Konstanze Kurz und Frank Rieger haben in der FAZ ein sehr wichtiges Thema angerissen: High-Tech Waffen, dort etwas reißerisch “Killerroboter” genannt. Der Artikel streift alle wichtigen Aspekte, ich möchte aber den Fokus etwas anders setzen und damit auf Folgen aufmerksam machen, die m.E. aktuell gerade fatal sind. Im Artikel wird dies durch den Satz skizziert:
“Militärs und Geheimdienstler schaffen Fakten, weitgehend unbeeinträchtigt von politischer und demokratischer Kontrolle“.
Der gelebte Albtraum
Das genau ist der gelebte Albtraum, auf den wir zugehen, ein weiterer Fall für das, was ich “Theorie der Verschwörung” nenne. Die Strukturen sind von der Art, die jene Sicherheitsdienste und Geheimpolizeien, die sich ihrer bedienen, selbst ausdrücklich “konspirativ”, also verschwörerisch nennen. Während auf der einen Seite – dort ganz öffentlich – Legalität unterwandert wird durch schriftliche Verabredungen, die gegen die Verfassungen verstoßen, auf denen sie letztendlich fußen, wird in der Praxis zunehmend geheim gehandelt. Der Einsatz von Hightechwaffen und Überwachungstechnik bringt genau das mit sich: Es entfällt sowohl die staatliche Kontrolle als auch die der Öffentlichkeit.
Die Geheimniskrämerei, einhergehend mit Datenmissbrauch und Willkür, findet dabei vielschichtig statt. Der Drohnenangriff geschieht auf Basis geheim erhobener Daten und deren Auswertung durch geheim operierende Dienste, um nach der einsamen geheimen Entscheidung eines Einzelnen oder kleiner geheimer Gremien zum Einsatz zu kommen. Dies ist schlimmer als jede Verschwörung, denn es pervertiert die Basis der Macht, die den Entscheidern verliehen ist: Diese verlangt Gewaltenteilung, gegenseitige Kontrolle, öffentliche Rechtfertigung und die Einhaltung der Grundrechte. Jede einzelne dieser grundlegenden Anforderungen an einen demokratischen Rechtsstaat wird ins Gegenteil verkehrt.
Geheimpolizei vs. Öffentlichkeit
Dabei ist der Einsatz der Technik der letzte Schliff. Es tötet kein Mensch mehr, es irrt auch nicht der Mensch. Es sind Maschinen, gelenkt durch Daten, in Betrieb gesetzt aufgrund einer Datenlage. Auch deshalb ist es so eminent wichtig, die Erhebung, Verarbeitung und Weitergabe von Daten zu einem Politikum höchster Priorität zu machen. Nur radikale Öffentlichkeit kann hier Kontrolle ermöglichen. Es fällt eine weitere Schranke, wenn nicht einmal mehr Soldaten und ihre Angehörigen wissen, wer wo wie gegen wen kämpft. Das Ergebnis sind eben unkontrollierte geheime Zirkel, die über erschreckende Macht verfügen. Von der klassischen ‘Verschwörungstheorie’ unterscheidet diese Struktur entscheidend, dass es völlig egal ist, wer über diese Ressourcen verfügt.
Es braucht keine Freimaurer, Juden oder Aliens, die sich zusammenrotten, um die Geschicke der Welt auf magische Weise im Geheimen zu lenken. Es folgt vielmehr einer militaristischen Logik, die sich zwischen der Anwendung einer entmenschten Technik und der angeblichen Notwendigkeit zur Unterhaltung von Geheimpolizeien von selbst entfaltet. Wenn man solche Strukturen billigt, führt das zwangsläufig zur Ausbildung solch albtraumhaft “konspirativer” Mächte. Um nichts weniger geht es im Kampf der Geheimpolizeien gegen Edward Snowden: Soll es künftig noch eine Kontrolle durch die Öffentlichkeit geben oder nicht? Ohne Öffentlichkeit aber wird es keine Kontrolle mehr geben.
Januar 26th, 2014 at 16:34
Siehe auch hier und hier. Aber nicht nur die USA sind selbst nach eigenen Kriterien längst sowohl ein ‘failed state’ wie eine Terrororganisation. ‘Wir’ hängen alle mit drin. Und der Top-Terrorist ist Friedensnobelpreisträger…
Januar 26th, 2014 at 16:59
Der Mehrheit ist das alles, wie auch NSA-Massenabhörung etc., egal. Denn sie sind überzeugt, daß ihre Mutti Merkel und ihr Onkel Sam die Guten sind, die sie vor dem bösen Wladimir Wladimirowitsch schützen. Da dürfen sie alle Mittel nutzen, legal oder nicht.
Eine kindliche Einstellung, die aber m.M.n. bei der Mehrheit anzutreffen ist.
