Von der SPD zur AfD, ein Katzensprung
Posted by flatter under politik[50] Comments
01. Mrz 2016 13:49
2005 war genau die richtige Zeit, um dieses Blog zu starten. Ich war damals ein linksliberaler Salonsozialist und dachte nicht nur, Marx hätte sich an der entscheidenden Stelle geirrt, an der ich mich geirrt hatte. Ich hatte auch einige Möglichkeiten und Unmöglichkeiten der Parlamentarischen Demokratie nicht hinreichend analysiert. Da ist vor allem die Sache mit der Sozialdemokratie. Die lässt einem zwei Möglichkeiten, nämlich sich entweder von ihr gründlich zu verabschieden oder in dieselbe Richtung zu marschieren wie die AfD. Aber eins nach dem anderen.
Schon immer konnte man wissen, dass die Profite des “Westens” nur gesichert werden konnten, solange er expandieren durfte. Das schuf einerseits ein paar neue Absatzmärkte, andererseits war es auf billige Arbeitssklaven und bittere Armut in ‘Entwicklungsländern’ angewiesen. Wer aber gedacht hat, etwa China und Indien wären Drittweltländer, hat keine Vorstellung davon, was ein Milliardenvolk ist. Tatsächlich war es unumgänglich, dass sich beide (wie übrigens auch Südamerika) zu Konkurrenten entwickeln würden. Die riesigen Ressourcen dieser Regionen mussten von ihrer Bevölkerung genutzt werden. Man kann sich auch alternativ vorstellen, was passiert wäre, wenn sich 2,5 Milliarden Menschen auf die Socken gemacht hätten.
Ende der Romantik
Inzwischen bringen die also eigenes Kapital auf den Markt, das sich ebenfalls vermehren will. Da springt dann der Marx doch wieder aus der Kiste und behält recht: Man kann Profitraten durch Expansion und andere Tricks eine Weile lang hoch halten, dann aber fallen sie bloß in ganz großem Stil, diesmal global und ausweglos. Das ist das Ende jeder sozialdemokratischen Romantik, die nach Keynes oder Lieschen Müller glaubte, es werde alles gut durch Marktwirtschaft. Sie war nur möglich, weil sie sich täuschen ließ durch die unsichtbaren Opfer, die ausgelagerte Armut. Die ist jetzt auf dem Weg zurück, und diesmal wird sie bleiben, bis es kracht.
Wenn in diesen Tagen der Herr Gabriel zum Naziversteher mutiert und ‘zitiert’: “Für die macht ihr alles, für uns macht ihr nichts“, ist das weder neu noch deplaziert für einen SPD-Chef. Er kommt immer wieder, der Punkt, an den sich Sozialdemokratie entscheiden muss zwischen Kapitalismus und Menschlichkeit, und immer hat sich die SPD fürs Kapital entschieden. Noske, Ebert und Gabriel sind keine Unfälle, sondern die Logik des Fortschritts. Wer aus diesem Zug nicht aussteigt, muss die Mittel bedienen, die am Ende der Strecke noch bleiben: Zwang, Rassismus, Diktatur. Wenn die Ursachen des Elends nicht genannt werden dürfen, müssen Schuldige her. Das sind immer “die”, die “uns etwas wegnehmen”: Es völlig egal, wer “die” sind. Juden, Muslime, Ausländer, Freimaurer oder Numismatiker. Gut, es ist natürlich praktisch, wenn man sie gleich erkennt.
Die SPD hat die Hälfte ihrer Mitglieder verloren in den letzten 25 Jahren. Der Schwund hält unvermindert an. Mit den Wählern sieht es nicht besser aus. Die Leute haben die Schnauze voll von der SPD. Das gilt für andere Parteien tendenziell auch, aber die Sozen sind da ganz weit vorn. Die meisten Sozialdemokraten haben also offenbar eine kluge Entscheidung getroffen. Die noch geblieben sind, machen hingegen alles mit. Die Absurdität eines “Sozialismus” im Parteiprogramm im Bunde mit dem wahnhaften Zwang, nicht als “zu links” eingestuft zu werden, treibt sie immer wieder in die Arme der Menschenfresser. “Lieber tot als wirklich rot” sorgt inzwischen für die dritte Beihilfe zum Dritten Weltkrieg und ein Verständnis von “Arbeit”, das selbst religiöse Fanatiker an Demut in den Schatten stellt. Sozial ist, was Sklaven schafft.
