Bildung: Von Schranken und Mauern (3)
Posted by flatter under kunstlyriklamauk[25] Comments
28. Okt 2017 15:52
Auf vielen Ebenen und mit vielen Techniken wird an den Schulen sozial selektiert und die Klassenzugehörigkeit festgelegt. Teils subtil, teils brachial werden Verhaltensmuster antrainiert, die dafür sorgen, dass die vorgezeichneten Bahnen nicht verlassen werden. Am unteren Rand stehen Dynastien, aus denen noch nie ein Kind die gymnasiale Oberstufe erreicht hat. Solche Familien sind ein Integrationsproblem, und zwar exakt dasselbe wie ghettoisierte Ausländer. Wenn man “soziale Brennpunkte” etwa “Stadtteil mit Entwicklungsbedarf” nennt, ändert das nichts an der Lage im Asiviertel. Dem entrinnt kaum jemand.
Dabei ist auch das wie bei den Migranten: Die Unterschicht bildet ihre eigene Kultur. Für viele Kinder wäre es ein Horror, das Gymnasium zu besuchen, weil sie dort niemanden kennen und von Fremden umgeben wären. Umgekehrt ist es für das Kind der Mittelschicht unmöglich, sich mit solchem Pöbel abzugeben. Ich selbst enstamme der Unterschicht, freilich einem Aufsteigerhaushalt (die gab es damals noch). “Sage mir, mit wem du umgehst und ich sage dir, wer du bist”, hieß es selbst bei uns. Selbst der obere Bodensatz hielt sich für etwas Besseres.
Kommunistische Demagogie
Dementsprechend ‘solidarisch’ ist die hiesige Arbeiterklasse. Dass auch der Filialleiter der Sparkasse dazugehört, kann er nicht wissen. Die große Suggestion, dass du bist, was du leistest, sitzt in der Mittelschicht am tiefsten. Wenn aus der jemand abstürzt (was derzeit massenhaft geschieht), sieht er das als furchtbaren Schicksalsschlag und als Ungerechtigkeit an, weil er nicht begreifen kann, dass der Boden schon immer unter ihm war. Es wird uns gelehrt, dass wir Konkurrenten sind, wir werden zu gehorsamen Strebern erzogen, die noch glauben, unerhört individuell zu sein. Alles, was die Identifikation mit der Arbeiterklasse ausmacht, wird systematisch ausgemerzt. Divide-et-impera wird in den Schulen angelegt.
Auf keiner politischen Ebene herrscht dafür ein Bewusstsein; im Gegenteil wird schon semantisch ausgeschlossen, dass darüber gesprochen werden könnte. “Klasse”, “Arbeiterklasse” gar, sind verbotene Vokabeln aus dem Arsenal kommunistischer Kampfrhetorik. Sie zu verwenden ist schlimmer als Rülpsen und Furzen. Wo ein Hauch von Ahnung aufkommt, dass Schule selektiert, wird das klammheimlich begrüßt. Selbstverständlich geht Thorben-Malte zum Gymi und Schackeline-Schantall zur Hauptschule. Schließlich geht das hier streng nach Leistung.
Den finalen Kopfschuss verpassen dann die Bologna-Hochschulen der Idee von einem durchlässigen Bildungssystem. Um die Unis endlich von linken Revoluzzern zu befreien und ihnen die Bildung auszutreiben, mit dem schönen Nebeneffekt, dass Milliarden für langjährige Studienverläufe eingespart werden, gibt es noch drei Jahre akademische Grundausbildung. Man nimmt gar den Effekt hin, dass junge Akademiker/innen völlig planlos in ihre Anschlussverwendung rutschen und viele komplett untauglich sind für das, wozu sie angeblich ausgebildet wurden. Die Priorität in diesem System ist offensichtlich. Mit Bildung hat sie nichts zu tun.
Oktober 28th, 2017 at 21:04
Ma ne Frache @flatter: Nimmste die drei Artikel mit ins Buch off? Hätt was…
Unbedingt einschalten, montags morgens, das ZetDeEff. Märkte am Morgen…
Bin grad am schwachwern, da brauchsch ne mitspieln, das machen andre…
So, Freitach nachgeholt…
Oktober 28th, 2017 at 23:01
Nö, das wär nen Thema für sich. Was weiß ich aber, was ich noch für Bücher schreib … Uena meinte ja immer, ich sollte ma nen Liebesdings schreiben, weil ich dem Einzichsten wär, dem das ohne Kitsch könnte ;-)
Oktober 29th, 2017 at 08:44
Weiss nich…, aber nen Liebesdings ohne Kitsch? Jehört doch dazu…
Oktober 29th, 2017 at 10:46
Ich wage mal die These, dass jeder Mensch -als weißes Blatt geboren, um im Laufe seines Lebens beschriftet zu werden- auch irgendein Talent besitzt, das leider durch die Vermittlung der Lernstoffe in den Bildungsinstituten zugeschüttet wird und somit sehr sehr oft niemals zur Geltung kommt. “Wegen Überfüllung geschlossen!”
