Es ist November 2017. Grau, nasskalt und ungemütlich – nicht nur ich, auch das Wetter. Was sagt der Terrorismusexperte dazu? Jetzt sagen Sie nicht “Naagh“! Die Sache ist zu ernst, sagen Sie vielmehr? Ja, das ist das Problem. Es geht immer um Mord und Krieg, um Verbrechen, die in Qualität und Ausmaß das Wort “Terror” rechtfertigen, was ja “Schrecken” bedeutet. Alle Jahre wieder erfahren wir Dinge, die damit zu tun haben. Nicht nur aus sogenannten “Leaks”, sondern auch und vor allem aus den Archiven der CIA. Einer der wenigen Horte der Transparenz ist bislang das amerikanische Recht, das immerhin nach wenigen Jahrzehnten die Akten offenlegt.
Aus den Kennedy-Akten, um deren heikelste Passagen – da deutet sich ein Rückschritt an – noch gefeilscht wird, erfahren wir heute, dass ein CIA-Mann für einen weiteren klassischen Terroranschlag verantwortlich ist. Das ist längst kein Grund zur Empörung mehr, sondern schlicht Routine. Man erwartet nichts anderes, wenn man die Geschichte der CIA kennt. Die Agency fördert schon immer Terror, bewaffnet Terroristen und begeht selbst Anschläge, bis hin zur Exekution von Staatschefs. Kriege Anzetteln ist eine klassische Disziplin dieser unserer Amerikanischen Freunde®. So sind sie, die Guten, und man ehrt sie dafür. Schon mal den Namen “Henry Kissinger” gehört? Aha. Keine weiteren Fragen.
Staatsgefährdend
Man mag jetzt darüber streiten, ob die Akteneinsicht eine Art Feigenblatt ist, eine politische Beruhigungspille gar. Ganz wunderbar passt diese Kultur schließlich in die erweiterte Orwellsche Propaganda, die hie darauf verweisen kann, wie transparent und daher demokratisch® doch der amerikanische Rechtsstaat ist, während er da alles, was Konsequenzen hätte, als “geheim” klassifiziert und somit recht effektiv verhindert, dass Betroffene noch zu Lebzeiten zu ihrem Recht kommen. “Lebzeit” wird häufig überbewertet.
Während die Amerikaner so tun, um erfolgreich schmutzige imperiale Politik zu machen, versucht das kleine Brüderchen, dieses widerwärtige Treiben auf ganz eigene Weise in den Schatten zu stellen. Liebe Landsleute, auf die Akten über den Staatsbesuch des Zars Nikolaus II. müsst ihr noch ein Jährchen warten. Alles andere würde die Integrität des Deutschen Reiches der Weimarer Republik des III. Reiches der Bundesrepublik Deutschland gefährden. Klingt albern? Ist aber so.
Das ist Deutschland hier
Die NSU-Akten sollen bekanntermaßen 120 Jahre geheim bleiben. Nationalsozialisten, die im 21. Jahrhundert unter der Aufsicht, mit Wissen und Unterstützung der deutschen Geheimdienste unbehelligt mordend durchs Land marodieren, müssen auch posthum geschützt werden. Für 120 Jahre. Man fragt sich jetzt, wie die Nazis sich damit gegen den ganzen Tand und Tüll der von ihnen geschützten Verfassung und deren Organe haben durchsetzen können. Mehr noch, wie sie auf ausgerechnet 120 Jahre kommen. Nun, immerhin da kann ich abhelfen:
Der Beamte, der diesen Beschluss zu Papier brachte, war aufgefordert worden, eine angemessene Frist von 10.000 Jahren festzusetzen. Der Mann hatte Jahrzehnte im Finanzamt gedient, flugs ausgerechnet, dass ein 1000-Jähriges Reich 12 Jahre dauert und das Ganze korrekt umgerechnet. Wie aus gut informierten Quellen verlautet, wurden die Budgets der betroffenen Dienste adäquat erhöht, um für den avisierten Zeitraum mögliche Whistleblower ausfindig und unschädlich zu machen. Bei Fluchtversuchen ist der Gebrauch der Dienstwaffe ausdrücklich erwünscht.
