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August 2014


Ich kann diesen Mist nicht mehr hören. Korrupte zynische Pfeifen, denen die Überwachung nie weit genug geht, Versager, die nicht in der Lage sind, Verbrechen zu bekämpfen, wo sie stattfinden, Eiferer im wohlfeil verpackten Tugendwahn, Strippenzieher, die es noch leichter haben wollen, Erpressungsmaterial zu finden, Großstrategen, die von aktuellen Problemen mit Gewalt ablenken müssen und Bilderstürmer, die ein Verbrechen nicht von dessen Abbildung unterscheiden können – sie alle bilden eine Rotte von vorgeblichen Kinderschützern, die stets etwas anderes im Schilde führen und sich einen Dung um die Opfer scheren.

Beleg? Nehmt einmal das hier, das zieht einem die Schuhe aus. Jugendliche Opfer von sexueller Gewalt dürfen sich zwecks Kostendeckung einer psychologischen Behandlung an die Täter wenden. Wenn sie Glück haben, bleibt ihnen das erspart, und es wird ihnen das Almosen in Form eines Therapieplatzes zuteil – aus Spenden finanziert, weil die Kassen dafür nicht zahlen. Ganz Gallien? Nein. Die Barmer hat sich jetzt erbarmt und übernimmt die Kosten. An einer Klinik in NRW. Wenn man gegenrechnet, was so ein Missbrauchsopfer einbringt als Thema und Manöver, und zwar bei null Kosten, wird einem klar, wieso diese Hanswurste so scharf sind auf Bilder von nackten Kindern und so völlig desinteressiert an den Opfern von sexueller Gewalt.

Die einzig wahrhafte Kraft gegen das Prinzip von Auschwitz wäre Autonomie, wenn ich den Kantischen Ausdruck verwenden darf; die Kraft zur Reflexion, zur Selbstbestimmung, zum Nicht-Mitmachen.

So oft wir hier betont haben, es sei nicht Ziel oder Mittel einer emanzipatorischen Gesellschaft, so wenig kann ich verhehlen, dass ich in diesem Bezug sehr zwiegespalten bin: Adorno, von dem das Zitat stammt, hat als Konsequenz aus dem Holocaust eine “Erziehung zur Mündigkeit” gefordert. Diese ist ausgeblieben, und der ernsthafteste Versuch, dergleichen zu veranstalten, ist in Form eines unreflektierten Laissez-faire-Versuchs der ’68er’ kläglich gescheitert.

Man muss sich dem Phänomen “Erziehung” aus unterschiedlichen Winkeln nähern. Es gibt da die der Kinder von Seiten der Eltern und Pädagogen, und es gibt eine allgemeine Einflussnahme von Menschen und Einrichtungen aufeinander, die teils sehr bewusst und manipulativ abläuft, teils in die denkbar reaktionärste Schiene gerät: Der Herdentrieb, Gruppenzwang als prägender Einfluss des Bestehenden auf die Einzelnen. Dem ist nur entgegen zu treten durch die bewusste Förderung von Selbständigkeit, dies wiederum nicht anders zu leisten als durch Erziehung.

Schön in der Reihe

Ich muss immer an diese unerfüllte Forderung Adornos denken, wenn ich mit hirntauben Bürokraten, diesen Eichmännern zu tun habe oder mich mit der Geschichte dieses Vaters der ‘Banalität des Bösen’ selbst befasse. Als ich jung und naiv war, habe ich mich jedesmal empört und mich gefragt wie es sein könne, dass nach Auschwitz immer noch die Vorschriften mehr gelten als jede Menschlichkeit und “Pflicht” noch immer blind erfüllt wird, wenn sie ersichtlich Not erzeugt.

Mit der Zeit gewöhnt man sich an diese taube Stelle, dennoch hat das Leben mich noch einmal entsetzt, als ehemalige Arbeiter und Sozialisten Hartz auf die Menschheit losließen. So weit sind wir längst schon wieder, und auf anderen Gebieten sieht es nicht besser aus mit Autonomie und Nicht-Mitmachen. Heute hetzt die Meute wieder gegen Russland, und was einmal eine Hoffnung kritischen Bewusstseins war, ist längst Speerspitze der Propaganda..

Die Strammsteher erzählen derweil ihre eigene Geschichte des Widerstands; es soll demnach nur gelten, was in der Reihe marschiert und national dünkt, nicht etwa persönliches Gewissen und Verweigerung, die Urkompetenzen der Autonomie. Die Demokraten haben kläglich versagt. Nach dem Laissez-faire Experiment kam der autoritäre Rollback. Schule und schon Kindergarten erziehen zur seelenlosen Pflichterfüllung, Industrie und Medienindustrie zu Konsum und Marktreligion, bigottem Leistungsfetisch und unreflektierter Folgsamkeit.

Nein!

Nein, Emanzipation scheitert nicht an der Erziehung der Menschen, sie scheitert daran, dass sie nicht stattfindet oder den Autoritären überlassen wird. So werden die Menschen eben nicht belehrt. Nicht über die Geschichte, nicht einmal die jüngste, und was aus ihr folgt. Nicht über Demokratie und was die mit selbstbewussten Bürgern zu tun hat. Nicht über das elementare Recht nein zu sagen und das gute Gefühl, davon Gebrauch zu machen. Stattdessen haben wir ein System über uns aufziehen lassen, das die Schikane gegen entwürdigte Befehlsempfänger “Eigenverantwortung” nennt. Darauf werden die Massen konditioniert und darauf, den Nachbarn nicht mehr als Mitmenschen zu erkennen.

Das müssen wir anders machen, ganz anders, und es ist keine Option sich darauf zu verlassen, allein andere Arbeitsbedingungen sorgten schon für freie Menschen. Nein, “nein” sagen muss jede können und jeder lernen, sonst rollt die nächste Welle von Jasagern mit einem zackigen “Jawoll” über uns. Einer, der die Befehle dazu formuliert, hat sich noch immer gefunden.

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