So, nach der ganzen Aufregung sozusagen mein dritter Beitrag zur Trilogie. Ich werde auf einige ‘Argumente’ eingehen und abschließend klären, wohin das führt mit der Sozialdemokratie.
Warum erwähnt der Linksradikal eigentlich immer die Kriegskredite? Das ist doch ganz lange her! Nun, es ist halt der Anfang einer Geschichte ohne Unterbrechung. 24 Jahre nach ihrer Gründung haben die Funktionäre der SPD erstmals ihre eigene Klientel verraten und sie verheizen lassen. Bis dahin war sich die Arbeiterbewegung einig gewesen, dass Arbeiter nicht mehr auf Arbeiter schießen. Der SPD war der Erhalt von Vaterland und Fabrik wichtiger. 1918 ließ Noske die Armee dann auf die eigenen Arbeiter schießen.
Ist doch alles lange her
In den 30ern bekämpfte die SPD die Kommunisten für das Kapital und verhalf den Nazis dadurch zum Sieg. Ja, das gilt umgekehrt auch für die Kommunisten. Daraus gelernt hat die SPD was? Gemach! 1945 folgende setzte sie sich unter der Führung der USA mit Nazis und anderen Neudemokraten an einen Tisch und ließ eine Republik vom Stapel, in der weiterhin die Nazis den Staat bestellten. Richter, Staatsanwälte, Polizei, später Geheimdienste und Militär, waren dominiert von Nationalsozialisten (die jetzt keine mehr sein durften), schlimmer noch als die Parlamente, in denen auch genügend saßen. Globke wurde Superminister. Alles paletti.
Die SPD tat alles in ihrer Macht, um diese Demokratie vor den Kommunisten zu schützen. Während die durch Sondergesetze gejagt und schließlich verboten wurden, trennte sich die SPD endgültig von marxistischen Resten und legte 1959 ein klares Bekenntnis zum Kapitalismus ab. Ab 1969 regierten sie im Bund; ihr Kanzler Brandt orchestrierte das bundesweite Verbot für Sozialisten, in den Staatsdienst einzutreten. Linken Studenten sollte ein “Marsch durch die Institutionen” unmöglich gemacht werden.
Ihm folgte Schmidt. Während die Sozen bis heute stolz sind auf die Ostverträge, trimmte Schmidt seine Partei kompromisslos auf NATO-Doppelbeschluss. Lieber Opposition (und ggf. mausetot) als untreuer NATO-Vasall. Der Nächste Sozenkanzler war Schröder. Hartz IV, Deregulierung, Rentensenkung, Essen nur noch gegen Arbeit (Parteichef Müntefering). Das kriegt man, wenn man in Deutschland Sozen wählt. Das ist die Hoffnung auf den regulierten® Kapitalismus.
Realpolitik
Kurzer Blick ins Ausland; ich mag hier nicht jeden Pakt mit Faschisten (ich meine die echten, die gab es auch woanders), neoliberalen Verrat und Korruption aufzählen und spule vor in die Gegenwart. In Frankreich präsidiert jetzt einer, der bestens mit den Banken kann, neoliberale Deformen vornimmt und “gnadenlos” abschieben will. In Griechenland setzt eine Sozenpartei, deren Positionen absolut vergleichbar sind mit der hiesigen ‘Linkspartei’, die Befehle der Troika und Darth Schäubles durch. Auch international ein Gassenhauer, dieses Konzept.
Der Fokus der Sozen liegt nach dem Totalverlust der Klientel, die er nicht mehr wiedererkennt, weil sie entweder arbeitslos ist oder als iSlave in China den Fenstersturz kultiviert, auf dem fleißigen Deutschen, der es wieder besser haben soll. Ganz selbstverständlich ist mit “Umverteilung” gemeint, dass die Mittelschicht im Vaterland wieder breiter wird. Der Kaffeebauer ist ihnen so wurscht wie die Sklavinnen, die für ‘uns’ nähen, löten und Müll sortieren – und wenn das Lumpenpack es wagt, unsere Schiffe zu kapern, die längst ihre Küsten leer gefischt haben, schicken wir die NATO-Flotte. Man kann nicht alles haben und muss mit kleinen Kompromissen anfangen. Tausche Angriffskrieg gegen 5% mehr Lohn. Deal!