Same Procedure
Es hieß hier in den Kommentaren, Sozialdemokratie sei der Versuch, einen Ausgleich zwischen Kapital und Arbeit zu finden. Für die SPD hieß das schon immer, die Arbeit dem Kapital anzupassen. Sie ist die Partei der Kapitalversteher, und wenn das wieder Sklaven braucht, dann besorgt sie halt welche. So weit waren wir bei Hartz IV. Ergänzend hat Sarrazin den Boden bereitet für einen Rassismus, der sich von dem Hitlers nicht mehr unterscheiden lässt. Die SPD erkannte darin freilich keinen. Wie vergleichsweise harmlos ist es da, wenn Gabriel jetzt das NPD-Motto “Deutsche zuerst” aufnimmt, noch verschämt mit einem Schleifchen in der Formulierung.
Seit Hartz wissen wir, was die SPD-Funktionäre ‘ihren Arbeitern’ sprichwörtlich zumutet. Ich möchte mir nicht ausmalen, was sie bereit ist, “denen” anzutun, „die“ nicht „wir“ sind. Die AfD, das ist der Unterschied, spricht es aus. Ihr menschenfeindliches Konzept von Wirtschaft und Arbeitsmarkt ist ebenfalls Agenda 2010 ohne Nebelkerzen. Sie ist obendrein eine Möglichkeit, es den Sozen sowie den anderen Etablierten heimzuzahlen und niemand meckert, wenn man sich bei denen mal so richtig gehen lässt. Was will ich dann noch mit der SPD?
März 1st, 2016 at 15:04
Sarrazin hat die SPD in ihren Reihen behalten aber dieser hier wurde heimlich, still und leise nach 55 Jahren Mitgliedschaft rausgeschmissen:
http://tinyurl.com/zc99d5b
Die haben doch einen an der Waffel.
März 1st, 2016 at 16:24
Ist also das Infragestellen des Fetischs ‘Schwarze Null’ wirklich nur ein ‘Schleifchen in der Formulierung’? Ich spiele wirklich höchst ungern den advocatus diaboli für die SPD, geschweige denn für den haltlosen Opportunisten Gabriel, aber gesagt hat er gerade nicht, dass er hier kürzen will um dort geben zu können. Und ich finde die Kommentare, die er dafür erntet, erst recht widerlich und menschenverachtend, sie entlarven momentan eher die Gegner seines ‘Vorstoßes’ als diejenigen mit der hier zu recht angeprangerten Mentalität. Wie glaubhaft der wiederum ist, ist im Lichte bzw Dunkel seiner bisherigen Karriere natürlich nochmal eine andere Frage, aber gesagt hat er zumindest erstmal etwas anderes.
März 1st, 2016 at 17:16
1998 habe ich zum letzten Mal die Spezis gewählt – wegen Lafontaine eigentlich nur, obwohl man es damals schon hätte sehen können, wie sich die ganze Sache weiter entwickeln würde mit diesem Schröder und seinem festgetackerten Sieger-Grinsen in der kugelsicheren Visage und seinem selbstergriffenen Hilfssheriff Fischer.
Seither wähle ich halt die Linke, solange man die überhaupt noch wählen kann …
… und es gilt nun mehr denn je, dass Wahlen längst abgeschafft wären, wenn durch sie den herrschenden Eliten auch nur ein einziges Haar gekrümmt werden könnte.
März 1st, 2016 at 17:22
@Peinhart: Ich bin ja ein bekennender Anhänger von Zusammenhängen. Die wären hier erstens Hartz IV, zweitens Nahles’ Ankündigung, den Flüchtlingen alles Mögliche zu kürzen, drittens ein sogenanntes “Asylpaket”, bleibt viertens das Zitat, das eben die tumben Ressentiments nicht bloß bedient, sondern ungefiltert auf die Chefebene der Rhetorik hievt. Ausgrechnet in diesem Zusammenhang fällt dem Verwalter der neoliberalen Wende ein, dass Geld da wäre und du nimmst ihm (wenn auch nur virtuell) ab, dass er’s so meint? You kidding me?
März 1st, 2016 at 17:34
Nimm die landtagswahlen und das sich abzeichnende debakel noch dazu und bingo – ganz durchsichtiges manöver. Irish labour feiert auch keine party mehr.
März 1st, 2016 at 17:48
@flatter – Nö, aber genau diese Zusammenhänge haben mir halt ein wenig gefehlt in dem Opener. Davon abgesehen bin ich aber natürlich auch ein sehr lieber Mensch und glaube erst mal jedem, dass er auch meint, was er sagt. Und auch, dass man sich immer noch eines besseren besinnen könne. Die SPD hätte jetzt, wenn sie diese Haltung konsequent durchhielte, durchaus die Chance dazu, sich zu berappeln, gar dem Neoliberalismus insgesamt den Rücken zu kehren, die Koalition zu verlassen und wieder zu einer ‘politischen Kraft’ zu werden statt nur zum Juniorpartner auf ewig. Aber ob ich das wirklich glaube? Siehe oben. Time will tell, aber ich fürchte, die Geschichte kennen wir schon.