Januar 26th, 2014 at 17:24
…die Elektronik ist heute so weit entwickelt — wenn davon die Öffentlichkeit erführe — dann gute Nacht…
geschweige denn würde sie etwas unternehmen…. dank der verblödenden Massenmedien….
dank meines Interesses an Elektronik erfuhr ich (außer dem Verwaltungsscheiß womit ich seinerzeit die Knete verdiente) ende der 70er von einem höheren Offizier in einem Gespräch, daß die Treffsicherheit von D nach Moskau nur eine variable Differenz von ca. 5 m betrug……..
seither sind knapp 40 J. vergangen … doch dieses Gespräch (Information) hat für mich ewigkeitscharakter
Januar 26th, 2014 at 17:36
@Hartmut B.:
Das ist aber diese geifernde Anbetung der Technik, sei es die “Hybris der Ingenieure” (wie Frank Rieger + Konstanze Kurz das nennen), sei es die Angeberei der Militärhähnchen, die sich einen auf ihre tollen Totmachdinger pellen. Mich erinnert das vor allem an “chirurgische Schläge” gegen Frauen und Kinder in Bunkern, Zivilisten an Tankwagen oder Kollateralschäden irgendwo am Hindukusch. Die religiöse Verklärung von (angeblicher) Präzision und Zerstörungskraft beeindruckt mich nicht im geringsten, die ist weder neu noch entscheidend. Mich interessiert, was sich dahinter verbirgt und welche Folgen das zeitigt.
Januar 26th, 2014 at 18:35
Zu ganz großen Teilen schlicht Dominanz. Gerade bei der hiesigen Bevölkerung Ausdruck der Erziehung & Mentalität, unabhängig vom Geschlecht. In weiteren Fällen Größenklein und Größenselbst.
Januar 26th, 2014 at 19:06
@flatter
da geb ich Dir vollkommen Recht……
diese Anbetung der Technik hab ich auch nur erwähnt, um zum Nachdenken anzuregen…
aber genau, was sich dahinter verbirgt, das wird eine philosophische Frage bleiben und was die Folgen betrifft, so denke ich, können wir nicht in die Zukunft schauen.
Früher hab ich mich mit Huxley und Orwell beschäftigt, doch die sind ja inzwischen längst überschritten……
Der geheime Krieg findet doch schon seit ewigen Zeiten statt…….. nur heuer mit den schlimmsten Waffen, die wir uns vorstellen können
vor ca 15 J hab ich einen Computerfreak (Dipl. Informatiker) gesprochen, der auf einem Marineschiff (seine Frau war dort ltd . Beamtin) der hat mir Geschichten aus der modernen Technik erzählt, da wurde mir schwindlig………
ich möchte mit den Folgeerscheinungen abschließen — da bin ich mit Dir einer Meinung…… und was sich dahinter verbirgt ist doch wohl die ganz natürliche Frage in der Philosophie……
Januar 26th, 2014 at 20:21
<< dank meines Interesses an Elektronik erfuhr ich (außer dem Verwaltungsscheiß womit ich seinerzeit die Knete verdiente) ende der 70er von einem höheren Offizier in einem Gespräch, daß die Treffsicherheit von D nach Moskau nur eine variable Differenz von ca. 5 m betrug…….. <<
Im 2. Weltkrieg hat sich die USAAF (damals noch mit 2 "A") damit gebrüstet, ihre Zielgeräte seien so präzise, dass sie Bomben in Gurkengläser werfen könnten.
Die traurige Realität war, dass man vielfach nichtmal das richtige Stadtgebiet einäscherte, von dem Treffen von Punktzielen ganz zu schweigen.
Januar 26th, 2014 at 20:46
Besonders bizarr werden solche Sprüche, wenn man sich überhaupt deutlch macht, dass die “auf 5 Meter genau” eine Großstadt pulverisieren. Spackos!
Ich hab’ schon seit Stunden diesen Ohrwurm:
They claim the ultimate solution
to all the problems that we face.
It’s pointing rockets at the Russians
And hope they don’t end up in Greece
Januar 26th, 2014 at 21:37
Hauptsache das passiert flächendeckend und erwischt mich nicht.
Januar 26th, 2014 at 22:41
Wolfgang Bosbach: “Unser Verdacht gegen die Linkspartei bestätigt sich – diese Informationen werden von Militanten für den Kampf gegen unseren Staat missbraucht” (Heise News, Focus: Vermeintliche Späh-Angriffe im Bundestag)
Und solchen Leute soll man mehr Transparenz abverlangen? In Verteidigungsfragen? Mit denen soll man über etwas diskutieren? Auf gleicher Augenhöhe? Wo es seit Jahrzehnten an Transparenz beim kleinsten Kreiskrankenhaus mangelt? Mit solchen Dschurnalisten am Start?
