Ein dezenter Lesebefehl: Raul Zeliks “FAQ”.
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Oktober 10th, 2017 at 11:43
Die Linken bestimmen weder Richtung noch Tempo der katalanischen Unabhängigkeitsbewegung, behaupten aber tapfer, dass es in dieser Bewegung um linke Inhalte ginge.
Sergi Perello, katalanischer linker Gewerkschafter, meint: „Viele Menschen haben verstanden, dass Unabhängigkeit Demokratie bedeutet, während der Verbleib im Königreich Spanien heißen würde, in einem Land mit wenigen sozialen Rechten und einem skandalösen Ausmaß der Korruption der oligarchischen Eliten zu leben.“ Roul Zelik bläst in das gleiche Horn.
Das hat die aktuelle katalanische Bewegung mit vielen anderen nationalistischen Bewegungen gemein: Einer rein formellen Staatsgründung (andere Grenzen, andere Fahne, andere Hauptstadt, zusätzliche Soldaten, zusätzliche Beamte, zusätzliche Pfründe) wird ein sozialer Inhalt untergeschoben: “mehr Demokratie, mehr soziale Rechte, keine Korruption, keine oligarchischen Eliten”.
Ich denke, das sind teils Illusionen, teils Lügen. Solche Linken sind das Feigenblatt einer nationalistischen, egoistischen Bewegung.
Eine wirkliche Emanzipationsbewegung tritt nicht für “mehr Demokratie“ und „mehr soziale Rechte“ in einem regional begrenzten Raum, sondern im ganzen Land (für alle Menschen) ein.
Es gibt wohl historische Situationen, in denen eine soziale Emanzipationsbewegung ihre universellen Forderungen auf einem begrenzten Raum als ersten, vorläufigen Schritt verwirklichen kann. Selbst dann verzichtet keine Emanzipationsbewegung auf ihren universellen Anspruch.
Wer für „mehr Demokratie“ und „mehr soziale Rechte“ in und nur in Katalonien eintritt, der erweist allen fortschrittlichen Bewegungen in anderen Teilen Spaniens – und nicht nur dort – einen Bärendienst.
Oktober 10th, 2017 at 12:19
@Wal: Irgendjemand hat immer irgendwo angefangen. Das lustigste in diesen Tagen war, als der Schriftsteller Vargas Llosa vor Nationalismus warnte. Vor einem Heer spanischer Flaggen!
Vielleicht hätte man ihn nebenbei fragen sollen, warum sich Peru von Spanien löste.
Was mir noch einfällt: In Spanien gibt es 7-8 mal so viele Postenträger wie in D-land. Das kommt halt dabei heraus, wenn außer Tourismus und Baubranche nix los ist im Land, wie das eben früher dort so war.
Europe Hostage to the Ludicrous Hyperbole of the Spanish Constitution
Borders shift, over time, as the tides of human history and interaction ebb and flow. They always have and they always will. A Historic Atlas of Europe at 100 year intervals shows up the constant flux.
All within only the last 100 years, even a really major state like Poland has started by not existing at all, having been abolished 130 years previously, then come back into existence for two decades, then been abolished again, then been reinstated once more but entirely shifted a full two hundred miles westward from its previous incarnation.
There have been six truly major boundary and status changes to Germany in the last 150 years, the last only 27 years ago. [..]
p.s.: PP spokesman threatens Catalan president to end up like president Companys: imprisoned in 1934; executed by Franco in 1940.
Nette Leute haben die da in der PP. Er hat natürlich nur sagen wollen, dass Companys damals von den Republikanern – seinen eigenen Leuten – verhaftet wurde, wie Casado nachträglich erklärte.
Oktober 10th, 2017 at 12:46
Angefangen womit? Baut jemand ein Haus, um Kartoffeln anzubauen? Es gibt immer eine notwendige Verbindung zwischen Zweck und Mittel. Wer sagt, er gründet einen Staat, um sozialen Fortschritt zu erreichen, der zerreißt jeden Zusammenhang zwischen Mittel und Zweck.
Oktober 10th, 2017 at 12:47
Steht doch bei Zelik: Reformen unmöglich wegen strikter Ablehnung von Gesetzesvorschlägen durch die Zentralregierung.
Wollten das die Menschen in Katalonien? Ich weiß es nicht.
Oktober 10th, 2017 at 12:50
@Wal: Es wird ja nicht ein Staat in der Wüste gegründet. sondern ein Teil eines Staates soll abgelöst werden. Ist das die beste Möglichkeit, ‘Demokratie’ zu bringen? Sicher nicht, aber darum geht es ja auch nicht. Man muss sich doch auch anschauen, wovon da etwas gelöst werden soll. Dieses Spanien ist ein monarchistisch getünchter Restfaschismus mit selbst für EU-Verhältnisse erstaunlich korrupten ‘Eliten’. Katalonien kann das nicht in Gänze ändern, und wie in Zeliks Text steht, sind andere Versuche gescheitert. Im Grunde gäbe (Konjunktiv) es eine vernünftige Lösung für den Konflikt, nämlich dass Spanien wenigstens endlich eine Republik würde. Das wird nicht an Katalonien scheitern.
Mir ist am Ende auch egal, ob das irgendwie links ist oder nicht. Auf der anderen Seite steht die ganz alte Garde der Faschisten.
Oktober 10th, 2017 at 12:57
Den Katalanen kann man nur die Daumen drücken, dass sie es heute hinkriegen.
Die spanische Operettenmonarchie kann gerne kleiner werden. Francos Nacfolgesprechpuppe Rajoy ist ein Fall für Interpol und Kontosperrungen.
Oktober 10th, 2017 at 12:59
@Wal -Ich wäre etwas skeptischer gerade was diesen ‘universellen Anspruch’ angeht. Was passiert, wenn sehr heterogenen Traditionen und ‘kulturellen Entwicklungslinien’ ein und dasselbe ‘Modell’ übergestülpt wird, kann man doch gerade am Beispiel von Kapitalismus und der Verfasstheit in Nationalstaaten recht gut studieren. Dagegen halten könnte man allein die ‘universelle Forderung’ nach Selbstbestimmung auf der jeweils unterst möglichen Ebene. Das schlösse aber gerade jede darüber hinausgehende Universalität weitestgehend aus.
Oktober 10th, 2017 at 13:05
Schaut euch mal das gestern in Valencia aufgenommene Video im Artikel an: El joven agredido en Valencia: “No hubo enfrentamientos, era la extrema derecha de cacería”
Die Medien berichteten von “Zusammenstößen” zwischen Demonstranten. Tatsächlich erhalten die Faschos gerade durch das Verhalten Rajoys mächtig Rückenwind. Da singen dann auch mal tausend Jugendliche in Madrid die Hymne der Faschisten (genauer der Falange) “Cara al sol” und Politiker der ersten Riege der PP sind mit von der Partie. (Video1, Video2)
Spiegel Online und andere nennen das dann “die schweigende Mehrheit”.
Oktober 10th, 2017 at 13:50
Nördlich der Pyrenäen, in Frankreich, geht Katalonien ja noch weiter. Das ist quasi das Sudetenland der Katalanen. Wo knallt es zuerst? In Perpignan oder in Pjöngjang?
Meanwhile in Schilda: Crazy Horst bekommt eine Opagrenze mit beweglichem Deckel, darf sie aber nicht so nennen (grob zusammengefasst).
@ flatter
Spanien ist gar keine richtige Demokratie! “Korrupte Eliten”! Bist du da ganz alleine drauf gekommen? Die sollten sich mal an den USA oder Deutschland ein Beispiel nehmen … oder an … äh … wir verstehen uns hoffentlich. Smiley.
Oktober 10th, 2017 at 13:58
@flatter,
“Es ist gescheitert”? Die Bewegung für eine spanische moderne Republik ist jetzt gescheitert, weil die stärksten Bastionen die Sache aufgegeben haben und nach einer schnellen bequemen Lösung suchen.
Ich traurere dem Spanien von Rajoy keine Träne nach. Aber da heute in Barcelona alles von der Reaktion eines einzigen Mannes, eines Caudillo in Spe, abhängt, gebe ich keine Bohne für “mehr Demokratie” – weder in Spanien noch in Katalonien.
Oktober 10th, 2017 at 14:27
Es ist ein Phänomen dieser Zeit, dass es offenbar völkisch bewegte Linke gibt. Das erinnert mich an Begriffe wie “sozialistisches Vaterland” und sozialistische Heimat” in der DDR. Die komplette Gesellschaft hat einen Rechtsruck gemacht – quer durch alle Lager. Inklusive Schieß- äh: Lesebefehl :o)))
„Als Gregor Samsa eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte, stellte er fest, dass er nicht mehr linksliberal war. Und das war in dieser Gesellschaft schlimmer, als sich in ein ungeheures Ungeziefer verwandelt zu haben.“ (Oskar Roehler: Selbstverfickung)
Oktober 10th, 2017 at 14:36
Wenn es ein Quentchen mehr Demokratie sein soll, dann stellt sich mir die Frage, was man einem zentralistisch aufgebauten System entgegenhalten soll? Sind die Graswurzel-Bewegten jetzt auch schon “völkisch”? Ist das nicht mitunter der gleiche Kampfbegriff wie “Kleinstaaterei”?
Oktober 10th, 2017 at 14:37
@Wal.: Ich glaube nicht an die Macht einzelner Männer.
Oktober 10th, 2017 at 14:45
@flatter
Ich schon. Ich glaube, einzelne Männer können viel Schlechtes anrichten.
Oktober 10th, 2017 at 14:50
Yo, Schabowski, gelle? Aber selbst der hat nur geöffnet, was nicht mehr zu halten war. Puigdemont hat keine Macht; umso weniger, je mehr er glaubt, welche zu haben.
Oktober 10th, 2017 at 14:51
@ Rainer
Es geht nicht um ein Quäntchen mehr Demokratie, dann müsste man über Autonomie verhandeln. Es geht um Nationalismus, Spaltung, Separatismus. Katalanen wollen nicht mehr mit Andalusiern, Basken usw. in einem Land leben. Was hat das mit dem “System” zu tun? Oder wird es in einem unabhängigen Katalonien kein “System” geben mit korrupten Politikern und mächtigen Unternehmern?
Und die Machtträume von Berufspolitikern haben wirklich nichts mit “Graswurzel-Bewegten” zu tun. Dann wären die Grünen ja auch eine Graswurzelbewegung.
Oktober 10th, 2017 at 14:57
@Andy Bonetti: Wenn das vermeintlich Neue das Alte mit neuen Namensschildern ist, dann braucht man nix ändern. Das ist mir schon klar.
Oktober 10th, 2017 at 15:06
@Andy Bonetti:
“Es geht um Nationalismus, Spaltung, Separatismus. Katalanen wollen nicht mehr mit Andalusiern, Basken usw. in einem Land leben” – wie kommst du darauf? Das widerspricht so ziemlich allem, was ich bisher gehört und gelesen habe. Im Gegenteil ist es so, dass letzten Montag auch die Gegner der Autonomie gegen die Zentralregierung demonstriert haben. Ich kann deine Behauptung keinen Meter nachvollziehen.
Oktober 10th, 2017 at 15:09
@ Rainer
Was erwartest du von Puigdemont? Hier kämpfen ja nicht unterdrückte Arbeiter gegen den Kapitalismus, hier geht es nicht um links und rechts.
