Ästhetik der Hoffnung
Posted by flatter under kunstlyriklamauk , narrativ[24] Comments
03. Jun 2017 19:33
Meine Tochter schaut Rülpsfilme. Die Bilder blieben mir erspart, aber ich hörte immer wieder minutenlanges Gerülpse. Es handelte sich dabei um die Serie “The Walking Dead”, in der es ganz zeitgemäß um Zombieapokalypse geht. Meine Liebste Uena (die übrigens gern Geräuschespiele spielte) hatte vor einiger Zeit darauf aufmerksam gemacht, dass, wo früher Serien wie Star Strek eine glorreiche Zukunft illustrierten, heute Endzeit und eben Zombieapokalypse herrschen.
Unterhaltung, Film und Kunst scheinen gleichermaßen die Zukunft verloren zu haben oder zumindest aufgegeben. Sie löst sich nicht einmal auf in ungewinnbare Kämpfe gegen die zurückschlagende Natur oder losgelassene Technik; sie stürzt ins Bodenlose, Hoffnungslose, in ewige Verdammnis. Die Hölle auf Erden. Wie bereits erwähnt, ist das keine Nische, sondern der große Trend.
Gegen die Kapitulation
Auf der anderen Seite steht der ewige Widersacher der Kunst: verblödender Kitsch, der die Sinne benebelt und mithilfe dummer Klischees so etwas wie Zufriedenheit produziert. Es gibt Gut und Böse, Liebe und Hass; das Gute gewinnt und am Ende lockt der nächste heroische Kampf oder die Romanze ist perfekt. Kurzum war lange Zeit gute Laune in Film und Literatur ein deutliches Anzeichen für Kitsch. Erst die Kunst hielt aus, was das Leben ausmacht: Niederlagen, Schmerz, Elend und Tod, und zwar ohne jeden falschen Trost.
Es stellt sich daher die Frage, ob es in diesen Zeiten quasi kritisch ist, eine Perspektive in der Kunst zu entwickeln, die anders wäre als niederschmetternd. Kann es Kunst sein, muss Kunst vielleicht sogar danach trachten, eine lebenswerte Zukunft zu entwerfen? Schreit die lustvolle Liaison mit dem Untergang, die Kapitulation vor dem Elend, nach Widerstand – und zwar einem, der Zukunft als gute und schöne denkbar macht? Vielleicht ist diese Zeit eine Provokation, neue Narrative zu finden, Geschichten zu erzählen, die Hoffnung nähren, indem sie dem Zeitgeist trotzen. Etwas besseres als den wandelnden Tod wird man doch irgendwo finden?
Juni 4th, 2017 at 00:27
Du sprichst mir mal wieder aus der Seele.
Ja, das wäre hübsch. Und so unerwartet. In einer Realität mit einem “Reality”-TV-Star als POTUS fällt es zumindest mir schwer, mir positive Geschichten auszudenken :-/
Juni 4th, 2017 at 09:11
Ohne Zweifel, etwas zum Nachdenken, wenn man es auf Unterhaltungskunst beschränkt. Zweifellos (ich nenne das immer fünfte Gewalt) der quantitativ höchste Anteil mit Kunstgeruch. Verblödender Kitsch, ist nämlich seit Überpropagierung der Pop-Art, auch in der bildenden Kunst schon lange nicht mehr ihr Widersacher, sondern sogar den Weg der Veredelung von Kitsch gegangen. Im elitären Begriff von Kunst, hat man eigentlich nichts mehr zu sagen, bzw. jeden auch narrativen Inhalt komplett verloren, (Richter etc.), auf Gartenzwergesoterik reduziert( Koons etc.) bzw. damit gleich den Planeten verlassen (Dokumenta), wobei sich bezüglich letzterem erst neuerdings mal wieder leichte Ansätze für Gedanken darüber zeigen. Ein negatives Bild mit Zombiecharme, gibt’s erst gar nicht. Wobei mich persönlich allerdings auch noch der Gedanken quer durchs Spektrum faszinieren würde, ob es Alternativen zum Narrativ geben könnte. Möglicherweise war das von mir jetzt auch eine falsche Wortwahl, denn im Sinne einer Vermittlung ist alles eine Form der Erzählung. Besser wäre vielleicht, von den bisherigen Klischees davon zu reden.