Die Idee als solche ist schon gut, aber mir fehlt der Glaube. “Kampf gegen den Staat” – Pffh. Immerhin hat er damals gegen den efsf gestimmt.
Januar 26th, 2014 at 23:30
Man wird sie zwingen müssen.
Januar 26th, 2014 at 23:43
@R@iner: Ich frage mich eher, wie jemand ernsthaft die Worte “militante Anti-Militaristen” in eine Tastatur hämmern und veröffentlichen kann, ohne vorher an Dummheit zu sterben.
…
*gacks*
Januar 26th, 2014 at 23:48
Stimmt, ich vergaß ja völlig, dass die Forderung “Rücken Sie sofort diese Informationen raus oder wir vom Deutschen Bund Anonymer Demokratiefreunde töten dieses zwei Tage alte Lamm” mit beigelegtem Foto (vom Lamm) immer wirkt. Oh, this is me asking dumb questions.
@Maxim: Das machen journalistische Journalisten mit Links, wenn sie nach der Anzahl der Buchstaben bezahlt werden.
Januar 27th, 2014 at 00:21
<< “militante Anti-Militaristen” in eine Tastatur hämmern und veröffentlichen kann, ohne vorher an Dummheit zu sterben. <<
Warum? Auch wenn es naheliegend ist, Bosbach oder dem Focus Dummheit im Endstadium zu unterstellen, aber militante Antimilitarist_innen sind mir durchaus bekannt.
Januar 27th, 2014 at 03:06
Ich bin nicht davon überzeugt, dass sich geheime Dienste der politischen Kontrolle entzogen haben. Vielmehr tun die genau das, was sie tun sollen. Streng weisungsgebunden und nach Hierarchie. Allerdings kann sich der Volksvertreter nicht vor die Mikrofone stellen und verkünden, dass man den Bürgern deshalb hinterher schnüffelt, weil man vor ihm Angst hat. Bekäme Bürger Blöd mehrheitlich mit, wie hier die Laus über den Balg gezogen wird, dann stünde der Reichstag noch vor dem Frühstück in Flammen.
Januar 27th, 2014 at 04:45
@R@#10: ich bin auch gerade über den kommentar gestolpert…das se *so* offen in ihrer denkbar möglich plattesten agitation *so* kurz nach der “wahl” werden…meine fucking fresse. die marschrichtung war eh klar, aber das! das ist wirklich übelste, ALLERübelste militärpropaganda, da fällt mir nix mehr ein. MEINE FRESSE! jetzt wirds echt gruselig. dieses dummbeutelgequatsche von “missbrauchten” informationen durch die linke, ich…ich…GARGH!
Januar 27th, 2014 at 08:14
@ Die Katze aus dem Sack: ich empfehle dir den Vortrag “Der tiefe Staat”: http://www.youtube.com/watch?v=KvRHHiwHT6U
Da scheint mir doch einiges aus dem Ruder gelaufen zu sein.
Januar 27th, 2014 at 09:35
Bekäme Bürger Blöd mehrheitlich mit, wie hier die Laus über den Balg gezogen wird, dann stünde der Reichstag noch vor dem Frühstück in Flammen.
Nie im Leben! Nicht in Dummland!
Januar 27th, 2014 at 11:18
“Militärs und Geheimdienstler schaffen Fakten, weitgehend unbeeinträchtigt von politischer und demokratischer Kontrolle“. ‘S iss ja nich nur das, auch die Konzerne, unsere Oligarchen und unser Elitariat: Alle schaffen Tatsachen bzw. handeln nach ihren Maximen und Möglichkeiten … und die Politniki schaut zu … und sucht die Drehtür’ …
Januar 27th, 2014 at 11:46
@Palais des Tuileries: Es spielt keine Rolle, ob es tatsächlich derartige Aktivisten gibt. Es bleibt trotzdem eine idiotische Formulierung, ein Widerspruch in sich und in etwa so schlüssig wie “vegane Metzger”. Sollte jene dir bekannten Leute auch sich selbst als “militante Anti-Militaristen” bezeichnen, muss sich der Staat wegen solchen Deppen bestimmt keine Sorgen machen.
Januar 27th, 2014 at 12:17
@Katze(15): Nennst du das hier “Kontrolle”? Ich meinte schon die durch die Institutionen. Im übrigen ist auch Korruption keine Kontrolle, sondern ein Einfluss. Das ist etwas anderes.
Januar 27th, 2014 at 15:41
@15, Die Katze…
Ich vermute, dass Du mit Deinem ersten und zweiten Satz zum Ausdruck bringen willst, dass die geheimen Dienste mit Wissen, Duldung und auf Weisung der Politik handeln.
Und wenn sie im Dienste stehen, dann sind sie auch jemanden zu Diensten.
