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Wieso halten Bäckereifachverkäuferinnen ihre Kunden eigentlich mehrheitlich für doof? Ich mag ja ungern meinerseits Schlüsse vom Job auf die oberstübliche Möblierung schließen, aber ist es nicht vielmehr so, dass sich in der täglichen Geringschätzung der Kundschaft vielmehr die eigene Wachstumsdelle bezüglich kognitiver Kapazität offenbart? Ihr wisst, was ich meine: “Die Tüte offen lassen, die Brötchen sind frisch aus dem Ofen!

Als die Dame heute Morgen bei “Tüte” war in ihrem üblichen Befehl, hatte ich bereits einen Kabelbinder um deren Öffnung gezurrt. Während ich ihr ein sibirisches “Wiedersehen” entgegen hauchte, verrammelte ich den Ausgang noch mit Gaffa Tape. Ob diese kleine Vorführung ein wenig dazu beiträgt, die Welt probeweise aus einer anderen Perspektive zu betrachten, man weiß es nicht. Kann es sein, dass sie von der anderen Seite der Theke völlig anders aussieht? Hat der Mann vielleicht Gründe, die Tüte nicht offen zu tragen?

Kann doch nicht …

Ist er mit seinen rund 50 Lenzen wirklich schon (oder noch) in der Lage, solche Entscheidungen selbst zu treffen? Kennt er die Konsequenzen seines Handelns? Als Fachkraft muss die Verkäuferin das offenbar verneinen. Sie ist schließlich gelernt, ein Profi. Was weiß der schon, dieser Kunde! Und so kommt es, dass sich einmal mehr die parallelen Universen gegenüber stehen und es ums Verrecken nicht zum versöhnlichen Urknall kommen will.

So ist das auch zum Beispiel mit mir und meinen Freunden, den Sozialdemokraten. Sie wollen “ökologische Nachhaltigkeit und soziale Gerechtigkeit“, alles im Rahmen von Sozialemarktwirtschaft®, versteht sich. Ganz schlimm finden sie den “neoliberalen Wachstumsimperativ” – und Marxismus natürlich. Diese Extremisten tun ja auch dauernd so, als sei das mit der Geldvermehrung eine Art Zwang und nicht bloß der Auswuchs schlimmer persönlicher Gier und ihrer Ideologen.

Ein ehemaliges Nachrichtenmagazin hat derweil festgestellt, dass es eine besonders perfide Art von Armut gibt, nämlich eine, bei der man nicht mal mehr ordentlich einkaufen kann. Nein, wie furchtbar! Sie nenen es “Kaufkraftarmut“. “Kaufkraftarmut”! Müsste ich nicht diese Brötchentüte und die zwei Hunde irgendwie am Stück nach Hause bringen, ich schmisse mich auf der Stelle weg. Wozu haben wir jahrelang den Rabatt bei Porsche und Drittvilla in die Inflationsrate eingerechnet? Verräter, verdammte!