Der Typ war ewig und drei Tage Politiker der CDC, einer liberal-konservativen Partei. Jetzt ist er bei der Nachfolgeorganisation PDC, die in Deutschland mit der FDP kooperiert. Noch Fragen, Hauser?
Oktober 10th, 2017 at 15:13
@Andy Bonetti: Wenn Du frühere Diskussionen hier verfolgt hättest, dann wüsstest Du, dass ich wahrscheinlich nicht auf der Seite Puigmonts stehe. Wenn sich am unmittelbaren Erleben der Menschen, d.h. z.B. am “Arbeitsplatz” aka in der Produktion nichts ändert, dann können mir diese Fritzen gestohlen bleiben. Und diese Änderungen müssen m.E.n. “von unten” kommen.
Ich bin ja generell für ein Parteienverbot… :-)
Oktober 10th, 2017 at 15:17
@ Flatter
Die Gegner der Autonomie, die am Montag demonstriert haben, forderten die beiden Konfliktparteien zum Dialog auf. Wie ich schon neulich schrieb: hier kämpft eine idiotische Zentralregierung gegen eine idiotische Provinzregierung. Beide sind von seehofermäßiger Sturheit.
Aber jede nationalistische Bewegung spaltet die Welt nun mal in “die” und “wir”. Die Volksfront von Judäa lässt grüßen. Ich dachte immer, du wärst Marxist und als solcher über derlei niedrige Anwandlungen erhaben.
Oktober 10th, 2017 at 15:19
“hier kämpft eine idiotische Zentralregierung gegen eine idiotische Provinzregierung.”
Das reicht nicht als Analyse. In Badalona z.B. haben sie wesentlich mehr Bürgerbeteiligung im Gemeinderat als im Rest Europas, soweit ich das kapiert habe.
Wenn so etwas allerdings möglich ist, dann stellt sich aber erst recht die Frage: Wozu ein unabhängiges Katalonien?
Oktober 10th, 2017 at 15:22
@ Rainer
Meine Rede! Merkel in die Produktion. Arbeiter- und Blogger-Räte an die Macht. Wer Parteimitglied war, kann kein Ratsmitglied sein. Da bin ich sofort dabei. Krieg den Hüten, Frieden den Base-Caps. Oder so.
Oktober 10th, 2017 at 15:23
Nein, @Andy, so nicht! Merkel gründet dann eine WG mit dir in Schweppenhausen. Ihr pflanzt dann Tomaten und stellt Bloody Mary her.
Oktober 10th, 2017 at 15:29
Das hatte ich eigentlich mit der Klöckner vor. Die sieht viel besser aus und ist aus Guldental, zwei Dörfer weiter. Wir bauen dann Gras an und mixen Grashopper ;o)
Oktober 10th, 2017 at 15:32
@Rainer – Kann ich mich nur anschließen. Mein Vermieter trägt Base-Cap, meine Liebste Hut.
Geht also mal gar nicht!!1!
Edith reicht noch diesen Text nach, ebenfalls aus Zeliks Feder.
Oktober 10th, 2017 at 16:00
@Andy Bonetti(21): Ich bin weder Marxist noch stütze ich auch nur mit einer Silbe Puigdemont oder Nationalisten. Sei doch so gut und gib demnächst an, auf welche Aussagen du dich beziehst. Von mir ist keine dabei.
Oktober 10th, 2017 at 16:26
@ flatter
Jetzt bin ich baff. Ich dachte immer, du wärst einer der letzten aufrechten Linken (das meine ich gar nicht ironisch), also keiner von den “Linken” oder gar dem sog. linken Lager (SPD, Grüne), sondern einer, der es ernst meint. So habe ich diesen Blog immer verstanden. Und ein Linker hat nun mal keine Nation und keine Heimat. Dachte ich immer.
Ich gehöre zum Lager der nichtorganisierten anarchistischen Hedonisten – zu welchem Lager gehörst du und die ganze kapitalismuskritische Rasselbande, die hier regelmäßig kommentiert?
Oktober 10th, 2017 at 16:32
“ein Linker hat nun mal keine Nation und keine Heimat” – steht im Zusammenhang mit welcher Aussage meinerseits? Und wozu poste ich Kommentare wie #27?
“zu welchem Lager gehörst du … ?”
Zu keinem. Was soll ich in einem Scheiß-Lager?
p.s.: Liest du eigentlich auch die Texte von Zelik, auf die wir uns beziehen? Oder ist das eine Art Sparring?
Oktober 10th, 2017 at 16:47
Habe jeden Lesebefehl brav befolgt und alles gelesen. Exzerpte pflastern meinen Schreibtisch. Gibt es auch noch eine zweite Quelle neben dem Schüler von olle Altvater vom OSI zum Thema?
Wer seit 12 Jahren gegen den Kapitalismus anschreibt, gehört nirgendwo hin? Das klingt aber sehr traurig. Wenn der Widerstand gegen den Neoliberalismus so schlecht organisiert ist, wundert es mich nicht, dass die FDP schon wieder und die CSU immer noch an der Regierung ist.
Bildet Banden, hieß es früher immer. Auch vorbei …
Winzeremos, ich muss jetzt was trinken.
Oktober 10th, 2017 at 16:55
Ich organisiere hier nicht, ich denke öffentlich. Jede organisierte Opposition gegen den Kapitalismus wurde in Deutschland ausgerottet. Da kann man sich jetzt auf die Straße stellen und ein Schild hochhalten: “Hier links, marxbasiert und gegen jede Form von Sklaverei“. Bestenfalls passiert nichts, wahrscheinlich kommen aber ein paar Parteigänger vorbei, hängen sich dran und zeigen auf, wie man das im Rahmen der FDGO bei geputzten Lampen und kooperativ-rerformistisch viel besser machen kann. Die Besten werden dann sogar von Friedrich Merz persönlich empfangen.
Oktober 10th, 2017 at 18:02
@Andy:
mein Alternativtext zu Zelik:
Zur Vorgeschichte des katalanischen Nationalismus
http://marx-forum.de/Forum/index.php?thread/710-zur-vorgeschichte-des-katalanischen-nationalismus/
Oktober 10th, 2017 at 18:06
Der letzte Absatz bleibt jeden Beleg schuldig und beschäftigt sich keine Sekunde mit denen, die heute für die Unabhängigkeit sind.
Denen dürften Euroeinführung, Troika und Rajoys Gebaren sehr viel näher sein als das vorletzte Jahrhundert.
Oktober 10th, 2017 at 18:13
Spiegels Bravo tönt derweil, ein “umstrittener Aktivist” helfe den “Separatisten” – Julian Assange. Ich sage nur: Putin!!1!¹
Oktober 10th, 2017 at 18:19
@33
Stimmt, aber deshalb steht in der Überschrift “zur Vorgeschichte…”.
Forderst du nicht auch immer genaues Lesen?
Ich kann nicht in fremde Köpfe gucken. Aber ich versuche abzuschätzen, was bei dem Mittel “eigener Staat Katalonien” herauskommen kann.
Da glaube ich: wie beim Brexit auch, wird das Erwachen nach der Trennung bitter.
Oktober 10th, 2017 at 18:29
Wo du recht hast …
mir gefällt es aber ungut, wenn hier so auf Nationalismus abgehoben wird, der eine völlig marginale Rolle spielt. Man kann sich dazu ja anhören, was aus den Köpfen so gesprochen wird.
Einen Staat Katalonien halte ich derweil ohnehin für die unwahrscheinlichste Variante. Das ist vermutlich auch nicht das Ziel der meisten Gegner des jetzigen Zustandes, weshalb es auch falsch ist, sie “Separatisten” zu nennen (aber unsere Presse sorgt halt dafür, dass wir immer wissen, wer die Guten sind). Souveränität ist die ultima ratio, und wie ich Rajoy und diesen Faschistenkönig einschätze, ist die eh nicht ohne Bürgerkrieg zu haben.
Oktober 10th, 2017 at 18:40
Würde es dir besser passen, wenn man von einem “antispanischen Ressentiment” spricht? Das ist durchaus aktuell und virulent.
Oktober 10th, 2017 at 18:42
Vielleicht “erworbenes antispanisches Ressentiment” (ist ja nicht Gen, ne?)? ;-)
“Antispanisches Ressentiment” täte jedenfalls besser passen als Nationalismus, finde ich, yo.
Oktober 10th, 2017 at 19:43
@Andy Bonetti(30)
Widerstand gegen den Neoliberalismus? Widerstand gegen den Kapitalismus, oder noch besser: Widerstand gegen das Kapital!
Der organisiert sich nicht an Schreibtischen, in Wahlkabinen oder Blogger-Räten, jedenfalls nicht, wenn dabei tatsächlich Widerstand gelingen können soll. Der hätte mE nur eine Chance, wenn ‚uns’ die (Kapital-)Verwertung schnuppe ist und ‚wir‘ unsere Belange und unseren Krempel ohne Äquivalenzen ‚gebacken‘ kriegen bzw. kriegen wollen.
Wäre gespannt, wie das Kapital versuchen würde, das wieder ins System einzufangen.
Oktober 10th, 2017 at 20:47
Püntes arbeitet sich zum Thema mal wieder an einem Popanz ab. “Linke Blase” heißt der und “viele deutsche Linke” und wie immer weiß man nicht, wer gemeint ist. So geht ja Qualitätjournalismus: Einen Pappkameraden aufbauen, drauf eindreschen, den Leuten erklären, dass ‘die’ nicht zu den Guten gehören und ganz wichtig recht haben.
Kann man da wirklich nicht sagen: Die und der sagen das und das, um sich dann eben das und das vorzunehmen und inhaltlich antworten? Nein?
Während hier also vor ‘linkem Nationalismus’ gewarnt wird, ist es dort der falsche Sozialismus. Was nach Revolution riecht, ist dem “Rebellen” ja eh schon auf 1000 Meter pfui.
Oktober 10th, 2017 at 22:50
Wie zu erwarten war, nutzt Puigdemont das Votum als Option zu Verhandlungen mit der Zentralregierung. Die hält sich nach wie vor für die einzige Autorität und verhält sich demgemäß. Wer die Doofen sind, wäre damit einmal mehr geklärt.
Oktober 11th, 2017 at 00:48
Die Zentralregierung wird nicht über Unabhängigkeit verhandeln (ebenso unmissverständlich hat sich das BVG ja auch im Januar dieses Jahres zur Abspaltung Bayerns geäußert) und in zwei Jahren gibt es das nächste Referendum. Viel Rauch um nichts.
Oktober 11th, 2017 at 07:30
Rede des Straßenhäuptlings von Barcelona:
„Mitkataninnen und Mitkatanen! Spanische Gangster vom Nachbarbezirk zocken uns ab, behindern uns und haben uns verprügelt! Das gibt uns das Recht, eine rivalisierende Straßengang zu gründen.
Die Konstituierung unserer Katanengang schiebe ich noch auf. Vielleicht ist mit den spanischen Gangstern noch ein Schacher möglich, der die Straßenrechte und die Beute für uns verbessert.“
Oktober 11th, 2017 at 07:37
@Wal: Bitte lesen: Katalonienkrise: Die Staats-Nation ist das Problem (via fefe)
Hinzufügen möchte ich den Ausführungen, dass die erbetenen Statusänderungen in geänderter Form umgesetzt wurden.