Oktober 29th, 2017 at 11:23
Aus der Onlinespiele.Gruft:
“Slap the Nerd
Hilf den coolen Kindern, die Nerds zu verkloppen, damit diese nicht immer alle Fragen der Lehrer beantworten können. Pass auf, einige Nerds sind hartnäckiger und brauchen mehr als einen Schlag!”
Punkte gibt es für jede Ohrfeige gegen einen Brillenträger.
Oktober 29th, 2017 at 11:44
Apropos Kitsch – der Herr Rottenfusser kann auch anders. Und hier nochmal in die gleiche Kerbe. Bzw die direkt daneben. Alles viel leichter dank AfD!
Oktober 29th, 2017 at 14:06
Peinhard: Was die MSM seit langem einfach ignorieren und bis zum Termin nur in Randnotizen erwähnen werden, ist der UN-Klimagipfel vom 6. – 17.11.2017 in Bonn in der Nähe des Braunkohletagesbaus im Rheinland. Erwartet werden rd. 25.000 Teilnehmer aus dem In- und Ausland. Da sich auch internationaler massiver Widerstand organisiert, wird ein 2. G20 befürchtet. Welcome to hell.
https://tinyurl.com/yb9analr
Oktober 29th, 2017 at 19:31
Rückblende zu Peinharts hier verlinkten Artikel. Mir scheint, dass die Suche nach einem anderen (besseren?) Modell einer anderen Gesllschaft, eines anderen Wirtschaftsmodells, genauso weit weg ist um nicht auch so zu enden:
” Es gelingt dem gesamten konservativen Block […], den Eindruck zu erwecken, dass die […] “linken Spinnern” […], die nichts Besseres im Sinn haben, als das “System” zu überwinden und durch ein Nirwana zu ersetzen, das ungefähr so erfolgreich ist wie die ehemalige DDR.
Mit dieser Strategie wird man die Linke noch hundert Jahre bei zehn Prozent halten können. Wenn die Partei nicht begreift, dass die Träume von einem anderen System, das niemand kennt und niemand der großen Mehrheit der Bürger erklären kann, in der Politik nur Schaden anrichten. Denn die große Mehrheit will kein anderes System. Und sie hat damit vollkommen Recht.” (Zitat aus dem nämlichen Artikel)
Insofern passt das recht gut hier hin, denn was wollen die meisten Menschen anderes, als einen Zustand zu erhalten, der sie im Augenblick (relativ) oben – in mehr oder weniger Wohlstand – hält?
Kein “Neues Modell” kann Wohlstand (erfolgreiches ‘pursuit of happiness’) für alle bringen, noch weniger garantieren. “Denn es gibt kein anderes System, das man heute jenseits von Träumereien und Spinnereien als ernstzunehmende Alternative an den Mann und an die Frau bringen könnte. Wenn bei einer Bundestagswahl im Jahr 2017 weit mehr als 80 Prozent der Wähler für Parteien stimmen, die explizit das System nicht überwinden wollen, ist das eine ebenso klare Botschaft wie die über 55 Prozent, die sogar für die von den rechten Parteien angestrebte
Radikalisierung des kapitalistischen Systems stimmen.”
Jaja, Wohlstand macht träge (“Mir geht’s gut, wozu wählen?”), Unwohlstand auch (“Kann doch nix ändern – und wenn, vllt. wird’s dann noch schlechter? -
wozu also wählen?”). Offenbar weiß keiner dass Demokratie mitdenken, mitmachen bedeutet – und zwar jeden Tag.
Und nochmal (SCNR): Jaja, das iss alles der K. schuld, ohne K. wär’s besser(!?).
Oktober 29th, 2017 at 20:01
Zweifelst du wirklich daran? “besser” ist derweil ein Totschlagargument, denn sagst du “ja”, bist du Spinner, Dogmatiker, diese Schiene. Es wäre alles völlig anders, so viel ist sicher, und wo es um Politik geht, wäre die erst möglich ohne den K.. Das steht und fällt schon mit diesem ‘parlamentarischen’ Stellvertretermodell, das der K. braucht und das dazu führt, dass niemand sich je selbst bestimmen kann.
Oktober 29th, 2017 at 20:13
Boah, da ist ein totes Pixel im Bild. Wer macht das bloß mal weg?
Oktober 29th, 2017 at 20:57
1) “anderen (besseren?)” und, am Ende, auch mit (!?) – mir iss dess mit dem Totschlagargument schon klar, wie soll ich’s vermeiden?
