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kollateralschaden


 
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Könnte Luthers Gott nicht stolz auf mich sein? Ich verbringe derzeit viele Stunden bei einer Affenhitze in einer Dachgeschosswohnung, um dort zu dilettieren, wobei ich das in der mir eigenen Überheblichkeit “renovieren” nenne. Bekanntermaßen lebe ich auf äußerst bescheidenem Niveau von Texten, die ich so vertexte, was jederzeit zu wenig zu werden droht, aber man hält sich so gerade über Wasser. Oft stelle ich mir vor, wie mein Leben als Leibeigener des JobCenters wäre.

Ich meine nicht nur die ganzen Gewaltphantasien, die mir das Fernsehen ersparen. Ich meine auch, wozu ich dann keine Zeit hätte. In irgendwelche Maßnahmen gepresst, zu sinnlosen Terminen geschickt, mit blödsinnigen Bewerbungen schikaniert oder gar in einen prekären Job gezwungen. Das ist schließlich zumutbar, denn alles andere ist der Lenz, der faule und muss sanktioniert werden; bestraft, bestraft!

Wichtig ist …

Da kannst du nicht mal eben sagen: Hört mal, meine Tochter hat einen sehr anstrengenden Job und obendrein gesundheitlich zu tun, da lasse ich sie doch nicht hängen und sehe zu, dass ihre Wohnung fertig wird. Sie wissen doch, die jungen Dinger, keine Zeit, keine Ahnung. Ich habe von beidem mehr oder weniger genug, da wäre ich doch mit Malerweiß getüncht, würde ich nicht helfen.

Ha! Da kann ja jeder kommen! Wenn Sie keinen wichtigen Grund haben …
Aber das ist ein wichtiger …
Ha! Da kann ja jeder kommen! Was ein wichtiger Grund ist, bestimmen wir! Ich kann auch nicht mal eben nach Hause gehen, weil ich … blablasülz, Pflicht, Ordnung, Vaterland. Amen.

… was Mehrwert schafft

Du kannst, wenn du Glück hast, vielleicht drei vier Minijobs machen, oder einen vollen mit Mindestlohn, dann nämlich kannst du renovieren lassen. Haha, kleiner Scherz. Als könnte sich das irgendwer leisten. Das Prinzip, das dahinter steckt, ist jedenfalls deutlich: Es interessiert niemanden, ob du arbeitest. Du sollst Mehrwert schaffen. Dazu stehlen sie dir, so sie können, jede Freizeit. Wichtig ist, was Mehrwert schafft. Alles andere sind Ausreden, ist Luxus, ist sogar unerwünscht.

Erwünscht hingegen dürfte sein, dass der Zwang zur Dienstleistung – auch auf Seiten privater Auftraggeber – die Kultur gegenseitiger Hilfe abwertet und zerstört. Ich bin wohl doch kein guter Lutheraner, denn der wollte, dass Menschen schuften, um Gottes Gnade zu verdienen und nicht um anderen eine Freude zu machen. Mehrwert, Wachstum, Gottes Gnade, das ist am Ende ein und dasselbe.

Zusammenfassung: Merkel macht einen guten Job. Alle sind zufrieden. Wir brauchen härtere Strafen.

 
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Ich hatte gestern PMS oder so was, und eine meiner Stimmungen war die mit den komischen Schaumbläschen im Gesicht, die einen Dinge zerlegen lässt, die man eigentlich noch am Stück benutzen wollte. Anlass zu solchen Eruptionen sind gern die mannigfaltigen Unbilden, die uns die Maschinen bereiten. Hardwarefehler sind eh der fünfte Reiter der Apokalypse (der Zombie). Was mich aber grenzenlos abnervt, ist die Software. Wenn ich so etwas hier lese, bestätigt sich das, was ich donnernd in die Blechkiste hinein rief, in der das Grauen seine Heimat hat.

Ich schlage mich in der einen oder anderen Form seit 35 Jahren mit diesen Maschinen herum, und spätestens die letzten 10 machen keinen Spaß mehr. Selbst Linux ist auf einem Weg, der mich von ein paar Irren abhängig macht, deren Entscheidungen alles auf den Kopf stellen, was die Projekte einmal ausgemacht hat (nein, meine Kenntnisse und Fähigkeiten reichen nicht hin, um mir aus einem Kernel und einer Büroklammer selbst eins zu bauen). Was andere derweil veranstalten, ist der fünfte Reiter; der Kapitalzombie aus der Hölle des binären Bullshits.

Von den Telefonstreichlern, Lemmingen und Mitmachern, für die in vielen Großstädten bereits die Laternen gepolstert und die Ampeln in den Asphalt eingebettet werden, will ich gar nicht anfangen. Bist du damit einverstanden, dass der Äpp Game Store- Musicshop dir ab sofort ohne Zustimmung und Auswahl bunte Dinge installiert, die dich glücklich machen? Jaaaa! Wirst du dich dabei filmen, abhören und speichern lassen oder willst du ein Langeweiler sein? Pfui Deibel!

