Nein, nicht dass ich den aktuellen Preisträger abwählen möchte. Vielleicht möchte ich dem Grimme Offline Achwat einmal zuvorkommen, dessen schon am Start korrumpierte Jury dereinst den Anlass zur Auslobung des Feynsinn Underdog bot. Es ist nämlich auch so, dass der nächste Preisträger längst feststeht, und da ich die unbestechliche Jury bin, jeder Versuch, dies noch zu beeinflussen, zum Scheiterhaufen verurteilt ist. Nun, es sei denn vielleicht … aber ich kann mir nicht wirklich vorstellen, dass jemand meinen Preis bezahlt – also den, der fällig wäre, um mich zu ‘überzeugen’.
Da das Wetter eh schon Juni gespielt hat, nehme ich also ab sofort Vorschläge entgegen. Es ist dabei ein Äußerstes an Sinnlosigkeit, ein Blog vorzuschlagen, von dem bekannt ist, dass ich es kenne. Metabekanntschaft führt also zum sofortigen Ausschluss des Vorschlagenden, was nicht weniger bedeutet als dass ich ihn ohne Essen ins bett schicke. Die Stadt wird hier eh noch gebraucht. HA! Für diejenigen, die es bis hierher nicht verstehen, weil sie es nicht kennen: Ich suche gute Blogs, die mehr Resonanz verdient haben. Große Kleine, die ich durch die Zuführung von Trollkommentariat – Begleiterscheinung der Prominenz – unglücklich machen kann. Harhar.
Frisches Blut!
Das Hauptmotiv neben dem Hauptnebenmotiv, dem Kollateralanlass also des Feststehens der künftigen Preisträgerschaft, ist mein Bedürfnis nach frischem Blut. Vielleicht ist ja derdiesdas nächstjährige Preisbehang darunter. Wie kommt es aber manifest zu dem Bedürfnis? Nun, ich bin ein wenig unzufrieden mit gewissen Tendenzen, die zu verstärken ich selbst nicht ganz unschuldig bin. Es stellen sich nämlich Lesegewohnheiten ein von der Art, dass immer wieder mal jemand sich auf eine Mission begibt, sein Gehirn in den sicheren Hafen der Reaktion klatschen lässt oder – schlimmster Fall – einfach aufhört zu schreiben, ohne dass ich das genehmigt hätte. In den See mit ihnen! Da geht also immer mal wer verloren, und es kommt nicht so schnell jemand nach.
Ich mag mir auch etwas vormachen, aber ich kehre manchen den Rücken, wenn und weil sie nicht nur zunehmend durch inakzeptable politische Willensäußerungen auffallen, sondern – und das ist entscheidend – durch nichts anderes mehr. Das bürgerlich-gemütliche Geschwalle, das manche nur mehr ablassen, nachdem sie sich die Hörner jugendlicher Attitüde abgestoßen haben, zeichnet sich nicht durch eine ‘falsche Gesinnung’ aus, sondern durch Langweiligkeit. Nichts ödet mehr an als reaktionäre Abwehrrhetorik und die Wiederholung von Parolen. Da wird so mancher Ex-Publizist zum Troll. Anders gesagt: Wenn alt gleich grau, ist das für die Frisur in Ordnung, aber nicht für das Texten. Manche ergrauen in diesem Sinne übrigens schon in den Zwanzigern.
Ich kann mich des Eindrucks auch nicht erwehren, dass ich selbst in der erweitertesten Nachbarschaft schon ziemlich alles abgegrast habe. Sicher gibt es da aber noch Gefilde, die ich nie befuhr, also immer her mit den Reiseberichten aus der Exotei. Wenn ich schon weniger schreibe, will ich wenigstens mehr lesen.
März 21st, 2014 at 19:37
So is das, wer als Jugendlicher nur ordentlich dagegen war, hat seinen Teil getan, kann mit Zwanzig dann zusehen, etwas vom Kuchen abzubekommen, die Anerkennung, die einst verhöhnte. Im Uneingestandenen dieser Entwicklung verkommt alles, wird vergiftet, die einstige Rebellion wird zur abgeleisteten Schuldigkeit, Anerkennung zum Anspruch.
