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Juni 2015


 
peep

In Polen werden parlamentarische Wahlen einmal mehr zur Ohrfeige für das Establishment, das nicht erkennen will, wo der Unterschied zwischen Demokratie und Wahlzirkus liegt. Wofür Ost und West jeweils viele Jahrzehnte brauchten, das hat die postkommunistische Mafia in gerade mal 20 Jahren geschafft – Verkrustung, Vetternwirtschaft, Realitätsverlust. Wohin man schaut, lehren neue politische Kräfte die Alteingesessenen das Fürchten.

Ja, sogar in Deutschland, wo die AfD viele Achtungserfolge gelandet hat. Etablieren kann sich hier aber keine neue Strömung, denn sie stößt auf das politische Immunsystem, das Alternativen unmöglich macht. Ein Gegenbeispiel scheinen die Grünen darzustellen, aber das täuscht. Nicht nur, dass in den 80er Jahren die Voraussetzungen noch andere waren. Die Grünen rekrutierten sich aus großen stabilen Strukturen – Friedensbewegung, Ökobewegung, linke 68er, K-Gruppen und Atomkraftgegner. Viele von ihnen waren geschult und rhetorisch auf der Höhe.

Gegen für ist für

Es waren bereits massenhaft ‘Grüne’ organisiert und politisch erfahren. Es gab sogar eine journalistische Nische, über die sie ihre Themen setzten. Man konnte sie nicht verhindern, musste sie also korrumpieren, was hervorragend gelang. Heute sind aus linken Ökopaxen vegane Mittelstands-Atlantiker geworden. Mancher mag “Die Linke” jetzt noch anführen, die aber mit dem Vorläufer SED/PDS mehr als etabliert war und im Westen auf Gewerkschaftsstrukturen aufbaute.

Neue Parteien haben keine Chance und damit hat auch keine neue Idee eine Chance in dieser ‘Demokratie’- selbst eine AfD, die in ihren Reihen einige Talkshowsterne hatte und mit ihrem neoliberal-reaktionären Profil im Mainstream liegt, hat keine. Die Medien funktionieren hier bestens im Kampf gegen jede Veränderung. Die privaten Besitzer der Medienkonzerne haben kein Interesse daran, sich mit weiteren Funktionärseliten zu arrangieren, das ist ein Hauptproblem aufstrebender Parteien. Die öffentlich-rechtlichen werden ihrerseits von den etablierten Parteien kontrolliert, da ist die Sympathie noch bescheideneŕ.

Das haben sowohl die Piraten als auch die AfD erlebt. Für beide war und ist aber das noch größere Problem, bundesweit lebensfähige Strukturen zu bilden. In dieser kopflastigen politischen Landschaft, in der die Zentralgewalt die entscheidende ist, muss eine Partei bundesweit so aufgestellt sein, dass sie mit den etablierten konkurrieren kann. Das heißt vor allem, dass es hunderte Funktionäre braucht, die sich souverän im politischen Geschäft bewegen, nicht auffallen und nur innerhalb geplanter Aktionen für Aufsehen sorgen.

Die Schleifmaschine

Dummerweise sind die Mitglieder neuer Parteien nicht alle solche Sprechpuppen und blamieren sich damit zwangsläufig immer wieder, sobald sie sich öffentlich äußern. Bevor sich eine gefestigte Linie bilden kann, die von grauen Krawattenzombies in die Mikrophone diktiert werden kann, sind solche Parteien bereits vernichtet. Dafür sorgen jene Medien, die begierig auf die Fehler der inkompetenten Parteigänger warten, um damit ihren Boulevard zu besorgen.

Von linken Bewegungen brauchen wir erst gar nicht anzufangen. Man stelle sich vor, eine unbeholfene Bürgerbewegung verstieße auch noch gegen das Verbot, Marx zu lesen oder wäre gar gegen die “Marktwirtschaft” – sie würde schon im Keim erstickt. Diese ‘Demokratie’ sieht keine Alternativen vor, keine inhatlichen und schon gar keine strukturellen. Im Gegenteil; was Bürokratie und Kapital nicht direkt verhindern können, darum kümmern sich spezielle ‘Dienste’, die schon immer gern etwas mit “Schutz” im Namen trugen.

 facpa
In meiner Arbeit mit Kindern habe ich hundertfach das Argument gehört, jemand müsse sich nicht an die Regeln halten, weil ein anderer sich auch nicht daran gehalten habe. Bei Kindern ist es gemeinhin ausreichend, ihnen das zu illustrieren, um sie davon abzubringen. Es ist ja auch ganz einfach: Wenn ein Regelverstoß die Regel außer Kraft setzt, kann keine Regel je Geltung haben.