Hol’ dir das neue Maximin!

Nein, ich meine die wirklich einfachsten Dinge. Surfen, Email, schreiben und vielleicht einmal drucken. Kann mir jemand erzählen, warum ein Scannertreiber, der seit Jahren installiert ist, bei demselben Betriebssystem und demselben Scanner plötzlich ein Update braucht, das eine Stunde dauert? Habe ich dazu das verfickte Windows hochgefahren? Nicht scannen kann ich auch ganz ohne Betriebssystem.

Derweil versucht Redmont also immer noch, fremde Browser auszusperren, und zwar nicht einmal, weil die von der konkurrierenden Datenkrake sind, sondern weil die Billies mal wieder denken, das wäre eine schlaue Verkaufsstrategie. Künftig wird also jedes verdammte Dorf seinen eigenen Onlineshop haben, von dem man alle ‘Äpps’ (wieso heißen die eigentlich nicht mehr “Programme”?) herunterladen muss, einschließlich Abo und Leibeigenschaft. Früher habe ich einen Datenträger in die Maschine geschoben, kopiert, und fertig.

Aber nein, das muss heute mit tausendfach schnellerer Hardware über ein obszönes Breitbandnetz mit ungeheurem Energieaufwand für eine Mörderkohle so lahmarschig sein, dass ich einen Vormittag brauche, um einen Brief auszudrucken. Die Scheiße wird Jahr für Jahr schlechter, aufwendiger, langsamer, nerviger. Tante Frieda läuft Amok. Der einzige Fortschritt: Es lässt sich für immer weniger Profiteure von immer mehr Opfern immer mehr Geld einsammeln. Capitalism, fuck yeah!

 
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Mein Fundstück des Monats [via]:

Wirkung von Werbung unterliegt noch immer häufig mythischer Einordnung. Dagegen differenzieren Wissenschaftler. “In der öffentlichen Diskussion werden Kinder gern als Opfer von Werbestrategien dargestellt. Tatsächlich vermittelt Werbung emotionale Orientierung, die Kinder bedürfen, um in der modernen Gesellschaft zurechtzukommen“.

Das nenne ich einen Clusterfuck unverschämter Verlogenheit. “Wissenschaftler” also. Welche jetzt genau? Egal, wird ja nicht belegt. “Differenzieren”? Wo? Da ist keine Differenzierung, sondern nur eine unbelegte Behauptung. Diese wiederum ist ja nicht nur gelogen und völlig einseitig; das halten diese professionellen Lügner ja für ihren Job. Nein, was daran beeindruckt, ist die Selbstwahrnehmung im Zusammenhang mit der Vorstellung davon, was man Adressaten noch zumuten kann.

Die Grenze zwischen Ideologie und Schwachsinn ist hier um Lichtjahre überschritten. Diesen Totalquatsch glaubt niemand mehr. Lediglich die Auftraggeber glauben, es könnte noch jemanden geben, der das glaubt. Vielmehr: Man müsste das nur sagen, dann würde es wer glauben. In der Filterblase der Psychose folgt alles nur noch dem freidrehenden Subjekt, alle Gesetze gehorchen dem Wahn. Emotionale Orientierung. Durch Werbung. Das wäre fürs Kabarett so weit drüber, dass man die Nummer nicht aufführen würde.

Jenseits der Sinne

Die dem Schwachsinn anheim gefallenen Urheber sind dieselben, von deren Wohlwollen die Existenz der Verlagsmedien abhängt. Deren aktuelle Paranoia vor den Fake News® ist nicht minder komisch, gibt es solche doch schon lange. Etwas, das vorgibt, eine Nachricht zu sein, so aussieht und sogar dieselben Autoren hat, kennen wir als Auftragsartikelchen, über denen im Glücksfall “Anzeige” steht. “Native Advertising” als “Werbeform” ist die Definition von Fake News.

Der Wirrwahn beginnt wie immer an der ganz anderen Ecke. Man stelle sich vor, die Welt wäre eine Schreinerei, in der niemand von Bäumen sprechen dürfte. Man kennt Holz und dessen Verarbeitung in allen Formen und Feinheiten, aber das Thema “Bäume”, womöglich “Natur”, wäre absolut tabu. So geht das in der wirklich unwahren Welt mit dem Kapital und den Profiten. Wenn man nur ein paar Jahrzehnte in diesem Irrenhaus gelebt hat und die dritte Generation irrer Aufseher für den reibungslosen Ablauf sorgt, geht alles, nur nicht mehr Realität.

Eine Welt, die solche Konsumgüter vorhält, kennt kein wahr und falsch mehr, kein echt und gefälscht, es sei denn als Zeichen der Herrschaft. Wer das falsche Echte bestimmt, bestimmt auch das Echte als Falsches. Das ist eine schlichte Statusfrage. Was ist das Bemühen um Wahrheit, um aussagefähige Untersuchungen, wissenschaftliche Methoden, Theorien und Zweifel gegen die Expertise des prominenten Mietmauls? Was die Geschichte eines Malochers gegen Designerjeans, die den Schmutz schwerer Arbeit authentisch, aber hygienisch und in höchster Qualität repräsentieren?

p.s.: Zum Eingangssatz: Dieser Satz ist m.E. auch im ursächlichen Zusammenhang (.pdf) Bullshit. Er biedert sich einer Nutzung wie der durch den ZAW nachgerade an. Allerdings bezieht er sich ausdrücklich nicht auf simple Produktwerbung. Im Übrigen halte ich auch das ganze Werk für Tinnef.