Möglich wäre auch, dass das, was wir ” Kontrolle durch die Institutionen” nennen, durch das Einvernehmen eben dieser Institutionen in die “Notwendigkeit” und dem “guten Zweck ” dieser geheimen Dienste, Kontrolle gar nicht für notwendig gehalten wird, ein Missbrauchsverdacht erst gar nicht erst aufkommen will und dadurch Verselbständigung befördert.
Für mich wäre interessant, wer in diesem Bereich so alles an den Strippen zieht.
P.S. Gemäss einer Umfrage erklärt eine Mehrheit der Franzosen, dass man selbst gegenüber seinem Nachbarn misstrauisch sein muss. Bürgerliches Bewusstsein in der Krise!?
Januar 27th, 2014 at 16:02
Komisch. Es gibt noch gar kein #DankeARD.
Januar 27th, 2014 at 16:46
Es handelt sich einfach um einen eingespielten Prozess, der menschlichen Schwächen und Bedürfnissen entspricht. Behörden und Institutionen verselbstständigen sich vor allem auf der informellen Ebene; die Strukturen werden über Mitarbeitergenerationem vererbt.
Dazu kommt der fleischgewordene Witz vom Parteibuch, das Polizeipräsidenten, Staatsschutzchefs und jeder, der mehrere Ebenen darunter sich davon die persönliche Entwicklung verspricht, in der Tasche hat.
Plus die altbekannten Altherrenclubs, die mit Sicherheit ebenso zur Manifestierung von Herrschaftsstrukturen und Zielen dienen.
Die UNO ist wie jeder billige Parlamentarier weit von einer weißen Weste entfernt. Wenn man sich Wirkungsweise und Geschichte von Nachrichtendiensten ansieht, kann die Forderung eines aufrichtigen Parlamentariers nur das Verbot von solchen Institutionen sein.
Und was das ganze soll? Auslandseinsätze sind langsam unmodern, die Claims sind abgesteckt; alles ist verteilt.
Es geht um den militärischen Einsatz im Inland.
Januar 27th, 2014 at 16:58
Komisch? ARD, ich erinnere mich! So ein öffentlich-rechtlicher Fernsehsender in Deutschland.
Television habe ich vor 7 Jahren auf der Müllkippe entsorgt.
In diesen Container für Elektromüll, da wo er hingehört.
Januar 27th, 2014 at 17:15
@Herr Liebreiz: “Auslandseinsätze sind langsam unmodern”
Wirklich? Gerade wird doch mit Mali der nächste Dauereinsatz angeleiert, es heißt “Die Bundeswehr stellt sich auf gut zehn Jahre in Mali ein”. Natürlich geht es wieder um “stabile Strukturen”, Entwicklungshilfe und gegen “Mord und Vergewaltigung”. Klar doch. Im Zweifelsfall für die Kinder.
Was das Inland betrifft, ist es hier doch noch nicht brenzlig genug. Bis es soweit ist, kann die Bundeswehr in Schnöggersburg, Sachsen-Anhalt schon mal ein bisschen spielen.
Januar 27th, 2014 at 17:19
@Rainer – Weil sie’s vermasselt haben…?
Januar 27th, 2014 at 17:29
[...] feynsinn: Der geheime Krieg. [...]
Januar 27th, 2014 at 17:53
@ da)v(ax [Januar 27th, 2014 at 08:14]
Ja, interessanter Vortrag. Man will herausgefunden haben, dass sich die staatliche Konstruktion bis in die kleinste seiner Institutionen herunter bricht. Wer hätte das erwartet?
@ maguscarolus [Januar 27th, 2014 at 09:35]
Bürger Blöd ist nicht zu unterschätzen. Gerade aus diesem Grund ist es ja so wichtig, ihn auf Schritt und Tritt zu überwachen.
@ flatter [Januar 27th, 2014 at 12:17]
Es gibt für vertrauliche Dokumente entsprechende Freigabeebenen. Aus dem Original wird eine Kopie erstellt, die dann nur noch jene Teile enthält, die auf diese Freigabe beruhen. Sofern man uns solche Unterlagen aus offizieller Quelle zeigt, erkennt man daran, wie gering unsere Freigabe eingestuft wurde. Wäre ich in der politischen Position, und man läge mir solche Dokumente vor, aus denen ich Kontrollaufgaben wahrnehmen müsste, würde ich fragen ob man mich wohl verarschen will. Allerdings bin ich mir darüber im Klaren, dass ich ein Ausnahmefall bin.
