Bildung: Von Schranken und Mauern (2)
Posted by flatter under sozialzeugs , theorie[31] Comments
26. Okt 2017 13:04
Das Bildungssystem, insbesondere das deutsche, ist eine ganz eigene Erzählung, Der freidrehende Fleiß, dessen Produktivität bei der Massenvernichtung ebenso zuverlässig wirkt wie bei der Massenproduktion, folgt einer Leistungsreligion, deren Gottheit ebenso unsichtbar und außerweltlich bleibt wie ihr Vorgänger im Himmel. Es ist nicht nachweisbar, eher schon widerlegbar, dass einen Zusammenhang gebe zwischen Leistung und Einkommen, aber das ganze System ist durchzogen von Sinnsprüchen, die das Gegenteil behaupten.
Schon in der Grundschule werden Karrieren zerstört, lange bevor so etwas wie Leistungsfähigkeit und kognitive Reife überhaupt beurteilt werden können. Das wird auch von niemandem bezweifelt, den auch nur ein Hauch von Sachkompetenz umweht. Warum ist es dann noch immer so? Hat sich doch bewährt! Sehr zuverlässig ist schon an den Gymnasien das Gros der Unterschicht ausgesiebt. Was von denen noch an der Uni ankommt, frisst nicht allzu viel Brot. Spätestens bei der Drucklegung der Dissertation kann man das noch ausbremsen, und selbst wenn es jemand zur echten Bildungselite schafft, ist das ja keine Garantie auf einen Platz im Stall der Superhengste.
Den Armen helfen
Wie reagiert der sozialdemokratische Teil des Systems, der noch Mitgefühl simulieren muss, darauf? Nicht etwa so, dass die Klassenschranken und Schützengräben im System auch nur diskutiert werden. Ihre Antwort sind Bildungsalmosen. Vielleicht lernen sie ja wenigstens, mit Messer und Gabel zu essen, die “Bildungsfernen”.
Das war übrigens früher® keinesfalls besser. Zu meiner Grundschulzeit gab es noch Noten im Bereich “mündlicher Ausdruck”; da konnte man die Kinder gleich ungehemmt für ihre Herkunft bestrafen. Allein dass in der Unterschicht eine andere Grammatik, ländlich auch noch eine ganz andere Sprache vorherrscht, ist ein ein kaum beachtetes Problem. Das Bildungssystem ändert nichts an diesen Makeln, weil sie erwünscht sind, und zwar vor allem von denen, die den Betrieb besorgen. Die Mittelschicht hält sich hier erfolgreich Konkurrenz vom Hals.
Selbsthilfe abgelehnt
Ein Weiteres tut der Einfluss der Eltern. Während eben diejenigen, die ihren Stand verteidigen, dies recht forsch tun und aktiv auf das Geschehen Einfluss nehmen, sind diejenigen, deren Kindern benachteiligt sind, zum Schweigen verdammt. Die Rollen sind klar verteilt: Hie die Leistungsträger und Helikoptereltern, dort die Versager, denen stillschweigend jede Kompetenz in Bildungsfragen abgesprochen wird. Wenn Schantall Probleme hat, liegt das an ihr oder ihrer Hartzer-Familie, ganz sicher nicht an der Schule oder ihren Lehrern. Wenn Sie anderer Ansicht sind, lernen Sie erst einmal, das in angemessener Form vorzubringen!
Die Mär von der Durchlässigkeit, von Gleichberechtigung und Demokratie, wird in den Bildungseinrichtungen in Grund und Boden gestampft. Das hat zur Folge und kann nur so funktionieren, dass dieser Umstand ignoriert und umgedeutet wird, wo er nicht geleugnet werden kann. Dann werden halt “Anreize” geschafft für die “Bildungsfernen” und der “Eigenverantwortung” überlassen. Wenn die Dynastien der Asozialen davon keinen Gebrauch machen oder nur Geld für das Essen ihrer Brut sparen, ist das schließlich der Beleg dafür, dass sie gar nicht wollen. Da kann man dann nix machen.
Oktober 26th, 2017 at 14:07
Jo. Passt wunderbar zu der protestantisch-faschistoiden Haltung, die spätestens zu Schröders Zeiten in Gesetze (vulgo Hartz IV) gegossen wurde: Wer nicht arbeitet, ist bloß faul und ein Sozialschmarotzer, schließlich ist Arbeit der Inhalt eines gottgefälligen Lebens, egal ob der Gott Gott,Allah,Jachwe oder Mammon heißt. Letzterer erfreut sich zunehmender Beliebtheit, insbesondere bei den “Leistungsträgern”.