Oder anders gesagt: ich bin immer bereit, jemanden beim Wort zu nehmen. Das sich dann allerdings oft als ausgesprochen glitschig erweist.
Eine andere ‘sozialdemokratische’ Nettigkeit findet sich im übrgen hier. Sind Syrer eigentlich sowas wie Kartoffeln…?
März 1st, 2016 at 18:06
Das “Schwergewicht” der Sozzen will doch mit seiner Aussage die “Schwadde Null” nicht Infragestellen.
Eine besonders perfide Wortwahl von Spezialdemokraten, die es wunderbar beherrschen ökonomischen Sachzwang mit der Sorge um die Benachteiligten dieser Gesellschaft so aufzubereiten, dass man ihnen ihre Sorge auch noch als glaubwürdig abnehmen soll.
Allerdings gelingt ihnen das immer weniger und mir ist es ziemlich egal, von welcher Seite diese Widersprüchlichkeit thematisiert wird.
Habe gestern ein Video auf youtube gesehen, wo der Hollande von jungen Bauern total niedergebrüllt wurde. Die Sozzen sind unten durch und ich hoffe, die kriegen kein Bein mehr auf ihren rechten Fuss.
März 1st, 2016 at 18:25
@Peinhart: Dabei habe ich noch nicht einmal den Thread bzw. die Kommentare von gestern erwähnt, dann käme es noch dicker für die Sozen. Ich wehre mich gerade dagegen, derartiges “beim Wort zu nehmen”, weil ich nicht nur weiß, mit welchem Lügner und Flip-Flop ich es zu tun habe, sondern weil genau das – dass man Ihnen permanent neuen Kredit für ihr Geschwalle geben soll – zum Konzept gehört.
Zum “Dampfer”: Au weia!
März 1st, 2016 at 18:32
Interessant aber auch, wer sich in diesem Zusammenhang wieder mal als Honk outen möchte. Abgesehen von dem durchsichtigen Schwachfug mit den ‘künftigen Generationen’ – dass ein Historiker mit Schwerpunkt ‘Drittes Reich’ angesichts der netten Stimmung im Lande meint, man müsse eine ‘Neiddebatte’ erst noch anzetteln als wäre sie nicht längst im vollen Gange und entlüde sich nicht bereits mehrfach täglich in ganz konkreter Gewalt – alle Achtung.
März 1st, 2016 at 18:49
@flatter – ‘Beim Wort nehmen’ hieße ja nun gerade nicht einfach ‘für bare Münze’, sondern im Gegenteil diese erstmal und sofort einzufordern, in Form der beschriebenen Konsequenzen. Irgendeinen ‘Kredit’ hat diese Bude ja nun wirklich längst und mehrfach verspielt.
März 1st, 2016 at 19:06
Götz Aly wurde mir während meiner Studienzeit in den 70igern erstmals zugänglich und für mich neu, dass er die angebliche Opferrolle der deutschen Bevölkerung im Dritten Reich mit sehr vielen Details widerlegt hat.
Die Neiddebatte, stammt das nicht aus dem Vokabular unsere parlamentarischen Parteien und wird sie nicht immer wieder aufgewärmt, sobald sie sich Widerstand gegen die Zumutungen der Politik regt.
Also für mich greift das zu kurz!
März 1st, 2016 at 19:34
@Peinhart: Das Haar müssen wir wohl spalten. Auch “beim Wort nehmen” bedeutet, dass man die Absicht ernst nimmt und wenigstens zum Schein erwartet, was, empirisch wasserdicht belegt, gar nicht beabsichtigt ist, sondern nur den Raum mit opportunen Aussagen füllen soll. Wenn Gabriel sagt, er baue einen Flughafen vor deiner Tür, stellst du dich dann mit dem Koffer auf die Straße (edith: damit du nachher meckern kannst, dass keiner gelandet ist)?
März 2nd, 2016 at 00:10
[Aber ins nach / MIttel / Schnauze voll der SPD]
März 2nd, 2016 at 00:24
Thnx for stoning ;-)
März 2nd, 2016 at 07:35
@Peinhart (6)
“[1]… ein sehr lieber Mensch und glaube erst mal jedem, dass er auch meint, was er sagt. … [2] Die SPD hätte jetzt, wenn sie diese Haltung konsequent durchhielte, durchaus die Chance dazu …”
zu [1]: Die ‘Krankheit’ kenn’ ich, die Konsequenzen waren des Öfteren schröcklich
zu [2]: … erneut über die eigenen Programme zu stürzen, auf die Fresse zu fallen und weiter zu machen wie bisher.
Ich hätte Dich tatsächlich für abgeklärter gehalten :-P
März 2nd, 2016 at 08:23
@flatter – Ich würde rekapitulieren, was man mit Baumaschinen so alles anstellen kann.
