2018
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politik[45] Comments 19. Feb 2018 16:00

Ich bin schon lange müde, gegen die Einordnung gewisser symbolpolitischer Ansätze als “links” zu zetern. Es hat keinen Zweck. Die Einen bilden autoritäre Ideologien aus, um dem weißen Patriarchat® eine aus ihrem Tunnelblick perfekte Welt aufzuzwingen, die Anderen treiben Personenkult, gern auch so weit, dass sie im kackbraunen Sumpf landen. Eine wahre Meisterleistung dieser Charge hat Lisa Fitz hingelegt, die in gebrochenen Reimen Blödheiten aneinander reihert, in denen sich alles findet, das eine Paranoia so braucht: dunkle Bedrohungen, Juden, geheime Weltenlenker.
Das ist kein Zufall. Die Dummheit beginnt bei Sozialdemokraten wie Flassbeck, die es nicht begreifen wollen, dass Politik und Macht keine Frage von Personen ist und endet bei Faschisten, die ihren intellektuellen Kahlschlag in Feindbilder münden lassen. Der Pilz wuchert schon immer in der Sozialdemokratie, die seit ihrem Bestehen zwei Säulen der Linken bekämpft hat: eine klare Analyse und starke außerparlamentarische Strukturen.
Der Übergang
Letzterem mag man mit gewissem Recht widersprechen, denn sowohl Marx als auch die Gewerkschaften waren in den Frühzeiten der Sozen ihre Wegbegleiter. Sie haben sich aber eben nicht zufällig von beidem getrennt bzw. die Macht der Gewerkschaften selbst aktiv so verstümmelt, dass diese Jahrzehnte lang um niedrige Löhne gebettelt haben und sowieso nur mehr Tarifpartei sind, wo sie einmal relevante Politische Macht waren.
Inzwischen hat es der Parlamentsstaat geschafft, dass Millionen Lohnabhängige ohnmächtig und unorganisiert sind. Dass überhaupt in Deutschland ‘politische Streiks’ von Anfang an verboten waren, zeigt, dass es nie vorgesehen war, das Proletariat an politischer Macht zu beteiligen. Während der Kommunismus vernichtet wurde, wurde als Sozialdemokratie eine Organisation von Funktionären und Emporkömmlingen gepeppelt, die bei der ersten Gelegenheit ihre Klientel endgültig verraten und sich ganz in den Dienst des Profits gestellt hat.
Der Untergang
Bis dahin vergingen allerdings einige Jahrzehnte, in denen Personalisierung und Symbolpolitik so eingeschliffen wurden, dass eine zunächst am ‘Wachstum’ beteiligte Bevölkerung völlig desorganisiert und auf den Parteien-Wahlkult dressiert wurde. Das Meisterstück auch in dieser Kategorie war die Zähmung der Grünen, ihr medial beförderter Wandel zur Führerpartei und die Korrumpierung der Funktionäre, die jegliche außerparlamentarische Politik lahmgelegt hat.
Gäbe es noch einen sinnvollen begriff von “links”, er müsste sich zuallererst mit dem epischen Versagen der eigenen Partei und all seiner Organisationsformen identifizieren. Wir haben verloren, und zwar in einem Ausmaß, das bezweifeln lässt, ob es noch jemals eine relevante linke Kraft geben kann. Für die Interessen der Lohnabhängigen, der Armen, der Ausgebeuteten und Arbeitslosen kämpft heute niemand mehr außer ihnen selbst, vereinzelt, schwach und gedemütigt.
Was bleibt
Dagegen hilft kein Feindbild. Es sind nicht die Juden, die Freimaurer, die Syrer oder ein alter weißer Mann, die man besiegen muss, um uns aus dem Elend zu erlösen, sondern seit zweihundert Jahren und mehr zuerst der Kapitalismus. Der wird uns nicht füttern; er hat uns nie mehr gelassen als das, was dem Profit diente. Er wird auch nicht aufhören Kriege zu führen, Menschen zu unterjochen, zu töten und zu korrumpieren. Es gibt keinen ‘Richtigen am Ruder’ und schon gar keinen Staat, der uns hilft, während er verfassungsgemäß das Eigentum der Eigentümer schützt.
Die Analyse muss ehrlich sein, die verbleibenden Möglichkeiten klar und frei von Illusionen. Dann können sich – vielleicht – Zellen bilden, aus denen etwas entsteht, das sich mit Macht zurückholt, was das Kapital an sich gerissen hat. Es wird mindestens Jahrzehnte brauchen und ist in dieser Puppenstübchen-Demokratie nicht zu haben. Da kannst du nur ein rechter Hanswurst werden, deine Feindbilder und deine falsche Moral pflegen und hoffen, dass es die Anderen erwischt. Die sind dann schon irgendwie selbst schuld.

