Ich beginne mit einem Zitat des Cyberphilosophen R@iner: “Die einen zünden die Welt an, die anderen Autos – Lasst uns also über Autos reden!” Das ist nur ein Detail dieses ganzen Kindertheaters, das wie immer in die Frage mündet: Sind die so blöd oder ist es Kalkül? Es waren nicht die ersten Sommerspiele dieser Art, im Gegenteil: Fast jedes Gx-Treffen wird von Krawallen begleitet, und Hamburg ist neben Berlin bekannt dafür, dass solcherart Feuerwerk gern etwas größer ausfällt.
Erste Konklusion ist daher: Hamburg als Austragungsort zu wählen ist siehe oben. Kalkül oder Blödheit. Womit wir zunächst bei Scholzofon Olaf wären, dem Regierenden Bürgermeister, den der Schwachsinn endgültig heimgeholt hat, es sei denn. Man werde gar nicht merken, dass ein Gipfel stattgefunden habe, hatte er prophezeit. Nun sollte er wenigstens demütig schweigen; stattdessen tönt er, die Polizei habe “alles richtig gemacht“. Aha. Angesichts des Resultats drängt sich spätestens hier auf, dass Schwachsinn als Ursache ausfällt.
Hätte uns wer gewarnt …
Was die andere Seite betrifft, so müsste man doch irgendwann lernen, dass die Hooligans umso wirksamer und befreiter ihr Werk tun können, je mehr sie sich im Recht fühlen und je mehr Unterstützung sie erhalten. Der Startschuss zu den Spielen war daher die völlig widersinnige Attacke der Polizei am Donnerstag, als sie viele tausend Demonstranten angriffen, weil eine Handvoll Heinis die Schals nicht vom Gesicht nahmen. Ich wusste an dieser Stelle, wie das kommende Wochenende sich gestalten würde. Jeder, der sich ein bisschen auskennt, wusste das.
In der Folge haben beide Seiten eskaliert, was das Zeug hielt. Was zur Hölle haben Polizisten mit Sturmgewehren auf der Straße verloren? Ist die Einsatzleitung komplett irre? Einer der wenigen ‘Fehler’, die die Polizei ausgelassen hat, war, in die Menge zu schießen. Vielleicht beim nächsten Mal. Was glauben die eigentlich, wie die Testosteronfront auf solche Maßnahmen reagiert? Ich schätze so: “Krieg? Lecker!”
Kalkuliertes Risiko
Diejenigen, die das Gewaltmonopol innehaben wollen, die es bei solchen Gelegenheiten verteidigen, tun alles, um sich zu delegitimieren. Minister, die gleichzeitig Gesetzgeber sind, schreien nicht nur nach “hartem Durchgreifen” der Polizei (was man dem Innenminister noch zubilligen kann), sondern sie wollen gleich auch ebensolche Strafen verhängt sehen, womit die Gewaltenteilung endgültig ausgesetzt ist.
Die Polizei hat verstanden, sich ihrerseits über Verfassung, Gerichte und sowieso die Ausübung des Mandats von Rechtsanwältinnen hinweggesetzt. Wenn die Politik unisono nach dem Polizeistaat schreit, muss man sich nicht wundern. Das Problem hiermit ist aus Sicht der Friedliebenden, dass der Mob sich dadurch nicht nur angestachelt fühlt. Er kann sich sogar darauf berufen, dass das Gewaltmonopol geradezu frivol missbraucht wurde. So zündet man direkt die Lunte zum ‘Widerstand’.
Die Hooligans interessieren mich an dieser Stelle gar nicht. Ich sehe nicht, was man in diesem Spiel gewinnen kann außer Spaß an der Randale, daher muss ich mich hier auch nicht mit angeblichen politischen Zielen befassen. Diejenigen aber, die behaupten, einen Rechtsstaat zu vertreten, haben nichts falsch gemacht. Weil sie es nur behaupten und die ganze Show genau so haben wollten. Ich beglückwünsche diese Helden; ausdrücklich auch die verantwortliche Heeresleitung.
p.s.: Siehe auch diesen Kommentar.
Bildquelle oben: Pixabay
Juli 9th, 2017 at 21:44
Wenn man unterstellt, dass davon auszugehen war, dass geschehen würde, was geschehen ist, ist der Martialismus ein weniger bemerkenswerter.
