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Nicht alles, was kommuniziert wird, ist eine Erzählung. Es gibt (mindestens) eine Alternative dazu: Wissenschaft. Diese strebt ihrem Zweck gemäß nach Wahrheit. Sie versucht herauszufinden, was ist und was daraus folgt. Ihr Fortschreiten ist davon geprägt, dass neue Erkenntnisse stets zur Überprüfung der alten führen und umgekehrt. Was sich als falsch erwiesen hat, fliegt raus.

Sie strebt weder nach Unterhaltung noch nach Aufmerksamkeit oder Schönheit. Dass ein ganzer wissenschaftlicher Betrieb diese Gesetze oft konterkariert, heißt nicht, dass sie nicht gelten. Verwertungsinteressen oder Karrierezwänge korrumpieren sie, aber wenn ein Wissenschaftler gegen die Regeln der Wissenschaft, besser noch: Wissenschaftlichkeit verstößt, ist das, was er treibt, keine Wissenschaft mehr.

Alles gut

Gerade in der Corona-Zeit erweist sich das als Problem, das Demokratie an ihre Grenzen bringt und zeigt auf, wie der Meinungsmarkt Hand in Hand mit dem Bedürfniss nach Erzählungen Erkenntnis wirksam verhindert. Die meisten Menschen bevorzugen Geschichten, denen sie sie zustimmen können. Sie sind getrieben von ihren Erfahrungen und deren meist wenig komplexen Verarbeitung sowie dem Bedürfnis nach jemandem, der ihnen sagt, dass alles gut werde.

Letzteres ist auf die eine oder andere Weise zu haben: Die Einen übergeben sich der Autorität, von der sie Schutz erwarten. Dafür verzichten sie auf ihre ohnehin geringen Freiheiten. Dies sind vor allem sog. “Konservative”. Die Anderen stecken den Kopf in den Sand und ziehen ihn nur heraus, um sich von ihren Autoritäten bestätigen zu lassen, dass alles in Ordnung sei. Krise? Welche Krise? Alles nur erfunden, aufgebauscht und abgekartet, Mittel zum Zweck. Es besteht gar keine Gefahr.

Alles Idioten

Diese beiden Fraktionen wissen voneinander. Jeder, der in einer Stellung bezogen hat, ist umgeben von Vertretern der anderen, und alle sind sie sich sicher, dass die Anderen alle Idioten sind. Vielleicht haben sie beide sogar recht.

Wissenschaft ist selten einfach, und sie erfordert ein strikt wissenschaftliches Denken. Die Materie ist stets komplex, und je dünner die Informationsdecke ist, desto schwieriger ist das Fortkommen, insofern ist sie vergleichbar mit einem Puzzle oder einem Kreuzworträtsel. Letzteres löst man nicht, indem man in eine bestimmte Reihe immer dieselben Buchstaben einträgt.

Alles ganz einfach

Das Rätsel einer Pandemie hat sehr viel mit Logik, Statistik und Mathematik zu tun. Ein Fehler der journalistischen Erzähler und ihrer Zulieferer aus der Wissenschaft ist immer wieder der zu glauben, man könne auch etwas verstehen, wenn man das alles weglässt. Ein vereinfachtes Verständnis ist aber oft das Gegenteil von Verständnis.

Die in Entscheidungsprozessen oft notwendigen Einschätzungen, die mangels hinreichender Informationen vorgenommen werden, führen beim Publikum oft zu dem Irrtum, ‘die’ wüssten es ja auch nicht besser und daher sei das Ungefährwissen des Laien dem Fachwissen ebenbürtig. Kopfschmerzen!

Sie machen sich in der Regel keinerlei Vorstellung davon, was es bedeutet, ein Risiko zeitnah einschätzen zu müssen. Das macht kein Wissenschaftler und auch kein Politiker freiwillig. Das ist ein Scheißjob, ganz ohne dass eine geheime Weltregierung die Befehle dazu erteilt.