September 2017
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kunstlyriklamauk[17] Comments 08. Sep 2017 13:01

Die Würfel sind gefallen. Das Ergebnis der Bundestagswahl 2017 wurde in den Prognosen nur sehr vage getroffen. Deutlicher als vermutet wurden die beiden extremen Parteien FDP und AfD ins Parlament gewählt. Die 40% für die CDU hatten die meisten Institute ebenso wenig kommen sehen wie das Abschneiden der SPD. Die sechs Prozent der Grünen lagen derweil ebenso im Schmitt der Vorhersagen wie die acht Prozent für “die Linke”. Fast zwei Prozent für die sehr gute Partei “Die Partei” haben die Demoskopen überrascht.
Vor allem aber das wieder einmal historische schlechte Ergebnis der SPD hatte so niemand kommen sehen oder sehen wollen. Martin Schulz, bei seiner Nominierung noch als Lichtgestalt und Hoffnungsträger in Szene gesetzt, entpuppt sich als völliger Versager. Knapp 19 Prozent, das ist selbst für die Sozialdemokratie deprimierend. Wieder einmal ist es Sigmar Gabriel hingegen gelungen, der Verantwortung für die Schlappe zu entgehen. Es scheint, als sei der ehemalige Vorsitzende einer der wenigen, der seine Partei kennt und ungeschminkt betrachtet. Mehr ist nicht drin, dafür muss er ja nicht seinen Ruf ruinieren.
Verlierer gesucht
Anstatt sich irgendwann einmal mit ihrer eigentlichen Existenz als Ganzes zu befassen – ihrer Rolle im Parteienspektrum, ihren Konzepten, denen, die sie nicht hat, ihrer Vergangenheit, den architektonischen Fehlern in ihrem Fundament, geht sie ernsthaft in die nächste Personaldebatte und sucht jemanden, der oder die “Kurs hält in schweren Zeiten” (M. Schulz in seiner Abschiedsrede). Dabei ist gerade das ganz einfach. Auf dem Riff ändert der Kutter ohnehin nicht die Richtung.
Ganz hoch gehandelt werden Thomas Oppermann und Andrea Nahles. Letztere ist die klare Favoritin, denn sie ist weiblich, was ihr doppelt nützt: Eine Frau ist einfach an der Reihe, und in der Niederlage lassen die Herren ihr eher den Vortritt. Ihre politischen Einstellungen und ihre ‘Popularität’, die Tatsache, dass Nahles so attraktiv für die Wähler ist wie ihre Partei, tun dem keinen Abbruch. Es geht darum, Posten zu besetzen ohne Sinn und Ziel. Arbeitsessen-Münte sagte einmal über sie: “Die kann Partei.” Wir gratulieren dann schon einmal.

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kollateralschaden ,
netz[10] Comments 06. Sep 2017 13:14

Die Begriffe “Klickstricher” und “Awarenesshure” sind völlig aus der Mode gekommen; dafür spricht man heute über “Stars”, wie in “Instagram-” oder “Youtube-”. Als Anfang der 2000er eine relevante Kultur von Textblogs in deutscher Sprache entstanden war, galt es als unfein, sich an Leser heran zu wanzen, indem man statt Inhalten bloß Zeugs lieferte, das Aufmerksamkeit erregen sollte. Auch das Besprechen von ‘Produkten’, die man für solche Schleichwerbung geschenkt bekam, war anrüchig.
Der Wind weht längst aus der ganz anderen Richtung, was sich jenem Sog verdankt, in dem sich Kapital und Massen von Idioten zu einer großen Kloake vereinen. Wussten die zumeist irgendwie professionellen oder zumindest sachkundigen Benutzer früherer Zeiten noch, warum man von “virtuell” sprach, wenn Identität im Internet gemeint war, toben inzwischen Schwärme von Lemmingen durch den Äther, die in gebückter Haltung ihre Maschinen streicheln und ein “Pokemon” nicht mehr von einer Laterne unterscheiden können.
