“Der Gedanke kommt vor dem Wort, das Wort kommt vor der Tat“, sagten Bundesinnenminister Thomas de Maizière, BKA-Chef Holger Münch und Bundesjustizminister Heiko Maas unisono. Das Internet ist kein rechtsfreier Raum, und deshalb muss hart und konsequent gegen Hasskriminalität vorgegangen werden. Diese beginne nicht erst mit dem Mord an Andersdenkenden, sondern beim Hass selbst. Wer Hassgedanken pflegt, lässt ihnen oft freien Lauf. Dies gefährdet und bedroht nicht nur Einzelpersonen oder Gruppen, die verhetzt werden, sondern die Sicherheit aller.
Hass ist der größte Feind der Meinungsfreiheit und nicht durch das Grundgesetz geschützt. “Wir haben Null Toleranz für Hassverbrecher“, betonte de Maizière. “Die Gesetzeslage ist dank meiner Initiative eindeutig“, ergänzte Maas, “wir werden jeden verfolgen, der andere verfolgt, sei es durch Werke oder Worte.” Münch machte deutlich, dass BKA und Polizei den Auftrag von Regierung und Parlament vernommen haben und mit vollem Einsatz ausführen werden. “Wir zögern nicht und wir schrecken nicht zurück“, erklärte er, beklagte aber, dass die Strafen für Hasskriminalität möglicherweise nicht hart genug seien.
Mehr Freiheit für alle
Maas machte deutlich, dass dies Sache des Gesetzgebers sei, man aber “jederzeit nachjustieren” könne. In Vorbereitung sind weitere Verbesserungen der Sicherheitslage durch Früherkennung von Meinungsverbrechen. “Man muss nicht immer darauf warten, bis jemand mit dem Tode bedroht wird“, betonte de Maizière, “oder schlimmer noch, bis jemand solche Aufforderungen in die grausame Tat umsetzt.” Als sehr erfolgversprechend haben sich Versuche mit Algorithmen erwiesen, die Hass auch in solchen Fällen erkennen, in denen noch keine strafbaren Äußerungen wie Beleidigung, Nötigung oder Volksverhetzung vorliegen.
Das Ziel dieser Früherkennung ist ein früheres und schnelleres Eingreifen. Sobald ein möglicher Hasstäter identifiziert ist, soll er zur Kasse gebeten werden. Dies sei für alle Beteiligten ein Fortschritt, so die Sicherheitsbehörden. Nur wo Taten verhindert würden, würden Opfer effektiv geschützt, und auch die Täter kommen häufiger mit einer Verwarnung davon, wo sie bei späterem Eingreifen eine Haftstrafe erwarten würde. So können Strafen erzieherisch wirken. Die Sozialen Netzwerke müssten die Gedanken ihrer Nutzer wahrnehmen und konstruktiv begleiten. “Freiheit für alle, nicht nur für Hasstäter“, so das Motto der Aktion.
Juni 20th, 2017 at 17:43
……wenn man diese Typen schon sieht, dann kriegt man ja den blanken Hass….
Juni 20th, 2017 at 18:11
Das ist dann der Algrithmus bei dem man immer mit muss.
Oder um es mit dem grandiosen Werner Finck zu sagen:
“Kommen sie mit – oder soll ICH mitkommen?”
Juni 20th, 2017 at 19:02
Es ist verboten davon zu berichten wie sehr man hasst.
Juni 21st, 2017 at 09:00
Habe mich soeben wegen Selbsthass angezeigt
und werde bald meine gerechte Strafe empfangen.
Schade daß es hierzulande keine Stockschläge
mehr gibt !
Juni 21st, 2017 at 10:40
Am Rande: Da “murmelt” ein polizeibekannter® ‘Täter’ “Allah-u Akbar” und wird von Soldaten(!) erschossen. Man lässt ihn verbluten, weil er eine Bombe am Körper tragen könnte. Er habe vorher eine “kleinere Explosion herbeigeführt” – wat dat denn? Böller? Furz? Bleichmittel?
Wieso sind Soldaten dort und schießen auf jemanden? Und wir brauchen also mehr Überwachung für alle, damit …
What the fuck!
