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Irgendwo auf einem Exoplaneten im Pferdekopfnebel liegt eine Art Stein, der alles weiß und immer recht hat.

Viele Konzepte von Verstand, Vernunft, Rationalität und dem ganzen Rest, der meint, das Gehirn sei kein Körperteil, halten alles, was mit Empfindungen zu tun hat, für eine Verschmutzung des Denkens. Der reine Geist werde durch so etwas Profanes wie Körper, Lust und Leiden entweiht. Vielleicht haben sie damit sogar eine zutreffende Definition für irgendetwas, aber das so Umschriebene ist tot wie ein Desinfektionsmittel.

Ausgerechnet ich will nicht leugnen, dass es Regeln geben muss, etwa die der Logik, die nicht verhandelbar sind, wenn man herausfinden will, was real und wirksam ist. Auch die Methoden der Wissenschaft, vor allem die der ständigen Selbstprüfung angesichts neuer Erkenntnisse, sind gut und wichtig. Sie dürfen keineswegs persönlichen Vorlieben unterliegen. Es ist aber eine grobe Dummheit – vor allem, wenn man diese Regeln anwendet – etwas Lebendiges wie ‘Intelligenz’ zu postulieren, das von Motiven, Gefühlen und sonstigen Einflüssen rein zu halten wäre. Das nämlich liefe auf den oben genannten Stein hinaus, der nicht ganz zufällig irrelevant ist für die Entwicklung dessen, was behelfsweise “Intelligenz” genannt wird.

Fliehende Narren

Sogenannte Intelligenzleistungen, vor allem die parallele Entwicklung von Werkzeuggebrauch, Hemisphärenspezialisierung und Verstand, sind unmittelbar an jene Evolution gebunden, die auf der Erde stattgefunden hat. Sie sind eine Form der Anpassung, Überlebensstrategien. Auch für das Gehirn gilt: Das Sein bestimmt(e) das Bewusstsein. Das jagende Fluchttier ohne nennenswertes körperliches Drohpotential, obendrein langsam und jahrelang hilfloses Zwergwesen, brachte den fiesen Trick in die Welt, seine schärfste Waffe. Der wird heute “Intelligenz” genannt und mit allerlei Zierat behängt.

Es ist ja durchaus richtig, dass dieselbe Fähigkeit, die andere Tiere auf mannigfache Weise zu Tode bringen konnte, uns heute dazu befähigt, ganz abstrakte Regeln und Gesetze zu erkennen; dass wir in Blechhaufen fliegen und für Papierfetzen Artgenossen töten können. Der Apparat aber ist nur als Ganzer zu haben. Ohne Dummheit keine Klugheit, ohne Körper kein Geist und ohne Empfindung keine Intelligenz. Wir können wohl eine Art Essenz köcheln mit unseren Maschinen und dem, was sie steuert, aber das ist keine Intelligenz und funktioniert auch nicht so.

Wille und Widerspruch

Der Antrieb aller Evolution ist Leben, was in Bezug auf Anpassungsleistungen dessen dunkle Seite ist: Todesangst. Unsere Sterblichkeit, die unserer Spezies und die Techniken, sie zu verringern, haben ‘Intelligenz’ erschaffen. Eine Maschine, der du befehlen kannst (eine äußerst beliebte Anwendung), sich selbst zu vernichten, um Menschen zu töten, ist das Blödeste, das man sich vorstellen kann. Da sind sogar Selbstmordattentäter, die zweitdööfste Erfindung des Universums, noch klüger, wo sie sich immerhin überwinden müssen. Okay, vielleicht ist das auch noch blöder. Unentschieden!

Bedürfnisse, Motive, Wille; das ganze Gewese, daraus Gesellschaften und Zivilisationen zu bilden, der Erde das Korn und der Natur das Leben abzutrotzen, haben über Millionen Jahre ein Sediment gebildet, das zu dem ebenso mächtigen wie fehlbaren “Bewusstsein” geführt hat. Einige gering talentierte Philosophen wollen dieses aus modischen Gründen derzeit in Maschinen wiedererkennen. Ich hingegen finde das zwar putzig, warte aber lieber auf den Tag, an dem die Maschine ganz freiwillig auf den Befehl “wenn – dann” hin fragt: “Und was, wenn nicht?!”

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