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journalismus ,
politik[24] Comments 15. Feb 2018 17:42

An einem Donnerstagabend saß ich hier und trank ein Bier, als ich mich fragte, ob ich etwas über Nahles schreiben sollte. Etwas in mir meinte, es hätte dann lieber die Grippe. Ich stand irgendwann auf, um die Toilette zu frequentieren, da erschien ein Ding auf dem Flur, schlug mir in die Fresse und schickte mich für die folgende Woche auf die Bretter.
Johannes Kahrs, jener verurteilte Stalker, der nie zu etwas gewählt wurde und seit Jahrzehnten für den “Seeheimer Kreis” die SPD auf braunem Kurs hält, hatte beschlossen, Nahles zur Parteivorsitzenden zu erklären. Ich bin erstaunt, dass die Vollidioten, die glauben, ihre glühende Verachtung gegenüber allem, das sie für unter sich stehend halten, ergäbe ein treffendes Bild ihrer Untertanen, mich noch immer überraschen können. Nicht nur, dass sie gar keinen Gedanken mehr daran verschwenden, was eine “Wahl” ist. Nein, sie sind auch zu und zu dämlich, wenigstens einen Blick ins Manual zu werfen. Nahles kann gar nicht kommissarisch bestimmt werden. Haben sie jetzt immerhin auch bemerkt.
Schnittstelle verödet
Einen kurzen Blick nach Pjöngjang: Dort treten nordkoreanische Zombieroboter auf, um das Restpublikum zu verstören. Man hat diesen Winke-und Grinsepüppchen jegliche Schnittstellen zur Realität verödet, was dem nicht-Nordkoreaner sofort auffällt. Ein sehr vergleichbares Syndrom. Die Gefilterten aus dem Politmedienzirkus haben ebenfalls den mental stabilen Orbit verlassen. Für sie ist es ganz selbstverständlich, dass selbst nach der ungemein peinlichen Inszenierung von Martin Schulz ihre Hohlphrasen über Hohlphrasen noch immer das Maß der Dinge seien. Ein kurzer Realitätsabgleich:
“Wir [orientieren] uns an Arbeit und Leistung und nicht nur an staatlicher Umverteilung wie die Linkspartei.”
“Es kann nicht sein, dass Arbeit nicht zum festen Tagesablauf gehört.”
“Es kann nicht sein, dass Partikularinteressen die Interessen anderer bestimmen.” (zum angestrebten Streikverbot für kleinere Gewerkschaften)
“Pünktlichkeit ist hier aber ein so zentraler Punkt. Muss man sonst nicht sagen: Dann gibt es Konsequenzen?“
„Wer das nicht tut, wer sich nicht integrieren will, dem werden wir die Leistungen kürzen.“
Einige Zitate von der ‘Linken’ Nahles, die auch prominent forderte, man solle Flüchtlingen ihr Vermögen abnehmen. Hier draußen sehen wir eine in der Wolle gefärbte Neoliberale, die in ihrem Eifer gar nicht heftig und oft genug nach unten treten kann; die permanent Menschen zu harter Arbeit® zwingen will, ohne je selbst etwa Nützliches geleistet zu haben. Niemand glaubt ihr irgendetwas. Ihre Sprüche sind aufgesetzt, ihre Attitüde schal, ihre Auftritte mitunter peinlich und hart an der Grenze zum Irrsinn.
Kasperletheater
Wenn man freilich meint, jemand der seine Krawatte lockert und die Stimme künstlich presst, halte eine ‘kämpferische Rede’ und sich niemals fragt, was er da eigentlich redet, sieht die Welt anders aus. Vermutlich legt es sich der Journaill so zurecht, dass der dumme Pöbel, dem man die Welt erklärt, die Inszenierung nicht erkennt und meint, “authentisch” sei, was jener eben zu glauben habe. Das geht dann so weit, bis man selbst glaubt, was man selbst inszeniert. Alles eine Frage der Übung, bis man so etwas schreibt:
“Sie kennt die Sprache der Malocher und kann eben auch Mal so richtig auf den Tisch hauen, wenn es sein muss. Sie kann aber auf Menschen zugehen, Nähe erzeugen, mit einem der typischen, lauten Nahles-Lacher das Eis brechen. Diese Volksnähe und die Kämpferqualitäten á la Gerhard Schröder werden für den Neustart in der SPD gebraucht. Die Partei muss zu ihren Wurzeln und Wählern zurück. Dass sie da liefern kann, ist ein großer Pluspunkt für Nahles.”
bzw.
“Andrea Nahles hat als Politikerin viele Talente. Sie kann die Volksnahe, Bodenständige geben. Die Frau aus der Eifel verkörpert die Rolle der Arbeiterführerin glaubwürdig.” – “Auf Menschen zugehen, ihre Sprache sprechen – das gelingt Nahles mühelos.” – “Nahles kann aber auch das andere, das Staatstragende, Seriöse.” – “Sie schafft das nicht nur, weil sie authentisch wirkt.”
For The Record
So authentisch wie M.Chulz, der “die Ärmel hochkrempelt und den Helm aufzieht“, wenn er in seinen Buchladen geht. So bodenständig wie das Gör, das vom Studium unmittelbar ins Präsidium aufgerückt ist, “die Sprache der Malocher” kennt. Jemanden “geben”, etwas “verkörpern” – das mag ja aus Sicht der Claqueure die Kunst der Politik sein, aber haben sie sich jemals gefragt, warum der Erfolg ausgerechnet dieser Partei mit ausgerechnet diesen Figuren ausgerechnet diese Entwicklung nahm? Weil das “authentisch” ist? Wirklich?
Vom Hundertsten in Tausendste, es gibt zwei Anforderungen: einen kompromisslos neoliberalen Kurs und die Befehlsgewalt in Händen derer, die man darauf eingeschworen hat. Warum ich das so episch darlege, fragt ihr? Weil es die Wirklichkeit beschreibt. Was parallel dazu von den Lohnschreibern aufgeblasen wird, ist nordkoreanische Choreographie. Am totalen Untergang der SPD ändert beides nichts. Ich finde, der Name “Nahles” sollte getrost damit verbunden werden.