Juni 21st, 2017 at 12:28
Demnächst bei Familie Hatemailer nebenan:
https://www.youtube.com/watch?v=I24K8BfV840
Es ist nicht vorgesehen mit einem Terroristen ein Plauderstündchen anzufangen,
es werden aktive Massnahmen zur Inhumierung ergriffen!
Fällt mir immer ein wenn ein “Verdächtiger” den Tod findet
https://www.youtube.com/watch?v=hopNAI8Pefg
Juni 21st, 2017 at 15:59
Wer ist eigentlich auf die absurde Idee gekommen, daß Haß verboten sei? Wenn amerikanische Präsidenten Mord per Drohne befehlen, darf ich diese Massenmörder hassen: das ist mein grundgesetzlich verbrieftes Recht der Gedanken- und Gefühlsfreiheit. Und ich darf auch diejenigen hassen, die versuchen meine Stimme im öffentlichen Diskurs zu beschneiden.
Juni 21st, 2017 at 16:19
Das Hassen direkt verboten sein soll,ist glaube ich ist nicht der Fall.
Hass ist aber eine starke Emotion,mit der man die hassenden in die eine oder andere Richtung manipulieren kann und auch benutzt…
Soll Leute geben die ihr Gehirn abgeben,weil Gefühle so ehrlich sind ,harharhar
Wir leben im 21.Jahrhundert,wem immer noch nicht klar ist das Gefühle bearbeitbar sind,ist nicht mehr zuhelfen,sorry.
Als altes Scheidungskind habe ich diese Lektion mit 10 Jahren gelernt,das diesbezüglich Naivität schädlich ist!
Juni 21st, 2017 at 16:34
@ Rainer Wittmann
Die Gehassten werden vermutlich auf die Idee gekommen sein. Hassen darfst Du theoretisch ja wen Du willst, wenn Du diesen Hass dann praktisch aber auch für Dich behältst, ihn nicht heraus posaunst.
Juni 22nd, 2017 at 11:43
Zitat des Tages:
“Die Frage, wen der BND aufklären darf und wen nicht, unterliegt künftig nicht nur einer verschärften Genehmigungspraxis, sondern auch einer nach wie vor sehr ambitionierten Kontrolle.”
Ambitioniert, wie geil, “stets bemüht”!
Juni 22nd, 2017 at 11:51
Arbeitsplätzeee! 14 Leute braucht es für eine halbe Million Tonnen Stahl pro Jahr. Allein in den letzten 20 Jahren hat sich die Produktivität verdreifacht (und die Löhne? Ha, Sparwitz!), will heißen: zwei Drittel der Arbeiter werden nicht mehr gebraucht, Tendenz ungebrochen. Aber dafür haben wir ja supi neue Arbeitplätzeeee im Dienstleistungssektor®, und alle soo billig!
Juni 22nd, 2017 at 12:35
Ach. lüch doch nich. Es gibt doch praktisch keine Produktivitätsfortschritte. Sagen jedenfalls die Ochsenfrösche – oder welche waren’s gleich nochmal?
Juni 22nd, 2017 at 17:04
Mal ehrlich “Hass” ist wenigstens eine Gefühlsregung auf die ich mich jeder Zeit einstellen kann.
Gefährlicher ist doch komplette Gleichgültigkeit oder Gefühlsarmut.
Ich denke da an Bürokraten, die mit einer hingehuschten Unterschrift dafür sorgen, dass in einem beliebigen eroberten polnischen Stätdchen, die komplette jüdische Bevölkerung nach Maidanek abtranzportiert wird. Oder an Menschen die ohne Regung an der Rampe selektieren, es ist ja gerade diese mangelnde Regung, die solchen Menschen vor einem Unrechtsempfinden “bewahrt” hat.
Juni 22nd, 2017 at 17:24
Es geht aber nicht um Hass, es geht um Zensur. Deshalb werden ja ständig die übelsten Stalkereien mit Majestätsbeleidigung auf eine Stufe gestellt. Wenn einer schreibt: “Ich weiß, wo du wohnst. Schau dich besser zwei Mal um, wenn du vor die Tür gehst, denn eines Tages werde ich dir eine Axt zwischen die Augen hauen. Ach übirgens: Ich weiß, wo deine Kinder zur Schule gehen”, dann ist das etwas, das man abwehren sollte. Dagegen gibt es aber längst Gesetze, dazu braucht es keinen Maas. Es soll aber genau die Unsicherheit geschaffen werden, die das BVerfG in seinen Urteilen immer zu verhindern versucht hat. Die Menschen sollen sich selbt kontrollieren aus Angst, sie könnten etwas Falsches Tun oder sagen. Dabei soll ihnen jetzt noch der freundliche Provider helfen.