Juni 4th, 2017 at 12:04
“The Walking Dead” ist aus mehreren Aspekten so erfolgreich bei Männern und Frauen. Nicht nur die Endzeit-Zombieapokalypse erlaubt gnadenlose Selbstjustiz, Brutalität, Horror, Nervenkitzel und Gewalt in jeglicher Form – hinzu kommt noch ein gähnend langweiliges SOAP-Opera-Drehbuch. Wer mit wem, wer, was über wen, warum und wie gesagt hat. Die Dialoge und Handlungsstränge sind extrem banal gehalten.
Mich hat auch immer genervt, dass es scheinbar keinen interessiert, wieso, weshalb, warum, wie und was genau alles vorher passiert ist. Wie es soweit kommen konnte. Nach Ursachen wird nicht gefragt. Hintergründe interessieren nicht. Es ist jetzt eben so und man müsse das Beste daraus machen. Also den größtmöglichen Vorteil für sich herausschlagen. Ganz so, wie im heutigen geschichtsvergessenen Neolibealismus.
Die Serie könnte mehr als ein SOAP-Gewaltporno sein, wenn sie deutlich sozialkritischer (Umgang mit Biowaffen etc.) herangehen und mehr Hintergrundinformationen liefern würde. Aber es funktioniert ja auch so wunderbar. Und die Mehrheit der Zuschauer wollen scheinbar genau das haben.
Juni 4th, 2017 at 16:16
Wir wissen erst dann das etwas schiefgelaufen ist,wenn es schiefgelaufen ist…Weil vorher gibt es genügend einflusseiche Mächtige,die uns sagen:
“Was soll denn schon schief gehen,es ist alles unter Kontrolle,glaubt uns…!”
OBEY
CONSUME…
Was ich faszinierend finde,ist die konsequente Konsumveweigerung der Zombies,aber das sich mit den Untoten gute Geschäfte machen lassen vom “normalen Konsumenten bis hin zum Zombie-Apokalypsen-Prepper…
Und wenn die Fema die Zombie-Apokalypse benutzt das sich Leute auf normale Katastrophen wie Fluten,Erdbeben vobereiten…hat das eine gewisse Ironie!
Juni 4th, 2017 at 20:29
OT: Ich höre gerade einen Vortrag von Yanis Varoufakis und hobel mir einen, dass er die Maßnahmen zur ‘Rettung’ des Kap. ebenfalls “palliativ” nennt. (ca. min. 25).
Juni 4th, 2017 at 23:30
ot Hans Schmid mändert mal wieder an einem einsamen Ort – für die, die das Schmid’sche mäandern mögen.
Juni 5th, 2017 at 01:50
Wenn wir von Kunst reden, so ist es nicht völlig abwegig, an den wandelnden Tod zu denken, denn seit Jahrzehnten gehen von Literatur, Musik und bildender Kunst kaum noch wirkliche Impulse aus. Es gibt ein geradezu betäubendes Überangebot an Kulturwaren, zugleich aber herrscht geistiger Stillstand vor.
Juni 5th, 2017 at 02:06
@Pelzer: Oder guckt man falsch hin unter Vernachlässigung des Aspekts”Es gibt nix neues unter der Sonne”?!
Es gibt halt nur eine gewisse Anzahl an Plotttypen…
Aber wenn ich mir Heist-Movies angucke -Rififi oder Heat sehe ich doch das diese Geschichten so nur “Heute” erzählt werden konnten…oder “Spiel mir das Lied vom Tod”!
Und was vermisse ich im Moment jemand wie den Schlingensief!
Juni 5th, 2017 at 03:28
Ich halte die Frage, “ob es in diesen Zeiten quasi kritisch ist, eine Perspektive in der Kunst zu entwickeln, die anders wäre als niederschmetternd”, für banal und wenig zielführend.
Einerseits ist das, was heute gemeinhin als “anerkannte” Kunst gilt, längst bis ins Mark durchkommerzialisiert – und zwar in einem weitaus rigoroserem Rahmen als das beispielsweise vor 100 Jahren der Fall gewesen ist. Andererseits legt diese These ja die Frage nahe, welche (gesellschaftliche, soziale, kulturelle, politische, unterhaltende, informative etc.) “Aufgabe” Kunst denn zu erfüllen habe – und schon an diesem Punkt kann ich nur noch das wallende Haupthaar heftig schütteln und muss mich gedanklich ausklinken.
