Originaldatei: ©Raimond Spekking / CC BY-SA 4.0 (via Wikimedia Commons)
Die Basis der zeitgenössischen Politik sind die Geschichten, die erzählt werden. Probleme sind meist zu komplex, um sie allgemein verständlich zu machen, also kommt einer daher und bläst sich als Problemlöser auf. Erklären muss er nichts Genaues, denn die Leute haben schon auf ihn gewartet. In der parlamentarischen Demokratie sind sie darauf gedrillt, sich eine Autorität auszusuchen, nicht darauf, ihre Probleme zu verstehen, geschweige denn sie selbst zu lösen.
Der Schulz-Hype neulich war ein erschütterndes Beispiel. Da wird ein ausgerechnet sozialdemokratischer Bürokrat aus Brüssel aus dem Hut gezogen und als Messisasersatz präsentiert. Unser Obama, Corbyn, Kennedy! Hat vier Wochen gehalten, der Spuk, und plötzlich stand da ein öder Schwätzer mit schütterem Haar, der nicht einmal Merkel das Wasser reichen kann. Die Not muss groß sein, wo solche Kurzgeschichten aufgeführt werden.
Das Böse
Eine sehr viel längere ist die der DDR, einem Kulissendorf im Wilden Osten, in dem das Böse hauste und heute noch aus Tümpeln und Pfützen brodelt. Wie man weiß, ist hier nach dem Krieg der Faschismus entstanden. Mehrere Mauertote bezeugen, dass der Holocaust weiterging. Als im Westen längst die Freiheit über säuselnde Autobahnen rollte, litten die Brüder und Schwestern® unter Unrechtsstaat, Plattenbau und rumpelndem Transit. Hie Lavendel, dort Braunkohle. Hüben alles schön bunt, drüben aschgrau.
Tatsächlich ist die Siegerversion der Geschichte der DDR vor allem deshalb eine taugliche Erzählung, weil sie in die Ästhetik des Westens passt. Millionen Mordopfer des Naziterrors, dessen Befehlshaber in der BRD ihre Karrieren fortsetzten, verschwanden hinter den neuen Kulissen, weil das drüben alles so scheiße aussah. Luxus und Schönheit sind ein verständliches Mordmotiv, aber wer verteidigt Mauer und Stacheldraht®, wenn obendrein der Lebensstandard leidet? Das müssen sehr böse Menschen gewesen sein, die ihr Volk in solchem Elend hielten.
Unser Kampf
Ihre Nachkommen sind nicht besser. Sie wählen Pegida, gehen für AfD auf die Straße und plündern uns aus – ich sage nur “Soli”! Als die DDR abgewickelt wurde, waren sie uns da dankbar? Als sie befreit wurden, als wir ihnen Begrüßungsgeld und Mallorca gaben, wie haben sie es uns vergolten? Mit schierem Undank. Das jedenfalls ist die Geschichte, wie man sie kennt. Wie sie und von den Autoritäten überliefert wird. Von der Kanzlerin etwa, und die muss es wissen, schließlich hat sie dort gelebt.
Wer wird sich da mit den ganzen Details aufhalten? Es musste schließlich wiedervereint werden. Da kann man nicht jeden Pfennig umdrehen, der aus dem Unrecht stammt. Hätten wir die Ostrenten anerkannt, könnten wir ja gleich den Griechen welche lassen. Hartz IV im Westen ist allemal besser als eine Ostrente. So leben sie glücklich am Lebensende. Jetzt sind wir alle einig, vor allem im Kampf gegen die AfD, der neuen SED-Nachfolgepartei. Gegen die und die andere Seuche, eine Gewerkschaft namens GdL. Alles dasselbe Pack. Aber mit ihnen werden wir fertig.
August 6th, 2017 at 15:41
Das schöne daran ist ja, dass diejenigen, die jetzt im Osten das Sagen haben, das Narrativ voll verinnerlicht haben, auch wenn sie von hier stammen.