Juni 22nd, 2017 at 17:35
Der Mensch ist bequem und wir leben in einer Dienstleistunsgesellschaft…
Juni 22nd, 2017 at 21:17
14! Vierzehn!! Iss ja klar, 14tes Jahrhundert! Dess muss doch auch ohne gehn … oops … wer kauft dann die Schoiße und womit? :o)
Juni 22nd, 2017 at 22:19
Draussen tobt der Sturm,, gut so, niemand hat ihn verboten…
Juni 22nd, 2017 at 22:33
OT: Okee, ein Text innerhalb des kap. Systems; das Partikel “«Die Gedanken der Ökonomen und Staatsphilosophen, seien sie richtig oder falsch, sind einflussreicher als gemeinhin angenommen wird. Die Welt wird in der Tat durch nicht viel anderes regiert.» – John Maynard Keynes
Keynes vertritt ganz offensichtlich eine Meinung, die der von Karl Marx diametral entgegengesetzt ist: Das Bewusstsein bestimmt das gesellschaftliche Sein. Es sind nach Meinung von Keynes primär normative und empirische Ideen darüber, wie die gesellschaftliche Welt organisiert ist bzw. sein sollte, die die real existierenden gesellschaftlichen Verhältnisse und ihre problematischen Aspekte erklären.” scheint mir doch wert, es hierhin zu bringen.
Juni 22nd, 2017 at 23:50
Wenn damit gemeint ist, dass die in unserer Zeit zuerst von Hobbes vertretene, aber weit in die Antike zurück reichende Ansicht, der Mensch sei ein grundlegend egoistisches, raffgieriges und wollüstiges Biest*, das durch Staaten und Gesetze gebändigt werden muss, sowie Natur grundsätzlich feindlich und daher nötig zu beherrschen, dann bin ich doch geneigt, dem zuzustimmen.
Diese ganze Choose ist nicht erst als Rechtfertigungsideologie der ganzen aktuellen Katastrophe ersonnen wurden, aber sie ist der Mist, den auch sie zum Gedeihen braucht.
‘Staatslinke’, so Sozialdemokraten etwa, teilen im übrigen diese Ansicht, sie meinen eben nur, die Gesetze müssten gut sein.
Das stellt im übrigen keineswegs Marx hintan oder in Frage. Natürlich wird das Bewusstsein des jeweils Hineingeborenen von der aktuellen gesellschaftlichen Verfassung bestimmt. Aber diese Verfassung hat ihrerseits Wurzeln, die im Bewusstsein liegen. Wenn man wirklich dauerhaft etwas verändern wollte, müsste man zunächst genau diese Wurzeln, dieses Natur- und Menschenbild, angreifen. Sonst wird dat wieder nix.
Und Marx war sich auch dieser kulturellen Brille vor jedem Blick auf die ‘Natur’ durchaus bewusst.
*Eine fatale Nebenwirkung dieser Ansicht ist, dass jene, die diesen zweifellos vorhandenen, aber eben keinesfalls notwendig dominierenden Eigenschaften ungehemmt nachgehen wollen, darin die beste Ausrede haben. So sei eben der Mensch, man verhalte sich nur natürlich. So nährt es sich selbst.
Juni 22nd, 2017 at 23:55
*marker*
Juni 23rd, 2017 at 00:33
OT: 3 Jahre
UntersuchungsausschußRumgehampel gehen würdig zu Ende. Läuft.Juni 23rd, 2017 at 01:30
Kannte Marx eigentlich das Marshmallow-Experiment?!