Es ist aus meiner Sicht schlicht Unsinn, künstlerische Entwürfe danach zu beurteilen, ob sie – verkürzt gesagt – eher utopischen bzw. visionären oder dystopischen Pfaden folgen. Beides hat seine Berechtigung: Der visionäre Entwurf ebenso wie das dystopische Szenario, das die gegenwärtigen Zustände illustriert und – gerne auch ins Absurde – weiterdenkt. Und nebenher gibt es – das sei nur am Rande bemerkt – noch 1001 weitere Pfade, denen Kunst folgen kann, darf und bitte auch – ohne jede Einmischung von außen – soll.
Man lasse KünstlerInnen einfach machen. Anders als exemplarisch Pelzer meint, gibt es hier gewiss keinen “geistigen Stillstand” – der findet, wie immer, vornehmlich in der Rezeption, also in den Medien und finanzierenden Institutionen statt, ganz bestimmt aber nicht in den künstlerischen Tätigkeiten, von denen viele Menschen heute aus eben diesen Gründen gar nichts mehr erfahren.
Die eingangs erwähnte Frage ist also nicht nur redundant, sondern auch falsch: Zielführender wäre es, jedwede Kunst aus der kapitalistischen Verwertungsunlogik zu befreien, damit nicht mehr das, was “am meisten Kohle einbringt” oder politisch gerade opportun erscheint, gefördert, beworben und propagiert wird, sondern endlich wieder ein halbwegs sachlicher Diskurs über die künstlerische Qualität einsetzte.
In vergangenen Jahrzehnten gab es das zumindest rudimentär. Ich befürchte bloß, dass es dazu im Rahmen des untergehenden kapitalistischen Systemes selbstredend nicht kommen wird bzw. kann. Daran ändern auch “Rülpsfilme” nichts – wobei ich eine TV-Serie wie “The Walking Dead” nicht als “Kunst” betrachte, sie aber dennoch nicht so schlecht einschätze wie Epikur. Ein gutes Beispiel dafür ist der Film “The Road“, der gänzlich ohne Zombies im herkömmlichen Sinne auskommt und die wenigen Überlebenden auf der sterbenden Erde aus reinem Nahrungsmangel zu Menschenfressern macht. Und das ist aus meiner Sicht ein äußerst künstlerischer, hervorragender Film, der an jeder Schule zum Pflichtprogramm gehören sollte, sobald es um das unsägliche Thema “Eigenverantwortung” bzw. “Eigennutz” geht.
Liebe Grüße und sorry für den längeren Text!
Juni 5th, 2017 at 09:32
@Charlie
Hmmm, also gemessen am Umstand, dass es schwierig und auch ein bisschen gefährlich ist, eine Frage als richtig oder falsch zu beurteilen, – zumindest wenn schon bei den Antworten ersichtlich ist, dass sie unterschiedlich ausfallen können, würde ich jetzt die Aussage, dass man die Künstler ruhig mal machen lassen solle, – auch damit beantworten können, dass zumindest der größte Teil davon nix macht, außer das Gegebene, je nach Trend darstellend zu reflektieren und damit maßgeblich mit zu unterstützen bzw. beim Betrachter zu verfestigen. Die geistige Beweglichkeit, – suche ich zumindest, – nicht unbedingt vergeblich, aber doch schwer einseitig vertont. Dahinter steckt ja auch eine etwas ältere Frage. Ist Kunst als Darbietung nur das Schmuckstück einer Gesellschaft, oder auch eine mit gestaltende Kraft? Was ohne geistige Eigeninitiative und Beweglichkeit, sinnigerweise eine je nach Status-Quo positiv oder negativ rekursive Geschichte des Stillstands werden kann. Dazu vielleicht noch ein kleines Beispiel. Das mittlerweile akzeptierte Establishment für die bürgerlichen Maler z.B. ist eine Infrastruktur in welcher sich Galeristen zu Immobilienhändlern entwickelt haben. Man kann dies künstlerisch beliefern oder künstlerisch kritisieren. Dazwischen liegen allerdings Welten an möglichen Resultaten und dem, was beim Betrachter an möglicher Kritik und Eigenakzeptanz ankommen könnte. Ich denke, das Beispiel lässt sich übertragen auf andere Metiers.