@ Troptard [Januar 27th, 2014 at 15:41]
Jemand weist an, jemand führt aus. Je tiefer diese Delegationsketten greifen, umso schwieriger gestaltet sich die Kontrollierbarkeit. Die Politik wird den Diensten nicht anweisen wie sie etwas zu verrichten haben, sondern lediglich, das sie es zu tun haben. Das Problem: Meist sind die Anzuweisenden noch bei der Bewältigung ihrer Anweisungen, während die Weisungsbefugten schon längst nicht mehr in der Verantwortung stehen, überhaupt Weisungen erteilen zu können. Was macht man da? Weiter wie bisher. Das geht selbstverständlich nicht ewig gut, und muss irgendwann eine groteske Form annehmen. Der Lauf aller Dinge, die sich schon, von Anfang an, der Kontrollfähigkeit entzogen haben.
Januar 27th, 2014 at 20:23
@ 25 Troptard, Ca n’est pas marcher avec une fille et une femme (tv). [abgebrochenes Französisch ohne im Translator nachzuglotzen=off] Hatte ich aber auch bis 2003 so gehandhabt, nur das ich gar nix entsorgen musste.
Januar 27th, 2014 at 20:24
Nur ‘ne Frage ausserhalb der Kommentare hier:
Where is W(h)at ?
Januar 27th, 2014 at 20:35
@Eike, 29
Nicht schlecht, Dein Französisch!
Wenn Du da mit ausdrücken willst, das es nicht funktioniert hat mit…, dann eher so:
Ca n’a pas marché avec une fille et une femme! Meine beiden Damen haben ihn ja auch noch. Nur ich bin (immer noch) résitant !
LG Troptard
Januar 27th, 2014 at 21:17
Ah so war das. Tja, mit 3 Jahren Französisch, die nun schon 23 Jahre zurück liegen, habe ich mich ja noch halbwegs geschlagen. :D
Januar 27th, 2014 at 21:25
… findet das “h” nicht.
Januar 27th, 2014 at 22:09
Noch ein paar technische Anmerkungen: Waffen und freie Software sind z.B. auch so eine Geschichte.
Linux und alles aus der open source-Ecke stammende müsste raus aus den Waffen.
Die Leute, die z.B. an openCV mitarbeiten, könnten ganz genau wissen, was man mit der Library machen kann.
Ich möchte wetten, dass in den Drohen einige Funktionen der ehemals von Intel entwickelten Programmbibliothek ihren Dienst verrichten. Oder auf Kriegsschiffen und Flugzeugen in der Radar-Bildinterpretation. In dem Projekt stecken nicht nur hunderte oder tausende von Arbeitsjahren drin. Das ist echtes knowhow, das praktisch das gesammelte Wissen aller verfügbaren Bücher zu den Themen image- und videoprocessing in laufzeitoptimierter Form zur Verfügung stellt.
Die Rüstungsindustrie und die zivile Technik sind inzwischen untrennbar miteinander verwoben. Das, was wir nun zu Hause nutzen können, taugte nicht für die Kriegsführung, ist ein Abfallprodukt der Kriegsindustrie oder ist eine zeitlich verzögerte Zweitverwertung mit geringeren Anforderungen an den Betriebstemperaturbereich, die mechanische Belastbarkeit oder sonstige Kennwerte.
Früher hat man sich als Student noch monatelang mit der Erstellung einfachster Bildverarbeitungsalgorithmen herumgeschlagen, heute realisiert man dank solcher hervorragender Bibliotheken in zwei Minuten ein Echtzeit-Tracking von bewegten Objekten einer bestimmten Form und/oder Farbe in Videos. Dazu braucht es auch keine Studenten mehr, sondern das können 12..14-jährige in ihrer Bude zusammenscripten.
Verbindet man das dann z.B. noch mit Kinect, einer weiteren Library, dann kommt im günstigsten Fall ein air-guitar-player dabei heraus, den man hören kann.
Macht euch ruhig mal den Spaß und sucht in der tube nach “opencv” oder “kinect” oder beidem.
Was ich damit sagen will: Man kann zwar nicht verhindern, dass freie Software für alles mögliche verwendet wird, aber mich wundert es wirklich, dass die Lizenzen nicht wenigstens Verbote im Zusammenhang mit Waffentechnologie beinhalten oder ist das gar Absicht? Gibt es dort Korruption?
Irgendwie werde ich ich den schalen Geschmack nicht los, dass jeder irgendwie den nächsten Krieg mit zu programmieren hilft.
Die Frage ist: Gibt es eigentlich außer Sex und Krieg noch andere Dinge, die die Menschheit vor sich hertreiben?
p.s.: Bitte nicht wieder das una-Bomber-Manifest drunterpappen. :-)
p.p.s.: Wenn das mit Wat. klappt (Hallo!), dann gibt vielleicht auch der Reinplatzer auf Zuruf ein Lebenszeichen von sich.
Januar 27th, 2014 at 23:08
Glaubst du denn allen Ernstes, dass ein Verbot der militärischen Nutzung auf Grundlage der Lizenz den Verantwortlichen mehr als ein müdes Lächeln entlocken würde?