p.s.: Wie zwanghaft die Sozen an die Macht von Personen glauben, illustriert derweil Müllers alberne VT. Die erkennen nicht mal auf einem Schachbrett ein Muster und glauben, die Hochfinanz habe diese schwarzen Flecken auf dem weißen Brett verursacht. Selbst Geschichte gerinnt zu einer Einzelbiographie. Für Müller ist es Brandt, der dann aber ohne Radikalenerlass. Die Jungs, die ich oben erwähne, wurden alle irgendwie eingeschleust und haben die Basis® überwandert.
März 26th, 2018 at 14:17
Totalverlust der Klientel bei gleichzeitiger Ablehnung der nun frei gewordenen linken Kapazitäten, labert Jan Korte im Konformismusblatt “ZEIT”.
März 26th, 2018 at 14:30
“Diejenigen, die in besonderer Weise von den neoliberalen Veränderungen betroffen sind, sind Menschen, die sich keinen tollen Urlaub leisten können und deshalb darauf angewiesen sind, dass es ein öffentliches, bezahlbares Schwimmbad oder einen Tierpark gibt.”
Genau. Das sind die Probleme; nicht etwa, dass wir die Eurozone ins Elend konkurriert haben mit unserem Lohndumping oder seit Jahrhunderten den Rest der Welt aus denselben Gründen ausplündern.
“Wir müssen die Herzen der Menschen erreichen: [...] Was bedeutet es für Großeltern, wenn sie ihren Enkeln keinen Ausflug finanzieren können?”
Dieser Freizeitstress! Das legt den Finger in die Wunde!
März 26th, 2018 at 14:33
Das ist doch nicht unser Problem.
März 26th, 2018 at 14:35
Nicht so lange ‘die’ unser Zeugs auf Pump kaufen, wofür wir ihnen dann den Schäuble schicken. Dieses Kabarett ist eigentlich wirklich lustig.
März 26th, 2018 at 14:36
Nur für uns. Wenn wir schon sonst nichts zu lachen haben außer der SPD. (Freuen wir uns auf die angestrebte Frauenquote im nächsten Parlament. Mehr Weidel, weniger SPD!)
März 26th, 2018 at 16:21
Hartz IV noch mal etwas ausführlicher gewürdigt…
März 26th, 2018 at 16:23
Rechts hat teilweise bereits gewonnen, weil die potenziellen Koalitionspartner der Partei Die LINKE
- ich meine die SPD in ihrem völkischen Wahn “Deutschland zuerst” oder “Ich kenne keine Parteien, ich kenne nur noch Deutsche” nach dem Steinmeier-Rapport “Verantwortung für unser Land” übernommen hat.
Die Afd, dank vieler Neuwähler aus SPD und LINKE im Bundestag hat durch die Machtgier der Sozen den Status der größten Oppositionspartei erhalten. Damit verbunden sind allerlei Privilegien im parlamentarischen Alltagsbetrieb (Rederecht, Rededauer). Ferner hatte sie aus alter parlamentarischer Tradition den Vorzug bei der Besetzung von 3 wichtigen Bundestagsausschussvorsitzen, dazu ein Mandat im Geheimdienstausschuss.
27 Mitarbeiter der AfD-Bundestagsmitglieder seien, so die Huffington-Post, Anhänger der NPD, rechtsextreme Aktivisten und Burschenschafter oder Mitglieder bei Organisationen wie der verbotenen Heimattreuen Deutschen Jugend (HDJ) und der Identitären Bewegung.
In den Talkshows (“AfD-TV”) sind AfD-Gäste aus falsch verstandenem Pluralismus und aus äußerst strapaziertem Verfrassungspatriotismus (“die sind doch demokratisch gewählt”) leider auch vom Publikum gern gesehene Laberbacken. Befindet sich mal kein AfD-ler unter den Gästen, macht sich in den Kommentarspalten der Talkshows gleich Empörung breit. Denn sie garantieren Kontroversen, Krawall und höhere Einschaltquoten.