Sie hatten einen Erdbeerjoghurt mit Krokant bestellt und ausgehandelt, bekamen aber ein Stück ranzige Butter vom Verfassungsgericht geliefert, mit der sie bis heute ihre Brote bestreichen dürfen.
Die Zentralregierung hat den Beschluss zur Umsetzung des Artikels 155 bereits aus der Schublade geholt. Der Artikel erlaubt die Aufhebung der Autonomie, sodass die lokale Verwaltung komplett außer Kraft gesetzt wird. (El Gobierno sigue decidido a aplicar el artículo 155 como respuesta a Puigdemont)
15 katalanische Politiker wurden kürzlich verhaftet, weil sie sich treffen und miteinander reden wollten. Artur Mas wurde wegen des letzten Referendums zu einer Geldstrafe verurteilt und darf zwei Jahre keine polit. Ämter bekleiden. Es ist bekannt, dass die Guardia Civil bis vor wenigen Jahren gefoltert hat …
Wann beginnt eigentlich Faschismus? Wie viele Leute müssen nachts abgeholt werden, damit wir und/oder die EU sagen: “Ey, jetzt übertreiben sie es aber”?
Oktober 11th, 2017 at 08:33
Eine chinesische Parabel erzählt von einem wohlhabenden Mann, der in den Staat Zhu reisen wollte. Unterwegs fragte er einen Bauern nach dem Weg. Der sagte: nan yuan – bei zhe. „Dein Ziel liegt im Süden, du fährst nach Norden“. Macht nichts, antwortete der Mann, ich habe eine wohlgefüllte Reisekasse und gute Pferde, und fuhr weiter. Irgendwann werde ich dort ankommen.
Die linken Unterstützer der Katalanenbewegung sagen: wir wollen mehr Demokratie, mehr soziale Rechte usw. Puigdemont und andere Führer der Bewegung fahren aber in eine ganz andere Richtung.
Macht nichts, sagen die Unterstützer, denn wir sind ja eine starke Bewegung!
Oktober 11th, 2017 at 08:40
Schöne Geschichte. Ich hatte oben schon geschrieben, dass ich das Vorhaben nicht wirklich unterstützen würde. Jedem seine eigene Mauer!
Die Spanier allerdings, die ich kenne, haben einen Hals auf die Katalanen. Die sprechen nämlich eine Sprache, die die anderen nicht verstehen.
Oktober 11th, 2017 at 09:28
Die Berliner haben einen Hass auf die Hamburger und auf die Stuttgarter. Die Hamburger wurden beim G20 von der Berliner Polizei verprügelt, die Stuttgarter beim Protest Stuttgart21.
Die Stuttgarter wie die Hamburger sprechen eine andere Sprache als die Berliner und haben eine andere kulturelle Vergangenheit. Stuttgart wie Hamburg zahlen mehr in den bundesweiten Finanzausgleich ein, als sie daraus erhalten. Wo bleibt die Forderung nach Unabhängigkeit und Freiheit von Berlin?
Im Ernst: Hass vernebelt Hirn.
Oktober 11th, 2017 at 09:37
Rajoy und seine MännInnen sind zu dämlich oder zu ignorant, um zu verstehen, was Puigdemont gesagt hat. Er soll ihnen mitteilen, ob Katalonien nun die Unabhängigkeit erklärt oder nicht. (Rajoy requerirá a Puigdemont que aclare oficialmente si hay DUI)
m(
p.s.: Vielleicht war ich zu schnell: Catalan leader signs document declaring independence from Spain
Oktober 11th, 2017 at 10:52
Ralf Streck auf tp zur aktuellen Lage. Beta-Artikel…
Oktober 11th, 2017 at 11:14
Ich habe mir heute einen VW Diesel gekauft, werde ihn aber zunächst nicht fahren, bis die Vorwürfe gegen das Unternehmen geklärt sind.
Der klassische Politikerkompromiss. Katalonien ist unabhängig und nicht unabhängig – man kennt das von Schwangerschaften.
Damit können beide Seiten in Katalonien erst einmal leben, aber zugleich sind auch beide Seiten enttäuscht. Das hat man an den Reaktionen beim Public Viewing in Barcelona gesehen, wo die Leute mit hängenden Köpfen wieder nach Hause gingen.
Oktober 11th, 2017 at 11:27
Können wir einmal versuchen, das halbwegs vernünftig anzuhandeln?
Oktober 11th, 2017 at 12:22
@Andy: Ich glaube, der Zug war gut, weil so die Emotionen bei vielen herausgenommen wurden. Wenn Leute massenhaft zusammenkommen und sich über irgendetwas freuen, dann habe ich von meinem Vater gelernt, dass man besser in die andere Richtung läuft. Es sei denn, es geht um Fußball. Aber auch da wäre ich vorsichtig … :-)
Oktober 11th, 2017 at 15:59
Gehört auf jeden Fall mit zum Thema, wie auch die dort unten verlinkten weiteren Artikel. Das (Nicht-) Verhalten der EU und ihrer Hegemonialmacht kann wohl nur so gedeutet werden: Spanien in’s Messer laufen lassen…und irgendwann eine ‘Lösung’ aus der Tasche zaubern?
Oktober 11th, 2017 at 17:56
@Andy
Das scheint mir doch etwas unterkomplex, verwunderlich bei A. B.
Ist denn das geistvoll leichte dieses klugen Vorgehens so gar nicht zu erkennen? Kein Getöse, kein Auftrumpfen – ein Agieren mit Gesten, aber eindeutigen, entschiedenen: ein Referendum mit eindeutigem Ergebnis, ein eindeutiger Beschluß und dann eine Fermate, Einladung, das Resultat in Frieden auszuhandeln, jeder Seite gerecht zu werden. Nachdem ich, via fefe, dies hier las: https://www.peira.org/katalonienkrise-die-staats-nation-ist-das-problem/, bin ich mir schon ziemlich sicher, daß die Katalanen und ihre Regierung nicht die mutwilligen Dummköpfe im Spiel sind.
Oktober 11th, 2017 at 18:25
@ Kalo
Kein Getöse? Ein Auftritt in einem Provinzparlament, vor dem die ganze Weltpresse wartet und alle den Atem anhalten. Und kurz vorher wird der Termin für alle Live-Schalten auf CNN, Phönix usw. noch mal um eine Stunde verschoben. Das nenne ich Theatralik at it’s best.
Eindeutiges Referendum? Etwa zwei der sieben Millionen Katalanen haben sich für die Unabhängigkeit ausgesprochen. Zwischen 350.000 und einer Million haben in Barcelona für die Einheit Spaniens demonstriert. Fakt ist: die Katalanen sind in dieser Frage gespalten. “Das Volk” steht nicht geschlossen hinter der Regierung.
Ich finde es amüsant, dass zwei Wochen, nachdem die Deutschen den Einmarsch der AfD in den Reichstag beschlossen haben, viele Kommentatoren genüsslich auf den vor 42 Jahren verstorbenen Diktator Franco hinweisen und auch noch unseren schönen Föderalismus loben, den “die Spanier” gar nicht haben. In der Rolle als Richter über andere ist so mancher Antifaschist, Linker usw. deutscher, als er vielleicht glauben mag.
Für mich stehen sich an diesem Punkt zwei heißblütige Machos gegenüber. Meine Sympathie gehört daher auch keiner der beiden Seiten. Für die Bevölkerung ändert sich nichts. Keinem Armen oder Arbeitslosen wird mit diesen Muskelspielen geholfen, der Gegensatz von Unterschicht und Oberschicht bleibt gleich, die Verhältnisse sind immer noch zementiert und noch nicht einmal Gegenstand der aktuellen Debatte.
Oktober 11th, 2017 at 18:39
In Nordkorea demonstrieren sie dauernd für diesen Kim. Muss wahnsinnig beliebt sein, der Mann.
Ungeprüft und undifferenziert Zahlen zu kullern, kenne ich aus Talkshows.
In Barcelona gab es eine(!) Demo von Gegnern der Autonomie. Die wurden Busweise aus ganz Spanien angekarrt. Derweil hast du in den Tagen rund um das Referendum kaum spanische Flaggen gesehen, dafür waren die Fassaden mit der katalonischen gespickt. Die “Si” Fraktion war jeden Tag zu Tausenden auf den Beinen. Doch, die Mehrheit war überwältigend. Magst du das zur Kenntnis nehmen?
Magst du weiterhin zur Kenntnis nehmen, welche Bemühungen es seit Jahren gegeben hat, im Streit zwischen Madrid und Barcelona zu einem Kompromiss zu finden, wobei sich die Zentralregierung keinen Milimeter bewegt hat, egal, was Katalonien vorschlug?
Magst du zur Kenntnis nehmen, welche Optionen die Handelnden haben und wie sie sich konkret verhalten?
Oder ist dir wichitger, dass du “für dich” weiterhin nur zwei handelnde Personen siehst, die – so einfach ist das nämlich – “heißblütige Machos” sind?
Oktober 11th, 2017 at 19:10
In Nordkorea hängen Fahnen und die Leute demonstrieren für Kim. Dieses “Argument” gilt also gegen die Riesen-Demo in Barcelona, zählt aber nicht bei den Demos der Separatisten?
Eine Demo war staatlich gelenkt, die andere jedoch nicht? Hinter beiden Demos standen Parteien als Organisatoren. Das weißt du auch, so naiv bist du nicht.
Was hast du für ein Problem damit, wenn Spanier für die Einheit Spaniens demonstrieren? Übrigens nicht nur in Barcelona.
Es geht um Macht. Eine Seite will mehr Macht, die andere Seite will sie nicht abgeben. Von daher sind die handelnden Subjekte in der Politik sehr einfach zu sortieren. Oder glaubst du wirklich, hier ginge es um den Willen des Volkes? Keine Macht den Drogen, Flatter!
Glaubst du im Ernst, es ginge auch nur einem Menschen besser, wenn wir noch einen weiteren bürgerlichen Staat in diese Welt setzen?
Oktober 11th, 2017 at 19:24
Eine klitzekleine Frage noch: Wie kommt es, dass aus dem erklärten Internationalisten und Staatskritiker so ein glühender katalanischer Patriot geworden ist? Hast du dich selbst turboradikalisiert oder gibt es da persönliche Gründe, da du ja zum Referendum vor Ort warst? Oft hilft es ja zum Verständnis anderer Leute, wenn man die private Motivation kennt.
Oktober 11th, 2017 at 19:25
@#57: Richtig: Es ist ein Unterschied, ob Menschen auf die Straße gehen, weil sie ein Interesse haben oder ob sie dafür bezahlt werden. Und um das mal zu vergleichen: Fahre ich nach Bayern, um gegen deren Unabhängigkeit zu demonstrieren? Geht mich das etwas an?
Hinter den Demos in Barca stand vermutlich die Organisation “Twitter”. Ganz Barcelona war eine Demo. Tagelang. Siehst du den Unterschied? Den zwischen intrinsischer und extrinsischer Motivation etwa? Den zwischen dem Unmut der Einheimischen und dem Autoritätsanspruch der Spanier? Ist das dasselbe?