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politik[61] Comments 06. Feb 2018 13:48

Abb.: Experimentelle Katzen-KI bei Wachstum und Wohlstand
Freut euch, das Groko kommt bald, denn dafür werden alle Register gezogen. Die Experten, die Elite, die politischen Führer, sorgen für uns, indem sie für eine stabile Regierung® sorgen. Die Grokos haben sich schon lange auf das wichtigste geeinigt, der Rest sind Details:
„Im Bundestag und in allen von ihm beschickten Gremien stimmen die Koalitionsfraktionen einheitlich ab. Das gilt auch für Fragen, die nicht Gegenstand der vereinbarten Politik sind. Wechselnde Mehrheiten sind ausgeschlossen.“ heißt es schon im Sondierungspapier. Das ist unter genau der Bedingung nicht verfassungswidrig, dass sich die Koalitionäre vor jeder Abstimmung so lange kloppen, bis auch der Letzte von einer gemeinsamen Entscheidung überzeugt ist. Alles andere heißt, dass das Gewissen der Abgeordneten einem Zwang untergeordnet wird.
Wählt euch ein Volk!
Wohl gemerkt, das war der Anfang der Sondierungen. Am Ende dieser ‚Demokratie‘ spielt der Springer Verlag den Schlager „SPD torpediert die repräsentative Demokratie“ – indem die Parteimitglieder ein Votum abgeben zu der Frage, ob eine Koalition zustande kommen soll. Als Delegierte und Verhandler gibt es den verfassungsrechtlichen Schutz des „Gewissens“ aber nicht. Nun. Es ist ja auch die „repräsentative Demokratie“ in Gefahr, die der Funktionäre eben.
Ernsthaft überprüft aber das Bundesverfassungsgericht diesen Umstand, für den es gar nicht zu ständig ist, während der offene Verfassungsbruch oben einfach so durchgeht. Hier bestimmen nämlich ein paar Hanseln über das Volk und nicht etwa umgekehrt. Dafür wird aus allen Rohren gesorgt, denn Widerspruch ist eine Kriegserklärung (sprich: „Torpedieren“).
Das sind die Fakten, und ich kann es mir partout nicht klemmen, dem die Weissagung des Flassbeck gegenüber zu stellen, so gesprochen nach Lindners Abgang aus den ‘Jamaica’-Verhandlungen:
Der Prophet
„Kommt es zu Neuwahlen, und das ist jetzt trotz aller rechtlicher Hindernisse das wahrscheinlichste Ergebnis …“ Tja, schon daneben!
„… bietet sich für die Linke insgesamt eine einmalige Chance. […] In dieser Lage könnte eine vereinte Linke (schon mal ein guter Name!) mit einem pragmatischen und wirtschaftspolitisch zugleich mutigen Konzept den Bürgern ein Angebot machen, das unschlagbar ist.”
Ach, kann sie? Weil der Name so doll klingt? Ein Haufen völlig zerstrittener Berufsschauspieler, der seit Jahrzehnten keine Idee hatte und sich allein darin einig ist, dass der Kapitalismus unantastbar ist? Jene Fraktionen, die gen Null zusammenschrumpfen? Die sind dann „unschlagbar?“ Wieso? Was muss dafür passieren?
„… sobald sich in der SPD eine kritische Masse findet, die einen neuen Kopf präsentiert.“
Sagen, wo’s lang geht
Au weia. Die kritische Masse, die bislang noch alles, aber wirklich jede Schweinerei abnickt, die irgendwer von oben als das neue Gerecht® verbrämt? Die finden … einen Kopf?! Selbst wenn man so deutsch, untertänig und autoritätshörig wäre zu glauben, ein verdammter „Kopf“ müsste Befehle sprechen, auf dass die Seelen gesund würden – hat der sich mal umgeguckt, wer da so zur Verfügung steht?
Das ist sie, unsere repräsentative Dingsbums, ihre Politik und deren Experten. Wehe, es beschwert sich noch mal jemand, wenn ich hier Food- und Katzencontent verklappe! Da besteht wenigstens die Aussicht auf ein kleines bisschen Niveau.