Das sind übrigens die gleichen, die hier in Sachsen seit der Wende das Sagen haben und dereinst behaupteten, der Sachse sei per se immun gegen Rechtsradikalismus. Und weil nicht sein kann, was nicht sein darf, würfelt man die frustrierten Ostrentner mit den Brutalfaschos, die sich in Thüringen ungestraft selber feiern dürfen, im Rahmen der Pegida zusammen – da es aber wie weiland in der DDR keinen Rechtsradikalismus geben darf, gibt es ihn auch nicht. Und schon hat sich das ganze Problem in Rauch aufgelöst. So geht sächsisch! Wer was anderes behauptet, ist ein Nestbeschmutzer. Es muss doch auch mal Schluss sein! Woher kenne ich das bloß? Irgendwo gab es doch schon mal eine Schlussstrich-Debatte – ist ja auch nur folgerichtig. Da alle Opfer des NS-Regimes ja entschädigt wurden und die Geschichte komplett aufgeklärt ist, und die Sachsen und wohl alle Deutschen immun gegen rechte Umtriebe sind, jetzt und auf alle Zeiten, muss man das ja auch nicht mehr diskutieren – das ist ja dann nur Fliegengesumme, ohne Substanz.
August 6th, 2017 at 20:22
Hier ist zur Abwechslung mal wieder eine ganz einfache Geschichte: Ohne Unternehmer gibt es keine Arbeitsplätze! Wir würden alle nur dumm in der Gegend rumstehen und allmählich vom Fleisch fallen! So sieht’s doch aus! Wenn man mit derart plumpem Gewäsch noch was werden kann, gar sich als ‘Publizist’ bezeichnen, dann steht doch eigentlich alles zum Besten in der besten aller möglichen Welten.
August 6th, 2017 at 21:41
@ Peinhart: Jo. Was diese Apologeten des freien Unternehmertums nur allzugerne vergessen, wenn sie auf krankfeiernde Arbeitnehmer und bürokratische Gesetzgebungen schimpfen, ist, dass ohne Arbeitnehmer kein Unternehmen gäbe, und dass ohne eine Legislative und Exekutive gar keine Rahmenbedinungen vorhanden wären, in denen sie ihr freies Unternehmertum entfalten könnten. Es gibt bei allen Beteiligten nicht nur eitel Sonnenschein – es gibt abartige Chefs, es gibt krankfeiernde Arbeitnehmer und es gibt überschießende Bürokratien. Ersteres führt dann mitunter auch zu zweiterem, und kann letzlich auch zu drittem führen.
Was dann auch nie fehlen darf, ist das Beamten-Bashing. Warum will denn das liebe Töchterlein wohl lieber Beamtin auf Lebenszeit sein, anstatt sich auf Lebenszeit als Unternehmerin den Buckel krumm zu schuften? Mags am Vorbild des Vaters liegen, dass sie zu einem anderen Lebensentwurf kommt? Oder vielleicht schlicht daran, dass nicht jeder das Zeug zum Unternehmer hat? Dann ist es doch besser für die Wirtschaft, wenn das Unternehmen in Hände kommt, die es nicht unwillig oder unfähig weiterbetreiben. Allzuoft gab es das ja schon, dass die Erben oder spätestens die Enkel ein Unternehmen vor die Wand gefahren haben.
August 6th, 2017 at 22:12
Oswald M., der war doch mal Grüner?. Naja, der Riss in seiner Hirnabdeckungsschale is vielleicht nich breit, aber sicher sehr tief…
Die sächsischen Unternehmer des Jahres 2017 sind Werner und Maximilian Deharde. Kommen aus Bremen,haben in Sohland ne Saftpresse für die berüchtigte Eine DM übernommen. Nehm mal an die Belegschaft hätte och zwefutsch in real gezahlt…
Die realsozialistische protestantische Arbeitsmoral hat viel Schaden angerichtet…die Treuhand hat den Rest erledigt…
August 6th, 2017 at 22:48
Der Oswald tut seine INSM-Arbeit. Diese zerebrale Durchblutungsstörung ist halt weniger lästig als eingeschlafene Füße, da kannst du denselben Scheißdreck Jahrzehnte lang täglich wiederholen. Nennt sich “Wirtschaftskompetenz” und ist leider noch immer nicht von der ICD-10 eingefangen worden.
August 6th, 2017 at 23:46
Kurz gesagt, einfach nur nen *****, ich geh ins Bett. Frau Trulla hat Minna, wenigstens regulär mal wieder…
Im Manual steht nicht nur, dass solche justiziablen Äußerungen am Ende mein Problem und daher zu unterlassen sind. Die INSM hat mich vor Jahren angeschrieben, sie möge es nicht, wenn ihr Oswald beleidigt wird, in etwas deutlicheren Worten.