Juli 10th, 2017 at 00:08
Mag sein. Aber deklinieren wir das mal: Wenn die Knarren nicht geladen sind, kann nichts Großes passieren – außer dass die armen Sklaven in Uniform trotzden angegriffen werden. Dann enden sie vermutlich als Gulasch.
Sind sie geladen, ist das gruselig – wenn sie trotzdem angegreiffen werden, denn dann werden sie schießen müssen.
Oder wir haben hier mit Scholz einen postmodernen Noske, der wirklich will, dass Hools abgeknallt werden. Egal, wie ich das interpretiere, es bleibt eine unfassbare Provokation mit der Bereitschaft, Menschen zu opfern.
Juli 10th, 2017 at 07:11
a) Erst mal werden vermitlich demnächst Gummigeschosse eingeführt:
https://www.heise.de/tp/features/Gummikugeln-gegen-Demonstranten-3413890.html
Bitte auch ganz unen die Bilder ansehen. Danke!
b) Olaf Scholz hat wiederholt gesagt, dass “man” sich von Demonstranten etc. nicht vorschreiben lasse, wo Politiker sich treffen. Na gut. Ein Schwarzer, der eine öffentliche Sauna besuchen will, wird sich demnach auch nicht von darin sitzenden Glatzen mit Hakenkreuz-Tatoos vorschreiben lassen, wo er schwitzen darf.
Juli 10th, 2017 at 07:41
Inside the block:
https://www.youtube.com/watch?v=xZVrj14fTkg
Jetzt beginnt auch noch die BLÖD-Hatz. Vermummung lohnt sich. Sonst:
http://www.bild.de/news/inland/g20-gipfel/wer-kennt-diese-verbrecher-52493328.bild.html
Dieses Dre..sblatt.
Juli 10th, 2017 at 08:53
[...] Habt ihr noch Kapazität für eine Gegenmeinung? Flatter hat das Wort: [...]
Juli 10th, 2017 at 09:05
Diejenigen aber, die behaupten, einen Rechtsstaat zu vertreten, haben nichts falsch gemacht. Weil sie es nur behaupten und die ganze Show genau so haben wollten.
Sehe ich auch so, was dann auch diese Argumente ziemlich schlaff am Mast baumeln lässt. Hätten die vermeintlich Herrschenden denn wirklich hoffen dürfen, ohne die Krawallbilder einen Friede-Freude-Eierkuchen-Gipfel präsentieren zu können, einen, der zeigt, dass sie ‘alles im Griff’ hätten und überhaupt ‘alles gut’ sei? Wohl kaum. Also haben die Krawalle ihnen einen zwiefachen Gefallen getan: ihre Ratlosigkeit und Agonie übertüncht und Material für weiteren Druck auf die Repressionstube geliefert. Das zu vereiteln hätte es ganz andere Strategien gebraucht.
Juli 10th, 2017 at 12:31
Danke, Nr. 6.): Beim Lesen des Kommentars schoss mir die vermeintliche Binsenweisheit “Man stelle sich mal vor, es hätte KEINE Randale während des G20 gegeben. DAS wäre ein wirklicher Albtraum gewesen.” in den Kopf. Werde ich jetzt ein Autonomer?
Mit Grüßen
Die Melone
Juli 10th, 2017 at 14:10
OT – Wie man so nebenbei, quasi im Vorübergehen, seinen endgültigen geistigen Bankrott erklären kann. Mit passender Krönung zum Abschluss.
Juli 10th, 2017 at 17:23
“Ich weiß, dass wir bei brisanten Großdemos verdeckt agierende Beamte, die als taktische Provokateure, als vermummte Steinewerfer fungieren, unter die Demonstranten schleusen. Sie werfen auf Befehl Steine oder Flaschen in Richtung der Polizei, damit die dann mit der Räumung beginnen kann.” (Hamburger Abendblatt, 18.10.10 – aber immer noch aktuell)
http://www.abendblatt.de/hamburg/article107870345/Wir-werden-von-der-Politik-verheizt-Polizisten-erzaehlen.html
Juli 10th, 2017 at 17:50
Wie hat dieses Land nur jemals die jährlich wiederkehrenden Chaostage in Hannover überstanden. Angesichts der Rhetorik aus Richtung der Politik zum G20 Gipfel hätte das Land wohl eigentlich längst in Mord und Totschlag versinken müssen.