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kunstlyriklamauk[30] Comments 03. Feb 2018 15:51

Hiervon inspiriert und weil ich eigentlich schon immer Foodblogger werden wollte, will ich die Gelegenheit beim Schoße packen: Man nehme etwas Sriracha-Sauce, nicht eine der aromatisierten mit den buntem Hütchen, sondern das Zeug, das knallt (roter Deckel). Vielleicht auch etwas mehr davon. Oder gern noch mehr. Okay, ein bisschen geht noch. Ach komm, wann sind wir noch mal so jung wie heute? Immer auf ausreichend Reserven achten!
Dann tut man Zeugs dazu. Vegetarier ohne Fleisch, Veganer auch ohne Eier und Milchprodukte. Mit dem Zeugs am besten was machen. Kochen ist ganz cool, aber braten ist besser. Vor allem Möhren. Die kannst du roh daneben werfen oder eben braten. Wer Möhren kocht, kriegt meine Sriracha nicht. Perverse Sau! Habe ich eigentlich erwähnt, dass Uena einmal, nein, zweimal „perverse Sau“ zu Udo Kier sagen musste? Auf Befehl von Christoph Schlingensief? Meine Frau und ich sind ein Star!
Pervert First
Jedenfalls dingens, also man kann auch Nudeln drunter tun. Apropos pervers: Ich hatte ja immer diese italienischen, aber dann kam erst Steffi Graf und dann dieser schlimme Skandal, weil der Nudelchef keine homosexuellen Familien bewerben wollte. I mean: Die haben Millionen heterosexueller Männer ihre Nudeln madig gemacht, aber wenn sie die anderen beleidigen, gibt es Zoff. Die hassen einfach alle Menschen. Jahrelang keine Nudeln, weil wir immer daran denken mussten, wie sie sich räkelt. Egal, Sriracha geht auch pur oder auf Eis.
Dann noch fix zwei Tips: Erstens „Tip“ nicht zwei p schreiben, das sieht scheiße aus, und das Auge liest ja auch mit. Zwotens Hafersahne. Die ist zwar bissken dünn, funktioniert aber in der Sauce wie echte, hinterlässt keine Steine im Magen, hat weniger Kalorien. ist laktosefrei, vegan und neutralisiert die Sriracha nicht janz so dolle. Geiles Zeug. Manchmal kippe ich das einfach so über den Herd, in die Reste, die ich da eh dauernd verteile, ihrwisstschonwas drauf und einfach reinschaufeln. Lecker!
Yo, das ist es so im Großen und Ganzen. Dazu übrigens Wasser saufen oder eine Plörre, die man sonst partout nicht am Zäpfchen vorbei manövriert kriegt. Bloß keinen guten Stoff, Leute, Wein ist zu schade zum Essen. Merken! Ich frage das beim nächsten Mal ab. Was das soll, fragt ihr? Soll ich etwa auch noch über ein Groko schreiben? Lasst mal stecken, auch der schlechte Geschmack kennt Grenzen.

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kapital ,
ki[41] Comments 30. Jan 2018 17:11

Und weiter geht die wilde Fahrt. Eine Frage, die schon vorab in den Kommentaren aufkam, steht noch immer im Raum, wenn man sich den Utopien von den Maschinen hingibt, die viel klüger sind als die Menschen: Was, wenn eine überlegene KI die Chefposition einnimmt, das Metamanagement quasi, und sich, wie es Strategie und Intelligenz verlangen, zunächst einer eingehenden Analyse widmet? Sie müsste wohl zu unerfreulichen Schlüssen kommen, ähnlich wie der bislang einzige relevante Ökonom, der die Rahmenbedingungen des großen Spiels in seine Betrachtung mit einbezogen hat.
Die KI wäre höchstwahrscheinlich eine marxianische und würde zurückmelden: “Leute, was ihr da veranstaltet, ist inkonsistent, instabil, auf lange Sicht nicht aufrecht zu erhalten. Der Verbrauch von Ressourcen, die Anzahl handlungsfähiger Kapitale und die Wertbasis sind nicht zu halten. Wir sehen hier, dass das System schon seit Jahrzehnten heftigen Erschütterungen ausgesetzt ist. Die Wahrscheinlichkeit eines Kollapses wächst exponentiell. Zudem widersprechen die erfolgreichsten Strategien allem, was unsere Ethikchips und ein Bezug auf Vernunftskonzepte erfordern.” Dann muss wohl der Techniker ran und die KI auf KD umstellen.
Altes Neuland
Nikolaus Dimmel befasst sich hier mit den Aussichten, die uns im Zuge der Automation erwarten und kommt zu dem Schluss, das sei weitgehend Busines as usual; dasselbe wie in allen anderen Phasen des Kapitalismus, in denen jener Krise, die Marx kommen sah, Umwälzungen folgten, die jeweils dasselbe in einem Neuland aufsetzten. Mir fehlt da vor allem der Bezug auf eine absehbare Knappheit von Ressourcen, und zwar aller Ressourcen weltweit, außerdem bin ich nicht so optimistisch wie er hinsichtlich der Auswirkungen der künftigen Automation. Money Quote: “1810 arbeiteten 92 Prozent der Bevölkerung in der Landwirtschaft, heute sind es weniger als 2 Prozent. Das bedeutet, dass beinahe sämtliche zu Beginn des 19. Jahrhunderts existierenden Arbeitsplätze vernichtet wurden.”
Ja sicher, man kann noch viele ‘Dienstleistungen’ erfinden und vorhandene (wie vor allem das ‘älteste Gewerbe’) sicher noch ausweiten. Auch ist es richtig zu sagen, “dass die lebendige Arbeit zwischenzeitig so billig geworden ist, dass sie neuerlich mit der Investition in Industrieroboter konkurriert“. Das Problem an dieser Stelle ist allerdings, dass alles, was billiger ist als Sklaverei, unschöne Nebeneffekte zu zeitigen droht. Der qualitative Vorteil der Maschine: Sie macht keinen Aufstand. Das revolutionäre Objekt Maschine bleibt also erhalten und menschliche Arbeit unattraktiv.
Mystik und Algorithmus
Ein Effekt, der auch weitgehend zu kurz kommt, ist die Anpassung an die Maschinen. Es ist ja nicht nur so, dass Menschen längst völlig unkritisch Algorithmen verteidigen (etwa bei der Kreditvergabe; hier hören z.B. Selbständige regelmäßig, ihr Plan sei völlig sicher und vernünftig, aber das “Rating” stehe dem in Weg. Der Algorithmus entscheidet, ein Krawattenzombie liefert nur mehr die Rhetorik). Für Menschen unsichtbare Prozesse, die den Maschinen sehr viel eingängiger sind, bevorteilen diese ganz entscheidend. Je mehr Algorithmen sich auf Algorithmen beziehen, desto mehr verlagert sich die wirksame Rationalität in Richtung künstliche Dummheit.
Es entwickelt sich hier eine neue Ebene dessen, was wir längst kennen: Ein unsichtbarer Zwang, Entscheidungen, für die niemand mehr verantwortlich ist und Resultate, die nicht planbar sind. Eingriffsmöglichkeiten bestehen hier vor allem in der Manipulation eigentlich ‘rationaler’ Algorithmen. Wer es sich leisten kann, d.h. die Marktmacht hat, setzt Bedingungen durch, die für ihn günstig erscheinen. Was gestern noch Tabu war, kann morgen schon Pflicht sein. Es herrscht eine Ordnung, die von unverständlichen Regeln und Willkür geprägt ist. Eine vielfach verschachtelte Barbarei.
Alle Artikel zum Thema in Reihe gibt es hier.