Wenn man nicht fortwährend Hartz-IV-Nachwuchs generieren würde, hätte man ja keinen Anreiz mehr für die Mittelschicht, die Selbstausbeutung im Beruf immer weiter zu treiben. Menschenwürde? Ich bitte Sie, die taugt doch nur für Sonntagsreden und Ordensverleihungen. Im Alltag völlig untaugliches Konzept.
Oktober 27th, 2017 at 10:46
Der Autor hat das ostdeutsche Bildungssystem nicht gekannt.
Also sollte er wahrheitsgemäß sein Bildungssystem als rein Westdeutsches bezeichnen.
Oktober 27th, 2017 at 11:09
Das ostdeutsche Bildunsgsystem ist freilich seit 27 Jahren tot.
Oktober 27th, 2017 at 11:13
@flatter
Ändert das irgendetwas an Deiner Aussage?
Oktober 27th, 2017 at 11:23
Nein, aber an deiner. Ich beziehe mich im Übrigen u.a. bereits auf Humboldt und sehe da durchaus eine Kontinuität, wenn auch gebrochen. Warum soll ich mich jetzt episch mit einer Episode aufhalten, die regional blieb und abgeschlossen ist?
Oktober 27th, 2017 at 11:31
“Chinesen schreiben keine belgischen Heimatromane.”
Du schon. Bleib bei Deinen Episoden.
Oktober 27th, 2017 at 11:32
Ach – und die Episodenleute sind schon alle tot.
Frommer Wunsch.
Oktober 27th, 2017 at 11:35
Nö, aber die sind überrollt worden und haben in Teilregionen bereits deutlich gezeigt, dass ihr protestantisches Erbe durch den Resoz keineswegs gebrochen wurde.
Oktober 27th, 2017 at 13:17
@Karl-Hans
Versteh das Problem nicht. In der Gesamtheit hatte das DDR-Bildungssystem auch seine gruseligen Seiten. Die fehlenden Klassenschranken konnten u.a. mit einer pazifistischen Grundhaltung sehr locker kompensiert werden. EOS-Zulassung gab es beispielsweise nur gegen Verpflichtung zu 3Jahren NVA. Ulbricht/Honecker statt Kruzifix, Fahnenapelle mit “Sieg H..” äh “Seid bereit!”-Rufen und öffentlicher Demütigung von Jeansträgern und Langhaarigen. Schon vergessen? Oder einfach die Parallelen so nicht gesehen?
Bildung als Spiegel der Machtverhältnisse – irgendwo hab ich da mal einen Artikel drüber gelesen..
Oktober 27th, 2017 at 13:43
@lycalopex
Zulassung zur EOS gab es ohne Verpflichtung. Die 3 Jahre wurden nicht schon im Alter von 12 unterschrieben.
Zulassung zum Studium gab es auch ohne 3 Jahre NVA.
Du als Wessi erzählst mir, wie ich gelebt habe. Bravo!
Geh mit Flatter einen Saufen und unterhaltet euch wie es damals war – in der DDR.
Unglaublich!
Oktober 27th, 2017 at 13:57
@flatter
Keine Angst, mir ist es momentan etwas zu weit zu dir rüber in den Westen. Ich bin mir aber sicher, dass du auch ohne mich in der Lage bist, Alkoholdurst und Gesprächsbedarf mit ehemaligen DDR-Bürgern befriedigt zu bekommen.
Oktober 27th, 2017 at 14:14
Es gibt so ein paar Ossis hier, für die ist jeder, der ne andere Meinung hat, Wessi – und sowieso unqualifiziert. Dabei ist das aber ja hier gar kein Thema. Wenn ich oben schrieb “protestantisches Erbe”, ist das Hinweis auf eine Kontinuität, die ich auch für die DDR nachweisen könnte. Danach gehe ich dann Bundesland für Bundesland vor oder wie? Irrelevant.
Oktober 27th, 2017 at 14:44
Ein grosses Problem am (bundes)deutschen Schulsystem ist auch der imense Machteinfluss der Lehrer die quasi im Alleingang darueber entscheiden wie dein zukuentiger Weg auszusehen hat.
Nun ich bin zum Glueck in einer Zeit zur Schule gegangen (Einschulung 1974), in der man spaeter ueber dem zweiten Bildungsweg dem halwegs entfliehen konnte. Wenn ich da an meinem Neffen denke, der war schon in der Grundschulzeit so verplant worden das der echt schon schwer Chancen hatte.
