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Lustige Entwicklungen gibt es, so etwa einen “progressiven Neoliberalismus“, dem fortgeschrittene Sozialdemokraten eine “neue Linke” entgegensetzen wollen. Irgendwie ist es immer dasselbe. Mir ist ja schon schleierhaft, wieso “linke” “Ökonomen” nicht begreifen wollen, dass selbst die klügste Dressur beim Kapitalismus versagen muss. Im Zweifel sind sie immer für den Kapitalismus, sonst gäbe es ja nix mehr zu zähmen, vor allem aber sollten sie aufhören, sich “links” und “Ökonomen” zu nennen. Selbst Hans-Werner Sinn, der alte Schlawiner, hat da mehr begriffen. Der glaubt allerdings noch immer an Wachstum und hat sicher auch schon eine Idee, wie wir unseren Tinnef nach Mars und Saturn exportieren – ich meine die Planeten!

Yo, und dann gibt es noch die ganz Harten, die sogar Killary “links” nennen. Das ist dann Sozialdemokratismus im Endstadium. Einer nämlich, der sich von der Arbeiterschaft so gründlich abgewendet hat, um “progressiv” zu bleiben, dass er sich mit der Form des Kapitalismus verbündet, die seine ehemalige Klientel kalt verhungern lässt. Die Sozen sind nicht nur zu doof, etwas wie “Kapital” zu denken und schwafeln stattdessen von “Gewinnen”, “Vermögen” und “Märkten”. Die alte Linke täte hier eher Not, um ein Pferd wenigstens wieder “Pferd” nennen zu können. Nein, die Sozen kapieren vor allem überhaupt nicht, dass die Lohnabhängigen längst zwischen alten und neuen Oligopolen zerrieben werden. Sozialdemokraten sind einfach für den Fortschritt.

Zwischen Mühlsteinen

Der ist blöderweise aber der des Kapitalismus, und je fortschrittlicher der wird, desto weniger Arbeitskräfte werden gebraucht. Alles Menschen, die nicht mehr essen müssen, da ist der Soze ganz beim Ausbeuter. Was heute ‘linker’ Habitus ist – Genderblabla, Multikultiblabla, Chancenblabla, deckt exakt die Bedürfnisse der neuen Industrien. Google, Facebook, Microsoft, Amazon, Ebay und Co. brauchen freien Zugang zu relativ wenig hoch qualifizierten Mitarbeitern, freien Handel und eine Illusion von Wohlstand, die auf die Mittelschicht zurecht geschnitten ist. Flottierenden Konsum, entwurzelte, aber ständige Kommunikation und die Konsumhaltung süchtiger Einzelgänger.

Donald Trump wurde in diesem letzten Gefecht noch einmal von den Rückwärtsgewandten ins Amt gehievt. Menschen, die sich Zeiten herbeisehnen, in denen man noch eine Familie gründen konnte und als einfacher Arbeiter gewertschätzt wurde. Die Industriearbeiter der Produkte aus Kohle, Stahl und Öl, deren Chefs sich um Trump scharen, weil ihre Profitinteressen und die Ideologie der Altrechten prima zusammen passen. Dahinter, drum herum und überall wie immer das Finanzkapital, dem es wurscht ist, mit wem es zockt. Für Investmentbänker sind das tolle Zeiten, in denen noch einmal die alte Industrie auftrumpft, ehe sie endgültig untergeht. Das sind Hochs und Tiefs, das ist Dynamik, und mit der macht man auf dem Parkett Gewinne – egal ob man auf Sieg oder Niederlage wettet.

Eine neue Linke wollt ihr? Noch progressiver vielleicht oder einfach wieder menschenfreundlicher, mit noch besseren Ideen, wie man die Märkte für das große linke Comeback nutzen kann? Es ist Kapitalismus, du Idiot, der gewinnt immer – es sei denn, man wendet sich endgültig von ihm ab. Das wiederum ist aber ganz alte Linke. Die verbotene, ihr wisst schon. An der kommt keiner vorbei, wenn er wirklich etwas Neues will.