Juni 5th, 2017 at 10:14
@Charlie
“The Road” spielt für mich in einer ganz anderen Liga. Der Film ist tatsächlich klasse, weil durchweg düster, realistisch und kommt ganz ohne SOAP-Anteile aus, nicht wie bei “Walking Dead”. “The Road” finden dann eben auch sehr viele weibliche Zuschauer gar nicht mehr gut. Konnte ich zumindest in meinem Umfeld sehr schnell beobachten. ;-)
Juni 5th, 2017 at 11:43
@Charlie: Kunst, die nicht die “kapitalistische Verwertungsunlogik” transzendiert, ist keine. Ich meine tatsächlich das Schaffen, nicht das Verhökern. Dass ich Zombiefilme erwähne, liegt daran, dass der Kommerz m.E. die Oberfläche, das Symptom der Kunst in Film und Literatur ist.
Es geht auch nicht darum, “künstlerische Entwürfe zu beurteilen“, sondern eine Kunst zu schaffen, eine Qualität, die sich von den Ketten des Status Quo befreit – einmal eben hoffnungsvoll.
Zweifellos unterdrückt aber die “durchkommerzialisierte” Struktur der ‘Kunstmärkte’ ihrerseits bereits sehr effizient die Kunst.
Juni 5th, 2017 at 12:36
Am Rande: Hier (Kapitel 4; Achtung Skripthölle!) ist mal wieder so ein Beispiel, wie sich Ansichten prägen lassen. Das preisgekrönte Reportermöbel konfrontiert den Musiker aus der DDR pausenlos mit den blödesten Westklischees. Wir werden noch in hundert Jahren hier nichts anderes zu lesen und zu hören kriegen als die Geschichte des Unrechtsstaats und seiner Opfer. Eimer!
Juni 5th, 2017 at 13:13
@flatter: “Vielleicht ist Deutschland traumlos, weil wir heute in traumhaften Verhältnissen leben, politisch frei und wohlhabend?”, frage ich.
Ja, super … Mehr davon!
Juni 5th, 2017 at 13:44
@Charlie: Ich führe das, was ich “geistiger Stillstand” nannte ja gerade darauf zurück, dass Kunst heute in einem so hohen Maße von der Verwertungslogik bestimmt ist. Ich sehe auch weniger das Problem darin, dass die künstlerische Freiheit dadurch eingeschränkt werden könnte, dass Erwartungen an Künstler gestellt werden, sondern dass das Publikum weithin keine anderen Ansprüche mehr kennt, als bloß irgendwie unterhalten zu werde. Und das schlägt letztlich auf die Kunst selbst zurück.
Juni 5th, 2017 at 14:27
@Pelzer: Dagegen hat Kunst schon immer opponiert. Selbst als höfische Auftragskunst hat sie immer wieder geschafft, zumindest in Elementen den Zeitgeist zu überschreiten. Es wird sicher auch heute Beispiele dafür geben (womöglich kenne ich selbst welche, aber ich heute extrem denkfaul ;-). Meine Frage zielt also darauf ab, ob die Opposition gegen Kommerz und ‘Ansprüche’ in trotzigem ‘Optimismus’ bestehen kann.
(Jetzt kommt bitte nicht an und argumentiert mit dem Optimismus der Doofen à la #14. Das ist nicht der, den ich meine.)
Juni 5th, 2017 at 14:50
Robert Walser hat wie niemand sonst einen solchen trotzigen Optimismus aufgebracht, endete damit allerdings in der Psychiatrie.
Juni 5th, 2017 at 20:58
Gehört der Vollständigkeit halber hier wohl noch mal verlinkt: “Apokalypsen des Kapitals – Die Zombifizierung des Kinos erweist sich als illustrativ-visionäre Vorausdeutung des Marktradikalismus”.
Juni 5th, 2017 at 23:12
Ey! Die haben das von mir geklaute Bild geklaut! Wer mich so alles liest …
Juni 7th, 2017 at 08:31
SONNTAGABEND
Mach was aus allem, das dich umgibt.
