Ich werde regelmäßig denunziert als jemand, der quasi die Weltrevolution mit anschließendem Bällchenbad fordert, und zwar spätestens bis nächsten Mittwoch. Wenn einem das Hirn einschläft, breitet sich ein sanftes Summen aus, das unbedingt mit Bekenntnissen übertönt sein will. Leider sind die Symptome nicht so eindeutig wie bei den Füßen, deren Kribbeln deutlich die Durchblutungsstörung anzeigt.
Ich sei also revolutionär, weil mich der ganze Quatsch nicht überzeugt, der sich die Erkenntnis verbietet, dass es der Kapitalismus ist, der mordet, zerstört und versklavt. Das sind keine Auswüchse, das ist die unvermeidliche Anhäufung von Kapital und damit der Macht eines furchtbaren Zwangs. Bei der Frage, was man denn dagegen tun könnte, kommen einem die ‘Reformer’, deren Reformen man als untauglich erkennt, eben mit dem Vorwurf, man sei revolutionär. “Revolutionär” wiederum ist irgendwie falsch und daher alles radikal Linke, zumal kommunistische, indiskutabel.
Ich möchte einmal bei einem Punkt ansetzen, der sich gar nicht mit Kapital, Wirtschaft, Reichtum und Armut befasst, sondern mit einer politischen Idee, die vom ‘real Existierenden’ genau so mit Füßen getreten wurde wie vom Kapitalismus. Es ist hier bereits Konsens, das in einer Gesellschaft, die etwas taugt, Menschen selbst entscheiden, wie sie leben und arbeiten wollen. Das wiederum tun sie gemeinsam dort, wo sie leben. Hierarchische Gesellschaften wie Preußen, Nordkorea, die Sowjetunion oder jeder kapitalistische Staat, sind das Gegenteil.
Wille und Macht
Kommunismus kommt von “Kommune”, und mir hat noch selten jemand widersprochen, wenn ich ausgeführt habe, dass echte Demokratie, also die Entscheidungsgewalt der Menschen über sich selbst, nur praktikabel ist, wenn die Kommunen die höchste Entscheidungsgewalt innehaben. Was immer also auf einer anderen Ebene entschieden wird, kann durch die Kommune aufgehoben werden. Alles, was auf regionaler oder ‘Bundes’-Ebene koordiniert wird, bedarf der Zustimmung der Kommunen. Wenn eine nicht mitmachen will, kann sie niemand dazu zwingen.
Als Marxianer ist mir klar, dass sich diese politische Forderung in einem Kapitalistischen System nicht umsetzen lässt, weil das Kapital Macht konzentrieren muss, vor allem im fortgeschrittenen Stadium, in dem sich Monopole Bilden. Nun sind es aber die ‘Reformisten’, die ich “Sozialdemokraten” zu nennen pflege, die vom Gegenteil ausgehen. In deren Weltbild gibt es ja eine politische Macht, die Kraft ihres Willens die Gesellschaft regeln und formen kann. Sie kann ja – wenn man nur will – sogar den Kapitalismus zähmen.
Nun frage ich mich, warum dann die naheliegendste Idee, innerhalb einer ‘Marktwirtschaft’, die politisch regelbar ist, nicht einmal diskutiert wird. Die holden Halblinken lassen sich nicht einmal auf die Veränderung der politischen Strukturen ein. Warum verzichten ausgerechnet diejenigen, die an den Primat des Politischen glauben, auf die entscheidende Reform der Machtverhältnisse, die sich in deren Universum relativ leicht umsetzen ließe? Weiterhin frage ich mich, ob sie erkennen würden, woran das scheitert. Wenn sie doch bloß wollten …
März 29th, 2017 at 19:08
Interessanter Artikel! Danke dafür!!!
Folgendes habe ich unter dem Eindruck der Saarland-Wahl am 27.03. bei burks geschrieben:
“Wahlen in bürgerlich-kapitalistischen Gesellschaften zeigen im Ergebnis nichts anderes als den Reifegrad der Arbeiterklasse auf“. Friedrich Engels?
Das Zitat habe ich in einem Kommentar zur Rationalgalerie von U. Gellermann gefunden/geklaut.
Ob es tatsächlich von Engels stammt, kann ich nicht belegen.
Inhaltlich ist dem aber LEIDER momentan nichts hinzuzufügen.
In den MSM wurde die Erleichterung gefeiert, dass das Saarland durch den Sieg von AKK dem drohenden Sowjetkommunismus im Falle von PdL/sPD entkommen ist.
Bis auf die PdL will von den im Bundestag vertretenen Parteien keine einzige den Kapitalismus zähmen, im Gegenteil!
Deshalb kämpfe ich für Unterstützung für die PdL und träume von einer Bundeskanzlerin Sahra Wagenknecht, denn dann wäre gegen brachiale Widerstände eine Veränderung der politischen Strukturen überhaupt erst denkbar/diskutierbar.
Wir sind hierzulande vom Kommunismus ungefähr so weit entfernt wie vom nächsten Sonnensystem und so gut wie alle zerstrittenen echten, unechten oder nur selbsterklärten Linken tun letztendlich im Sinne des Kapitals alles Menschenmögliche um dafür zu sorgen, dass das so bleibt.
Am 24. September 2017 besteht die Möglichkeit diesen Wahnsinn zu stoppen. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.
März 29th, 2017 at 19:32
Ich erinnere mich noch, wie ich Schröder gewählt habe, seinen Parteivorsitzenden Lafontaine und Genosse Fischer. Was haben die losgelegt, du! *räusper*
Wagenknecht? Die brächte uns das Heil? In einer Partei, die ihren Weg in den Verein Atlantikbrücke gefunden hat, die Rassisten so treu unterstützt wie Neoliberale? Die also soll wer wählen, weil sie ja ganz bestimmen mit Zähmen anfangen – einem Zähmen, das systembedingt unmöglich ist? Was muss ich einwerfen, um das zu wollen und wie hoch sind meine Überlebenschancen dabei?
März 29th, 2017 at 20:18
Na, flatter, dann sach doch mal, wer das kleinere/erfolgversprechendere Übel iss, was die Konsequenz von nicht-/ungültig wählen ist? SCNR
März 29th, 2017 at 20:31
[Opener] “Warum verzichten ausgerechnet diejenigen, die an den Primat des Politischen glauben, auf die entscheidende Reform der Machtverhältnisse, die sich in deren Universum relativ leicht umsetzen ließe?”
Falls Du meinst, weshalb Parteien (ParteiLinke, StaatsLinke oä) die Machtverhälnisse nicht zugunsten der Kommunen ändern wollen, ist das doch einfach und schnell zu erklären:
Sie wollen die Macht haben und nicht die Macht in ‘fremde’ Hände geben. Außerdem ist sie dann so dezentralisiert, daß sie für sie auch nur schwer wieder zu bekommen ist ;)
Btw. das mit den Monopolen stimmt so nicht ganz, sie bilden sich, sie verschwinden, es entstehen neue usw.
Zur Finanzierung von Großprojekten braucht der Kap. den Staat, da der aber mehr und mehr verschuldet, werden sich da halt andere Konglomerate bilden…
Den Kap. zähmen könn(t)en wir hier unten – der Achtstundentag Ist genau daher gekommen.
Für diese Art Refiormen bin ich durchaus, aber nicht weil sie von oben eingeführt werden, sondern weil wir ‘denen’ klar gemacht haben, daß sie das gefälligst ‘einführen’ müssen, wenn sie hier noch Gewinne machen wollen.
Das Kleingewerbe/ Kleinbürgertum wächst im Kap. immer wieder nach – die Großen machen Ihre Profite woanders – aber die Kleinen, so leid es mit (gar nicht) tut, die machen mit uns zusammen oder wir sind mal irgendwann, wenn sich mal wieder im Gehirn einnistet, daß wir uns nicht alles gefallen lassen müssen, halt unsere Gegner.
So lange eben, bis sie sich nicht (mehr) für zu besserem befohlen/ geboren fühlen :P
März 29th, 2017 at 20:42
Ich erinnere mich noch, wie ich Schröder gewählt habe, seinen Parteivorsitzenden Lafontaine und Genosse Fischer.
An den Fehlgriff kann ich mich auch noch allzugut erinnern. Aber auch an diese merkwürdige Reise nach Washington zwischen Bundestags- und Parlamentswahl, und dass sie nach ihrer Rückkehr doch irgendwie anders in der Landschaft standen als zuvor. Ich hatte ein ähnliches Gefühl wie drei Jahre später, als die WTC-Gebäude so eigenartig sauber eingestürzt waren. Ein unbestimmtes zwar, aber doch ein eindeutig unstimmiges. Was aber weder deren Verantwortung schmälert, noch gar heißen soll, dass man schon ‘zähmen’ könne, wenn nur die bösen USA nicht wären.
Die Wagenknecht hat da so ein paar Ideen, die in den 60ern vielleicht interessant gewesen wären und was hätten bringen können.
März 29th, 2017 at 21:01
@Wat.: Ich denke dabei weniger an die Parteien als an die ‘Theoretiker’ der ‘gemäßigten
RebellenLinken’. Die schlauen Publizisten und Politologen, die wissen, woran es liegt und wie es besser ginge.März 29th, 2017 at 22:31
Hallo Wat,
ich freue mich, dass Du hier als Frau in die Männerdomäne wieder einschlägst (wörtlich gemeint).
@Publicviewer,
ich will mich hier nicht als Besserwisser aufspielen:
Meine Erfahrungen an der Universität in den Siebzigern mit DKP, KB, SDS, Maoisten, Neuen Linken, Jungdemokraten und jungen Christdemokraten haben mir gereicht, um mich in meine eigene linke Blase zurückzuziehen.
Gewählt habe ich das letzte Mal, als dieses Ungeheuer aus PDS (ehemals SED) und dem westdeutschen Ableger aus frustierten SPD’lern und Gewerkschaftlern als Linkspartei aufgetreten ist.
Heute darf ich mich glücklich schätzen, dass ich inFrankreich nur kommunal wählen darf, was ich aber nicht mache, und in Deutschland keinerlei Lust verspüre zu wählen.
Was könnte das bringen?
Ich hoffe, ihr werdet mir das unbedingt übel nehmen.
Inzwischen wünsche ich mir als Auslandsdeutscher, dass die Merkel gewinnt und nicht so eine Kombination aus Rot-Rot-Grün, diese Kombination von Linken und Grünen Blindgranaten, die den deutschen Kapitalismus noch besser verwalten wollen als ihre “linksdemokratischen Blindgänger” aus der CDU.