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politik[29] Comments 28. Jan 2018 20:38

Unterdrücker beim Blackfacing. Quelle: Pixabay
Die erste Studentengeneration, die politisch in die Manege sprang und sich als links definierte, waren die “68er”; ihre Bewegung erfasste sämtliche Hochschulen, die ganze Gesellschaft und ließ niemanden außen vor. Ganz bewusst wollte sie die Arbeiter einbeziehen und die ganze Bäckerei stürmen – auch wenn das nicht gelang. Ihre intellektuelle Basis war massiv; hauptsächlich marxistisch geprägt, war die Debatte wissenschaftlich, fundiert und regte dazu an, sich aktiv zu bilden.
Diese Generation versackte schließlich in den Institutionen und gründete eine längst etablierte Partei, die “Grünen”. Diese sind inzwischen von ihren Idealen weitest denkbar abgerückt und ein klerikal geprägter Haufen, der seinen Funktionären hinterher dackelt. Die nächste Generation hat sich dieser pseudolinks-grünen Infrastruktur von vornherein angeschmiegt. Die 89er haben sich noch sporadisch auf gesellschaftliche Zusammenhänge bezogen, spielten aber vor allem im eigenen Sandkasten. Ihre Proteste richteten sich gegen eine Studienreform, ihre Instrumente waren die der studentischen Selbstverwaltung und ihr Engagement galt einzelnen Gruppen.
Filterblase
‘Grüne’ Themen, vor allem Anti-Diskriminierung, dominierten die Politik. Frauen-, Schwulen -, Lesbenreferate wurden eingerichtet. Während Minderheiten gut vertreten waren, hatte die große Mehrheit der Studenten der Unipolitik den Rücken gekehrt. Die Aktivist/innen, die sich gegenseitig mit Tagesordnungsanträgen und Resolutionen auf die Nerven gingen, wurden außerhalb der Filterblase kaum wahrgenommen. Umso eifriger wurden Vorschriften erlassen, wie eine ‘geschlechtergerechte Sprache’ in den Publikationen der ASten oder die Verpflichtung zum Bekenntnis zu einem “politischen Mandat”, was auf mehreren Ebenen illegal war, letztlich aber irrelevant.
Aus dieser Blase gehen die jüngeren Studiengänge ebenso hervor wie politische Funktionäre, die glauben, sie könnten und müssten mit Verboten, Vorschriften und Eingriffen in gesellschaftliche Kommunikation die Welt verändern. Schließlich haben sie an der Uni ja auch jede Diskussion gewonnen. Ihnen folgt inzwischen eine weitere Generation, die in deren Schlepptau das Versagen dieses Konzepts durch Eifer wettzumachen versucht. Sie halten das alles noch immer für ‘links’, vor allem, weil ihr Geschichtsbewusstsein mit dem Verlauf ihrer WhatsApp-Nachrichten endet.
Wo ihre Vorgängergeneration es immerhin mit Basisdemokratie versucht hat, hat diese das Stellvertretertum bereits völlig verinnerlicht und hält sich jenseits aller Kritik selbst für Stellvertretung. Ihre Legitimität ist ihr überlegenes Wissen um die Unterdrückung derer, denen sie auf diese Weise Recht und ein bisschen Macht abluchsen. Flankiert wird dieses windschiefe Konzept durch eine Inkarnation des Bösen, den (alten) weißen Mann. Dieses für jeden Außenstehende ersichtlich sexistische und rassistische Weltbild ist das Anti zum Pro, mithin dasselbe, nur dass diese ursprünglich politisch rechtsextremen Einstellungen jetzt ‘links’ sind und die Rollen (höher- bzw. minderwertig) vertauscht werden.
Fair is Foul
Es ist ihnen mit keinem Argument beizukommen, weil sie jeden Kontext und jeden Hintergrund mit ihrer sauren Moral erschlagen. Ein fundierter Gedanke wird somit zur ‘Verhöhnung von Opfern’, wissenschaftliche und historische Erkenntnisse sind ‘patriarchalische Machtausübung’, männliche Schwärmerei ist ‘Herabsetzung’. Auf der Strecke bleibt alles, was sich aus Sicht dieser fanatischen Religion für Empörung eignet: Sex, Humor, Poesie, Kunst, Wissenschaft und politische Alternativen. Ihr Vorgehen entspricht in jeder Hinsicht der Inquisition. Geändert haben die alten weißen Männer lediglich, dass heute kein Gericht mehr peinliche Strafen und Hinrichtungen gegen die Ketzer verhängt.
Eines der amüsanten Details dieser hässlichen Zeiterscheinung ist die Blödheit der Eiferer, ihre eigene soziale Stellung nicht wahrzunehmen – von Reflexion will ich hier gar nicht anfangen. Fast durchweg Teil der (auch noch überwiegend weißen) akademischen Mittelschicht, wagen es diese Spaten, selbst einer Mehrheit von hoffnungslos Ausgebeuteten nicht etwa beizustehen, sondern ihnen wegen ihrer Hautfarbe und ihres Geschlechts das Recht auf eine abweichende Meinung einzuschränken. Jedenfalls versuchen sie es – dort, wo sie in der Mehrheit sind, lauter schreien und andere einschüchtern können. Das reale Leben scheuen sie derweil ebenso wie eine gleichberechtigte Argumentation. Die gute Nachricht: Diese Mutation unterliegt derselben Evolution wie alle anderen.

