Vergessene Helden: Judas Iskariot
Posted by flatter under kunstlyriklamauk , narrativ[11] Comments
17. Mrz 2018 21:11
Quelle: Pixabay
In unserer beliebten Serie “Märchen, die man auch anders vorlesen kann” möchte ich heute einmal ein Buch besprechen, das die Älteren unter euch noch kennen. Der Titel sagt mir überhaupt nichts, aber da kann man mal sehen, dass nicht alle Besteller “Spiegel”-kompatibel oder sonstwie reißerisch sein müssen.
“Bibel” also, ein ähnlich komischer Titel wie “Du den”, unter dem man sich zwar etwas vorstellen kann, aber sicher nicht das, was dann geliefert wird. Okay “Bi Belle” verspricht auch etwas, dem kommt unser Werk aber immerhin genremäßig nahe. Um nackte Weiber und Kerle, Lug, Betrug, Schande und Strafe geht es da von Anfang an; reichlich Sex and Crime, was stark anhebt (“Sodom und Gomorrha”) im Verlauf aber stark nachlässt. Ja, bis auf die Offenbarung des Johannes selbstverständlich. Ganz am Ende geht es dann doch noch einmal steil.
Sex, Drugs and Crime
Ich bin als Atheist selbstverständlich relativ bibelfest, habe auch “Mein Kampf” und die “Texte der RAF” gelesen. Es ist sehr traurig, dass im Christlichen Abendland® des Hetzers Luther kein Mensch dessen Bibel liest. Nicht einmal die verdammte Bergpredigt, die ich sogar mit meiner satanistischen Tochter gelesen habe. Dabei ist das echt ein Trip; der Autor hat gekifft, was die Birne abkann – eher sogar das entscheidende Quentchen drüber. Aber das ist absolut nix gegen dem Hans seine Apokalypse. Was der Typ sich an Pilzen eingeworfen hat, ist noch als Suizidversuch zu brutal. Lesen!
Schon wieder abgeschwiffen. Eigentlich wollte ich ja auf etwas ganz anderes hinaus: Judas, der alte – nein, eben weder “Verräter” noch Sozialdemokrat, sondern nach unserer Zeitrechnung der erste Träger des “Balls of Steel-Award”. Während Jesse verständlicherweise noch rumpusste, vielleicht gar nicht auf die Idee gekommen wäre, hat der Mann mit den Stahleiern Nägel mit Köpfen gemacht. Kein Tod, kein Märtyrer. Kein Märtyrer, keine Religion. Judas wusste, was er tat und hat nicht gezögert, den Grundstein unserer Kultur zu legen.
Coole Typen aus der Vintagezeit
Dass er sich dabei ganz en passant auch selbst geopfert hat, und zwar gleich mehrfach, darf der verblödete Christenmensch nicht zur Kenntnis nehmen. Im Gegenteil hat das Präsidium, damit bloß niemand diesen Märtyrer als solchen ehrt, das freiwillige Ausscheiden aus der großen Tretmühle gleich komplett zur Todsünde® erklärt. Niederträchtig.
Damit ist Ju der zweite wirklich coole Typ, dem sie erst die Karriere und dann für alle Ewigkeit den Ruf versaut haben. Vorher war da ja schon dieser fünfte Erzengel, der keinen Bock hatte, sich von einem launigen Weltherrscher kritiklos herumschubsen zu lassen. Von vornherein war der in diesem Film schon gebrandmarkt, war er doch der Einzige, dessen Namen nicht auf “-el” endete. Billig. Erstaunlich, wie sich solche Narrative halten, obwohl jeder Verstand und der elaborierte Geschmack dagegen eigentlich auf die Barrikaden gehen müssten.
März 18th, 2018 at 11:37
Das Bild gefällt mir, als Foto, aber auch als Illustration zum Karfreitag. – Interessant ist der Hinweis auf Luzifer, den “Lichtbringer”. Man könnte auf den Gedanken kommen, daß sein Name etwas mit seiner Empörung gegen Gott zu tun hat.