Man kann über alles reden, aber nicht mit jedem.
Die Tatsache, dass Rechte sich massiv in gesellschaftliche und parlamentarische Strukturen verankern konnten, geht ausschließlich auf das Konto der SPD. Es gab genug Alternativen, diese Entwicklung zu verhindern.
März 26th, 2018 at 16:26
@5: Lustig wär ja mal eine Frauenquote bemessen daran, wie viele Frauen sich den Politikbetrieb tatsächlich antun. Es wären dann wohl auf keinen Fall mehr so um die bemängelten 30% mehr im Parlament…
Bisschen mehr zum Thema: Lese gerade nach Hinweis in einem der Blogtexte von Leo Fischer Kathrin Hartmanns “Wir müssen leider draußen bleiben” – gespickt mit (Zi-)Taten vermeintlicher Sozialdemokraten, dass ich mal wieder nicht begreifen kann wie ein, vermutlich sich für “gut” haltender und von seinen Kollegen geschätzter, Mensch derlei von sich geben kann. Ich frage mich immer ob die alle hirngewaschen sind, oder ob es in diesen Kreisen wirklch derart viele Sozio- und Psychopathen gibt, wie es z.B. “Snakes in Suits” nahelegt….
März 26th, 2018 at 16:37
Ergänzung zu flatters Eingangstext zur Erinnerung:
In einem Rundbrief vom 12. September 1991 forderte der damalige Generalsekretär der CDU, Volker Rühe, alle CDU-Fraktionsvorsitzenden in Landtagen, Kreistagen, Stadt- und Gemeinderäten und Bürgerschaften dazu auf, »die Asylpolitik zum Thema zu machen und die SPD dort herauszufordern, gegenüber den Bürgern zu begründen, warum sie sich gegen eine Änderung des Grundgesetzes sperrt“.
Am 6. Dezember 1992 kapitulierte die SPD. Mit CDU/CSU und FDP verabredeten die Sozialdemokraten die faktische Abschaffung des Grundrechts auf Asyl. Pro Asyl kommentierte damals: „Dies ist ein Sieg der Straße und eine Niederlage des Rechtsstaates“. Drei Tage nach der Änderung des Asylrechts sterben am 29. Mai 1993 fünf Menschen türkischer Abstammung bei einem Brandanschlag in Solingen. Rechtsradikale fühlten sich als Vollstrecker der geistigen Brandstifter, darunter die SPD.
März 26th, 2018 at 16:41
@7 Zur Identitären Bewegung habe ich an anderer Stelle alles Nötige geschrieben. Grundsätzlich ist der mediale Umgang mit ihr von deutlich zu viel “was ich nur aktiv genug ignoriere, das geht von alleine weg” geprägt.
März 26th, 2018 at 16:49
@Peinhart: Dank für diese passende Ergänzung.
März 26th, 2018 at 17:15
11. gerne
März 26th, 2018 at 17:42
Kurz zur Geschichte Konkret; vom Heidelberger Programm der SPD (1925) zu Godesberg (1959):
Wo es hieß:
“Das Ziel der Arbeiterklasse kann nur erreicht werden durch die Verwandlung des kapitalistischen Privateigentums an den Produktionsmitteln in gesellschaftliches Eigentum.”,
heißt es dann:
“Freie Konsumwahl und freie Arbeitsplätze sind entscheidende Grundlagen, freier Wettbewerb und freie Unternehmerinitiative sind wichtige Elemente sozialdemokratischer Wirtschaftspolitik.”
Übrigens hatten die Sozen 1925 schon etwas gegen ein “Finanzkapital”.
März 26th, 2018 at 18:49
@flatter, es sind nicht die „Sozen“. Die Ursache liegt in Partei(en), also der Rechtsform, und im Parlamentarismus.
März 26th, 2018 at 19:22
@Wat.: Die anderen haben nicht auf “Arbeiterpartei” gemacht und einen “Sozialismus” versprochen. Da kommt also sonst niemand infrage. Es besteht kein Widerspruch zwischen bürgerlich-liberal und parlamentarisch, die machen ihren Job also ganz richtig.