Ich hab keinen Vorschlag, aber durch die letzten Absätze das schmerzliche Bewusstsein davon vor Augen, dies erlebt zu haben.
März 21st, 2014 at 20:47
@cb
Dafür kann ich für mich in Anspruch nehmen, dass mir nie Hörner gewachsen sind und ich mir diese auch nicht abstossen musste.
Es gab auch nie einen Kuchen, von dem ich hätte ein Stück ergattern können.
Was wäre aus mir geworden, wenn?
@flatter
Haste mal für Dein Geschirrhandtuch einen neuen Platz gefunden und dabei gemerkt, wie Du dieses immer und immer wieder an den vorherigen, gewohnten plazieren willst.
Und wenn die Zahl grösser wird als 10, komme ich eh nicht mehr nach.
März 21st, 2014 at 21:59
@ Troptard: Ich weiß nicht, das is sicher auch keine notwendige Entwicklung, aber man, mich hatte die Vehemenz erschüttert, die derjenige dabei dann an den Tag legte, und die Verachtung für – ich sag mal – unschuldig Alternative. Aber immerhin gibt es genügend Zitate und Binsenweisheiten, die darauf hinweisen, dass diese Abfolge so häufiger vorkommt (und immer schon vorgekommen ist).
Oder anders, eben genau jene Verachtung bei den Ewiggestrigen scheint zu einem erheblichen Anteil daher gespeist, die eigene innere Rebellion niedergezwungen zu haben.
Was mich in meinen Gedankensprüngen noch weiter offtopic bringt, zurück zu einer anderen Diskussion, über “bloße” Charaktermasken, den Sachzwängen untergeordnet, nachgestellt. Aber gerade deshalb, denke ich, muss man sich auch mit jenen auseinandersetzen, das ist bürgerliche Subjektwerdung, und im Grunde muss auch das Subjekt an der Charaktermaske bei Strafe seines Untergangs festhalten.
März 21st, 2014 at 22:51
Da der Preisträger eh schon feststeht, hinterlasse ich einen Lesehinweis, der grob gegen die Regeln verstösst, da ich Metabekanntschaft vermute, ihr habt nämlich beide (mindestens) Hartmut Finkeldey gemeinsam in der Blogroll. Essen hatte ich heut schon, kannze also behalten.
Entweder findest du den Blog furchtbar, weil wegen prätentiöses Arschloch oder kannst was mit anfangen; ich für meinen Teil habe jedenfalls festgestellt, dass ich dort etwas schätze, was ich hier ebenso schätze: trotz des reichlich fortgeschrittenen Alters des Blogbetreibers (*duck*) wenig reaktionäre Tendenzen – vielleicht ja auch gerade wegen.
März 22nd, 2014 at 01:51
Amike… also du hättest wenigstens das ‘reichlich’ vor dem fortgeschritten weglassen können. Kommt man sich ja direkt vor wie Methusadings. ;oP
März 22nd, 2014 at 11:29
@flatter
“Grimme Offline Achwat” *lol* YMMD
@cb (1)
FACK
März 22nd, 2014 at 12:11
@flatter
Amikes Lesehinweis iss nich der schlechteste, gelle? (@Amike: Mörsi)
PS.: Futter hatt’ ich auch schon, heute iss aus gegebenem Anlass meine Hütte voll!
März 22nd, 2014 at 12:48
@ Uena: Als Faustregel kann man davon ausgehen, dass ich Leute, über deren Alter ich mich lustig mache, nicht als alt betrachte. Außerdem hat flatter ja schon ganz richtig bemerkt, dass die galoppierende geistige Vergreisung bei einigen schon in den Zwanzigern eintreten kann, will sagen: das Geburtsdatum finde ich ziemlich irrelevant.
Hamse dat jezz verstanden, oder soll ich das nochmal etwas lau-ter und deut-li-ch-e-r usw.? :P
@ Vogel: bzgl. Mörsi stehe ich vollkommen auf dem Schlauch. Wer oder was ist das?