2) und “Es wäre alles völlig anders …” anders wäre was? Nur anders? Dess iss abber e bissi fad, gell!
Oktober 29th, 2017 at 21:00
zu 2) Nö, das ist das Leben und sein Universum. Du kannst noch so schöne Pläne haben – wenn sie umgesetzt werden, sieht die Geschichte ganz anders aus. Ich erinnere da an gewisse ‘kommunistische’ Parteien.
Oktober 29th, 2017 at 22:29
Du kannst an Jeden erinnern, notfalls an Jesus & Co.
Edith sacht: Nein, ich weiche nich auf Religion aus, ich nehm’ jetzt Mao … äh oder doch besser: Tante Agathe – wer das iss? Weiß ich doch nich … so wie’s heute iss isses nich ??, deshalb besser: Anders! Und wie iss Anders? Anders halt … Warum? Weil dann alles anders iss.
PS.: Ich werde bis zu meiner Erblindung hier lesen; mir stellen sich nach der Lektüre oft so komische Fragen wie zuvor – unn dess iss gud, gell!
Oktober 29th, 2017 at 22:34
@10 flatter: Du natürlich, mit gimp. Danke übrigens, ich dachte schon das Pixel wär an meinem Läppi kaputt.
Oktober 29th, 2017 at 23:52
@Vogel: Muss ich jetzt sagen: “Was Besseres als den Tod find’st du überall”?
Ich acker ja hier utopisch rum fürs Jahr 21xx, aber diese Scheiße braucht doch kein Mensch. Ich vegetier’ hier beim Exportwirtschaftssupermeister auf Hatzevier-Niveau rum und bin nicht mal Syrer oder Malinigertschadsudan. Die Analyse is immer noch richtig, seit fast 200 Jahren. Ja, anders ist besser, weil nicht so verfickt hoffnungslos.
p.s.: Das ist auch der Grund, warum überall die Nazikopien ‘gewählt’ werden.
Oktober 30th, 2017 at 00:01
@aquadraht: Warum muss ich das mit gimp machen? Immer gimp, gimp, gimp! Doofes Linux, doofes!11! :-P
Oktober 30th, 2017 at 08:32
OT – ‘Sicherheitskonzepte’ lassen sich offenbar vielfältig einsetzen. Sehr praktisch. Bisschen peinlich auch nur dann, wenn ein ‘linker’ Bürgermeister ausgerechnet ‘linke’ Veranstaltungen schikaniert.
Oktober 30th, 2017 at 10:12
@Vogel #8 – Vor allem vergisst, übersieht oder ignoriertder gute Mann, dass man sich sehr wohl sowohl für ‘Reformen’ als auch für grundlegende Systemkritik einsetzen kann, oder, wie Georg Fülberth meint, sollte:
Der Bruch mit einem solchen Zivilisationstyp, zu dem auch das Patriarchat gehört, wird weit tiefer sein müssen als die Modifikationen, mit denen wir vorstehend lediglich auf die Beseitigung von Ungleichheit in Deutschland und in dessen Außenbeziehungen zielten. Diese sind vielleicht noch nicht einmal eine Vorstufe für eine solche weit größere Umwälzung. Sie stehen ihr aber auch nicht im Wege. Also wäre es dumm, auf sie zu verzichten.
Das zwingende ‘entweder-oder’, das Flassbeck in seinem Artikel wohlweislich(?) eher stillschweigend unterstellt, gibt es nicht. Den Hang, aus unterschiedlichen Polen unversöhnliche Gegensätze zu konstruieren statt die dadurch aufgespannte Dialektik oder das mögliche Kontinuum – bis zum ‘sowohl-als-auch’ – zwischen ihnen zu berücksichtigen, würde ich wieder als typisch ‘westliche’ Geisteshaltung bezeichnen – und weiters vermuten, dass es etwas mit spezifischen Formen von ‘Eigentum’ und mit ‘Herrschaft’ zu tun hat, als Ursprung und Folge zugleich.
Oktober 30th, 2017 at 12:56
Des weiteren dem Herrn in’s Stammbuch:
Zwar verbleiben jedem Staat gewisse Freiräume, um den sozialen und wirtschaftlichen Interessen der Bevölkerungsmehrheit Rechnung zu tragen. In dem Umfang, wie sie genutzt werden, vermindern sich jedoch meist die Optionen für künftiges politisches Handeln. Wenn eine Regierung dagegen der Bevölkerung herbe Einschnitte zumutet und die Position der Arbeitnehmer schwächt, kann sie mit dem Wohlwollen und einem höheren Engagement von Kapitalgesellschaften und Privatanlegern rechnen. Über wachsende Steuereinnahmen würde sich schließlich der politische Handlungsspielraum vergrößern. Diesen Weg hat Deutschland nach der Jahrtausendwende mittels Agenda 2010 und Hartz IV-Gesetzgebung erfolgreich beschritten.