@Vogel – Danke. :p
März 2nd, 2016 at 09:51
@flatter – Ok, ok, ok. Aber hattest du nicht neulich noch gemeint, Frau Müller habe ‘was verstanden’…? :p
März 2nd, 2016 at 10:22
Habe ich? Aber sicher nicht alles?
März 2nd, 2016 at 10:45
Jo, ist ja nett, dass aus der kleinen Diskussion ein Artikel wurde. Und jetzt?
Sollen wir noch ein Foto der Grabsteine aller Hartz IV-Opfer daneben nageln, um zu zeigen, dass die Grünen und die spd auch im Inland wirkmächtiger sind, als es die raf je war?
Du kannst hier – was Du, flatter, ja seit geraumer Zeit tust -, Wahrheit um Wahrheit auftischen und damit ein Bild eines realitätsnahen größeren Ganzen zeichnen, dass ich – sonst wäre ich kaum ‘hier’ – meistens teile. Es bringt nichts!
Ich bleibe trotzdem dabei, die spd nicht mit der nsdap zu vergleichen. Das hat drei Gründe:
- Zunächst möchte ich mir Spielraum bei der Einordnung im politischen Spektrum bewahren. Folge ich der Discouter-Logik (Premium-Giga-Rotz zum megageilen Preis), dann bin ich einerseits ständig gezwungen, mich bei der nächsten Äußerung zu steigern, weil die bisherige alt und grau wirkt und andererseits wird mir sogleich jemand mit dieser schwachsinnigen Extremismustheorie kommen, die allen Rechten immer schön die Position der Mitte festzulegen hilft.
- Dann ist mir als ständigem Beobachter ausländischer Nachrichten nur allzu bewusst, wie gerne in der medialen Kommunikation mit Metaphern gearbeitet wird. Wir, die wir nicht in der Lage sind, den Deutungsrahmen zu setzen, sind darauf angewiesen, Narrative zu verstehen. Vielleicht können wir hier und da helfen, Grundbehauptungen infrage zu stellen. An den kontextuell vorknüpften Denkschemata grundsätzlich etwas zu ändern, das können wir nicht. Du kannst das Wissen um die Welt mit dem Feuerwehrschlauch verbreiten – Es wird nichts nützen, was wir ja selbst hier ab und an erleben dürfen, wenn sich Leute lieber krampfhaft an ihren Vorurteilen festhalten, als auch nur ein fucking Argument gelten zu lassen.
- Als letzten Punkt möchte ich anführen, was ich bereits in meinem Initialkommentar schrieb: Ich habe keine Ahnung, welches Denkmuster bei jemandem angestoßen wird, wenn ich das Wort “Nazi” verwende. Die einen denken an den Holocaust, die anderen an Autobahnen, Sicherheit und Ordnung.
Was weiß ich denn darüber, was die Schüler heutzutage so alles erzählt bekommen. Wahrscheinlich ist doch, dass es in deren Köpfen nach 1945 keine Nazis mehr gab.
Ich bestelle mir diese Tage erst mal zwei Bücher:
- Laclau, Mouffe, 1998: Hegemonie und radikale Demokratie. Zur Dekonstruktion des Marxismus
- Wehling, 2016: Politisches Framing: Wie eine Nation sich ihr Denken einredet – und daraus Politik macht
März 2nd, 2016 at 11:10
Ah, ein Zusammenhang.
Ich sehe immer noch nicht, wo ich die SPD mit Nazis vergleiche. Ich sage “Naziversteher”, weil die Reaktion der Chefs auf brennende Heime Zwang und Ressentiments sind. Das ist dieselbe Partei, die mal auf Internationalismus und Antifaschismus gemacht hat. Inzwischen sind die Mörder (Brandstiftung an belebten Objekten ist Mordversuch) für sie keine Faschos mehr, sondern besorgte Bürger.
Die “Nationalen Arbeiter” sind das Klientel, an die sie sich derzeit anbiedern. Deutsche, denen außer Deutschsein offenbar nicht viel bleibt.
Worum es mir geht, ist Verstehen. Ich will verstehen, warum die das machen und vor allem, warum mir alle möglichen Leute die Ohren blutig labern von “denen”, wie “die” sind und warum “die” nicht hierher gehören. Das keimt wie Kresse. So sieht er aus, der Marsch in den Faschismus, die Kriegstrommeln werden derweil eh schon gerührt. Das Ganze ist dabei kein Unfall und kein Zufall, sondern unvermeidlich. Das ist es, was die SPD macht, wenn die Diktatur vor der Tür steht. Was soll ich machen? Es ignorieren?