Es geht um Macht und ihre Formation. Die Katalonier wollen weniger Macht über sie und mehr Selbstbestimmung, Die Spanier wollen weiter uneingeschränkt fremdbestimmen.
Glaubst du im Ernst, es ginge auch nur einem Menschen besser, wenn wir keinen weiteren bürgerlichen Staat in diese Welt setzen?
Dolle Frage, gelle? Es geht nicht um einen weiteren Staat. Es geht viel mehr um ein anderes Spanien.
p.s.:
@#58: Auch für deine Leseschwäche trage ich keine Verantwortung. Jeder kann hier nachlesen, dass ich mich nirgends für einen Staat ausspreche, du aber hangelst dich von einer unsinnigen Behauptung in die nächste. Ist das wirklich zu hoch für dich? Kriegst du es nicht gebacken, eine differenziertere Sicht auf Motivation und Optionen der ‘Separatisten’ von “Patriotismus” zu unterscheiden? Schade. Für mich ist diese Auseinandersetzung hiermit beendet. Sie scheitert an Ignoranz.
Oktober 11th, 2017 at 19:51
Schon klar. Zahlen, die ich nenne und auch mit Quellen belegen kann, sind gelogen. Alle Demonstranten, die nicht deiner Meinung sind, wurden bezahlt. Und mein Hauptproblem ist die Ignoranz …
Ich nehme an, dein Jähzorn und dein Hochmut haben dich schon eine Menge Freundschaften und Jobs gekostet.
Lassen wir’s in Zukunft einfach.
Oktober 11th, 2017 at 20:03
Wenigstens was Lustiges zum Abschluss.
Oktober 11th, 2017 at 20:33
#60
Das ist jetzt nicht wahr, oder?
Oktober 11th, 2017 at 20:35
Halt, hier kommt noch ‘was lustiges(?):
“… das Resultat eines Paktes zwischen den alten Eliten der Franco-Diktatur und der PSOE. Dieser Staatspakt modernisierte Spanien, sicherte den Franquisten aber ihre Machtpositionen in Polizei, Justiz und Großkonzernen.”
Huch, das iss ja wie bei uns, wie überall auf der Welt – der Sieger verteilt die Beute und schreibt die Geschichte! That’s life! (leider)
‘S gibt noch n’ paar Stellen, wo ich ähnlich lakonisch einwenden könnte (manche sagen auch: ähnlich dämlich) – nun das ist die andere Seite der Meinungsfreiheit die auch Raul Zellik ausbreitet: “Always look on the bright side …”
Meine Meinung: Beide Seiten verhalten sich seit Jahrzehnten unendlich dumm, verspritzen seit ebenso vielen Jahrzehnten viel Testosteron und singen “Ugabuga Wu, Ugabuga Wu, Ugabuga Wu .,.”
Edith meint: Dass Rajoy und seine Seilschaften Banditen sind, iss wirklich nix neues – man schaue nach Brüssel, Berlin, Paris, Washington D.C., ‘mal bei Siemens vorbei, bei EADS, der HSBC (vllt. auch bei der UBS) … überalle: Men at work!
Oktober 11th, 2017 at 20:51
Yo, und das ist das nächste abstrakte Urteil. Ist es nicht viel interessanter, wo sich beide Parteien unterschiedlich verhalten und das zu benennen? Dann könnte man immer noch meinen, das sei von einem Kaliber, aber es überschreitet das Niveau des Pauschalurteils.
Oktober 11th, 2017 at 20:56
“Die Wahrheit muss man in den Tatsachen finden” (Deng Hsiao Ping)
(Ich arbeite daran, dass Du mir die Freundschaft künigst ;-) – so isses halt, unten im Volk, bei die einfache Loit, da wir einfach gedacht und nich siebenfach verschraubt :-) )
Oktober 11th, 2017 at 21:09
Ich verbanne auch dich zu ewigem Jubiläum!
Oktober 11th, 2017 at 21:24
*Bussi*
Btw.: Was hier alles so Schlaues (ohne Ironie) so verbreitet und genauso (häufig) schlau kommentiert wird … unn isch derf dess lese, gell. *Juchu*
Oktober 11th, 2017 at 21:29
@flatter (40)
Wtf is Püntes (I know that guy) – ich kann den nur injorirn (oder wie das heißt) – hielte das auch hier für ‘ne Möööglichkeit.(?) Warum erwähnst Du deeen hier? Iss der etwa doch wischtisch?
Oktober 11th, 2017 at 21:41
(könnte zu #52 passen ;-) )
Ich kämpfe gerade in der Fämili so ein ähnliches Kämpfchen aus: Hirn gegen Herz … das Hirn hat die Waffen gestreckt, gegen Vorurteile (in diesem Fall vllt.berechtigte) und Ängste (merr weis ja nedd, gell?) kommt kein Kraut der Welt an.
Oktober 11th, 2017 at 21:41
Keine Ahnung, aber das ist ja Nachbarschaft. Im Übrigen auch so etwas wie ne Koordinate. Kann man sehen, wie man sich relativ zueinander bewegt (hat) über die Jahre.
Oktober 11th, 2017 at 22:12
@flatter
Bin durch mit die Kommentare, zum Schluss noch’ mal auf Deine #64: Und wenn es kein Pauschalurteil iss? Wenn tatsächlich nur der eine Dämlack (mit seiner Entourage) es dem Annern (und dessen Entourage) zeigen will? Der eine mit ‘ner dämlichen(?) Verfassung und ~40 Jahren Ignoranz und Aroganz, der Annere mit ‘nem ‘Volksentscheid’ (90 aus 40 – lächerlich, auch wenn diese 38% tagelang Party in Baercelona gemacht haben) und gleicher Ignoranz bzw. seit ~40 Jahren andauernder Indolenz? Gugg Dich doch ‘mal um unter den “Eliten”, unter den Oligarchen, den Poltniks, den Ökonomiks, den Menetschern kurz: den Entscheidern – alles MitGlied_er (bis auf ‘n paar Quoten-Tussies [sry] und testotseronstrotzenden Mannweibern à la ‘Mutti’ und Mary & Co.). Unn dann? Nich siebfach verschraubt unn um drei Ecken – einfach geradeaus (daas soll’s auch geben). Nein Testosteron alleine isses nich, aber ‘s spielt ‘ne große Rolle unter Silberrücken und solchen, die es werden wollen!
Nachtrach: Deine 70 passt natürlich, auch hier bleibt, imho, Herz vor Hirn. Hab’ ich, retrospektiv gesehen, auch in annern, erlebten Fällen, schon öfter rausdestilliert.
Oktober 11th, 2017 at 23:16
Die ‘Entscheider’ sind ebenso unabhängige Individuen wie alle anderen Menschen. Sie werden also vielschichtig beeinflusst. Schon auf der Ebene dessen, was sie selbst tun. Selbst auf der vereinfachenden Ebene, wo man sie als Bollocks sieht, versuchen sie zu gefallen und zu wirken – auf wen, wen besonders und wie? Sie sind umgeben von Fans, Beratern und solchen, die sie selbst wertschätzen. Das ist schon komplex.
Noch viel komplexer ist das Machtgefüge, in dem sie sich bewegen. Sie müssen Rücksichten nehmen, haben Optionen, stehen vor Hindernissen und (Un-)Möglichkeiten.
Alles, was ich einschätzen kann, ist Letzeres. Ich kann analysieren, was geht, was warscheinlich geht und was nicht geht. Das ist für mich viel relevanter als persönliche Motive; vor allem führt es zu exakt gar nichts, wenn man es sich selbst möglichst simpel zurecht legt und auf der Stufe der Bewertung von Personen bleibt.
Der autonomste Politiker, den ich je beobachten durfte, ist Donald Trump. Der Mann ist Narzisst reinsten Wassers und folgt nur seinem Stammhirn. Das macht ihn aber keineswegs berechenbar, zumal um ihn herum eine Rotte wechselnder Dompteure eiert, die versuchen, seine Filterblase zu tapezieren.
Ich wehre mich mit Axt und Dynamit gegen simple Modelle. Die taugen nix.
Oktober 12th, 2017 at 00:06
@flatter 40: ist nicht Roberto (ja der Artikel war Scheisse) für Dich nicht auch n Pappkamerad?
Oktober 12th, 2017 at 00:17
Seltsame Frage. Er schreibt konkrete Texte, die ich lesen kann. Wo genau ist da jetzt die Pappe?
Oktober 12th, 2017 at 11:48
Das Primat der Politik bei der Arbeit: #Puigdemont ist von Unternehmerkreisen seiner Partei zum Verzicht auf Unabh erklärung gedrängt worden.
Parteien abschaffen und verbieten – Jetzt! Smiley
Oktober 12th, 2017 at 13:24
Die span. Verteidigungsministerin hat die “fast völlige Sicherheit”, dass die Armee nicht in Katalonien eingesetzt werden muss: Cospedal tiene “casi completa seguridad” de que no será necesario que intervenga el Ejército en Catalunya
Oktober 12th, 2017 at 13:25
Fly, you fools!
Oktober 12th, 2017 at 13:26
Keine gute Idee, denn der Pilot ist tot: Fallece un piloto al estrellarse un caza en Albacete cuando volvía del desfile del 12-O
Diese Nationalfeiertage immer …
Oktober 13th, 2017 at 08:53
Kurz und schmerzlos: Spiegel Online schreibt im Artikel Der Tag der Spanier von 65.000 Demonstranten.
Abgesehen davon, dass ich es für tendenziös halte, diesen “Tag der spanischen Rasse” mit Katalonien in Verbindung zu bringen, ist die Zahl auf 10.000 korrigiert worden.
Werden wir davon erfahren?
@Vogel: “90 aus 40 – lächerlich”
Du hast schon mitbekommen, dass Urnen konfisziert wurden und Katalonen vielleicht wegen der Gewalt von ihrem Vorhaben wählen zu gehen Abstand nahmen?
Dazu ein knapp 11-minütiges Video aus einer Schule, aufgenommen am 1. Oktober: ELS HORTS 1-O
Egal, die Menschen werden immer ca. 50/50 gespalten sein, wie auch im Falle der Abstimmung damals in Chile klar wurde. Das Ergebnis war die Niederlage der Pinochet-Diktatur mit 56 zu 44 Prozent. Siehe dazu vielleicht auch No!.
Oktober 13th, 2017 at 09:56
@Rainer,
setzen wir voraus, dass die Mehrheit der Katalanen für Abspaltung, und die Mehrheit der Spanier gegen Abspaltung sei. Was folgt daraus?
Ich denke, es folgt daraus ein Anwachsen der Vorurteile, ein Anwachsen nationalistischer Ideen, ein Anwachsen der Staatsapparate und damit eine Zunahme von Hindernissen auf dem Weg der Emanzipation der Spanier wie der Katalanen.
Die illegale Volksabstimmung der Katalanen gegen den Willen der Staatsmacht war eine begeisternde Aktion. Was ist diese katalanische Mehrheit eigentlich wert? Sie hat nicht verhindert, dass die Staatsschauspieler auf beiden Seiten an Einfluss gewonnen haben. Mehr als vorher hängt nun alles von den Regierenden ab.