März 29th, 2017 at 23:02
“Kommunismus kommt von “Kommune”, und mir hat noch selten jemand widersprochen, wenn ich ausgeführt habe, dass echte Demokratie, also die Entscheidungsgewalt der Menschen über sich selbst, nur praktikabel ist, wenn die Kommunen die höchste Entscheidungsgewalt innehaben.”
Könnte man sich da nicht sogar mit bestimmten Strömungen der Libertären einig werden, wenn sie denn dem Eigentumsfetisch abschwörten?
“Warum verzichten ausgerechnet diejenigen, die an den Primat des Politischen glauben, auf die entscheidende Reform der Machtverhältnisse, die sich in deren Universum relativ leicht umsetzen ließe?”
Leicht umsetzen? Ist das so? Gäbe es dann nicht bspw. einen Wettbewerb (r) zwischen den Kommunen?
März 29th, 2017 at 23:09
@Mordred – also ich kann mich beim Thema “Kommune kriegt die Entscheidungsgewalt” sogar mit denen zusammen tun, die am privaten Eigentum festhalten wollen. ;)
Was ist denn schlimm, wenn es einen Wettbewerb zwischen den Kommunen gäbe?
Worum würde denn gewetteifert?
März 29th, 2017 at 23:58
@Mordred: Du machst denselben Fehler wie Wat.: Das steht “in deren Universum“, also nicht in meinem. Ich nehme nur ernst, was jemand sagt und schaue mir an, ob das überhaupt möglich ist. Es geht übrigens um politische Entscheidungen in dem Kontext, nicht um das, was in der Praxis dabei herumkommt.
“einen Wettbewerb (r) zwischen den Kommunen” kann es in der Praxis derweil (jenseits des Kap.) gar nicht geben, denn jede Kommune ist abhängig von anderen. Sie müssen daher kooperieren, aber eben nicht nach einem Masterplan der Zentralmacht, sondern aus dem Bewusstsein gegenseitiger Abhängigkeit. Was sich daraus entwickelt, muss man sehen. Nur eines geht nicht: Immer Maß an dem Scheiß nehmen, in dem wir leben. Es wäre eben völlig anders.
März 30th, 2017 at 01:33
@flatter
“Ich erinnere mich noch, wie ich Schröder gewählt habe, seinen Parteivorsitzenden Lafontaine und Genosse Fischer. Was haben die losgelegt, du! *räusper*” Kenn’ ich – gähn! Lafo ist übrigens ausgestiegen, schon vergessen?
“Wagenknecht? Die brächte uns das Heil?” Blödsinn – aber andere Debatteninhalte und -kultur als die GroKotz!
Geistreicher, wenn du verstehst was ich meine.
“In einer Partei, die ihren Weg in den Verein Atlantikbrücke gefunden hat, …” Meinst du Stefan Liebich? Also, der alleine bildet die PdL ab, was rauchst du?
“… die Rassisten so treu unterstützt wie Neoliberale?” Belege dafür bitte!!!
Grundsatz: Nimm bitte jede mögliche Gruppierung von Menschen und überall finden sich Idioten, wetten?
“Die also soll wer wählen, weil sie ja ganz bestimmen mit Zähmen anfangen – einem Zähmen, das systembedingt unmöglich ist?”
Les mal das Wahlprogramm der PdL und vergleich das mit dem Dreck, der seit Schröder/Fischer geworfen wurde. Siehst du Unterschiede? Ich hoffe doch!
“Was muss ich einwerfen, um das zu wollen und wie hoch sind meine Überlebenschancen dabei?” Denken alleine reicht schon – gute Freunde und ab und zu ne schöne Flasch Wein bringen sogar ein bißchen Lebensqualität.
Die friedenspolitischen Forderungen der PdL alleine sichern deine Überlebenschancen, wenn sie denn unterstützt werden.
Über Kommunismus muss man später reden, altersbedingt wahrscheinlich ohne mich.
Zur Revolution sind Deutsche (noch) nicht bereit.
Einführungskurs:
März 30th, 2017 at 09:13
“Die holden Halblinken lassen sich nicht einmal auf die Veränderung der politischen Strukturen ein.” Und der Chulz – banales Beispiel – wird’s am eigenen Leib erfahren: Das, was er für die Zukunft verspricht kann er heute schon anschieben. Also, St. Martin, wat iss nu? Pack merr’s oder pack merr’s ein?
März 30th, 2017 at 09:16
Im Grunde stimme ich zu. Aber kann man alles auf kommunaler Ebene regeln? Wenn Atomkraft verboten ist und meine Kommune meint, sie will dieses Kraftwerk und es geht etwas schief, dann haben alle etwas davon. (ich weiß ist ein einfaches Beispiel)
Eine einfache Lösung gibt es wahrscheinlich nicht.
März 30th, 2017 at 09:27
@Wat. (4)
1. ACK
2. “Das Kleingewerbe/ Kleinbürgertum wächst im Kap. immer wieder nach – die Großen machen Ihre Profite woanders” leider geht das “woanders” langsam aus … und dann?
März 30th, 2017 at 10:39
OT? – Ein Ausblick auf Arbeit und Konsum 4.0 – mal etwas konkreter. Das noch kombiniert mit ‘Neuralinks’ und anderen ‘transhumanen’ Schnittstellen…
Im übrigen lese ich mal wieder ‘Früchte des Zorns’. Immer noch und immer wieder hochaktuell.
Edith meint, Krieg 4.0 gehöre auch noch mit dazu. Das wären dann die ‘alternativlosen’ Alternativen.
März 30th, 2017 at 12:10
@Peinhart:
Hochinteressanter Artikel. Das wird so kommen.
Ein schönes Beispiel wie “Divide et Impera” funktioniert.
All der beschriebene Mist ist in den 1970ern theoretisch ausgearbeitet und in den 1980er in der Fertigung exekutiert worden. Damals natürlich mit mehr Manpower, REFA als Stichwort.
Ohne jedes Mitleid oder gar Solidarität aus den betriebseigenen oder externen Verwaltungen. Oft genug mit klammheimlicher Freude, dass die faulen Malocher endlich richtig überwacht werden.
Wenn die Scheixxe jetzt in die andere Richtung rollt, werden am Fließband die Korken knallen.
Solidarität wird man schon alleine deswegen keine zeigen, weil niemand da unten glaubt, sein Leben könnte sich bessern.
Wunderbare Loose-Loose-Situation.
März 30th, 2017 at 12:55
@Pjotr:
Ich greife mir nur eine Stelle raus:
” die Rassisten so treu unterstützt wie Neoliberale?” Belege dafür bitte!!!”
Such Sie selbst, ich bin kein Grundschullehrer. Dein Stil gefällt mir btw nicht.
März 30th, 2017 at 13:03
@Peinnhart: Ein grauenhafter -ung und Sternchenstil. Soll das jemanden ansprechen, der nicht von vornherein zustimmt? Stil ist relevant.
März 30th, 2017 at 13:14
OT: Cool: Speichel online lässt sich die Gefälligkeitsartikel vergolden, das fördert die Freie Presse®.
März 30th, 2017 at 13:16
Wenn ich Stil will, lese ich Steinbeck. ;) Nee, im Ernst, hier hat mich wirklich in erster Linie das Geschilderte interessiert, weniger die Schilderung.
März 30th, 2017 at 13:19
@19: Hey, das passt ja gut: Cyber-Angriff auf den Bundestag abgewehrt: Stellungnahme des BSI
Eine der Hauptursachen für diese sogenannten Drive-by-Angriffe sind schädliche Werbebanner. Diese werden von unbekannten Dritten bereitgestellt oder von Agenturen vermarktet und werden häufig ohne Überprüfung oder Qualitätskontrolle in eine Webseite eingebunden. Auf diese Weise werden auch populäre und ansonsten gut abgesicherte Webseiten Ausgangspunkt von Cyber-Angriffen.
Hauptursachen … Werbebanner. *lölchen*
März 30th, 2017 at 13:27
Noch mal OT: Da geht ein Projekt mit ‘kritischem Journalismus’ an den Start, es hängen die absolut üblichen Verdächtigen drin und sie beginnen mit einem ‘israelkritischen’ Artikel. Wie kreuzdämlich muss man sein?
März 30th, 2017 at 13:31
Eine wunderbare Illustration zur Lage der ‘Linken’. Überschrift und Bild reichen.
März 30th, 2017 at 13:44
@Pjotr56: Ich wähle gerne jede Partei, deren Ziel die eigene Abschaffung ist. Bei Podemos kann man schön im Zeitraffer beobachten, wie die 15M-Bewegung zuerst kanalisiert wurde und dann einschlief. Anfangs war ich ja noch optimistisch, musste dann aber einsehen, wie schnell es gehen kann.
Parteien sind wie Firmen – Sie dienen in erster Linie dem Selbstzweck ihrer Mitglieder. Sie bieten einen Job, Geld und nicht zuletzt gesetzgeberische Macht, wenn nur genügend Leutchen ihr Kreuz an der gewünschten Stelle machen. Unter Demokratie stelle ich mir etwas anderes vor.
März 30th, 2017 at 17:08
Ich halte auch die Kommunen noch für zu groß. Es kann nur im kleinen Rahmen funktionieren. Aber selbst dort, wenn ich so an einige WG`s denke, klappt es nicht immer.
Ich befürchte, die Menschheit ist nicht in der Lage auf Dauer ein gerechtes System zu erhalten. Hat schon Platon beschrieben, da muss ich immer an den Dialog, also eher Monolog mit Jasager, Sokrates und Adimantes über den Weg der Demokratie zur Tyrannis denken.
Und an einen Satz meines Vaters, wenn jeder an sich denkt, ist an alle gedacht … das er das nicht so gemeint hat, habe ich erst bemerkt als ich Kontra gab es war sarkastisch gemeint.
Leider denken die meisten Menschen wirklich nur an sich. Und noch ein Spruch … Tell .. die Milch der frommen Denkungsart … wurde auch mir schon vergiftet.
Ja, es gibt eine theoretische Lebensweise, die Mensch eigentlich … aber in der Praxis … utopisch. Also “nirgendwo”.
Bleibt nur Pragmatismus. Auf die “harte Art und Weise” gelernt. den Weg muss wohl noch so mancher leider gehen. SCNR – bin eben ein erlernter Pessimist
März 30th, 2017 at 17:16
“Kommune” meint ebensowenig heutige Verwaltungseinheiten wie ich mit “Arbeit” Lohnarbeit meine. Es führt zu nichts, wenn man immer vom Status Quo ausgeht. Wenn eine andere Gesellschaft nicht anders ist, ist sie dieselbe.