oder das Samariter-Experiment von Darley/Bateson
oder “sanfter_Paternalismus”…
Juni 23rd, 2017 at 08:24
@flatter – Danke, ich bin’s auch immer noch ganz zufrieden, selbst wenn trotz mehrfachen Editierens noch erstaunlich Krummes (der erste Satz ist unvollständig) und schlicht Fehlerhaftes (‘ersonnen wurden’) verblieben ist. Aber so ist das eben mit einem korrumpierten Kurzzeitgedächtnis. ;)
“Ich glaube, dass weder die chinesische noch irgendeine andere Tradition bei der Verteufelung der menschlichen Natur der westlichen gleichkommt: in dieser verkörpert sie den uralten Skandal menschlicher Gier und den Gegensatz von Kultur und Natur, der diesem zugrunde liegt.” (Marshal Sahlins, The Western Illusion of Human Nature)
“‘Was halten Sie von westlicher Zvilisation?’ – ‘Ich denke, es wäre eine gute Idee.’” (Treppenwitz)
Juni 23rd, 2017 at 10:50
@Peinhart: Evtl. zu gefreut. Ich war gestern zu müde, wollte mir aber merken, dass ich antworten möchte.
Ich weiß ja nicht, ob du das in der Konsequenz vertrittst wie du es zitierst. Als oller Adornit bin ich ja durchaus auch der Ansicht, der Mensch mache sich die Natur quasi zwangläufig (und das im Doppelsinn) zur Sklavin. Das Mittel dazu, wo es in die Tat ungesetzt wird, darf man “Arbeit” nennen. Allerdings vertrete ich ja auch die Ansicht, man könne Arbeit gegen Arbeit so einsetzen, dass sie sich ‘vernünftig’ und gleichzeitig rücksichtsvoll begrenzt.
Der Kap. ist die konsequenteste Form von Arbeit und Naturverhältnis, die extremste, rücksichtsloseste. Insofern ist Faschismus die passende politische Repräsentanz, da er sich die Reste humanistischer Schminke aus dem Gesicht wischt.
Überhaupt nicht ‘natürlich’ ist das aber, weil dasselbe Bedürfnis, dieselbe Triebebene, in deren Dienst die Instrumente dieser Naturuntwerfung entstanden sind, sich gegen jene Triebbasis selbst richten, und zwar auf allen Ebenen. Nicht nur wird die Mehrheit der Menschheit von der Befriedigung zunehmend ohne Not ausgeschlossen; das Urbedürfnis nach Solidarität/Geborgenheit/Gruppenschutz wird komplett rasiert.
Erst der Kap. macht das Monster. Vorher war der Mensch ein einfaches Raubtier mit niedlichen Welpen.
Juni 23rd, 2017 at 13:10
“Vorher war der Mensch ein einfaches Raubtier mit niedlichen Welpen.”
Genau da liegt der Grundfehler in der menschlichen
Gesellschaft: Der Mensch ist eben ein Fluchttier und kein Raubtier, eher deren Beute.
Der Aufstieg zum Alpha-Predator kam über den Gebrauch von Waffen (Gehirn machts möglich).
Was dem Menschen fehlt ist die, bei Raubtieren angeborene, Tötungshemmung von Artgenossen.
So werden also kleine Häschen mit Kampfhubschraubern
und ohne evolutionäre Selbstkontrolle auf die Umwelt losgelassen.
Juni 23rd, 2017 at 13:16
“Was dem Menschen fehlt ist die, bei Raubtieren angeborene, Tötungshemmung von Artgenossen.”
halte ich für einen groben Irrtum. Das genau ist eine Kulturleistung, siehe “Nihilismus”.
Juni 23rd, 2017 at 16:52
Sollte 1 Kulturleistung sein – besonders weit ist
man damit ja noch nicht gekommen..
Juni 24th, 2017 at 07:22
@flatter – Gestern war nun wieder ich zu müde und gleichzeitig zu beschäftigt – wie das halt oft so ist in diesem sinnlosen Getriebe.
Die eigentliche Schwierigkeit aber besteht für mich darin, überhaupt eine wirkliche Differenz zu erkennen, wenn man die ‘launige’ #23 mal außen vor lässt und nur die #19 nimmt. Dass der Kap. die bislang wohl übelste und insgesamt verheerendste Gesellschaftsform sein dürfte, die von diesem Natur- und Menschenbild bis dato ermöglicht bzw unterstützt wurde, darauf könnten wir uns ja schießlich ohne weiteres noch einigen.