“Muendlicher Ausdruck” Kenn ich auch noch, s.o.
An einen der vielen “Klassiker” kann ich mich noch sehr gut erinnern. Elternsprechtag in der 3.Klasse. Meine Mutter u. ich sitzen gegenueber meiner Mathe-u. Schwimmlehrerin, sie:”Frau X, ich muss Ihnen mitteilen, dass Ihr Sohn ‘leider’ verhaltensgestoert ist.” Hahaha…
Oktober 27th, 2017 at 15:21
Zumindest sind Deine “Episoden” so weltfremd, daß sogar mein Esel bockig geworden ist.
Du hast keine Leser aus dem Osten – doch eine gibt es, die Parteifunktionärin der SED namens wat.
Schwadroniert ruhig weiter. Schreibt eure Heimatromane.
Oktober 27th, 2017 at 15:26
Du mich auch und tschüss!
p.s.: Das ist schon witzig. Immer wenn ich einen freischalte, obwohl ich ahne, dass er ein Troll ist, bestätigt er’s noch am selben Tag.
Oktober 27th, 2017 at 16:09
Tut mir unendlich leid für alle.
Aber ich sehe aktuell kein Bildungssystem und auch kein Ausbildungssystem.
Es gibt lediglich noch Abrichteanstalten, einige davon auch noch mit wohlfeil klingenden Namen.
Und der erste Punkt in der Abrichteanstalt ist das Brechen des eigenen Willens des Etüden.
Der Rest sind dann die typisch kurzen Befehle wie Sitz!, Faß! und Friß!.
Und eigenes Denken ist sowieso nur noch Energieverschwendung mit großem CO2-Fußabdruck.
Oktober 27th, 2017 at 18:18
OT- Derweil fühlen sich die tagesmärchen bemüßigt, Amazon gute Tips für die Zukunft mitzugeben:
Solange Amazon offen für den Wandel bleibt, die demographischen wie technischen Entwicklungen sowie die Bedürfnisse seiner Kundschaft genauestens verfolgt und als Leitfaden für seine strategischen Entscheidungen nutzt, hat das Unternehmen gute Chancen, nicht so zu enden wie Sears. Ein Querdenker wie Jeff Bezos scheint für diesen Job genau der richtige Mann zu sein.
Na dann ist ja alles bestens! Für ein Land, in dem wir (uns) gut und gerne ausliefern…
Oktober 27th, 2017 at 20:37
Karl-Heinz, vielleicht liest Du ja noch:
Ja, ich bin Ossi(line) und ja, ehemaliger hauptamtlicher Funktionär. Das ändert aber nichts daran, daß ich unser ehem. Bildungssystem äußerst kritisch sehe.
Schließlich ging es da auch nur um die Verwertung von Bildungsinvestitionen.
An die EOS konnten die ersten Drei einer Klasse, so ihr Notendurchschnitt unter 1,5 lag.
Berufsoffiziersbewerber zählten da nicht mit rein und der Notendurchschnitt durfte schlechter sein. Meiner Erinnerung nach sollte er aber unter 2,5 liegen.
Ich bin Jahrgang 1964 und in den 70-ern war wenigstes in meiner Schule in Klassenbüchern noch hübsch vermerkt: A, B, I.
A = Arbeiter
B = Bauern
I = Intelligenz
Das allgemeinbildend polytechnische Moment im Bildungsanspruch und das langjährige gemeinsame Lernen unterschiedlicher Neigungen und Fähigkeiten ist sicher um Längen besser, allerdings wird das insofern zunichte gemacht, als es ‚nur’ darum ging, jeden am effektivsten später einsetzen zu können.
Es ist/ war also bei Lichte betrachtet auch nur eine Abrichtung in der Ausbildung und keinesfalls wirkliche Bildung. Klassenschranken gab es sehr wohl, nur lagen die anders und trotzdem mindestens zwischen oben und unten.
Oktober 27th, 2017 at 22:58
OT: Guxma, was die Hessen da für eine interessante Landesverfassung haben.
Oktober 28th, 2017 at 07:12
Hoeheres Recht (Bundesrecht) bricht niedrigeres Recht (Landesrecht), also insofern obsolet.
Wollten die in Hessen wieder koepfen muesste die BRD ersteinmal aus der EU u. sich anschl. aufloesen.
Aber du hast recht, dass ist schon ein historischer Anachronismus. Liegt wahrscheinl. daran, dass die Landesverfassung von Hessen aelter als das GG ist.