Wie soll man das denn beweisen ohne z.B. eine der Drohnen abzuballern und nachzugucken? Und wenn man das tut, hat man selbst wenn man Recht behält wohl wenig Freude daran.
Was mich interessieren würde, ist wie viele OpenSource-Projekte die militärisches Potential bieten tatsächlich verdeckt vom Militär (mit-)finanziert werden…
Januar 27th, 2014 at 23:23
@Seb: Nein und Nein. Die open source Leute könnten trotzdem mal nachdenken, was sie da ermöglichen.
Das war nur als Gedankensplitter für die gedacht, die nichts mit Softwareentwicklung zu tun haben.
Januar 27th, 2014 at 23:34
Das stimmt natürlich, den meisten wird es vermutlich wenigstens nicht bewußt sein wozu die entwickelten Technologien (auch) einsetzbar sind. (In dem Zusammenhang fallen mir z.B. die ganzen Robotik- und Quadcopter-Contests der letzten Jahre ein, die auch nicht alle direkten militärischen Bezug hatten…).
Das Problem ist halt, dass so gut wie nichts was man in der IT “erfindet” oder weiterentwickelt nicht auch (mit ggf. entsprechenden Anpassungen) militärisch verwertet werden kann. Einfach nichts mehr zu machen wäre eine Lösung.
Viel schlimmer finde ich, dass es genug (und auch noch hinreichend gute) Entwickler gibt, die ganz direkt für Militär und Hersteller von Tötungswerkzeugen arbeiten. Ich würde lieber hungern als das zu tun und ich kenne keinen Kollegen der nicht das gleiche behauptet – ich frag mich immer was da für Kreaturen am Werke sein müssen.
Januar 27th, 2014 at 23:48
Skynet hat schon längst die Kontrolle übernommen. Wir benutzen die Maschinen nicht, wir bedienen sie längst. Und das zu ihren Bedingungen und Regeln.
Wir sind derart beschäftigt mit dem Erlernen dieser Regeln wie z.B. denen von “Benutzeroberflächen”, das hierfür immense Lebenszeit draufgeht. Man ist sogar happy, wenn man endlich etwas kapiert, also die Regeln verinnerlicht hat. Irgendwie ist das alles ziemlich bescheuert.
Mal sehen, was dieses Jahrhundert bringen wird.
Januar 28th, 2014 at 11:30
Viel kruder ist doch die Variante, wie wir selbst nichtmaschinelle Strukturen technischen Gesetzmäßigkeiten unterwerfen. Das muss funktionieren, jeder ist das (mehr oder weniger) kleine Rädchen im großen Rad, das sich unaufhörlich dreht und da muss man mitrennen, sonst fliegt man raus. Und nichts und niemand ist mehr in der Lage (so scheint es und wird so präsentiert), etwas zu verändern, zu lenken als wären genau diese technischen Anforderungen an menschliches Werken und Wirken von außen gesetzt. Niemand hat mehr Entscheidungsfreiheit, weil alle in einem vollkommen verrückten Netz aus Zwängen festhängen. Zwänge, die menschlich geschaffen wurden, aber mittlerweile so in der Meta-Ebene verfangen sind, dass sie ein unbesiegbares Eigenleben haben.
Die Konsequenz immer mehr auf Maschinen und Technik zu setzen mutet vielleicht merkwürdig an, ist aber nur folgerichtig und logisch. Die einzig wirklich absurde Geschichte ist, wenn Menschen sich immer noch dem Glauben hingeben, diese Entwicklung schaffe Freiräume, die Menschen schont und deren Ressourcen für andere Prozesse freistellt.
Da sind eindeutig ‘feindselige’ Maschinen doch sehr viel leichter einzusortieren.
Januar 28th, 2014 at 12:18
@Uena: “Die einzig wirklich absurde Geschichte ist, wenn Menschen sich immer noch dem Glauben hingeben, diese Entwicklung schaffe Freiräume, die Menschen schont und deren Ressourcen für andere Prozesse freistellt.”
Ich nutze dieses Forum auch aus selbsttherapeutischen Zwecken zur Seelenmassage, da ich immer wieder feststellen muss, wie Menschen diese geschaffenen Gesetzmäßigkeiten als Gottgegeben akzeptieren (als hätte Moses neben der 10 Gebote auch eine Tafel mit weiteren Gesetzen wie “eine Arbeitswoche hat 40 Stunden – in den Ruhestand geht man erst mit 67 etc.) vom Berg geschleppt.
Sicherlich war der (vordergründige) Plan der, dass Maschinen in der Tat unser Leben angenehmer gestalten sollten.
Nur das das große Rad sich in die andere Richtung dreht.
Fragt jemand mal wg. einer 30 Stunden-Woche an (wie jetzt die IG Metall) an, gibts reflexartig Gemecker von den (leidtragenden) kleinen Rädchen (wer soll das bezahlen blabla).