Wie irrsinnig ist es dann erst, wenn diejenigen, die in Form von Gesetzen und Staatsverträgen die Regeln aufstellen und umsetzen, sich einen Freibrief ausstellen, weil sie irgendwo wen wähnen, der sich auch jede Freiheit nimmt. Ich zitiere:

Es kann auch nicht sein, dass die Bürger jedem Unternehmen ihre Daten geben, aber nicht dem Staat, der die Aufgabe hat, das Leben von 80 Millionen Menschen zu schützen.

Wenn Bürger sich also von Datenkraken wie Google und Facebook über den Tisch ziehen lassen, dann zieht die Regierungschefin daraus den Schluss, der Staat müsste ebenfalls das Recht haben, völlig rücksichtslos mit der Intimsphäre aller Bürger umzugehen. Solche Argumente sind exakt auf dem oben beschriebenen kindlichen Niveau. Die Behauptung, hier würden „80 Millionen Leben geschützt“, macht es nur noch schlimmer. Als würde jeder einzelne deutsche Staatsbürger massakriert, wenn man nicht alle entrechtet und rundum überwacht. Dieser dummdreiste Putsch wird immer schlimmer.

Wir sehen alles

Dabei bleibt es auch nicht lange, und die Pfarrerstochter legt ihren Gifthauch über das nächste Grundrecht:

Da glauben manche, sie können endlich sagen, was sie schon immer mal sagen wollten. Ich frage mich, ob das gut oder schlecht ist.“

Das sagt kein schräger Diktator aus dem Dschungel, es ist kein Zitat von Stalin oder dem “Paten”, das sagt die Bundeskanzlerin. Sie „schützt 80 Millionen“ vor fiktiven Terroristen durch die totale elektronische Überwachung und sorgt auch gleich dafür, dass nicht jeder sagt, was ihm einfällt. Sie verwirklicht kaum verblümt alle Träume, für die ihre Stasi noch nicht die Mittel hatte.

Die Ansage, dass ihre Spießgesellen alles über uns wissen in Kombination mit der Drohung, es könne schlecht sein, seine Meinung frei zu äußern, ist auf einem Kirchentag bestens plaziert. Wenn Gott alles sieht und alles weiß, darf das Christenkind ja auf dessen Gnade hoffen. Was die NATO über uns weiß und ihre Staatsgewalten, die mit dem Kapital in ihrer Allwissenheit um die Wette eifern, ist hingegegn gefährlich. Vielleicht gar nicht gut für uns! Es geht um nicht weniger als Allmacht, und Merkel wähnt ihre Junta dem Ziel so nahe, dass sie uns unmissverständlich droht. Auf die Knie, Untertan!

 
strw

Ich glaub, ich hab’ Gen. Ist doch Gen, wenn man so durch und durch deutsch ist, dass einem ein Grundgefühl im Würgegriff hält, das jeder bewussten Hirnaktivität zuwiderläuft, das Gegenteil all dessen ist, was man denkt und auf der anderen Seite genau das hervorbringt, was die tief verachtete Volksseele täglich vor sich hin eimert? Fängt damit an: Arbeitslose sind überflüssig. Man sollte sie töten.

Also eigentlich nicht alle. Nur die, die ich sind. Ich bin jetzt ein halbes Jahr ohne Lohnjob und fühle mich scheiße deswegen. Es ist ja nicht so, dass ich nichts zu tun hätte, im Gegenteil. Privat bin ich sehr eingespannt, völlig unproduktiv bin ich auch nicht. Ich versuche sogar gerade, so etwas wie eine Firma aufzubauen, aber das ist vage und liegt nicht allein in meiner Hand. Ich will trügerische Sicherheit gegen Ausbeutung. Ich Lallsklave.

Oberstubenrein

Zweitens: Künstler sind Schnorrer. Lachhaft, das Gelaber von “Inspiration” – wenigstens sollen sie acht stunden am Tag tun, was sie halt so tun. Dazu gehört definitiv nicht auf und ab laufen, keine Idee haben und sich davor drücken, zum Beispiel Bücher voran zu bringen. Irgendwas kann man da schon schreiben, wenn man nicht ein nichtsnutziger Faulpelz ist.

Was macht der Herr also? Wer schon nicht arbeitet und trotzdem frisst, muss dann wohl wenigstens spinnerte Konsumträume haben, am besten gleich Ansprüche stellen. Klamotten, die sich kein hart arbeitender Hartarbeiter leisten kann. Haben wollen! Haben müssen! Den Fetisch bespeicheln, nachts von ihm träumen, besessen sein von Dingen. So ist er, der Hängematten-Heini, Mallorca-Manni, Florida-Flatter.

No Shit, Watson: Ich war neulich in so einem Klampfentempel und habe mich prompt verliebt. Kostet ja nur fünf Mille, das Teil. Sieht aus wie gekaut und ausgespuckt, aber dieser Klang! Unfassbar. Muss haben. Ich hat Urlaub. Rest sucht Buckelpiste für promovierten Tellerwäscher. Ach ja, überqualifiziert? Zu alt auch, so? Schade. Schade um das schöne Hirn, wer hätte das gedacht? Ich war’s nicht.

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