Ich kenne keinen einzigen Menschen, der nur an sich denkt. Nicht einen. In den Rahmen, in denen sie kooperieren müssen, können sie das (fast) alle. Selbst wenn wir von “Egoismus” sprechen, gibt es da die zwei Sorten: den dummen, der wirklich glaubt, man könne allein durchkommen oder alles für sich beanspruchen oder den klugen, der sich der Abhängigkeiten bewusst ist. So ne Scheiße wie “Untern Strich zähl’ ich”, “Jeder ist sich selbst der nächste / seines Glückes Schmied” blabla ist reine Propaganda.
März 30th, 2017 at 18:44
“Es ist hier bereits Konsens, das in einer Gesellschaft, die etwas taugt, Menschen selbst entscheiden, wie sie leben und arbeiten wollen. Das wiederum tun sie gemeinsam dort, wo sie leben.”
Hierzu muss man sich vielleicht mal etwas von Libertären angucken (österreichische Schule). Da gibt es Nachplapperer, die dem vom Staat befreiten Kapitalismus (der Marktwirtschaft) genau diese Freiheiten andichten. Wenn erstmal der Staat nicht mehr ist, dann kann der Markt endlich alles vollbringen, was uns ins gelobte Land führt.
Wobei sich die Argumentationen vom Kommunismus nicht so sehr unterscheiden: 1. haben wir gar keinen richtigen Kapitalismus und 2. braucht man für den vom Staat losgelösten Kapitalismus womöglich andere Menschen.
März 30th, 2017 at 20:06
@Guest – ‘Gemeinsam selbst entscheiden’ funktioniert nun mal wirklich nur ‘auf Augenhöhe’. Mit dem völlig ungebremsten Eigentumsbegriff des Kapitalismus – vom römischen ‘dominium‘ abgeleitet statt von dem wesentlich sympathischeren ‘patrimonium’ – und der zwangsläufig daraus resultierenden Ungleichheit ist diese notwendige Bedingung aber nicht (mehr) gegeben.
März 30th, 2017 at 20:56
Wow – ich höre hier auch mal Echos in der Kammer. Sympathischerer Klang als der Gegenwind, der mir hier so oft und so lange schon entgegen pfiff.
Naja, will ja nicht ungerecht sein – interessant war das ja auch ;)
März 31st, 2017 at 04:23
Also Flatter, tut mir Leid, aber ich kenne viele Menschen die nur an sich denken …
geh mal zur Tafel, als ich in Wuppertal lebte, dort zum Arbeitslosenzentrum ging, in dem Haus war die Tafel untergebracht, standen die auf der Treppe und wollten niemanden mehr vorbei lassen. Erst wenn ich jedem einzelnen Menschen erklärte, ich wolle nicht zur Tafel sondern zum ALZ wurde ich mit murren vorbei gelassen.
Als ich 2001 eine Arbeitsloseninitiative gegründet habe, kamen auch am Anfang viele Interessierte. Aber als die dann merkten, dass alle in der Gruppe bei Aktivitäten “mitmachen” sollten, blieben nur noch 3 Teilnehmer übrig, die dann der Reihe nach wegbrachen, weil dann endlich Rentner oder so.
Die Initiative habe ich dann beendet. War nur noch ich aktiv und ich wurde eher als “Don Qichote” bezeichnet.
Also, Pessimist aus Erfahrung.
März 31st, 2017 at 07:34
@R@iner
dto. *seufz*
März 31st, 2017 at 07:53
OT. Hier versucht mal wieder einer Kriegsverbrechen zu verheimlichen: Leck im Verteidigungsausschuss: “Wir prüfen nun die Konsequenzen”
[..] “Es ist mehr als fragwürdig”, sagt Hellmich, “wenn Informationen aus einer geheimen Sitzung direkt an die Medien gelangten. Das ist Geheimnisverrat und wir prüfen nun die Konsequenzen.” Einen derartigen Vorfall habe der Ausschussvorsitzende noch nicht erlebt. “Das hat eine besondere Brisanz. Ich rede heute mit den Obleuten der Fraktionen und diese werden dann eine Entscheidung über mögliche Konsequenzen treffen.”
Dieses Vorgehen, so der SPD-Mann weiter, habe sowohl eine strafrechtliche als auch eine moralische Dimension: “Es gibt Informationen, die, wenn man sie verrät, das Leben unserer Soldaten und Soldatinnen im Einsatz gefährden können.” [..]
Wenn doch nur die richtige Partei® am Ruder wäre, dann würden Ursachen und Wirkungen bestimmt nie vertauscht werden.
Wo bleibt eigentlich das un-Mandat?
Hihi, gute Idee: CDU erwägt Einsatz von Chatbots
Kann man sich gar nicht ausdenken sowas.
März 31st, 2017 at 08:33
OT. Monitor-Beitrag v. 30.3.: Milliardenschwere Aufrüstung: Das fragwürdige 2-Prozent-Ziel der NATO
März 31st, 2017 at 08:40
[...] Flatter erklärt seine Denke: [...]
März 31st, 2017 at 10:22
Wie auf Bestellung liefert das immer wieder lustige Mises-Institut eine treffliche Illustration des (nicht nur) libertären Eigentumsverständnisses:
Im Jahr 1982 veröffentlichte Murray N. Rothbard (1926 – 1995) einen längeren Artikel mit dem Titel „Gesetz, Eigentumsrechte und Luftverschmutzung“, in dem er einen marktwirtschaftlichen, auf Privateigentum basierenden Ansatz für Umweltfragen darlegte. Zum Thema Luftverschmutzung schrieb Rothbard: „Wenn A die Luft von B verschmutzt und dies nachgewiesen werden kann, dann ist dies eine Aggression und der Schaden sollte bezahlt werden.“
Jedem seine eigene Luft. Vielleicht doch kein ganz so gutes Beispiel, nehmen wir lieber einen See:
In Wirklichkeit gibt es keine „Umweltprobleme“. Es gibt nur einen menschlichen Konflikt über den Einsatz knapper Ressourcen. Wenn ich zum Beispiel anfange, giftige Chemikalien in Ihren See zu werfen, und Sie damit ein Problem haben, ist dies nicht wirklich ein Umweltproblem. Vielmehr ist es ein Streit über den Besitz des Sees. Wenn ich den See besitze, kann ich damit tun, was ich möchte. Allerdings, wenn ich einen See, der von jemand anderem besessen wird, beschädige, habe ich dessen Eigentum beschädigt und sollte haftbar gemacht werden.
Damit, so der Text weiter, biete die libertäre Theorie ein konsequentes und konformes Mittel, um auch gegen den Klimawandel vorzugehen. Allerdings erst, heißt es ohne große Zeichen von Bedauern oder Unbehagen, wenn die Wissenschaft eindeutige und strikte Kausalzusammenhänge in jedem Einzelfall auch 100%ig beweisen könne…
März 31st, 2017 at 10:35
Diese Leute sind von Grund auf bösartig, dumm oder beides. Wenn sie schon selbst vom “Glauben an freie Märkte” schreiben, dann ist jedes weitere Wort reine Zeitverschwendung.
Gott ist tot – Beten wir doch den Markt an!
p.s.: Deshalb hatte ich diese Vorträge verlinkt, von denen der erste auf den Glaubensanteil der Utopie eingeht.
März 31st, 2017 at 11:05
Allem Anschein nach hat die Aufklärung nicht viel mehr bewirkt als eine Reihe neuer, noch weniger durchschauter Fetische. Schade eigentlich.
Besten dank für den erneuten Hinweis, scheint recht interessant zu sein.
März 31st, 2017 at 18:48
OT. Diese eu ist schon ein interessantes Gebilde. Es gibt zur Abwechslung mal eine Befragung, die sogar in deutsch abgefasst ist. Es geht um die mögliche Einführung von Begrenzungen bei der Barzahlung. Genannt wird sie allerdings: Obergrenze gegen Terrorfinanzierung
Schon geil, nachdem das Wort “Terror” keine mir bekannte Definition besitzt, die (aus meiner Sicht) etwas taugen würde.
Ich frage mich, ob sich schon mal jemand darüber Gedanken gemacht hat, wie man überhaupt davon erfahren soll, ob gerade die Meinung der “Bürger” gefragt ist oder nicht, um es vorsichtig auszudrücken.
Die Online-Umfrage ist hier: Umfrage über mögliche Beschränkungen für hohe Barzahlungen
«Sie haben die Möglichkeit, am Ende des Fragebogens ein Positionspapier hochzuladen, das Ihre Antworten auf die Fragen vervollständigt. Wir begrüßen auch die Übermittlung aller anderen Dokumente, Berichte oder Studien, die für die Umfrage von Belang sein könnten.»
Das werde ich sogleich meinen 85-jährigen Nachbarn mitteilen, dass sie nun endlich ihre erarbeiteten Postionen einreichen können.
Als linksdrehender Mensch müsste ich die eu irgendwie toll finden, habe ich immer wieder gelesen. Inzwischen kommt mir diese Theatervorstellung leider nur noch wie ein schlechter Witz vor.
Dass nur noch Idioten und Trinker an der Spitze stehen, erscheint mir nachgerade logisch.
März 31st, 2017 at 18:50
@Vogel(14)
“1. ACK
2. “Das Kleingewerbe/ Kleinbürgertum wächst im Kap. immer wieder nach – die Großen machen Ihre Profite woanders” leider geht das “woanders” langsam aus … und dann?”
Die Großen werden Deutschland noch weiter verlassen. Das “woanders” geht denen insgesamt noch lange nicht aus. Ansonsten gilt immer noch Konkurrenz; dann gehen die eben unter und andere entstehen dafür – Lenins Monopolkapitalismus kannst Du mit Blick auf die Realität in der Pfeife rauchen, sorry.
Wir müssen uns hier also weiter mit den (immer wieder) nachwachsenden Kleinen herum schlagen, die nicht nur überleben sondern wachsen wollen.
Das ist ja der Spagat für ein kapitalistisches Staatskonstrukt, den auch die CDU nicht ohne Muskelzerrung hinkriegt. Kampf kleines vs großes Kapital (nationales vs internationales)
Für die Großen kommt der kapitalistische Staat längst an seine Grenzen und für die Kleinen, muß er dann, wie schon immer, etwas finden, daß die Konkurrenz unter ihnen in einem nationalen Maßstab ‘erträglich’ wird.