Immer wieder faszinierend!
Das Maschinen neben dem Arbeitsfeld auch auf dem Kriegsfeld gegen Menschen eingesetzt werden, ist m. E. nur konsequent zu Ende gedachter “Fortschritt”.
Januar 28th, 2014 at 12:40
@Markus “wie Menschen diese geschaffenen Gesetzmäßigkeiten als Gottgegeben akzeptieren (als hätte Moses neben der 10 Gebote auch eine Tafel mit weiteren Gesetzen wie “eine Arbeitswoche hat 40 Stunden – in den Ruhestand geht man erst mit 67 etc.) vom Berg geschleppt.”
;o) Ja, so lässt sich das an, stimmt.
Und die Frage, wieso wir denn nun Maschinen die ganze Arbeit machen lassen, aber statt mehr Zeit für andere (zum Beispiel soziale) Dinge nutzen zu können, müssen wir mehr und billiger arbeiten, weil Arbeit ja quasi nen Luxusgut geworden ist und man mit Maschinen konkurrieren muss. Nee, macht Sinn.
Und alle finden das logisch… na ja, fast alle.
edit: Und die Theorie durch Einsatz vermehrter oder ausschließlicher Technik irgendwelche Ressourcen zu sparen haut ja nicht einmal im Kriegseinsatz hin. Außer dass Sachverhalte in ihrer Verantwortlichkeit verschoben werden ist eigentlich nichts passiert.
Januar 28th, 2014 at 14:09
@Uena: “Und die Theorie durch Einsatz vermehrter oder ausschließlicher Technik irgendwelche Ressourcen zu sparen haut ja nicht einmal im Kriegseinsatz hin. Außer dass Sachverhalte in ihrer Verantwortlichkeit verschoben werden ist eigentlich nichts passiert.”
In Friedenszeiten schon mal gar nicht, da unser Drohnenprojekt auch nicht gerade als ressourcenschonend angesehen werden kann. Wie viele Brunnen und Mädchenschulen hätte man für die verpulverten 570 Mio. in Afganistan bauen können?
Da der Wiederaufbau zerstörter Kriegsgebiete ebenfalls in allen Demokratisierungspaketen enthalten ist (Konjunkturpakete halt), kann doch eigentlich gar nicht genug Schaden angerichtet werden.
In den Hochglanz-Prospekten der Waffenlobby liest sich das alles immer so schön.
“Außer dass Sachverhalte in ihrer Verantwortlichkeit verschoben werden ist eigentlich nichts passiert.”
Was meinste hiermit konkret?
Januar 28th, 2014 at 14:31
Und die Frage, wieso wir denn nun Maschinen die ganze Arbeit machen lassen, aber statt mehr Zeit für andere (zum Beispiel soziale) Dinge nutzen zu können, müssen wir mehr und billiger arbeiten, weil Arbeit ja quasi nen Luxusgut geworden ist und man mit Maschinen konkurrieren muss.
Ich denke, dieser Effekt – Zeit erst zu ‘sparen’, um sie sodann gleich wieder verdichten zu müssen – ist ein recht guter Beleg für die grundsätzliche Richtigkeit der marxschen Arbeitswertlehre. Denn die Notwendigkeit der ‘Wertverwertung’ besagt ja eben gesamtgesellschaftlich nichts anderes als dass auch die Menge der wertproduzierenden, also menschlichen Arbeit nie schrumpfen darf, im Gegenteil immer noch weiter wachsen und wachsen muss.
Unter diesem Arbeitsregime kann und wird es uns also nie gelingen, die ‘gesparte’ Zeit für uns selber zu verwenden. Es hat wohl noch nie eine Gesellschaft gegeben, die dazu verurteilt war, für gesparte Arbeit sofort wieder Ersatz bzw sogar mehr als diesen zu ‘schaffen’, denn die Produktivität nagt ja noch zusätzlich am Wert der einzelnen Waren. Die gemeine Volkswirtschaft, egal welcher Schule, kann dagegen diesen Effekt gar nicht herleiten, sie kann nur empirisch beobachten, dass sonst ‘Rezession’ droht. Warum das so ist, davon hat sie tatsächlich ‘keinen Begriff’…
Januar 28th, 2014 at 14:55
@Markus Mit dem Satz meinte ich, dass es deutlich schwieriger ist konkrete Feindbilder auszumachen, wenn eigentlich niemand mehr so richtig Entscheidungsträger ist, sondern nur noch lauter nebulöse Figuren, die als Rädchen alle ihr Knöpfchen drücken. Diese Attacken sind anonym, obwohl sie ursprünglich einen konkreten Absender haben. Aber die klare Zuordnung *du hast abgedrückt, du bist schuld* wird immer mehr vernebelt. Soldaten, die nicht wirklich ihre Hände blutig machen, sind das im allgemeinen Empfinden noch die gleichen Soldaten? Verstehst du etwa was ich meine? Sonst versuch ich das noch mal anders.