 
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Ich habe bei einigen Gelegenheiten bereits gesagt, dass ich auch einer Art Chronist bin, was mir immer wieder deutlich wird, wenn es scheinbar nichts zu sagen gibt. Auch ist es in Zeiten dröhnender Propaganda keine Option, der ständigen Wiederholung von Lügen nichts entgegen zu setzen.

Dabei möchte ich einerseits gern die Contenance bewahren, andererseits kommt mir derart die Galle hoch, dass ich nicht den Eindruck erwecken möchte, das alles ließe mich kalt. Daher wähle ich den Begriff “angepisst” für meine Befindlichkeit, schon angesichts der dreisten Lüge, Julian Assange habe Trump gelobt und gesagt, Wikileaks würde keine Leaks aus Russland veröffentlichen, weil dort die Debatte so offen und umkämpft sei.

Tatsächlich hatte er gesagt, Trump habe im Gegensatz zu Clinton noch kein Netzwerk in den politischen Strukturen und von daher könne es eine Veränderung geben – “zum Besseren oder zum Schlechteren“. Zu Russland sagte er, Wikileaks sein eine englischsprachige Plattform und müsse sich daher auf verbliebene offene Medien in Russland verlassen – weil das Wikileaks-Team Russisch schlicht nicht versteht.

Offene Lügen

Das Schlimme daran ist, dass Ben Jacobs im Guardian nicht nur gelogen hat und dass dutzende Medien dennoch von ihm abgeschrieben haben, sondern dass das Interview für jedermann nachlesbar ist. Noch Wochen später wurde dieser Stuss aber auch von deutschen Medien wiederholt. Ebenso verhält es sich mit dem Nachplappern von Unsinn, der von bezahlten Lügnern aus den Geheimdiensten kolportiert wird, insbesondere im Hinblick auf Russland.

Auch hier wieder Gegenteiltag. Es ist durch den Stratfor-Chef George Friedman bekannt (und auch schlicht plausibel), dass die USA mit all ihrer Macht eine enge Kooperation von Deutschland und Russland verhindern müssen. Wenn aber aus den NATO-Seilschaften behauptet wird, Russland versuche mit geradezu magischer Macht einen Keil zwischen die USA und Deutschland zu treiben, dann wird das hier wieder und wieder durchgeorgelt.

Sprechende Eselsmützen

Die konservative NZZ hat einen genaueren Blick auf die letzten Gerüchte aus diesem Sumpf geworfen und etwas Hintergründiges dazu geliefert. Die Beteiligten an der Produktion falscher seriöser® Nachrichten verfolgen Interessen. An Wahrheit sind sie nur so weit interessiert, wie sie ihnen nützt. Für die Strategie bleibt es zwar sinnvoll, die ausgesuchten ‘Informationen’ abzusichern, um nicht nur als Clown dazustehen, aber die Kette von zweifelhaften Quellen bis in die Lautsprecher der Massenmedien lässt kaum mehr etwas anderes durch als die Propaganda einer völlig verkrusteten ‘transatlantischen’ Gemeinschaft.

Sogar Mathias Bröckers muss dazu nicht mehr seine gern haarsträubenden Mixturen aus Fakten und Halluzinationen ausrollen; er lässt vielmehr Humor erkennen in einem zutreffenden Kommentar zu diesem Spiel, das eine amüsante Seifenoper wäre, ginge es nicht um Menschenleben und womöglich das Schicksal der Menschheit. Vielleicht müssen wir die Konsequenz ziehen aus der Unmöglichkeit, über solche ‘Politik’ noch vernünftig zu debattieren und die Protagonisten als die Witzfiguren behandeln, die sie sind. Dann wählen wir den besten Clown und lachen uns tot.

 
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Ich finde es immer scharf, wenn man von mir als Kritiker des Bestehenden verlangt, ein perfektes System zu entwerfen, was so etwas ist wie die Aktualisierung von “Geh’ doch nach drüben!“. Man muss ja nun wirklich nur die Augen aufmachen und stellt fest, dass dieser Scheißkapitalismus einem nicht nur jeden Tag versaut, sondern quasi jede Minute. Zählt doch mal, wie oft am Tag ihr Zwängen begegnet, die etwas mit dem Unsinn zu tun haben, aus Geld mehr Geld machen zu müssen. Okay, ihr könnt bei 100 aufhören.