Weder die SPD noch eine andere Partei und schon gar nicht die ersten Nazischweine, die Menschen anzünden, sind “schuld” an dieser Entwicklung. Es ist immer wieder der Kapitalismus, der alles der Verwertung zuführt und am Schluss eben die Menschen. Da kriegst du keinen Deckel drauf, und diejenigen – Sozialdemokraten – die immer so tun, als sei das ihr Markenkern, die Kette am Kapitalismus, legen sie wenn es so weit ist, der eigenen Klientel an. Ich weiß nicht, wie ich diese Wahrheit verpacken soll, aber sie muss erkannt werden, damit das endlich aufhört.
März 2nd, 2016 at 11:29
Ich verstehe absolut, was Du meinst. Schaue ich in die Zeitungen, dann hat längst die Äquivalenz Menschen – Geld zu deren ‘Versorgung’ jede Anrüchigkeit verloren.
Ist doch klar, dass ich dabei Würgereiz bekomme.
Aber die Schuldfrage betreffend, sehe ich Parteien zuerst als geschlossene Gruppen von Menschen einer Gesellschaft, die ihre Meinungen zu ihrem Vorteil bündeln. Damit sind dann automatisch alle Parteien Gebilde, denen ich unterstelle, dass sie sich in erster Linie um ihre Belange und die Wünsche ihrer Wähler kümmern. Man will ja demokratisch legitimiert sein.
Die Frage ist dann mal wieder: Wie konnten diese Leute wieder einmal zu dem heranreifen, was sie sind: Rassistische, kleine Arschlöcher, deren Mütter von Bandwürmern geschwängert wurden.
März 2nd, 2016 at 12:06
R@iner, ich schätze deine beiträge und links hier und anderswo, aber, ja, aber: du ‘beklagst’ dich über die herstellung eines vergleichs von spd und nsdap, den es hier nicht gab und gibt, sondern nur ‘den blick auf das, was die spd (aus)macht’, andere sprechen von ihrer “historischen” funktion/aufgabe (bis zur selbstaufgabe) im kapitalismus; dann kann ich dich noch verstehen bis “Rassistische, kleine Arschlöcher”, aber: den rest “begreife, wer kann” oder, um die mütter aus dem spiel zu lassen: was haben die bandwürmer damit zu tun?
März 2nd, 2016 at 12:08
@oblomow: Ich las bei flatters Kommentaren ein paar Mal ‘SPDNA’. Stimmt das oder stimmt das nicht?
Die Bandwürmer sind mir so rausgerutscht, weil ich mit unserer üblichen Art zu fluchen (Idiot!, Arschloch!, …) nicht meine ganze Abscheu zum Ausdruck bringen kann.
Gilipollas de mierda, malditos hijos de la gran puta oder so wären dann noch Alternativen, die ich anzubieten hätte.
März 2nd, 2016 at 12:32
OT: Mal was anderes: Nr. 8719600510 ist frei
Häftling 8719600510 ist frei. Unter dieser Nummer saß der baskische Linksnationalist Arnaldo Otegi sechs ein halb Jahre im Gefängnis. Am Dienstag wurde er freigelassen. “Ich war in Haft, weil ich für den Frieden eintrat”, erklärte der 57-Jährige auf einer improvisierten Kundgebung unter Applaus seiner Angehörigen – darunter seine Frau und seine zwei Kinder – sowie Hunderter Sympathisanten. [..]
März 2nd, 2016 at 12:41
Ja, R@iner, aber fünf buchstaben machen noch keinen vergleich. Sie können eine (abwehrende) vergleichsannahme provozieren, die zum denken anregt, gerade durch die “verfremdete” anordnung. Die ausgeschriebene bedeutung flatters trifft doch den kern dieser partei oder um es vielleicht noch etwas deutlicher zu fassen: sozialdemokratische partei deutscher nationsangehöriger arbeitender (verstanden als arbeit habender – eigentlich selbstverständnis deutscher gewerkschaften, nur das die das mit der nation vielleicht nicht ganz so eng sehen – wegen der gewerkschaftsbeiträge).
Ich habe nichts gegen drastische flüche und die spanische art zu fluchen oder so hat schon was, auch wenn ich nicht alles verstehe(n muß).
März 2nd, 2016 at 12:52
@oblomow: Ich wusste genau, dass so etwas als Antwort kommen würde und sehe es komplett anders. Die Permutation gleicher Buchstaben macht doch nur deshalb Spaß, weil sich das Kürzel einer bekannten Partei aus früheren Zeiten bilden lässt.
März 2nd, 2016 at 12:53
Okay, ich tu’s ja auch nur noch ein Mal!
SPDNA SPDNA SPDNA SPDNA !!!11!
So, fertig.
März 2nd, 2016 at 12:56
Ach, weisste: Am Ende sind diese Parteihonks doch alle irgendwie demokratiefeindliche NAZIS.