Dem sanften Regen
Draußen vorm Fenster, um damit anzufangen.
Der Zigarette zwischen meinen Fingern,
Den Füßen auf der Couch.
Dem leisen Sound von Rock-and-Roll,
Dem roten Ferrari in meinem Kopf.
Der Frau, die betrunken
In der Küche rumpoltert …
Mix alles zusammen,
Mach was draus.
1988
Raymond Carver (1938-1988)
Juni 7th, 2017 at 14:31
Erstmal Widerspruch zu dem “früher Serien eine glorreiche Zukunft” und so. Sind jetzt keine Serien, aber der Hype um Dystopie und Gewaltverherrlichung war z.B. die kompletten 80er ein Hit. Running Man, Die Klapperschlange, Terminator, Total Recall, Blade Runner, Mad Max, Sie Leben, Brazil, …
Und es gibt sehr wohl auch aktuelle Filme, welche die Zukunft positiv darstellen und Chancen aufzeigen wie z.B. Transcendence (man kann ihn als Dystopie missverstehen und das erklärt vielleicht auch die schlechten Rezensionen). Oder aber welche, die zum Nachdenken anregen wie The Man from Earth. Die genannten Beispiele oder andere sind auch nicht irgendwelche Indie Produktionen, welche nur im kleinen Spezialkino in der nächsten großen Stadt mit Originalsprache und Untertiteln laufen.
Oder wenn man mal was fürs Gemüt braucht, dann gibts auch Feel-Good Filme a la Lang Lebe Ned Devine.
Ja, vermutlich überwiegen die “negativen” Filme, aber ob das wirklich was mit Kommerz zu tun hat oder allgemein stärker nachgefragt wird ist schwer zu beantworten. Die Menschheit hat immer schon düstere Geschichten den positiven vorgezogen. Man braucht doch nur die Quantität der Dokus sowie Literatur bezüglich Hitler/Nazis und Mutter Teresa/Missionarinnen der Nächstenliebe (ja ich weiss, dass auch Teresa teils sehr fragwürdige Motive hatte) zu vergleichen. Gefühltes 50:1 Verhältnis.
Und ich glaube nicht, dass ersteres nur aus Gründen der historischen Verantwortung/sich ins Gedächtnis rufen in dieser Häufigkeit existiert und immer wieder gesendet wird. Das ist wie mit den Gaffern bei schweren Verkehrsunfällen. Man ergötzt sich am Leid und Grauen und hat dann gleich mal coole Stories für das nächste Familientreffen oder Freundesrunde. Die Menschen stehen auf das “böse”.
Juni 7th, 2017 at 14:44
Es geht ja jetzt nicht (nur) um Unterhaltung. Es geht um einen Trend, der Zukunft nur mehr als Apokalypse darstellt. So etwas wie “No Future” in den 80ern war eine Nische. Mad Max betraf ein technisch lösbares Problem. “Die Klapperschlange” war Unterhaltungstrash, der keineswegs einen Trend vertrat. Science Fiction war schon immer auch ohne Happy End zu haben, das dominierende “Star Trek” verlor nach den 70ern auch tendenziell den Optimismus. Heute hat es sich in ein Paralleluniversum verabschiedet, in dem Planeten vernichtet werden.
Vor allem aber haben wir heute eine konsistente Tendenz zur Ausweglosigkeit, die sich von der Unterhaltung über die Kunst zum schnöden Alltag spannt. Die Apokalypse ist kein Element einzelner Produkte, sie ist Paradigma. Das hat mit Gut und Böse nix zu tun und auch nicht mit Laune, sondern mit der Lust am Untergang und einer völligen Leere in Bezug auf andere Zukunftsvisionen.
Juni 9th, 2017 at 10:05
da gab es mal vor langer zeit einen nicht unpassenden beitrag von klaus baum:
https://klausbaum.wordpress.com/die-hinwendung-der-kunst-zu-den-schwachen-und-ausenseitern-fortsetzung/
ich bin seit ein paar monaten völlig vernarrt in musil aber was das für eine perspektive konkret wäre, könnte ich nicht in ein paar sätzen wiedergeben.
aber den ganzen zombiequark als rülpsgenre titulieren find ich jut. :D
Juni 10th, 2017 at 08:25
Passt.