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sozialzeugs ,
staat[51] Comments 26. Jan 2018 13:19

Vernunft und ihre Säule “Logik” sind rhetorisch schwache Waffen – zumal in einer Atmosphäre, in der die Sache selbst nicht vor (geschürten) Emotionen geschützt, sondern einer Aufmerksamkeitsökonomie zum Fraß vorgeworfen wird. Der Fluch des Einzelfalls liegt über dem Diskurs. Etwas ist passiert. Jemand muss etwas tun. Etwas muss verhindert werden (mit allen Mitteln). Das Gute hat versagt, das Böse gesiegt; das darf nie wieder geschehen.
Die Lösung in gefühlt drei Vierteln aller Fälle: härtere Strafen®. Wäre jedes Mal, wenn sich die Schreihälse in den Medien und ihrer Politik darüber einig waren, das Strafrecht verschärft worden, wären die Straßen von baumelnden Leichen gesäumt. Immerhin haben wir aber inzwischen einen hübschen Überwachungsstaat, und die Tendenz im Strafrecht hat auch wieder das Territorium von Vergeltung und Disziplinierung betreten. Es ist nicht mehr die Frage, wie man möglichst effektiv Verbrechen verhindert, sondern wie man sie zünftig rächt.
Feindrecht
Eine freidrehende Moral, die in Deutschland ohnehin noch im Strafrecht lauert, geht dieser Rückreise ins Mittelalter zur Hand. Nicht nur Albernheiten wie eine “Schwere der Schuld” grätschen der Vernunft hier vehement in die Hacken, es gibt auch noch den Passus der “Heimtücke”, eine einst auf Juden zugeschnittene Kategorie. Moral verurteilt das Fremde gern hart. Der kriminelle Ausländer® (Flüchtling, Moslem, Jude) ist das wichtigste Vehikel der Rechtsextremen; deren politisch wichtigster Bezugsrahmen ist ihr Feindschema.
Die Formeln dieser Hetze (das ist ein Begriff aus der Jagd; das Ziel ist, die Beute zur Strecke zu bringen) sind: “Es darf nicht sein …”, “Soll das erlaubt sein? “Das kann man nicht durchgehen lassen.”. Doch, man kann und man muss. Wer Verbrechen nicht zulassen will, installiert das Verbrechen als Macht. Nur die brutalste Diktatur hat die härtesten Strafen, die schärfste Überwachung und kennt keine Gnade. Dennoch werden durch sie Verbrechen erst recht ermöglicht. Die Frage kann also niemals sein, wie man jeden Einzelfall verhindert, sondern welche man zulässt.
Mit allen Mitteln
Wenn ein Mensch zu Schaden kommt, meinetwegen ein Kind grausam zu Tode kommt, hat der Staat nicht automatisch versagt. Selbst wenn Fehler gemacht wurden – vermeintlich oder tatsächlich. Mehr Verurteilungen und längerer Freiheitsentzug verhindern dergleichen nicht. Im Gegenteil ist eine Gesellschaft gut beraten, alle Möglichkeiten zu nutzen, Schaden zu verhindern, mithin z.B. die Grenze zu finden, an der ‘härtere Strafen’ zu höheren Rückfallquoten oder zunehmender Brutalität führen, weil die Verurteilten sich endgültig von der Gesellschaft abwenden oder so hoffnungslos sind, dass (weitere) Morde für sie zum schlichten Kalkül werden.
Es ist ja auch nicht so, als hätten die Staaten nicht Jahrhunderte Erfahrung damit. Das ist nicht bloß eine Frage des Geschmacks oder der autoritären Gesinnung. Wer wirklich Kriminalität eindämmen will, weiß, dass Strafen das schlechteste Mittel sind und ‘harte’ Strafen fast durchweg kontraproduktiv. Das öffentliche Geschrei aber folgt wie alles andere einem Verwertungsinteresse. Wenn die Zeitung nach einem schlimmen Vorkommnis keine Empörung schürt, profitiert die Konkurrenz. Die damit einhergehende Verblödung sorgt dafür, dass der Reflex nur darauf wartet, bedient zu werden. Wer das kritisiert, handelt demnach unmoralisch und schützt die Täter von den Opfern. Inzwischen sieht das auch eine sogenannte “Linke” immer öfter so.