März 26th, 2018 at 19:47
@Wat. (14)
Ich denke, dass die Ursache viel einfacher ist. Menschen betrachten sich untereinander nicht als gleichwertig (nicht zu verwechseln mit gleich und Gleichheit). Dann kann man Andersdenkende verächtlich machen und muss nicht über Inhalte und Lösungen nachdenken. Wenn man es sich ganz einfach machen möchte, ersetzt man »Gott« durch »System« und ist damit durch.
März 26th, 2018 at 21:12
Flatter das mit dem richtigen Personal hast du noch nicht verstanden. Das waren die falschen Maßnahmen, weil es die falschen Personen waren, die da regiert haben.
Getreu dem Motto: Du hast das Volk lange genug unterdrückt, jetzt bin ich mal dran.
So oder so ähnlich lauten doch sicherlich die Ausflüchte.
März 26th, 2018 at 21:16
OT – Eben noch mal die tagesmärchen überflogen: Warum Deutschland ausliefern sollte – Ausliefern oder nicht? Nach der Festnahme des katalanischen Ex-Präsidenten Puigdemont steht Deutschland vor einem Dilemma. Dabei sollte der Rechtsstaat Spanien nicht brüskiert werden, meint T. Kreutzmann.
Der vom EuGMR mehrfach verurteilte Folterstaat Spanien. An dessen ‘Rechtsstaatlichkeit’ auch namhafte spanische Juristen längst verzweifeln. Sollte. Nicht. Brüskiert. Werden. Von weiterer Lektüre sowie Verlinkung musste ich wegen eines akuten Übelkeits- und Schwächeanfalls leider Abstand nehmen.
Is mir schlecht.
März 26th, 2018 at 21:37
@flatter(15) – mir fallen da (nicht nur historisch) noch eine stattliche Anzahl anderer Parteien mit „Arbeiterpartei“ und „Sozialismus“ ein. Auch solche, die sich entschieden gegen Opportunismus wenden… Sie sind sich allesamt in einem einig: Sie retten ihren Arsch, weiter denken sie nicht eine Sekunde, sonst würden sie keine Parteien (Rechtsform) sein (wollen).
März 26th, 2018 at 21:40
[...] Sozenbashing Was passiert eigentlich, wenn man die „linke Sozialdemokratie“ wählt und auf einen sozial reformierten Kapitalismus hofft? [...]
März 26th, 2018 at 21:41
@altauto #12 – Hast du am Ende etwa auch Probleme mit deiner ‘Identität’…?
März 26th, 2018 at 21:55
@Wat.: Ich wüsste keine, die nicht sozialdemokratisch war oder ist. Du?
März 26th, 2018 at 21:58
Stimmt es sind alles Sozialdemokraten, @flatter – nur daß sie sich nicht für Sozialdemokraten halten sondern für Sozialisten und Kommunisten.
März 26th, 2018 at 22:33
Da simmer uns weitgehend einig. Eine nicht unspannende Frage ist die, was passiert da immer mit den ‘Gutmeinenden’? Unter Stalin und (mit Abstrichen) Breschnew mag es ja der brutale Apparat gewesen sein, aber wie viele haben auch und gerade unter ganz anderen Umständen ihre jeweilige Autorität gestützt?! Die holde ‘Basis’ halt.
Gibt es am Ende überhaupt ‘Kommunisten’ außer ein paar Unbeugsamen – Theoretikern oder Sturköppen?
März 26th, 2018 at 22:54
Ich denke, das Ziel Sozialismus/ Kommunismus haben sie schon, aber die Wahl der/ ihrer Mittel zu diesem Zweck macht sie zu Sozialdemokraten.
Das geht ja schon damit los, daß sie Sozialismus für eine völlig eigenständige Gesellschaftsordnung halten, die dann auch noch erst nach einer gewaltsamen Revolution begonnen werden kann errichtet zu werden.
Sie dafür eine Partei haben oder gründen müssen.
Bullshit, sorry.
Es geht mit Parteien in die bürgerliche Gesellschaft hinein aber gewiß nicht hinaus.
