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Der November geht in die dritte Verlängerung, diesmal mit Schnee. Es pladdert oder schneit wie aus Eimern, monatelang, um die dunkle Jahreszeit nicht etwa mit Sonnenstrahlen zu verunzieren. Was tun die Finnen dagegen? Komm, tu’ ma noch einen! Wenigstens werden wir nicht regiert, und das desinspiriert unsere Journaille on top. Schlafwagen im Sackbahnhof, unterirdisch (das wäre übrigens eine lustige Lösung für Stuttgart 21 gewesen).

Mit Liebesentzug droht in Slowenien derweil der Tiefe Staat, weiß der Spon. Musst du dir vorstellen! Was ist eigentlich noch schöner als unregiert? Richtig, unbespitzelt. Nun streikt sogar die Stasi in Nordjugoslawien, man möchte sich kringeln. Prompt humpelt der Lohnschreiber zum nächsten lahmen Vergleich. Was wäre da angemessen? Der Thüringer Heimatschutz droht mit der Verbrennung von “Mein Kampf”? NSU legt die Waffen nieder? Terrormuslime geben ihre Ausweise zurück? Nein, das käme ggf. zwar der Wahrheit nahe, entspricht aber nicht dem Auftrag.

Der besteht darin, die losgelassenen Helfershelfer als Die Guten® darzustellen, schließlich ist Slowenien NATO-Mitglied. Okay, wie machen wir das am besten? Ja richtig. Ernsthaft. Ein Foto von Daniel Craig. James Bond. Ja doch. Nein, dafür gibt es keinen Link hier. Der Text ist auch geil: “Um das Land nicht in Gefahr zu bringen, werden die dringendsten Aufgaben allerdings weiterhin erledigt.” Was mögen das für wichtige Aufgaben sein? Erfahren wir leider nicht, da muss also Phantasie her. Land in Gefahr! Genau. Wenn die scheiß Spitzel mal was Vernünftiges tun, nämlich nichts, ist sofort das Land in Gefahr. Wissen’s schon: Dr. No. Goldfinger. Der Imperator. Hui Buh!

Alles paletti

Ansonsten alles roger auf der Titanic. Stimmung bestens. Immer positiv titeln: “Sechs von zehn Arbeitnehmern fühlen sich gerecht bezahlt“. Du sollst. Nicht. Denken! Wenn sie das doch fühlen! Dass eine “gerechte Bezahlung” schlicht absurd ist und jedenfalls nicht definierbar, musst der Leser nicht wissen. Dass offenbar bald die Hälfte etwas anderes denkt und die Ausbeutung regulär “fühlt”, zumal: was das in der Praxis bedeutet, wenn am Ende des Geldes noch verdammt viel Monat da ist? Who cares. Wir sind doch eine dolle Gemeinschaft, denn:

Die Mehrheit der Deutschen schätzt den gesellschaftlichen Zusammenhalt im eigenen Umfeld als gut ein
oder : “Gesellschaftlicher Zusammenhalt ist gut – aber gefährdet“. Weder das Eine noch das andere lässt sich belastbar aus einer dusseligen Umfrage ableiten, selbst wenn die sonst korrekt wäre. Das beginnt wie fast immer damit, dass das Objekt der Frage nicht bestimmbar ist: “Gesellschaftlicher Zusammenhalt“. Etwas so Vages, unter dem sich jeder etwas ganz Eigenes vorstellt, kann nicht Gegenstand einer validen Aussage sein. Das Ergebnis ist Datenmüll, von dem sich der Journaill wiederum ernährt. Na dann: Mahlzeit!

Auch immer wieder spannend, was der Spon so für relevant hält. Heute an prominenter Stelle: “Diese Speisen sollten Sie beim Geschäftsessen auf keinen Fall bestellen“. Immer am Puls der Zeit. Wer schlägt sich nicht mindestens zwei Nächte pro Woche mit dieser existenziellen Frage schlaflos herum? Leider auch in dieser Nullrubrik entsprechend zero points, zumal sicher die wichtigsten Items fehlen: Asischale (aka “Pommes Schranke”), weil das Proletariat beim Geschäftsessen nix zu suchen hat; Dito “Nüdelkes mit Hackepeter”. Man outet sich nicht als Prolet. Dann schon besser als Idiot, aber: Auch bei den Getränken ist Vorsicht geboten. Ein Pils oder ein Hefeweizen geht in Ordnung. Als sexistisch hingegen gilt es, bei der Kellnerin “Hefepilz” zu bestellen. Ja sicher; hier werden Sie geholfen.