SciFi-Autor Charles Stross hat auf dem 34c3 einen interessanten Vortrag zum Thema “KI” gehalten, den ich zunächst inhaltlich kurz abarbeiten möchte:
Ganz richtig stellt er fest, dass eine KI, die menschliches Verhalten perfekt beherrschte, “auf dem Sofa sitzen und Chips fressen” würde. Er weist Phantasien über selbststeuernde KI, die den Menschen beherrscht, als “Religion” zurück und bietet ein deutlich rationaleres Modell.
Ein schöner Satz ist eine seiner Kernaussagen: “The secret weapon of scifi is history”. Geschichte ist aber nicht nur die Geheimwaffe der Science Fiction; sie ist die Basis aller Wissenschaft. Sofern deren Zweck auch zutreffende Prognosen sind, ist es nur logisch, die Zukunft aus der Vergangenheit abzuleiten. Zudem meidet Wissenschaft Irrtümer, indem sie die der Vergangenheit meidet; ihr Entwicklungsstand ist geronnene Geschichte, und wenn sie neue Erkenntnisse gewinnt, muss sie sich revidieren, also ebenfalls mit ihrer Vergangenheit beschäftigen.
Stross meint, dass es bereits eine “analoge KI” gibt, nämlich “corporations” – Firmen bzw. Körperschaften, hier meist als “die Wirtschaft” verklärt. Diese sind durchaus mit digitalen Systemen zu vergleichen – Ihre Verfasstheit, die (u.a. juristischen) Regeln, nach denen sie funktionieren, sind die “Software”. Menschen sind Funktionsträger innerhalb dieser technischen Strukturen der Wirtschaft. Sie sind jederzeit ersetzbar; zunehmend durch Technik selbst.
Die große Maschine
Insofern gibt es bereits eine ‘KI’, die genau das macht, wovor Dystopien von einer Herrschaft der Maschinen warnen: Sie versklavt die Menschen nach ihren technischen Regeln. Selbst Regierungen unterwerfen sich den Regeln der Körperschaften. Die technische Entwicklung, mit der diese verbunden sind, ist wiederum so schnell, dass keine (staatliche) Regulierung dem jemals mehr beikommt. Man kann diese Systeme nicht regulieren.
Leider spricht auch Stross das böse Wort “Kapitalismus” nicht aus. Der nämlich ist die große Maschine, deren Regeln die Menschen folgen. Die Abläufe sind digital, folgen dem Regelwerk der Zahlen mit dem festgelegten Ziel G’ > G, mithin: aus Geld mehr Geld machen. Die technische Entwicklung folgt ebenfalls diesem Ziel. Stross wendet dann den Blick auf aktuelle Tendenzen bzw. Gefahren dessen, was hier “Digitalisierung” genannt wird.
Korrekt stellt er fest, dass Machine Learning im Netz Lernen von Aufmerksamkeitsökonomie ist, die Maschinen also also weder Denkstrukturen übernehmen, noch wirklichen Bedürfnissen entgegenkommen. Ob mit Angst, Sex oder grellen Farben – der ‘KI’ ist egal, wie sie Aufmerksamkeit erregt. Diese wiederum nutzt sie, um etwas zu verkaufen. Diese Beobachtung deckt sich übrigens mit dieser Analyse von ‘Fake News’ und angeblichen Twitter-Bots im Vortrag von Michael Kreil.
So what?
Stross geht seinerseits dennoch von der Gefahr aus, KI könne Wahlen manipulieren. Auch glaubt er, dass künftig Medieninhalte leicht und massenhaft gefälscht werden können, weil sowohl händisch als auch per KI selbst Laien in der Lage sein werden, zum Beispiel Gesichter und Stimmen so in Videos einzupflegen, dass eine Art Fake Evidence (gefälschter Beweis) zur Alltagswaffe für Trolle und Erpresser werden wird.
Ich will es zunächst bei dieser Zusammenfassung und einem Ausblick belassen. Schon die Vorstellung, man könne etwas ‘Echtes’ von der Komplexität eines Filmes mal eben produzieren, das sich nicht leicht von Menschen durchschauen lässt, halte ich für gewagt. Vor allem aber würde dergleichen zu einer völlig anderen Form von Kommunikation führen, die aus einer Spezies von Gläubigen eine von Zweiflern machen würde – mit allen weitreichenden Konsequenzen. Darüber hinaus müssen folgende Fragen gestellt werden:
- Wie soll aus der Simulation menschlichen Daseins eine überlegene ‘KI’ entstehen, die dem Menschen immer nur ähnlicher werden könnte?