Unter den Kapitalen kann er in Grenzen die Interessen ausgleichen/ ‘einfrieden’. Den Ausgleich zwischen Kapital und Arbeit wird er nicht mal im Ansatz hinkriegen können – dafür ist er eindeutig weder gemacht, noch könnte er so gemacht werden. Ist halt ein Antagonismus.
Der ZehnSTundenTag wurde aus solchen Interessen-Ausgleichen (nach großem Aufmucken der Arbeitenden) eingeführt.
Bringt nämlich nicht so wirklich was, wenn die arbeitende Bevölkerung so ausgezehrt wird, daß die jenseits des 20. Lebensjahres nicht mehr ‘verwendungsfähig’ ist.
Btw. – Daran ändert auch ein viel größeres ‘stehendes Heer’ in der (Arbeits-) Reserve nicht so wirklich was.
Schlimmer noch als fehlende Kaufkraft ist der fehlende Mensch.
Da ist für uns was zu ‘holen’ – Staat braucht immer noch eine irgendwie geartete Legitimation ;)
März 31st, 2017 at 19:10
@Wat.: “irgendwie geartete Legitimation”
Da gab es was bei Voltaire, der eine vom gesamten Volk (ich mag das Wort nicht, aber egal) eines Staates erarbeitete und abgesegnete Verfassung als legitim ansah. Ich hatte mich 1989 tatsächlich auf die kommenden Diskussionen gefreut (Präambel des GG der brd). Haha, war ich blöd.
Das haben wir nicht. Wahrscheinlich nirgends auf der Welt.
Und nun?
März 31st, 2017 at 19:14
@flatter kommt ja immer wieder mit dem Narrativ, das muß schon irgendwie stand halten. Verfassung, pah – im Notfall wird das Nationale halt wieder besonders betont.
Legitimation resp. Narrativ ist der Kitt, der den Laden über Wasser hält.
März 31st, 2017 at 19:26
@Rainer – Dann sag doch einfach ‘Bevölkerung’. :p
März 31st, 2017 at 19:27
@wat 39: Die Polemik gegen Lenin erinnert etwas an gewisse Beiträge in der Hömööpathologiedebatte. Vielleicht solltest Du mal Michael Hudson lesen und das mit den Diskussionen um Imperialismus und Monopolkapitalismus vergleichen (es gab auch mal die Arbeit von Baran/Sweezy und einiges von Galbraith zu dem Thema).
Was da stattfindet, ist nicht Konkurrenz im Sinne der klassischen Wirtschaftstheorien. Hudson ist insofern wertvoll, als er den Begriff der Rente, also des Abschöpfens arbeitslosen Ertrags, in die Debatte einführt. Das sind Superstrukturen, die die kapitalistischen Strukturen überwuchern und übermächtigen, ähnlich den Entwicklungen im Spätfeudalismus des 16. bis 18. Jahrhunderts. “Intellectual property” gehört in diesen Zusammenhang. Mit Konkurrenz hat das wenig zu tun, das ist Machtkampf.
März 31st, 2017 at 19:35
@Peinhart 43: Klar, die Internationale wird umgedichtet: “Bevölkerungen hört die Signale”.
Ich empfinde das PC-Diktat und die “Querfront”-Hetze als faschistisch.
März 31st, 2017 at 20:05
@aquadraht #44 – Ist es ein Unterschied, ob ich vom ‘deutschen Volk’ oder von der ‘Bevölkerung Deutschlands’ spreche? Anders gefragt: bezeichnet das jeweils den gleichen ‘Gegenstand’? Oder besteht da eine Differenz, die mehr ist als nur PC?
Deiner #43 würde ich hingegen weitgehend zustimmen.
März 31st, 2017 at 20:24
@aquadraht – An was mich Deine ‘ewigen’ Hinweise (ich solle doch erstmal dieses oder jenes lesen) erinnern, schreibe ich hier wegen Blog-Kultur besser nicht.
Du darfst Dich wenigstens diesmal gern direkt mit meinen Argumenten auseinandersetzen, statt Dich mal wieder einmal auf wen anderes zu berufen/ Dich hinter jemand anderem zu verstecken.
Konkurrenz ist ein Machtkampf – was denn sonst – und dabei ist es völlig unerheblich, ob ich den Begriff in irgendwelche Wirtschaftstheorien verfrachte oder ihn nehme, wie er ist.
Meine Polemik gegen Lenin erinnert Dich an die Homöopathologie-Debatte?
Toll, für so selbstkritisch hatte ich Dich gar nicht gehalten :P
März 31st, 2017 at 21:27
@ aquadrat, 43
was ist denn alles so furchtbar neu am sog. Neoliberalismus, als dass er dafür taugt, an ihm etwas zu entdecken, was Hayek alles bereits ausgewalzt hat:
Den Staat aus der Wirtschaft, seinen Einfluss zurückdrängen, damit sich die Konkurrenz besser entfalten kann und die Konkurrenz unter den Lohnarbeitern durch den Entzug staatlicher Subventionen weiter zu befördern.
Lässt sich unter dem Begriff ‘Kapitalverwertung’ einordnen.
Das alles ist und war durchaus nicht neu, bereits in den 40igern des Neunzehnten vorgedacht und auch die Grund-und Bodenrente bedurfte keiner Neueinführung, ziemlich alte Kamelle(Neoklassik).
Und mit Verben wie “überwuchern” und “übermächtigen” erzeugt man bei mir keine Spannung.
Interessanter finde ich da schon den letzten Satz in 44. Mal sehen, ob da noch jemand drüber stolpert.
Ansonsten will ich nicht weiter stören.
März 31st, 2017 at 21:32
Hayeks Ideologie ist der Neoliberalismus.
März 31st, 2017 at 21:39
sagt @Troptard doch.
März 31st, 2017 at 21:43
” als dass er dafür taugt, an ihm etwas zu entdecken, was Hayek alles bereits ausgewalzt hat” impliziert einen Unterschied, mithin sagt Troptard das Gegenteil.
edith: Es ist ja auch so, dass dieses Programm nicht neu sein muss, kann es quasi gar nicht. Wie soll sich eine solche Ideologie irgendwie “erneuern”? Dass es angepasst auf konkrete Strukturen wie die “JobCenter”, ist ja reaktionär und nicht innovativ. Ich verstehe da auch das Argument nicht. Ein vielfach gescheiteretes menschenfeindliches Konzept wird gegen jede Vernunft durchgezogen. Aktualisiseren kann man die Hinweise auf dieses widerwärtige Beharren.
Was den letzten Satz in #44 anbetrifft, so ist der einfach dumm (formuliert). Das ist diese Faschismuskeule, die weder zur Beschreibung noch zur Analyse taugt und den Begriff verwässert. Diese Technik der Begriffsverwurstung wird zur Genüge zelebriert.
März 31st, 2017 at 21:57
Man kann Zweifel anmelden, ob sich der Neoliberalismus qualitativ vom sonstigen rezenten Liberalismus unterscheidet, gewiss. Etwa so: https://le-bohemien.net/2016/12/28/abschied-vom-liberalismus/
Das ist aber eine andere Baustelle, hier geht es um politische Ökonomie. Und das ist leider Wissenschaft, ganz böse, in der nicht rumgeschwurbelt werden sollte.
Rente und Profit sind Verschiedenes, und sorry, das geht schon auf Quesnay zurück, aber klar wir brauchen keine Theorie, auch nicht den Marx.
Konkurrenz im Kapitalismus ist eben nicht auf Machtkampf reduzierbar, es ist gerade ihr anarchischer Charakter, auf dem der liberale Freiheitsbegriff (und auf weiten Strecken der der Anarchisten) fusst. Konkurrenz ist der Mechanismus, der die Einheit der Produzenten auf dem Markt herstellt. Ihr Moment der Wahrheit ist die Krise.
Ja sorry, man sollte da einiges lesen statt Platitüden abzusondern. Galbraith mag ein bürgerlicher Ökonom und Sozialwissenschaftler gewesen sein, er hat aber die Mechanismen vermachteter Märkte (im Unterschied zu klassischen Konkurrenzmärkten) phänomenologisch und empirisch sauber herausgearbeitet.
März 31st, 2017 at 22:28
@flatter: das mit der “Faschismuskeule” mag man so sehen. Der daran ernst zu nehmende und zu prüfende Vorwurf wäre der, dass der Faschismusvorwurf überzogen ist. Mag sein. Wenn ich mir Maas’ Zensurgesetz anschaue, frage ich mich eher, ob die Vorwürfe gegen die Sozialfaschismuspolemik nicht überzogen waren. Aber gewiss kann man das anders sehen.
Auf jeden Fall ist die PC-Sprachregelung repressiv und autoritär. Sie ist der repressive Versuch, der Änderung der Verhältnisse durch Verbote der Rede über diese zu begegnen. Ob man das schon als faschistisch oder nur als autoritär-repressiv ansieht, darüber will ich nicht streiten. Wenn Dir der Vorwurf zu weit geht, von mir aus.
Und hau mich, aber das https://klausbaum.wordpress.com/2017/03/31/den-eltern-beine-machen/ empfinde ich als Faschismus. Das ist der klassische Umgang der Nazis mit den “Asozialen”. Als nächstes kommt die Zwangssterilisierung.
März 31st, 2017 at 22:32
Daher habe ich das, was hinter der “PC-Sprachregelung” steht, auch eine “totalitäre Ideologie” genannt, da wäre ich noch bei dir.
Was den Querfront-Schwachsinn angeht, das ist Propaganda. Die Absicht dahinter ist nur partiell “faschistisch”, das kommt darauf, wer sie wie warum betreibt.
März 31st, 2017 at 22:55
@aquadraht(51)
“…einiges lesen statt Plat[t]itüden abzusondern…”
Ach je… reich mir die Literatur-Liste rüber, ab welchem Wissenstand Du geneigt bist, mit intellektuell unterbelichteten Wesen wie mir in einen argumentativen Kontakt treten zu wollen.
Und komme ja nicht auf die Idee, daß Du da etwas nachzuholen hättest.
März 31st, 2017 at 23:42
@Wat : Hast Du Sektor gelesen? Kennst Du Baran/Sweezys Monopoly Capitalism? Hast Du The New Industrial State oder Economis and the Public Purpose von Galbraith je in der Hand gehabt? Böse Frage: Hast Du Lenins Der Imperialismus .. und die entsprechenden Arbeiten von Bucharin, Luxemburg und Hilferding gelesen? Was daran findest Du zutreffend, was verkehrt? Und bitte keine Platitüden (sic! kein doppel-t).