Oktober 28th, 2017 at 09:25
@wat.: Naja, heute wird halt nicht nach der vermeintlichen “Klasse” differenziert, sondern nach dem Geldbeutel. Das Ergebnis ist vergleichbar: wer systematisch arm gehalten wird, hat keine Chance auf “höhere” Bildung. Diese Menschen hätten vermutlich auch nichts davon, da arme Menschen oftmals schon von klein auf Hindernisse vor sich haben, die sie nicht bewältigen können. Wer arm ist, ist öfter krank, hat keine soziale Teilhabe, erfährt keine Unterstützung aus der Familie bis hin zu Mangelerscheinungen aufgrund der ärmlichen Verhältnisse, was Ernährung und Umfeld angeht. Gewollte Realität im Deutschland des 21. Jhs.
(Womit ich nichts über das Bildungssystem der DDR gesagt haben will, mangels Kenntnis. Es ging mir ums Prinzip: Der Lebensweg der Kinder wird aufgrund von Faktoren bestimmt, auf die die Kinder keinerlei Einfluss haben.)
Oktober 28th, 2017 at 11:05
OT – Robert Mueller greift offenbar durch: Medienberichten zufolge sind im Zuge der Ermittlungen zur Russland-Affäre die ersten Anklagen bewilligt worden. Sonderermittler Mueller untersucht, ob Russland Einfluss auf den US-Wahlkampf genommen hat. Quelle
Die Versuche, dieses ureigenste Gewächs des ‘american way of life’ den Russen in die Schuhe zu schieben, sind wirklich nur noch lächerlich. Ein selbsterniedrigendes Schauspiel.
Oktober 28th, 2017 at 11:39
Mein höchstwahrscheinlich niemals veröffentlicht werdender Kommentar im Zensurmedium meta.tagesschau.de:
28.10.2017 – 11:36 | US-Sonderermittler: Erste Anklagen in Russland-Affäre
Geheimanklagen, Geheimangeklagte, Geheimgericht
Werden die jetzt auch nach Guantanamo verschleppt? Was hat all das noch mit Rechtsstaat zu tun, wo man gegen einen Beschuldigten ein Ermittlungsverfahren eröffnet und er vor Anklageerhebung Anspruch auf rechtliches Gehör hat?
Oktober 28th, 2017 at 13:33
OT – sehr geil: Du lädst dir ne App ruter und die schürft Kryptokohle mit deinem Handy. Zitat: “Sie müssen in Ihre Nutzungsbedingungen nur schreiben, dass wir ihr Gerät für einige Berechungen nutzen”. Brave new world; was sagt eigentlich facebook dazu? Mal in die AGB geguckt?
Das ist die Lizenz zum Gelddrucken 8.0.
Oktober 28th, 2017 at 13:59
OT- Was aber ist Kapitalismus? Der Vor-und Freiturner Flassbeck meint dazu:
In Wirklichkeit gibt es jedoch ein ganz anderes, ein massiv formbares System, mit dem man, wenn man es denn verstehen würde und handhaben könnte, sehr viel mehr für die Menschen, für die Umwelt und für die Gesellschaft tun kann als mit allen anderen Wirtschaftssystemen, die jemals erprobt worden sind.
Ach wenn man denn nur würde und könnte… was ein Jammer aber auch.
Oktober 28th, 2017 at 14:22
Gar nicht mehr witzig, wenn dann ausgerechnet so ein Fanatiker (der guten echten richtigen Sozialen Marktwirtschaft®) für sich einklagt, seinen guten Kapitalismus wollen zu dürfen, Alternativen aber allesamt auf sein Klischée von “DDR” eindampft. Das ist intellektuell verkommen.
Oktober 28th, 2017 at 15:53
Naja, ist doch eher peinlich. Dass Flassbeck ausgerechnet einen Hohlkopf wie Konicz zum Ausgangspunkt seiner Tirade gegen linke Gesellschaftsveränderung nimmt, gibt dem Ganzen eine komische Note. Selbst die Luzideren unter den “Wertkritikern” wie Kurz (der Konicz theoretisch meilenweit überragt) gefallen sich in Apokalyptik wie dem “Manifest gegen die Arbeit” – von ulkigen Theoremen wie der “Wertabspaltung” noch nicht geredet. Gerade Konicz ist eher ein Sofa-Apokalyptiker, mit mehr von Spengler als von Marx. Über die Entgleisungen seiner Polemiken und – schlimmer noch – seiner aussenpolitischen “Analysen” mag man wenn schon nicht aus Ekel dann aus Mitleid nicht reden.
Das entschuldigt Flassbeck aber keineswegs.