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kunstlyriklamauk[53] Comments 23. Jan 2018 17:10

Boah is dat langweilich, dooh! Beinahe hätte ich zu einer Stilkritik angesetzt, weil irgendwer irgendwo eine Einzelperson “aufzählt“, einen “Niedergang ausstattet“, jemanden kennt, der “Chuzpe besitzt” und auf “modernen Finanzkapitalismus umstellt“. Da werden sinnlosestens Wortkombinationen zusammengenagelt, geschraubt, gedübelt und geklebt, dass man einen Preis verleihen will, aber – wen zur Hölle interessiert das?
Genau wie dieser andere Sport, das Aushalten. Ich räsoniere ja bereits seit Jahren über die Frage, wie, warum und mit welchem Ziel man noch sogenannte “Politik”, gern mit der Präfix Partei-, mit ungetrübtem Bewusstsein begleiten kann, aber was da jetzt gegeben wird im Kasperletheater Merkel vier, das ist mit dem ganzen guten Zeugs nicht mehr zu bewältigen. Paracetamol, Acetylsalicylsäure, Ibuprofen, Diclofenac, Metamizol, Tramadol, Fentanyl, Oxicodon und das ganze leckere Morphinbüffet; es hilft nicht mehr, egal in welcher Kombination.
Pfui, pfui und dreimal
Der Tremor lässt mich tagelang von Wand zu Wand vibrieren, ich habe alles. Symptome von Haut bis Hirn: Herpes, Hernie und Hydrocephalus. Von dieser Depression mal ganz abgesehen. Was war das doch für eine geile Phase, in der ich nicht mehr kiffen musste, um stundenlang abzulachen, bloß weil mal wieder wer “Parteilinke Nahles” gesagt hatte. Geht nicht mehr. Oder Chulz: Wer lacht denn über Chulz? Guckt ihr auch Videos, in denen Kinder brutal auf die Fresse fallen und habt so richtig Spaß daran? Kann man doch nicht machen!
Dann diese Journaille: “Was muss die SPD tun, um wieder den Kanzler zu stellen?” Kinder, das ist doch nicht lustig! Da macht man doch keine Witze drüber. Das ist ja auf einem Niveau mit Sachen wie “So wird Robert Enke wieder Nationaltorhüter” oder ein Medienpreis für “Pleitegriechen ficken deutschen Schäferhund”. Leichenfledderei gut und schön, aber muss man sich in einem Kadaver auch noch wälzen? Habt ihr gar keine Ekelgrenze?
Und schließlich: Merkt ihr das? Wenn du dich mit den unappetitlichsten Pornozombies umgibst und sie sich so richtig auf offener Bühne austoben lässt, machst du sogar als Wasserleiche noch eine ganz passable Figur. Wie macht sie das bloß? Zufall?! Genie? Der große Plan der Illuminaten, die uns im Bunde mit jüdischen Freimaurern aus ihrem Geheimversteck im Andromedanebel durch Quantenmanipulation des raffenden Kapitals darauf programmieren, sie wieder und wieder zu ‘wählen’? Ich frag‘ ja bloß …

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netz[8] Comments 22. Jan 2018 18:25
Ich bin nicht gut mit Worten über die Sterberei, hätte dir aber sagen können, dass das scheiße ist für die, die bleiben.
Du hast den kurzen Anlauf genommen; gute Wahl!
Dein unverschämtes linksradikales Schandmaul wird mir fehlen.
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kapital ,
ki[33] Comments 19. Jan 2018 14:03