- Was würde eine Anpassung ans Menschliche hervorbringen (wir hatten hier dieses erbärmliche Beispiel einer ‘KI’, die “ein Unternehemen gründen” ‘will’.)?
- Was ist überhaupt eine KI, die “intelligenter” wäre als der Mensch und wohin führt das vor allem in Bezug auf die “große Maschine” Kapitalismus?
- Ist das Problem nicht ohnehin keines der ‘Intelligenz’, sondern des Körpers?
p.s.: Hier gibt es das Transkript des Vortrags.
Alle Artikel zum Thema in Reihe gibt es hier.
Januar 3rd, 2018 at 11:44
Kapitalunternehmen (einzeln und insgesamt) als „analoge KI“ zu bezeichnen ist eine schöne Metapher, die mir vor allem unter dem Aspekt “Herrschaft durch KI” gefällt.
Die innere Logik dieser KI ergibt sich und erschließt sich jedoch nicht aus dieser Metapher.
Das Ziel, aus Geld mehr Geld zu machen, hast du, flatter, ja von außen der Sache auf die Stirn gepappt. Andere setzen da andere, positivere Ziele, und schon ist die schöne Kapitalismuskritik wieder futsch.
Denn dass es Herrschaft gibt, ist in der Geschichte der Menschheit nichts Neues. Eine gewisse Zeit lang kann man sich auch einbilden, dass die jeweilige Herrschaft irgendwie für das allgemeine Wohl sorgt. Erst wenn die Herrschaft in offenen Widerspruch mit den Interessen der Beherrschten gerät, wird die Sache brüchig.
Wenn ich hier den alten Herrn zitieren darf: „Alle bisherige Gesellschaft beruhte … auf dem Gegensatz unterdrückender und unterdrückter Klassen. Um aber eine Klasse unterdrücken zu können, müssen ihre Bedingungen gesichert sein, innerhalb derer sie wenigstens ihre knechtische Existenz fristen kann.“ Komm. Manifest, MEW 4, 473.
Zu unserer knechtischen Existenz gehört natürlich zuerst das Fressen, Wohnen, Kleiden, aber auch das Auto, TV, Internet, Smartphone, Freizeitindustrie etcpp.
Januar 3rd, 2018 at 11:49
“Das Ziel, aus Geld mehr Geld zu machen, hast du, flatter, ja von außen der Sache auf die Stirn gepappt.”
Nö, das ist das Programm; dem kann sich keine Analyse verschließen. Das ist sowas von immanent.
p.s.: Es ist btw. auch keine “Metapher”.
Januar 3rd, 2018 at 14:15
Kapitalismus = KI ist die Metapher und aus der Metapher leitet sich keine spezielle Programmierung ab.
Januar 3rd, 2018 at 15:16
Das ist eben keine Metapher, sondern bestenfalls ein Vergleich, und selbst das lese ich anders. Dass “corporations” KI sind, ist absolut wörtlich zu verstehen.
Dass sich die Porgrammierung aus dem Kapitalismus ergibt, ihn definiert, liegt auf de Hand. Corporations sind derweil nichts anderes als kapitalistische Unternehmen.
Januar 3rd, 2018 at 17:02
Die ‘Programmierung’ des ‘automatischen Subjekts’ lässt sich auch unschwer aus jeder einzelnen ‘corporation’ allein auslesen – Bilanzregeln sowie Maßstäbe für deren Beurteilung sollten für’s erste reichen. Die ‘ersetzbaren Funktionsträger’ wiederum korrespondieren den ‘Charaktermasken’.
Januar 3rd, 2018 at 17:04
Schöner Artikel (aber proof, nicht prove, das ist das Verb – scnr)
Januar 3rd, 2018 at 18:00
thnx for correction
Ich hab dann gleich das ganze Wort ausgetauscht, weil es besser passt.