Helden in Strumpfmasken
Der “Standard” hat so ein Beispiel, warum man nichts. glauben. darf., Grundgesetz und Kernkompetenz der Netznutzung. Wir Alten wissen das noch. Schauen wir uns diesen widerlichen Aufschneider aka “Instagramstar” und seine halbgescheite Klientel einmal näher an:
Ein Krebsopfer also – zumindest eine der gröbsten Schablonen, mit der Arschlöcher zu Werke gehen, denen jedes Mittel recht ist, sich in den Mittelpunkt zu rempeln. Look! At! Me! Wo immer ich hier lese “Ich habe Krebs”, ist selbstverständlich mein erster Gedanke: “Nein, hast du nicht, du Wichser.” Man tut sich keinen Gefallen, wenn man sich im Internet auf Drama und große Gefühle einlässt. Das gehört nicht hierher.
Du willst es doch auch
Wer Krebs hat, braucht zwei Dinge ganz sicher nicht: Schmalziges ‘Mitleid’ oder Heldenverehrung – gemeinhin genau das, was diese Simulanten einheimsen. Allein schon “hat den Krebs besiegt“, dieser Bullshit aus dem Boulevard, sieht aus Sicht der Kranken und ihrer Angehörigen ganz anders aus und bedeutet meist: Hat die Chemo überlebt und bangt weiter. Krebs ist null rührend. Krebs ist scheiße, egal ob du damit lebst oder stirbst. Das Geschäft mit dieser Aufmerksamkeit ist etwas für Halsabschneider und Zuhälter.
Im vorliegenden Fall haben wir dann noch einen Poser, dem das nicht reicht und der den Helden spielt, indem er Bilder von Kriegsopfern klaut. So etwas wird also “Star” im Internet, obwohl seine ‘Werke’ so offensichtlich und leicht nachweisbar zusammengeklaut sind, dass jeder, ja wirklich jeder, der mit einem Minimum an Zweifel solchen Trash konsumiert, das erkennen müsste. Tun sie aber nicht. Der Schwarm schwärmt und träumt, und wenn dann der Wecker klingelt, werden sie patzig. Dabei ist das nicht einmal Betrug. Das ist Kundendienst, oder deutlicher gesagt: Dienst am Freier.
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interna[8] Comments 06. Sep 2017 11:22
Wer’s braucht … Feynsinn ist ab sofort über https erreichbar.
Jetzt neu: Gar nich wahr. Funzt net. Siehe Kommentare.
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kunstlyriklamauk[7] Comments 04. Sep 2017 13:19
Im Folgenden ein paar Fragen kritischer Journalisten und mögliche Antworten darauf. Testen Sie Ihr Kanzlerkönnen!
Sie haben die Führerin Deutschlands beleidigt. Wie wollen Sie Kanzler sein, wenn Sie selbst keinen Respekt vor der Majestät haben?
[ ] Ich habe größten Respekt vor der Führerin und distanziere mich von mir selbst, sollte ich Ihre oder sonst eine Autorität in Zweifel gezogen haben.
[ ] Wer ist die Alte? Die sieht voll scheiße aus.
[ ] Respekt muss man sich bei mir verdienen.
[ ] Vor der Majestät ist nach der Majestät.
Wenn Sie eines Tages vor Ihrem Schöpfergott, dem Erschaffer von Himmel und Erde, unserem Herrn, stehen, werden Sie dann genug gebetet und ihn geehrt und lobpreist haben?
[ ] Ich bete jeden Tag. Oft gehe ich in eine Kapelle oder zünde eine an. Eine Kerze. Für meinen verstorbenen äh … Freund … äh … Helmut äh Schmidt.
[ ] Amen. Halleluja! Lobet den Herrn!
[ ] Wen? Sind Sie von “Verstehen Sie Spaß”?
[ ] I am the Alpha and the Omega.