Gäbe es klare, emanzipatorische Ziele (Trennung von Staat und Kirche, Abschaffung der Monarchie, Abschaffung des Beamtentums, hoher Mindestlohn, Arbeitszeitverkürzung etc.), dann wäre die katalanische Mehrheit erst einmal weg, aber man könnte die Unterstützung der lohnabhängigen Spanier gewinnen. Dieser Weg ist jetzt verbaut, und damit sind die emanzipatorischen Ziele in ganz Spanien verbaut.
Die nationalistische Rechte auf beiden Seiten wird gestärkt. Nan yuan – bei zhe.
Oktober 13th, 2017 at 10:32
@Wal: Warum sollte man die Spanier fragen, was sie davon halten? Warum nicht die Europäer oder gleich die uno?
Das Beamtentum abschaffen? In Spanien? Lächerlich! Wer dort einigermaßen Grips in der Birne hat, der bereitet sich genau darauf zwei Jahre lang vor. Eine ‘posición’ zu ergattern, ist so ziemlich der einzige Garant dafür, einen Job zu haben, den man nicht verlieren kann nebst anderer Vergünstigungen, einschließlich erweiterter Gesundheitsleistungen für die Kinder.
Die Zusammensetzung der Volkswirtschaft dort ist nach wie vor eine ziemliche Katastrophe. Vor 40 Jahren war Spanien ein “Dritte Welt-Land” wie einige Spanier zu mir sagten. Franco und seine Mannen hatten mit der Abschottung des Landes ganze Arbeit geleistet.
Trennung von Staat und Kirche? Lol! Frag’ nochmals in 50 Jahren oder so.
Sorry, aber was Du da beschreibst, sind deine Vorstellungen, nicht die der Spanier.
Woanders ist es mitunter anders. Und ich gehe davon aus, dass Du das weißt.
Ansonsten gebe ich dir natürlich recht. Anscheinend ist die Zeit für große Ideen dort noch nicht ganz so weit, wie man sich das wünschen würde. Da wir aber hier in D-land auch noch einiges zu tun haben, halte ich mich mit Empfehlungen andere Länder betreffend zurück.
Edit: Edit.
Oktober 13th, 2017 at 12:38
Muahaha … Luis Bárcenas, Ana Mato y el PP piden ser absueltos en el ‘caso Gürtel’ y Francisco Correa asume la condena
Im Fall Gürtel wurden letzte Woche die Urteile gesprochen. Dabei wurde die PP als Entität der Korruption für schuldig gesprochen. Die Partei soll 328.440 Euro Strafe bezahlen, Francisco Correa soll 125 Jahre in den Knast.
Im Artikel steht nun, dass der frühere Schatzmeister der PP, Luis Bárcenas, sowie Ana Mato, eine Funktionärin, doch darum bitten, freigesprochen zu werden.
Die Partido Popular will auch keine Strafe zahlen müssen.
Ja, is klar, ne?
UND DIESE LEUTE WOLLEN DEN KATALANEN ERKLÄREN, WAS IN DER VERFASSUNG STEHT?
Diese Bande ist das Zentrum des organisierten Verbrechens in Spanien. Bleibt mir also bitte weg mit eurem ‘illegalen Referendum’.
Solange die ‘Bankenrettung’ ganz schnell Einzug in die Verfassung halten kann, während die Selbstbestimmung unverhandelbar ist, soll mir niemand mit Rechtsstaatlichkeit kommen. Das halte ich dann für Firlefanz.
p.s.: Ich dachte, wenn es einmal geklappt hat … :-)
Oktober 13th, 2017 at 13:12
@R@iner: Mist – gerade wollte ich Dich mit tu quoque ein wenig ‘betrollen’, da kommste im Nachtrag mit Rechtsstaatlichkeit. An Dir ist ein Zahnarzt verloren gegangen. :D
Oktober 13th, 2017 at 13:22
@Stony: Ein paar schöne Akkordfolgen gefällig? Guitarra – No estamos locos (Ketama)
Jean-Claude Juhnke, der bekannteste Trinker Europas, will nix von Mediation wissen. Er will kein Europa, das sich aus 90 Ländern zusammensetzt: Juncker descarta la mediación de la UE en Catalunya y asegura que no quiere “una Europa formada por 90 países”
Das hätte der Führer auch so gewollt. Ich wusste gar nicht, dass es irgendwo eine Zahl gibt, die man einhalten muss. *giggl*
Oktober 13th, 2017 at 13:33
Er vertritt ja auch die Völker und das Imperium Luxemburgs m(
Oktober 13th, 2017 at 14:12
Noch ein letzter von mir: Catalonia: Past and Future
As Catalonia prepares to declare independence we examine the history and politics behind its independence movement.
Schön komplex, das alles.
Oktober 13th, 2017 at 23:57
@R@iner #84: Immer gerne. Danke Dir, mal wieder.
Oktober 15th, 2017 at 09:36
Die Katalanen, die Schotten, die Flamen und Norditaliener verstehen sich alle als „gute Europäer“. Ihr „linker Nationalismus“ gibt sich international und proeuropäisch, anders als die Brexit-Anhänger und rechte Nationalisten.
In den Vorstellungen des „linken Nationalismus“ spielt die EU eine doppelte Rolle:
„Wer in Europa kein Mitgliedsstaat ist, ist ein Nobody“, meinte der katalanischer Nationalist Huguet i Biosca. Steigt eine Region zum EU-Mitglied auf, vervielfältigt sich automatisch ihr politischer Einfluss.
Auf der anderen Seite reduzierte die EU die wirtschaftlichen und politischen Risiken einer Sezession: Die neue Regierung benötigt keine neue Währung. Kleine wie große Mitgliedsstaaten gehören alle zu einer großen gemeinsamen Währungs- und Wirtschaftsregion. In dieser Wirtschaftsregion ist die gewohnte kapitalistische Staatenkonkurrenz so weit gedämpft und reglementiert, dass ein kleiner Staat keine Militärintervention seiner großen Nachbarn zu fürchten hat.
Die bloße Existenz der EU hat die Risiken einer neuen Staatsgründung gesenkt, und die politischen Überlebenschancen der Kleinstaaten gestärkt, obwohl sich alle europäischen Regierungen und die EU-Bürokraten hinter die spanische Zentralregierung gestellt haben. Umgekehrt erhöhten sich gleichzeitig die Risiken und Kosten eines Austritts aus der Eurozone oder der EU.
Ich denke, die treibende Kraft der katalanischen Unabhängigkeitsbewegung ist das Streben nach mehr (Staats)Macht, nicht nach sozialer Emanzipation.
Oktober 20th, 2017 at 09:50
Klingt nach einem geradezu teuflischen Plan – wenn er denn so aufgeht. Dann allerdings könnte er auch die EU und ihre ‘Granden’ etwas alt aussehen lassen.
@Wal – Das mag auf viele, insbesondere ‘Mandatsträger’, zutreffen. Einige nicht wenige mögen sich aber auch der Illusion hingeben, mehr (Staats-) Macht sei eine (womöglich ausreichende) Bedingung für soziale Emanzipation.
Oktober 20th, 2017 at 13:54
@Peinhart,
ja klar sehen viele hier und noch mehr Leute in Katalonien eine Staatsgründung als Weg zur “Emanzipation” – was immer sie darunter verstehen.
Die Frage ist aber, ob du/ich/wir dieser vorgelegten Spur folgen oder in eine andere Richtung denken:
http://marx-forum.de/Forum/index.php?thread/733-katalanischer-und-andere-nationalismen/&postID=4464#post4464
Oktober 23rd, 2017 at 14:17
Am Donnerstag soll die Unabhängigkeit erklärt werden, sagten einige Leute aus den für die Ablösung eintretenden Parteien zu “Publico”: El Parlament proclamará el jueves la República Independiente de Catalunya
Wenn ich Spanien wäre, dann würde ich alle Rentenzahlungen, insbesondere die der ehemaligen Staatsangestellten, ab diesem Tag aussetzen.
Have fun!
@Wal: Einige Leute hier … Damit kein Mistverständnis dabei herauskommt: Ich nicht. Aber dort unten ereignen sich viele Dinge, von denen wir nichts mitbekommen. Inzwischen ist es mir aber unmöglich geworden, zwischen der in den Medien ablaufenden Propaganda (*) und Meldungen in Blogs noch etwas nützliches zu entdecken. Die Sache ist nur halt um einiges komplizierter als Du sie schilderst.
* Al Jazeera: Catalan Referendum: Media, politics and independence (Video, die ersten 10 Min.)
Oktober 23rd, 2017 at 14:54
Und auch nochmal zum Thema: kurzer Abriss der historischen und aktuellen Entwicklung. Wie auch Rainer andeutet ist Nationalismus nicht die einzige Kategorie hier.
Oktober 23rd, 2017 at 15:30
@Rainer sagt mir: “Die Sache ist nur halt um einiges komplizierter als Du sie schilderst.”
Ich meine, die Sache ist höchst kompliziert, solange wir nur auf die Motivlage schauen (Absichten, Wünsche, Hoffnungen, Traditionen usw.).
Man sollte aber Bewegungen (wie Einzelpersonen) nicht nach ihren Hoffnungen, Wünschen oder Versprechungen, sondern nach ihren (wahrscheinlichen, vermutlichen, tatsächlichen) Resultaten beurteilen.
“An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen.”
Oktober 23rd, 2017 at 15:53
Letzteres halte ich mit Verlaub für groben Unfug. Das hieße nämlich, dass im Grunde jede Bewegung, ja sogar Passivität und Verweigerung, kapitalistisch bis neoliberal wären, weil auf absehbare Zeit hier kein Wechsel in den Herrschaftsverhältnissen möglich ist.
Oktober 23rd, 2017 at 16:13
Danke für den Unfug.
Aber: Weder habe ich für die (vermutlichen/wahrscheinlichen) Resultate einen Zeithorizont gegeben, noch habe ich gegen alles und jedes die grobe Elle “kapitalistisch bis neoliberal” geschwungen.
Ansonsten: Ja, ich halte es für Unfug, Menschen und Bewegungen nach ihren Motiven beurteilen zu wollen.
Oktober 23rd, 2017 at 17:37
Letzteres ist nicht klug, denn die Motive geben relevante Hinweise auf die mögliche Entwicklung. Es ist aber vor allem doch nicht so, dass es nur Resultate und Motive gibt. Es gibt Konstellationen, Optionen und Bedingungen. Gerade du hast hier ein Bild von möglichen Abspaltungen gezeichnet, dass nur in Nationalismus münden könne. Dem aber widerspreche ich (und nicht nur ich). Es kann konkret ggf. ganz Spanien ändern und selbst wenn es nur Katalonien verändert, dann evtl. nicht zu dessen Nachteil. Die Grundkonstellation ist nicht die, dass Nationalisten ein neues stolzes Vaterland gründen wollen, sondern dass eine Region sich aus der Knute von Faschisten befreien will. Das kann man doch nicht ernsthaft ignorieren.
p.s.: “kapitalistisch bis neoliberal” sind meine Worte, weil das m.E. die Konsequenz aus deinem starren Fokus auf “Resultate” ist. Das ist ja eh das, was immer rauskommt, selbst wenn wir uns auf die Friedhofsbank setzen.