Januar 3rd, 2018 at 18:35
Sehr guter Artikel. Mich stört allerdings die etwas einseitige politische Konnotation des Begriffes Maschine. Assoziative Maschinen dieser Art gehen auch ohne Geld, – ohne Kapitalismus. Der Unterschied liegt für mich mehr im Begriff KI selber. Künstliche Intelligenz ist die Imaginierung einer authentischen Intelligenz. Das ist unbedingt ein deutliches Zeichen des Kapitalismus. Erst die Imaginierung schafft es, aus einer Dystopie eine Eutopie zu machen. Prognosen, die vorher sagen wollen ob KI’s Menschen beherrschen können oder nicht, – sind allerdings Prognosen, – Vorabverurteilungen als Religion, finde ich nicht angebracht, auch wenn ich den Techno-Esoterischen Seitenwink nachvollziehen kann. (Es gibt da einen Satz; Die Authentiziät ist jederzeit bereit die Imagination als authentisch wahr zu nehmen, deshalb sind solche Aussagen sehr gewagt)
Januar 3rd, 2018 at 18:55
Das ist keine “einseitige politische Konnotation“, sondern der Bezug des Einen auf das Andere. Das wird im Laufe der nächsten Artikel auch noch deutlicher, denn der enge Zusammenhang von Maschine/KI und Kapitalismus ist keineswegs meine Idee, sondern ein Muster.
Ebenso begeht Stross keine “Vorabverurteilung“, sondern bewertet ein Buch und das Denken von dessen Anhängern. Ob er damit recht hat, weiß ich nicht.
Januar 3rd, 2018 at 18:59
@flatter
Ist in Ordnung, es gibt immer verschiedene Blickwinkel, – ich bin gespannt auf den nächsten Teil, und ob das oder er recht hat, – wissen wir beide nicht. Das macht es spannend.
Januar 3rd, 2018 at 19:05
Diese zutreffende Betrachtung hätte im Titel wohl die Reihenfolge “Kapitalismus und (beispielweise die) ‘KI’” verdient.
Denn: – “Was ist überhaupt eine KI, die “intelligenter” wäre als der Mensch und wohin führt das vor allem in Bezug auf die “große Maschine” Kapitalismus?”
Eine “intelligentere” Maschine wäre schlicht eine “kapitalistischere” Maschine, legt man die kontemporäre Anforderung an “Intelligenz” zugrunde.
Januar 3rd, 2018 at 19:27
In dem politischen Zusammenhang mal ‘ne kurze Zwischenfrage:
Maschine = Apparat (aka. Staatsapparat)?
Januar 3rd, 2018 at 20:13
…der enge Zusammenhang von Maschine/KI und Kapitalismus ist keineswegs meine Idee, sondern ein Muster.
MEW 23, Vierter Abschnitt, 13. Kapitel… ;)
Januar 3rd, 2018 at 20:38
@ThomasX: Ich meinte dieses Bild durchaus offener. Macht ja auch keinen Sinn, das auf Staat zu beziehen, der ausdrücklich den Regeln des Kapitals folgt bzw. dessen Funktion nicht zuletzt darin liegt, dem Kapital die “Software” zu schreiben.
Ich will aber gar nicht den Diksurs von vornherein zu eng ziehen. Ich werde im Folgenden noch aufzeigen, dass die Phantasien von KI wie so vieles völlig im einem Denken verharren, das selbst den Kap. als naturgegeben annimmt und gar nichts anderes mehr kennen will.
Die Fragen unten im Posting stehen schon mal im Raum, und ich muss die nicht alle selbst beantworten.
Januar 3rd, 2018 at 20:54
Hier ist noch so ein Detail über sog. “Smart Homes” bzw. “Smarte Lautsprecher” (ein Begriff, der so unfassbar dämlich ist wie sich so ein Ding ins Haus zu stellen): Wanze als Werbeträger. Das ist das Ende aller Technik, das sie uns irgendeinen Scheiß verhökert. Konsum ist eminenter Bestandteil der Produktion und die supi Hightech ein schlechterer Gebrauchtwagenhändler. Jemand Angst vor KI? Eher wohl vor Bully-Robotern, die uns ein Messer in den Bauch rammen, wenn wir nicht etwas Bestimmtes kaufen. Aber warte, das kann das Prekariat doch viel billiger!