Werden Sie die durch brutale Schlepperbanden entführten und zur Islamisierung unseres schönen Vaterlandes hierher deportierten ausländischen Massen von ungebildeten Illegalen unbarmherzig ausweisen oder weiteren Zuzug aus diesem durch innerfamiliäre Heiraten beeinträchtigten Genpool zulassen?
[ ] Die europäischen Außengrenzen müssen besser geschützt, Schlepperbanden effektiver bekämpft und die Probleme der Menschen in deren Heimat gelöst werden. Lesen Sie auch mein Buch “Bla”. Lesen Sie es ganz. Lernen Sie es auswendig!
[ ] Wir müssen auch diese Menschen. Sie können wertvolle Mitglieder. Integration ist keine Sackgasse. Einbahnstraße. Holzweg. Lesen Sie mein Buch “Blub”. Zwei Mal!
[ ] Wegen mir kann hierher kommen, wer will. Ich bin eh bald weg.
[ ] Manche von denen sind doch ganz knackig. Vielleicht kann man Ihnen etwas beibringen. Kunststücke zum Beispiel. Oder Zahlen. Also richtige Zahlen, nicht diese arabischen.
Wie würden Sie reagieren, wenn Wladimir Putin gemeinsam mit Kim Jong Un in Japan einmarschierte? Sind Sie für den Schutz Deutschlands auch durch Atomwaffen oder sollen wir weiterhin Spielball ausländischer Mächte bleiben?
[ ] Die Sanktionen gegen die UdSSR müssen verschärft werden. Ich stehe voll und ganz zum transatlantischen Bündnis. Ich liebe Amerika.
[ ] Härte zeigen. Anders lernen die es nicht. Wer nicht hören will, muss fühlen. Hat mir auch nicht geschadet.
[ ] Der Russe ist nicht unser Feind. Das ist das raffende Finanzkapital. Der Wucherer. Aber so etwas darf man ja heute nicht mehr sagen.
[ ] Wir können nicht alle Probleme der Welt lösen. Wenn der Japaner wirklich überfallen wird, wird er auch wissen, warum.
Stellen Sie sich vor, Sie wären auf einem Kreuzzug, Kurz vor Jerusalem fällt Ihnen auf, dass Sie ihre Bibel vergessen haben. Was tun Sie?
[ ] Ich kehre um und hole die Heilige Schrift.
[ ] Ich vergesse niemals meine Bibel.
[ ] Ich marschiere direkt bis nach Moskau durch.
[ ] Ich lese stattdessen aus dem “Focus” vor.
Unter den wichtigsten politischen Zielen sind Bündnistreue, Wirtschaftswachstum, innere Sicherheit und Arbeitsplätzearbeitsplätzearbeitsplätze. Wo liegen Ihre Prioritäten?
[ ] Jawoll!
[ ] Aufstandsbekämpfung. Der Linksterrorismus breitet sich mit rasender Geschwindigkeit aus.
[ ] Außenpolitisch, ganz klar. Kann gar nicht außen genug sein.
[ ] Noch im Bett, Sahneschnittchen. Hat mir mein Chauffeur empfohlen, der kennt sich hier aus.
Sie haben klare Kante gezeigt. Sie sind bereit und regierungsfähig. Wer bei Ihnen arbeitet, darf auch essen, Ein Statement zum Schluss, bitte!
[ ] Ich muss mal.
[ ] Ich hab hunger.
[ ] Sind wir bald da?
[ ] Deine Mudda is ne Hure.
Auswertung:
Sie haben bis hier unten gelesen; Respekt! Womöglich sogar Fragen beantwortet? Meine Fresse! Gar ausgedruckt und angekreuzt? Fuckin’ Hell! Sie sind bereit zu wählen. Völlig egal wen, aber das können Sie nicht wissen. Ist aber genau so egal. Tun Sie’s! Dann dürfen Sie überall mitreden. Fast überall.