Liegt sie vielleicht darin, dass der Mensch sich die Natur notwendig ‘zur Sklavin’ mache? Dass der Mensch, wie jedes Tier, zwangsläufig seine Umwelt verändert, um seine ebenso zwangsläufigen Bedürfnisse zu decken – sicher eine Binse. Aber gleich notwendig zur Sklavin, also in der erklärten Absicht, sie in quasi feindlicher Absicht zu beherrschen, das würde ich tatsächlich mal vorsichtig bestreiten. Das ginge bzw geht auch anders, auch wenn die Ergebnisse trotz zB erklärtermaßen ‘partnerschaftlichen’ Verhältnisses auch nicht immer überzeugend gewesen sein mögen.
Vielleicht ist es aber heute wiederum zu früh am Tach – hilf mir doch mal auf die Sprünge.
Juni 24th, 2017 at 10:30
Na, doch schon. Ist das nicht der bürgerliche Abspruch, sich die Natur untertan zu machen?
Nach der Marx’schen Sicht ist ja gerade Arbeit etwas, was über die ‘normale’ Auseinandersetzung mit der Natur, wie es jedes Lebewesen auf diesem Planeten macht, hinaus.
Im Kapitalismus geht es wegen der Reproduktionsbedingungen ‘nur’ um Verwertung. Uns Menschen geht es aber auch hier ‘nur’ um das (Über-)Leben, wie in jeder Gesellschaftsform.
Btw. In der Römerzeit gab’s wohl auch schon mal heftig Waldkahlschlag und Kohlendioxid für die Atmosphäre…
Juni 24th, 2017 at 11:09
Die Versklavung der Natur ist eine quasi anthropolgische Notwendigkeit. Der Mensch konnte und kann ohne Waffen und Instrumente als Gattung nicht überleben. Er steht derweil immer drängender vor der Entscheidung, ob der das Instrument seines Verstandes weiter nur dazu verwenden will zu herrschen oder sich zu integrieren. Das ist sein Potential. Immerhin hat er seit ca. 200 Jahren die technische Möglichkeit zum Frieden, seit vielleicht 100 Jahren global. Jetzt ständig zu nölen: “der Mensch war immer so, er ist halt so, da kammer nix machn” nervt. Er ist ein sehr sehr junger Weltherrscher.
Juni 24th, 2017 at 11:55
@Wat. – Natürlich ist das dieses ‘die Erde untertan machen’, und natürlich nimmt der Mensch durch seine ‘Kulturleistungen’ auch insgesamt eine Sonderstellung ein – aber um aus letzterem ersteres zu machen, braucht es eine ideologische Grundlage. Und gerade um die ist es mir hier ja zu tun. Die sieht aber eben für unsere Spezies nicht zwingend so aus, dass der Mensch ‘böse’ und die Natur ‘feindlich’ ist – mit den bekannten Folgen.
Das scheint tatsächlich in dieser Ausprägung etwas speziell ‘westliches’ zu sein – weshalb sich folgerichtig auch der Kapitalismus zuerst hier entwickelte und entwickeln konnte und dem Kulturverständnis vieler nicht-westlicher Gesellschaften als zunächst mal durchaus nichts ‘Natürliches’ erschien und erscheinen konnte.
Juni 24th, 2017 at 12:01
@flatter – Was jetzt – Versklavung der Natur als Notwendigkeit oder doch auch die Möglichkeit, sich zu integrieren? Die Möglichkeit zum ‘Frieden’ wurde ja schließlich auch schon früher von vielen Gesellschaften gesehen und zumindest versucht zu leben. Nicht erst nachdem die Verwüstung bereits dermaßen fortgeschritten ist wie im entwickelten Kapitalismus.
Und wer bitte nölt hier das Zitierte…?
Juni 24th, 2017 at 12:42
“Versklavung der Natur als Notwendigkeit oder doch auch die Möglichkeit, sich zu integrieren”
Eben beides. Daher immer wieder mein Ansatz, Arbeit gegen Arbeit zu wenden. Im Grunde ist das Konzept, “durch Staaten und Gesetze zu bändigen” ein ähnliches. Es ist aber ein hierarchisches, das Herrschaft perpetuiert und nur eine Eben mehr einzieht. Wir können nicht anders als Natur zu benutzen, aber wir können lernen, es mit Respekt zu tun. Kapitalismus drängt freilich zum Gegenteil.
“Und wer bitte nölt hier das Zitierte…?”
Lese ich hier jeden zweiten Dienstag.