Ähnlich verhält es sich angesichts der Gravitation dieses Schwarzen Lochs mit den ganzen tollen Reparaturvorschlägen, die im Zweifelsfall mit dem überlegenen Wissen einhergehen, ein Buch von 1867 könne ja nun gar nichts zur aktuellen Lage sagen. Na dann schauen wir doch mal nach unter “Konzentrationsprozess” und “Monopol” bzw. “Oligopol”. Seien wir ganz tapfer und schauen uns an, was aus der Freiheit (im) Internet geworden ist:

Das muss man jetzt aushalten; wir haben das Internet episch verkackt. Ich will nicht sagen, dass jemand die Welle des Kapitals hätte aufhalten können, die wie ein EMP durchs Netz geballert ist, aber vielleicht hätte es ein wenig geholfen, weniger naiv und stattdessen darauf vorbereitet gewesen zu sein. Vielleicht hätten wir ein paar Schäfchen noch zeitig vor dem Wolf gerettet.

Es kann nur einen geben

Onlineversand: Monopol (Amazon); Onlineauktionen: Monopol (eBay); Kommunikationsplattform: Monopol (Facebook); Suchmaschinen: Monopol (Google); Videohosting: Monopol (Youtube/Google); Videospiele (incl. offline): Monopol (Steam). Sollte bis hierher reichen, obwohl mir noch einige mehr einfallen. Wer jetzt mit irgendwelchen Würstchenbuden kommt, so ein Kack wie Vimeo, GOG oder Ixquick, der fühle sich hiermit geohrfeigt. Eine Ameise ist auch ein Tier, genau wie der Blauwal, ja richtig. Und jetzt?

Es wird aber auch sofort deutlich, wie hirnzerreißend armselig das alles ist. Nehmen wir mal Steam. Wie ist es möglich, dass über eine einzige Plattform alle Videospiele vertrieben werden, die auf den Markt kommen? Selbst wenn ich wieder eine röhrende DVD haben will, die ich entweder klappern lassen muss, bis sie hin ist oder eben hacken, dann kriege ich sie nicht. Klar kann ich eine kaufen – damit ich mich danach bei Steam anmelde. Regelmäßig wird es dann passieren, dass ich noch und noch draufzahle. Ja, macht’s mir, rammt mir die Faust in den …

Oder diese Server für den Mehrspieler-Modus. Da darf ich dann Abos abschließen, obwohl jeder Opa mit einer Uraltsoftware zuhause einen aufsetzen kann, auf dem es sich zocken lässt, und sogar ein leistungsfähiger 24/7-Server kostet inzwischen nicht mehr als so ein Abo. Trotzdem sind es längst nicht mehr nur Massen, sondern quasi alle, die sich dort tummeln. Verarscht mich diese Welt eigentlich nur? Werde ich irgendwann wach und meine Liebste flüstert mir ins Ohr, dass das alles nur ein beschissener Traum war? Ist da draußen irgendwer, der das gut findet? Any fuckin’ one?

 
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Ich bin noch nicht ganz durch die aktuelle ‘Alternativlos’, in der es grob um ‘postfaktische’ Kommunikation und Politik geht. Ggf. werde ich mich dazu später noch äußern. Epikur hat heute einen kurzen Text am Rande des Komplexes gepostet, in der es um fehlende Haltung geht. Es scheinen sich alle Konzepte aufzulösen, die einmal das Bürgerliche Denken und seine Philosophie ausmachten: Identität, Wahrheit, Bildung – von Gleichheit ganz zu schweigen. Übrig bleibt ein digitaler Liberalismus, der das Subjekt abgeworfen hat. “Digital”, weil die nackten Zahlen die Herrschaft übernommen haben. Es ist ein Kapitalismus, der nur mehr den Größenverhältnissen dient. Thatcher hatte recht: Es gibt keine Gesellschaft (mehr).

Letzteres ist aber das Ergebnis der letzten Politik, die sich selbst abgeschafft hat. Der Zwang Zahlen zu vergrößern, früher bekannt als “Profit”, heute zum Mythos Wachstum® verbrämt, hat wie ein schwarzes Loch alles andere in seinen Bann gezogen und zermalmt. Effizienz ist der neue Geist; aus möglichst wenig möglichst viel machen, von möglichst viel möglichst wenig investieren. Übrig bleibt selbst von den Persönlichkeiten eine leere Hülle. Nix drin, reichlich Schaum drum herum. Wir dienen Mammon und wissen nicht einmal mehr, dass es ihn gibt. Wir stellen dar ohne zu wissen, wen oder was. Alles so schön bunt hier.

Gaga? Muss ich sofort haben!

Freud hat einmal beschrieben, wie Realität aus Wunschabwehr entsteht. Statt sich der Halluzination einer Befriedigung hinzugeben, macht der Mensch sich auf den Weg. Er steckt seine Wünsche zurück, macht Umwege, sucht Lösungen und kommt zum Ziel. Heute taumeln wir umher zwischen der Befriedigung von Wünschen, die wir gar nicht haben und der ständigen Produktion neuer Wünsche, die gleich die Angst zu kurz zu kommen gratis dazu liefert. Wir haben längst keine Möglichkeit mehr, Einfluss zu nehmen, wissen eigentlich schon kaum mehr, worauf eigentlich. Was will ich? Wie kann ich es erreichen? Wie kann ich so handeln, dass ich mich nicht sozial isoliere?