Oktober 23rd, 2017 at 17:58
Motive geben Hinweise auf mögliche Entwicklungen, falls die Beteiligten ihre wirklichen Motive richtig erkannt haben, und falls die Beteiligten über ihre wirklichen Motive ehrlich Auskunft geben. Zwei große „IF“. Beide IFs beurteile ich im Falle Kataloniens skeptisch.
Als Jugendlicher war ich Feuer und Flamme für viele nationalistische Bewegungen. Das war die große Zeit des Antikolonialismus. Damals war „Gut“ und „Böse“ klarer verteilt als heute, also bereue ich meine damalige Haltung nicht. Diese klare Verteilung ist heute nicht mehr gegeben. Es gibt heute 100 Schattierungen von Grau. Spanien ist kein faschistisches Land.
Ich befürchte, dass die Abspaltung von Katalonien den spanisches Nationalismus stärkt, nicht schwächt. Ich befürchte, dass die Unabhängigkeitsbewegung den spanischen Autoritarismus nicht bekämpfen und beseitigen will, sondern ihm bloß entkommen will. Das sind mögliche/wahrscheinliche Resultate, die im Kalkül der Katalanen keine Rolle spielen.
Carl von Ossietzky: „Wenn man den verseuchten Geist eines Landes wirkungsvoll bekämpfen will, muss man dessen allgemeines Schicksal teilen.“ Schriften VI, 317f.
Das wollen die Katalanen nicht. Ich denke der katalanische “Antifaschismus” ist Fake.
Oktober 23rd, 2017 at 18:35
“Eine Revolution, wie wir sie in Europa selten gesehen haben”
Der Romanist Axel Schönberger erwartet, dass Katalonien sich auf lange Sicht von Spanien abspalten wird. Der spanische Staat werde gar keine Möglichkeit mehr haben, Katalonien wirksam unter seine Kontrolle zu bringen, sagte er im Dlf. Er appellierte an die EU, einen katalanischen Staat aufzunehmen.
[..] Es gab ein zweites Autonomiestatut. Das ist im Jahr 2006 ausgehandelt worden, ist vom spanischen König, vom spanischen Parlament, vom katalanischen Parlament unterschrieben worden. Und mit diesem Autonomiestatut wären die Katalanen vermutlich zufrieden gewesen, würden in Spanien bleiben und es gäbe keine Frage einer Abspaltung. Die Volkspartei hat das spanische Verfassungsgericht angerufen, das beschlussunfähig war, weil drei der Richter verstorben waren, einer über der Altersgrenze war, und trotzdem hat dieses nach seinen eigenen Statuten nicht beschlussfähige Verfassungsgericht damals beschlossen, dass dieses Statut für Katalonien in Teilen verfassungswidrig sei, und es wurde außer Kraft gesetzt. Damit ging die Unabhängigkeitsbewegung in einer Massierung, wie es das bisher so nicht gegeben hatte, los. [..]
@Wal: Das Ossietzky-Zitat entstand in einer speziellen Situation, die hier aus meinem Verständnis heraus nicht passen will.
Oktober 23rd, 2017 at 18:39
@Wal(97): “im Kalkül der Katalanen” ist wieder eine sehr problematische Formulierung. Wer sind denn “die” Katalanen? Ich sehe da viele Kalküle.
Ganz offenbar uneinig sind wir uns in dem Punkt: “dass die Unabhängigkeitsbewegung den spanischen Autoritarismus nicht bekämpfen und beseitigen will, sondern ihm bloß entkommen will“, halte ich für ein legitimes Anliegen. Wenn ich den Bully nicht umhauen kann, gehe ich ihm aus dem Weg. Soll er sich selbst wen suchen, an dem er scheitert.
Oktober 23rd, 2017 at 20:44
Kommentar zum Katalonien-Konflikt Ministerpräsident Rajoy darf niemanden absetzen
[..] Dass Puigdemont seinen Posten räumen soll, fordern viele Spanier schon lange, und der Artikel 155 scheint das ideale Instrument zu sein, den Wunsch endlich Wirklichkeit werden zu lassen. Doch jüngst meldeten spanische Verfassungsrechtler Zweifel an: Wer den Artikel genau lese, müsse zu dem Schluss kommen, dass die Absetzung einer Regionalregierung und das Ausrufen von Neuwahlen nicht zu den „notwendigen Maßnahmen“ zur Wiederherstellung der Rechtsordnung gehören.
Im zweiten Absatz des Artikels 155 steht nämlich, dass die spanische Regierung „Anweisungen an alle Behörden der Autonomen Gemeinschaften“ (also der Regionen wie Katalonien) geben könne, aber nicht, dass sie diese Behörden von eigenen Leuten führen lassen kann. [..]
Dazu auch die faz: Artikel 155 und was kommt danach?
Spaniens Zentralregierung könnte in der Katalonien-Krise Artikel 155 anwenden. Das sei verfassungsrechtliches Neuland, sagt Völkerrechtler Stefan Talmon im Interview mit FAZ.NET. Und er warnt vor einem Bürgerkrieg.
Oktober 23rd, 2017 at 21:03
#98
Um den befragenden Journalisten ertragen zu können, muß man einen starken Magen haben.
Oktober 23rd, 2017 at 21:09
@kalo: Man merkt beiden an, zu welcher Seite sie sich hingezogen fühlen. Ich habe das Ding nur verlinkt, weil die Geschichte mit der Änderung des Autonomiestatus’ dort schön kurz beschrieben ist.
Katalonien: Madrid schafft eigenen Rechtsstaat ab
Mit ihren Zwangsmassnahmen gegen Katalonien wird die spanische Regierung geltendes Recht brechen, das sie angeblich damit wiederherstellen will. So schafft sie den Rechtsstaat und damit das politische System von 1978 selbst ab.
Wenn der spanische Senat wahrscheinlich am kommenden Freitagnachmittag den Massnahmenkatalog der spanischen Minderheitsregierung von Premier Mariano Rajoy in Kraft setzt, wird er bestehendes Recht brechen: Die Zwangsmassnahmen gegen Katalonien werden faktisch das katalanische Autonomiestatut eliminieren. Sinn und Zweck des Artikels 155 sollte aber eigentlich sein, einen verfassungsrechtlichen Zustand wiederherzustellen und nicht ihn grundlegend zu verändern. [..]
Reiner Wandler so nebenbei: #PP findet Gefallen am 155. Nach der Intervention in #Katalonien bedroht #PP auch Navarra, das Baskenland und Castilla – La Mancha mit 155. (tweet)
Oktober 24th, 2017 at 19:35
155 – eine Zahl macht Angst
„Wir stehen vor einer Besatzung“, sagt Maite Arqué. Wenn die 74-jährige Aktivistin und ehemalige Politikerin spricht, ist nur noch wenig von dem Elan zu spüren, mit dem sie am 1. Oktober im Badalona zur vom Verfassungsgericht verbotenen Abstimmung über die Unabhängigkeit Kataloniens ging. Denn spätestens am Samstag wird Spaniens konservative Regierung unter Mariano Rajoy mit dem Verfassungsartikel 155 die Autonomie Kataloniens außer Kraft setzen – und Arqué befürchtet Schlimmstes: „Sie werden grundlegene Funktionen übernehmen, ohne irgendwelche demokratischen Regeln.“ [..]
Oktober 25th, 2017 at 19:36
Die “Generalitat” wird die Beamtengehälter ab jetzt selbst bezahlen: La Generalitat paga la nòmina dels funcionaris amb la seva tresoreria
Puigdemont ruft heute Abend Sitzung der kat. Regierung ein, um zu diskutieren, ob die einseitige Unabhängigkeit erklärt wird oder Neuwahlen ohne die Unabhängigkeitserklärung beschlossen werden: Puigdemont reúne al Govern para abordar la declaración unilateral de independencia
Ein angebotenes Treffen mit Rajoy im Madrider Senat hat Puigdemont abgelehnt: Puigdemont renuncia a acudir al Senado
OT: Die Staatsanwaltschaft befindet die PP der Bereicherung im Fall “Gürtel” für schuldig: La fiscal concluye que Ana Mato y el PP se beneficiaron de comisiones de Gürtel
Mafia. Sag’ ich doch.
p.s.: Gerade eben gefunden. Nachrichten aus Katalonien in engl. Sprache: Catalan News
Unabhängigkeit der Justiz nach Ländern lt. World Economic Forum: Judicial independence
Spanien gleich nach Botswana auf Platz 58. :-)
Und Deutschland kommt nach Ruanda. :-D
Oktober 26th, 2017 at 13:25
Catalan president to call for elections today
Puigdemont took the decision after yesterday and today’s meetings with government ministers and JxSí lawmakers
The Catalan president, Carles Puigdemont, will call for elections in Parliament early in the afternoon. Puigdemont will make the statement, without allowing journalist’s questions, at the Catalan government’s building, the Palace of the Generalitat. After today’s meeting with government ministers and the lawmakers of JxSí, the Catalan president has decided to call for elections, after much debate as to whether independence would be declared. [..]
Oktober 26th, 2017 at 14:37
Puigdemont hat die angekündigte Erklärung zunächst von 13:30 Uhr auf 14:30 Uhr verschoben und nun völlig abgesagt.
Nutze die Zeit, um die strategischen Popcornvorräte aufzufüllen.
Oktober 27th, 2017 at 15:29
Das katalanische Parlament hat soeben die Republik beschlossen. 70 Stimmen dafür, 10 dagegen, 2 Enthaltungen. Gesamtzahl der Stimmen: 135. PSC, Ciudadanos und PP hatten geschlossen die Sitzung verlassen und nicht teilgenommen.
Oktober 27th, 2017 at 16:13
Die Antwort aus Madrid folgt sogleich: El Senado aprueba la aplicación del artículo 155 de la Constitución en Cataluña.
Se han emitido 262 votos. De ellos, 214 síes, 47 noes y una abstención.
Im Senat wurde die Aktivierung des Artikels 155 beschlossen.
Was jetzt passiert? Wir werden sehen.
Oktober 28th, 2017 at 08:12
Außenminister Gabriel zur Lage in Katalonien
Ich wusste gar nicht, dass sie eine Mauer bauen wollten. Und dass Gabriel für die Bürger Europas sprechen kann, kauft ihm auch niemand ab.
Es herrscht Alternativlosigkeit allerorten. Wer aufmuckt, wird platt gemacht.
Das ist die Lehre, die ich persönlich aus dem Ganzen ziehe.
Oktober 28th, 2017 at 10:10
Die Zuspitzung des Konflikts zwischen der katalanischen Regionalregierung und der Zentralregierung in Madrid finde ich bedauerlich. Das sind zwei Schritte in die falsche Richtung. Da werden Menschen aufeinandergehetzt, die mehr verbindet als trennt.
Ich bin gegen Einsatz des § 155 und gegen alle Repressionsmaßnahmen der Regierung Rajoy, aber ich denke, Puigdemont und seine Regierung haben keine Gelegenheit ausgelassen, den Konflikt zu eskalieren.
An der spanischen Demokratie gibt es – wie an allen bürgerlichen Demokratien – sehr viel auszusetzen. Reaktionäre Gesetze richten sich aber gegen alle Bürger Spaniens, nicht besonders gegen Katalanen. Wer mit Aussicht auf Erfolg solche undemokratischen Institutionen und Gesetze abschaffen will, muss das in ganz Spanien tun, nicht bloß in einer Region.
