisten blieb intakt, nur die Jüdische Weltverschwörung verschwand unter einer Betondecke uneingestandener Scham.
Es blieb die alte Struktur, wie der Wiederholungszwang das halt mag, nur diesmal sollte der Feind endgültig besiegt werden. Das Trauma wurde zu allen Seiten hin in Mythen von Überwältigung eingewoben: Die Nazis waren demnach über das deutsche Volk hergefallen wie eine Räuberbande im Wald. Ein Argument für mehr direkte Demokratie wurde entsprechend begründet:
Bedrohtes Opfervolk
“Wir sollten das Volk mehr in die Gesamtentscheidung einschalten. Hätten wir das vor 1933 getan, es wäre durchaus anders gekommen; es wäre nicht möglich gewesen, dass Hitler mit seinen etwas mehr als 40 Prozent die Mehrheit des Volks überrennen und sich durch ein Ermächtigungsgesetz dann nachher völlig in den Sattel setzen konnte.”
Ein gewisser Willy Brandt hatte ebenfalls den Mythos vom Volk in Geiselhaft verinnerlicht, seine Angst vor dem Bösen, das weiterhin im Osten lauerte, steigerte sich aber zur Panik des nächsten Überfalls auf das arme Opfervolk:
Wenn wir die Bevölkerung zu einem solchen Referendum aufrufen, dann geben wir nach meinem Gefühl den Kommunisten die seltene Chance, über uns herzufallen …”
Dass solche Sozialdemokraten gemeinsam mit Monarchisten, Kirchen, Altnazis und Erzkapitalisten eine neue Republik aufbauen konnten, liegt auf der Hand. Gemeinsam gegen einen Satan, den sie nur im Äußeren ertragen konnten. Ihr Deutschland kannten sie nur als Opfer.
Juni 18th, 2018 at 19:15
Derweil die Linken höchstselbst: Die Stadt werde nicht dulden, dass die Autorität von Polizei und Ordnungskräften in Frage gestellt werde und hart durchgreifen, sagte Oberbürgermeister Renè Wilke (Die Linke), da wichst zusammen, was zusammen gehört, und ein Komma fehlt überdies. Andererseits habe ich heute, mit geringer Verspätung, erstmals einen klugen Sozialdemokraten gesehen. Hoffentlich wächst sich das raus.
Juni 18th, 2018 at 19:29
Das in Frankfurt/O waren offenbar aufsässige Überflüssige. Können wir üüüberhaupt nicht brauchen.
Juni 18th, 2018 at 19:49
“Personen beiderlei Geschlechts“, aha. Radikale Minderheit. Ist Polizei nicht Ländersache? Und was ist “verbal attackieren“? Man kommt nicht mehr mit.
Zwotens: Ob das schon ein Zeugnis für Klugheit ist – da orientiere ich mich lieber am Tatbestand “Parteibuch”.
Zurück zum Opener …
Juni 18th, 2018 at 20:40
OT.
Bei Telepolis haben Sie heute einen Artikel mit der Headleine: “Wer wird Merkels Nachfolger?”
Da haben Sie dann ein Photo mit so 3 Figuren platziert.Und ich denke mir, Mensch, das sind doch die “Drei Pofallas”. Ich weis jetzt nur noch nicht ob Sie im Bereich Clownerie oder als Gummimenschen auftreten werden.
Juni 18th, 2018 at 20:42
Natürlich konnte und wollte man in einem hochindustrialisierten Land mit entsprechend zahlreichem Proletariat keine direkte Demokratie wagen, man musste es Anno ’18 in München ja sogar auch schon mal zusammenkartätschen.
Und bei dem auch mal wieder prominent zitierten Willy Brandt muss man das berühmte ‘mehr Demokratie wagen’ und den ‘Radikalenerlass’ auch nur mal zusammen denken: entweder ihr APOlesen kommt schön brav unter die Fittiche einer bestens geregelten ‘Demokratie’ oder eben…
Aber es gibt ja auch noch den Ausblick auf die Zukunft derselben…
Juni 19th, 2018 at 13:52
Der gute alte Willy und das Jahr 1933! Dass der Adolfo zum Reichskanzler avancierte und dann die Macht sukzessive usurpierten konnte, hatte er dem großen Kapital (Kohle, Stahl, Chemie und Banken), die auch den Wahlkampf der NSDAP finanzierten, zu verdanken. Weiters waren die Arbeiterparteien untereinander spinnefeind und so zerstritten, dass keine Aktionseinheit, wie dann von der KPD gefordert, zustande kam. Das Führungspersonal der Sozis war aber damals schon antibolschewistisch und antisowjetisch eingestellt.
Juni 20th, 2018 at 05:31
Der Vorwurf der “jüdische Weltverschwörung” verkroch sich unter einer Betondecke aus Scham, aber der Antisemitismus blieb.
Juni 20th, 2018 at 08:50
OT
Olaf Scholz im WM Modus:
„Bei allem was nur dazu dient, Menschen zu demütigen, machen wir nicht mit“, soll Vizekanzler Olaf Scholz nach Angaben mehrerer Teilnehmer bei einer gemeinsamen Sitzung von SPD-Präsidium und Fraktionsvorstand am Montagabend angekündigt haben.
Soll. Haben.
Zu den hartnäckigsten VT zählt jene, welche die SPD bezichtigt, an der Einführung von Hartz IV beteiligt gewesen zu sein.
Juni 20th, 2018 at 11:24
Das ist doch sehr ehrlich, da steht: “was nur dazu dient” – wenn es also Menschen demütigt und noch anderen Zwecken dient (Volk, Vaterland, Kapital), dann ist das okay.
Juni 20th, 2018 at 19:59
8. Recht hat er. Beim Gaucho-Tanz 2014 war er nicht dabei.
Juni 23rd, 2018 at 10:17
Am 11.06 hätte “He Boss ich brauch mehr Geld” Gunter Gabriel Geburtstag gehabt
und
am 22.06 Todestag…
“Ich will ja keine Schlösser bauen, nur eben dass es reicht
denn gerade so ein Mann wie ich, der hat’s nicht immer leicht
Der will auch mal in Urlaub fahren, mit Kindern, Frau und Hund
denn viel zu lange leben wir schon von der Hand in Mund”