Diese Fragen sind dem schieren Zwang gewichen, einer Hatz zwischen nur suggerierten Zielen und scheinbarer Vorsehung. Das ist schlimmer als jede Halluzination und weniger Freiheit als die eines Tieres, das sich wenigstens im Rahmen seiner Instinkte bewegen kann. Wo wäre hier Raum für Vernunft? Kommunikation ist eine Frage der Strategie, wodurch Wahrheit nicht einmal mehr zur Option wird. Nicht nur ist das Bemühen um Wahrheit ein großer strategischer Nachteil; sie lässt sich auch kaum mehr konstruieren, weil einem ohnehin niemand glaubt.

Verrückt unter Verrückten

Der Bezug auf Wahrheit, Haltung, Bildung, der ganze Krempel bürgerlicher Ideale, war aber kein Konstrukt einer finsteren kapitalistischen Absicht, sondern durchaus die Errungenschaft einer philosophischen Entwicklung, ein Höhepunkt der Menschheitsgeschichte. Diese Ideale mögen von Anfang an den Keim der Ungleichheit getragen und die Voraussetzung für eine Gesellschaft geschaffen haben, in der das ganze Geschacher einen fruchtbaren Boden fand. Darin liegt aber eben auch der benennbare Widerspruch, in dem sich die reale Hoffnung auf Besseres erhält. Die bürgerlichen Werte wurden allesamt zersetzt. Es hat sich gezeigt, dass eine Gesellschaft der Gleichen zerfällt, wenn es Gleichere gibt. Gerade Vernunft zwingt hier zur Korrektur und verlangt, dass die Voraussetzungen geschaffen werden müssen für echte Gleichheit.

Raul Zelik hat geschrieben: “Das Drama der bürgerlichen Gesellschaft ist ja, dass sie Gleichheits- und Freiheitsrechte postuliert, die sie aufgrund ihrer Eigentumsverhältnisse gar nicht einlösen kann.” Schlicht, folgerichtig und wahr. Es gilt also, die Voraussetzungen der Eigentumsverhältnisse grundlegend zu ändern. Die Vernunft, die zu dieser Erkenntnis führt, kann sich in dieser Gesellschaft unmöglich durchsetzen. Sie kann aber in jedem Einzelnen von uns überwintern. Das fängt damit an, völlig zweckfrei wahrhaftig zu sein und zu seinen Fehlern zu stehen. Man muss sich eigentlich nur anschauen, wie Öffentlichkeitsarbeit® funktioniert – und das Gegenteil tun.

 
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Was ist das eigentlich für ein Wort, und in welcher behämmerten Welt lebe ich, in der jemand vom “postfaktischen Zeitalter” schwadronieren kann ohne dass ihm die Halsvenen explodieren? Die Bedingung der Möglichkeit dieses nicht einmal unpassenden Titels einer kaputten Epoche ist die totale Verblödung. Sagte er “Bedingung der Möglichkeit”? Wat dat denn? Intellektuelle Scheiße. Ja, richtig. Dergleichen findet keinen Salon mehr, in der Worte seziert und durchgedacht werden wie ein zähes Hirnsteak. Wo einmal die bürgerliche Aufklärung zu Kritik und Analyse strebte, trieft heute das Fett Sloterdijkschen Sozialdarwinismus’, bestenfalls Philosophische Fancy Fashion, präsentiert von Ihrem Schwiegersohn Richie Precht und Mäppelin Jade.

Wie kam das noch? Wartet, gleich sagt er wieder das K-Wort! Gemach, aber sicher. Als das Bürgertum den Adel als herrschende Klasse ablöste (Ja doch, mit Einschränkung. Selbstverständlich haben sie paktiert. Selbstverständlich hat sich nur ein Teil des Bürgertums tatsächlich an die Macht gekämpft), war Vernunft eine seiner Waffen. Klerus und Adel hatten Jahrhunderte lang den intellektuellen Fortschritt blockiert, nicht zuletzt weil die Dummheit der anderen ihre Macht sicherte. Nicht zuletzt, weil Aufklärung Herrschaft zersetzt, weil deren Rechtfertigungsstrategien unvernünftig sind, nicht logisch, falsch und erlogen – und zwar immer.

Der talentierte Organist

Deshalb ist die Beziehung von Aufklärung, Vernunft und Demokratie auch eine organische. Deshalb hat die Überwindung der Alleinherrschaft von Alleinherrschern Wissenschaft und Geist befreit. Deshalb werden diese unter der Ägide einer neuen Gewaltherrschaft in den Boden getreten und hinterlassen nicht einmal mehr eine neue Mythologie, sondern die Apokalypse. Der Antigeist geht um; Schwachsinn, Lüge, Psychose und Trollerei. Inhalt, Struktur und Sinn wurden einem vermeintlichen Zweck geopfert, der nicht einmal erreicht wird.