Und bitte: Es geht um Theorie, nicht um Angeberei. Ich kann bis zu einem gewissen Grad erläutern, was an diesen Arbeiten relevant ist. Aber es läuft auf Debatten wie mit troptard über Alternativmedizin hinaus, wenn das alles als irrelevant bezeichnet wird. In dem Fall gibt es keine Grundlage für einen Diskurs. Anders gesagt: Wenn mir jemand sagt “dein Scheiss-Marx (oder deine Scheiss-Wissenschaft/Mathematik/Physik) interessiert mich einen Dreck”, muss ich das Thema wechseln oder gehen.
März 31st, 2017 at 23:57
Ich bin ja immer froh, wenn wer die Essenz dessen, was er für relevant hält, zusammenfasst oder wenigstens skizziert. Alles andere ist für eine Blogdiskussion ungeeignet.
April 1st, 2017 at 00:03
@55 – Korrektur.de hilft Dir dabei, Dich für eine Orthographie zu entscheiden.
@56 flatter, es geht gar nicht um eine Diskussion, dieser Einfaltspinsel meint doch tatsächlich, daß ich keinen Schimmer von dem habe, was ich sage. Heiliges Säckle, laß Hirn regnen.
April 1st, 2017 at 00:38
@aquadraht: “Den Eltern Beine machen” – diese staatliche Erziehung zur Tüchtigkeit und Vorbildlichkeit war u.a. auch realsozialistische Praxis. Inklusive Asozialen-Status und Zwangsadoption. Alles im Sinne der “Sache”. Faschismus, Kommunismus, Popismus … ohne Unterdrückung geht es offenbar nicht, egal wie klein die Kampftruppe oder Kommune ist. Je härter die Faust, desto weicher der Keks! Venceremos, Genossen!
April 1st, 2017 at 01:31
@ob: also DDR = Nazis? Oder diese Hartzdrohungen im Nazistil = DDR? Mal abgesehen davon, dass die DDR autoritär war (wer bestreitet das?) was ist dein Punkt? Dass HartzIV besser ist als die DDR, das alle froh sein sollen?
@Wat: Ich sehe bei Dir nur arrogante Diskursverweigerung. Meine Orthographie ist in Ordnung, im Deutschen, Englischen, Französischen und Russischen, im Chinesischen (Putonghua) ist sie schwach. Mein Eindruck ist, Du versuchst Dein Ego zu retten statt zu diskutieren. Wenn Du mehr bist als eine EinfaltspinselIn, lass Argumente regnen.
Wo genau ist Lenins Monopoldefinition obsolet? Klar, sie ist von 1910/14, und daher ergänzungsbedürftig, da seither die Entwicklung weitergegangen ist. Wo ist sie seither verkehrt, welche Entwicklungen waren anders? So wird wissenschaftlich diskutiert, nicht mit Lenin als Feindbild. Klar, da kommt nichts.
April 1st, 2017 at 01:38
@flatter 56: Sektor von Hudson (einem “bürgerlichen Ökonomen”, der sich bei Neoliberalen und Keynesianern gleichermassen unbeliebt macht) ist wichtig, weil er den Rentenbegriff wieder in die ökonomische Debatte einbringt. Rente ist seit Quesnay und Ricardo ein leistungsloses Einkommen, das dem Wirtschaftsprozess Ressourcen entzieht. Das mag gerechtfertigt sein, wo der Rentier zuvor dem Wirtschaftsprozess Ressourcen (“Ersparnisse”) zur Verfügung gestellt hat, oder eher nicht, wenn die Rentiers den Wirtschaftsprozess übermäschtigen. Darum geht es.
Übrigens propagierte Keynes die Euthanasie des Rentiers (was nicht heisst, dass er alte Menschen ermorden wollte). Aber er hat die Gefährdung des Wirtschaftsprozesses (Überschrift zu Keynes in Werner Hofmanns Sozialökonomischen Studientexten) begriffen. Die meisten Diskutanten hier nicht.
April 1st, 2017 at 01:55
@aquadraht: Ich habe nur darauf hingewiesen, dass das, was du so alles als faschistisch “empfindest”, auch schon unter anderer Flagge praktiziert wurde. Punkt.
Die gute alte Nazikeule wird übrigens nicht überzeugender je öfter und hektischer sie geschwungen wird. Das hat eventuell auch etwas mit der Fruchtbarkeit deiner hier geführten Unterhaltung zu tun.
April 1st, 2017 at 02:37
@ob : ok autoritäre Methoden gab es auch im CDU-Staat der BRD, in der DDR, im Militär und der Kirche sowieso, ohne dass das alles Faschisten waren, insofern point taken. Und ich stimme Dir auch zu, dass mit der Nazikeule inflationär und unvernünftig umgegangen wird, vielleicht auch mitunter von mir. Jeder verrennt sich gern mal und steckt dann ungern zurück.
Nur: Das Verprügeln von Kindern war in der DDR ein gutes Jahrzehnt früher als in der BRD illegal (klar wurde da auch noch verkloppt). Und eine Ideologie “wer sein Kind liebt, schlägt es” wurde dort offiziell nicht verbreitet. Da gab es Unterschiede.
April 1st, 2017 at 03:00
@aquadraht(59)
“Wo genau ist Lenins Monopoldefinition obsolet? Klar, sie ist von 1910/14, und daher ergänzungsbedürftig, da seither die Entwicklung weitergegangen ist. Wo ist sie seither verkehrt, welche Entwicklungen waren anders? So wird wissenschaftlich diskutiert, nicht mit Lenin als Feindbild. Klar, da kommt nichts.”
Irrtum.
Lenins Monopoldefinition war schon obsolet, als er sie aufschrieb.
Konkurrenz und Monopol entwickeln sich auseinander und rufen sich gegenseitig hervor, die ständig wachsenden Kapitalgrößen führen aber mitnichten dazu, daß die Konkurrenz abnimmt oder gar verschwindet.
Vielleicht hätten er und Hilferding den ollen Marx mal genauer lesen sollen, bevor sie etwas vermeintlich weiterentwickeln, was sie mE nicht verstanden haben…
Ich mache es Dir da leichter, schau unter Marx-Forum.de ins Lexikon unter M Monopol, da kriegst Du eine Zitatesammlung.
Dort ist die ursprüngliche Bestimmung des Privateigentums das Monopol und das vollendete Monopol die Konkurrenz.
Konkurrenz und Monopol sind kein Gegensatz, die Konkurrenz geht in das Monopol über, welches die Konkurrenz aber schon voraussetzt – nämlich das Monopol des Eigentums…
Den Praxis-Check kannst Du anschließend auch gleich machen:
Welche Technologie-Unternehmen haben bis heute ihr Monopol behalten?
Wie sieht da der globale Markt aus?
Wer bestimmt da wo was zentral in seiner Rolle?
April 1st, 2017 at 03:04
@Wat: Deine Entgegnung könnte aus Mises-Foren stammen. Offenbar hast Du Dich nicht begrifflich mit Smith, Ricardo oder auch Marx auseinandergesetzt.
Ich brauche keine “Zitatesammlung”. Rein praktisch: Die von Dir angehimmelte Konkurrenz bringt ein paar im Schumpeterschen Sinne innovative Unternehmen hervor. Wie lange dauert es, bis etwa Dejanews etc. von Monopolen wie Google aufgefressen sind? Rein empirisch.
April 1st, 2017 at 03:07
Schätzchen, es reichtDu mich auch.Klar, Google hat natürlich das immer währende Monopol – Heilige Einfalt, sorry.
Aber ok, wer nur eine Suchmaschine (Edit: und keine Historie) kennt…
Gute Nacht, sleep well.
April 1st, 2017 at 03:10
Ich bin nicht Dein Schätzchen. Wenn Du keine Argumente hast, ok, ich verstehe, dass es Dir reicht. Das hilft aber bei der Analyse nicht weiter.
April 1st, 2017 at 03:17
Beschimpfungen helfen niemandem. Mir kommt die Argumentation vor wie die Dutzend-Neoklassik: Konkurrenz erzeugt Monopol, Monopol erzeugt Konkurrenz, alles easy. Das beruht auf dem Grundirrtum der Neoklassik, dem Ergodizitätsaxiom: Scharvarianz = Zeitvarianz, ökonomische Prozesse sind in Zeit und Menge invariant, Entwicklung findet nicht statt.
Tatsächlich sind “leider” sozialökonomische Entwicklungen nicht zeitinvariant, die Ergodenhypothese (in den Wirtschaftswissenschaften, nicht in der Gasdynamik, wo sie herkommt und hingehört) ist reine Theologie und Schwachsinn. Die Konkurrentsituation des 18. und 19. Jahrhunderts ist qualitativ unvergleichbar mit dem Monopolkapitalismus seit dem 20. Jahrhundert. Das ist auch empirisch gestützt. Alles andere ist Romantik und Selbstbetrug.
April 1st, 2017 at 03:20
IBM, Microsoft, Apple…
April 1st, 2017 at 03:22
Aha. IBM Microsoft Apple sind marxistische Theorie. Aber wat solls. Mir geht es nicht um Hahnen- oder Hühnerkämpfe, sondern um Verständnis der Realität. Da ist der Leninsche Monopolbegriff hilf- und ertragreicher als irgendein Konkurrenzgefasel, das meint, es habe sich seit dem 18. Jahrhundert nichts geändert. Und moderne Ökonomen wie Galbraith, Baran/Sweezy und andere unterstützen das. Wenn es dagegen Indizien gibt, dass sich die Ökonomie in Richtung auf einen atomisierten Konkurrenzkapitalismus im Stile des 18. und frühen 19. Jahrhunderts zurückentwickelt, wäre das sehr interessant und ich wäre dankbar für Belege.
Um noch einmal zu verdeutlichen, was mich an Deiner Diskussionsweise abstösst: Du unterstellst mir, Lenin sei für mich ein Säulenheiliger. Das ist er nicht. Er ist ein Theoretiker, der diskussionswürdige Thesen aufgestellt und mit empirischen Daten untermauert hat. Ich begrüsse es, wenn jemand die Thesen anzweifelt und die Datenbasis ebenso. Und noch mehr, wenn jemand eine konkurrierende Theorie präsentiert und die seiner- oder ihrerseits mit empirischen, nachprüfbaren Daten untermauert. Aber das geht nicht mit ein bisschen Pöbelei. Dafür muss man sich schon anstrengen.
April 1st, 2017 at 03:38
Weil das wichtig ist: Danke, Flatter für den Artikel. Auch wenn ich Herzog sowieso stets als Sidekick des Nazis Maunz wahrgenommen habe, haben das viele nicht.