Organisationen, die gegründet werden/ wurden/ würden, nehmen in der Art ihrer Organisation die zukünftige Gesellschaft voraus.
Kommunist ist erstmal jeder, der den Kommunismus als sein Ziel formuliert. Insofern gäbe es nicht wenige. Aber nicht jeder ist in der Wahl der Mittel dieses Ziel zu erreichen auch einer.
Wenn eine klassenlose Gesellschaft das Ziel ist, wo kein Mensch mehr ein geknechtetes, erniedrigtes usw. Wesen ist, dann führt da nur ein Weg ohne Erniedrigung/ Knechtung/ Unterwerfung hin.
Da hat sich nichts und niemand dem Ziel unterzuordnen sondern mit anderen Menschen darum und dafür zu ‚streiten‘ wie sie gemeinsam ein für jeden von ihnen schönes Leben hinkriegen.
@flatter – Die Struktur frißt alle.
Am allereffektivsten ist von den verschiedenen Strukturen immer noch das Leninschen Organisations- und Führungsprinzip, genannt:
Demokratischer Zentralismus!
Diesen Organisationsaufbau kategorisch abzulehnen, gilt bis heute bei Traditionskommunisten als Hochverrat.
Dabei ist gerade dieses Organisationsprinzip eine Art Garant dafür, daß da eben gerade kein Sozialismus/ Kommunismus ist oder jemals entstehen kann.
März 26th, 2018 at 23:11
Völlich richtich.
März 27th, 2018 at 06:23
@ #25/26:
Halte ich für verschoben.
90% (+/-x) der Menschen in diesem Land halten überhaupt nichts davon, dass es allen besser und/oder zumindest gleich gut gehen sollte. Nur ihnen selbst soll es besser gehen als irgendwelchen anderen, dann ist schon mal die halbe Miete drin. Das Ziel einer klassenlosen Gesellschaft lehnen dabei eher überdurchschnittlich viele ab, solange sie nicht zu einer abgehängten Klasse zählen oder gezählt werden.
Das halte ich für ein strukturell weit größeres Problem, als die Organisationsform, weil man das auch mit “politischer Bildung” oder anderen gut meinenden Maßnahmen nicht hin bekommt. Da mangelt es nicht nur an Verständnis und Bewusstsein.
März 27th, 2018 at 08:07
Mein Dissens zum Opener und zu der gesamten Debatte:
Ich denke, es gibt nichts „zu klären, wohin das führt mit der Sozialdemokratie“ (flatter). Sozialdemokraten haben niemals einen Hehl daraus gemacht, dass die Arbeiter Lohnarbeiter bleiben sollen, aber unter „erträglicheren“ Bedingungen. Das schloss ein, dass dem Lebensstandard der Arbeiter auch mit „ein bisschen Imperialismus und Krieg“ aufgeholfen wird. Denn: Wenn es den eigenen Kapitalisten gut geht, fallen für die Arbeiter mehr Brosamen ab.
Wer den Sozialdemokraten „Verrat“ vorwirft, unterstellt, dass sie in der Praxis andere Ziele verfolgten als vorher versprochen. Das kann nur glauben, wer nette Phrasen für bare Münze nimmt.
„Bis dahin war sich die Arbeiterbewegung einig gewesen, dass Arbeiter nicht mehr auf Arbeiter schießen.“ (flatter). Solche Sprüche waren gut für linke Stammtische.
Es gab nie eine „einige Arbeiterbewegung“. Die Arbeiterbewegung war nie „einig“, sondern allenfalls eine „Familie“ oder nur eine „Verwandtschaft“ mit feindlichen Brüdern und zerstrittenen Vettern.
Marx hatte in der von ihm mitgegründeten Internationalen Arbeiterassoziation nur eine (aktive) Minderheit auf seiner Seite. Bei der ersten politischen Krise (Massenmord an den Pariser Kommunarden) hatte Marx, der die Kommune verteidigte, die große Mehrheit der IAA gegen sich. In der SPD sind nicht einmal die befreundeten Führer Bebel und Liebknecht den Vorschlägen von Marx und Engels gefolgt. Der Einfluss von Marx in der historischen Arbeiterbewegung wird sowohl von Marxisten wie von Antimarxisten grotesk, aber absichtsvoll überzeichnet.