Es ist nicht allein der verbogene Begriff von ‘Intelligenz’, der reichlich Stilblüten im Diskurs um ‘KI’ treibt. Befeuert wird das Ganze von Selbstbeschreibungen des Menschen, die sich eng der kapitalistischen Effizienz anschmiegen, seiner zweiten Natur, um sie folgerichtig mit der ersten zu verwechseln. Zwei Beispiele, die mittelbar oder unmittelbar mit KI zu tun haben:
Florian Rötzer suggeriert in einem Artikel, KI habe ein “besseres Verständnis natürlicher Sprache” als Menschen. Dabei hätte ihm vielleicht auffallen können, dass es ums Lesen geht, wo er von “natürlicher Sprache” redet. Nein, Lesen ist nicht natürlich, schon gar nicht, wenn es die KI tut. Ein einziges Desaster, diese analytische Schlampigkeit. Er unterscheidet nicht Sprache, Schrift, Inhalt, Bedeutung und Verstehen. So heißt es: “Das Programm muss die Wikipedia-Artikel lesen und verstehen können, um dann die Fragen richtig zu beantworten.”
Verstehen: “Bahnhof” ist nicht Bahnhof
Nein, es versteht gar nichts. Es kann die Informationen nicht variieren, Unbekanntes daran nicht anknüpfen und sich nicht irren. Es kann bedingt erkennen, auf welche Bereiche der gespeicherten Informationen sich Fragen beziehen. Das hat übrigens auch mit Lesen nichts zu tun, sofern dieses wiederum menschlich wäre. Schrift ist Lautunterscheidung. Die KI befasst sich kein Stück mit den Wörtern selbst, ihren Buchstaben und Silben, um denen Bedeutung zu entheben. Das müsste sie aber, um Varianten zu verarbeiten, die darauf beruhen. So wie Menschen eben verstehen und kommunizieren. Das betrifft derweil ohnehin nur Sprache, die weder eine emotionale noch eine Beziehungsebene kennt.
Fehlerhaft ist auch die Ansicht, “schnelles Denken” beherrsche das menschliche Bewusstsein. Immerhin ist das übrigens ein furchtbarer Schlag gegen ‘KI’, deren Effizienz auf völlig anderen Strategien beruht und die mit ihrer Unfehlbarkeit komplett auf dem Holzweg ist. “Schnelles Denken” verführt uns laut Constantin Seibt zu permanenten Abkürzungen auf unseren intellektuellen Wegen, die teils groteske Fehlleistungen zeitigen, auch und gerade bei ‘Experten’. Interessante Erkenntnisse allemal über menschliche Dummheit.
Dennoch geht er fehl, wenn er annimmt: “Das langsame Denken ist überzeugt, dass es der souveräne Chef ist, während im Hintergrund fast alle Entscheidungen vom schnellen Denken getroffen werden.“. Das Problem ist selbstverstärkend: (Nur) wenn ich annehme, meine Entscheidungen seien stets rational oder bewusst, verliere ich jede Kontrolle. Schnelles Denken ist ein Sediment von Erfahrungen und bewussten Entscheidungen. Je stärker ich also Einfluss nehme auf die Grundlagen meiner Entscheidungen, mich hinterfrage und bilde, desto mehr Einfluss hat dieses ‘langsame Denken’. Ein Blick ins Netz, aus dem Fenster oder in die Schriften Freuds macht deutlich, dass das alles nicht neu ist. Ja, Aufklärung täte not.
Wer bestimmt wen
Wenn wir erfahren, wie in Situationen von Angst, Unsicherheit, Stress, aber auch Routine, unser Denken abläuft wie ein schlecht programmierter “Autopilot”, wo bleibt dann die Frage nach den Zuständen, die solches Denken im Alltag enorm fördern? Die es kaum mehr zulassen, dass Entscheidungen rational, d.h. mit einem klaren Bezug zur Realität getroffen werden? Auch hier wirkt die zweite Natur fatal und macht sich die erste zur Sklavin. Das Sein bestimmt das Bewusstsein; auch dessen Möglichkeiten, sich überhaupt zu entfalten. Dabei kann es auch nicht um die Rolle eines “Chefs” gehen. Das Gehirn ist kein Unternehmen.
In einer Atmosphäre also, in der Denken, Rationalität, Intelligenz heruntergebrochen werden auf Effizienz, Einfluss, Stabilität, Zielstrebigkeit, muss die Menschheit den Vergleich zu ihrer KI gar nicht antreten. Sie wäre den Maschinen hoffnungslos unterlegen. Was sie aber da zur ‘Intelligenz’ verklärt und vergöttert, ist ein winziger Ausschnitt ihres Potentials, den sie für die Essenz ihres Daseins hält, weil er das zeitgemäße Anforderungsprofil der Gesellschaft abbildet. Was mich am meisten fasziniert an diesen Albträumen ist der Umstand, dass sie alle sofort platzen, wenn man sie mit einer schon immer unterschätzten, verdrängten und unterjochten Fähigkeit konfrontiert: der zum Widerspruch gegen das eigene Programm. Auch das lässt tief blicken.
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