Deine Darstellung der “Ruck-Rede” dokumentiert, das zwischen Herzog und Maunz kein Stück Klopapier passt – sie riechen eh beide gleich.
April 1st, 2017 at 08:18
Wer sich die Leninsche Monopoltheorie wirklich genauer anschaut und auch Marx kennt, kann die Marx’schen Aussagen in der/ durch die Praxis belegt finden. Der nimmt den Kurzeinwurf mit “IBM, Microsoft, Apple…” nicht als Marx’sche Theorie; als ausschnittweise Aufzählung, wo und daß die Lenin’sche in der Praxis nicht aufgeht.
Es ist hier nicht üblich mit seitenlangen Zitaten zu diskutieren, ich werde mich auch in Zukunft versuchen auf ‘übersetzte’ Kernaussagen zu begrenzen.
Im übrigen gelte ich hier tatsächlich als stur, auch wenn meine Ausführungen zuweilen etwas holprig statt flüssig sind.
So oder so reagiere ich auf Ms Oberschlaus, die mich vor oder in einer Diskussion erst einmal lesen schicken, seit weissgarnix-de allergisch.
April 1st, 2017 at 11:47
Ich finde eure Diskussion hochinteressant und kann nicht verstehen, wieso man sich dabei vorwerfen muss, dies und das nicht gelesen zu haben oder zu verstehen. Ich glaube, im RL bekäme man das begrifflich aufgedröselt und erzielt dann eine Einigung oder der Dissens bleibt eben bestehen. Danke jedenfalls an beide für den Input, und jetzt ins Bett, ohne Essen!
(Yo, es ist Vormittag ;-)
April 1st, 2017 at 13:06
@flatter – ich muß essen; ich muß doch auf mein Gewicht achten. Außerdem… wollten wir nicht mal Essen unabhängig von Leistung ‘machen’ ;-)
Am schönsten ist trotzdem immer noch der hier:
“Offenbar hast Du Dich nicht begrifflich mit Smith, Ricardo oder auch Marx auseinandergesetzt.”
April 1st, 2017 at 13:42
Ich sehe es nicht als Vorwurf, wenn jemand etwas nicht gelesen hat, wohl aber als Verständigungsversuch, was jemand gelesen hat. Beispielsweise ist Hudson vergleichsweise neu und ich hatte anlässlich der Debatten zwischen Häring und Makroskop Gelegenheit, hereinzuschauen. Und wenn mir jemand vorwirft, ich hätte z.B. Foucault nicht adäquat rezipiert, dann stimmt das, ich habe da hier und da hereingeschaut, kenne das aber nicht wirklich, und war da nach “nouvelles philosophes” und Deleuze/Guattari in einer Postmodernismus-nausée.
Und Baran/Sweezy oder Galbraith sind Generationenfragen, in den sechzigern und siebzigern musste man sie kennen, ich habe viele Bekannte aus DDR, Ex-WP und Ex-UdSSR (von China nicht zu reden), denen die kein Begriff waren und sind.
Aber wer die Frage nach der Entwicklung der Konkurrenz und der Märkte mit “IBM, Microsoft, Apple…” beantwortet, ist nicht ernst zu nehmen und sollte vielleicht wirklich bei Quesnay anfangen, oder mindestens bei Werner Hofmanns Sozialökonomischen Studientexten (wenn man die 3 Bände noch irgendwo kriegt). Da helfen Floskeln wie “wirklich anschauen” nicht weiter. Wenn man sich Lenin, Hilferding, Kautsky, Luxemburg und auch Marx “wirklich angeschaut” hat, was kommt dann heraus? “IBM, Microsoft, Apple…” oder vielleicht 42?
Um das noch etwas zu vertiefen: Gab es Konkurrenz unter den Raubrittern des frühen Mittelalters? Oder den römischen Sklavenhaltern? Die Antwort ist ja (und zwar bis aufs Blut, und das buchstäblich). Die Frage, ob das nicht alles der gleiche Kapitalismus war (die die Mises-Muschpoke ernsthaft stellt) darf aber gelassen verneint werden. Die Frage, wann es mit dem Kapitalismus begann, ist dagegen eine gute, und Wallerstein (Verzeihung, wieder mal Bücher, die man lesen sollte) beantwortet die mit “im Laufe des 16. Jahrhunderts”, was manchen überraschen mag, vor allem die, denen Zimmermanns Werk über den Bauernkrieg unbekannt ist.
April 1st, 2017 at 13:53
Ich gehe davon aus, dass diese blogadäquat verkürzte Antwort anders gemeint sein kann als sie ankam. Namedropping hilft hier ja auch nicht weiter, hingegen ist die Frage, in welcher Beziehung Monopole/Oligopole zum Problem der Konkurrenz stehen, doch zumindest andeutbar. Ich frage mich auch nach der Relevanz des Ganzen. nach meiner Lesart befinden wir uns in einer Phase der erstmaligen total globalen Erosion der Profitraten; Arbeit geht ebenso dahin wie Absatzmöglichkeiten, womit ‘Wachstum’ nur mehr als Konkurrenz möglich ist. Wer Profite (steigern) will, macht sie auf Kosten anderer. Im Prinzip steht das alles bei Marx, nur wird diesmal keine Expansion den Kap. mehr retten und die technische Produktivität hat ein vernichtendes Maß erreicht. Wo verorte ich da jetzt den Streit?
April 1st, 2017 at 14:06
Ich sehe es ähnlich, dass der Kapitalismus in ein Stadium eingetreten ist, in dem der Fall der Durchschnittsprofitrate eben nicht mehr bloss tendenziell ist. Aber den Rekurs auf den Konkurrenzbegriff halte ich für falsch. Konkurrenz ist der Mechanismus, der die Einheit der kapitalistischen Produzenten (also der Kapitale, nicht der Kapitalisten und noch weniger der Arbeiter sowieso) über den Markt herstellt, notfalls gewaltsam in der Krise. Konkurrenz ist der Gleichmacher unter den Kapitalen.
Monopole sind von Beginn die Antithese zum Kapitalismus und seiner Konkurrenz. Der Liberalismus als Leitideologie des Kapitalismus stieg auf in Polemik und Kampf gegen die feudalen und spätfeudalen Monopole und Privilegien.
Es ist insofern flach und ignorant, einfach zu behaupten, unter Monopolen gäbe es auch Konkurrenz. Das stimmt zwar insoweit, als es unter Sklavenhaltern, Mongolenhorden und Raubrittern auch Formen der Konkurrenz gegeben hat, und zwar mitunter sehr handfeste. Aber das war keine kapitalistische Konkurrenz. Und die der Monopole ist es auch nicht.
April 1st, 2017 at 14:13
Verstehe ich das richtig, daß Du sagst: die Konkurrenz unter den Monopolen ist nicht kapitalistisch?
„In der Praxis des Lebens findet man nicht nur Konkurrenz, Monopol und ihren Widerstreit, sondern auch ihre Synthese, die nicht eine Formel, sondern eine Bewegung ist. Das Monopol erzeugt die Konkurrenz, die Konkurrenz erzeugt das Monopol. Die Monopolisten machen sich Konkurrenz, die Konkurrenten werden Monopolisten. Wenn die Monopolisten die Konkurrenz unter sich durch Aktiengesellschaften und Kartelle einschränken, so wächst die Konkurrenz unter den Arbeitern, und je mehr die Masse der Proletarier gegenüber den Monopolisten einer Nation wächst, umso zügelloser gestaltet sich die Konkurrenz unter den Monopolisten der verschiedenen Nationen. Die Synthese ist derart beschaffen, dass das Monopol sich nur dadurch aufrechterhalten kann, dass es beständig in den Konkurrenzkampf eintritt.“ K. Marx, Elend der Philosophie, MEW 4,163f.
April 1st, 2017 at 14:38
@aquadraht: Jetzt verstehe ich das besser. Es ist keine dynamische Konkurrenz mehr, kein ‘Wettbewerb’, sondern ein Massaker. Insofern nach meinem Verständnis schon eine Art Konkurrenz, aber eben die des Last-Man-Standing auf verbrannter Erde.
Streiten kann man jetzt darüber, ob diese Endphase des Kapitalismus noch kapitalistisch ist. Sicher sind die Gesetzmäßigkeiten verschoben, so wie in einer Singularität, die aus einer Sonne entsteht. Es bleibt mithin Physik.
April 1st, 2017 at 14:50
Es ist keine Konkurrenz mehr, die ‘am Markt’ mit Preis bzw Leistung ausgefochten wird. Sie ist insofern immer weniger kapitalistisch, als sie eben immer stärker mit Tributen – ‘Renten’ aufgrund von Patenten, Lizenzen, aber eben auch Bodenrenten etc – und notgedrungen immer weniger mit Mehrwert arbeitet. Insofern hat sie immer mehr neofeudale und immer weniger kapitalistische Züge.
April 1st, 2017 at 14:53
@flatter – wenn wir jetzt sagen, das ist Monopolkapitalismus/ Imperialismus, wo sind denn die ganzen (alten) Imperien geblieben?
April 1st, 2017 at 15:56
Zu 76 und 77
Der tendenzielle Fall der Profitraten besagt zunächst einmal nur, dass es eine Tendenz dafür gibt, die aber nicht unumkehrbar ist, sondern der entgegengesteuert werden kann durch die Wertzusammensetzung des Kapitals , Intensivierung der Arbeit, Verlängerung des Arbeitstages und Produktionsverlagerung.
Was zum Thema allerdings wenig beiträgt, weil bei den MLern nicht der tendenzielle Fall der Profitrate oder das Abschmelzen der Wertmasse durch die Produktivkraftentwicklung und dem Ersatz mehrwertschaffender Arbeit ist, sondern sich die Schranke des Kapitalismus aus der Konkurrenz und damit einer unausweichlichen Monopolisierung ergibt.
Das ist eine Sichtweise, die ich aus der bürgerlichen VWL ebenso kenne, und die ihr Gleichgewichtsmodell eines Gleichgewichtspreises, der sich durch Angebot und Nachfrage der Marktteilnehmer herstellt, durch das Auftreten von Monopolen und Oligopolen beeinträchtigt sieht, weil dadurch das Spiel der “freien Kräfte”, die des Wettbewerbs nicht mehr gewährleistet ist.
Was daraus folgt ist dann der Ruf nach einem Schiedsrichter, dem Staat.