Januar 3rd, 2018 at 22:01
KI…mir scheints es is das letzte Aufgebot…
Das (menschliche) Gehirn nachzubilden is wie ein Abklatsch (Begriff aus der Phobotalie), ein spiegelverkertes unvollständiges Abbild…das muss schief gehn…
Frau Trulla is (vorerst) ums Messer drumrum gekommen…
“Ist das Problem nicht ohnehin keines der ‘Intelligenz’, sondern des Körpers?” … vielleicht nich des Körpers, aber des menschseins allemal…
Januar 3rd, 2018 at 22:24
Definitiv des Körpers. Geduld, mein alter Caravan! ;-)
Januar 4th, 2018 at 09:51
Das oben zitierte Kapitel ist übrigens durchaus lesenswert. Was dort beschrieben wird in Bezug darauf, was der Einsatz von Masçhinen in der Produktion mit dem Menschen macht, ist nicht nur immer noch zeitlos gültig, es lässt sich auch übertragen auf den Konsum von Maschinen – mit dem Tumbphone scheint dem Kapitalismus da ja noch einmal ein ultimativer Treffer gelungen zu sein. Und es bietet Anlass, noch einmal neu über die sog. ‘Verelendungstheorie’ nachzudenken, trotz und jenseits materiellen Wohlstands.
@ThomasX #12 – Wenn, dann gleich die ‘Megamaschine’ (Lewis Mumford).
@flatter #17 – Bin gespannt ganz deiner Meinung…
@Caravan(?) #16 – Grüße an die Bodennahe!
Januar 4th, 2018 at 15:10
@Peinhart & allen Daumendrückern sagt Frau Trulla danke:
hswt35950fgnxtsiof04i7zwqisd
Besser kriegt ses nich hin.
Januar 4th, 2018 at 23:00
Da nu viele Freitage ungenutzt verstrichen sind ziehe ich den kommenden mal vor:
alles wird gutt…
Januar 5th, 2018 at 07:22
Kapitalismus ist mehr KI als das, was man in der Software-Entwicklung unter KI versteht. Dort (in der Software-Entwicklung) ist “KI” kaum mehr als ein aufgeblähtes Marketing-Kampfwort. Bei genauerem Hinsehen ist “KI” nicht mehr als ein (besserer) Mustererkennungsalgorithmus. Aber mit “Mustererkennung” lockt man nunmal keinen Hund hinter dem Ofen hervor (und ganz sicher entlockt man damit zahlungskräftigen Pfosten keine Scheine aus der Tasche). Von dem, was man i.A. unter Intelligenz versteht (nämlich das kreative Anwenden erlernten Wissens oder vielleicht sogar – quasi als Krönung – die Erschaffung neuen Wissens), ist das, was heute so als “KI” bezeichnet wird, weit entfernt. Das bekommt auch in absehbarer Zeit kein Algorithmus hin.
Kapitalismus hingegen wird von Menschen gesteuert. Da kann man durchaus eine gewisse Intelligenz unterstellen (auch wenn der “Mechanismus Kapitalismus” eine nicht zu unterschätzende Eigendynamik von Haus aus mitbringt).
Januar 5th, 2018 at 08:35
Die Unterstellung, dass die armen Politiker Opfer der bösen Unternehmer sind, ist schon gewagt. Dies geschieht mit der Behauptung, dass man den Kapitalisten nicht hinterherregulieren könnte. Nichts ist falscher: der Staat wird als Werkzeug durch Kapitalisten genauso benötigt, wie von Sozialisten. Nur ist das Regelwerk, was ein Kapitalist braucht, ein anderes, als das, was der Sozialist braucht.
Beispiele: Regeln zur Erweiterung des Sicherheits/Repressionsapparats, Regeln zur Besitzwahrung
Da wird extrem viel Aufwand getrieben aktuellen Bedürfnissen ganz schnell die entsprechenden Regeln zu erstellen und da wird sehr oft auch in-Time geliefert.
Was dann hier landläufig als Regelungslücke bezeichnet wird, ist ja vielfach der Kern einer Regel. Globale Aneignung und Reduktion des Sozialwesens sind doch Absicht und kein Versehen – das sagen doch Exekutive und Legislative regelmäßig auch vor laufender Kamera. Sie sagen das vielfach kodiert mit “Exportweltmeister” und “Alternativlosigkeit”, aber sie sagen das auch manchmal unkodiert.
Zurück also auf die ursprüngliche Aussage: die These, dass die armen Politiker Opfer der Kapitalisten wären, ist unbelegt und eher widerlegt.
Januar 5th, 2018 at 10:32
Sorry, aber du hast leider nichts verstanden. Schon die Personalisierung im ersten Satz langt voll daneben. Regulierung ist ein (unlösbares) technsches Problem; das legt Stross in seinem Vortrag dar.