Nun decken sich die Erfordernisse, die den Regierenden angesichts der aktuellen Wettbewerbskonstellation als Sachzwänge entgegentreten, zu einem beträchtlichen Teil mit den Interessen der reichen Oberschicht. Daraus ziehen Teile der Linken den Schluss, dass es primär deren Wünsche seien, die politischen Entscheidungen zugrunde liegen würden. Es sei doch offenkundig, dass Wirtschaftslobbyisten sowohl in Brüssel als auch in den jeweiligen Landeshauptstädten Einfluss auf die Gesetzgebung nehmen würden. Gleichfalls bekunde die von Steuererleichterungen profitierende gesellschaftliche Elite – führende Medienvertreter, akademische Freiberufler sowie Spitzenkräfte aus Wirtschaft und Wissenschaft – ihre Dankbarkeit durch wohlwollende Statements.
Solange die sich aus der Konkurrenzlage ergebenden Zwänge weitgehend ignoriert werden, gelingt es zwar ein Feindbild zu kreieren, aber kaum eine realistische Alternative anzugeben. Quelle
Die immer wieder beklagten sog. ‘Schlupflöcher’, sei es in Steuerfragen oder auch beim Mindestlohn, sind übrigens auch schlicht – Standortvorteile. Sie sind, ebensowie die sich daraus ergebenden allfälligen ‘Skandale’, bereits ‘eingepreist’.
Sorry für OT und Länglichkeit…
Oktober 30th, 2017 at 20:01
@Peinhart (18/19)
Im schlimmsten Fall beschreibt Flassbeck die Welt wie sie ist. Ich sehe Fehler in diesem Gebilde, glaube trotzdem nicht dass ein Anderes fehlerfrei sein könnte – noch nicht einmal fehlerfreier; wie auch: Men at work! Daher bin ich gerne für die Utopie auf dem Dach – lieber jedoch für friedlichen Wandel in der Hand (und wenn’s nur Versuche sind, ewiges bohren dicker Bretter – so wie hier). Was macht Flassbeck also endlich falsch? Dass er für einen Wandel predigt, dies betreffend, immer wieder entsprechende Thesen anschlägt? Ich sehe Entwicklungen die andere nicht sehen bzw. abtun mit Verweisen aufs Grundsätzlich. Fad!
Oktober 30th, 2017 at 20:12
@15 flatter: gimp gibts auch für Windows und Mac :) und kostet im Unterschied zu gewissen kommerziellen Produkten nix. (Nagut, 1 Pixel aufm Bild geht selbst mit Paint weg, wenn ich mich nicht irre)
Oktober 30th, 2017 at 20:19
Yo, so rum ist klar, aber Adobe-Zeugs (CS) funzt nicht auf Linux.
Oktober 30th, 2017 at 20:25
@Vogel: Flassbeck schlägt immer wieder vor, die Karre mit Benzinmotor bergauf zu schieben und bergab rollen zu lassen. Das wär’ doch kein Problem, wenn man nur wollte, aber dauernd kommt wer, füllt Sprit rein und fährt mit dem Ding einfach los!
Wenn man keine Energie für Individualverkehr verbrauchen will, muss man die Karren verschrotten. Ist das dann besser? Weiß ich nicht, aber es ist anders.
Im Fall des reparierten Kap. haben wir es freilich mit einem System von Mord und Plünderung zu tun. Falls es dich interessiert: Ich will absolut nichts mehr, wo Kapitalismus drin ist. Kompromisslos.
Oktober 30th, 2017 at 21:03
Dass der K. (langfristig) nix mit Vernunft, Logik & Co. zu tun hat, iss klar! Klares Statement für Vernunft, Logik, Aufklärung, Ratio, da kann ich mit. Trotzdem: Wo bleibt die Emotio? Darf die auch irgendwas (haben wollen z.B. Sicherheit [z.B. durch Besitz …], Angst, Ansehen …)? Wie soll die Emotio befriedet werden?
Oktober 30th, 2017 at 21:13
@Vogel: Was weiß denn ich? Die wird sich was Gemütliches aussuchen, irgendwo zwischen Brutalfaschismus und Hippiekommune. Ich kann und will hier ja keine ‘neue Gesellschaft’ schlüsselfertig entwerfen. Im Grunde bescheide ich mich weitestgehend mit der Kritik des Bestehenden. Solange noch relevante Kräfte meinen, sie wollten dieses Spiel weiterspielen, kann ich mir alles andere sparen, und wenn die Verhältnissse einmal so weit sind, dass sich etwas Anderes ergibt, wird sich dieses Andere unter den dann gegebenen Bedingungen entfalten. Das wird nicht vom Reißbrett kommen.