Juni 24th, 2017 at 12:59
@flatter – Daher immer wieder mein Ansatz, Arbeit gegen Arbeit zu wenden. Im Grunde ist das Konzept, “durch Staaten und Gesetze zu bändigen” ein ähnliches.
Heisst das implizit, du teilst im Grunde ebenfalls dieses in Frage stehende Natur- bzw Menschenbild? Und ehrlich gesagt, das Konzept ‘Arbeit gegen Arbeit wenden’, habe ich, steht zu fürchten, wohl immer noch nicht recht begriffen…
Und ‘benutzen’ ist auch etwas anderes – jedenfalls in meinen Augen – als gleich Versklavung. ‘Be-nutzt’ wird die jeweilige Umwelt doch von jedem Lebewesen, sogar von Pflanzen ‘und darunter’.
Juni 24th, 2017 at 19:20
@flatter – Sorry für die blöde Frage – ich hätte wirklich auch heute nicht anfangen sollen, das aufzunehmen, zumal mir heute morgen noch zwei alte Bekannte über den Weg liefen, die mich mit ihrem Blödsinn krumm und bucklig geschwallt haben. Auf ‘wir haben damals wenigstens noch gegen das System gekämpft’ folgte keine zwei Minuten später ‘wenn in Europa wenigstens mal irgendwas im Sinne Deutschland entschieden würde’. Dabei haben sie weder mit mir noch miteinander geredet, sondern beide gleichzeitig alles fortissimo in die Stadtlandschaft geblasen. Die Kopfschmerzen oder vielmehr -schwurbel wollen immer noch nicht recht weichen.
Lass es uns vertagen.
Juni 24th, 2017 at 19:31
“Dies Menschenbild”, so wie ich es wahrnehme, sicher nicht. Das bestimmt den Menschen als ein gieriges gewalttätiges Wesen, das man bestenfalls an die Kette legen kann. Da ist es der Mensch, der Gewalt wolle, weil es sein Trieb sei.
Nein, es ist das Naturverhältnis, das ursprünglich ein Schild war gegen die Gewalt der Natur und sich zunehmend zum Sprengstoff entwickelt. Es ist das Sein, nicht das Bewusstsein und auch nicht der Trieb, das die Form der Naturbeherrschung bestimmt.
Arbeit gegen Arbeit wäre ein Sein, das noch immer die Notwendigkeit besorgt, sich Natur zunutze zu machen, aber nicht bloß Natur transformiert, sondern auch Arbeit selbst. Diese folgt dann keinem äußeren Zweck mehr, sondern der eingesehenen Notwendigkeit, einer, die Not wendet und nicht schafft, weil ihr die eigene Dynamik entgleitet.
[Ich hatte vor ner Stunde mit dem Kommentar angefangen und musste zwischendurch weg; außerdem war hier heute Möbel schleppen. Kann nix Blödes finden an der Frage.]
Juni 25th, 2017 at 08:36
Ich habe das Gefühl, wir haben hier ziemlich viel aneinander vorbei geredet, bin aber wie gesagt momentan zu schwurbelig und auch zu sehr mit anderen Dingen beschäftigt, um das wirklich auseinander zu sortieren. Ich werde aber mit Sicherheit darauf zurückkommen, denn das Thema der ‘kulturellen Grundierung’ – um mehr geht es ja hier nicht, vor allem aber auch nicht um weniger! – scheint mir einfach zu wichtig.
Juni 25th, 2017 at 12:25
Die Anthropologen wissen das sicher besser, aber
immerhin hat ein Homo Erectus zigtausend Jahre
auch ohne Waffen überlebt – so gesehen stimmt es:
Der Mensch wurde erst durch den Waffen und
Werkzeuggebrauch zum Menschen.
Dumm nur, daß so etwas von der Evolution gar nicht vorgesehen war.
Auch wenn es nicht des Menschen Trieb ist
gegeneinander Gewalt anzuwenden, so kann ihn im
besten Fall nur ein Korsett aus Moral, Religion oder
Anti-Terrorgesetzen davon abhalten.
Fällt das weg oder wird ins Gegenteil verwandelt
(z.B. Bundeswehrpfarrer), muß sich die Zivilisation nach der viel zu kurzen Decke strecken.