Vor den Kulissen werden Pappkameraden herumgetragen: Wenn man selbst nur mehr dummes Zeug propagiert, braucht es ersichtlich Geisteskranke, an denen man sich abarbeitet. Danke Internet, hier findet sich jede Art Idiot, die man zum Popanz aufblasen kann. Aluhut, Chemtrail, Ufologie – das sind die Quellen der Putinversteher. Verschwörungstheoretiker skandieren “Lügenpresse”, woraus man nur folgern kann, dass die Presse die Wahrheit sagt. Dass übrigens in Zeiten wuchernder Geheimdienste und auffliegender Verschwörungen, Geheimverträgen und ausufernder Korruption der Vorwurf der Verschwörung denjenigen disqualifiziert, er ihn erhebt, Schwamm drüber. So macht’s der Troll eben; weil er’s kann und die Empörungsorgel beherrscht.

Das Mittel heiligt den Zweck

Es geht um Effekt, also Affekt. Es soll Wirkung erzielt werden. Man will etwas erreichen, und die Welt ist das Mittel dazu. Die ganze Welt, also folgerichtig auch die der Kommunikation, der Vernunft, der Logik, der Wahrheit. Das alles sind Instrumente, weiter nichts. Wahrheit ist das, was sich durchsetzt. Ein bisschen schummelt doch jeder. Tu’ ich’s nicht, tut’s ein anderer. Man muss sehen, dass man nicht auf der Strecke bleibt. Das ist fairer Wettbewerb®. Die Konkurrenz aller gegen alle ist das allgemeine Gesetz. Vernunft war noch auf die Idee gemeinsamer Interessen angewiesen, war mit der Vorstellung allgemeiner Menschenrechte verbunden – auch weil dies eine Waffe im Kampf gegen die Erbhöfe war.

Inzwischen kann man sie nicht mehr gebrauchen. Im Gegenteil braucht die totale Konkurrenz wieder die stumpfe Blödheit des Glaubens an den Einzelnen. Diesmal sind es nur keine Fürsten mehr, sondern Milliarden Zerstreute, die alle ihr eigenes Reich zu bewirtschaften haben. Die Einen halt auf der Müllkippe, die Anderen im Marmorpalast. Das ist hetzutage eben so, und damit ist den Fakten Genüge getan. Ab hier geht es nur noch darum, wer Recht bekommt.

 

Doch es gibt Menschen, die den offiziellen Angaben nicht trauen. Sie wittern eine Verschwörung. Eine ihrer Theorien hat es nun in ein Fachmagazin geschafft.

Die Verschwörungstheoretiker wollen uns weismachen, die drei Gebäude, die von den beiden Flugzeugen pulverisiert wurden, hätten gesprengt worden sein können. Dabei weiß jeder, dass solche Sprengungen monatelang hätten vorbereitet werden müssen. Sprengung an den dafür vorgesehen Stellen: Braucht Monate Vorbereitung, die sich nicht verbergen lässt. Eine Tankfüllung Kerosin: Braucht ein paar Stündchen. Hätte man nur das Geheimwissen dieser Terroristen!

Wem das noch nicht reicht, der möge gefälligst zur Kenntnis nehmen, dass einer der Attentäter seinen Ausweis dabei hatte, der am Rande der Trümmer der Wolkenkratzer gefunden wurde. Beweis! Terroristen tun so etwas. Sie hinterlassen Ausweise und Abschiedsbriefe, die sogar das Inferno überstehen. Kenntnisse haben die, unglaublich! Eines der Gebäude fällt in sich zusammen, weil die Sprinkleranlage versagt. Es wurde zwar gar nicht von einem Flugzeug getroffen, aber es geriet dennoch in Brand. Das reicht für so ein sensibles Gebäude. Alternativ hätte man monatelang tonnenweise Sprengstoff hinfahren müssen.

15 Years After

Ich erlaube mir 15 Jahre ‘danach’ nur diesen Hinweis auf ein paar der dümmsten Ungereimtheiten aus der offiziellen Version. Sie ist schlicht indiskutabel. Ich zitiere mich:

” Wir werden in einigen Jahrzehnten eine gefestigte Ahnung davon haben, wer was wie getan hat. Bis heute weiß das niemand. Es gibt keine Zeugen. Es gibt keine ernsthaften und glaubwürdigen Untersuchungen. Niemand sagt: “Ich habe das geplant”. Niemand sagt: “Ich habe die Sprengladungen angebracht”. Und niemand sagt: “Ich habe Piloten ausgebildet, virtuose Manöver zu fliegen, um damit Gebäude zu rammen”. Niemand erklärt, wie drei Hochhäuser sich mustergültig aus dem Stadtplan verabschieden können, bloß weil sie gebrannt haben. Niemand macht einen Aufstand, weil so ein Schrott gebaut wurde und man täglich Tausende von Menschen einer tödlichen Gefahr ausgesetzt hat. Es gibt keinen vernehmbaren Schrei nach Aufklärung, es gibt keine Zeugen, die Fragen bleiben offen.”