Im übrigen lässt die Debatte hier die Integrationskraft der kapitalistischen Gesellschaft (ergänzt durch staatlichen Terror in Krisenzeiten) völlig außer Betracht.
Wenig Gedanken, viel linker Verdruss.
http://marx-forum.de/Forum/index.php?thread/796-nochmals-zur-sozialdemokratie/
März 27th, 2018 at 11:02
Das sehe ich völlig anders (bis auf die “Integrationskraft, die ja auch ThomasX anspricht). Auf den Plakaten der Sozen stand immer “Frieden” und ihre Versprechen von der Verbesserung der Lebensverhältnisse (siehe u.a. Griechenland) sind auch gelogen. Damit binden sie ja nicht nur diejenigen, die solche Ziele haben; wer davon abfällt, driftet dann gern Richtung AfD und Konsorten.
edith: Du erinnerst dich – “Von deutschem Boden soll wieder Krieg ausgehen“? Zusammen mit den Experten für Pazifismus wurde es dann “Von deutschem Boden soll wieder ein verlorener Krieg ausgehen”
März 27th, 2018 at 11:12
@ThomasX: Da ist was dran. Auch das ist ein Grund, warum ich Hoffnungen eher auf ene Situation setze, in der es nix mehr is mit der Integration. In Südeuropa dürfte inzwischen die Hälfte der Menschen nicht mehr ‘integriert’ sein. Im reichen Europa! Das Elend wächst von außen nach innen. Was in der Tat fehlt, sind Erfahrungen mit solidarischen Strukturen. Auch da danke ich herzlich der Sozialdemokratie, deren Bonzen am Gedanken der Solidarität schmarotzt haben, bis sie ihn völlig zersetzen konnten für ihre Ebene politischer Aktivität.
März 27th, 2018 at 11:20
Zu dern Grünen Sozen:
“Dagegen sagte der Grünen-Osteuropa-Experte Manuel Sarrazin, mit der Ausweisung der vier Diplomaten tue die Bundesregierung das Mindeste: “Sie stärkt damit den europäischen Geleitschutz für Großbritannien, das sich angegriffen sieht”, sagte Sarrazin.” (Nein, nicht verwandt)
Wenn mein paranoider Kumpel ruft, erschlage ich selbstverständlich die Hexe, die ihn verfolgt.
März 27th, 2018 at 11:49
@29: Zu Wahlplakaten will ich mich nicht äußern.
Was ich an aussagekräftigen Dokumenten gesammelt habe: ein „kurzer Lehrgang“ zur deutschen Arbeiterbewegung.
- Arbeiterforderung von 1848
- Kurt Eisner und die Revolution von 1918
- kommunistischer Widerstand im 3. Reich
- Antihitler-Programm der „Sozialistischen Aktion“ 1943
- Buchenwald-Manifest 1945
- Klassenverhältnisse 1950 – 2013
hier: http://marx-forum.de/Forum/index.php?thread/796-nochmals-zur-sozialdemokratie/
Gruß Wal
März 27th, 2018 at 12:49
Die Frage ist doch, ob die ‘Sozen’ jemals ein Ziel hinter ihrer jeweils konkreten Politik – die sich natürlich erstmal auf erträglichere Bedingungen etc beschränken musste – hatten bzw ob das je mehr war – und angesichts ihrer rechtlichen Stellung als Partei je sein konnte – als allenfalls ein Lippenbekenntnis.
Was für ein Satz. Ich glaub ich geh wieder in’s Bett.
März 27th, 2018 at 15:03
OT Genderama – Ich finde, an dem Gedankenexpoeriment zu Beginn dieses Textes lässt sich ganz gut zeigen, warum die ‘Durchdifferenzierung’ der Sprache, die ‘gegenderte Ausdrucksweise’ in genau die falsche Richtung führt. Man stelle sich nur mal als weiteres Experiment vor, da stünden jetzt zwei ‘weiße’ und zwei ‘schwarze’ Lehrer. Und eine Autorität beginnt eine Rede mit den Worten: „Diese vier Lehrer hier …“… usw.