Bei mir ist das Essen fertig!
März 2nd, 2016 at 12:59
OT: Jetzt wird das Geschwätz dieses US-Idioten überall verbreitet, er warne vor einem islamistischen Terrorismusanschlagsattentat. Ich wusste gar nicht, dass dieser Drumpf Moslem ist.
März 2nd, 2016 at 13:05
OT: Wenn die seit 1990 4.78 Millionen Muslime umgebracht haben, dann ist doch klar, dass sie sich langsam mal wirklich ins Höschen machen sollten.
Und von Wallstreet-Hillary wissen wir ja bereits, was zu erwarten ist. Trump hat immerhin öffentlich gesagt, dass der Einmarsch in den Irak ein Fehler gewesen wäre.
März 2nd, 2016 at 13:10
Aber “Freiheit” haben wir seitdem, alter Finne!
März 2nd, 2016 at 13:15
Ich fordere “safe space” für die und damit vor der sozialdemokratie – wahlurne hört sich passend an.
Drumpf? – John Oliver
März 2nd, 2016 at 14:04
OT: Ich pfoste das mal hier hin. Die erste Rede von Pablo Iglesias im spanischen Parlament: Discurso completo de Pablo Iglesias en el Congreso
Die Rede ist super! Es ist eine Abrechnung mit allen Parteien, besonders aber mit den ‘Sozialisten’, wie sie sich in ihrer Entwicklung dem Kapital andienten, die Arbeiter verrieten und korrupte Machenschaften betrieben.
Ich werde mal schauen, ob sich jemand anderes diese Tage findet, der das übersetzt. Ja, ich bin ein faules Schwein! Nicht immer, aber immer öfter.
März 2nd, 2016 at 16:59
Hallo R@iner,
ich denke Du gehörst zu den (vielleicht auch) Wenigen, die ihre Hoffnung in eine linke Perspektive noch nicht aufgegeben haben.
Ich habe noch so eine schwache Erinnerung daran, welche Hoffnungen Du mit Syriza verbunden hast.
Es ist durchaus nicht so, dass ich enttäuschte Hoffnungen jemanden zum Vorwurf machen würde.
Ich bin nicht so radikal wie Thomas Ebermann, der Syriza als Querfront bezeichnet hat, als sog. linke Querfront, die noch schärfere Sanktionen gegen die eigene Bevölkerung durchsetzen würde, wie ihre Vorgänger.
Ich bin da vergleichsweise milde gestimmt. Wenn ich gut gestimmt bin, fallen mir auch viele Entschuldigungen ein.
Besonders diese, dass man nicht geneigt ist, die eigene Einschätzung mit der Realität zu konfrontieren.
Wo ich allerdings gar nicht mehr einsteigen möchte, sind diese verbalen Ausbrüche und Abrechnungen von korrupten Machenschaften und Arbeiterverrat und dem Kapital andienen.
Das hat für mich so den verzweifelten Versuch, noch irgendwo das Proletariat herauszukitzeln und etwas aufzuwärmen, was ohnehin keine neuen Erkenntnisse bringt.
Warum das? Welche Absicht steckt dahinter?
März 2nd, 2016 at 18:42
@Troptard(34) – Weil das, auch wenn es den wenigsten paßt, die einzigen sind (das Proletariat), mit denen zusammen, und nur mit denen gemeinsam auf Augenhöhe(!), wir unseren Arsch aus dem Kapitalismus herauskriegen, ohne die nächste Pest am Hals zu haben!!!1!!
März 2nd, 2016 at 21:29
@35 Wat,
du meinst aber sicher nicht die selbsternannten Vertreter des Proletariats wie in Frankreich z.B “lutte ouvrière” (Arbeiterkampf), die sich den Kampf der Proleten nur an der Seite von den Sozialisten vorstellen können.
Gibt es eine Parallele dazu in Deutschland?
Mir fällt dazu noch eine Seite im Internet ein, die am Schluss jedes Artikels mit dem verzweifelten Aufruf endet, dass es dringend einer (neuen, international organisierten) Arbeiterpartei braucht,um die drohenden Gefahren/Angriffe gegen das Proletariat abwehren zu können.
Danach kommt dann der Spendenaufruf: “Für diesen Monat fehlen noch … Euros, damit wir weiterhin… .
Für mich eher ein Beweis dafür, dass das sog. Proletariat sich allen Appellen zum Trotz seiner historische Mission einfach verweigert, weil es sich seinen inneren Frieden mit den Verhältnissen nur noch in den herrschenden vorstellen kann.
Wenn es dann mal wieder ganz mutig werden will, dann erhebt es sich zum Volk und spielt sich als der eigentliche Souverän auf um seiner Herrschaft zu signalisieren, dass es an seiner Rolle nichts ändern will, sondern nur eine bessere Herrschaft über sich einfordert.