Was ich an der Diskussion spannend finde ist, dass sie sich weitgehend wieder mal auf der Ebene der Realisierung von Profiten bewegt und die Produktion selbst, die Niederungen der Reproduktion des Kapitals und der Ware Arbeitskraft kaum noch Thema sind.
April 1st, 2017 at 16:01
@Peinhart(79)
Verstehe ich nicht, warum das nicht mehr kapitalistisch sein soll. Da wird doch aus einem Monopol heraus aus dem Mehrwert anderer ‘gezehrt’.
Ich gebe doch Patent/ Lizenz in letzter Konsequenz nur an einen, der damit Mehrwert produziert oder nutze sie selbst um es zu können.
Neofeudal würde ja mE heißen, daß zb. mein Patent die Konkurrenz ‘abschafft’. Das macht es doch aber nicht wirklich, dann kriege ich halt die Konkurrenz von einem völlig anderen Produkt.
April 1st, 2017 at 16:10
@Wat 77: Es wäre allerdings unehrlich, zu unterschlagen, dass Lenin diese Sätze von Marx in seiner Imperialismusanalye zitiert und ihr zugrunde legt. Das Problem ist eben, dass die Tendenz der Konkurrenz zm Monopol nicht mehr ausgeglichen wird von der Tendenz des Monopols, in der Konkurrenz unterzugehen. Gerade Lenin hat sich gegen die “ultraimperialistische” Romantik gewendet, die meint, mit dem Monopol ende die Konkurrenz.
Was aber endet, ist die Funktion der Konkurrenz als der grosse Gleichmacher, die die egalitären und humanistischen Tendenzen im Liberalismus als Leitideologie des Kapitalismus untermauert und befeuert hat. Entsprechend zur Autoritarisierung und Feudalisierung des Monopolkapitalismus wandeln sich auch die Leitideologien: zum antidemokratischen Elitismus Poppers und Hayeks, zur neoliberalen Faschismusapologetik von Mises und Friedman. Faschismus und Liberalismus versöhnen sich wie Feudalismus und Kapitalismus.
April 1st, 2017 at 16:16
Das wird (tendenziell) nicht mehr ausgeglichen?
Dann noch einmal meine Frage von #80:
Wo sind die ganzen einst berühmten Monopole geblieben?
Edit: und wie lange erhält sich denn heutzutage ein Monopol als solches, das müßte ja dann ein vieeeeel längerer Zeitraum als zu Marx’, Lenin’ Zeiten in heutigen Zeiten sein.
Also die Zahlen, die ich da kenne, erzählen mir da etwas anderes – nämlich das ganze Gegenteil.
April 1st, 2017 at 16:26
@Wat.: Ich finde diese Frage etwas unspezifisch, aber wenn ich mal bei Marx Maß nehme und den Unterschied zur aktuellen Lage vergleiche, haben sich die Staaten als (militärischer) Arm nationaler Kapitale aufgelöst. Monopole bilden größere Einheiten als ganze Staaten, und das imperiale Militärbündnis ‘vereint’ Staaten wie USA, Polen, Türkei, Griechenland. Es kann ja gar nicht im Sinne der Mitgleidsstaaten handeln, weil die sich in der letzten Konkurrenz befinden, und zwar sogar innerhalb der EU. Staaten plündern sich gegenseitig, um die Gnade des Kapitals zu erhalten und bilden dabei politische wie militärische Bündnisse, die traditionell im Sinne einer Industrie handeln, welche wiederum von neuen Oligopolen verdrängt wird. So viel Chaos hatte Marx nicht im Menü, und es fällt mir auch sehr schwer, hier noch ein konsistentes Imperium auszumachen.
April 1st, 2017 at 16:26
Klar, wenn ein Feudalherr stirbt oder eine Grafschaft/ein Königreich/ein Imperium endet, ist das das Ende des Feudalismus.
Davon abgesehen gibt es eine Reihe recht langlebiger Monopoldynastien. Und die Konkurrenz als der Gleichmacher unter den Kapitalen ist tot.
April 1st, 2017 at 16:37
@flatter – und damit, daß Du kein konsistentes Imperium mehr ausmachen kannst, widerspricht Du ziemlich deutlich Lenin.
Daß im Laufe von Konkurrenz und Monopolisierung ganze Staaten in die gegenseitige Konkurrenz ‘einsteigen’, findet sich schon bei Marx.
Mir geht es gar nicht so um die Ehrenrettung von Marx, eher schon darum anzudeuten, wer da alles meinte, etwas zu verbessern oder endlich von sich bearbeitet wissen möchte.
Zu dem “Warum tuen das Vwl-er/ Ökonomen” hat ja @Troptard schon etwas ausgeführt.
April 1st, 2017 at 16:58
Troptard hat offenbar wie Wat nicht das Problem begriffen. Die Übermächtigung des kapitalistischen Reproduktions- und Wertaneignungsprozesses durch Kartelle und Monopole, die keine Kartellgesetzgebung (warum gibt es die eigentlich?) wirklich in die Schranken weisen kann, mag man leugnen, so wie die globale Erwärmung. Das ist aber ähnlich wirklichkeitsfern.
April 1st, 2017 at 17:09
Das setzt aber die Gesetzmäßigkeiten nicht außer Kraft. Das Absurde ist ja, dass die ‘Marktgesetze’ weiter (vor allem politisch) befolgt werden wie religiöse Gebote, während ihr Kern, G-G’ (ich nehme mal die kurze Variante) noch immer den Zwang darstellt, der wiederum geleugnet wird, während Profite vor allem dadurch verfolgt werden, dass man die Rahmenbedingungen manipuliert. Das Ding ist längst außer Kontrolle, aber alle benehmen sich, als hätten sie’s im Griff. Dieses Kabarett in D.C. ist doch der finale Weckruf. Silicon Valley vs. Heavy Oil gebiert solche Chimären. Was kommt als nächstes?
April 1st, 2017 at 17:22
Gut geschrieben. Ich weiss das auch nicht, was da kommt. Und ich bin nicht sicher, ob ich es wissen will.
April 1st, 2017 at 18:20
@88, aquadrat
Du hast diesen unglaublichen Charme eines Dogmatikers , der anderen gerne Begriffsstutzigkeit vorwirft und sich selbst stets davon ausnimmt.
Was hat die Klimaerwärmung mit dem Thema zu tun und wer leugnet sie.
Wer hat hier behauptet, dass es in der Konkurrenz keine Tendenz zur Monopolisierung gibt,ebenso zu Oligopolen.
Das war in den Siebzigern des 19ten schon Thema in der bürgerlichen VWL und der Theorie vom “Staatsmonopolistische Kapitalismus” bei den Anhängern der DKP ebenso und ist es wohl dort auch heute noch.
Der Kapitalismus existiert heute dennoch und ebenso, wie er mit anderen Erklärungsmodellen mit externen und inneren Schranken weiter fortbesteht.
Solange er nicht an diesen Schranken wirklich zugrunde gegangen ist, halte ich mich mit Prognosen für sein finales Ende zurück und überlasse das den Spekulanten aus dem linken Milieu.
Hier ist doch wohl keiner so verrückt einem irrationalen System, was der Kapitalismus eben ist, daraus irgendwelche Gesetzmässigkeiten ableiten zu wollen und was noch schlimmer wäre, den Menschen daraus auszuklammern.
So wie ich den ollen Rauschebart verstanden habe, war er sich durchaus bewusst, dass er eine Abstraktionsleistung vollbringt, um der Irrationalität der bürgerlichen Gesellschaft, dem Fetisch von Ware und Geld auf die Spur zu kommen, ohne die Irrationalität dieses Systems gänzlich abbilden zu können.
“Gebrauchswert und Tauschwert, konkrete und abstrakte Arbeit, Geld und Wert, was sich auf betriebswirtschaftlicher Ebene überhaupt nicht abbilden lässt.”
Und so leidet die Diskussion wie immer darunter, dass etwas eingefasst werden muss, was auch die bürgerliche VWL auszeichnet, dass der Gegenstand der Betrachtung sich betimmen lassen muss.
Es gibt eben für das Eine und sowohl für das Andere eben keinen hinreichenden Beleg/Beweise.
Was allenfalls mehr Aussagekraft beanspruchen kann, dass sind Aussagen, die sich nicht beschränken auf einzelne Aspekte: Erscheinungen gesellschaftlicher Reproduktion.
Und da war der olle Marx für mich immer noch im Vorteil.
April 1st, 2017 at 18:39
Für den Monopolkapitalismus und seine Auswirkungen in Wirtschaft und Gesellschaft gibt es sehr wohl “einen hinreichenden Beleg/Beweise”, aber wenn man auf Bücher und Autoren und deren Argumentation verweist, wird das als nicht bloggerecht abgewiesen. Dabei wäre es an der Reihe derjenigen, die gegen Lenin und andere auskeilen, zu zeigen, was an den Analysen von Lenin, Bucharin, Hilferding, Luxemburg, Baran/Sweezy, Galbraith et alii verkehrt war und ist. Das ist nicht “Namedropping”, sondern Hinweis.
April 1st, 2017 at 18:40
@aquadraht: Nein, es ist an dir, das Zustandekommen deiner Position zu erläutern, wenn du diejenige anderer kritisierst. Ich meine, das war schon immer so.
April 1st, 2017 at 19:09
Hm, das klingt wie eine Absurdität: ich habe also “das Zustandekommen meiner Position zu erläutern, wenn ich diejenige anderer kritisiere”. Wo soll ich beginnen, in der frühen Kindheit? Wird das nicht zu lang für einen Blogkommentar? Meinjanur.
April 1st, 2017 at 19:50
Jetzt haben wir en passant geklärt, wie es immer zu diesen Autobiografien kommt. #KeinerVerstehtMich :-p
April 1st, 2017 at 20:56
Nun, wenn das in Geblödel abgleitet, ist es wohl Zeit zu gehen. Vor allem wenn die, die aus la main grundstürzende Kritik an der Leninschen (und anderen) Monopoltheorie zu haben vorgaben, sich aus der Debatte stehlen. Der Realität hat es bislang nicht geschadet, wenn jemand den Kontakt zu ihr verlor.
April 1st, 2017 at 21:02
Ich bin nicht schuld an deiner Humorlosigkeit. Vielleicht solltest du einfach mal einen Kurs in Argumentieren belegen. Ich halte dich nicht für doof, du aber die anderen. Und das macht keinen Spaß und bringt auch niemandem etwas. Loose – loose. Bravo!
April 1st, 2017 at 21:04
Klarer Fall. Wenn das hier eine Häkel- und Selbsterfahrungsgruppe ist, empfehle ich mich.