Juni 25th, 2017 at 15:23
@permabird(38)
Nein, mit dieser Art Korsett versuchst ‘Du’ dann Probleme zu lösen, die durch das Korsett erst entstanden sind…
Juni 25th, 2017 at 15:43
@permabird: Wie kommst du auf die gewagte Behauptung bezügl. Homo Erectus? M.E. ist es völlig sinnfrei, etwas als Mensch zu bezeichnen, das keine Instrumente und Waffen benutzt hat. Homo Erectus gehört definitiv dazu.
Juni 25th, 2017 at 17:46
Der Mensch wird erst durch eine Hausordnung zum Menschen.
Juni 25th, 2017 at 19:24
Von der Evolution wurde und wird exakt überhaupt nichts vorgesehen.
Das ist genau so dämlich wie die oft selbst in Dokumentationen verwendete Formulierung “Tier t hat Eigenschaft e DAMIT es besser Ding d tun kann” – anstatt korrekterweise “WEIL man mit Eigenschaft e besser Ding d kann hat sich diese Mutation bei Tier t durchgesetzt und ggf. ist dadurch eine neue Art Tier t2 enstanden”.
Juni 25th, 2017 at 19:26
@Andre Benotti(41)
Der Mensch ist Mensch von und durch Geburt. (Punkt)
Juni 25th, 2017 at 19:57
Demnächst kommste noch mit’m Grundgesetz, wat? ;)
Juni 25th, 2017 at 21:35
Nö, mit meinem Rest-Verstand :-P
Juni 25th, 2017 at 23:43
@flatter: Ich dachte doch über die
Entwicklungsgeschichte des Menschen besteht
weitgehende Übereinstimmung – oder bist Du jetzt
zu den Kreationisten übergelaufen !?
Homo Erectus & Co. als Tiere einzustufen,
find ich auch nicht wirklich überzeugend.
Juni 26th, 2017 at 00:11
@Seb: Das war vielleicht etwas mißverständlich
ausgedrückt – soll heißen:
Die Entwicklung eines Raubtiers, dessen eigenes Leben
davon abhängt andere Tier zu töten, vollzieht sich
langsam.
Ein Problem dabei ist die damit einhergehende
Fähigkeit auch die Artgenossen in Sekundenschnelle
zur Strecke zu bringen, was durch angeborenes Verhalten verhindert wird.
Der Mensch wurde zum Raubtier in einer derart
unkonventionellen Weise, wie es in seiner inhärenten,
sozialen Evolution als Beutetier nicht vorgesehen war.
Kaninchen können sich nicht gegenseitig ermorden,
sie brauchen keine von der Evolution entwickelten
“Schutz-Mechanismen”.
Juni 26th, 2017 at 00:11
@ 46: Fast richtig, aber deine Behauptung ist ja auch Unfug. Homo Erectus benutzte Steinwerkzeuge, sicher nicht zur wertfreien Diskussion, ebenso wenig wie Feuer.
@47: “Beutetier” ist gleich völliger Quatsch. Selbst Affen sind keine Fluchttiere (“Beutetier ist wieder Quatsch, Beute kann alles werden, das schwach genug ist). Ich mag auch diese ‘Diskussion’ hier nicht führen. Nicht auf diesem Niveau und schon generell nicht, wenn wir eigentlich am anderen Ende ansetzen müssen. Das sind eben diese ‘Argumente’ aus einer kruden biologistischen Sicht, die in Determinismus münden. Das ist dasselbe Niveau, aus dem sich Rassismus speist. (Den letzten Satz bitte sinnentnehmend lesen, der ist genau so formuliert, weil er nicht anders gemeint ist.)
Juni 26th, 2017 at 00:48
Ok – ohne wissenschaftlich fundierte Meinung
gehts hier nicht weiter.
Ein Verstehen vom biologischen Standpunkt aus
sehe ich nicht so kritisch, und dem Rassismus wars
auch schon immer egal woraus er sich speist..
Juni 26th, 2017 at 11:51
Dem Rassissmus selbst vielleicht, mir aber nicht ;-)
Da muß ich schon meutern, wenn angeblich ein Mensch erst durch eine Hausordnung zum Menschen werden soll. Nee, mit solchen Ansätzen fängt die ganze Rassismus-Schiete erst an, die dann über eine ‘Hausordnung’ richtig festgetackert wird.
Juni 26th, 2017 at 13:05
Manchmal frage ich mich, wo eure Ironiedetektoren hin sind.