März 2nd, 2016 at 22:01
@Troptard(36)
Das Proletariat hat keine historische Mission. Es kann sich demzufolge nichts verschließen.
Und ich meinte tatsächlich das ‘richtige’ Proletariat, von dem, wie ich hier auf Feynsinn schon erfahren durfte, nicht einmal die einzig wahren Kommunisten wissen, wer und was das eigentlich ist (Sarkasmus Off)
Ich würde es ja auch eher erweitern wollen auf: Lohnabhängige.
Das betrifft dann mindestens 75 % der hiesigen Bevölkerung und wenn ich die ganzen Staatsangestellten mitrechne sogar etwa 90 %.
Da ergäbe sich schon rein rechnerisch, also auch für den, der noch nie etwas von Marx und Produktionsweisen gehört hat, daß Du nix ohne diese große Bevölkerungsmehrheit (jeweils individuell beteiligt und selbstbestimmt) machst, wenn es nicht in einer neuen Herrschaft einer Minderheit münden soll.
Ich habe das zuletzt schon einmal aufgeworfen – was würde es denn jetzt nützen, wenn das Volk mit dem jetzigen nicht einverstanden ist – eine Änderung der Produktionsweise kommt nicht über Nacht.
Wir müssen nicht nur den Kapitalismus resp. die Kapitalisten ‘loswerden’, wir müssen ohne Warenwirtschaft klar kommen können(!).
Nimm es mir nicht übel, ich halte es nicht für dumm, eine beschissene Ernährungsgrundlage NICHT über den Haufen zu werfen, wenn ich ansonsten GAR KEINE sehe.
Ich nerv’ Euch doch hier nicht ständig aus Langeweile, wenn ich Perspektiven spintisieren möchte…
Edit: Das deutsche Pendant wäre vermutlich so was wie die NAO bzw. dieser aus meiner Sicht erbärmlich gelaufene NAO-Prozeß. Die wollten wie Samson immer die ‘Armen’ retten…
März 2nd, 2016 at 22:39
@Wat #37:
Was bitte ist NAO? Könntest Du Dich vielleicht mal ein bißchen klarer ausdrücken (für Leute, die auch bei WP dazu nichts finden können)!
März 2nd, 2016 at 22:56
Guxu hier, kannte ich auch nicht, aber ixquicken aka googeln war nicht schwer.
März 2nd, 2016 at 23:07
Ich entschuldige mich @bernd_r
Das firmierte in DE wirklich unter NAO bzw. NAO-Prozeß und meint die Organisationsdebatte zur Gründung einer Neuen Antikapitalistischen Organisation.
Trotzkisten, Leninisten, Mandelisten, weiß der Fuchs, wie man das Sammelsurium richtigerweise titulieren soll(te).
Ja, es waren auch Rätekommunisten dabei und anfangs noch ein paar wenige andere ‘Versprengte’ so wie ich.
Da sollteste gleich zu Anfang mal eben blanko ein paar Organisationsprinzipien unterschreiben, daß Du zu diesem Zirkel überhaupt ‘Zutritt’ hast.
… War mir zu viel Lenin drin, wir müssen hier keinen Zaren mehr vertreiben und erst mal der Lohnarbeit zum Sieg verhelfen.
Jedenfalls war ich mit meinen Ansichten und Vorschlägen zu Inhalt, Organisation etc. da wohl so etwas wie die Pest schlechthin.
Tante Edith sagt:
Danke @flatter
Das war aber schon der zweite Internetauftritt – falls wer Interesse hat, der Blog davor, der auch meine Beiträge enthält, ist dieser:
http://arschhoch.blogsport.de/
März 2nd, 2016 at 23:16
OK, hab ich geguxt. Aber das Giften gegen Leute die nicht der “reinen Wahrheit” anhängen, hilft auch nicht viel weiter! (“Wir wissen, wo’s langgeht – und nur wir!”) Das unterscheidet sich nur unwesentlich von der Predigt des “Evangeliums”.
All along the Watchtower – höre ich gerade…
März 2nd, 2016 at 23:20
Moment mal @bernd_r – ich hing und hänge nicht an der reinen Wahrheit, mir sollte sie dort verkündet werden und allen anderen auch ;)
Ich war dort hingegangen, weil ich das mit dem antikapitalistisch wörtlich nahm – und war entsetzt, daß ich mich gleich erstmal mit den leninschen Organisationsprinzipien einverstanden erklären sollte, bevor auch nur ansatzweise irgendetwas inhaltliches besprochen werden ‘durfte’.