April 1st, 2017 at 21:06
Nein, jeder von uns ist Präsident in wichtiger Funktion. Wir wollen die Welt retten. Ehrlich!
p.s.: Ich kann gar nicht häkeln. :(
April 1st, 2017 at 21:17
Wie witzig. Ok, ich bin langsam von Begriff. Aber ich stimme Dir zu: ich bin hier fehl am Platze. Habt Spass mit Eurem Ego,
April 1st, 2017 at 21:18
Wer hier nicht häkeln kann, ist raus.
100101. Ist der böse Mann jetzt weg? Wieso? Und wer ist Ego? Am Ende bin ich wieder schuld mit meiner Zickigkeit. Mennooo!April 1st, 2017 at 21:20
Ist heute Gegenteiltag?
April 1st, 2017 at 21:42
Ich war’s nicht.
… und wie soll ich jetzt meinen roten Merino-Schal fertig kriegen^^
April 1st, 2017 at 22:42
Dafür hab ich ne neue Geschäftsidee: Geblödelgleitgel. Ohne lass ich keinen mehr rein. Nicht, was ihr jetzt denkt. Also von mir. Ich meine … also … ich bin nicht … hört auf meine Gedanken zu lesen!!1¹!!!
April 1st, 2017 at 23:05
Prost!!1!!
Kriegen wir noch mal die Kurve zu Deinem Kommunismus oder rutschen wir auf der Gleitgelspur aus?
April 1st, 2017 at 23:21
Hier unten noch die Kurve kriegen ist unwahrscheinlich. Die Wenigsten beteiligen sich an der Diskussion; was da draußen hängenbleibt, wäre die Frage. Die Spezialdemokraten, an die sich das u.a. wendet, werden sich vermutlich eh nie melden.
April 2nd, 2017 at 09:53
Ich schmeiße einfach mal ein paar Brocken hin.
How the Spanish political laboratory is reconfiguring democracy
On May 15, 2011, Spain was convulsed by one of the most spectacular popular uprisings in its history, and in the history of the modern democratic world.
Interessant finde ich den Link darauf: The Origins of Monitory Democracy
India’s most respected public intellectual Ashis Nandy recently appealed to his fellow citizens to recognise and deal with a spreading malady in Indian politics. He calls it ‘psephocracy’. The quality of political leadership and government, says Nandy, is compromised by the reduction of Indian democracy to struggles to win the spoils of office. ‘The moment you enter office, you begin to think of the next election’, he notes.
Genau unsere Rede. Wer gewählt wird, denkt bereits daran, wie er/sie beim nächsten Mal wieder genügend Stimmen einsammeln kann. Das ist die Hauptaufgabe jedes Politikers, die immer mehr Zeit und Geld schluckt.
Ashis Nandy nennt die fortgeschrittene repräsentative Demokratie also ‘Psephokratie’: Are democracies drifting toward “psephocracy”?
Im zweiten Text liest sich das so:
The preoccupation with winning and retaining office has toxic effects. Incumbents dare not put a foot wrong. Underachievement is consequently rife; bold and imaginative political leadership withers. Far too much time is spent log-rolling coalition partners. Vast sums of campaign funds are raised through shady backroom deals. Patron-client arrangements called vote banks flourish, along with corrupt wheeling and dealing. Focus groups, targeted advertising and negative campaigning become regular techniques of governing. Parties degenerate into oligarchies hungry for electoral conquests. Party hopping, the strange practice of representatives switching allegiance to another party when in office, flourishes. So does behind-the-scenes lobbying. Under extreme circumstances, as Narendra Modri showed in Gujurat in 2002, politicians seeking re-election are even prepared to win office by stirring up communal suspicion and hatred, riots and pogroms.
Einfach mal ein wenig lesen. Dass die schon 1940 auf diese Ideen kamen, war mir neu.
Warum haben uns das ‘unsere’ Politologen in den Blogs noch nicht erzählt? Erfährt man darüber nichts im Politikstudium?
Noch ein nettes Projekt: Barcelona creates the largest public electricity company in the state to give light to 20,000 homes
April 2nd, 2017 at 13:16
Anderes Beispiel. Ein Open Source-Projekt zur Bürgerbeteiligung: Paris uses the free software developed by Decide Madrid
In Madrid verfügen die Leute über 100 Mio. Euro, über deren Verwendung sie Vorschläge auf Decide Madrid einbringen, darüber diskutieren und abstimmen können.
Ich fände es praktisch, wenn jede Gemeinde noch zusätzlich das hier am Start hätte: GlobaLeaks
GlobaLeaks is an open-source, free software intended to enable secure and anonymous whistleblowing initiatives developed by the Hermes Center for Transparency and Digital Human Rights.
April 2nd, 2017 at 16:40
Zwei längere und ausführliche Beiträge über Trump in den ‘Blättern’: Der Geist des Trumpismus oder: Was Steve Bannon wirklich will und Wie Donald Trump lernte, Russland zu lieben. Stelle ich mal hierher, weil insbesondere der zweite Beitrag auch einiges über das ‘Wirtschaftsleben von heute’ und seine immer mafiotischeren Verstrickungen, noch bzw schon jenseits von Monopolen und Kartellen, zu bieten hat.
April 2nd, 2017 at 17:04
Letzteres scheint hochinteressant. Muss ich mir mal etwas mehr Zeit für nehmen.
April 2nd, 2017 at 19:43
Ich warte ja immer noch auf die Aufrufe der Linkspartei zum Generalstreik, zivilem Ungehorsam. Ok, ich gebe zu, das war naiv von mir.
Nach etwa 30 Jahren warten, kann man sagen, dass das auch in den nächsten 30 Jahren nicht passiert.
Wer da ein Versehen sieht, kann ja auch noch ein Jahrhundert SPD für die Abschaffung des Kapitalismus wählen.
April 3rd, 2017 at 07:41
Schöner Essay: Ganz am Anfang beginnen
[..] “Der Reichtum der Gesellschaften, in welchen kapitalistische Produktionsweise herrscht, erscheint als eine ‘ungeheure Warensammlung’.” Was bedeutet Reichtum? Er wird im “Kapital” von Marx nicht definiert. Aber in den Grundrissen, den Notizen, die Marx nur wenige Jahre zuvor angefertigt hatte, gibt es einen wunderbaren Abschnitt. Hier stellt er genau die Frage, die der erste Satz des “Kapital” nahelegt: Wenn wir sagen, dass der Reichtum im Kapitalismus als ungeheure Warensammlung erscheint, was wäre Reichtum dann in einer anderen Gesellschaftsform? [..]
Die Ware ist Kampf, Wert ist Kampf, die Abstraktion der Arbeit ist Kampf, Geld ist Kampf und so weiter. Alle diese Formen kapitalistischer gesellschaftlicher Verhältnisse sind Kampf, aber es nicht nur dies. Es ist das dichte Gewebe dieser verschiedenen Formen gesellschaftlicher Verhältnisse, das dem Kapital in diesem Kampf seine enorme Macht verleiht.
Aber dies bedeutet nicht, dass das Kapital ein geschlossenes System ist, das nur durch eine große Revolution in der Zukunft ersetzt werden kann.
Vielmehr bedeutet es, dass es sich um einen eng strukturierten Angriff auf die Menschheit handelt und dass die Revolution das Entpacken oder Entwirren dieser Struktur ist, ein Prozess, in dem wir beständig einbezogen sind.
Wir alle sind Teil dieses Kampfes, jederzeit. Warum, liebe Hörerin, lieber Hörer, hast du das Radio, hast du diese Sendung eingeschaltet? Weil es etwas in dir gibt, das sich bereits in die ‚falsche‘ Richtung bewegt, sich gegen das “Kapital” bewegt, sich gegen die Kommodifizierung des Reichtums bewegt. Dies ist der Kampf, in den wir alle hineingeboren sind, der Kampf, den wir jeden Tag leben, der Kampf, der uns beständig in zwei Richtungen zieht.
Ist dies Klassenkampf? Ja, aber nicht im herkömmlichen Sinn vom “Kampf der Arbeit gegen das Kapital”, sondern im Sinne eines Kampfes gegen die Arbeit, die Kapital produziert, gegen das Hineinsaugen unserer Aktivität in die bedeutungslose Produktion einer “ungeheuren Warensammlung”.
Der Klassenkampf ist der Kampf der Klassifizierten gegen die Klasse, gegen ihre Klassifizierung: Wir werden uns nicht einfügen, wir werden uns nicht klassifizieren lassen. Wir werden die Herrschaft des Geldes nicht hinnehmen. Wir sind die Bewegung des Reichtums gegen die Ware. [..]
April 3rd, 2017 at 20:58
@100 f
Was soll das? Wtf iss Ego? Meint Ihr nich Egon??
Nachtrach: Ich fand’ die Diskussion unterhaltsam, aber auch streckenweise unter all’ den -isten überfordernd (ich habe nur ein Buch von Harry Valerien). :-p
April 3rd, 2017 at 21:08
@R@iner
Hab’ ich gestern auch gehört, war mir auf’s erste hören zu spannend, muss ich nochmal, mit lesen. Jedenfalls: Spannend! (alle 9 Folgen)
April 7th, 2017 at 23:49
Noch zur Ergänzung in diesem Thread die Diskussion anderen Orts:
Imperialismustheorien
April 8th, 2017 at 09:17
(Nur so nebenbei. @Wat.: Es gib auch noch die auf soziologischen Ansätzen beruhende Weltsystem-Theorie. Davon habe ich allerdings nur sehr wenig bis gar keine Ahnung.
Hier gibt’s ein paar Zeilen dazu: Immanuel Wallerstein, „Utopistik. Historische Alternativen des 21. Jahrhunderts“)
April 8th, 2017 at 11:37
@R@iner: Ich sehe darin keinen Erkenntnisgewinn und auch keine Berücksichtigung der konkreten Form kapitalistischer Organisation und Bedarfe. Das ist eine Art Machttheorie, mit der ich aber z.B. das Entstehen und die Dynamik des Kap. ebenso wenig erklären kann wie den Kollaps des Real Existierenden. Was soll ich mit so einer ‘Theorie’ tun?
April 8th, 2017 at 14:30
@flatter(117)
Öhm, kaufen, denke ich mal :P
Der Verfasser hat nur übersehen, daß bei Gehirnschmalz-Produkten anderer niemand mehr die Katze im Sack kaufen muß.
Auch eine Alternative (das iNet) , sogar dafür schon historisch. Nur hat der Autor diese wohl nur unzureichend beleuchtet und für seine Buchpromotion bedacht…