März 22nd, 2014 at 12:52
Sowas wie mercy disbense, nur französisch?
März 22nd, 2014 at 13:10
Ahhhh… der Groschen ist gefallen. Ganz ohne Capslock. Verbuche ich als Erfolg.
März 22nd, 2014 at 13:44
Feyn, du bekommst eine Eins: 1
März 22nd, 2014 at 14:44
........
Wie du siehst, habe mich gut getrollt
März 22nd, 2014 at 19:23
schöner buchtitel, “die vermessung der filterblase”
ich koch eh grad selber.
März 22nd, 2014 at 21:00
Scheint ja nicht mehr so viel Prickelndes zu geben da draußen …
März 22nd, 2014 at 22:19
Diese Seite http://www.chartophylakeion.de/blog/ hat den Schwerpunkt Nahost und Russland. Ich kenn den äh das Blog erst seit ein paar Tagen, also bitte nicht meckern falls dir die Seite nichts bringt ;)
März 23rd, 2014 at 00:24
@Amike
Brauchn wir ‘n flatter als Tränsläter?? Nö!
@flatter
Thx for tränsläjschn. Abba: Disbense? Dispense??
Gut’s Nächtle
März 23rd, 2014 at 00:46
Mercedes Benz (Janis Joplin / The Eagles)
März 23rd, 2014 at 13:44
OT: 80,101,24,101,67,71,17,24, 36000, 50000.2008,2011,1700,26.
So berichten deutsche Medien, wenn sie schon berichten, über Demonstrationen in Spanien. Worum es geht? “Sparpolitkik”. Was das heißt? Zahlenlotto eben. Und Gewalt von Demonstranten natürlich.
edit: Die TAZ kann’s auch: 71,17,71,13, 300, 2008, 2011, 26.
Knallhart recherchiert! “Klassenkampf” kommt übrigens nicht drin vor.
März 23rd, 2014 at 16:31
@flatter
Und am Ende sind beide Artikel absolut deckungsgleich. Selbsternannte “Qualitätsmedien”, die, tja… “knallhart recherchieren”.
Bei der SZ gleich darunter:
“Russische Truppen stürmen weitere Ukrainische Stützpunkte”
*seufz
März 23rd, 2014 at 19:09
Diese Form von Qualitätsjournalismus kann man ja jetzt durch eine “App” ersetzen, siehe den Telepolis-Artikel “Newsbeat und das Ende des Journalismus”.
@flatter
Sind diese Zahlenreihen irgendwelche Geheimbotschaften?
cu
renée
März 23rd, 2014 at 19:14
psst … genauu!
März 23rd, 2014 at 19:15
@ Amike
„trotz des reichlich fortgeschrittenen Alters des Blogbetreibers“: Oh, recht vielen Dank. Ich habe allerdings weder den ersten Weltkrieg miterlebt, noch den zweiten, den dritten vielleicht. Als Kennedy erschossen wurde, erblickte ich ein Jahr später das Licht der Welt. Ich fasse das als ein Zeichen auf. Rückenprobleme habe ich keine, aber Schlag bei den Frauen. Trotz meines fortgeschrittenen Alters. Danke aber trotzdem für das Lob meines Blogs. (Pretentiös gefiel mir gut.)
März 23rd, 2014 at 22:20
@flatter (17)
*lol* Du hast – wie immer – sehr jut opjepas! Aber: Mörsedis Bens – soviel Zeit muss sein! Meine Fresse war das ‘damals’ schön: KVB-Karte, drei Blättchen … und Janis Joplin, Hendrix, Mondlandung & Co. *träum*
(18) Ja, ‘s iss auffällisch, wie wenisch merr mitkrischt was so läuft inne Welt – außer: Putin = böse. Der Mann macht viel falsch, sein ‘Geschäftsmodell’ wird wohl nich lange tragen … trotzdem, der MSM macht den Kerl von Tag zu Tag sympathischer. Bin gespannt wie’n Flitzebogen was in Fronkreisch so abgeht.