Es ging da nur um die Organisation, solange ich dabei war nicht ein einziges Mal wirklich um Inhalte, Programmfragen – und sei es nur die Diskussion erstmal darum, was denn unter antikapitalistisch zu verstehen wäre/ sollte/ könnte/ müßte
März 3rd, 2016 at 00:01
@37 Wat,
die schmale Breite von dem Papier, die möglicherweise nicht zwischen uns passt, ist die Vorstellung, dass es da so etwas wie eine wirkmächtige Kraft in der Gesellschaft geben würde, die mehr will “als ein paar Stellschrauben” neu zu justieren.
Wenn ich daran persönlich zweifele, dass diese Kraft absehbar nicht vorhanden ist, bringt es mich dann weiter, mich auf die Suche nach dem Proletariat zu machen oder , weil es sich selbst als solches nicht wahrnimmt, in den grossen Topf der Lohnarbeit werfe, um daraus noch einen prinzipiellen Gegensatz zwischen Kapital und Arbeit zu konstruieren.
Ich gehe jetzt mal davon aus, dass Du das so ähnlich siehst.
März 3rd, 2016 at 00:09
Der Gegensatz ist ja da, den muß ja keiner erst konstruieren.
Aber wenn die, die den am meisten ‘aushalten’ müssen, das nicht geändert sehen wollen, dann ist das eben so.
Macht mich nicht wirklich glücklich, aber noch weniger glücklich macht es irgend jemanden, da jetzt jemanden zu seinem Glück zwingen zu wollen.
Doch, die dann vorübergehend selbsternannte Elite – aber ich glaub’ halt nicht, daß die es in der kurzen Zeit, in der das so ist, schafft, alle Laternen abzuschaffen…
März 3rd, 2016 at 00:38
OK, @ Wat #42. das mit der “reinen Wahrheit” habe ich auch nicht auf Dich gemünzt (gerade nicht auf Dich!), sondern eher allgemein. Ich habe natürlich auch keinen Schimmer, worum es da im Detail gegangen ist. Es besteht jedoch die Gefahr, finde ich, daß man sich einspinnt in seinem Kokon, die Wahrheit zu besitzen und alle anderen, die das nicht einsehen wollen, als Blödiane betrachtet, denen man mal eins auf die Mütze geben sollte.
Ich habe in meiner Jugend beobachten können, wie Anhänger der “Roten Fahne” auf die vom “Roten Morgen” mit Dachlatten (von den Transparenten) aufeinander eingeprügelt haben, und konnte nur noch heulen vor Wut. Warum? Marxismus ist doch keine Religion, sollte jedenfalls nicht als soche betrachtet werden – Leninismus, Maoismus etc. desgleichen.
Robert Kurz hat in seinem – von mir immer noch als höchst anregend betrachtetem – Hauptwerk “Schwarzbuch Kapitalismus” einmal gesagt “Das Problem ist immer die ideologische Perspektive der Betrachtung ex post:…”, einer Perspektive, der der Autor selbst in höchstem Maße frönt, d.h. Vorgänge in der Vergangenheit mit unserem heutigen Wissen und nach unserem heutigen Erkenntnisstand zu bewerten (und zu be- und verurteilen). Daraus sind vielleicht auch seine oft gehässigen und hyperpolemischen Ausfälle a la “verhausschweinte” (ganz üble Metaphorik) SPD zu verstehen. Solche Betrachtungsweise führt letztlich nur zu Zynismus, Verbitterung und Hoffnungslosigkeit. Dem wünsche ich zu widersprechen, und das ist vielleicht auch der Grund, warum ich mich manchmal hier äußere…
März 3rd, 2016 at 01:19
Beim Rückblättern: Ist ja wirklich witzig, wie das Inet so arbeitet. #40, #42-#44 sind (bei mir) erst erschienen, nachdem ich meine Antwort, jetzt #45, schon geschrieben hatte. Na, so geht’s – hoffe ihr kommt damit klar – synchronicity’s not guaranteed…
März 3rd, 2016 at 10:12
OT, aber völlig: Ebay-Angebot des Tages: Unfassbar schlechte Scheiß-Gitarre zu verkaufen. Brennholz zum Zerkloppen.
März 3rd, 2016 at 12:33
OT: Jockel Herrmann befürwortet CSU-Verbot … äh, nee, naja.
März 4th, 2016 at 10:59
OT: Interview mit Elisabeth Wehling: Redezeit mit der Soziologin Elisabeth Wehling (via netzpolitik.org, podcast, 28 Min.)
Im Buchladen meines Vertrauens teilten sie mir gestern mit, dass das neue Buch von Frau Wehling bereits vergriffen ist.
März 6th, 2016 at 18:28
Danke @Rainer(49) – ‘Hausaufgabe’ nun endlich ‘gemacht’… als Subjekt, wie immer ;)