Die einzige „Unterdrückung“, die insbesondere die Katalanen trifft, ist das regionale Steueraufkommen, das zum Großteil in ärmere Regionen des spanischen Südens wandert. Der egoistische Wunsch, über die „eigenen“ Steuergeldern zu verfügen, ist der wahre Kern der katalonischen Unabhängigkeit.
Die Linke in Spanien und in ganz Europa wird weiter an Einfluss verlieren, wenn sie diesen unsozialen Wunsch unterstützt.
Sorry für meine pessimistische Einschätzung.
Oktober 28th, 2017 at 10:25
“aber ich denke, Puigdemont und seine Regierung haben keine Gelegenheit ausgelassen, den Konflikt zu eskalieren.”
Puigdemont hat 3 Mal in 8 Tagen Angebote an Rajoy gemacht. Ja, er hat sogar seinen Rücktritt angeboten: Las tres veces en 8 días que Rajoy pudo evitar este desastre y no quiso
“Reaktionäre Gesetze richten sich aber gegen alle Bürger Spaniens, nicht besonders gegen Katalanen.”
Das ist die Fortsetzung des römischen Rechts, wenn ich das richtig kapiert habe.
“Wer mit Aussicht auf Erfolg solche undemokratischen Institutionen und Gesetze abschaffen will, muss das in ganz Spanien tun, nicht bloß in einer Region.”
Sind wir da nicht wieder beim “Marsch durch die Institutionen”? Das Ergebnis können wir ja bei den Grünen bewundern.
“Der egoistische Wunsch, über die „eigenen“ Steuergeldern zu verfügen, ist der wahre Kern der katalonischen Unabhängigkeit.”
Mmh, wie wäre es mit der Machtfrage?
Deine pessimistische Einstellung teile ich. Leider.
Oktober 28th, 2017 at 10:36
Nein, @R@iner, wir wären nicht beim Marsch durch die Institutionen. Wir würden bei der Rück‘nahme‘ des Staates (in die jeweiligen Kommunen) sein ;-)
Oktober 28th, 2017 at 10:39
Du bist für ein Mehr an kommunaler Selbstverwaltung, hältst aber wenig von dem, was die Katalanen treiben?
Äh, ja nee, is klar.
Habe jetzt auch Wat. und Wal verwechselt. Ich gehe wieder ins Bett.
Oktober 28th, 2017 at 10:46
Besser isset *schmunzel*
Oktober 28th, 2017 at 18:28
@ alle, die die Rajoyregierung als “postfaschistisch” diffamieren wollen:
Der spanische § 155 von 1978 ist vom § 37 des deutschen Grundgesetz von 1949 abgekupfert:
§ 37 GG
(1) Wenn ein Land die ihm nach dem Grundgesetze oder einem anderen Bundesgesetze obliegenden Bundespflichten nicht erfüllt, kann die Bundesregierung mit Zustimmung des Bundesrates die notwendigen Maßnahmen treffen, um das Land im Wege des Bundeszwanges zur Erfüllung seiner Pflichten anzuhalten.
(2) Zur Durchführung des Bundeszwanges hat die Bundesregierung oder ihr Beauftragter das Weisungsrecht gegenüber allen Ländern und ihren Behörden.
Oktober 28th, 2017 at 18:42
@Wal: Jein, aber: Bundeszwang
[..] Nicht erlaubt ist der Einsatz der Bundeswehr, die Auflösung des Landes oder des Parlamentes und die Amtsenthebung der Landesregierung
Diese Einschränkung gibt es in Spanien nicht:
Articulo 155:
1. Si una Comunidad Autónoma no cumpliere las obligaciones que la Constitución u otras leyes le impongan, o actuare de forma que atente gravemente al interés general de España, el Gobierno, previo requerimiento al Presidente de la Comunidad Autónoma y, en el caso de no ser atendido, con la aprobación por mayoría absoluta del Senado, podrá adoptar las medidas necesarias para obligar a aquélla al cumplimiento forzoso de dichas obligaciones o para la protección del mencionado interés general.
2. Para la ejecución de las medidas previstas en el apartado anterior, el Gobierno podrá dar instrucciones a todas las autoridades de las Comunidades Autónomas.
Wie oben in einem der Links steht, gibt es keinen festen Maßnahmenkatalog, sondern die dürfen lt. Verfassung zunächst einmal alle Mittel einsetzen, die ‘notwendig’ sind, den Gehorsam wiederherzustellen.
Oktober 28th, 2017 at 18:54
@Wal: Schon wieder so ein rhetorisches Billigmanöver. Rajoy und seine PP sind doch keine Postfaschisten, weil eine bestimmte Entscheidung getroffen wird. Was soll so ein Quatsch?
Oktober 28th, 2017 at 18:55
Und rechtfertigt diese unterschiedliche Einschätzung der als wirksam angesehenen Mittel den Unterschied zwischen “demokratischem Rechtsstaat” und “postfaschistischem Regime”?
Das ist Hemd wie Hose.
Leute, die die eigene Regierung als Feind, aber die EU als (Möchtegern)Freund ansehen, haben einen an der Klatsche.
Oktober 28th, 2017 at 18:57
Soll ich mal alle Franquisten heraussuchen, die von Anfang an in der PP waren? Was bekomme ich für die Arbeit an diesem “Braunbuch”?
Danach kommt dann Felipe Gonzalez mit seinen Todesschwadronen an die Reihe.
@Wal: Frag’ doch mal amnesty international, was die zu sagen haben.
Es gibt schon noch einen Unterschied zwischen sinnlosen Wahlen und der Befehligung einer folternden (und hin und wieder mordenden (1)) Guardia Civil, wie ich finde.
p.s.: AI Jahresbericht Spanien 2016.
(1) Im Oktober 2015 wurden die Ermittlungen im Fall der exzessiven Gewaltanwendung durch die Guardia Civil im Februar 2014 am Strand von Tarajal eingestellt, ohne dass Anklage erhoben wurde. Beamte der Guardia Civil hatten Gummigeschosse und Rauchbomben eingesetzt, um 200 Personen daran zu hindern, schwimmend von Marokko aus auf den spanischen Teil des Strandes zu gelangen. Dabei wurden 23 Personen rechtswidrig nach Marokko zurückgeschoben, und mindestens 14 Personen ertranken.
Oktober 28th, 2017 at 19:09
Ich wiederhole mich ungern: die Guardia Civil richtet sich nicht speziell gegen Katalanen.
Die Katalanische Bewegung stärkt in ganz Spanien die reaktionären Kräfte. Dafür spende ich keinen Beifall.
Oktober 28th, 2017 at 19:11
@120: Das sagte mir heute Morgen auch eine Bekannte, die in Barcelona lebt. Der spanische Nationalismus macht sich landesweit wieder stärker bemerkbar.
Es sind auch deine Kommentare, die bei mir eine Reaktion hervorrufen. Ich glaube, das ist normal. Erst dann, wenn alle einer Meinung sind, kann geschwiegen werden.
Oktober 28th, 2017 at 19:21
Nein, es müssen, können und dürfen nicht alle einer Meinung sein.
Der Idealfall ist erreicht, wenn die andere Meinung als bedenkenswert ernst genommen wird.
Oktober 28th, 2017 at 20:00
@Wal: Ist das jetzt Argumente-Ping Pong? Die PP ist nicht faschistisch, weil sie eine Maßnahme beschließt. Die Guradia Civil ist nicht faschistsich, weil sie sich “nicht speziell gegen Katalanen” richtet. Hirnriss. Die PP und die Guardia sind Faschisten, weil sie welche sind, weil sie immer welche waren. Francisten, Mörder und Autokraten. Das ist völlig unabhängig von dem, was in Katalonien passiert. Die Katalanen wiederum wissen aber sehr wohl, mit wem sie es da zu tun haben, und das ist nur ein Grund unter anderen, mit Spanien nichts mehr zu tun haben zu wollen.
Oktober 28th, 2017 at 20:15
Du nennst meine Position, die es ablehnt, im Streit zwischen zwei Regierungen Partei zu ergreifen, “Hirnriss”. Ich nenne es weltfremd, wenn eine Regionalregierung mit der eigenen Zentralregierung “nichts mehr zu tun haben will”.
Oktober 28th, 2017 at 20:27
“Du nennst meine Position, die es ablehnt, im Streit zwischen zwei Regierungen Partei zu ergreifen … ”
Nein, das tue ich nicht. Ich habe mit keinem Wort erwähnt, dass du nicht “Partei ergreifst”, daher ist der der Satz unsinnig, falsch und argumentativ auf dem Niveau billigen Getrolls.
Ich nenne die Abfogle deiner Argumente, die darauf ausgelegt ist, Gegnargumente zu verkehren, zu verdrehen oder zu ignorieren, einen Hirnriss. Mit #124 gehst du wieder nicht auf den Inhalt meines Kommentars ein, sondern wechselst auf ein Nebengleis.
Deine Behauptung PP und Guardia Civil seien keine Faschisten, ist grundfalsch.
Was du weltfremd nennst, ist mir derweil wurscht. Wenn ich derlei ‘Weltfremdheit’ am Werke sehe, nehme ich sie zur Kenntnis, während du dir anmaßt, aus einer höheren Warte zu richten und daher für Motive der ‘Separatisten’ nicht zugänglich bist. Verständnis für deren Motive verwechselst du schließlich wiederum mit Zustimmung. Eine Veranstaltung, aus der du offenbar als Sieger hervorgehen willst. Zum Verständnis der Sache taugt es nicht. Roger, over.
Oktober 28th, 2017 at 20:38
Offenbar weißt du besser als ich, was ich will. Das zum Thema sich eine “höhere Warte anmaßen”.
Dazu noch ein “Hirnriss”, gepaart mit “billigem Getrolle” und “Weltfremdheit”.
Es ist hier dein Gästezimmer. Du kannst anrülpsen, wen du willst, und dich dabei wohlfühlen.
Oktober 28th, 2017 at 20:45
Merkst du noch nen Halben? “Weltfremdheit” ist ein Zitat von dir. Reicht an der Stelle. Ich bin raus.
Oktober 30th, 2017 at 08:18
Während die taz das folgenlose Geblubbere der derzeitigen spanischen Botschafterin in D-land veröffentlicht (Man kann über alles reden), finde ich diesen Text über die SCC, auf die sich derzeit alle Artikel von faz bis spon berufen, um einiges interessanter: The hidden links of the far-right with “Societat Civil Catalana”
Hier ist noch einer vom gleichen Autor über diese Vereinigung: Jordi Borràs: Societat Civil sugarcoats far-right discourse
Beide Links via @reinerwandler.
Oktober 30th, 2017 at 16:39
Reiner Wandler: Angeklagt und ausgereist
Die spanische Generalstaatsanwaltschaft eröffnete am Montagmorgen gegen den abgesetzten Chef der katalanischen Regierung „Generalitat“, Carles Puigdemont, seine gesamtes Kabinett sowie gegen vier Mitglieder des Präsidiums des Autonomieparlamentes ein Verfahren wegen „Rebellion, Aufstand und Veruntreuung“. Nur wenig später wurde bekannt, dass Puigdemont und fünf seiner Minister auf dem Weg nach Belgien sind. Puigdemont sei „an einem sicheren Ort“, und werde am Dienstag eine Erklärung abgeben, hieß es später im katalanischen Fernsehen. „Ein exilierter Präsident einer Republik ist eine schwere Anklage gegen Spanien“, erklärte der Abgeordnete im aufgelösten Autonomieparlament und bekannte Liedermacher Lluis Llach. [..]