November 18th, 2017 at 17:30
Oh, wie passend: Der Südafrikanische Geheimdienst legt Akten zu Kohls Geschäften mit Bothas Rassisten offen. (via fefe)
November 18th, 2017 at 18:03
Tja, warum sollte man die Akten auch nicht freigeben? Schliesslich sind die dazugehörigen Gesellschaften längst ausreichend sediert. Da regt sich nichts, keine Empörung, kein Skandal, kein Hauch von einem Willen die verursachenden Strukturen ernsthaft zu hinterfragen. Stattdessen winkt -wie du schreibst- ein nettes Feigenblatt.
Übrigens danke für den: http://derstandard.at/2000067970812/Kennedy-Dokumente-USA-deckten-Flugzeugbomber
Den kannte ich tatsächlich noch nicht.
November 18th, 2017 at 23:52
Ganz OT etwas von den scheusslichen Islamisten und ihren Kinderehen: .. ooops das sind ja gar nicht die Muslime http://www.zerohedge.com/news/2017-11-17/wtf-chart-day-americas-youngest-child-brides-grooms
November 19th, 2017 at 00:05
@2 Yossarian: Ganz so sehe ich das auch nicht. Der FOIA ist ein zivilisatorischer Rest im bürgerlichen Staatswesen, dessen Stufe der BRD-Staat noch nicht erreicht hat. Da will man NSU-Akten gleich 120 Jahre wegschliessen.
November 19th, 2017 at 00:08
(Steht das nicht zufällig da oben; STEHT DAS NICHT SCHON DA?)
Caps lock sometimes works. Gruß an Amike.
November 19th, 2017 at 01:47
Deutschland im Kriegsjahr 17.
November 19th, 2017 at 06:29
@4 aquadraht:
Das halte ich für einen Ausrutscher und die Aufregung darüber findet auch nur am Rande statt. Mir fällt dazu z.B. primär nur Telepolis ein.
Und wo bleibt die Aufregung in der Öffentlichkeit darüber, dass der Verfassungsschutz immer wieder mit seinen V-Leuten selbst in Straftaten verwickelt ist? Wird das irgendwo als großes Thema diskutiert und Konsequenzen gefordert? Regt sich da Unmut in der Öffentlichkeit? Falls ja, dann nehme ich das nicht wahr und der Verfassungsschutz macht fleissig weiter wie eh und je.
November 19th, 2017 at 13:50
Heute Volkstrauertag. Bitte überall die Sprüche wie ‘Für Gott und Vaterland!’ uä ersetzen durch ‘Für nix und wieder nix’.
Danke.
November 19th, 2017 at 14:56
Ich wollte eigentlich irgendwas mit “Putins Mörder” und wie sie den Maidan annektiert haben schreiben oder so, aber das kriege ich nicht kabarettisiert. Ach, vielleciht doch: Dann war es halt Putins Vater!
Besonders schillernd diese NATO-Hure Saakaschwili, der schon als Chefgeorgier den Atomkrieg provozieren wollte. Egal, jetzt alle: Wir sind die Guten!!1¹!
November 19th, 2017 at 16:05
Kleine Anmerkung: Die Formulierung “Die NSU-Akten” ist nicht richtig; Es geht um einen Bericht aus Hessen.
November 19th, 2017 at 16:12
Das ist der, wo die Tinte für die schwarzen Balken nicht gereicht hat, nehme ich an.
November 19th, 2017 at 19:37
120 Jahre, na und? Bei Welsch in d’r Kayjass’ wor dat och niemals anders jewäs! (Herrlich das IV mit dem Terrorächtzperten Teewissen)
November 19th, 2017 at 20:44
OT:
Innerparteilicher Gegenwind für Problemsenator Lederer:
Nach der Räumung der linken Volksbühnen-Besetzer – offenbar ein heißer Freundschaftsdienst für Kulturausverkäufer Dercon – und der Al-Quaida-Propagandaskulptur vorm Brandenburger Tor zeigt Politkommissar Lederer – mutmaßlich Linke-Mitglied – blanke Angst vor einem freiberuflichen Journalisten.
November 19th, 2017 at 22:52
Das sind so ziemlich genau die Debatten, die mich wenig interessieren und deren Niveau mich abstößt. Ich lasse es dennoch stehen und nenne das Toleranz.