Ich habe bis heute die Diskussion über das Ereignis hier blockiert. Es war mir wichtig, nicht in den Strudel der Verschwörungstheorien beider Seiten zu geraten, die eine Diskussion gar nicht zuließen. Noch wichtiger war es mir, dass die Folgen des Anschlags in keiner Relation zum Ereignis stehen und dass der Tod tausender missbraucht wurde, um weiteren Millionen den Tod zu bringen. Es war das Ende des Rechtsstaats und der Menschenrechte im ‘Westen’. Guantanamo, Abu Ghreib, weitere Foltergefängnisse, Drohnenmorde, Totalüberwachung, Kriege. Glaubt heute irgendwer, diese Herren hätten Skrupel?

Ich glaube, dass es lange genug her ist. Allmählich kann man sagen, dass man das nicht glaubt, nicht glauben kann, und zwar ohne sich dafür zum Psychopathen erklären zu lassen. Hier ein kollabierendes Gebäude, dort eine falsche Anschuldigung, da ein willkommener Putsch. Sie wollen Krieg und sie führen ihn. Dazu ist ihnen jedes Mittel recht.

 
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In der Frage, was der Blödsinn bezüglich Vorratshaltung wohl soll, finden sich in den meisten Antwortversuchen Hinweise auf die bedrohte Energieversorgung. Das große Netz ist großteils marode, jedenfalls sehr anfällig für Störungen, auch ohne Terror und Voldemort. Selbst wer so gar nicht außerhalb der Gegebenheiten denken mag, stellt hier fest, dass Infrastruktur massiv totgespart wurde. Entweder ist sie noch staatlich, und der darf ja kein Geld ausgeben, oder sie ist privatisiert, dann wird sie eh bis an die Kante ‘verschlankt’, ausgequetscht und das Gerippe dem Staat zum Wiederaufbau vor die Füße gespuckt.

Dies und die Monopolbildung bei den Energieversorgern ist ein klassischer Fall für die Kategorie “Kollateralschaden”, denn so sieht es aus, wenn man partout kapitalistisch wirtschaften will. Derselbe Staat hat aber nach der gängigen Doktrin alles zum Ausschlachten den ‘Privaten’ zu übergeben (siehe Griechenland, da wird das Verbrechen besonders gut sichtbar). Jetzt wird also den Bürgern untergejubelt, sie seien selbst dafür verantwortlich wie es weitergeht, wenn einem der rostige Rest einmal so richtig um die Ohren fliegt. Nicht aus irgend einer Sorge, eher schon aus kalkulierendem Zynismus. Alles für das Wachstum®, alles für Profit.

Die Entscheidung

Die Abhängigkeit von den großen Netzen ist derweil völlig unnötig (Achtung, wir verlassen jetzt das Lalaland der Marktwirtschaft®). Das Kapital und seine verfassten Staaten füttern Großkonzerne für den Profit, so dass es nicht nur zu der üblichen Monopolbildung kommt, sondern mit Projekten wie Desertec zu Strategien einer imperialistischen Energiepolitik, die jeden Ansatz einer vernünftigen Politik mit Füßen tritt. Installiert werden Mammutkraftwerke in Mammutnetzen, beides für sich schon höchst empfindlich und angreifbar, zusammen und als Verwertungsmaschine eine gewollte Katastrophe. Man muss sich hier nur fragen, wem es schadet, wenn eine Infrastruktur zusammenbricht und wem es nützt. Wenn die Konzerne Profite rausquetschen bis es kracht und qualmt, wen wird man dann mit dem Neuaufbau auf wessen Kosten beauftragen?

Die Alternative wäre dezentrale Energieversorgung; kleine bis winzige Netze und ‘Kraftwerke’, das geht auch für einzelne Häuser. Es wird aber nicht gemacht. Im Gegenteil wird dergleichen gesetzlich verboten und Riesenprojekte mit Kapital von Staat und Unternehmen so eingedeckt, dass Alternativen sich nicht lohnen. Das Resultat: Es wird für alle teuer, unsicher, dreckig und bedrohlich – nicht zuletzt, weil sich immer mehr Menschen keinen Strom mehr leisten können; ganz ohne Russenpanzer und Alienattacke. Na, wer schreit jetzt wieder “man müsste nur wollen“? Nein, es ist wie immer eine Entscheidung: entweder Geld oder Verstand, entweder Profit oder Lebensqualität. Kapitalismus ist inzwischen ein gigantischer Klotz am Bein der technischen Entwicklung – wenn man darunter eine versteht, die noch irgendwem wirklich nützt.

 
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Okay, das ist schon so etwas wie das Ceterum Censeo der Dilettanten, von denen ihr uns regieren lasst: Wir brauchen mehr Überwachung aller Bürger, da die Täter alle aktenkundig waren. Wir brauchen mehr Aktenkunde, denn nur so lässt sich nie wieder ein Anschlag verhindern. Wir brauchen außerdem härrtere Strrafen, denn Selbstmordattentäter und Selbstmord-Amokläufer haben furchtbare Angst vor diesen Strafen. Wir müssen den Terror dort bestrafen, wo er keimt, nämlich im Nahen Osten, wo endlich der Sieg errungen werden muss. Mehr Militär, mehr Waffen, mehr Krieg.