Die Mehrheit wählt Parteien, die von vorne herein für die Unabhängigkeit eintreten. Die Politiker ziehen durch, was sie versprochen haben. Und dafür werden sie angeklagt?
Ist klar, dass in einem Land, in dem mehr als (die bisher bekannten) 200 Mrd. Euro den Staatskassen durch Parteienkorruption entzogen wurden, so etwas stattfindet. (Estadísticas de la Corrupción en España)
Oktober 31st, 2017 at 11:00
Das sagen übrigens die UN: UN independent expert urges Spanish Government to reverse decision on Catalan autonomy
[..] “Of course, there are many peoples worldwide who aspire to self-determination, whether internal in the form of autonomy or external in the form of independence. And while the realization of self-determination is not automatic or self-executing, it is a fundamental human right that the international community should help implement.
“The international law of self-determination has also progressed far beyond mere decolonization. Applying the 15 criteria contained in my 2014 report (paras 63-77), it is evident that no state can use the principle of territorial integrity to deny the right of self-determination and that arguments about the legality of actions taken by Catalonia’s elected parliament are immaterial. Such arguments do not nullify the ius cogens character of self-determination.
“The only democratic solution to the current impasse is to suspend repressive measures and to organize a referendum so as to determine the true wishes of the population concerned. [..]
Oktober 31st, 2017 at 16:49
Du weisst aber, wer Alfred de Zayas ist?
November 1st, 2017 at 13:15
Spanien sollte von der Liste sicherer Drittstaaten gestrichen und Rajoys Clique der Interpol überlassen werden, nebst internationaler Kontosperrungen. Ein Ausschluss Spaniens von der Fußball-WM und Olympia könnte den Druck spürbar erhöhen.
November 1st, 2017 at 18:26
Hier mal eine Argumentation, die eine Alternative zu Wals darstellt:
“Es geht auch Podem nicht um kleine Änderungen, sondern um eine komplette Neubestimmung.
Zwar wolle man die für ganz Spanien: “Aber warum sollten wir warten, wenn wir hier schon damit beginnen können.“
November 1st, 2017 at 20:25
Gegen ein “hier beginnen” finde ich nichts einzuwenden, solange es die Perspektive offenlässt, dass sich das überall sonst fortsetzen lässt.
Wer sich aber Hoffnungen gemacht hatte, dass die katalanische Unabhängigkeitsbewegung mit der Machtübernahme Madrids in einen „katalanischen Widerstand“ hineinwachsen werde, sieht sich – bisher – getäuscht. Was immer das Kalkül der Puigdemont-Regierung war, es ist nicht aufgegangen. Politische Beobachter in- und außerhalb der Mainstreams rätseln nun, was Puigdemont und seine Mitstreiter nun planen und vorhaben. Der Eindruck verstärkt sich, dass sie das selber nicht wissen.
Fest steht jedoch: Wer die von Madrid angesetzten Wahlen am 21. Dezember akzeptiert, akzeptiert damit die Annullierung des Unabhängigkeitsreferendums vom 1. Oktober. Umgekehrt: Wer an dem Votum vom 1. Oktober festhält, muss eine Beteiligung an der Wahl im Dezember ablehnen.
Beide Entscheidungen bedeuten jedoch, dass die die eigenständige Staatsgründung Kataloniens in weite Ferne gerückt ist.
Für die Teilnehmer an der Dezemberwahl ist die Staatsgründung in weite Ferne gerückt, weil sie akzeptieren, dass ihre “Unabhängigkeit” auf Legalität und damit auf die Zustimmung Madrids angewiesen sind.
Für die Boykottierer der Dezemberwahl ist ein „unabhängiges Katalonien“ in weite Ferne gerückt, weil sie akzeptieren müssen, dass eine katalonische Staatsgründung mit ungesetzlichen oder gar gewalttätigen Methoden gegen den Willen der Zentralregierung nicht so leicht und nicht so schnell zu verwirklichen ist, wie sich das Puigdemont und seine Mitstreiter wohl gedacht hatten.
November 6th, 2017 at 15:53
Wer ist das „katalanische Volk“?
Laut Umfragen, auf die sich der Economist vom 4.11.2017 beruft, verstehen sich als „Katalanen“ im Gegensatz zu den „Spaniern“: „the better-off, and those in smaller towns or with Catalan-speaking parents“ – in Klassenbegriffen gesprochen: Die Bourgeoisie (d.h. Kapitalistenklasse plus akademische Intelligenz) und das (ländliche) Kleinbürgertum.
Als „Spanier“ in Katalonien fühlen sich dagegen „poorer Catalans“ und „immigrants from the rest of Spain“, die den Großteil der Lohnarbeiter im Großraum Barcelona stellen.
Die Angaben kann ich nicht nachprüfen, aber sie scheinen mir plausibel.
Darüber hinaus ist anzunehmen, dass das katalanische Klein- und Großbürgertum von einer Sezession mehr erwartet und mehr erwarten kann, als die Mehrzahl der Lohnabhängigen. Eine staatliche Selbständigkeit bietet für die Reichen und Einflussreichen mehr Zugriff auf Staatsposten und Staatsgelder. Sie gewinnen tatsächlich mehr “Selbständigkeit”.
Für die Lohnarbeiter in Katalonien ändert sich durch eine Sezession jedoch wenig bis nichts.
November 6th, 2017 at 16:37
Letzteres ist doch gar nicht zu prognostizieren, weil niemand weiß, wie eine künftige Ordnung dort aussähe. Wie es weitergeht, wenn die Faschisten der PP und ihre sozialdemokratischen Büttel regieren, ist hingegen klar.
November 6th, 2017 at 20:20
Ein vielleicht gar nicht so schlechter Artikel vom Nowak dazu…
November 6th, 2017 at 21:14
Hallo Wal (#135),
“Die Angaben kann ich nicht nachprüfen, aber sie scheinen mir plausibel”
Nix genaues weiß man nicht. Aber man hört ja so vieles.
So raunt sonst nuhr Dieter.
November 7th, 2017 at 08:52
Zelik aktualisiert diesen Blogeintrag alle paar Tage: Was ist los in Katalonien? (Blog Herbst 2017)
Carles Puigdemont: This is not just about Catalonia. This is about democracy itself
[..] Let us remember one key fact: in the elections of 27 September 2015, Junts pel Sí (Together for Yes), the undisputed winner, stood on a manifesto where it explicitly pledged to declare independence and to convene constituent elections. The voters who supported us knew at all times what our purpose was. Yet two years after those elections we are accused of sedition, conspiracy and rebellion for delivering on an electoral programme that we never concealed.
It’s an odd conspiracy, one that receives the popular vote. The 2015 elections delivered a clear majority in favour of Catalan independence: 72 seats out of 135. Only 52 of the 135 seats went to candidates who explicitly rejected the idea of an independence referendum. Yet the legitimate Catalan government has now been outlawed, the Catalan parliament dissolved and a political agenda that has nothing to do with the will of the majority has been imposed.
This is why we will continue denouncing to the entire world the serious democratic shortcomings that are now evident in Spain. [..]
November 8th, 2017 at 12:59
Die Strategie der Katalanen scheint weiterhin aufzugehen. Und siehe da, jetzt zielt sie tatsächlich auf ganz Spanien und die ‘Demokratie’. Und wer weiss – vielleicht steht am Ende gar eine föderale Republik…immer noch kein ‘Hauptgewinn’, aber vielleicht eine bessere Ausgangsbasis. Und es könnte die PP zerlegen, sicherlich auch kein Nachteil.
November 8th, 2017 at 13:21
Kann man die nicht auch alle verhaften? Wo ist der Generalissimus, wenn man ihn braucht?
November 9th, 2017 at 07:05
Verhaften? Fragt sich nur wen: The instructor of the Gürtel confirms in the Congress that Rajoy collected money in B, according to the investigation
[..] Electoral campaigns paid for by the network, bonuses, gifts, bites. A plot that deepened in the administration from the 90s to “parasitize”, with dozens of public officials involved , “corruption,” said Morocho, “in its purest form.” This is how the Gürtel network described when the citizen deputy, Toni Cantó, asked him to explain it to a teenager who did not know anything about the case. “An organization that has operated for a long time, which has penetrated to very deep levels in public administrations until it has become parasitic and absorbed the capacity of a political leader to allocate and manage public funds. personal, that is, the concept of corruption in its purest form “.
Morocho has also confirmed the link between the payments made by the network to politicians and the hiring of Correa companies. Prudente, since he still has to appear as a witness in the oral trial, has described the seven complaints filed by the PP as a clear attempt to “destabilize the researcher.” [..]
A: Hast Du mal ‘nen Bauauftrag für mich?
B: Klar doch. Weißt ja, wie immer: 3% für uns. Und weil bald Weihnachten ist, wäre ein neuer Fernseher für meine Tochter nicht schlecht.
A: Geht in Ordnung.
B: Unsere Angebote kann man einfach nicht ablehnen.
A: Stimmt. Bis zum nächsten Mal.
B: Der Nächste, bitte!
Ich lese hier zum ersten Mal, dass ein unabhängiger Ermittler vor dem Untersuchungsausschuss sagt, Rajoy persönlich habe Geld aus der schwarzen Kasse der Partei (caja ‘B’) bekommen.
November 9th, 2017 at 08:21
p.s.: Im spanischen Staatsrundfunk wurde die Stelle ausgeblendet, an der der Chefermittler über Rajoys Verstrickungen sprach. (TVE silencia que hay indicios de que Rajoy cobró de la caja B del PP según el jefe policial de la Gürtel)
November 10th, 2017 at 08:00
Monde Diplomatique: Der katalanische Knoten
Von Europa aus betrachtet, erscheinen die Positionen der gegnerischen Parteien in der Auseinandersetzung um Katalonien ziemlich befremdlich und eigentlich konfus. Dennoch verfolgen beide Seite bestimmte Strategien, die man erst dann begreift, wenn man die Lesart „Separatisten gegen Zentralstaat“ einmal beiseitelässt. Dieses Schema ist zwar nicht verkehrt – alle beziehen sich ja darauf –, aber es verdeckt ein anderes, grundsätzlicheres Problem: Die spanische Verfassung wurde 1978, drei Jahre nach dem Tod des Diktators Franco, angenommen und seither nicht weiterentwickelt. Den Kontakt zur gesellschaftlichen Realität, die sie doch strukturieren soll, hat sie im Lauf der Zeit verloren. [..]
November 10th, 2017 at 18:49
OT: Lesenswert: Fischzucht im AKW oder wie die ETA ein Großprojekt stoppte.
November 11th, 2017 at 13:45
Wisst ihr eigentlich, wer an Katalonien schuld ist? Na klar doch: Auch in Katalonien-Krise Internet-Manipulationen aus Russland
[..] Der Kreml wird auch verdächtigt, sich beim Referendum zum EU-Ausstieg Großbritanniens eingemischt zu haben.
Putin ist immer und überall!