Januar 5th, 2018 at 10:41
Die Unterstellung, dass die armen Politiker Opfer der bösen Unternehmer sind, ist schon gewagt. Dies geschieht mit der Behauptung, dass man den Kapitalisten nicht hinterherregulieren könnte.
Nö. Die Aussage ist, dass das System Kapitalismus sich schneller entwickelt, als das System Regierung reagieren kann. Das hat nichts mit ‘arm’ oder ‘böse’ zu tun, auch wenn es die von dir beschriebenen Effekte natürlich gibt. Aber auch die werden eben von einer Systemlogik beherrscht, und nicht von irgendeinem guten oder bösen Willen der ‘Handelnden’ (bzw als Handelnde erscheinenden).
Indem du dich auf Letztere wirfst, blendest du genau die Ebene aus, um die es (nicht nur) hier in erster Linie geht. Und implzierst damit auch nur wieder, dass es nur so etwas wie ‘entschlossene Politiker’ bräuchte, um diese ganzen ‘Auswüchse’ abzustellen – das System selbst aber nicht hinterfragt werden müsse.
Januar 5th, 2018 at 10:49
Deine Antwort wiederherum, ist eine deiner üblichen holzschnittartigen Beurteilungen der Welt und aller Menschen darin.
Ich personalisiere gar nicht, da ich eine abstrakte Gruppe von Menschen beschreibe, die die Rolle “Politiker” innehaben. Ich hab mir den Vortrag gar nicht angeschaut, sondern nur deine Beschreibung – die du ja vorgenommen hast, damit man sich den Vortrag nicht zwingend anschauen muss (sonst hätte ja auch ein leeres Posting mit Link gereicht).
Ausdrücken will ich, dass Regulierung erfolgreich stattfindet und zwar dort, wo es den Regulierern auch darauf ankommt. Du sagst nun, das ist nicht erfolgreich – da würde ich dann um Beispiele bitten, um diese dann im nächsten Schritt zu diskutieren.
Übrigens kann dir ein Informatiker fast alle praktischen Probleme der Welt als unlösbar erklären und er hat recht. Er meint aber damit vollständige Lösung (also so etwas wie eine 100%-Lösung), während die meisten Menschen eher eine Lösung wollen für die meisten oder die praktisch relevanten Fälle. Das ganze nennt sich Entscheidbarkeitsproblem, siehe auch https://de.wikipedia.org/wiki/Entscheidbar
Will sagen: nur weil ich ein theoretisches Problem anführe, heißt das nicht, dass sich das in der Praxis stark oder überhaupt auswirken muss und womöglich haben wir ja genau so einen Fall.
Januar 5th, 2018 at 10:59
“Ich personalisiere gar nicht, da ich eine abstrakte Gruppe von Menschen beschreibe” … na wenn du deine Privatdefinition nutzt, um Argumente abzuwehren, bist du freilich immer im Recht. Hast du also auch nicht verstanden, dass du Systemeffekte auf menschliches Handeln projizierst?
“Ich hab mir den Vortrag gar nicht angeschaut” – was dich nicht davon abhält, besser zu wissen. Das ist aber nicht das Ziel hier. Du kannst dich mit Problemen befassen und versuchen sie zu verstehen oder du kannst dein Weltbild pflegen und rechthaben, das ist deine Entscheidung. Ich bin dann aber mal raus.
Januar 5th, 2018 at 11:49
Gut, dann möchte ich noch eine weitere Kritik anbringen an der wiedergegeben Darstellung, dass ein Unternehmen vergleichbar zu einer analogen KI wäre.
Wir kennen alle eine analoge I, das sind wir. Eine Organisation (auch ein Unternehmen) ist ein verteiltes System mit analoger Intelligenz und Organisationen haben eine innere Verfassung in Form von Kompetenzen/Rollen und Prozessen.
D.h. zu einem gewissen Grad kann man diese formalisieren (was heute unter dem Stichwort Digitalisierung auch tatsächlich getan wird).
Ich halte aber den Vergleich zu einer analogen KI für eher unpassend und ein vernünftiger Vergleich wäre doch eher mit einem Insekt, was recht reizorientiert funktioniert.