Wir müssen mehr verbieten, brauchen schärfere Gesetze, denn wer sich illegal eine Waffe besorgt hat, dem muss das verboten werden. Wir müssen Messer verbieten, Äxte, Sägen, Rucksäcke, Feuerzeuge, Benzin, Nägel, Schrauben, Nagellackentferner, ach was Nagellack, selbstverständlich Radikalisierung, mithin Schriften, Videos, Texte, Internet. Sowieso Ausländer raus. So viel wie immer und vorab.

Kommen wir nunmehr zu Fragen, die nicht diskutiert werden, weil sie nicht ins religiöse Weltbild der Feindrechtler und ihrer verblödeten Presseheinis passt:
Warum sprengt sich ein junger Mann in die Luft, erschießt sich ein anderer, lässt sich der nächste erschießen? Was führt dazu, das ist exakt die richtige Frage, “dass ein Amoklauf wie eine valide Handlungsoption aussieht“?.

Optionen

Ich überspringe einmal die Option, Menschen einfach nicht mehr zu bombardieren, womit ein Großteil des Jobs getan wäre. Für die Zukunft ist das der heiße Tip, für den es sogar überwältigende Mehrheiten gibt. Da wir uns aber bereits in die Bredrouille gemordet haben, sind die Entwurzelten und Traumatisierten eben hier. Wie wäre es da mit … Integration? Auch hier wieder ein Sprung, denn man hätte das alles kommen sehen und sich vorbereiten können. Stattdessen kam das Merkel und meinte, mal eben eine Gesellschaft einladen zu müssen, für die es weder Tische noch Stühle gab.

Kurz noch eine Parallele: Dieselbe Politik, die sich einen Dung für Menschen interessiert, dafür um so mehr für die geostrategischen Interessen der westlichen Geldwertegemeinschaft, hat es als opportun betrachtet, sich auf Erdogan einzulassen. Prima, jetzt paktieren wir also mit einem eiskalten Diktator. Das ist nicht nur für sich ein Schlag ins Gesicht, es steht auch in Verbindung mit der schon traditionellen deutschen Blödheit, sich Fremde ins Land zu holen und dafür zu sorgen, dass sie fremd bleiben.

Wir haben allein fast 3 Millionen Menschen hier, die Wurzeln in der Türkei haben. Wir haben sie hierher geholt, um die Löhne schön knapp zu halten und Drecksarbeit zu machen; dafür haben wir sie in Ghettos leben lassen. Sie haben sich dennoch sehr weitgehend integriert. Sie, nicht wir, obwohl es ein Prozess auf Gegenseitigkeit sein sollte. Was wissen wir nun von ihnen? Wie steht es um den Kontakt des Establishments zu diesem Teil der Bevölkerung? Oh! Jetzt liegt es in der Luft, dass ein Teil von denen auf einen anderen losgeht. Wissen wir nicht, denn wir kennen sie nicht und wir wissen nichts von ihnen.

Sowas von sowas

Und weil sich eben keiner, der sich in die Marmorhallen tragen lässt, sei es als Erbe oder als Funktionär und Lobbydiener, Gedanken um Menschen und deren Probleme macht, kennen sie nur ihr Business und das, was es gefährdet. So sagen sie es auch: Das sind Gefährder, Gefahren, Kriminelle. Denen kommt man eben mit Härte, Gewalt und Verboten. Heute lockt man sie her, morgen will man sie schon wieder abschieben.

Das alles schließt an den ebenfalls schon traditionell eifersüchtigen und unsolidarischen Umgang an, auf den die Menschen regelrecht gedrillt werden. Man ist etwas Besseres, immer, und dazu muss jemand schlechter sein; durchgefallen, ausgeschlossen, besiegt, abgewertet. Womit sich der Kreis schließt: Wer sich immer und immer wieder als Verlierer erlebt in einer Gesellschaft, die nur die Siegerpose erlaubt, wer sich permanent bewerben muss und dessen Hochglanzbroschüre ihn immer noch zu schlecht aussehen lässt, was hat der für Optionen?

Die Reaktionen der so dressierten Nationalbürger sind in diesem Zusammenhang verständlich. Sie erwehren sich der fremden Gefahr. Sie sorgen dafür, dass ihr Teil vom Kuchen namens “Neid” nicht den Anderen zufällt. Sie tun etwas, wo jene, die ihnen das eingeimpft haben, nur schwätzen, und sie haben erfolgreich verinnerlicht, dass erst das Ego kommt und dann der Mensch. Blöd nur, dass die Lage damit außer Kontrolle geraten ist, nicht mehr beherrschbar. Selbst das Prinzip Divide-et-impera trägt nicht mehr. Es bleibt das nackte “Divide” mit seinen wenig überraschenden Folgen.

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