März 18th, 2018 at 11:48
Der Lichtbringer ist einer der vielen eingeschmolzenen Anleihen aus anderen Religionen – gerade das Christentum (ich weiß, Luzifer ist älter) ist ja ein Patchwork aus allem Möglichen. Prometheus heißt ein Vorläufer; der hat allerdings eine ganz blöde Karriere gemacht.
edith: Zum Pic: Ich habe eben das Original verlinkt.
März 18th, 2018 at 20:01
Da hat sich also einer geopfert, um einem anderen das Opfer erst zu ermöglichen. Wobei dessen Opfer aber wiederum gedacht war, Schuld zu tilgen. Und zwar nicht weniger als ‘Urschuld’, mithin ‘Sündigkeit’. Das Opfer dieses einen wird nicht anerkannt, aber auch seine Schuld bleibt im Vergleich doch eher blass. Quasi allzumenschlich. Hat sich der Tausch gelohnt…?
März 19th, 2018 at 08:19
@flatter, zum Pic: aber erst die rotbemalte S/W Fassung ist richtig geil
März 19th, 2018 at 08:54
Moin Flatter,
der ROTE Nagel?! Ansonsten Holz, Dornen-Draht, Ketten. Also wenn ich nicht aufm Ölberg wäre,und nicht Aluhutträger,würde ich das Pic fürne Obi Werbung halten oder nen Hinweis auf den lokalen SM Schuppen.
Na ja, was man nicht alles so für den schnöden Mammon tut. Matthäus 6,24:))
Ansonsten, Judas war der erste Putin.
März 19th, 2018 at 10:42
Wer hat’s erfunden? Jorge Luis Borges mit den “Drei Fassungen über Judas” in: “Fiktionen” Oder war es doch “Das Aleph”?
Allerdings fehlt dort gottlob der “philosophische-essayistische” Rahmen von 2000 Jahren Bergpredigt, Luther, Apokalypse usw.
Will mal nicht so sein, denn: “Selig sind die Sanftmütigen” oder?
März 19th, 2018 at 11:19
OT: SPD, Yeah! Soziale Gerechtigkeit®! Jetzt geht’s lohoos …
März 19th, 2018 at 11:39
Seit 2001 kümmerte er sich in den Niederlassungen London und Frankfurt nicht zuletzt um strukturierte Produkte, also jene Finanzinstrumente, die zum Auslöser der weltweiten Finanzkrise wurden.
Unter der Herrschaft der spd werden sie es in Zukunft sicher besser erklären können. Alles werden sie erklären können!!1!
Auch OT. Zur sozialen Gerechtigkeit gehört auch die Arbeit: Heil, spd.
… vier Milliarden Euro sind eine Menge Geld.
Soso. Ist ja nicht mal dreistellig. Voll laaaangweilig.
Edit: Der Trick mit dem Banker ins FinMin ist eine größer angelegte Arbeitsbeschaffungsmaßnahme: Goldman Sachs starts to transfer some senior bankers to Frankfurt due to Brexit
März 20th, 2018 at 09:27
Auch wenn Lucifer älter ist,als die Bibel,hat er hier eine Bedeutung, etwa die, daß die Voraussetzung für Bewußtsein die Empörung gegen das von Gott auferlegte Schicksal ist.
März 20th, 2018 at 09:30
In der Bibel und in der griechischen Mythologie sind viele tiefenpsychologische Wahrheiten,s.etwa Eugen Drewermann, Tiefenpsychologie und Exegese oder Kerenyi, die Mythologie der Griechen.
März 20th, 2018 at 09:53
Mit ‘Gott’ meine ich hier den allen Lebewesen mitgegebenen Überlebensinstinkt,die Libido im Sinne von psychischer Energie, was Schopenhauer als “Wille” bezeichnet im Gegensatz zur “Vorstellung”.