@Peinhart Genau. Wenn ich es so hätte sagen können, dann hätte ich das gemacht. ;o) Danke.
Januar 28th, 2014 at 17:06
SCNR… ;)
Januar 28th, 2014 at 17:12
@Uena Klar ist mit dieser Art zu Töten ein höheres Verschleierungspotenzial gegeben.
Wenn man dann noch zwei Schreibtischsoldaten die gleiche Missionen – jeder von seinem Joystick aus – handeln können und wobei der Einzelne nicht weiß, ob sein Knopfdruck “scharf” war, oder der des Anderen, ist Krieg im 21. Jahrhundert nicht nur ethisch/moralisch, sondern auch gewissenstechnisch sauber.
Wobei ich mit konkreten Absendern im weiteren Sinn insofern ein Problem habe, als das die US-Amerikanischen Hegemonialansprüche durch die Nato-”Friedenstruppen” umgesetzt werden.
Erschwert wird das für die Soldaten mit der Instrumentalisierung bzw. Vermischung der unterschiedlichen Missionen.
Das war der Grund, warum z. B. Oberstleutnant Philip Klever den Einsatzbefehl nach Afganistan verweigerte (er arbeitete am Eurofighter).
Er bemängelte dabei die konkrete Trennung zwischen dem UN-abgesegneten ISAF-Einsatz der Bundeswehr und dem OEF, dem “Krieg gegen den Terror” der USA.
Und mit dem “Terror” ist das auch sone Sache…..
Januar 28th, 2014 at 19:01
@Markus “Und mit dem “Terror” ist das auch sone Sache…..”
Meinste? ;o)
@Peinhart Nee, lass einfach laufen, sonst könnte ich so schöne Sachen wie “Zeit verdichten” nicht lesen und das wär jammerschade.
Januar 28th, 2014 at 20:33
Ich habe jetzt 40 Jahre darüber nachgedacht und komme zu folgendem Ergebnis: Paul McCartney war schon immer ein Arschloch!
Bilderserie: Kinder aus Afghanistan in Flüchtlingslagern Pakistans von Muhammed Muheisen.
Januar 28th, 2014 at 22:14
R@iner, kapier ich nicht. ? Wie meinen und warum?
Januar 28th, 2014 at 23:21
@41 Markus
“wie Menschen diese geschaffenen Gesetzmäßigkeiten als Gottgegeben akzeptieren (als hätte Moses neben der 10 Gebote auch eine Tafel mit weiteren Gesetzen wie “eine Arbeitswoche hat 40 Stunden – in den Ruhestand geht man erst mit 67 etc.) vom Berg geschleppt.”
Tjo, bei der ganzen “Schöpferei” hatte Gott mit Sicherheit nur eines im Sinn, nämlich den Kapitalismus zum Laufen zu bringen.
….
@49 R@iner
Bezüglich PMcC bin ich zwar auch dieser Meinung, aber der Zusammenhang mit dem Thema ist mir auch nebulös.
Zum Topic möchte ich noch anmerken: Was ich in den letzten 2 Tagen auf diversen Seiten gelesen habe bringt mich langsam in einen emotionalen Bereich, wo ich keinerlei Gerätschaften mehr benötige, da tun’s die bloßen Hände.
cu
renée
Januar 29th, 2014 at 00:36
@ R@iner
Die bilderserie tat weh – diese gesichter, in denen man lesen zu können glaubt – traurig, einsam und endgültig (für dich: Triste, solitario y final), dieser buchtitel, dieses buch von Osvaldo Soriano, das ich doch nochmal lesen sollte, fiel mir da ein und kann man da doch noch so etwas wie hoffnung in den gesichtern der jüngeren erkennen?
(da treten tränen in die augen, mehrmals durchgeklickt, mal länger mal kürzer verweilt und dann mal wieder The Clash gehört, weil ich diese musik beim betrachten der bilder im ohr hatte: Armagideon Time; Justice Tonight/Kick It Over; Straight To Hell; Ghetto Defendant)
Danke für den link
Januar 29th, 2014 at 11:36
@Uena, renée: Just developing a frame-exit-strategy. Ich experimentiere noch.
@oblomow: Heute sind die Bilder in der Druckausgabe des Guardian.
Januar 29th, 2014 at 20:45
@53 R@iner
Aus’m Rahmen abhauen? Eigentlich falle ich eher gelegentlich aus selbigem ;-)
Bzgl. der verlinkten Bilder – mir sind schon zu lange die Tränen ausgegangen. Mich packt da nur noch eine eiskalte Wut.
cu
renée