März 27th, 2018 at 15:20
Die Tante hat nicht einmal Ansatzweise kapiert, wie das Spiel um Bedeutung funktioniert, dass diese nämlich bergen/einschließen kann, was man nachher auch wieder entbergen/differenzieren kann. Wenn sie als Kind zu blöd dafür war, ist das schade, aber hätte sie es nicht inzwischen lernen können? Die Behauptungen ihres Textes sind ja nicht nur frei von Evidenz, sie lassen sich sprichwörtlich durch jedes Kind widerlegen.
März 27th, 2018 at 20:18
Der in #1-5 bereits umfassend gewürdigte Text hat übrigens durchaus positive Aufnahme in den heutigen ‘Hinweisen’ gefunden. Vielleicht muss man es einfach mal so klipp-klar sagen: an diesen Brosamen- und Teilhabe-Sozen ist überhaupt nichts ‘links’. Das ist einfach nur noch reaktionär mit etwas Moralin zur Säuerung. ‘Wertorientiert’ wie Kapitalismus nun mal so ist…
März 27th, 2018 at 20:44
OT – „Wir haben eine Verantwortung, Eure Daten zu schützen, und wenn wir das nicht können, dann verdienen wir nicht, in Eurem Dienst zu stehen“ – meint ein gewisser M. Zuckerberg. Allen Ernstes. Zitiert nach FAZ. It’s a real funny world.
März 28th, 2018 at 08:52
Die angekündigte Rezension bei den Nachdenkseiten ist jetzt auch raus…
März 28th, 2018 at 10:09
Bundesweit haben die meisten Bundesländer 2017 weniger Flüchtlinge abgeschoben als im Vorjahr. Auch die Zahl der freiwilligen Ausreisen ging in fast allen Ländern zurück, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur ergab.
Bei Rechts-gewinnt-Bodo-Ramelow sieht das jedoch anders aus:
thüringen24 am 23.12.2017/ “Aus Thüringen wurden in diesem Jahr in etwa so viele Flüchtlinge abgeschoben wie im Vorjahr. Bis November gab es nach Angaben des Migrationsministeriums 600 Abschiebungen. Im gesamten Vorjahr waren es 608.”
März 28th, 2018 at 14:29
Zum Problem der Personalisierung, das sich durch alle Diskurse zieht: Es ist nicht nur die Putinisierung der Feindpolitik; in Bezug auf Russland und den Giftanschlag wird völlig auf Sachbelege verzichtet und stattdessen ein Bild vom Bösen gemalt, der ja schuld sein müsse. Gegenaufkllärung vom Übelsten.
Interessant, dass Schmidts Helmut einmal ganz in meinem Sinne sprach:
“Das ist Größenwahn, wir haben dort nichts zu suchen. … Sie stellen die Ukraine vor die scheinbare Wahl, sich zwischen West und Ost entscheiden zu müssen. … Ich halte nichts davon, einen dritten Weltkrieg herbeizureden, erst recht nicht von Forderungen nach mehr Geld für Rüstung der NATO. Aber die Gefahr, dass sich die Situation verschärft wie im August 1914, wächst von Tag zu Tag.”
März 28th, 2018 at 23:11
[...] ist selbst mit „linken Sozialdemokraten“ nicht machbar. Die fordern stattdessen lieber ein paar Sozialreformen. Na dann mal „Viel [...]
März 29th, 2018 at 09:22
Zum handout. Ein guter Freund aus Southampton, mit dem ich im regen Mailverkehr bin, kommentierte dies wie folgt:”Is the Salisbury poisoning investigation being run by Rodney; straightaway it’s the Russians, a week later they carry a park bench away, and the only suspect is the front door?”
:)
März 29th, 2018 at 21:29
@Fred
Lustisch, gell? Aber wenn’s doch der Putin war? *g*
März 30th, 2018 at 12:57
43: span.* Puta (fem.), Putin (mask.)