D.h. ich weiß eigentlich gar nicht, welche Kompetenz der Vortragende besitzen soll. Formal hat er keine Qualifikation darüber zu reden und inhaltlich erkenne ich die Qualifikation auch nicht. Was wiederherum sehr typisch für den Congress ist, da hat Kompetenz noch nie interessiert (ist leider aber auch auf vielen anderen Veranstaltungen so).
Januar 5th, 2018 at 12:12
Formale Qualifikationen interessieren mich tatsächlich nicht. Soll ich sagen: Der Gedanke inspiriert mich, aber der Mann hat ja nicht mal studiert? Die Analogie hinkt wie jeder Vergleich, aber sie vermittelt mehr von der Struktur einer ‘KI’ als viele Lehrbücher und krude Dystopien von Roboterwelten.
Januar 5th, 2018 at 12:14
Meine Gedanken mal kurz umrissen dazu. Kapitalismus ungleich KI. Der Vergleich passt einfach nicht, weil das I zum K fehlt. Ich halte das Wirtschaftssystem lediglich für ein fehlerhaftes Programm, in etwa wie schadhaften Code. Der jeweilige Unterbau (Assembler) ist der Staat.
Januar 5th, 2018 at 12:24
Von Identität ist ja auch nicht die Rede. Stross nennt auch “Corporations”, nicht “Capitalism”. Ob letzterer nun das OS ist, die Programmiersprache oder die Hardware … da hinkt das Füßchen wohl. Das “I” in KI ist aber scheint’s auch nicht klüger. Neues dazu jetzt im zwoten Teil.
Januar 5th, 2018 at 13:04
Zuletzt gehe ich übrigens davon aus, dass wir heute in großen Computernetzen die Intelligenz von kleinen Tieren wie Fröschen zusammenbekommen, d.h. Erkennungs- und Aktionsleistung.
Komplexeres Säugetierverhalten, womöglich sogar komplexere Interaktion mit Menschen sind noch nicht möglich. Aber ich gehe tatsächlich davon aus, dass mit der zunehmenden Entwicklung von Parallelcomputern (z.B. per Grafikkarten), die für den Einsatzzweck optimiert sind, wir ein Skynet in diesem Jahrhundert bauen können und werden, was automatisiert Angriffe ausführen kann und es auch angewendet wird und zwar lektronisch wie auch mit physischen Drohnenflotten von Miniatur- bis zu Großrobotern.
In den strategischen Militärdebatten findet die Planung davon aktuell statt und die Umsetzung von Prototypen läuft heute schon. Die Machbarkeit steht für alle Beteiligten fest, von USA über Russland bis zu China und sogar BRD.
Siehe z.B. https://de.sputniknews.com/panorama/20171201318511979-kuenstliche-intelligenz-usa-wettruesten-russland-niederlage/ oder https://de.sputniknews.com/politik/20170901317268741-putin-herr-der-welt/
Man wird diese künstlichen Intelligenzen auf ihre Einsatzzwecke optimieren, d.h. im Training alle unerwünschten Effekte löschen (d.h. man vernichtet falsche Entwicklungslinien, was letztlich einem Löschen eines Programms entspricht). Zudem wird man bei all diesen Systemen Selbstzerstörung sicherstellen im Falle einer Fehlfunktion. Das ist heute schon z.T. implementiert im militärischen Gerät, um z.B. dem Feind keine Technologie zu überlassen.
Zudem wird man beim Einsatz von Verbänden die KI einbeziehen, auch für kreative Vorschläge/Handlungsoptionen. Militärischer Erfolg beruht oft auf Handlungsschnelligkeit, auch taktischer Handlungsschnelligkeit (Einheit X rechtzeitig an Ort Y versetzen und Aufgabe Z erfüllen lassen). Diese Optimierung können Maschinen bald leisten.
Im Privatbereich wird man aber nach meiner Meinung die nötigen Investitionen für KI auf menschlichem Level nicht in diesem Jahrhundert leisten können. Hunde und Katzen werden aber sicher gehen inkl. der sozialen Leistungen dieser Wesen. Ich wäre aber skeptisch, ob man das für den Hausgebrauch sich kaufen könnte, oder das eher im Unternehmensumfeld bezahlbar ist.
Das ist mal meine Meinung zum Thema KI und wenn ich das richtig sehe, widerspricht das der Meinung des Vortragenden doch recht deutlich.
Januar 5th, 2018 at 17:12
Völlig OT: paar Lockerungsübungen von fast schon titanischer Qualität.