Juni 26th, 2017 at 14:07
Und ich haue noch mal in meinem (und eben auch Marxens) Sinne die Bemerkung raus, dass auch ein angeblich ‘biologischer Standpunkt’ immer schon kulturell determiniert ist.
Juni 26th, 2017 at 14:16
Da hat flatter recht. Den nächsten Witz werde ich sofort mit #Ironie markieren. Zum Beispiel so:
Die Stimmung im Tempel des roten Drachen darf ruhig etwas entspannter und sommerlicher sein #Ironie
Der Hausmeister
Juni 26th, 2017 at 14:28
@Peinhart: Ja gut – der Sinn liegt im Auge des
Betrachters. So gesehen ist hat jeder Standpunkt
seine kulturellen und persönlichen Vorbedingungen,
auch Marx ist ein Kind seiner Zeit.
Zu welchen Teilen ist also das menschliche Verhalten
biologisch zu erklären – bringt es uns auf eine Schiene wo gesagt werden muss: Der Mensch ist so und so und kann sich nicht ändern?
Oder ist es doch hilfreich sich diese Beweggründe
bewußt zu machen, und die Hausordnung entsprechend anzupassen ?
Juni 26th, 2017 at 15:29
Ich störe mich schon an dem Begriff Hausordnung, wenn damit Gesetze gemeint sein sollen.
Klar, sind die Beweggründe wichtig, nur meine ich damit die (Re-)Produktionsbedingungen, die Menschen so oder so handeln lassen. Diese Bedingungen bilden auch die herrschende Ideologie aus und werden nicht aus fernen Gefilden gestreut.
Juni 26th, 2017 at 18:03
@Wat.: Bitte an den Hausmeister Bonetti wenden,
das war sein Terminus. Ich meinte damit eher den
Inner-Conflict des menschlichen Daseins, hier auf
der Ebene der instinktiven und nicht der erlernten
Verhaltensweisen bzw. deren Wechselwirkung.
Juni 26th, 2017 at 18:57
Und ich dachte, das wäre spassig gemeint, Zur Aufheiterung verzagter Seelen gedacht.
Früher als ich noch zur Miete wohnte, da gab es auch Hausordnungen:
Ab 22.00 Uhr ist Musik auf Zimmerlautstärke einzustellen,
die Hauseingangstür zu verschliessen,
der Dachtrockenboden jeden Samstag zu fegen (sh. Etagenplan)
Das Treppenhaus jeden Samstag von den Etagenbewohnern zu wischen und zu bohnern.
Hab ich was vergessen? Der Blockwart hiess inzwischen Hauswart. Das Schild “Betteln und Hausieren” gabs immer noch an der Hauseingangstür, Rasen betreten inzwischen nicht mehr verboten.
Und dann das Erstaunliche für mich,
Gemeinschaften können so verschieden sein, wenn man seine nationale Scholle mal verlässt:
Es gibt welche, die brauchen keinerlei Schilder und Anweisungen und man hat den Eindruck, dass das alles nur als ein hinterhältiger Affront gedacht ist gegen diejenigen, die meinen, das die Welt nur mit einem straffen Korsett aus Gesetzen, Regeln, Anordnungen und Belehrungen, Verweisen, Hilfestellungen und Betreuungen, Mahnungen und Verweisen menschlich sein kann.
Selbst in kapitalistisch durchorganisierten Gesellschaften lassen sich (immer noch) Unterschiede ausmachen.
Je autoritärer das Kapital sich in und ausserhalb der nationalen Grenzen durchsetzen muss, desto stärker entfaltet sich auch der Druck auf seine nationalen Insassen.
Die sog. Hausordnungen sind dann eben das kleine Korsett, in welches der Bürger eingewebt wird, das leichte Angebot zur Selbstdisziplinierung.
Was es dazu noch mehr braucht, um ihn vollumfänglich einzuhegen, das erfährt man dann von den Angestellten des Kapitals, den Parteien.
Den ganzen Scheiss, der doch eigentlich nicht mehr verfangen sollte, wenn man seinen Geist nicht bereits irgenwo zwischen SPD, Linkspartei, Grünen und, und, und abgegeben hat.
Juni 26th, 2017 at 19:05
@Troptard: Bei Wahlen geht’s nur um Emotionen,
hat mit Geist nix zu tun.