Säzzer
August 7th, 2017 at 12:27
@Peinhart (2)
Mach’ das nie wieder, sonst gibt’s Haue! ;-) Als ich Deinem Link gefolgt bin traf mich der Schlag; leider hatte ich das Missvergnügen vor vielen Jahren diesen “1,70 m hoch …” im Rahmen einer Veranstaltung miterleben zu müssen; ‘s kratzt heut’ noch im Hals!
Nachtrach: Gerade Säzzers Anmerkung in #6 gelesen – das in “” gemeinte ist durch ***** zu ersetzen. Bitte so lesen!
August 7th, 2017 at 14:57
[..] Doch das Wirtschaftswunder gab es nur in Westdeutschland. In der DDR verhinderte eine sozialistische Diktatur, dass sich die Bevölkerung ein Vermögen aufbauen konnte. Hätte Peter Ackermann wenige Kilometer weiter östlich gewohnt, wäre er heute wahrscheinlich kein Millionär. [..]
Hier der Artikel: Das Ende der Leistungsgesellschaft
Kann man das Wort “Wirtschaftswunder” nicht endlich verbieten? Ich meine wie den Hitlergruß oder so.
August 7th, 2017 at 17:02
Stöhn! Die ‘selbst erarbeiteten Millionen’ – bleib mich wech! War die DDR am Ende gar noch die ehrlichere ‘Leistungsgesellschaft’…?
August 7th, 2017 at 18:15
Die Leute wollen das sich was ändert,nur sie selbst nicht!
Aber wenn man einem Heilsbringer hinterher laufen will
https://www.youtube.com/watch?v=rhJCQCk3sO0
hört man nur das was hören will
und spielt es kaum eine Rolle ob Sandale oder Theorie,
nur die nix davon haben,Menschen und ihre Bedürfnisse nicht verstehen meckern äh kritisieren auf höchsten Niveau:
https://www.youtube.com/watch?v=Ka9mfZbTFbk
August 7th, 2017 at 22:39
@Martin Däniken: Schon mal das Manual gelesen? YT-Links sind ein Grund, Kommentare zu löschen, vor allem, wenn nicht einmal angedeutet ist, was dort zu sehen ist. Dafür hab ich keine Zeit und keine Lust.
August 8th, 2017 at 11:05
OT: Dieser Gendercrap ist alles andere als harmlose Spinnerei.
“Google feuert Mitarbeiter nach sexistischem Schreiben” Google feuert Mitarbeiter nach sexistischem Schreiben” rel=”nofollow”>spinnt der SpOn und hat es nicht gelesen oder nicht kapiert. Es war ene fundierte Meinungsäußerung, die lediglich nicht das Axiom akzeptiert, Geschlechter seien eine soziale Konstruktion. Wohin du schaust, religiöser Fanatismus.
p.s.: Das ist wirklich der Hammer, was die Lumpenpresse aus dem Fall macht. “Frauenfeind“, “sexistisch“, “weltweite Empörung“. Ich stehe fest auf Seiten der Rechten. Heute bin ich mal Chauvinazi aus Überzeugung.
August 8th, 2017 at 11:24
spinnt der SpOn ergibt: Not Found
Gaa nich waah! Säzzer :-P
August 8th, 2017 at 12:32
hat der Säzzer nachgearbeitet, der Säggl :-P
August 10th, 2017 at 00:34
Weil’s irgendwie zum Thema passt, hier mal eine interssante “Story” (Doku) im Ersten zum Rechtsruck von Rügen bis Usedom: http://www.ardmediathek.de/tv/die-story/Von-R%C3%BCgen-bis-Usedom-Rechtsruck-im-Fer/WDR-Fernsehen/Video?bcastId=7486242&documentId=45083448
Rechtsruck ist nur oberflächlich, letztlich geht’s um die wirtschaftliche Situation. Und was da läuft, ist abenteuerlich. Da hat mensch über die “Misswirtschaft” der DDR geschimpft und sieht jetzt, was alles im real existierenden Kapitalismus gegen die Wand gefahren wird… unglaublich.