Das Godesberger Programm, das er für die Linke einfordert, betonte noch den “demokratischen Sozialismus” als die Alternative zum Kapitalismus angesichts der bösen roten Gefahr, vor der “die gesellschaftlichen Kräfte, die das kapitalistische System aufgebaut haben, versagen ..” “Darum ist die Hoffnung der Welt eine Ordnung, die auf den Grundwerten des demokratischen Sozialismus aufbaut ..”
Nun ist das Godesberger Programm in der Tat nicht übermässig antikapitalistisch. Aber es fordert eben doch eine andere “Ordnung”. Und “Der Krieg darf kein Mittel der Politik sein” .. ich lach mich schlapp. Aber für Flassbecks Massstäbe muss eigentlich selbst das bereits off limits sein.
Oktober 28th, 2017 at 15:53
Der ganze Artikel ist, soweit ich sehen kann, sorgfältig argumentbefreit und besteht fast ausschließlich aus gut- wie böswilligen Unterstellungen. Den ‘guten Kapitalismus’, dessen bloße Möglichkeit er im og Zitat ja ebenfalls nur unterstellt, hat ja auch noch niemand wirklich gesehen.
Vielmehr erweisen sich gerade seine bislang gerühmtesten Errungenschaften, allen voran der sog. ‘Lebenstandard’, zunehmend als Danaergeschenke, die es noch dazu nie in nahezu ausreichender Menge geben kann und wird. Schon der Versuch ihrer Bewahrung verlängert nur immer weiter die unsägliche Gewalt gegen Mensch und Natur, die schon zu ihrer Einführung nötig war.
Und nicht zuletzt will mir dünken, dass er die ‘massive Formbarkeit’ auch wieder nur aus der historischen Wandlungs- und Anpassungsfähigkeit unzulässig deduzieren will. Jeder Versuch, hier tatsächlich etwas bewusst ‘formen’ zu wollen, wurde und wird nachhaltig in globalisierter Konkurrenz und notfalls schlichter militärischer Gewalt erstickt.
Wer so einen Brocken übersieht, dem dürften eben auch hölzerne Pferde nicht groß als solche auffallen. Im Gegenteil, mehr davon! Wachstum! Die ‘zentrale Voraussetzung’ für ‘Fortschritt und Gerechtigkeit’. Meint auch ein gewisser Olaf Scholz.
Oktober 28th, 2017 at 16:02
“Er nennt etwa eine Ausrichtung auf wirtschaftliches Wachstum als “zentrale Voraussetzung” einer fortschrittlichen Agenda” – wie kann man so etwas schreiben ohne dass einem die Gelenkkapseln der Finger explodieren und das Hirn die Scheidung einreicht?
Oktober 28th, 2017 at 16:05
Den Traum vom besseren Kapitalismus kann man im Übrigen nicht ganz zu Unrecht auch Sahra Wagenknecht mit ihrem Rekurs auf “soziale Marktwirtschaft” zum Vorwurf machen.
Ganz falsch ist aber nicht, dass der Kapitalismus sich unter der Drohung seiner Infragestellung durchaus kompromiss- und anpassungsfähig erwiesen hat, und nach Wegfall der Herausforderung sein altes Gesicht wieder hervorkehrte.
Nun können auch die, die von der Rückkehr zur Sozialpartnerschaft träumen, den Warschauer Pakt und das RGW nicht mehr herbeizaubern, und ihr Traum eines sich freiwillig zurücknehmenden Kapitalismus ist wohl noch utopischer als jede sozialistische Utopie.
Witzig ist, dass sich auf der internationalen Ebene ausgerechnet Konicz https://www.heise.de/tp/features/Alte-neue-Weltordnung-3875356.html als der Apologet der imperialistischen Führungsmacht aufspielt. Nach seinem “Theorieansatz” gibt es wahrscheinlich auch einen Konflikt zwischen spanischem und katalanischem “Imperialismus”.
Oktober 28th, 2017 at 16:12
Das ist diese dilettantische Seite von Konicz, der nicht ahnt, welchen Schwachsinn er schwafelt. Ohne Popanz geht das geht nicht; seien es Putinversteher® oder das hier:
“Das Weltbild des deutschen Antiamerikanismus ist schlicht: Alles Böse komme vom großen Satan USA.”
Schön. Ich kenne niemanden, der nach dieser Definition Antiamerikanist ist und schon gar niemanden, der auf dieser Basis relevant politisch agiert. Er schreibt also über nichts. Dann kann man auch gleich die Fresse halten.