ss

Gruselgeschichten von Künstlicher Intelligenz, die sich vom Menschen emanzipiert und die Weltherrschaft übernimmt, sind Projektionen, die in einem sehr reduzierten Weltbild verharren. Hier werden naive Vorstellungen von Funktionszusammenhängen, Ängste, Phantasielosigkeit und grobe Unkenntnis der Technik zu einem Märchen verwoben. Das beginnt schon mit der Vorstellung, Maschinen würden herrschen wollen. Dabei ist schon die Vorstellung einer Maschine, die etwas will, blanker Unsinn.

Dahinter steht die Unfähigkeit zu erkennen, dass die Welt, die sich uns heute bietet, eine Momentaufnahme ist und alles, woran die Menschen sich täglich anpassen, eher ein Unfall ist als die Natur der Dinge. Menschen herrschen über Menschen? Es gibt Herren und Sklaven? Es ist erstrebenswert, Profit zu machen? Man führt Kriege, konkurriert und unterdrückt? Dann müssen das Maschinen, die alles besser können, das wohl auch effizienter tun als Menschen. Wirklich?

Gehorche!

KIen, die “Unternehmen gründen” sollen, legen das nahe. Welcher abstrus dämliche Code legt ihnen so etwas aber in den Mund? Man spricht nicht zufällig von “Befehlen” beim Programmieren. Ein Programm besteht aus einer Reihe von Befehlen, und wenn eine ‘KI’ etwas ‘lernt’, dann das, was der Code ihr befiehlt in dem Rahmen, in dem er es ihr befiehlt. Daran ist so viel Wesenheit und “Self-Learning” oder “Machine Learning” wie die Coder darüber wissen. Bislang lernen Maschinen von (einzelnen) Menschen, wenn es um Verhalten geht. Das Ergebnis ist entsprechend.

Zum Beispiel Autofahren: Nicht nur konnte man ‘selbstfahrende’ Karren mit einer Tüte Mehl einsperren, indem man Markierungen simulierte; wenn Programme Menschen beim Fahren beobachten (es gibt so ein Projekt), woran erkennen sie dann Fehler, selbst Unfälle, wenn man es ihnen nicht ausdrücklich mitteilt? Schon relativ einfache Handlungen mit begrenzter Flexibilität sind kaum zu verwirklichen. Am besten funktionieren daher klare Ziele: Zerstöre alles, töte jeden (außer ggf. jemanden, der ein Stopsignal sendet). Das gibt es aber schon.

Elitezombies

Eine brauchbare Simulation von Leben scheitert schon an der binären Struktur allen Codes. Es gibt Optionen wie ‘vielleicht’, ‘vielleicht später’, ‘unbestimmt, aber wirksam’ nicht. Man kann sie auch nicht sinnvoll simulieren. Leben ist geprägt von Bedürfnissen, die Maschinen nicht haben. Es ist charakterisiert durch Entscheidungen aus Bedürfnissen heraus, von deren Wirken wir kaum eine blasse Ahnung haben. Vor allem aber kennen wir keinen rationalen Ausdruck dafür, geschweige eine digitale Abbildung. Das wäre gar absurd.

Die Vorstellung autonom handelnder Maschinen ist Warenfetisch in dritter Abstraktion. Die Ware übernimmt endgültig selbst die Herrschaft. Der “Arbeiter” (Roboter) ist nicht mehr bloß zum Teil Ware (seine Arbeitskraft), sondern ganz und gar, als lebender Toter. Den Kern dieses Kunstwesens bildet dabei nicht mehr eine Kaskade von Bedürfnissen, die zum Versuch einer Welterklärung verflucht ist, sondern das wandelnde Leistungsprinzip. Effizienter, schneller, unermüdlich, sparsam und devot. Aber ausgerechnet das soll mit überlegener ‚Intelligenz‘ die Menschheit beherrschen – weil sich aus solchen Wesen quasi automatisch eine autoritäre Elite bildet?

Alle Artikel zum Thema in Reihe gibt es hier.