Aber es hat auch seine lustigen Seite. Maas hat sich tatsächlich zu der Idee eines “Rock gegen Links” verleiten lassen. Das fände ich ja mal tatsächlich eine klasse Idee und den Event würde ich mir im Kalender ankreuzen und schon mal eine Packung XXL Popcorn bereit halten. :D
Und SPON schmiert sich auch mal schnell eine schöne Tränendrüsenschmonzette, die keine Doku Soap besser machen könnte, zusammen. Ist das noch Boulevard oder eigentlich doch schon eher Kloakenjournalismus?
http://www.spiegel.de/panorama/justiz/g20-gipfel-in-hamburg-wie-rentnerin-ulla-72-ihr-auto-verlor-a-1156966.html
Juli 10th, 2017 at 20:44
[...] Die einen zünden die Welt an, die anderen Autos – lasst uns also nur über die Autos reden! (via) [...]
Juli 10th, 2017 at 21:57
OT (oder so): Hat hier wer Enkel deren Enkel dereinst irgendwas mit Geschichte/Soziologie o.Ä. studieren werden?
Juli 10th, 2017 at 22:07
@11
komische sprerrfrist. und wahrscheinlich sind wir nicht mal so fortschrittlich, wen auch immer, im jahr 2134 daran erinnern zu können. tausendjährige-sperrfrist hätte auch gereicht.
Juli 10th, 2017 at 23:57
Nun, in Deutschland dauern 1000 Jahre zwölf. Es ist also Hoffnung.
Juli 11th, 2017 at 03:27
Hier in Indonesien war das G20 Treffen bis Sonntag Abend Thema, Präsi Jokowi war ja auch in HH.
In den Medien, also Print u. TV, sowie in den Social Media’s ist das marzialische Auftreten u. die militärische Ausrüstung, also was in HH an “Panser” aufgefahren wurde u. auch das gewaltätige Verhalten der Polizei das Topthema.
Die Militanz der Protestierer nicht, da man hier in Sachen Ausschreitungen hier was ganz anderes gewohnt ist (wenn das in Dtl. so abgehen würde, wäre bei der dt. Hysterie, der Einsatz von Schußwaffen längst kein Thema).
Nein, Dtl. gilt hier als lupenreine Demokratie in der alles swutsche abläuft. Um so erstaunter waren sie hier, dass in Dtl. die Polizei gegen Protestierer wie in einem Unrechtsregime vorgeht.
“Polisi bukul protes” (Polizei schlägt den Protest), so der Grundtenor hier.
Juli 11th, 2017 at 03:42
Nachtrag:
Ein Freund von mir ist gerade mit seiner Familie auf Taiwan. Da seine Frau Mandarin muttersprachlerin ist, können sie die Nachrichten also ohne Übersetzungsfehler verfolgen.
Der schrub mir, dass auf Taiwan als allererstes die Standortwahl Hamburg kritisiert wird. D.h. da haben im Vorfeld die Journalisten recherchiert u. wissen somit das Ausschreitungen vorprogrammiert waren. Deshalb gehen da auch einige Medien davon aus, dass wie dein Artikel u. wir hier in der Kommentarspalte mehr od. weniger wissen, die Standortwahl Kalkül bzw. Strategie war.
Schön zu sehen, dass Dtl. sich in einigen Teilen der Welt nicht mit Ruhm bekleckert hat u. der Lack nun ab ist.
Juli 11th, 2017 at 10:29
OT – Ein sicherlich wegweisendes Urteil. Ein Hoch auf die demokratische Intransparenz!
Juli 11th, 2017 at 11:53
Also nee … Wenn schon, dann Cybervielosoph.
Juli 12th, 2017 at 09:11
[...] Feynsinn: „Hamburg, ein durchsichtiges Spiel“ [...]
Juli 21st, 2017 at 07:24
[...] Systempresse? Berichtet lieber über angezündete Autos in Hamburg beim G20-Gipfel. Wie hat es der Feynsinn-Stammkommentator „R@iner“ doch treffend beschrieben: „Die einen zünden die Welt an, die anderen Autos – Lasst uns also [...]