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kunstlyriklamauk[7] Comments 01. Sep 2017 12:24
Parusie vs. Parodie
“Er war Maximaß Popcorntüte, erstklassiger Fassadenglamour, ein gleißendes Strassjuwel am Wühltisch des politischen Modeschmucks“, rief ich ihm einst nach und: “Hätte der Mann ein bisschen mehr drauf als wirre Reden und sein Talent für virtuoses Fettnäpchen-Twister, würde er vielleicht eine Abwrackprämie für Staatssekretäre und sonstige Ministerialbürokraten einrichten“. Jetzt droht er ernsthaft mit Rückkehr und startet mit einem mächtigen Salto ins – Fettnäpfchen.
Gutti ist wieder da, hält eine Rede, vor einem Pult, damit man ihn nicht verdächtige, er halte eine “abgeschriebene Rede” und macht als nächstes einen geklauten Sprachwitz. So kennen wir ihn. Voller Demut vor seiner Größe. Während die Einen dazu trommeln: “Diesen prominenten Politikern gelang ein Comeback” (warum nicht “diese Versager sind mehrfach gescheitert”?), findet Sebastian Beck in der SZ deutliche Worte; man kann gar nicht genug davon zitieren. Hier nur so viel:
“Das Problem bei Guttenberg ist nur, dass man bei ihm nicht weiß, ob seine leuchtende Aura nun ein Heiligenschein ist oder radioaktive Fluoreszenz. [...] Es wäre ihm aber zu wünschen, dass er einfach mal ein paar Jahre lang als Normalo in einem Kabinett seinen Job macht und nicht wieder auf die eigene Inszenierung reinfällt. Das wäre eine brutal harte Prüfung für KT.” In Bayern stehen sie aber eher auf Drecksäcke. Ihr erinnert euch?
Der gute Boss
In demselben Medium wird – ein Glück – Edzard Reuter (SPD, Ex-Daimler-Chef) hinter der finalen Bezahlschranke versteckt, wo er “mehr Steuergerechtigkeit” fordert “und erklärt, warum moralisches Handeln der oberste Maßstab sein muss.“. Ein Soze halt. Die kannst du auch ganz vorn fürs Kapital einspannen und sie erzählen dir immer noch was von Moral und ‘Gerechtigkeit’. Es gibt kein System. Nur gute und böse Bosse. Wir müssten nur die guten ans Ruder® bringen [und gelegentlich ein paar Hundert Aufständische erschießen. Säzzer].
Die Russen sind da
Während die Einen noch den zäh an ihnen saugenden Sumpf durchwaten, um nach so etwas wie Wahrheit zu suchen, haben die Anderen sie gepachtet und machen fröhlich Franchise damit. Der Russenhass beim SpOn bleibt auf einem Niveau, das im Kalten Krieg als übertrieben wahrgenommen worden wäre.
Unter “Was plant Moskau?” delirieren sie sich zusammen, wie der Russe unsere Bundestagswahl manipuliert. Ein Lehrstück an Schmierenjournalismus, in dem jede noch so paranoide Wahnidee in Stellung gebracht wird. Der Stil könnte verräterischer nicht sein, findet sich doch kaum ein Satz im Indikativ. Alles hätte, wäre, könnte, womöglich. Oder auch nicht, ihr Bettpfosten. Money Quote:
“Kommt der perfekt terminierter Angriff mit Bundestagsdaten?”
Nein, aber der Praktikant mit dem Grammatik-Duden.
Wer jetzt meint, die SZ sei besser, hahaha! Die lassen sich vom Spiegel verseuchen und Mascolo auftreten, im Bunde mit Recherchelegende [Sauerstoffzelt! Defi! Einen Priester! Säzzer] Leyendecker. “Wo bleiben die Russen?” fragen sie, und Fefe antwortet:
“Es gibt da eine legendäre Episode von Ernie und Bert in der Sesamstraße. Ernie hat eine Banane im Ohr. Bert will wissen, wieso. Ernie meint, das schreckt Krokodile ab. Bert so: Hier gibt es gar keine Krokodile. Ernie so: Siehste? Funktioniert!1!!”
Keine weiteren Fragen, Euer Ehren!

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